Ute - Der Hintergrund von Bulimie in 5 Synergetik Sessions aus dem Jahre 2006


Ute 1. Session – Bulimie

Kl : Ja, also ich bin auf einem Schiff eine Treppe runter gelaufen, und bin jetzt in so einem Gang mit so – wie in so einem Schiff eben – mit so Metalltüren, links und rechts. Jede Menge.
Th: Gut, such Dir eine aus! Bleib an einer stehen, wenn Du eine hast.
Kl: Wer die Wahl hat, hat die Qual – weiß gerade gar nicht, welche ich nehme... ich nehme die mittlere links.
Th: Du kannst das Thema drauf schreiben, wenn Du willst. Du wolltest wegen Deiner Bulimie nach schauen...
Kl: Hm! *bejahend*
Th: Und jetzt schreib es drauf!
Kl: Ja, ich schreib *kotzen* drauf.
Th: Gut, bist Du bereit, die Tür zu öffnen?
Kl: Ah, puuuh, ja. *atmet tief durch*
Th: Dann öffne sie jetzt! (Geräusch einer sich öffnenden Tür wird eingespielt)
Was siehst Du? Was ist da?
Kl: Ich sehe jetzt erst mal noch... hm.... was ist das?
Th: Beschreibe mir doch mal den Fußboden oder die Wände...
Kl: Das sieht aus wie Wolle.
Th: Ja? Wie muss ich mir das vorstellen? Einen ganzen Raum voll Wolle, oder...?
Kl: Die Wände sind aus Wolle?! Oder so.... so gestrickt... wie so... wie wenn ich *lacht* im Innern eines Strumpfes wäre. So ähnlich. Nur dass der Strumpf ein Raum ist, also es ist ein Zimmer – kein Strumpf, sondern ein Zimmer – aber es sieht aus wie gestrickt.
Th: Ja. Gut. Geh mal ein bisschen tiefer rein: Spür mal den Fußboden unter Deinen Füssen: Ist der fest? Trägt der? Oder wie fühlt der sich an?
Kl: Fußboden... das kann ich jetzt gar nicht so wahr nehmen... der ist irgendwie nicht fest, aber auch kein Loch oder so, sondern so ein... so... wie so ein Wasserbett. Ich bin auch auf allen vieren. Das ist nicht so ganz fest.
Th: Ja. Wie fühlst Du Dich? Wie geht es Dir jetzt?
Kl: Mir wird schwindlig. Uaah. Das ist total blöd.
Th: Sag das mal dem Raum! Red mal mit ihm!
Kl: Es ist total blöd, Raum, dass ich jetzt hier bin und dass Du jetzt so komisch aussiehst, wie eine Socke und dieser Fußboden ist echt... *atmet schwer*... ja, mir wird schon halb schlecht, so, mmmh....
Th: Dann stell die Standartfrage: Was willst Du mir damit sagen? Oder: Was soll das? Warum bist Du aufgetaucht?
Kl: Was willst Du mir jetzt sagen damit? Warum bist Du jetzt da? Das ist... das ist das Symbol... für... mein... wie es mir geht. Das drückt aus, wie es mir geht.
Th: Gut. Du hast ein bisschen schwankenden Boden, Dir ist schwindlig...
Kl: Ja. Ja.
Th: Es war alles ganz wohlig da drin...
Kl: Ja, nee... uaaah... *atmet schwer*
Th: Dann frag den Raum doch mal: Wo bist Du denn entstanden?, und schau mal, was er Dir zeigt. Dir sagt.
Kl: Wo bist Du entstanden? Ooh, jetzt kommt eine ganz laaaang gedeeehnte Stimme, so „uuuh, vor laaaaaaaaaaaanger Zeit“ sagt er so... so ganz... wie durch... wie durch... das kann ich gar nicht erklären, wie durch einen ganz weiten Raum.
Th: Gut, dann sag ihm: Führ mich dahin! Nimm mich mit! Zeig mir das!
Kl: Ja, führ mich jetzt mal hin, ich möchte gerne wissen, wo das ist.
Th: Genau. Und dann sei mal dort. Schau mal, wo Du hin kommst, was da ist, was auftaucht.
Kl: Ah, ich fühl mich total beklemmt.
Th: O.k. Körpergefühl ist schon da, guck mal, in welcher Situation bist Du dann? Öffne einfach mal Deine Augen, schau Dich um, sag mir, wo Du bist.
Kl: *ist aufgeregt*, ich kann gerade noch gar nicht meine Augen öffnen.
Th: Ist o.k., lass Dir Zeit.
Kl: Ich merk auch, dass da gar nicht hin will. Also ich will eigentlich gar nicht. Hab eigentlich gar keine.... ich meine, ich will schon, das ist jetzt echt ein Widerspruch...
Ich will ja! Aber irgendwie will ich auch nicht. Ganz klar: Ich will und ich will nicht.
Th: Dann geh mal mit dem Teil, der dahin will.
Kl: Dann muss ich das zulassen.
Th: Du kannst es Dir ja von Außen anschauen, kannst schauen, was Du wahrnimmst, was da ist, was Du siehst. Vielleicht zuerst als Beobachter, das ist leichter.
Kl: Hm....
Th: Oder schau mal, was Du willst, alles o.k.
Kl: *atmet tief durch*, o.k. also jetzt... ich möchte jetzt schon gern... ich möchte jetzt gerne... das ist so, wie wenn mich jetzt so was dahin drängt, zu dem Bild, wo ich gestern war, und ich will aber gar nicht hin. Also so wie: Nö, das will ich jetzt aber nicht. Ja, o.k., ich bin jetzt aber schon da.
Th: Ah ja, dann beschreib mal, was Du siehst!
Kl: Also ich sehe eine Küche, und ich sehe auf der rechten Seite ist das Fenster und da ist ein Wellensittich in seinem Käfig, ja, den sehe ich gar nicht, aber ich weiß, dass er da ist. Und da ist ein Tisch und eine Eckback glaub ich, das müsste eine Eckbank sein, und da vorne ist die Tür – den Raum kenne ich, das ist beim...*fängt an zu zittern* – und auf der linken Seite ist...ja, so die Küchenzeile, und eigentlich ist das gar kein Wickeltisch oder so, aber ich liege... ich glaube, ich liege da... oder da könnte ich mich jetzt mal so orten... oder das ist so der Ort, wo ich mich jetzt fühle, ich sehe mich jetzt gar nicht aber...
Th: Wie alt bist Du ungefähr?
Kl: Och, ganz klein, ich bin noch im Wickelalter –das war ich gestern auch – also das weiß ich ganz genau: Ich bin noch ganz klein, ich bin ein Jahr, oder zwei.... also unter drei. Im Strampelalter. So.
Th: Ja, dann schau einfach mal, was passiert, was beobachtest Du? Es muss einen Anfang haben, irgendeinen Ursprung. Guck mal, was passiert.
Kl: Ach ja jetzt sehe ich einen.... also ich sehe jetzt einen Laufstall und das ist das Kind drin.
Th: Wie sieht es denn aus? Geht es ihr gut?
Kl: Das sieht süß aus! Es hat so blonde Locken... es ist gold... das bin ich.... ich bin süß. Und ich halt mich so, oder – ich sehe mich ja jetzt von Außen – das hält sich so...
Th: An den Gitterstäbchen fest?
Kl: ... das ist so ein Netz. Keine Stäbchen oder Stäbe, das ist ein Netz und an dem Rand oben, und zwei Zähne sind schon da. Ja, so ein kleiner Windelpupser, sag ich jetzt mal, mit so einer roten Hose.
Th: O.k. Du hast zwei Möglichkeiten: Du kannst hin gehen und die Ute – wurdest Du früher schon Ute genannt?
Kl: Weiß ich gar nicht?! Ute? Utela? Ute? Ja. Ute. Ja.
Th: Dann geh einfach mal hin zu der Ute, oder Du kannst einfach mal gucken, was von selbst passiert, wenn Du weiter nur beobachtest.
Kl: Also ich setzt mich jetzt gerade an die Eckbank da – ich möchte eigentlich beobachten, ich möchte mich da jetzt hin setzen und ich möchte... ich bin unsichtbar...
Th: Ja, ja.
Kl: Und ich möchte jetzt da eigentlich wissen, was... es ist ja niemand da, ich bin ja allein, das Kind ist allein...
Th: Ja, das kann sich ja gleich ändern. Du kannst ja so ein bisschen Zeitraffer machen: Ein bisschen vor gehen in der Zeit, bis sich irgendwas verändert, irgend jemand auftaucht, etwas passiert. Schauen wir mal, was passiert.
Kl: Ich höre Schreie. Geschrei. Geschrei.... so im Hintergrund – es ist nicht so laut, aber ich höre es. Da poltert es, die machen da .... irgendwas ist da los – und ich krieg Angst. Das Kind kriegt Angst. Was ist da jetzt? Das fängt an das Gesicht zu verziehen. *zittert*
Th: Einfach nur beobachten, was passiert, es ist alles o.k.
Kl: Ja, das wird unruhig, das merkt eben irgendwie, dass da jetzt was nicht stimmt.
*kurze Stille*. Schreierei ist da hinten, im Hintergrund.
Th: Welche Stimmen sind das denn? Ist das männlich oder weiblich?
Kl: Beides. Beides. Richtig... das geht richtig ab. Schläge – ich weiß, dass die sich schlagen, ich sehe es nicht, aber ich weiß es. Die schlagen sich.Die schlagen sich. Meine Mutter kriegt von ihrem Vater, meine Oma ist da mit da, meine Mutter, die.... die heult... und das ist das dann.... dann betrinkt sie sich. Oder nimmt sie Tabletten, oder macht sie irgendwas. Also... aber an mich denkt sie überhaupt nicht, ich meine, das hatten wir ja gestern schon.
Th: Also Du kannst schon wahr nehmen: Die Ute da, die kleine, die wird nicht so...
Kl: Die wird total vergessen! Das ist ja völlig unwichtig, das Kind da! Die machen da ihren.... ihren Drama-Scheiss da.... und denken nicht dran, dass da dieses Kind... dass ich da... in dem Gitterdings da stehe und Angst krieg... *zittert immer stärker*
Th: Spür mal, was Du machen willst, Dein Körper wird ganz unruhig. Guck mal, was Du machen willst: Was ist es?
Kl: Ja ich will da raus!
Th: Ah ja.
Kl: Ich komm da aber nicht raus. Ich will gucken, was das los ist, aber ich komme da nicht raus, das ist ja bescheuert, das ist ja voll das Gefängnis.
Also, das find ich unmöglich. *atmet schwer*, was machen denn die für Sachen? Hmmm, das verstehe ich nicht, also das ist mir echt.... irgendwie...
Th: Guck doch mal nach, oder spür mal, was für ein Grundlebensgefühl stellt sich jetzt ein? Was ist so Deine tiefste Grundhaltung jetzt? Oder: Was nimmst Du wahr?
Kl: Ach ja..... puuuuh....
Th: Oder was ist der erste Satz, der Dir kommt?
Kl: Grau. Grau. Laang, lange Arme, lange, lange Arme und nichts erreichen, nichts... *greift mit den Händen in die Luft, streckt sich mit den Armen nach etwas unerreichbarem aus* ...ich fasse... ich will, ich will, dass jemand da ist, ich will, dass jemand kommt... und es kommt niemand... ich versuche es immer zu erreichen... ich strecke mich und strecke mich...und... aber *Tränen steigen in die Augen*, es ist keiner da! So ist das. So fühle ich mich. Ich strecke mich immer nur.
Th: Ist das so ein Grundgefühl von Bulimie? Spring mal hin und her. Guck mal, ob es da irgendwas ähnliches gibt, wenn Du wieder am Kotzen bist.
Kl: Bulimie ist davor flüchten. Glaub ich. Oder nee, glaub ich das? Oder weiß ich es? Da muss ich gerade mal nachfragen.
Th: Geh mal zum „Kotzmoment“ hin, oder kurz vorher, bevor Du Dich entscheidest zu kotzen, guck mal, was ist das für ein Gefühl! Ist das so etwas ähnliches?
Kl: Verzweiflung! Verzweiflung ist es!
Th: Ist es so etwas ähnliches? Spring mal hin und her!
Kl: Ja, doch, es ist auf jeden Fall etwas ähnliches, auf jeden Fall ist das etwas ähnliches... ja... ganz klar... aber das Gefühl kann ich nicht beschreiben, ganz schlecht.
Th: Aber wenn Du dann kotzt, dann ist das wenigstens eine Erleichterung, dann ist etwas passiert, dann ist was draußen, dann...
Kl: Ich kann erst mal... ich kann erst mal das weg essen, das Gefühl weg essen *weint*, dann ist es schon mal weg, und dann tut es aber weh und dann ist es total scheiße und unangenehm ...*weint*...... und dann kann ich es wieder raus kotzen. Das ist ja einfach. Will ja nicht so dick werden wie die alle, ne? Wie mein Stiefbruder und meine Stiefmutter, die.... der wiegt ja 120kg. Und das ist ja schrecklich. Das will ich ja nicht. Aber so dieses weg essen... Zucker... das ist nur irgendwie so... was Süßes einfach.... süß.... das Leben ist überhaupt nicht süß. Es ist nicht süß. Aber der Zucker, der ist totaler Schwachsinn, weil das ist ja nicht von Innen. Es fehlt ja INNEN. Und das ist von Außen.
Th: Gut. Dann geh doch mal hin zu der Ute. Die steht ja immer noch in ihrem Ställchen und kommt nicht raus und macht lange Arme und keiner kommt, sie hört Schläge und Schreien und... geh Du doch wenigstens mal hin zu ihr, dass sie da nicht so allein ist.
Kl: Ja. Ja.
Th: Guck mal, ob sie Dich wahrnimmt, oder sich freut, oder reagiert...
Kl: Ich geh da ganz vorsichtig hin.
Th: Genau. Damit sie keine Angst kriegt, Dich wahr nimmt.
Kl: Ja, ich geh dann in die Hocke, damit ich ihr in die Augen schauen kann.
Aber jetzt sagt sie mir gerade, dass sei sie schon gewöhnt, alles.
Th: Ah ja. Das passiert öfter.
Kl: Ja, sie ist das schon gewöhnt, hat sie gesagt. Hä?
Ihre Augen sind so....
Th: Sag es ihr direkt, rede mit ihr!
Kl: Deine.... Deine Augen... die... sind so... die...
(Der Therapeut legt sich nun neben die Matratze der Klientin – ohne sie zu berühren, nur sehr dicht ran gerückt)
Kl: ... *stockt*.... die haben so eine Tiefe.
Th: Mhm. Sag es ihr. Rede mit ihr.
Kl: Deine Augen.... *hält inne*.... Oh Bernd, Du irritierst mich gerade total.
Th: Ja. Beschreib mal, was passiert!
Kl: Ooooooch..... *atmet schwer aus* puuuuuuuuh.... *flüstert* ..... ich hab Angst.... oh Gott...
Th: Dann schau Dich mal um: Was passiert? Guck mal: Wer kommt? Was kommt?
Kl: *atmet schwer*.... oh Gott... hhhhhhhhhh........ ah, ich kann ja nicht davon rennen. *leise*
Th: Wie bitte?
Kl: Ich kann nicht davon laufen. Tzzz, hhhhh........ hei, wer kommt denn da? Da kommt irgendjemand.... *atmet schneller*.... *stoßartig*.... *fängt an zu stöhnen, angstvoll*.... och Gottchen, ich werde ganz taub, meine Nase wird taub, mein Gesicht wird taub... meine Nase wird ganz taub! Ah! Aaah! Mein Mund! *atmet stoßartig und wird dabei lauter* .... AAAHHH.... *fängt an zu schluchzen, zu weinen* ... aah... *angsterfüllt*
Th: Gib mir Deine Hand. Guck mal, was passiert?! Guck mal hin.... guck hin!
Kl: *atmet ruhiger, aber noch immer stoßartig*... *wird ganz ruhig*
Th: Jetzt steigst Du aus, gell?
Kl: Oh ja.
Th: Beschreibe mal, was Du siehst.
Kl: Ich sehe jemanden, aber ich sehe kein Gesicht, ich sehe nur eine Person...
Th: Beschreib einfach alles, was Du wahr nimmst.
Kl: *atmet stoßartig, ängstlich*
Th: Aus welche Position siehst Du es?
Kl: Ich bin hinten. Hinter dem.
Th: O.k. Was macht der? Schau hin.
Kl: *atmet ganz flach* Er hat das Kind da hoch gelegt. Da hoch auf das Ding... auf das... auf das...
Th: Wickeltisch
Kl: Das ist kein Wickeltisch, das ist die Küchenplatte!! *aggresiv*
Th: Was macht er?
Kl: Irgendwie begreift das Kind total, dass das jetzt nicht so stimmt!
Th: Ja.
Kl: Verdammt hey, wer ist das denn, ich werde narrisch!
Th: Geh mal mit Deinem Bewusstsein so an der Seite hoch und guck mal: Was passiert?
Kl: Wie bitte?
Th: Geh mal mit Deinem Bewusstsein so an der Seite hoch und schau mal, was passiert. Du kannst jede Position einnehmen. Du kannst überall gucken.
Kl: Also, das ist ein ganz widerlicher Kerl. Ein ganz widerliches, widerliches, widerliches, widerliches, widerliches, schleimiges.... schleimiges... schleim-i-g-es....
*weint*
Th: Guck mal hin, was macht der? Guck hin: Was macht er?
Kl: Das ist ja... wie so ein... schleckt... der schnauft.... er schnauft und er schnauft und .... er ist... er ist irgendwie... er ist.... argh... das kann ich nicht glauben, aber ich sehe es!
Th: Drück es aus! Spreche drüber! Sag es ihm!
Kl: Das KANN ich nicht glauben! Der dammdermachtdieam... *stammelt*... er hält das Kind. Er hat es ausgezogen, den Unterleib hat er ausgezogen, von dem Kind, und die Beinchen, die findet er ganz besonders toll... und er streichelt sie... und... aber nicht wie ein Papa.... oder eine Mama... sondern ... ich merke das, dass meine Ohren jetzt.... meine Ohren werden taub. Alles wird taub. Meine Ohren, mein Kopf wird taub... meine Hände werden taub... alles wird taub....
Th: Gefühllos. Hm. Dein Körper zittert. Guck mal, was Du machst: Bleibst Du im Körper? Gehst Du raus? Guck mal, was geschieht. Guck mal, ob Du aus den Augen schauen kannst, oder wo Du bist.
Kl: Alles wird immer leiser. Ich hör nix mehr. Ich höre gar nix mehr. Ich gehe ganz weg. Ich gehe ganz weit weg.
Th: Du gehst ganz raus.
Kl: Ich gehe ganz weit weg. Ich hör nix mehr. Ich höre gar nix mehr... ich bin...
Th: Dein Körper zittert richtig, ja, der ganze Bauch zittert. Ja.
O.k. Dann komm zurück und schau es Dir an. Es ist wichtig, dass Du hin schaust! Guck mal: Was passiert und was macht der?
Kl: Ich bin in mir drin und es ist ganz still. Ich bin ganz... ich bin in einer ganzen, großen... tiefen Stille drin.
Th: Ich weiß, aber Dein Körper zittert. Dass ist so wie, als ob Du Deinen Körper allein lässt und einfach gehst.
Kl: Ja, das stimmt, ich lass ihn alleine. Ja, das stimmt?!?!
Th: Und das muss auch was mit Deiner Bulimie zu tun haben.
Kl: Aber ich kann das. Ich kann weg gehen.
Th: Ich weiß. Du gehst raus und dann... ist es egal, was passiert.
Kl: Genau ja. Ja.
Th: Aber Du lässt Dich zurück! Du lässt den Körper zurück!
Kl: Mein Körper? Ich hab einen Körper?
Th: Ja. Du müsstest wieder zurück gehen, dann würdest Du ihn fühlen. Dann würdest Du ihn spüren. Dann würdest Du spüren, wie er zittert. Er zittert ganz stark. Der ganze Bauch zittert.
Kl: Ein Teil von mir fühlt es. Ein Teil von mir fühlt meinen Körper noch. Aber es ist still.
Th: Kennst Du den Zustand aus Deinem Leben? Dass Du raus gehst, aus Deinem Körper und der Körper ist egal, es ist egal, was passiert, oder es ist egal, wer was macht.
Kl: Ja. Hmmm.... aber eigentlich bin ich ja hergekommen, damit ich einen Körper habe.
Th: Du weißt, dass Du einen hast, aber Du könntest jetzt wieder zurück gehen und könntest fühlen, was passiert. Aber das kann heftig sein. Du müsstest Dich dafür entscheiden.
Kl: Aber das bist gerade Du und es ist alles so schön geschützt hier.
Th: Ich bin weiterhin bei Dir.
Kl: Wenn ich zurück gehe... *fängt an zu weinen*... ich hab solche Angst! Ich hab solche Angst! Ich hab solche Angst! Ich hab Angst! Ich hab Angst! Ich will das nicht wahr haben! Ich will das nicht wahr haben! Ich will das nicht wahr haben! Das ist nicht passiert! Das ist nie passiert! *weint* Nie! Es ist nie passiert!
Th: Ich weiß. Aber Du spürst es schon, nicht? Deine Beine werden ganz unruhig. Und Dein Körper weiß es.
Kl: Ja, ja! Es ist der.... genau das ist es, jetzt krieg ich einen Tipp! Ah, aha, ich krieg den Tipp von...äh... *atmet stoßartig*... da... da...
Th: Lass es da. Beschreib es.
Kl: Da ist er!
Th: Wer ist da?
Kl: Der knabbert! Der knabbert an meinen Beinen! Der knabbert an meinen Beinen, wie wenn ich ein Hühn... ein Hühnch.... ein Stück Fleisch... ein... und der hat Engelsflügel! Die sind hinge... die sind so... wie an Nikolaus. Wenn diese Nikoläuse mit ihren Engeln... mit den Rauschgoldhaaren da und den aufgesetzten Flügeln! Solche Flügel hat der aufgeschnallt. Die sehe ich. Die sind da hinten auf dem Buckel und die hat der dran und... es ist ein Teufel. Eine Teufelsfratze mit einem Teufelsgesicht und mit den Engelsflügeln und der macht mir meine Beine... an meinen Beinen.... der macht an meinen Beinen rum! Ach ja, genau, ich hab die ja alle in die Hundehütte geschlossen – den hab ich wieder raus gelassen, jetzt.
Th: Wer war es? Wer ist es? Schau mal hin. Schau mal in die Augen.
Kl: Bääh *angewidert*, das ist irgendwie eine Fratze.
Th: Dann rede mit ihm: Du!
Kl: *atmet zweimal tief ein und aus, wie: Sammelt Mut* Du bist eine Fratze! Ich... kann ich ihn?
Th: Du könntest ihm die Maske runter ziehen.
Kl: Der guckt immer nur her und macht dann weiter.
Th: Ja.
Kl: Aber jetzt bin ich ganz ruhig. Ich kann das jetzt beobachten.
Th: Gut, dann guck einfach mal, was er weiter macht!
Kl: *atmet tief durch*
Th: Fühl mal... was macht er?
Kl: Ich hab ja keine Beine. Das sind jetzt nicht meine Beine. Ich bin hier *zeigt auf ihren Bauch*, ich bin bis hier.
Th: Ah ja, o.k. abgeschnitten. Guck doch mal, ob Du nicht rein gehen kannst...
Kl: In die Beine?
Th: In Deinen Körper, dass du Deine Gefühle wieder wahr nimmst: Was tut er? Wie fühlt es sich an?
Kl: Ich sehe es jetzt erst mal.
Th: O.k.
Kl: Also er.... wäääh... das ist witzig... das Bild ist der Hammer! Na ja, witzig? Ich weiß auch nicht, aber... das ist wie so ein... *leckt sich mit den Lippen über den Mund*...
Th: Der ist gierig?
Kl: Ja. Wie so ein... so ein... Rotz... so eine lange Zunge hat der. Und die... und die... und diese Zunge, die... die ist da an meinen Beinen... hm.
*hält inne, atmet aus* Ach weißt Du, ich hab das irgendwie gelernt.
Th: Raus zu gehen. Ich weiß.
Kl: Ich hab das gelernt. *ausatmen*. Aber jetzt sagt mir gerade was in mir „Du gibst gerade auf!“, und „Du willst doch gar nicht aufgeben!“.
Th: Du hast vielleicht damals schon aufgegeben. Spür das mal. Du hast aufgegeben. Du bist raus gegangen, und hast gesagt: Ist o.k.
Kl: Ja, so fühle ich mich auch gerade: Ich gebe auf. Ich hab aufgegeben. Ich geb auf, ich geb, ich geb, ich geb auf.
Th: O.k. Geh mal in Dein Leben und guck mal: Was ist selbstähnlich? An welchen Stellen kennst Du genau dieses Gefühl? Ähnliche Situationen. Schau mal: Welche kommt sofort? Welche ist da? Die erste, die kommt, die ist schon da.
Kl: Ich hab meine Ehe aufgegeben.
Th: Dann geh mal in Deine Ehe, guck mal, was passiert. Was war ähnlich wie hier?
Gab es ähnliche Situationen? Die erste, die kommt.
Kl: Äh, da kommt gerade nix, hm, Moment. Ich hab kämpfen aufgegeben.
Th: Nee, nicht allgemein bleiben. Guck mal, welche Situation kommt! Genau zu diesem Gefühl.
Kl: Welche Situation kommt...
Th: Welche gehört dazu? Woher kennst das Gefühl noch? Wo drückt es sich noch aus?
Kl: Ich hab aufgegeben... ich hab aufgegeben, etwas zu verlangen.
Th: Was zu erwarten.
Kl: Ich hab mein Verlangen aufgegeben.
Th: Zeig mal, was das heißt. Beschreib mir das mal.
Kl: Das ist wie mit meinem ersten Freund. Der... unsensible Blödmann, sag ich mal.
Th: Lass ihn da sein.
Kl: Ich lieg hier und der steigt auf mich drauf. Und ich lass es einfach machen.
Th: Das ist genau das Gefühl: Du gehst aus Deinem Körper raus und er darf mit Dir machen, was er will?
Kl: *atmet tief*
Th: Spür mal.
Kl: Ja, *schluckt*, klar.
Th: Ist das so was wie: Du spürst es dann nicht, was passiert?
Kl: Ich spüre es nicht, nee.
Th: Was passiert aber in Dir? Warum erlaubst Du es? Ist es so etwas wie: Du musst es tun? Oder: Du kannst Dich nicht wehren? Oder was ist das Grundgefühl dahinter? Und vergleich das mal mit diesem Baby, mit diesem Kind!
Kl: Ich will .... ich will... ich will ja, dass er bei mir ist. Oh Gott, ich will ja, dass er bei mir ist. Und wenn er dann das haben will, dann soll er sich’s halt nehmen.
Th: Ja. Ist das identisch zu damals? Geh mal hin und her.
Kl: Oh Gott, was rede ich da???
Th: Ist alles o.k. Geh mal hin zu dem Mädchen, guck mal, ob das identisch ist!
Kl: Das brauch ich gar nicht groß gucken, das weiß ich: Das ist so. Das war jetzt gerade ein Satz, der war total stimmig. Das war TOTAL stimmig.
Th: Klingt so ein bisschen wie „Dein Papa damals“... ist es Dein Papa, der vor Dir ist?
Oder wer ist es? Dein Opa?
Kl: Ich weiß es nicht. Ich weiß es nicht.
Th: Geh mal rein in das Kind und schau mal, ob Du es nicht erkennen kannst! Oder frag die Person mal, jetzt. Geh mal hin, sei mal dieses Kind und frag diese Person: Wer bist Du?
Kl: Ja. Wer bist Du? Wer bist Du? Wer bist Du? Ich sehe bloß einen Mund.
Th: Hör mal, was er sagt, der Mund.
Kl: Der macht so: „Uuuuuuuh“ *spitzt die Lippen und zieht den Laut lange raus*
Th: Gut. Dann frag: Bist Du Papa, ja oder nein? Frag ihn direkt!
Kl: Bist Du mein Papa? Ich kann es nicht erkennen. Hmmmm... es ist so verschwommen alles.
Th: O.k. Frag mal nach Deinem Opa.
Kl: Da ist doch ein.... bist Du mein Opa? Es ist alles so verschwommen... ich kann kein Gesicht sehen, ich kann nix sehen.
Th: Ist o.k.
Kl: Ich find das aber doof. Ich will das ja sehen!
Th: Ute, guck mal, ob das geht, dass Du als heutige Ute dahin gehst und ... greif mal ein: Schubs ihn mal weg, oder stoße ihn mal an oder sag ihm irgendwas! Guck mal, was passiert, wenn Du da jetzt hin gehst. Weil die Dreijährige, für die ist das schon schwierig. Die kann ja nur raus gehen, aus dem Körper.
Kl: Also wenn ich da jetzt.... jetzt muss ich wieder dahin (in die andere Ute)... wieder setzen... da kann ich überhaupt nix machen. Ich bin absolut nicht in der Lage irgendwas zu machen.
Th: Ist klar. Hast Du das Gefühl, dass das irgendwie öfter passiert oder ist es einzigartig? Das erste mal? Einfach nur das Grundgefühl dazu.
Kl: Das ist so altbekannt.
Th: O.k. Das ist halt so.
Kl: Hm. Und merk meine Hände, die... werden immer so taub, dass ich nicht handeln kann, sagt das. Ich kann nicht handeln, die sind ganz taub. Ich bin total handlungsunfähig. Das finde ich aber echt total bescheuert.
Th: Ja, da kommt es her, klar. Gut. Guck mal, ob Du da nicht von heute, als heutige Ute dahin gehen kannst und kannst der kleinen Ute helfen. Guck mal, ob das geht.
Weil heute kannst Du ja schon ein bisschen eingreifen, was tun, sagen, machen.
Kl: Hm... ich möchte den da so am liebsten so....
Th: Ja, mach das, genau. Tipp ihm auf die Schulter und frag ihn, was er macht und wer er ist.
Kl: Duuuuu..... der ...der... das ist ein Monster, das ist ein Monster, und das dreht sich kurz her *schlürfendes, schleckendes Geräusch*, irgendwie so ganz komisches fratzen-mäßiges Gesicht, guckt mich kurz an, wie so ein Alien, oder so ein Gremlin... oder so eine Monstergestalt, aus dem Fernsehen, so sieht der aus, so ganz komisch, Schlitzaugen...
Th: Ist o.k.
Kl: .... und so ... *zeigt, wie es sich über die Lippen schleckt, schlürft* und guckt mich kurz an und dann dreht er sich wieder zurück und macht weiter. Also das ist ja wohl...
Th: Dann müsstest Du mehr eingreifen. Ihm z.B. sagen, dass das Kind das nicht will, dass er aufhören soll, oder wer ihn geschickt hat – das ist ja mittlerweile so ein Symbolbild geworden, ein Monster geworden, im wahrsten Sinne des Wortes..
Kl: Also das ist.. ja... da.. und ... ähm...
Th: Das Kind hat das als Monster erlebt und so abgespeichert, und das siehst Du jetzt, klar.
Kl: *atmet schwerer*
Th: Guck mal, ob Du was machen kannst.
Kl: Jetzt ist wieder dieses: Ich will greifen, greifen und greifen, greifen, und das.. ich komm nicht ran.
Th: Du kommst nicht ran.
Kl: Nein.
Th: O.k. Setz Dich mal auf. (Gibt ihr ein Dyhando in die Hand). Probier mal, ob Du ihn irgendwie aufhalten kannst, mit dem hier.
Kl: *nimmt das Dyhando*
Th: Guck mal, ob das geht. Es ist jetzt Deine Aufgabe, dem Kind zu helfen, damit er aufhört, an ihm rum zu machen. Versuch es, bringt ihn dazu, dass er aufhört. Weil wir müssen erst mal das Kind von ihm befreien. Guck mal, ob Du das kannst. Bevor Du ganz weg rutscht, bevor Du ganz drin hängst. Ich bin hier.
Kl: *richtet sich auf*
Th: *Unterstützt sie mit der Hand (auf dem Rücken). Zeigt ihr, wie man mit dem Dyhando hauen kann. Macht es vor.* Allein schafft die das nicht. Die braucht auch jetzt Hilfe. So. Ist alles frei, ist alles o.k.
Kl: *atmet schwer* Buuoh. *schwankt hin und her*
Th: Ich weiß, der Schritt ist groß, aber... guck mal, ob Du den irgendwie machen kannst.
Kl: *atmet schwer*, mir ist ganz schwindlig.
Th: Ich weiß. Schwindel heißt auch immer so ein bisschen abhauen. Weg davon. Zuviel.
Kl: *schwankt hin und her*
Th: *fängt sie auf*, bleib mal da! Bleib mal da! Bleib mal da! Bleib da! *stützt sie* Bleib mal da! *macht Geräusch mit dem Dyhando*, guck ihn mal an! Du musst der Kleinen jetzt helfen! Die kann das nicht allein Ute!
Kl: Oh, ich wird total schwach.
Th: Ich weiß, ich weiß. Bleib mal da! Komm mal her!
Kl: *kippt nach rechts hinten weg*
Th: *fängt sie auf, stützt sie* Ute! Komm! Komm, bleib da! Ich kann es nicht für Dich machen, ich kann Dir nur helfen.
Kl: *stöhnt*
Th: Hm. Guck mal, dass Du eingreifst! Komm Ute! Komm!
Kl: *stöhnt*, oh Gott... *versucht sich zu überwinden*
Th: Guck mal, dass Du es hin kriegst!
Kl: *atmet tief druch*
Th: Weil sonst rutschst Du wieder in das *ausgeliefertsein* rein, und dann kannst Du nix machen und...
Kl: Ja!
Th:... und das ist der Mechanismus, der auch passiert ist und.. (Kassette wechselt)
Das hat sich festgesetzt, ist ein ganz tiefer körperlicher Mechanismus, wahrscheinlich sogar im Kleinhirn da oben.
Kl: Und der macht mich dann weg.
Th: Klar, und deshalb musst Du jetzt *schlägt mit dem Dyhando auf den Boden* eingreifen! Du musst jetzt was tun!
Kl: Ich will jetzt hier sein! Ich will jetzt nicht taub werden! *weinerlich*
Th: Ja! Ja, genau! Komm her, tu mal was!
Kl: Ich will jetzt hier sein!
Th: *macht es vor, schlägt in Abständen auf den Boden*
Kl: Ich will jetzt hier sein!
Th: Schlag mal auf den Boden! Mach mal!
Kl: *will schlagen, kann aber nicht, zögert immer wieder, vor, zurück, vor...*
Th: Tu es! Komm, komm, ich helfe mit! Ich bin da! Ja, trau Dich!
Kl: *atmet immer schneller*
Th: Damit kommst Du nämlich ins Handeln, damit passiert nämlich was.
Kl: *atmet stoßartig, schneller*
Th: Ja, ja, trau Dich, ja! Schlag ihn! Er soll auf hören! Sag ihm, er soll aufhören!
Komm! Tu, ich helfe mit, ich bin da!
Kl: *Schlägt einmal auf den Boden, hält dann aber wieder inne*
Th: Komm, weiter, trau Dich!
Kl: Ooooh, ich.... das ist ja echt der absolute IRRSINN!!!
Th: Ich weiß! Ich weiß, aber Du musst der Kleinen da jetzt helfen! Komm, Ute, Du musst der Kleinen helfen!
Kl: *sackt nach vorn, Kopf nach unten, holt tief Luft, stöhnt dabei... *
*schreit dass die Wände wackeln*
Th: Schrei ihn an, ja, schrei ihn an, aber tu was! Sag ihm, er soll aufhören!
Kl: *kommt in die Handlung, schreiend* HÖR JETZT AUF!!!!!!
Th: Ja, genau! Sag ihm, er soll aufhören!
Kl: *wird ruhiger*, *flüstert drohend* Hör auf! Ah, hör auf! Hör auf! Hör auf!
Th: Und guck mal, ob er hin hört! Guck mal, ob er Dich hört! Guck mal, ob er aufhört!
Kl: Hör auf! Hör auf!
Th: Wenn er nämlich Deine Power spürt, dann müsste er aufhören.
Kl: Er ist jetzt... er... äher... er hat... er hält... er hält inne!
Th: Ja, ja. Das ist schon mal gut. Guck mal, Du hast es schon mal erreicht, dass er aufhört!
Kl: Er guckt mich an.
Th: Ja, klar.
Kl: Was ich will?!
Th: Zeig ihm, was er machen soll!
Kl: Was ich will???
Th: Ja, was willst Du? Sags ihm!
Kl: Sag mal... ich bin jetzt hier! Ich bin jetzt hier! Kennst Du mich? Du kennst mich gar nicht, gell!
Th: Sag ihm, Du bist aus der Zukunft kommst, dass Du die kleine Ute bist und dass Du ihr jetzt hilfst und er soll aufhören! Irgendwas in der Richtung.
Kl: Du kennst mich noch gar nicht *flüsternd*
Th: Komm, tu, fordere ihn ein!
Kl: *atmet schwer, stoßartig*
Th: Der muss auf hören, sonst knabbert er ewig an Dir rum.
Kl: Du hörst auf jetzt! *schlägt einmal zu*, oh, nee, er macht weiter, oh, oh, oaah...
Th: Dann hau ihm drauf *schlägt auf den Boden*, komm tu, sonst kriegst Du wieder lahme Beine und alles mögliche...
Kl: Oah, oah, oooaaah.... *fängt an zu schreien*
Th: Ja, schrei ihn an! Schrei ihn an! Ja!
Kl: Aaaah, was machst Du!!! Aaaahh... *schreit laut und hell*... *krümmt sich*...
Th: Ja, genau, zeig ihm Deinen Schmerz! Sag es ihm!
Kl: *bekommt kaum noch Luft*... *hält dann inne*... *schwankt*
Th: Bleib da! Bleib da! Bleib da! Zeig ihm das, was da ist! Und schau ihn an! Schau ihn an! Schau ihn an!
Kl: *atmet schwer*
Th: Bleib mit Kontakt mit ihm, das ist ganz wichtig.
Kl: Er grinst! Er grinst und er lacht! Uuuuaaahh... das ist so... oh Gott... oh wie der grinst! *Entsetzen*
Th: Tu was!
Kl: Oh Gott! Oh wie der lacht! *entsetzt*
Th: Sag es ihm. Red mit ihm.
Kl: Oh wie Du lachst! Oh ist das... oh Gott... ohgottohgottohgott... ohgott...
Oah.... oooh Gott.... *verzweifelt*
Th: Aber jetzt mach die Auseinandersetzung, jetzt ist er da, jetzt ist er aufmerksam, Du siehst ihn, Du hast ihn gestellt. Und guck mal auf die kleine Ute, wie die reagiert, weil immerhin hast Du ihn schon abgelenkt.
Kl: *atmet ruhiger*.... ich sehe, ich seh.... ich seh... ich seh seine Augen, ich seh eine Haare. *spricht leise*
Th: Sag es ihm! Rede mit ihm! Sag es ihm!
Kl: Ich sehe Dich! Ich sehe Dich jetzt gleich. Ich sehe Dich jetzt gleich... jetzt gleich... jetzt gleich... Du hast... oh Gott nee.... oh nee.... oh nee.... oh nee, oh nee... neee...
*kippt mit dem Oberkörper nach vorn auf die Knie und hält sich die Hände vors Gesicht*
Th: Was ist? Bleib da! Bleib da!
Kl: *wimmert*, *immer leiser*
Th: Was ist? Ute, drück es aus!
Kl: Oh Gott... oh Gott... ich... es ist unglaublich.... ich sehe dieses... ich sehe.... ich sehe diesen wahnsinnig großen Mund, der grinst so, so hämisch und so... und ich sehe die Haare... und das sind die Haare.... das sind die Haare... das können nur die von meinem Vater sein, das geht nicht anders. *verzweifelt*
Th: Frag ihn, ob er es ist!
Kl: Papa bist Du es? Papa, bist Du es? *schmerzerfüllt* Ja.... er nickt.... *krümmt sich vor Schmerzen*.... *holt Luft und atmet in einem schmerzerfüllten Laut aus* Aaaaah... oh nein... *brüllt* NEIN, nein, nein!!!! NEIN!!!! Ah, nein, das glaub ich nicht! Das glaub ich nicht! *verzweifelt*
Th: Dann sag ihm, er soll Dir helfen, er soll Dir helfen! Dein Vater muss Dir helfen, er muss der Kleinen helfen! Red irgendwie mit ihm. Zeig ihm Deinen Schmerz. Zeig ihm Deine Verzweiflung. Alles o.k., aber zeig es ihm! Rede mit ihm! Bleib in Kontakt mit ihm!
Kl: Oh Papa.... Papa.... oh Papa.... *weint und ist schmerzerfüllt*... nein, nicht Du.
Nicht DUUUU!!! NEIN! Neiiiin.... aaaaah.... aua! Aah aua, aua, aua, aua.....
Th: Zeig ihm Deinen Schmerz!
Kl: *schluchzt laut* das tut so weh, guck mal! Oh nein! Oh nein! *sinkt wieder in sich zusammen*, oh nein....
Th: Bleib in Kontakt mit ihm! Schau ihn an!
Kl: *kommt wieder hoch*, oh Papa, oah... oh Papa... er sagt, er hätte mich geliebt.
Oh nein! Oh nein! Ich kann Dir nie wieder in die Augen gucken!
Th: Schau trotzdem hin, jetzt. Zeig ihm Deine Betroffenheit... oder was immer auch passiert ist. Bleib in Kontakt mit ihm!
Kl: Er sagt, er war damals ein anderer. Er sieht auch anders aus, er hat ein viel dickeres Gesicht. Er hat so ein dickes Gesicht.
Th: Frag ihn mal so was wie: Ob er immer, wenn er Zoff hatte, zu Dir gekommen ist - weil vorher hatten wir diesen riesigen Streit draußen – hat das damit was zu tun? Frag ihn mal so ein bisschen aus.
Kl: Papa, ist das die Wahrheit? Ist das überhaupt die Wahrheit? Eigentlich brauch ich gar nicht fragen, sagt er, ich wüsste es doch!
Th: Ja, ja, aber den Dialog musst Du führen, das ist wichtig! Und er muss es sogar sagen, weil er will es ja auch los werden, er zeigt sich ja in dem Moment, er entlastet sich ja auch in dem Moment, es ist ja alles ein Geheimnis in Dir, das ist eine gigantische Spannung.
Kl: *fängt an zu weinen* Er bricht zusammen. *schluchzt*, er bricht zusammen! Er bricht zusammen. Nein... jetzt bricht er zusammen.
Th: Sag ihm, wie das für Dich ist.
Kl: Oh Gott, ich glaub es einfach nicht, was ist los mit Dir?
Th: Frag ihn mal, warum er das getan hat!
Kl: Warum? Warum hast Du das... warum... warum hast Du das gemacht? Warum hast Du mir das angetan? *schluchzend, weinend* Warum hast Du das gemacht?
Er konnte sich nicht beherrschen! Er konnte sich nicht beherrschen.
Th: Sag ihm, wie das für Dich war! Dass Du immer aus dem Körper raus gegangen bist... all die ganzen Sachen, erzähl es ihm! Er muss das wissen. Er soll das wissen.
Kl: Weißt Du, was Du gemacht hast? So ein kleines Kind! Du warst nur an den Beinen, aber... Du hast es gebrochen! Es ist zerbrochen! Es ist in der Mitte auseinander gebrochen!
Th: Frag ihn, was er gemacht hat! Frag ihn, er soll jetzt alles sagen. Du bist aus dem Körper raus, Du hast nur nix mehr gemerkt. Frag ihn, was er gemacht hat!
Kl: Er hat mich geschleckt. *weint schmerzerfüllt*
*wird ruhiger* Er war betrunken. Oft.
Th: Oft?
Kl: Er war oft betrunken. Und er war.... Papa, wann! Wann hast Du das gemacht? Wann? Ich will es wissen!
Th: Ja, er soll Dir alles sagen. Dann hat er es auch ausgesprochen, dann ist das auch ein bisschen leichter vielleicht für ihn.
Kl: Wenn er mit mir allein war. Wenn er wusste, dass keiner kommt.
Th: Hat das was mit dem Zoff mit seiner Frau zu tun? Mit Deiner Mama?
Kl: Papa, hat das was mit dem Zoff zu tun? Das war der Opa und die Oma und die Mama, die gezofft haben, sagt er... er... ja, das hat was damit zu tun! Ja, doch, das hat was damit zu tun, weil die haben nämlich seine Frau fertig gemacht. Er hat gar keine Frau mehr.
Th: Und er als Mann hat nicht einschreiten können, ist es so was?
Kl: Er konnte gar nix tun.
Th: Er kam sich vor wie ein Junge? So was? Frag ihn mal!
Kl: Papa...
Th: Er hätte normal seine Frau beschützen müssen.
Kl: Papa, was ist los? Warum? Was hab ich... was hast Du gefühlt? Den totalen Irrsinn. Ja, er hat nicht gewusst was er tut. Er hat der Aggression... er hat... er hat an mir was abgeladen. Wut und Hass.
Th: Ach ja, deshalb eine Fratze? Das heißt also, das war nicht nur seine Geilheit oder seine Lust, sondern.... frag ihn mal!
Kl: Ja. Ja, da war viel mehr. Er hat so viel Hass. Er hat mich... er liebt mich... er kann gar nicht richtig reden, der stottert voll rum. Der ist völlig fertig, der Mann. Der ist total fertig, echt. Der ist total gebrochen. Er ist total gebrochen. Und er ist wie... wie schizophren, so zweigeteilt. Er hat so zwei Gesichter.
Th: Beschreib mal beide.
Kl: Na, das eine, das ist dieser funktionierende... da funktioniert er, da geht er arbeiten, Geld verdienen, die Familie ernähren und sich um alles kümmern und das andere ist, dass er seine Tochter liebt, aber die ist noch zu klein. Und, dass er Lust hat auf so ein kleines Kind und aber... komisch... jetzt... Papa, guck mich mal bitte an! Ich will, dass Du mich anguckst! Er ist selbst gebrochen. Er hat sein eigenes... er hat es auf mich übertragen. ER ist gebrochen! ER ist zerbrochen! Er ist zerbrochen! Er ist zerbrochen!
Th: Sag´s ihm.
Kl: Du bist zerbrochen! Ja, er nickt, ich bin zerbrochen. Sonst hätte er so was nie tun können. Und das weiß er auch jetzt nicht mehr, oder das würde er nie....
Das hat er nicht getan. Er hat es nicht getan. NIE hat er das getan. Ein Teil von ihm weiß das nicht. Das hat er NIEMALS gemacht.
Th: O.k. Frag ihn mal, wenn er es jetzt weiß, wie es ihm geht damit.
Kl: Jetzt, bei mir hier, wir wissen das jetzt. Wir wissen das jetzt. Wie geht’s Dir jetzt damit, dass Du das jetzt weißt.
Th: Und dass Du das weißt.
Kl: Und dass ich das weiß. Keine Worte. *flüstert*, keine Worte. Das ist mein Papa. Das ist MEIN Papa.
Th: Sag es ihm.
Kl: Du bist mein Papa. *schluchzt*, Du bist mein Papa! Von Dir hätte ich es am allerwenigsten gedacht. Du Blödmann! Blödmann reicht gar nicht, ich weiß nicht, ich find kein Wort dafür! Ich hab gedacht, der Opa taucht auf, oder ein Onkel, oder irgendein blöder Wichser... aber nicht Du! Nicht DU! Ja, bestimmt nicht Du! Ausgerechnet Du! Das ist doch zu blöd! Jetzt zuckt er mit den Schultern. Zuckt der mit den Schultern?! So war es halt. Es war halt so. Er war es halt.
Th: O.k. Guck doch mal, wie es der kleinen Ute jetzt geht, die mit den drei Jahren. Guck mal, wie es ihr geht.
Kl: Ja.
Th: Die hat das ja alles mitgekriegt jetzt.
Kl: Ja, die hebt den Kopf. Die guckt: Was ist denn da los? Was ist denn los? Die guckt. Die guckt. Ist irgendwas passiert? Ist irgendwas anders? Hat sich was verändert? Es scheint sich was verändert zu haben. Aber sie weiß noch nicht was. Die checkt das nicht.
Th: Ja, das glaub ich.
Kl: Hm.
Th: Guck mal, ob Dein Papa ihr versprechen kann, dass er das nie mehr, nie mehr macht. Oder sich vielleicht sogar entschuldigen kann. Bring die beiden mal zusammen und guck mal, was passiert. Oder guck mal, ob das überhaupt geht.
Kl: Also wenn ich den jetzt auch nur in die Nähe von ihr bringe, dann.... sehe ich eigentlich nur, wie sie sich zurück zieht. Also, wenn sie es könnte, aber in meiner inneren Welt kann sie es ja, dann flüchtet sie fluchtartig in irgend so eine Ecke, und macht sich ganz klein.
Th: Dann zeig Deinem Papa: Guck mal, wie angstvoll Deine Tochter ist! Wie viel Angst Deine Tochter hat. Wie viel Angst die Ute hat. Der soll sehen, was er angerichtet hat: Die hat Angst vor ihm! Ein Teil in Dir, als seine Tochter, hat Angst vor ihrem Papa.
Kl: Ja.
Th: Und das kann er sich angucken.
Kl: Ja.
Th: Und das ist das, der Schaden, den er gemacht hat.
Kl: Ja. Papa, guck mal, das bin ich. Siehst Du! Das bin ich! Guck mal, in welchen Situationen.... das hat sich wiederholt... da sind wir gestern in der Sitzung drauf gekommen, und das ist jetzt schon ein paar mal, während wir das hier... dass ich dies Position habe (Beine angezogen, Arme um die Beine geschlungen, Kopf zwischen den Knien vergraben), das war die erste Position gestern, und ich sitze irgendwo, ganz zusammen gekauert, und will eigentlich bloß, dass das nicht mehr da ist, was da ist. Und das bin ich.
Th: Und spür mal, in welchen Situation in Deinem Leben so ganz tief kein Vertrauen da ist, oder Angst vor Nähe oder was immer Dein Papa für Dich...
Kl: Oh ja, immer! Immer! Immer wenn jemand... immer wenn jemand...
Th: Erzähl es Deinem Papa, wie es sich ausgewirkt hat, auf Dein Leben, sag es ihm! Sag es ihm!
Kl: Also, es gab nur zwei Möglichkeiten: Entweder, jemand hat mich wirklich geliebt, dann durfte der von mir aber körperlich nix wollen, oder jemand hat mich nicht geliebt und dann konnte mit dem Sex machen. Aber zwischendrin gab es nix. Es gab nur diese zwei Möglichkeiten.
Th: Genau das ist es, ja.
Kl: Und außerdem, lange Zeit, war für mich sowieso Sexualität irgendwie... das ist ja irgendwie...
Th: Erzähl es Deinem Papa alles.
Kl: ... das macht keinen Spaß – ich erzähl es ihm – lange Zeit machts keinen Spaß, hat es keinen Spaß gemacht, und dann....dann... hab ich mich hingelegt und hab den über mich drüber gelassen. Also echt nicht.
Th: Kannst Du Dir vorstellen, dass deshalb auch Dein Dornröschen auch nicht mehr da ist?
Kl: Na klar, die hat voll Schiss vor dem Prinzen.
Th: Ja, klar.
Kl: Logisch! Die kann ja gar nicht da sein! Die hat sich vor dem versteckt! Ha! Das ist es! Logisch! Die hängt irgendwo! *lacht*, die hat wahrscheinlich so einen Geheimgang, in dem Zimmer, und da ist sie rein gekrochen, und dann schnell zu gemacht, damit der sie bloß nicht findet! Ach ja! Gott echt, ja klar! Und als Du das gesagt hat, dachte ich „Nee, so ein Blödsinn!“, aber Du hast ja Recht! *weint*
Th: Das heißt, Du bleibst allein.
Kl: Ja, klar, ich bleib alleine! Weil wenn mich jemand wirklich liebt, dann tut er mir ja weh! *schluchzt*
Th: Guck mal, ob das der tiefe Schmerz ist. Auch bei der Bulimie, auch wenn Du...
Kl: Ja, ich wünsch mir so sehr... ich wünsch mir so sehr... Liebe... *schluchzt, fängt an zu weinen*, aber das geht ja nicht.
Th: Ja, genau.
Kl: Deswegen bin ich immer einsam, und immer allein. *weint*
Th: Zeig es Deinem Papa! Das ist das, was Dein Papa angerichtet hat. Genau das.
Kl: Ich bin immer allein. Weil die, die mich wirklich lieben würden, die lass ich ja nicht an mich ran!
Th: Hm, da hast Du Angst vor, ja.
Kl: Die wähl ich gar nicht aus! Und die, die mich nicht lieben, die mich behandeln wie Scheiße, die nehme ich! Und dann leide ich! Und dann kommt der große Papa und sagt: „Ha, mit dem musst Schluss machen! Der ist nicht gut für Dich, der haut Dich bloß!“, und dann macht ich Schluss, und bin wieder allein. Und der große Papa ist ja nicht da, natürlich, nicht. Ja, ich bin 33 und ich bin ganz schön allein. Ja, und deswegen...
Th: Schau mal, ob Du Deinen Vater erreicht hast damit, dass Du ihm erzählt hast, wie es sich ausgewirkt hat. Der müsste ja sehr betroffen sein, weil er hat ja seine Tochter, letztendlich, ein Stückchen alleine gemacht.
Kl: Der rennt im Kreis gerade.
Th: Wie bitte?
Kl: Der rennt im Kreis. So... *zeigt mit den Händen Kreise* „Das kann ja gar nicht wahr sein“, der rauft sich die Haare. „Das hab ich nicht gemacht!“, sagt er, „Das hab ich nicht gemacht! Das hab ich nicht gemacht! Das wollte ich doch nicht! Das hab ich nicht gemacht! Das wollte ich doch nicht! Das hab ich nicht gemacht!“, *genervt* Hmpf.
Th: Dann soll er sein Kind auf den Arm nehmen, dann sieht er ja, ob das Kind Vertrauen zu ihm hat. Dann sieht man es ja.
Kl: Probier... genau! Probier es doch mal! Gehe doch mal hin und versuch doch mal, die Kleine hier auf den Arm zu nehmen, mal gucken, ob das geht.
Th: Das Normalste von der Welt: Der Papa nimmt seine Dreijährige Tochter auf den Arm, die Tochter freut sich wie wahnsinnig...
Kl: Ja!
Th: ... und guck mal, was sie macht...
Kl: Ja... *lacht*... gute Idee! Super Idee! Mach das mal! Komm! Mach mal! Das will ich nämlich sehen! JA! Schach matt! SCHACH MATT! Die haut ab! Die will NICHT zu ihm! Null! Vergiss es! Die hat überhaupt keine Lust da drauf. *verneint*
Th: Genau das ist es auch wenn Du einen Mann kennen lernst, der Dich liebt, der was von Dir will, wo es intim werden könnte, liebevoll werden könnte, zwischen Euch, dann hauste ab. Die Kleine haut ab, die hat Angst.
Kl: Hm. Oder aber, derjenige verspricht mir, dass er von mir körperlich... ich hab ja meinen Mann geheiratet, unter der Bedingung, dass wir keinen Sex haben. Also, unter der Bedingung.... ich hab gesagt, ob es o.k. ist, ob er mich trotzdem heiratet... er hat mich dann trotzdem geheiratet, also ohne sexuelle Attraktivität, war er, für mich.
Th: Ja.
Kl: Das war wichtig, sonst hätte ich ihn nicht geheiratet. Wenn der sexuell attraktiv gewesen wäre, dann hätte ich nicht geheiratet. Ich hab ihn nur geheiratet, weil er es nicht war.
Th: Das heißt, er erinnert Dich nie an Deinen Schmerz, nie an Deine...
Kl: Nee, der ist genau das Gegenteil von meinem Vater. GENAU das Gegenteil. Rund, weich, verständnisvoll – mit dem kann man reden, wie ein Freund – zuhören... er hört zu, hört zu, hört zu...ewig lang... das ist genau das Gegenteil. Und ein Kind haben wir nur gekriegt, weil ich getrunken habe. Wenn ich betrunken war, konnte ich auch Sex haben. Mal, einmal... einmal im Jahr. Und einmal im Jahr Sex reicht und dann bin ich schwanger. Zack bumm.
Th: Guck mal, was Dein Papa dazu sagt, wenn er das jetzt wahr nimmt, wie es sich ausgewirkt hat.
Kl: „Deina Pföts!“, das ist ja so ein dummer Satz, also, das sagt er immer.
Th: Was sagt er?
Kl: Das ist so fränkisch, ja? Deine, Deine... Hirngespinste, auf deutsch gesagt, er sagt das auf fränkisch „Deina Pföts“, sagt er. Deine... solche dummen Ideen, so ein Schwachsinn, so ein Krampf, und sagt er immer „Deina Pföts!“. „Was Du Dir da einbildest!“
Th: Also ein Teil in Dir will nicht glauben, dass Dein Vater das wirklich gemacht hat.
Kl: Das sagt er zu mir! Er sagt... ja... das sagt er zu mir. ER sagt das zu MIR. Ja. Hm.
Klar, logisch.
Th: Gut, dann frag ihn mal, warum das kleine Kind vor ihm Angst hat. Was hat er ihr noch getan?
Kl: Ja, ich hätte doch bei ihm im Bett geschlafen, sagt er jetzt, so ich älter war, und die Mutter war tot, und da hab ich doch auf der Mutter ihrer Seite geschlafen und ich hätte ihm doch Nachts die Hand gegeben.
Th: Ja. O.k. Frag ihn mal, ob da noch was passiert ist? Frag ihn mal, jetzt kann er alles erzählen, jetzt sind wir eh dran, haben ihn eh aufgeweckt. Frag ihn mal, guck mal, was passiert.
Kl: Papa, war da noch mehr? Er will nix sagen.
Th: Ah ja. Wenn Du auf der Mutter ihrer Seite geschlafen hast, dann denkt er ja fast, Du wärst seine Ehefrau. Vielleicht energetisch für ihn gewesen... vielleicht zeitweise auch nur... frag ihn! Keine Ahnung.
Kl: Da nickt er. Das war ich schon immer. Das kam auch bei der Hellinger – Aufstellung raus. Da hat mich die Frau angeschrieen, und hat geschrieen: „Das ist doch Dein Kind und nicht Deinen Frau!“, hat sie ihn angeschrieen, ihn! Ach, und jetzt, als ich dort war – das letzte mal, als ich dort war – war ich total schön her gerichtet, wunderschön... sah einfach gut aus, ich hab mir selber gefallen, da sagt doch der tatsächlich, und glaubst Du es, da hab ich gedacht „Was ist denn das jetzt?“, sagt der doch zu Marlene... wie war das noch mal... ich weiß es nicht mehr, ich weiß nur noch das, was er gesagt hat: „Die sieht geil aus!“, ich sehe geil aus, hat er gesagt. *ungläubig*
Th: Da hat er wahrscheinlich seine Frau in Dir gesehen. Also seine ehemalige, Deine Mama, hast ihn erinnert.
Kl: Wääh *angewidert*
Th: Wie alt ist Dein Vater jetzt? Heute?
Kl: Mein Papa ist, der hat ja jetzt erst gerade Geburtstag gehabt, 65igsten.
Th: Gut, dann stell ihn zur Rede. Frag ihn, ob er mit Dir als Kind auch noch was angefangen hat, jetzt ist er gerade da. Weil das ist auffällig, wenn Du ab der Hüfte runter tot bist und dann... Deine Weiblichkeit ist nicht da und Du bist am kotzen... das ist eigentlich immer eine Sehnsucht nach dem Papa.
Kl: Jetzt sag ich: Nö. Aber das sag jetzt ich. Papa..... seit dem Tod meiner Mutter nicht mehr, sagt er. Kam jetzt als erstes in meinen Kopf.
Th: Frag: Stimmt das? Und guck, ob er nickt oder mit dem Kopf schüttelt.
Kl: Papa, stimmt das? Seit dem Tod meiner Mutter nicht mehr? Jetzt macht er so (Kopf nicken) und so (Kopf schütteln) gleichzeitig, also Du bist ja echt blöd.
Th: Gut, also beides ist richtig.
Kl: Ich will... wie wenn er.. den Kopf.. kannst ihn gleich drehen! Was soll denn das jetzt heißen?
Th: Ja, gut, er soll es Dir zeigen! Er soll es Dir zeigen. Wenn Du noch bereit bist? Also ich will Dir jetzt nix überstülpen – es kann auch sein, es reicht für heute – guck mal, ob Du bereit bist. Ob Du noch was wissen willst, von ihm. Wenn ja, dann frag jetzt, weil jetzt ist er gerade da, und jetzt kannst Du gerade nachfragen. Müssen wir sowieso alles aufdecken. Das kommt sowieso alles nachgerutscht.
Kl: mmmhhh *überlegt*, nö, ich will nix mehr wissen, heute. *verneint*, das ist o.k. ich will es nicht noch näher wissen.
Th: Dann kümmere Dich mal um die Kleine, das ist das aller wichtigste.
Kl: Ja. Ja, die ist da immer noch, krabbelt da verloren irgendwo rum. *atmet erleichtert aus*, ach Gott, mein kleines Butzel...
Th: Ja.
Kl: Och Gott, och man, jetzt bin ich wieder in dem Traum...
Th: In welchen Traum bist Du denn?
Kl: Wo sie mir sie bringen.
Th: Erzähl mir den noch mal! (spielt Musik ein)
Kl: Ich bin in dem Traum, wo sie weg ist, und ich kann nix tun, und sie ist weg und ich hör sie nur schreien, schreien, schreien, schreien. Und dann bringen sie mir sie zurück, und dann ist sie halb tot, und die Beine sind so rot, bis hier (zeigt auf die Körpermitte)... und das Kind ist total gebrochen, zerbrochen....
(Musik spielt, Unterhaltung ist unverständlich)
Th: Rede mit ihr, oder kümmere Dich um sie... und wenn Du willst, kannst Du auch Dein Kind mit hinzu holen, das hilft immer ganz gut, schau mal, ob Dein Kind vielleicht auch mit ihr spielen will...
(Spielt liebevolle Musik ein)
Kl: *weint, hält das Kind (Decke) und weint*, *hält es ganz fest und drückt es an sich*
- nach einiger Zeit lässt Ute das Kind los und fängt an, sich im Gesicht zu berühren. Ganz vorsichtig, die Lippen, die Wangen, die Augenbrauen... ihre Stirn... und wieder ihren Mund usw. -
Th: Ja, was passiert? Du spürst Deinen Körper?
Kl: Ja.
Th: Und? Wie fühlt sich das an, im Körper zu sein?
Kl: Das ist gut! *lacht* Ja! Ich hab Finger... ich hab ein Gesicht, einen Mund...
Th: Und spürst Du Deine Beine?
Kl: *hält ihre Beine, wie ein kleines Kind es tut, angewinkelt, mit den Händen an den Füssen, macht Strampelbewegung*
Th: Und? Alles dran? *lacht*
Kl: *lacht auch*, ja, Ich hab Beine! Guck mal! Guck mal! Die kann ich bewegen! Ich kann mich bewegen!
Th: Zeig es Deinem Papa von damals, dass Du Deine Beine, und die Bewegung, Dein Körpergefühl, Dir wieder zurück geholt hast. Er hat das nicht für ewig weg machen können. Irgend ... so was ähnliches.
Kl: Guck mal, Papa, ich bin wieder in meinem Körper drin! Guck mal! Guck es Dir mal an, komm mal her... Aber komm mir nicht zu nah! *in scharfem Ton*
Aber guck es Dir mal an, o.k.? Nimm genügend Abstand und guckst es Dir an! Guck mal. Das hab ich jetzt gemacht.
Th: Das ist toll, Du hast Dich wieder zurück geholt in Deinen Körper, das ist ganz toll.
Vielleicht war das auch Deine Sehnsucht, warum Du dann so viel gegessen hast und dann gekotzt hast.
Kl: Ich lieb doch meinen Körper, eigentlich... was heißt eigentlich? Ich lieb ihn!
Th: Sag es ihm.
Kl: Ich lieb meinen Körper.
Th: Ich lieb Dich.
Kl: Ich lieb, ich lieb Dich, Körper.
Th: Ja.
Kl: „Oh man, das hab ich ihm schon lange nicht gesagt!“, sagt er!
Th: *lacht*
Kl: *lacht erleichtert*, ja, o.k., aber jetzt sag ich es Dir ja! „Ja, endlich!“ , aaahh.... *atmet erleichert aus*, schööön... aah, ich spür mich! Aaah...
Th: Jetzt müsste sogar Dein Dornröschen irgendwo auftauchen.
Kl: Hab ich ein Dornröschen?
Th: Na ja, guck mal, ruf sie mal, vielleicht taucht sie irgendwo auf?! Oder Deine innere Frau.
Kl: Also, wenn ich jetzt so guck, ne, so hinter so einer Schranktür.... so ganz... so guckt sie da *zeigt wie Dornröschen hinter der Schranktür hervorlugt*..
Th: So nach dem Motto „Ist die Luft sauer?“
Kl: *lacht*, komm raus! Bin nur ich hier! Komm raus. Die traut sich gar nicht richtig, aber die kommt schon raus jetzt. Aaaah. Klar hab ich ein Dornröschen!!
Th: Ja, klar. *lacht*
Kl: *lacht herzlich*
Th: Das war nur abgetaucht... ist schon richtig.
Kl: *lacht*, aaah, super!
Th: Jetzt soll sie sich ins Bett legen, und dann kannst Du sie noch mal wach küssen und dann ist alles ganz normal.
Kl: Ach ja! Aaah.... ja, die ist jetzt da, die kann sich auch da hin legen... aber nur, wenn ich sie gleich wecke, also nicht hundert Jahre liegen lassen, oder so...
Th: Ja, die Zeit ist eh abgelaufen, also die Zeit ist rum, jetzt ist Aufwachen angesagt.
Kl: Ach ja, *lacht*, ja, die blinzelt schon, die gar nicht richtig so tun, als ob sie schläft. Die blinzelt so. Ja, ich gehe hin. Komm, steh auf! Komm her, komm! Ja. Die sitzt jetzt auf dem Bett. Mein Gott, ich bin total froh, dass Du jetzt da bist. Ich hab schon gedacht, ich find Dich nie! Du warst in dem komischen Wasser da drin und ich hab gedacht Du bist da irgendwie... ich hab echt gedacht, ich find Dich nie!
Th: Im Wasser hat sich Dein Bild gespiegelt, aber jetzt ist sie da, die war nur versteckt.
...... Kassette ist zu Ende.... Am Ende reitet der Prinz mit Dornröschen in seinen Armen noch über die Wiesen... dann kommt Ute zurück und strahlt.


 


Ute 2. Session – Transformation

Kl: Ja, also ich bin auf einer Leiter und die Leiter, die führt von einer Wolke oben, nach unten auf die Erde... und auf der Erde, da ist ein Loch in der Erde, und da kann ich dann rein.
Th: Warst Du von Anfang an da oben auf der Wolke, oder wie kommst Du dahin?
Kl: Ja, das war dann da, das Bild, ja.
Th: O.k.
Kl: Wobei ich jetzt an dem Punkt bin, also vor diesem Loch, wo die Leiter rein geht und... halt... da jetzt hänge, an der Leiter...
Th: Gut, guck mal, ob Du weiter runter steigen kannst, wo Du dann hin kommst, wenn Du tiefer runter gehst.
Kl: Hm. Also... fällt mir jetzt schwer oder.. ja..
Th: Dann sag es der Leiter, sag einfach, was da ist.
Kl: Ich möchte mich jetzt an Dir festhalten, Leiter, und möchte jetzt eigentlich nicht da weiter runter... merk, dass ich anfange... mich so... beklemmt... oder... finde jetzt gerade kein Wort... zu fühlen.
Th: Wenn Du so, an Dir vorbei, runter schaust, was nimmst Du wahr? Geht es da tief runter, oder ist es da dunkel, oder wartet da jemand? Einfach mal gucken.
Kl: Das ist überhaupt so ein surreales Bild irgendwie, weil das ist gar nicht so die Erde, in dem Sinne, sondern das ist wie so ein Mini-Planet, wo eigentlich... oder wie ein Ball, mit einem Loch.
Th: Ja, o.k.
Kl: Wie etwas Lebendiges.
Th: Gut. Du kannst natürlich auch probieren, einfach mal einen Schritt tiefer zu gehen und wieder einen Schritt höher zu gehen, so dass Du spürst, Du kannst es jederzeit entscheiden, weiter runter oder hoch zu gehen. Guck mal, ob das geht. Oder Du kannst der Leiter die Anweisung geben, sie soll ein bisschen tiefer rutschen oder ein bisschen höher gehen, nur mal experimentieren, ob Du Entscheidungsfreiheit hast.
Kl: Also, wenn ich jetzt... ich hab Angst, dass dieses Loch zu geht, wenn ich drin... rein gehe.
Th: O.k., dann sag das mal dem Loch, genau, das kann ja passieren, weiß man ja alles nicht.
Kl: Ich hab den Eindruck, dass Du wie so ein Mund bist, der zuschnappt, wenn ich runter komme.
Th: Genau. Und dann bist Du weg und wer weiß, was Dir passiert usw.
Kl: Ja.
Th: Genau. Gut, dann guck mal, was das Loch jetzt sagt!
Kl: Ich hör nix, oder ich nehme nix war. Es spricht nicht mit mir. Ich möchte jetzt, *sprechen fällt schwer*, ich möchte das jetzt gern, ich möchte jetzt, dass Du mir sprichst.
Th: Wenn nicht, fordere es einfach ein.
Kl: *atmet tief*, ich soll es probieren.
Th: Ja, gut, Du könntest eine Vereinbarung mit ihm treffen – klar, musst ein Stückchen vertrauen, schon – aber die Vereinbarung treffen, wenn Du rein gehst, es soll Dich auch wieder raus lassen, jederzeit, oder so was. Guck mal, ob das geht.
Du kannst ja die Vereinbarung so machen, wie Du möchtest. Ist natürlich trotzdem eine Vertrauenssache, aber...
Kl: *zittert am ganzen Körper*, also, wenn ich jetzt da rein gehe.... kann man da überhaupt rein gehen? Das ist ja noch die Frage, es sieht so klein aus.
Th: Gut, dann stell die Frage zuerst.
Kl: Ja, das sieht so klein aus, kann ich da rein gehen? Ja, der Raum ist größer, als er aussieht. O.k. Und wenn ich jetzt da rein gehe.... passiert.... hoah... *zittert stark*... bleibt das dann offen, das Loch? Ich soll es probieren. Ich will es aber nicht probieren! Ich will wissen, ob es offen bleibt! Ich will nicht... ich will nicht einfach probieren, nachher.... ich hab jetzt Angst! Ich hab echt... *zittert stark am ganzen Körper*
Th: Ja, Du zitterst schon richtig.
Kl: Ja, das spüre ich auch, uah, das ist irgendwie nicht schön.
Th: Gut, Du kannst die Bedingung stellen, dass du jederzeit wieder raus kommst. Ob das funktioniert, dann soll es bei JA rot aufleuchten, bei NEIN grün aufleuchten.
Kl: Also gut, o.k., pass mal auf, ich frag Dich jetzt: Ich möchte jetzt mal rein und gucken, was da drin ist! Und wenn Du das Loch offen lässt, und mir nix passiert, dann leucht bitte rot... oder nee, dann leucht grün – das ist besser so – dann leucht grün, und wenn... wenn was... wenn Du mich irgendwie verschlucken willst, dann leuchtest Du rot. Ja. Es leuchtet rot.
Th: Es will Dich verschlucken.
Kl: Ja.
Th: O.k., dann musst Du jetzt besonders mutig sein, wenn Du rein gehst, oder nicht rein gehen.
Kl: *lacht*
Th: *lacht mit*, es will Dich verschlucken. Gut, es ist ehrlich, das ist auch was wert.
Kl: Jetzt leuchtet es grün. Haa... Du veräppelst mich! Das ist ja verarsche, was ist denn das jetzt? Es kann ich entscheiden. Ich kann es entscheiden, sagt es jetzt.
Th: Dann frag noch mal: Was kannst Du entscheiden? Damit es Dir ganz klar ist.
Kl: Ob es mich verschluckt oder nicht. Oder ob mir was passiert oder nicht, das ist meine Entscheidung. Ich entscheide, ob es rot oder grün ist.
Th: Gut, dann probiere es aus.
Kl: Hm, ja, o.k., ich lass es grün sein, ganz klar. *atmet tief durch*, ja, es ist grün.
Th: Dann guck doch mal, ob Du es entscheiden kannst, dass es rot wird, dann hast Du es ja getestet.
Kl: Werde rot! Jetzt lacht es! *lacht*
Th: *lacht* Trotzdem musst Du mal ausprobieren, ob es überhaupt geht.
Kl: Das blinkt hin und her, jetzt *lacht von Herzen*, grün, rot, grün, rot – ist gut, ich hab´ s kapiert! Ist gut. Oh, nee, also das ist ja echt ulkig. Ja. O.k. Es ist meine Leiter. Es ist mein Loch. Du bleibst jetzt grün und ich geh jetzt da rein.
Jetzt frag ich mich gerade, ob ich wirklich will.
Th: Genau, frag Dich.
Kl: Will ich wirklich? Ja, klar, sonst wäre ich ja nicht die Leiter da runter.
Th: Stimmt.
Kl: Bin ja schließlich darunter gegangen, damit ich dahin komme. Also.
Th: Du bist ein sehr logischer Mensch.
Kl: *lacht*, ja. O.k. Ich jetzt ja da mal rein, ganz vorsichtig... aaah.... der linke Fuß ist drin. O.k., es passiert nix, ich geh weiter... *zittert wieder stärker* ... schlotter...
Th: Du bist ganz gut mutig, wenn Du so zitterst, musst Du sehr mutig sein, es trotzdem zu machen.
Kl: *zittert sehr stark*, ich geh da rein!
Th: Das ist so wie ins kalte Wasser gehen, so kommt es mir vor.
Kl: Wobei das eher eine Wärme ausstrahlt, wie so eine... ja, wie ein lebendiges Wesen, wie so ein Körper.
Th: Ah ja! Dann gehst Du in die Lebendigkeit, oh ja!
Kl: Wie ein in der Luft schwebender Magen oder so etwas, also irgendwie...
Th: Ja, gut, also wenn Du auf der Wolke warst, dann warst Du außerhalb der Materie, wenn Du so willst, dann gehst Du jetzt in die Materie rein – kann man auch symbolisch so sehen.
Kl: Ja, symbolisch kann das ganz gut passen, weil es ist außen herum nur Luft und nix, also es ist nur: Entweder gehe ich die Leiter hoch und bin in der Wolke, oder ich die Leiter runter und bin dann in diesem Ding drin. O.k. Ich bin jetzt...
Th: Spür mal gleichzeitig, ob Du vielleicht sogar symbolisch in Deinen Körper gehst – ist es so was?
Kl: *hält inne*
Th: In Deinen eigenen Körper? In Deine Körperlichkeit, in Deine Sinnlichkeit, in Dein Fühlen, in Dein... was auch immer da auf Dich wartet.
Kl: Das könnte so sein, das kann ich jetzt gerade nicht beantworten, aber es könnte sein. Es könnte auch eine Zelle sein.
Th: Na gut, wenn Du unten bist, dann schaust Du Dich mal um, dann sehen wir es ja.
Kl: Also gut, ich gehe jetzt ganz rein. Ich hab die Augen zu. Uah. Ich spür jetzt einfach nur, ich fühl nur. *zittert extrem*
Th: O.k. Was fühlst Du? Was ist da?
Kl: Es .... *kann kaum sprechen, wegen dem zittern*... ich weiß gar nicht, warum ich so Angst habe, das ist mir nicht ganz klar. Es ist lebendig, ich bin irgendwas lebendigem drin, so viel steht schon mal fest. Es ist weich, es hat so was wie... ich kann da jetzt mal fühlen, das fühlt sich an wie ein Mund innen drin, Gaumen... *zittert und zittert und zittert*, es hat gar keine... es ist alles ganz weich.
Uah, ich bin total angespannt, Wahnsinn! Uah, wieso kann ich mich jetzt nicht entspannen? Aaah, ooah, meine Beine sind total angespannt.
Th: Red mal mit ihnen!
Kl: Oah, Beine, ihr seid total verkrampft!
Th: Genau.
Kl: Das tut schon weh! Aaah... ah, das tut richtig weh. Beine... ich komm wie... die hören mich nicht! *hebt den Kopf und guckt zu den Beinen*
Th: Guck mal, ob Du sie bewegen kannst. Ob sie Dir gehorchen.
Kl: Ah, das tut weh, oh, jetzt hört halt mal auf, ich kann das nicht mehr...
Th: Genau, guck mal, ob Du sie bewegen kannst, die Zehen, oder die Füße bewegen kannst, ob Du gehen kannst, vielleicht ist es ja das auch? Oder wo Du bist, vielleicht, plötzlich.
Kl: Das ist wie so ein Krampf! Und ich kann überhaupt nix daran ändern.. ich bin total... die krampfen voll... das krampft total zusammen... ah... oh... das tut weh! Oh man!
Th: Mach ruhig Töne, ist o.k.
Kl: Oh man! *wird lauter*
Th: Ja, Du kannst ruhig lauter werden, dann geht der Druck ein bisschen raus.
Kl: *atmet heftig*
Th: Du kannst auch schreien, wenn Du willst. Ist auch o.k.
Kl: *stöhnt*
Th: Ja, genau, mach ruhig Töne dabei, das ist gut. Das kann den Beinen helfen, genau.
Kl: *lockert sich ein bisschen*
Th: Guck mal, ob Du nicht vielleicht sogar treten willst, bewegen willst, ob Du irgendwas machen willst, mit den Beinen! Oder guck mal, was die machen wollen! Oder sag ihnen einfach, sie können machen, was sie wollen, und dann guck mal, was sie tun. Vielleicht bist Du in irgendeiner Empfindung drin? Keine Ahnung!
Kl: Haa... Beine, warum seid ihr so verkrampft, ihr tut weh! Warum tut ihr weh?
Aaahh... das ist Wahnsinn.... *stöhnt*, Beine, warum seid ihr... warum tut ihr so weeeeeeeh? *stöhnt laut* Das ist mein Schmerz, sagen sie.
Th: O.k. Wo ist er entstanden? Was ist passiert? Frag sie mal ganz konkret, die sollen es Dir zeigen.
Kl: Könnt ihr mir zeigen, wo das her kommt?
Th: Vielleicht können sie nicht weg laufen, keine Ahnung?! Die sollen es Dir mal zeigen. Spreche mal mit ihnen.
Kl: Sie sind wehrlos, sagen sie.
Th: Ah ja. Was passiert mit ihnen? Dann schau hin, schau es Dir einfach an.
Kl: Was passiert jetzt mit euch? Was ist los?
Th: Schau es Dir von Außen an, wenn Du willst.
Kl: Die will jemand auseinander drücken, sagen sie jetzt. *klingt verzweifelt*
Und ich will sie nicht auseinander gedrückt haben! *laut* Ich krampfe sie so zusammen, damit sie zusammen bleiben!
Th: Ja, und das tut weh, genau.
Kl: Jaa!
Th: Dann guck jetzt mal hin: Wer drückt sie denn auseinander? Guck mal hin.
Kl: Zwei Hände.
Th: Wo? Wo setzen die an?
Kl: Hier oben *zeigt auf ihre Oberschenkel*
Th: Ich mach das mal ganz vorsichtig, wenn es Dir zu viel ist, sag es! *greift an die Stelle an den Beinen*. Hier?
Kl: Ja! Jaaa... da... *atmet schwer, stoßartig*
Th: Guck mal hin, was ist da?
Kl: Ich kann mich nicht bewegen! Uah! *schreit*
Th: Ja, mach mal ruhig Ton, das ist gut.
Kl: Ich kann mich nicht bewegen, ich bin wehrlos! *schreit das laut aus sich heraus*
Haahahaaaa.... das ist der Hit! Das ist der Hit! Ich bin wehrlos! Ich bin wehrlos! Ich bin wehrlos. Ich bin viel schwächer!! *schreit verzweifelt* Oh Gott. Man! *ist komplett angespannt*... *atmet stoßartig*
Th: Ja, Du hast da ganz viel Spannung drauf, das ist total zu spüren, ja.
Kl: *windet sich*... geh..
Th: Ja, sag das: Geh weg! Geh weg! Guck mal, wer da ist und sag was!
Kl: Geh weg! Geh weg. *leiser*, oh nee *entspannt sich*.... *wird plötzlich ganz locker*
Th: Hm. Da war ganz viel Spannung drauf.
Kl: Wenn ich „Geh weg!“ sag, dann gehe ich weg.
Th: Ach Du gehst weg?
Kl: Ja.
Th: Ja, o.k., dann bleib da und sag er soll weg gehen, oder wer auch immer das ist. Nicht weg gehen! Bleib da! Du hast das gut früher gemacht. Guck mal, was Dir passiert ist, oder guck es Dir von Außen an.
Kl: Ich will da bleiben.
Th: Komm wieder zurück Ute, oder guck es Dir von Außen an, Ute: Was passiert mit Dir?
Kl: Das ist wie so ein... wie so ein Signalwort „Geh weg!“, und dann geh ich.
Th: Ja, ist klar. Da er nicht gegangen ist, bist Du gegangen. Du bist auf Deinen Wolke gegangen.
Kl: Oh, ich hab Angst.
Th: Dann komm wieder runter.
Kl: Oh, ich hab solche Angst. Stimmt, ich bin auf der Wolke. Ich bin auf der Wolke! Ich sehe es! Voll so... uuuaaah... juhu.... *atmet erleichtert*, wow, puuuh...
Th: D.h. Du bist immer auf die Wolke geflüchtet. Das war der einzige sichere Ort.
Kl: Ja, da bin ich sicher. Ja, klar, da bin ich sicher, ja, ich spüre es total! Da unten ist mein Körper. Das ist mein Körper da unten. Und jetzt bin getrennt, und alles ist o.k. und ich bin getrennt, und jetzt... jetzt spür ich aber... ich spür es... ich spür zwischen meinen Beinen...
Th: D. h. dann aber auch Du hast Deinen Körper zurück gelassen, und der ist sich selbst überlassen. O.k., dann guck mal zu, guck mal, was Du wahr nehmen kannst, oder was Du machen möchtest? Du kannst Dich auch wehren, das ist o.k.
Kl: *versucht zu sehen*
Th: Geh ein bisschen dichter.
Kl: Ich kann nix sehen, ich kann nur fühlen.
Th: Was fühlst Du?
Kl: Jetzt... zwischen meinen Beinen...
Th: Ja? Was ist da? Ich berühr Dich im Moment absolut gar nicht. Guck mal, was Du fühlst.
Kl: *zittert wieder* *riecht*......
Th: Ja? Was riechst Du? Was ist da?
Kl: Hat meine Beine auseinander gedrückt. Ganz weit auseinander.
Th: Betrachtet er Dich, oder tut er Dir was?
Kl: Er guckt nicht... er guckt nicht her.
Th: Er guckt nicht her?
Kl: *verneint*
Th: Spreche ihn mal an! Fordere es mal ein!
Kl: *zittert jetzt wieder so extrem, dass sie kaum sprechen kann* Was m... was ma.... was m... was mmm.... was machst Du?? Aaah... was machstn... was machst Du... was machst Du da?? Was machst Du da? Ich leck Dich!! Buaaahh.... IHGITT!!!!
*schreit komplett angewidert* Aahh.... ist das eklig.... aaah.... ist das eklig... ihgitt.... ihgitt.... iiiiihhhh..... mich ekelt es... mich ekelt es so..... wie er das gesagt hat! Oah, ist das eklig..... ist das ekelig! Er schleckt mich, sagt er, uah, iiiiih.... ich will nicht geschleckt werden! Uah! Pfui kacke! Ist das ekelhaft!
Th: Ute, ich gebe Dir jetzt mal was in die Hand hier *reicht ihr das Dyhando*. Komm mal her. Du wehrst Dich jetzt mal. Wehr Dich mal! Komm, setz Dich mal auf! Setz Dich auf.
Kl: *kommt hoch*
Th: Und sag ihm, er soll das sein lassen! Du musst das ihm irgendwie deutlich machen, Du kommst sonst nicht weiter, der macht mit Dir, was er will. Sag ihm, er soll aufhören!
Kl: *ist noch immer vollkommen angewidert*, ich find das... ich find es so ekelig!
Th: Ja, genau, dann sag ihm das auch! Sag ihm das: Ich finde es ekelig! Er soll aufhören!
Kl: Weißt Du, was ich hab gerade? Ich...
Th: Ja?
Kl: Ich fühl mich voll schuldig.
Th: Ja, dann sag das auch, egal, Du musst in die Handlung gehen, geh in die Handlung! Schrei ihn an, stups ihn an, schrei... mach irgendwas. Geh in die Handlung! Kl: *stockt*
Th: Was immer da ist, es ist o.k., sag es ihm. Auch wenn Du Dich schuldig fühlst, das ist egal, lass es da sein.
Kl: Ich, ähm.... oh Gott.... *schnauft heftig*... da gibt es einen Teil, da gibt es einen Teil von mir, der irgendwie... ich hab das Gefühl, ich bin gerade irgendwie.... ich bin jetzt eine Frau und ich..... *stockt*
Th: Ja?
Kl: Ich bin gerade beides, weißt Du, und...
Th: Ja.
Kl: Das ist wie in dem Traum?! In dem Traum ist es so, dass ich erregt bin, aber nicht wegen dem, der da ist, sondern weil ich es halt bin, weil ich eine Frau bin, und weil ich Lust habe und... aber nicht mit dem!
Th: Sag es ihm! Sag es ihm: Aber nicht mit Dir! Sag es ihm!
Kl: Nicht mit Dir! Mit Dir nicht! *kommt jetzt allmählich in Rage*
Th: Ja, genau, das ist es doch! Sag es ihm: Du nicht!
Kl: O.k., ich sag Dir jetzt was: Ich hab Lust, ja? Ich hab Lust! Hab ich, weil ich eine Frau bin, aber NICHT MIT D I R !!!! N I C H T M I T D I I I R!!!!! *schreit und schlägt jetzt mit dem Dyhando auf den Boden*
Nicht mit Dir! Du lässt die Finger weg! Du bist.... *kocht vor Wut* *knurrt laut*
Th: Ja, das ist toll, drück es aus! Das ist toll.
Kl: Aaaah.... das macht mich so...... grrrrr.....
Th: Das ist einfach Power, das ist einfach Power, guck mal, was Du für eine Power hast! Was Du für eine Energie hast! Ja, zeig es ihm!
Kl: Nicht DUUUUUU! Nicht Du! Nicht Du! Du nicht! Du nicht! Nein, Du nicht! *haut drauf und schreit und knurrt*
Th: O.k. Guck mal, ob er es wahr genommen hat.
Kl: Ja. *zufriedenes schnaufen*
Th: Guck mal, wie er guckt! Schau ihn an dabei!
Kl: *richtet sich kerzengerade auf*, *sitzt mit erhobenem Kopf und vol aufgerichtetem Oberkörper da*
Th: Ja. Das ist nämlich Deine Power und das ist auch Dein Lust und Du entscheidest. Guck ihn an, guck ihn an! Damit er Dich wahr nimmt, damit er Dich spürt, damit er Deine Power sieht! Dass Du nicht mehr abhauen musst, auf die Wolke.
Kl: Ich sehe nur die Augen! Die sind...
Th: Ja. Red mit den Augen! Sag es ihnen!
Kl: Ich sehe euch, euch Augen! Ihr seid grausam! Ihr seid wirklich.... ihr seid so ziemlich das schlimmste was ich... an was ich mich erinnern kann... *atmet schwer und stoßartig*, ihr seid riesig groß! Riesig groß und bääh.... und ihr seid der Inbegriff von.... von... die quellen... ihr quellt so... ihr quellt so raus... ihr könnt noch so raus quellen, ich bin jetzt erwachsen! *haut wieder auf den Boden und schreit*, ich bin jetzt ERWACHSEN! Jetzt bin ich hier! Jetzt bin ich hier! ICH BIN HIER! Aaah... ich bin jetzt erwachsen!
Th: Und sag mal, jetzt kannst Du Dich wehren! Jetzt kannst Du Dich auch wehren! Ja, weil Deine Power ist total da, jetzt müsste er Angst vor Dir kriegen. Guck mal, jetzt müsste der einen Heidenrespekt vor Dir kriegen.
Kl: Ah, die Augen sind schon kleiner geworden.
Th: Dann sag es ihnen.
Kl: Ihr seid kleiner geworden, aber ihr seid immer noch so verdreht.
Th: Genau. Voller Gier.
Kl: Die drehen sich so.
Th: Guck mal hin, ob die voller Gier sind, oder was ist es denn?
Kl: Ja, die sind gierig. Genau, das ist es! Giiiierig! Und WIE! Oh Gott, ja, genau, das ist es! Das ist genau das Wort! Gierig! Aber wie gierig! Ihgitt! Und dann auch noch die Nase! Wuuuaaaah.... aaaahhh... ihgitt und dieser Gestank! Wie Du stinkst!!!! *schreit laut* DU STINKST! Nach Alk! Du stinkst nach Alk! *schreit alles raus*, AH, DAS IST SO EKELHAFT, weißt Du eigentlich, wie ekelhaft das ist???!!!! Uaaah.... aaah... ihgitt..... uah... so ein widerliches... ooaah... dafür gibt es kein Wort!
Th: Aber ist toll, wie Du das ausdrückst: Dein ganzer Körper drückt das aus. Genau das ist es! Und das soll er sehen, dass sollen die Augen wahr nehmen, genau.
Kl: Er sieht jetzt, dass ich groß geworden bin. Da guckst Du! Komisch oder?
Th: Jetzt bist Du nämlich nicht mehr klein und abhängig.
Kl: Stell Dir vor, ich bin gewachsen, trotz allem!
Th: Ja.
Kl: Daran hat er nie gezweifelt, hat er jetzt gerade gesagt.
Th: Ah ja.
Kl: Ah ja, genau. Daran hast Du also nie gezweifelt?
Th: Dann frag ihn doch mal, in welchem Alter hat er Dich denn benutzt? Guck mal, welches Alter sagt er denn? Frag ihn mal! In welchem Alter warst Du denn, als er sich getraut hat?
Kl: Wie alt war ich? Oh nee, er sagt immer. Äh, was heißt das?
Th: Was sagt er?
Kl: Was heißt das? Immer, immer. WANN IMMER???? Von... von wann?
Th: Er hat Dich immer gierig geliebt?
Kl: Er hat mich immer gierig geliebt, er liebt mich heut noch gierig, aber heut kommt er nicht mehr AN MICH RAN!!
Th: Sag es ihm direkt!
Kl: Heut kommst Du nicht mehr an mich ran! Heut kommst Du nicht mehr an mich ran! Ich weiß das! Ja, er würde gern an mich ran kommen!
Th: Ja, so gern macht er das.
Kl: Uääh, uäh, ich hass Dich. Bääh, ich verabscheu Dich, ich verabscheu Dich, ich hass ich Dich... Du bist wie... wuäh... wuäh... uaah... ooah.. „Aber ich bin doch Dein Papaaaa...“ *atmet aus*, nee, *verneint*
Th: Dann müsste er zu Dir halten. Dann müsste er für Dich da sein.
Kl: Nee. *flüstert*, Du bist nicht mein Papa. „Doch ich bin Dein Papa.“, nee, das bist Du nicht. Du bist nur mein Erzeuger. Und selbst das würde ich nicht wollen, dass Du es bist. *atmet tief durch*
„Ich bin gierig, ich bin gierig!“, sagt er, „Ich bin gierig, gierig, gierig!“... *schlägt auf den Boden und schreit* SOFORT HIER WEG! *drohend*, oh Gott echt, tu Deine Finger weg, hau drauf, echt, oooh... *schlägt ein paar mal mit dem Dyhando zu*
Th: Ja, tu das, das ist toll, ja.
Kl: Oh... *atmet heftig*, der traut sich nicht mehr... tu die Hände weg! Ich hack sie Dir ab, ich hack sie Dir ab! Ich hol mein Beil und hack Dir Deine Hände ab! Ich hack sie Dir ab, echt, ich mach es *schreit*, ich hack sie Dir ab, die scheiß Hände da... *atmet durch*, was ist jetzt? Immer wieder, immer wieder, wenn er Zeit hat, immer wieder, wenn er getrunken hat, wenn ich da war, wenn ich allein war, und ich war oft allein... *haut und schüttelt sich, windet sich, zappelt*, *krümmt sich auf der Matratze, in sich zusammen und haut mit der Faust auf die Matratze*.... *krümmt sich vor Schmerz*... *schluchzt*
Th: Zeig ihm Deinen Schmerz.
Kl: *bekommt kaum Luft*, *atmet schwer und stoßartig*, ich sehe ihn jetzt, ich sehe es, ich sehe es....
Th: Red mit ihm! Zeig ihm, dass Du es...
Kl: Ich sehe Dich! Ich sehe Dich! Wie Du Dich über mich rüber beugst... gierig, gierig, gierig... und immer wenn Du betrunken warst... immer musstest Du was trinken, immer musstest Du was trinken... „Ich konnte es nur, wenn ich getrunken hab...“, sagt er, „... weil sonst hätte ich ja gewusst, was ich tu.“
*flüstert* Oh Gott ist das arm. Ist das arm.
Manchmal musste es ganz schnell gehen.
*entspannt sich*, ich will meinen Körper zurück.
Th: Ja. Red mit Deinem Körper. Du hast ihn nämlich in Stich gelassen.
Kl: Körper, ich will Dich zurück.
Th: Du bist weg gegangen, weil Du es nicht ausgehalten hast.
Kl: Ja. Er will mich auch zurück.
Th: Ja.
Kl: Ich will mich zurück, ich will mich zurück, ich will mich ganz. Ich will ganz leben. Ich will ganz leben. Ich will ganz leben. *räuspert sich*...
i c h m ö c h t e g a n z s e i n - ich will ganz sein.
Th: Ja.
Kl: Das ist mein dringendstes Bedürfnis. Jaaaa.... jede Faser, jede Zelle sagt ja. Jede Zelle, jede einzelne schreit ja. Jede einzelne! Kannst Du Dir das vorstellen, wie viele „JA´s“ das sind? Wow!
Th: Das heißt Du wirst auch erwartet. Oder dringend gebraucht.
Kl: Das schreit alles: HIER, ja, hier, komm, wir warten, ja, hier, wir sind hier...
Ich bin ja schon dabei. Ich muss nur noch... dieses Arschloch da umbringen. Oder... weiß nicht, was machen wir mit dem?
Th: Frag ihn mal, was er meint. Weil er hat ja auch heftige Schuld auf sich geladen. Dem muss ja auch nicht gut gehen. Frag ihn mal, was er meint.
Kl: Was soll ich mit Dir machen? Ich soll ihn töten. Er hat den Tod verdient.
Th: Ja, ist o.k. Dieses Bild von Deinem Papa kannst Du auch umbringen. Das ist nicht Dein Papa.
Kl: Ja, das ist auch nur der, der... ich sehe ja auch zwei Papa´ s. Ich hab zwei! Ich sehe den von jetzt (den Täter) und den Teil, den ich lieb. Und es ist schwierig... weil...
Th: Red mit den beiden! Es sind zwei da, also red mit den beiden .
Kl: Da ist der Papa von heute (zeigt auf ihre linke Seite), da bist Du von heute, Du bist süß, Du bist echt süß, Du bist ein goldiger Papa. Und Du bist irgendwie knuddelig, ich mag Dich! „Ja, ich mag Dich auch!“, sagt er.
Th: Dann zeig dem Papa von heute diesen anderen, gierigen Teil da, den gierigen Papa von damals.
Kl: Aber Papa, Du erinnerst Dich nicht.
Th: Zeig es ihm. Bring sie zusammen, in Deiner Innenwelt, dann sieht er es.
Kl: O.k. das versuchen wir. Hör mal.... „Das ist er nicht.“, sagt er.
Th: Ja? Wer ist es? Frag ihn, Deinen Papa!
Kl: Wer ist es? Ein Monster.
Th: Ja. Ein Monsterpapa. Soll er ihn mal so anreden, soll er ihn mal kennen lernen. Vielleicht kennen die zwei sich auch noch nicht.
Kl: Kennst Du den? Nö.
Th: Der war immer nur das, wenn er besoffen war? Frag mal nach! Frag ihn mal ein bisschen aus.
Kl: Dann frag ich... dann muss ich den fragen (zeigt auf den „gierigen Papa“ vor ihr), der weiß das. Du! Wann warst Du da? Natürlich, ja! Er hat es ausgenutzt, er hat die Bewusstlosigkeit ausgenutzt. Du hast die... Du...? Hm. Er sagt er ist der Schatten. Ah ja. Die Gier, die ganze Lust, ah ja... o.k., jetzt verstehe ich, jetzt kommt das gerade ganz rüber, abgespalten! Das ist es! Das ist es! Abgespalten! „Ich bin die abgespaltene Lust!“, sagt er.
Th: Ja. Er hat nicht lieben dürfen, also hat er sich anscheinend...
Kl: „Ich hab mich selbständig gemacht. Ich hab Deinen Papa ausgeknipst, und dann hab ich Regie übernommen. Und dann...“, ja, aber, das ist jetzt für mich eigentlich.... hm.... komm mal Du her (holt den heutigen Vater von links mit der Hand herbei), er sagt, er ist ein Teil von Dir! Glaubt er nicht. Oder? Jetzt überlegt er schon.
Th: Soll er mal ein bisschen dichter ran gehen! Soll er mal in die Augen gucken!
Kl: Guck ihn Dir mal an, Papa, guck genau hin, wenn Du nämlich näher hin gehst, ist es nämlich gar kein Monster, das hat nämlich ein Gesicht, guck mal genau hin! Kennst Du den? Den will er nicht mehr sehen.
Th: Ah, mhm! Er lehnt ihn auch ab?
Kl: Ja.
Th: D.h. er muss ihn kennen.
Kl: Er will ihn nicht mehr sehen, er dreht sich weg. Das ist der Loser. Der Säufer. Der sieht auch ganz anders aus als Du.
Th: Der seine Tochter benutzt, ja.
Kl: Der hat so ein aufgedunsenes Gesicht.
Th: Frag ihn mal, wie lange er das gemacht hat. Er kommt hier nur raus, wenn er alles auf den Tisch legt, wenn ihr alles durchgeht, wenn alles aufgelöst wird, damit er endlich voneinander los lassen könnt – heißt das auch. Weil er hat Dich immer noch besetzt, er besitzt noch Deinen Körper, er besitzt noch Deine Reaktionen, er erzeugt noch Ekel, Du kriegst noch Angst und Panik usw.
Kl: Er hat noch viele andere Teile von mir besetzt, sagt er gerade. Er macht mich schuldig.
Th: Ja. Frag ihn auch mal, ob er für Deine Alkoholsucht verantwortlich ist. Ob er ja oder nein sagt.
Kl: Bist Du für meine Alkoholsucht verantwortlich? „Ja, natürlich.“, war das erste was kam.
Th: Ja klar. Wenn Du so willst: Er ist sogar in Dir drin und hat Dich ein Stückchen übernommen, oder besetzt, in einem Teil Deines Gehirns hat er sich breit gemacht, wenn Du so willst.
Kl: *stimmt zu*
Th: Wenn Du einen Anfall gekriegt hast, hat er dann gearbeitet? Frag ihn mal!
Kl: Das hab ich nicht verstanden.
Th: Wenn Du einen Anfall gekriegt hast, einen Alkoholanfall, Deine Sucht, Deine Lust... ist er das dann gewesen, frag ihn mal!
Kl: Warst Du das, wenn ich.... er ist immer die Hand, die nach der Flasche greift, sagt er.
Th: Ja, ist klar.
Kl: Warum? Weil ich....
Th: Er lebt in Dir.
Kl: Ja, und „Weil ich Dich damit besinnungslos mach. Weil ich dann die Oberhand über Dich habe. Weil Du dann nicht mehr weißt, was Du tust. Weil Du dann mir gehörst.“, ich will Dir aber nicht gehören. Ja, das hat er schon gemerkt. Damit hat alles angefangen.
Th: Deshalb hast Du es ja auch geschafft, Dich davon frei zu strampeln.
Kl: Hm *bejahend*, das war der erste Punkt. Da hat er angefangen sich zu ärgern. Da hat er angefangen, sich zu ärgern, dass ich nicht mehr mit spiele.
Th: Ja. Frag ihn mal, ob er jetzt auch verantwortlich war, letzte Woche, dass Dir so kotzelend war, dass alles hoch gekommen ist, in Dir und dass Du... frag ihn mal! Hat er auch versucht, in Deinem Körper da zu rumoren oder so...?
Kl: Letzte Woche war mir fürchterlich oft schwindlig und schlecht. Sagt er, nöö, das ist meines. Das ist meine Art. Davon.... na ja, ganz allein meines? Ja, mit Schwindel und Übelkeit hat er nix zu tun.
Th: O.k. Ja, vielleicht gibt es ja noch einen anderen Anteil, wer weiß, wen wir da noch aufdecken alles.
Kl: Aber als ich gedacht hab, ich müsst jetzt was saufen, das warst Du, oder? Jetzt grinst er bloß.
Th: Hat er eine Chance wieder gesehen?
Kl: *bejaht* „Ich bin nah dran!“, sagt er, „Ich bin nah dran!“, Du bist überhaupt nicht nah dran! Nee, das bist Du nicht!
Th: Ja. Na ja, wir haben letztes mal Deinen Missbrauch aufgedeckt und Du hast wahr genommen, dass Dein Papa Dich leckt, dass er ganz.... dass er Ekel produziert in Dir. Und das ist, wenn Du so willst, er hat die Chance gewittert. Dass das alles hoch kommt, und was kannst Du dann machen? Du kannst es nur noch weg drücken, weil Du es nicht mehr spüren willst. Und das ist er. Wenn Du so willst: Alles, was Du erlebst, ist quasi in Deinem Gehirn und lebt weiter, weil es ist Dein Gedächtnis. Dein Gedächtnisbild. Dieser Teil ist quasi ein Teil von Dir geworden.
Kl: Ja, das ist ein Teil von mir. Jetzt kommt mir gerade die Erinnerung an die Session am Samstag, also nicht Session, die... ähm... wo ich gelegen bin, auf der Couch, und da war die Marina dabei, und da war es so – das kommt mir gerade – weil ich jetzt gleich merke, das ist die Übereinstimmung mit dem, was Du sagst... ich hab meinen, Dich, Dich da (zeigt auf den Vater vor ihr)... den Vater da... Dich hab ich an den Materpfahl gebunden.... aaahh, jetzt lacht er, uah, ist das dreckig! Jou! Der lacht total dreckig! Ja, das hat er mir damit zeigen wollen! Weil ich hab ihn an den Marterpfahl gebunden und plötzlich war ich in dem drin! Plötzlich war ich das. Weil er ist dann bewusstlos.... Du, Du bist dann bewusstlos geworden und bist dann so weg gekippt... so.... so... (imitiert einen Betrunkenen) war er irgendwie weg... und auf einmal war ich das. Dann war ich da drin und dann war ich diejenige. Und dann hat sich das geteilt und dann war dieses Sucht... dieser Suchtteil von mir, das war aber dann ich... und jetzt verschmilzt das gerade so.
Th: Also ist er auch Dein Suchtteil.
Kl: Er sagt gerade, er ist es nicht, er hat ihn produziert. Also JA, letztendlich ist es: Ja, mit dieser kleinen, feinen Unterscheidung.
Th: Ja, ist klar. Ist der in Deiner Suchttherapie damals nie angesprochen worden? Oder hoch gekommen? Oder gab es da einen Hinweis darauf, auf Missbrauch oder so?
Kl: Nee. Nur meine Träume.
Th: Nur Deine Träume. Nach Deinen Träumen bist Du nie gefragt worden?
Kl: Die hab ich von allein angesprochen. Ich aber nicht danach gefragt worden. Aber meine Träume waren... ich hätte mich nie geöffnet, bezüglich der Bulimie... mein Traum war, der mit der Wasserleiche, war.... mit dem bin ich morgens aufgewacht, vor der... ich hab immer geträumt und dann hatte ich ein Therapiegespräch, so ungefähr. Mein Traumselbst... also das hat einfach so funktioniert, das hat so funktioniert. Und dann bin ich mit dem Traum in die Therapiestunden. Sonst hätte ich gar kein Thema gehabt. Ich hätte nicht gewusst, was ich sagen soll.
Th: Aber jetzt haben wir ihn ziemlich... weil er ist jetzt nämlich dran. Wir haben ihn entlarvt, und Du bist in Deinem Körper und Du hast ihm auf die Finger gehauen und er hat jetzt ein dickes Problem, weniger Du.
Kl: Er sagt, er ist autonom.
Th: Ja und nein. Er war autonom bis eben.
Kl: Oh, jetzt krieg ich Kopfweh.
Th: O.k., pass mal auf, bleib mal da, hier *reicht das Dyhando*, pass mal auf, nur mal ein bisschen experimentieren:
Kl: *ist einverstanden*
Th: Sag ihm mal, er soll Kniebeugen machen! *schlägt einmal demonstrativ auf den Boden*
Kl: *fängt an zu lachen*
Th: Nur fordern. Hau drauf und der macht das, guck! Ja? Es geht jetzt nicht um die Wut raus lassen, es gut nur drum: Wer ist denn hier autonom, und wer ist denn hier der Boss?!
Kl: Ja, o.k. *lacht*.... also pass mal auf... jetzt... mach mal Kniebeugen.... *lacht und lacht*, das ist genial...
Th: Macht er es?
Kl: Er sagt, er muss sie machen! *lacht*, ach ist das cool, *lacht selbstzufrieden*, das heißt, ich bin der Boss!
Th: Sag es ihm!
Kl: Ich bin jetzt der Boss! *lachend*, Du musst Kniebeugen machen, wenn ich es sage!
Th: Er muss sogar einen Kopfstand machen, auch wenn er es nicht kann.
Kl: *lacht und lacht*
Th: So viel zur Autonomie, ja?! Also er ist autonom, aber...
Kl: Das war ein Scherz!
Th: Aber jetzt ist er, jetzt ist er seine Autonomie los.
Kl: Ah, das tut gut! Das tut echt gut, das kann ich Dir sagen!
Th: Sag es ihm!
Kl: Das ist genial, Du bist echt ein Hanswurst! *lacht*, Du musst jetzt machen, was ich sage, hey. Oh ja. *wird ernst und ruhig*, oh ja, oh ja.
Th: Er hat im Verborgenen gelebt, da war er autonom. Da warst Du ausgeliefert, und trotzdem warst Du stärker, weil Du hast Deine Sucht überwunden, Du warst trocken, ja?
Kl: Ich bin es.
Th: Du bist es. Du hast es geschafft. Selbst die letzte Woche, da hat er angegriffen und hat es nicht geschafft.
Kl: Ja. Ja.
Th: Also seine Zeit ist jetzt echt abgelaufen. Jetzt haben wir ihn sichtbar gemacht.
Kl: Ja, er sagt tatsächlich... er sagt es... in meinem Kopf sagt er „Ich muss machen, was Du sagst!“, das sagt er! Ganz deutlich! Ich höre das ganz deutlich, das er das sagt¨ „Ich MUSS machen, was Du sagst!“. Das ist super! Danke! Da bin ich total froh.
Th: So. Wenn das so ist, dann würde ich folgenden Vorschlag machen: Sag ihm, er soll aufhören das Mädchen zu lecken! Dieses Kleine da. Er soll hin gehen und soll aufhören und soll sich entschuldigen. Der erste Schritt.
Kl: *flüstert* ja, ja, das ist richtig.
Zuerst guckst Du es Dir mal an! Guck Dir mal das kleine Kind an! Er will nicht. Doch, Du guckst es Dir an!
Th: Genau, das geht nicht mehr! Sonst hat er nämlich die Macht behalten, das geht nicht.
Kl: Du kommst jetzt hierher! Du guckst es Dir jetzt an! Du kommst HIERHER und Du guckst es Dir an! Er muss... er muss... er muss.... er MUSS gucken! Und wenn ich Dir die Augen aus den Augenhöhlen rupfe und sie drauf halt, ist mir egal, Du guckst es Dir jetzt an! „Ja, O.k.“. Gut! Guck! So.... mei, echt, das ist echt ein süßes kleines Kind, hey, „Ja, ich weiß!“, sagt er, ja! Uaaahhh! *knurrt*
Th: Er kann sich ja für seine Lust eine Frau nehmen, aber kein Kind. Seine Lust ist ja o.k., aber nicht das Kind! Weil das kann sich nicht wehren.
Kl: *schnauft laut*, Ich, ja, das muss ich Dir ganz ehrlich sagen, ICH spür gerade...ich stehe jetzt hier (zeigt auf sich), hier ist das Kind (zeigt nach links vorne), hier bist Du (rechts vorne), und ich spür, dass Deine Lust nicht o.k. ist! Absolut nicht! Ich würde am liebsten jetzt Dir den Schwanz abschneiden.
Th: Mach es.
Kl: Würde ich am liebsten tun!
Th: Ja, ist o.k., mach es! Mach es!
Kl: Das kann ich nicht, ist ja blutig.
Th: O.k. Sein Problem.
Kl: Mmmmh.... was könnte ich denn machen?
Th: Du darfst das Bild zerstören, Du musst es sogar zerstören. Weil Dein Papa ist ganz jemand anders, und der kann erst dann zum Vorschein kommen, wenn das Bild zerstört ist. Also Du darfst, von meiner Seite her, alles tun, was Du willst. Du darfst ihm auch den Schwanz abhacken, weil da gehört der Schwanz nicht hin.
Kl: Mich ekelt es.
Th: Ja, das ist genau der Punkt, um den es geht, Dich ekelt es. Das ist ein Körpergefühl dazu. Zu diesem Bild gehört ein Körpergefühl und das kennst Du. Und das war seine Macht, das war seine Autonomie. Er hat Dich aus dem Körper vertrieben. Du bist auf die Wolke.
(Kassette wechselt)
... er soll her kommen, Du kannst ihm das erzählen und kannst IHN vertreiben, oder zerstören.
Kl: O.k., also, Du musst jetzt machen, was ich will, das ist das Erste.
Th: Das ist die Nummer eins, klar, ja.
Kl. Hmm.... mir tut der Kopf weh.
Th: Ja, das ist ja auch für Deinen Kopf was ganz was anderes und Neues.
Kl: Ooh... puuuh...
Th: Und das zweit ist: Du entscheidest.
Kl: *sagt gleichzeitig zum Therapeuten* Ich weiß, was ich machen will!
Th: Ja?
Kl: Ich will ein Messer und ich will ihn erstechen!
Th: Ja, dann tu es!
Kl: *richtet sich auf*, wie mach ich das denn jetzt?
Th: *lacht*, ja, wahrscheinlich so wie früher immer: Von vorne oder von hinten, wie auch immer.
Kl: *lacht*
Th: Und genieß es, das ist nämlich Rache. Ja, das musst Du sogar. Weil das ist das Bild von dem Dämon, von Deinem Vater, der Dich benutzt hat und das darfst Du zerstechen.
Kl: *atmet tief* *hält das Dyhando in der Hand*, gibt es irgendwas dagegen *hält das Dyhondo so in die Luft*... oder kann man was dagegen halten? Irgendwie was.... damit ich ihn erstechen kann... ich will ihn jetzt...
Th: Ja.
Kl: Oh, ich will Dich jetzt erstechen! Ich will Dich jetzt erstechen! (ich muss jetzt, während ich das abtippe, von Herzen lachen und, diese Randbemerkung möchte ich jetzt machen, ich fühle mich so gut damit, das jetzt abzuschreiben.... einfach grandios, das macht so viel Spaß! Und ich finde das gerade sehr lustig... und ich muss herzlich lachen!)
Th: Oder stell Dich da vor die Wand! Dann kannst Du vielleicht in die Wand pieksen, das geht auch.
Kl: Ah ja, das ist eine super Idee! Ja! Eine super Idee! *wird zur Wand geführt*
Jetzt steh ich! Ah ja! Ah, das ist gut! Ich stehe! Ah, ich bin groß! Ah ... *schreit inbrünstig aus sich heraus* ... JAAAAAAAAAAA! Ah ich bin groß! Ah ist das genial! *streckt sich, reckt sich, baut sich zu voller Größe auf* Ich liege nicht mehr! Ich bin groß, so groß wie Du! Guck mal! Ha, ist das super! Genauso groß wie Du! Ach, und stärker bin ich auch. Hmmm.... *genießt es*.... und jetzt.... ach, ich hab so eine Machete!
Th: Ja!
Kl: *atmet mehrere male tief durch*, ah ja, puuuh, ich muss mich sammeln.
Th: Ja. Ist o.k.
Kl: Ich brauch jetzt einen Helfer. Aah.
Th: Guck mal, wen Du herbei holen willst.
Kl: Ich brauch jetzt meine „Millionen Legionen“ (Lied von Fanta 4). Ich hab jetzt meine „Millionen Legionen hinter mir“. Hach, die sind alle da! Ist das geil! *freut sich, lacht, juchzt*, jaaa, die sind alle da! Ach, das ist super, ihr stärkt mir den Rücken! Guckt mal, ich hab ihn hier vor mir stehen. Genial. Die sind alle da. Die sind alle bei mir. Sie sind ALLE bei mir, das ist super, mein Rücken ist gestärkt. *atmet schwer*
Er steht an der Wand. Ich muss das jetzt machen. Jetzt gehört jetzt dazu, das ist jetzt einfach, das ist so die Regel: Er hat was getan, was er nicht tun darf!
Th: Sag es ihm. Rede mit ihm!
Kl: Du hast was getan, was Du nicht tun darfst! Du hast diesen Schwur verletzt, diesen Eid... diesen, diesen, diesen.... die Unverletzbarkeit, von, von, von... von einem unschuldigen, unverletzbaren... kleinen.... Kind! Überhaupt... die Unantastbarkeit, das ist auch bei großen so, man darf das nicht! Und das weißt Du! Und deswegen musst Du jetzt sterben! Du musst sterben, das ist so, Du hast den Ehrenkodex.... Du hast ihn gebrochen! Du bist einfach ein... ein....en...nnn.... ein Verbrecher. Ein Verbrecher. Das bist Du *holt aus und .... dreht sich um sich selbst, sticht aber nicht zu*... haaa... Scheiße! Das ist soo.... was machst Du.... das ist unglaublich! Wieso machst Du nicht einfach?!
Th: Na ja, es ist für immer und ewig. Und Du weißt das. Es passiert und das kannst Du nie mehr rückgängig machen, jetzt passiert was ganz wesentliches, und das ist gut so.
Kl: Das ist... *fängt an zu lachen*.... das ist so witzig... Du stellst Dich an, echt! Tinchen! Wir sind alle bei Dir! Ja, o.k.
Th: Du musst das ganz bewusst machen, ganz entscheiden, Dich ganz entscheiden, und das ist ein, das Bild von Deinem Papa, und das muss sogar zerstört werden, damit Dein Papa, wie er wirklich ist, darunter hervor kommt und Dich als Tochter annehmen kann. So hast Deinen Papa so im Kopf, dass der andere gar keine Chance mehr hat.
Kl: *atmet ruhiger*
Th: Und deshalb hast Du auch von meiner Seite die Erlaubnis und es ist gut, was Du tust.
Kl: Ja, das weiß, das weiß, das weiß, ich weiß es: Es ist absolut in Ordnung. Es ist wie... wie ein Spiel, das wir gespielt haben. Und das ist jetzt einfach... jetzt haben wir aufgehört. Jetzt ist Schluss mit dem Spiel. Wir haben es ausgespielt. Wir haben es ausgespielt und Du weißt das, und ich weiß das, und wir wissen das alle.
Und er sagt „Ja.“
O.k. Dann nimm jetzt den... dann nimm jetzt den Todesstoß. *atmet tief*
Wir machen das jetzt ganz einfach. Wir bringen es hinter uns, o.k.?
*atmet noch mal tief durch*
*holt aus*
*ein Mords-schrei* (im wahrsten Sinne des Wortes, er geht durch Mark und Bein)
*sie sticht zu, mehrere Male, bis es genug ist*
*krümmt sich selbst zusammen*
Th: Stell Dich mal hin! Stell Dich hin! Bleib stehen, ja, bleib stehen!
Kl: *atmet noch schwer*
Th: Und spür den Boden unter Deinen Füssen: Du stehst!
Kl: *richtet sich auf*
Th: Genau, Du stehst.
Kl: Es ist o.k., die sagen alle, es ist o.k.
Oh, manno, hhh.... *bewegt sich langsam*
Th: Ja, ist gut, geh ruhig ein bisschen hin und her, das ist gut so. Wenn Du magst, beweg Dich ein bisschen.
Kl: *geht ganz nah an die Wand* Der schnauft noch.
Th: Rede mit ihm!
Kl: Du schnaufst noch.
Er spuckt Blut!
Th: Ja. Rede mit ihm!
Kl: Es tut ihm leid. Ja. Mir tut es auch leid.
Th: Dann sag es ihm!
Kl: *hält sich an der Wand fest, rutscht an der Wand entlang nach unten, weint, schluchzt, wimmert*, wir sind fertig, wir sind so fertig.... Du kannst gehen.... geh! Geh! Geh! *weint, schluchzt* ist das.... ah.... *schluchzt und kann schwer reden*
Th: Sag ihm alles, was raus muss! Sag alles, was Du raus lassen willst!
Kl: *schluchzt und kämpft mit den Worten*, das bin ich. Ich hab einen Teil von mir selbst umgebracht.
Th: Ja.
Kl: Ja. Ich hab einen Teil von mir selbst umgebracht. Aber es ist o.k. Ich bin beides. Ich bin beides! Aah! Oah!
Th: O.k. dann schau Dir mal den Anteil an! Schau ihn an! Schau ihn an!
Kl: Ah... ich bin wieder lebbbnn... ich bin wieder lebendig! *atmet tief durch*, er hat Platz gemacht, sagt er, für mich.
Th: Welcher Teil von Dir kommt jetzt durch? Welcher Teil von Dir kommt hoch? Schau mal hin!
Kl: Ich kann nix sehen, ich kann es nur fühlen, ich bin drin.
Th: Ja, ist o.k.
Kl: Ich bin autonom. ICH bin autonom. ICH bin autonom.
Th: Spürst Du Deinen Körper?
Kl: Ich spür mich ganz. Ich spür mich ganz. Ich bin ganz. Ich bin autonom.
Th: Bist Du jetzt eine?
Kl: Eine einzige!
Th: *lacht*
Kl: *lacht auch*
Th: Je, den anderen hast Du umgebracht.
Kl: Da sind immer noch die ganzen Legionen! Meine „Millionen Legionen“ sind da und die gucken mich alle an!
Th: O.k. Guck mal, ob Du ein einziges Körpergefühl hast: Bist Du, allein, in Deinem Körper? Bist Du da?
Kl: *reckt sich, streckt sich, dehnt sich, geht in die Knie, wieder hoch*
Ja, oh ja! *atmet erleichtert aus* JA! *fängt an, ganz locker und leichtfüßig zu gehen*, ja, ich bin da. Ja, ich bin da! Das sagt es so ganz ruhig: „Ja, ich bin da.“
Das macht gar kein großen Aufhebens.
Th: Ja, weil es ist normal, dass Du da bist.
Kl: Ja, das ist ganz normal. Ich bin da, klar, logisch. Wo ist das Problem? So!
Th: Gut, dann schau Dich doch mal um: Wie sieht dieser Teil aus, den Du jetzt umgebracht hast, wie sieht der jetzt aus? Schau ihn Dir an!
Kl: Der fällt in sich zusammen.
Th: O.k. Hast Du ihm noch was zu sagen? Er hat Dich immerhin jahrelang begleitet. Er hat Dich mit der Flasche animiert...
Kl: *blickt eine Zeit lang in Richtung der Wand*, *verneint*
Th: Nein?
Kl: *verneint*, der ist nicht mehr da. Ich sehe nix mehr. Der Platz ist leer. Ja. Er ist leer, wobei ich Angst hab, dass er doch noch da ist, die ist schon da (die Angst).
Th: Dann zeig ihm das auch.
Kl: Ich hab Angst, dass Du trotzdem noch da bist, auch wenn der Platz jetzt leer ist.
Th: Hast Du Angst, dass er unsichtbar ist?
Kl: *bejaht*
Th: Na ja, man bräuchte ja nur eine Flasche zu holen, dann würde er sofort wieder sichtbar werden.
Kl: Hm, der Geist in der Flasche. Ich kann noch mit ihm reden, sagt er.
Th: O.k., dann tu es. Und hör mal, was wer zu sagen hat, jetzt! Weil er kriegt jetzt die Gelegenheit mit Dir zu reden. Sag es ihm!
Kl: Ich will mich hin setzen.
Th: O.k., dann komm wieder auf die Matratze. *führt sie zurück zur Matratze*
Kl: Du kommst mit, gell?
Th: Ja. Ach so, er! *
Kl: *lacht*, ja!
Th: Du hast ganz, ganz warme Hände, ganz toll.
Kl: Ja, es ist ein Geist, es ist ein Geist, das stimmt, es ist ein Geist. O.k. *atmet durch*, trotzdem, ich fühl mich besser! Ah.... das war GUT!
Th: Das war saugut! Das hast Du super gemacht!
Kl: *lacht*, das tut richtig gut. Harakiri, nee, nicht Harakiri, doch, ein Stückweit....
Ja, also, jetzt, was für ein Teil ist denn da jetzt noch da? „Die Gedanken.“, sagt er. „Die Gedanken kann man nicht erstechen.“, na Danke! Für den Tipp!
Th: *lacht*, die Gedanken verweht der Wind, mal davon abgesehen, aber das macht ja nix.
Kl: mhm, *bejaht*, das stimmt. Das stimmt!
Th: Wenn die Substanz weg ist dann....
Kl: Man, genau! Das bringt mich zu dem Bild! Das ist ein guter Link, das ist dieses Bild! Das ist es: Die Gedanken.... die Gedanken, die kann ich.... das ist wie dieses Traumbild – das kann ich auseinander nehmen und neu zusammen setzen. Das ist ... Du hast gar keine... Du hast keine Macht mehr!
Th: Ja.
Kl: Ja, das stimmt! Die Stimme ist auch viel leiser, die Stimme ist viel leiser, Du bist lange nicht mehr so mächtig! Ja, das stimmt, das stimmt, das bejaht er. ES, es ist schon nicht mal mehr ein er, es ist nur noch ein *es*.... es ist nur noch so ein... „War was?“.
Th: O.k. Jetzt holen wir trotzdem noch Deinen Vater mit hinzu, weil der soll das auch wahr nehmen.
Kl: O.k.
Th: Dein Papa, von heute, den Du magst.
Kl: Oh yeah, komm Du mal, Papa. Papa! „Ich hou kei Zeit!“
Th: *lacht*, das ist die beste Ausrede, die es gibt. Er weiß, um was es geht, ja, ja.
Kl: Zeit hast Du noch nie gehabt, Blödmann. Du kommst jetzt her! Du bist auch mein innerer Vater, Du musst machen, was ich sage. O.k. Hey, man, echt, ich komm mir vor mir... hab ich ein gutes Bild: Ihr seid alle meine Hündchen, und ich halt Euch! Und ihr macht was ich sage, verdammt noch mal, ihr tanzt jetzt nach meiner Pfeife.
„Hm, ja, noch nicht ganz.“, sagt er, hm, ja, o.k., gibt es noch einen Haken? Na gut, also jetzt komm mal her! Aber so weit kommen wir noch, dass ich das bestimme. Das ist... das ist.... so weit kommen wir noch!
Th: Du musst das irgendwann gar nicht mehr bestimmen, irgendwann ist er einfach hinter Dir und steht für Dich ein. Irgendwann macht er das.
Kl: Das dauert noch.... neeee!
Th: Das kann schnell gehen, er lernt schnell.
Kl: Schauen wir mal, lassen wir es mal offen. Also, Du, ich hab jetzt hier einen Teil irgendwie abgemeuchelt... äh... durchgedingst...äh... abgestochen. Guck mal! Ja, das hab ich gut gemacht, sagt er. Mhm.
Th: Da hätte er sich ja auch mal dran beteiligen können, ne? Er ist ja erst Dein Schatten gewesen..... und das wäre seine Aufgabe: Er hätte normal für Dich da sein müssen.
Kl: Das gleiche hab ich gerade gedacht: Du hättest ja ruhig ein bisschen helfen können! Genau das hab ich gerade.... hättest ja ruhig ein bisschen helfen können! „Na, dazu bin ich zu schwach.“, sagt er. Ja.
Th: Er will der schwache Papa bleiben, ja?
Kl: Ja. Er ist zu schwach. Du bist zu schwach, klar, ich war schon immer stärker als Du. Na ja, nicht immer, aber später schon. Man was für ein Spiel hast Du mit mir gespielt! Ich kapier es nicht. Was für ein Spiel hast Du mit mir gespielt, echt!
Th: Ist das so was wie: Er hat seine Schwäche gelebt, damit Du stark wirst? Ich meine, das wäre abartig, aber... frag ihn mal: Was sollte da denn?
Kl: Papa, hast Du... war das so ein Spiel, dass Du schwach warst und ich damit stark werden kann? Hm, na ja, nee, ja, das ist eher so: Das hat es bedingt. Das ist automatisch. Das hat es bedingt...
Th: Du hattest keine andere Chance, Du musstest stark werden, sonst hättest Du es nicht überlebt.
Kl: Genau so. Oder es war die Folge.
Th: Er hat es nicht Dir zuliebe gemacht, sondern er war einfach schwach und hat nur für sich gelebt, so was?
Kl: Die Folge war, dass ich das dann eben ausgefüllt habe, weil ich habe ja sowieso den Platz meiner Mutter ausgefüllt, sagt er gerade. Weil die ist ja dann gegangen, und dann bin ja ich da an ihre Stelle. Und ich hab ja alles gemacht.
Th: Hol nur mal Deine Mutter herbei und sag ihr das auch noch mal, in dem Zusammenhang, und zeig ihr wie weit Du gegangen bist, bis heute.
Kl: Ja, Mama, komm doch mal! Mhm. Guck mal! Ich bin sogar in Deinem Bett gelegen. Auf Deiner Seite, wo Du eigentlich hin gehörst. Da bin ich gelegen. Und hab neben Deinem Mann geschlafen. „Ja, das ist bedauerlich.“
Th: Sie hat den Platz zurück gelassen, sie ist verschwunden, Deine Mama hat sich aus dem Staub gemacht. Warum auch immer, sie ist weg.
Kl: „Das war so abgemacht.“, sagt sie.
Th: Ah ja. Mit Dir oder mit Deinem Papa?
Kl: Mit uns allen.
Th: Ah ja.
Kl: O.k., es war so abgemacht, schön und gut, es war so abgemacht und trotzdem: Ist es schön? Ich meine – ist es schön??? Ist es irgendwie... es ist doch egal, ob es abgemacht ist, das interessiert mich jetzt überhaupt nicht, ob irgendwas abgemacht war, das finde ich total bescheuert! Echt he! Abgemacht!!! So ein.... o.k., selbst wenn, das ist jetzt egal, das ist mir jetzt egal, ich will wissen, ob das GUT war???
„Man soll nicht werten.“, was man soll nicht werten?
Th: Dann zeig ihr mal, was Dein Körper erlitten hat, in der Zwischenzeit, und wie häufig Du flüchten gehen musstest und so weiter... war das auch abgemacht?
Kl: Pass mal auf, ich hab auch eine Tochter, genau, DAS sag ich Dir jetzt! Ich hab auch eine Tochter. Was wünsche ich mir für meine Tochter? Ich wünsche mir für meine Tochter, dass es ihr gut geht, ich will, dass sie... ich wünsche mir das Allerbeste nur für sie! Und jetzt? Und Du? Guck Dir Deine Tochter an! Ich bin Deine Tochter! Guck sie Dir an! Guck, was ich gemacht hab: Ich hab 10 Jahre lang gekifft, ich weiß nicht wie lang gesoffen, ich hab... oh man... echt, immer gekämpft, ich hab versucht, mich umzubringen... man, ich hab mir selbst weh getan, ich hab mit dem Kopf auf den Boden geschlagen... lauter Scheiß hab ich gebaut! Na gut, nicht alles, aber es waren ganz schön blöde Sachen dabei, also ich mein... echt irgendwie krank, und das jahrelang.... wuoh... weiß nicht, hab immer gekämpft!
Th: Schau mal, ob Du sie erreicht hast. Sie hat sich aus dem Staub gemacht, Du hast gekämpft, schau mal, ob Du sie erreicht hast.
Kl: Hast Du mich gehört? „Ja.“ Und? Hast Du Dir das für mich gewünscht? „Nö.“ Mama, warum... warum ist das dann alles...? Ach Gott, hey, komm mir nicht damit! Jetzt sagt sie „Du bist daran gewachsen.“
Th: *lacht*, das ist aber Dein Verdienst, nicht ihr Verdienst.
Kl: *knurrt*, ach ihr seid mir alle, echt... ihr ganzen... ihr seid mir alle... ich weiß nicht, ihr könnt mich mal, oder irgendwie.... ich weiß nicht, ich bin unzufrieden, das gefällt mir so nicht! Ihr seid überhaupt nicht... ihr nehmt gar keinen Anteil! Ihr nehmt überhaupt keinen Anteil! Das bin ich, ich bin Eure Tochter, und ihr nehmt keinen Anteil an mir! Ich bin hier, ich bin Eure Tochter! Und es ist Euch alles scheiß egal, was mit mir ist, das ist Euch alles scheiß egal, von klein auf! Ich war Euch scheiß egal! Mein Gott, echt, das kann doch nicht wahr sein! Das kann doch nicht wahr sein, dass man... dass man ein Kind hat, das einem scheiß egal ist. Kann das noch wahr sein? Ich meine: Ist mir mein Kind scheiß egal?
Th: Nein, das ist nicht in Ordnung. Mama und Papa haben hinter dem Kind zu stehen. Punkt.
Kl: „Ja, das stimmt.“, die stimmen mir zu, ich war ihnen scheiß egal! Ihr war ich scheiß egal (zeigt nach rechts) und ihm auch (zeigt nach links). Er hat mich benutzt, sie hat mich einfach links liegen lassen, und ich hab sie nicht interessiert! Man, was seid ihr denn für Leute, echt, weißt Du, da fällt mir nur eines ein, ja, irgendwie... wenn Du heutzutage einen Tisch machen willst, oder den verkaufen willst, dann musst Du drei Jahre Ausbildung machen... und Schreiner lernen, ja? *wird lauter* Aber Mutter und Vater, das können solche totalen Flaschen wie ihr, die können das einfach werden! Die müssen keine Prüfung machen! Die müssen nicht prüfen: Können wir das überhaupt? Können wir Kinder groß ziehen? Ooooh! *knurrt aggressiv*
Nein, die dürfen einfach Kinder zeugen, und dürfen sie in die Welt setzen und dürfen machen mit denen, was sie wollen, sie sogar... was weiß ich.... misshandeln und links liegen lassen und, und, und.... mein Gott ist das armseelig!
Th: Ja.
Kl: Ich bin so wütend! Wütend bin ich! Wütend! Auf dieses ganze Fuck - System!
Th: Ja. Und spür mal diese Power, die dahinter ist. Das ist aber auch Lebenspower, die Du jetzt hast. Vielleicht haben die zu wenig Lebenspower gehabt, frag sie mal, wenn der immer nur sich an dem kleinen Mädchen verging, Deine Mama haut ab, stirbt einfach weg.
Kl: Ja, mhm, klar, wie so halb... Batterie halb leer...
Th: *lacht*
Kl: Du bist einfach eine Turbobatterie, da haben sie ein Problem natürlich gekriegt.
Th: *lacht* Ja. Die musst man aufladen! Die sind immer so halb leer, noch nicht mal halb, so viertel... so „Bouuh... ich bin so... ich muss mich mal laden. Wo ist die Ladestation?“
Th: Ja. *lacht herzlich*, so nach dem Motto: Du bist denen vielleicht auch ein bisschen zu viel gewesen, oder?
Kl: *lacht*, kann sein... „Ha, kannst Du mal ein wenig Deinen Mund halten? Ha, kannst Du mal ein wenig runter drehen, hu, bist Du heut wieder aufgeweckt!“
Th: Tja, viele Eltern wünschen sich offensichtlich angepasste Kinder, ne?
Kl: Mhm, ich hab nicht rein gepasst. *lacht*
Th: Wenn nicht, kriegen sie Ritalin, so ungefähr.
Kl: Meine Oma hat mal gesagt, ich wäre ihr Sargnagel. Na toll, und ich hab gesagt, das ist ein Kompliment. Das bin ich gerne.
Th: Ja.
Kl: Nein, ich hab gesagt, ich bin aber ein gutaussehender Sargnagel.
Ja, doch ja, ich merke das auch, ich bin so richtig... echt... das ist irgendwie, das kann ja wohl nicht sein, das muss man irgendwie... das muss man ändern. So was kann nicht sein. Das muss man irgendwie.
Th: Gut, dann gib ihnen jetzt die Chance: Wenn sie wieder irgendwas gut machen wollen, dann so wenigstens ab sofort hinter Dir stehen.
Kl: JA! Wisst ihr was? Ich hab eine Idee! Ich hab eine voll geniale Idee! Und zwar: Ihr könnt mir nämlich helfen, JETZ! Jetzt könnt ihr mir helfen. Ihr habt in der Vergangenheit so viel Scheiße gebaut... *lacht*... ihr seid die vollen Luschies, echt, die vollen Loosereltern, gewesen... „Joooo.“, die stimmen mir zu, „das waren wir.“ *lacht*
Th: *lacht*, dass sie ein Einsehen haben, na, das ist doch schon mal was.
Kl: Ja. Das war ihr auch. Und jetzt, jetzt machen wir alles neu. Und jetzt, jetzt können wir zusammen arbeiten. Und jetzt könnt ihr mir eigentlich helfen, ja? Ihr könnt mir helfen, dass wir... irgendwie... dass mir aus dem ganzen, was da passiert ist, ich möchte daraus was machen. Ich möchte irgendwie... kreativ werden damit. Ich will, dass das umgesetzt wird, in kreative Energie! Ich will Kreativität. Das will ich. Und ich will, dass die in mein Leben fließt. Das ist meine Absicht. Und ihr habt die Aufgabe, mir dabei zu helfen! Das habt ihr nie getan! Ihr habt mich immer nur gebremst. Egal, was ich machen wollte, immer nur kam die Bremse von Euch. Ihr habt mich gebremst, wo es nur ging. Und jetzt? Jetzt will ich das nicht mehr! Ich will nicht mehr, dass ihr mich bremst. Ich will, dass ihr mir helft, dass es raus kommt, dass ich es raus lassen kann. Dass ich was damit anfangen kann! So wie ein Maler, der ein Bild malt, oder ein Bildhauer, der eine Statue klopft oder irgendwas tut, ja? Und ich möchte mit der Energie was anfangen, ich möchte sie nicht mehr bremsen. Weil das hab ich nämlich gemacht. Jahrelang. Meine Energie gebremst. Runter gebremst. Runter gebremst. Runter, runter... mit Eurer Hilfe. Und damit ist jetzt Schluss!
Th: Ja. Das müssen sie Dir versprechen, guck mal, ob sie das hin kriegen.
Kl: O.k. Könnt ihr mir das versprechen? Als ihr müsst Euch erst mal zusammen hocken, man, wo hockt ihr? Vater hockt da (zeigt ganz nach links), Mutter hockt da (zeigt ganz nach rechts).
Th: *lacht*, na irgendwann waren sie doch mal zusammen? Irgendwann müssen sie wenigstens mal zusammen gewesen sein.
Kl: Rutscht mal ein bisschen....
Th: Rutscht mal zusammen! *lacht*
Kl: *lacht auch*, also das finde ich echt unglaublich! „Ja, o.k.“.... noch ein bisschen! Die genieren sich, als würden sie sich das erste mal sehen? Ihr habt Kinder gekriegt, ja? Ah ja, jetzt, jetzt rutschen sie... ah, da ist eine Bank, o.k., setzt Euch mal dahin! Geniert Euch doch nicht so! Man, ich bin es, Eure Tochter! Oh nee... o.k. endlich, jetzt sitzen sie nebeneinander, es wurde auch Zeit, also echt, das kann ja wohl nicht sein, ihr stellt Euch an... man! Jetzt gucken sie mich an! *freut sich diebisch*, total bedröselt, so auf die Art „Sprich!“... *lacht*
Ja, also, könnt ihr mir versprechen, dass ihr jetzt hinter mir stehen wollt und mir helfen wollt? Die überlegen noch.
Th: *lacht*, die haben Schiss vor der Aufgabe, ne? Tag und Nacht müssen sie voll Aktion bringen.
Kl: Was gibt es denn da zu überlegen? Die sind so klein, ich bin so groß. Jetzt hab ich das Bild: Ich bin groß, die sind klein. Die können gar nicht hinter mir stehen. Das geht gar nicht. Die muss ich erst groß.... die müssen erst groß werden.
Th: Die müssen erst erwachsen werden.
Kl: Die müssen wachsen! Ich bin viel zu groß, guck mal, ich bin so ein Riese *zeigt es mit den Armen*, und die hocken auf so einer kleinen Bank da – wenn die sich hinter mich stellen zerquetsche ich sie!
Th: *lacht*, dann musst Du aufpassen auf Deine eigenen Eltern. Ein weit verbreitetes Phänomen. *lacht*
Kl: *lacht auch* UNGLAUBLICH!
Th: In Wirklichkeit sind die Eltern die Kinder, ich weiß.
Kl: Das ist unglaublich, unglaublich, und dieses Bild ist göttlich! Ihr seid ja plötzlich so klein, was ist mir Euch passiert? Ja. Das ist ein gutes Bild. Mein Gott, echt, ich find das cool, ich finde die Innenwelt cool. Das ist genial!
Th: Die ist ehrlich.
Kl: Mhm. Ihr könnte höchstens dahinter krabbeln... nee, also, jetzt müssen wir irgendwie... ich muss Euch was von meiner Energie geben, oder so?
Th: Nee, nee, nee.
Kl: Oder wie geht das?
Th: Nein, nein. Die sollen sich zurück erinnern, es gibt so einen Symbol-Papa und eine Symbol-Mama, Papa weiß, was Papa sein bedeutet und Mama auch. Die sollen sich die Urbilder holen. Die Ursymbole.
Kl: Ah ja, o.k.! Gut, macht das mal!
Th: Und wenn es eine Mama aus Afrika ist, egal.
Kl: Also Ursymbol ist für die Mama die Mutter Erde.
Th: Ja, so was, und für den Papa?
Kl: Und für den Papa... Papa, was ist denn für Dich das Ursymbol?
Th: Irgend so was, weißt Du, so ein... keine Ahnung... ein Ritter oder einer, der beschützen kann, der da ist, der dafür sorgt, ein Bauer vielleicht.
Kl: Der Gott eigentlich, in dem Sinne.
Th: Ja, es sollte schon ein menschliches Symbol sein.
Kl: Ja, finde ich auch, es sollte irgendwie anders sein, denn das ist zu schwebend, zu... macht es mal bitte menschlich! Sie hat Mutter Erde, er hat Gott, ihr seid echt.. unglaublich! Solche Dimensionen? Erst so klein, dann so groß?!
Th: *lacht*
Kl: Jetzt mal ganz... eine Figur, eine Figur bitte! Irgendwas zwischendrin, irgendwas handliches. Hm.... herrgott, jetzt komm, kriegst jetzt ein Vater-Symbol her oder nicht? Kann das noch sein? Der sucht und sucht... ratter, ratter, ratter...
Th: Ja, der kennt sich da nicht so aus. Irgendein Energiebild, was für die Familie da ist, was sie versorgen kann, was beschützt, der mutig ist, der kämpfen kann, der dafür eintritt...
Kl: Ah ja, ich hab es! Da ist jetzt mal jemand, der hat so eine Sense in der Hand... nee, nicht Sense, so ein... was ist denn das?
Th: Zepter?
Kl: Was hast denn Du da in der Hand? Ja, so etwas von... wie ein Bauer steht er da. So ein Ernährer. Ein Ernährer. Also, ja, der sieht rustikal aus, stark, kräftig, rotwangig, „Ich kann eine Familie ernähren!“, sagt er. Gut. Danke. Jetzt brauchen wir noch eine Mutter. Ah ja, o.k., da ist jetzt dann gleich die Mutter mit dem Baby und so, mit so einem langen Gewand, und mit so langen Haaren... und so ganz schön, klassisch. Gut. Jetzt hab ich sie. Jetzt habt ihr Euch.
Th: Genau. Da sollen Deine Eltern ein bisschen was davon lernen.
Kl: Ihr sollt Euch mal was an Energie von denen da abzapfen.
Th: Genau. Sich wieder erinnern heißt das ja auch. Wahr nehmen, wo sie her kommen, Mama und Papa sein.
Kl: Könnt ihr das? Puuh, die müssen erst mal in die Lehre gehen.
Th: Ja, ist o.k.
Kl: *räuspert sich*, also jetzt, dann geht mal in die Lehre, ja, ich warte hier. Also, der bringt dem jetzt alles bei... Du meine Güte, echt hey...
Th: *lacht*
Kl: ... wie das alles geht, und was man da machen muss, und dass man für die Mutter da sein muss und für die Kinder, und sich Zeit nehmen muss und dass es nicht nur darum geht... und überhaupt, und alles und so... oh ja, und die Mutter, die kriegt beigebracht, dass man sich nicht ständig mit irgendwelchen Drogen weg beamt, und... und das Kind annimmt, genau, und schon im Mutterleib annimmt... ah ja, o.k. ... die kriegen jetzt hier alles.... die machen hier ein paar Jahre, 20, 30.. pff.... das dauert!
Th: Das dauert, *lacht*, Grundlehrgang.
Kl: *lacht auch* Super, echt. Puh... die sind ganz neugierig, gell?
Th: Ja, das gehört dazu.
Kl: Jetzt wachsen die langsam.
Th: Außerdem sind sie Mann und Frau füreinander, Dein Papa hat jetzt nämlich endlich eine Gespielin, mit der er seine Lust teilen kann.
Kl: Hm, die wachsen, die wachsen, die werden größer... jetzt bin ich in so einem Königsbild drin, das ist auch voll schön, so der Vater, der reitet raus, mit dem Pferd, und die Mutter, die ist... die lernt stricken und sticken und keine Ahnung, was sie alles macht, wobei ich das Bild blöd finde, aber das ist jetzt egal... ist ja wurscht, ich muss jetzt ja nicht werten, jetzt macht einfach... o.k. sie werden größer, werden größer, werden flügge... ah ja, jetzt regt sich da sexuell auch was! Mhm! Mhm. Mhm. Ah, die finden sich interessant! *lacht*... so... jetzt ... können wir mal langsam...
Th: Ein bisschen schüchtern...
Kl: Ah ja, gut, er hat jetzt total eine Ausstrahlung! Eine Energie! Wow! Das ist ein richtiger Mann!
Th: Und? Ist das in Ordnung, Dein Papa?
Kl: Ja, das ist ja jetzt ein Mann?! Mein Papa ist ein Mann! Ja, sag mal, das hab ich ja gar nicht gewusst! Ein Mann, ein richtiger Mann! Mit Energie! Mit Kraft! Mit Stärke! Mit Standbeinen, der hat Beine! Das ist es, der hat keine Beine gehabt. Man das mit den Beinen zieht sich durch und durch. Meine Mutter auch nicht. Jetzt steht er. Der hat Beine, ganz starke Beine, der steht da, der hat Standbeine, auf denen er stehen kann, und Wurzeln! Und Du? Mutter? Du bist weich, und liebevoll.... *mhm*, *genießt es*... oh, und Dir kommt zum ersten Mal die Idee, dass es vielleicht schön ist, dass ich auf die Welt komme! Dass es vielleicht schön ist, mich empfangen zu haben. Dass es vielleicht ein Geschenk sein könnte. Dass es vielleicht gut ist. Es mal anzunehmen. Sie kommt zum ersten mal auf die Idee es anzunehmen.
Th: *bejaht*
Kl: Jetzt sehe ich, dass sie sich ihren Bauch streichelt. Das ERSTE MAL! Glaubst Du es, die streichelt das erste mal ihren Bauch! WUAH!!! *total erstaunt und erfreut*
Th: Die freut sich auf Dich!
Kl: Die freut sich auf mich, ich spür es! Ah. Ist das Zeit geworden! Man, hab ich da lang drauf gewartet! *atmet erleichtert auf*
Ja, jetzt kommen sie langsam, jetzt sagen sie, jetzt sind sie langsam bereit, sich hinter mich zustellen. Puh, weil sie jetzt auch begreifen, was es bedeutet, mich zu lieben. Und ihr zwei seid verbunden! IHR! Ihr beide! Ihr macht Euer Ding, ihr gehört zusammen! Ich bin NUR das Kind! Ich bin NUR das Kind, mehr nicht. Damit das mal gleich klar ist. Für nix anderes zu gebrauchen.
Th: Schau mal, ob Du Dich als Kind Deinem Vater anvertrauen kannst, jetzt.
Kl: Ganz vorsichtig. Ganz vorsichtiges herantasten. Er ist ein anderer.
Th: Sag es ihm.
Kl: Du bist ein anderer. Oh ja, er weiß, er weiß, dass ich viel erlebt hab und dass viel in mir drin ist, was mich vor ihm ängstigt, aber er hat sich geändert, sagt er, und er möchte es wieder gut machen, er möchte sich.... ja... ich kann... das musste mir aber erst noch... also.... das musst Du...
Th: Das muss er richtig beweisen.
Kl: Ja, das muss er beweisen. Da.... *zeigt Skepsis*
Th: Ja, o.k., gut, aber gibst Du ihm eine Chance?
Kl: Ja.
Th: Dann sag ihm das.
Kl: Ich gebe Dir eine Chance, aber Du musst langsam tun. Ganz langsam. Weil ich hab überhaupt kein Vertrauen. Überhaupt keines. Null. Ich kann Dir immer noch nicht vertrauen, und ich brauch ganz viel Zeit, damit ich das aufbauen kann. Also, ich meine, ich ... weiß nicht, wie viel Zeit ich im Sinne von Zeit brauch, aber ich brauch jedenfalls... das geht nicht so schnell.
Th: O.k. Guck mal, ob er ein Ja dazu hat. Auch er muss dazu ein Ja haben.
Kl: Ja. Ja, wir können uns Zeit lassen.
Th: Dann ist es ihm wohl ehrlich.
Kl: Ja, wir können uns Zeit lassen. Alle Zeit der Welt. Wir haben alle Zeit der Welt. Er will nur, dass es wieder gut wird.
Th: O.k. Was ist mit Deiner Mama? Macht die auch mit? Bleibt die da? Frag sie mal, oder schau.
Kl: Mama? Was ist mit Dir? Sie sagt, sie muss ganz viel dafür tun. Sie muss da ganz viel dazu beisteuern, da muss sie ganz viel auch mit tun, damit das funktioniert. Ja, und? Machst Du es? Ja, sie will es versuchen. Was heißt, Du willst es versuchen? Machst Du es oder machst Du es nicht? Sie weiß nicht, ob sie es kann. Oh man, hey, Du hast doch gerade eine Ausbildung gemacht, was weiß ich wie viele hundert Jahre, echt, man! Ja, o.k., ja, wir können es ja mal probieren. Sie traut es sich noch nicht zu. *knurrt*, sie ist noch zu jung, sie muss noch wachsen. Du musst noch wachsen? Also lang warte ich hier nicht mehr, das sag ich Euch. Was brauchst Du denn noch? Selbstvertrauen. Die hat noch nicht genug Selbstvertrauen.
Th: Sie soll ruhig mit ihrer Urmama in Kontakt bleiben. Also sie soll weiterhin die Verbindung halten, mit dem Hintergrund, mit dem Urgrund, wenn Du so willst. Mit dem, was Mensch sein bedeutet, Mama sein bedeutet...
Kl: Genau das ist es, Du musst Dich mit der Erde verbinden, das ist es, Du musst Dich erden! Du musst Dich erden! Erden! Wenn Du Dich erdest, meine liebe, gute Mama, dann kriegst Du nämlich Vertrauen. Weil die Erde.... die Sonne, die geht jeden Tag auf, die Bäume, die wachsen, die Blumen, die wachsen, im Frühling, der Schnee fällt, der Regen kommt... alles geht sein Gang... alles total vertrauensvoll, es hört nicht auf! Das ist Vertrauen. Das ist: Alles geht seinen Gang. So fließt der Fluss, Du kannst ihn nicht schieben und nicht anhalten, das ist irgendwie... Du musst Dich erden, wenn Du dieses Gefühl hast, wenn Du dieses Gefühl hast, mit der Erde EINS zu sein, dann weißt Du, was Vertrauen ist. Weil... da ist ganz viel Fülle da, da ist ganz viel Nahrung da, da ist ganz viel Sonne da, da ist einfach alles, es ist so viel da, die Erde ist so gut, die ist so voll mit allem. Und Du musst keine Angst haben, dass DU verhungerst oder so, oder das irgendwie was passiert. Ja. Mhm. Ja. Das ist ganz wichtig ja. Jetzt hat sie sich, was weiß ich wie lang, auf die Erde gelegt und sich geerdet... Ja, sie macht mit! So! Jetzt! Man, hey, kommt her jetzt!
Th: *lacht*
Kl: O.k. dann macht mal! Stellt Euch mal hinter mich! Mal gucken, wie sich das anfühlt, oder?
Th: Ja, dass Du es einfach mal spürst, wie das ist.
Kl: *hat die beiden Gestalten, Vater und Mutter, jetzt in ihrer Innenwelt hinter sich gestellt*, Buoha.... jaaaaaa..... *genießt es*... die stehen hinter mir und einer, also...wo steht denn jetzt wer... also.... hier ist meine Mutter, hier auf der linken Seite und auf der rechten Seite ist mein Vater und die halten ihre Hand auf meine Schulter. Und ich sitz auf dem Thorn, weißt.... also die sitzen einfach nur hinter mir... und ich bin da, hier ist mein Reich, hier vorne... ich hab, ich bin... ich regiere!
*streckt sich, reckt sich*, man, das ist Klasse!
Th: (Spielt ruhige Musik ein)
Kl: *genießt das Bild*
Kassette ist zu Ende.
Ute geht am Schluss noch mal in das Bild vom Anfang zurück und guckt, was mit der Leiter ist, wo die jetzt hin führt. Sie führt nun auf die Erde. Den großen, weiten Planeten Erde.

 



Ute 3. Session – Annehmen

Kl: Ich bin in dem Mietshaus meiner Stiefmutter, also da bin ich die Treppe runter. Das ist eine lange Treppe, das geht einmal die Treppe runter, dann kann ich... jetzt geh ich noch mal weiter runter und jetzt bin ich ganz unten. Ach, und dann könnte ich noch die Kellertreppe runter, aber da.... ja.
Th: O.k.
Kl: Was soll ich jetzt hier? Äh...
Th: Keine Ahnung. Beschreibe einfach mal, was Du wahr nimmst.
Kl: Einfach nur so wie es halt war. Die haben da mal gewohnt, und ich hab da auch mal gewohnt, in dem Zimmer oben.
Th: O.k., dann lass Dich mal auftauchen, damals, wie Du da gewohnt hast. Schau mal, wie alt bist Du, wenn Du da auftauchst.
Kl: 13.
Th: Spreche Dich mal an, frag Dich mal, wie es Dir geht!
Kl: Mal gucken, wo bin ich?
Th: Genau, lass Dich mal die Treppe hoch laufen oder runter laufen, oder im Zimmer sein... keine Ahnung.
Kl: Ja, ich bin... die ist oben, ich muss mal hoch und gucken. Ja. Sitz an meinem Schreibtisch, ja, also ich spreche mich mal an.
Th: Ja.
Kl: Hey, Ute! Die guckt jetzt auf. Wie geht es Dir? „Nicht gut.“, sie ist allein. Sie schreibt in ihr Tagebuch. Wo sind die anderen alle? „Keine Ahnung.“
Th: Frag sie mal ganz direkt, ob sie gerne lebt.
Kl: Bouh, ich spüre gerade ganz intensiv meinen Körper! *pfeift anerkennend*
Th: Ja, Du hast seit gestern wieder ein Körpergefühl.
Kl: Ich spür den ganz intensiv gerade, Wahnsinn! Bis runter in die Fußspitzen, die Beine entlang, alles, die Arme... WOW! Ganz, ganz stark. Der sagt gerade ganz, ganz... der sagt gerade „Ich bin da!“. Puh. Jetzt, was hast Du gesagt? Ich hab es nicht...
Th: Teil das einfach dieser Ute mal mit! Was Du gerade wahr genommen hast, über Deinen Körper, schau mal, wie sie reagiert!
Kl: Du, ich spüre gerade ganz stark meinen Körper! WOW, echt, ich bin VOLL da! „Mhm.“, das interessiert sie nicht so.
Th: Frag sie mal, ob sie in ihrem Körper ist!
Kl: Bist Du in Deinem Körper? Weiß sie nicht.
Th: Tauscht doch mal!
Kl: Sollen wir mal tauschen? „Mhm, können wir machen.“
Th: Dann geh mal bei ihr rein, und fühl mal, wie sich das anfühlt mit 13, sie soll in Deinen Körper mal spüren, damit sie sich erinnert, wie das ist, im Körper zu sein.
Kl: Warte mal, ich muss da jetzt mal... oah, da will ich gar nicht rein, das ist ganz eng und verspannt. Total verspannt. Wie kann man denn schon so verspannt sein? Mit 13! Mmmm, warte mal, ich will noch mal zurück, oah.... *atmet erleichtert aus*, locker! *atmet tief durch*, *geht wieder zurück in den Körper der kleinen Ute*, hinten am Kopf ist ein Druck, ja, wie wenn einer immer hinten drauf haut. Man hat hinten drauf gehauen, so „zack, zack“ *macht die Handbewegung*
Th: O.k. Wenn Du jetzt energetisch in Deinem Körper drin bist mit 13, und spürst diesen Druck, dann stell Dir doch einfach mal vor, Du drehst Dich rum und Du schaust mal hin: Wer haut Dir denn symbolisch da drauf? Oder energetisch... wer ist es denn? Dreh Dich einfach mal um!
Kl: Oh, das ist mein Papa, das ist... der haut immer mit der Hand nach mir...
Th: Also jetzt nicht symbolisch sondern ganz praktisch, das macht der einfach?
Kl: Symbolisch ist es irgendwie... da war auch erst ein... also einfach... sind es irgendwie alle.
Th: Ja. O.k., alle, lass mal auftauchen: Wer ist „alle“?
Kl: Alle. Alle, also das ist eine Figur, die alle darstellt: Das ist meine Stiefmutter, mein Stiefbruder, mein Vater, mein Onkel, die Mutter von meinem Vater und meinem Onkel, das sind ja Zwillingsbrüder, die ganze Verwandtschaft, die dahinter steht... mehr oder weniger, na ja, was heißt die ganze, nicht alle, nur ein paar noch halt... irgendwelche Onkels, und... ja, genau, die sind das: „Alle“. Und die hauen mir da hinten drauf?!
Th: Gut, dann sag es ihnen einfach mal, was Du wahr nimmst, und guck mal, wie sie reagieren!
Kl: Hey, ihr haut mir da hinten drauf! Ja, das hab ich ja auch verdient!
Th: Ach? Frag mal nach: Warum?
Kl: Warum? Weil ich... frech bin. Und aufmüpfig. Und nicht so, wie man es von mir erwartet.
Th: Ist das so was wie: Die wollen Dich klein, brav und still halten? Oder hast Du konkret was gemacht?
Kl: Die wollen... was wollt denn ihr eigentlich? Was, wie, was? Was soll das jetzt heißen? Ich bin schlecht, von grund auf, so wie meine Mutter.
Th: Ah!
Kl: Bouh, das trifft mich.
Th: Sag ihnen das, dass Dich trifft.
Kl: Das trifft mich. Das trifft mich VOLL!
Th: Was haben die gegen Deine Mutter? Hol mal Deine Mutter herbei! Frag sie mal: Was soll denn das? Wieso halten die Dich für schlecht? Frag doch mal! Hol sie mal herbei!
Kl: Ähm, Mama, komm mal geschwind! Guck mal: Die sind da jetzt hier, alle miteinander, und die hauen mir da hinten auf den Kopf und die sagen, ich wäre schlecht, weil Du schlecht warst! Warum warst Du schlecht?
Th: Ja.
Kl: „Die haben mich nie akzeptiert.“
Th: Oh ja! Sie soll mal nachfragen: Was haben sie denn nicht an ihre akzeptiert? Sie selbst als Person oder hat sie hat sie irgendwas an sich, oder hat sie was gemacht... oder was? Sie soll mal nachfragen, Deine Mutter!
Kl: Hey, das möchte ich gerne genauer wissen! Oooh, mir tut es jetzt echt richtig im Nacken weh! O.k.: Was, was... Moment... frag mal bitte, oder sag mir mal genau, was haben sie nicht an Dir akzeptiert? Was genau? Hast Du irgendwas gemacht oder hast getan oder was ist es, was sie nicht akzeptiert haben? „Ich hab nicht dazu gepasst, die haben mich nicht aufgenommen. Ich bin zu intellektuell und die sind ganz anders als ich, das ist ein völlig anderer... das ist eine völlig andere Welt und ich pass da nicht rein und die wollten mich auch nicht haben.“
Th: Ah ja. Frag mal Deine Mutter, ob sie deshalb so früh gegangen ist!
Kl: Ja.
Th: Frag sie mal, und guck, ob sie mit dem Kopf nickt oder ihn schüttelt!
Kl: Mama, bist Du deshalb so früh gegangen? „Auch. Das war auch ein Grund.“
Th: O.k., dann sag das mal der Verwandtschaft und – die machen offensichtlich das Spiel mit Dir weiter – rede mal mit denen allen, jetzt.
Kl: Jo, die hängen mir im Nacken!
Th: Ja, sag ihnen das!
Kl: Also, damit hab ich jetzt nicht gerechnet, also dass ich jetzt erst mal in diesem Haus hier bin und dann auch noch ihr da alle seid und ihr dann auch noch in meinem Nacken hängt, und mir weh tut und mit mir solche Sachen da macht, also, was mit meiner Mutter da angefangen hat und jetzt macht ihr mit mir weiter! Und das fühlt sich absolut nicht gut an! Und außerdem, ich bin irgendwie... ich bin da völlig... ich bin völlig unschuldig! Ich kann überhaupt nix dafür! Was ist das denn für ein scheiß Film!
Th: Ja. UND - Dein Vater hat auch zugehört – DER müsste auf Deiner Seite sein, weil das ist Dein Papa! Der muss für Dich da sein, frag ihn mal: Was soll das?!
Kl: Ja, Papa, genau, was ist eigentlich mit Dir los: Warum bist Du eigentlich nicht auf meiner Seite, Du bist doch.... „Jaaaa... waa... pffhhaa... buuu...“, druckst rum. *schnauft enttäuscht aus*, warum kannst Du Dich jetzt nicht hinter mich stellen und sagen: „Hey, das ist meine Tochter und das ist nicht die Elisabeth, das ist die Ute!“, und... oder Du hättest Dich eigentlich schon hinter Elisabeth stellen müssen! Das war Deine Frau! Das hat er nicht geschafft, damals konnte er das eben nicht, das war... das ging halt nicht. Jetzt könnte er es, jetzt ist er ja anders, jetzt ist er stark – aber damals konnte er es nicht.
Th: O.k., aber hinter seine Tochter hat er sich zu stellen!
Kl: Das könnte er jetzt machen, sagt er.
Th: Dann soll er es machen, fordere ihn auf!
Kl: Also, Du solltest Dich jetzt mal hinter mich stellen und mir helfen, gegen die alle da! Oh, das fällt ihm schon schwer! Das ist ja seine Verwandtschaft!
Th: Du bist auch seine Verwandtschaft, und zwar seine nächste Verwandtschaft! *lacht*, mach es ihm klar!
Kl: Ja, aber mit denen hat er mehr zu tun, sagt er, das ist...
Th: Das ist sein Problem, da muss er jetzt fit werden. Der ist Papa, das ist Dein Papa, also, da kann er nicht weg, Du bist seine Tochter! Jetzt hat er ein Problem, ist klar.
Kl: Papa, hör mal: Das bin jetzt hier, ich brauch das jetzt, Du musst mir jetzt helfen! Die sind alle total blöd, guck doch mal, was die für ein Spiel spielen, jetzt helfe mir doch mal! „Hach, n..pfffff...“, ich sei ja sowieso nie da und ich sei ja nicht da, und mit denen muss er immer Zeit verbringen und mit denen ist er zusammen und deswegen muss er...
Th: Die klopfen Dir auf den Hinterkopf und er ist Dein Papa und hat Dich zu beschützen. Punkt.
Kl: Hast Du das gehört? Die klopfen mir auf den Hinterkopf und Du hast mich zu beschützen!
Th: Da gibt es keine Diskussion, das ist so.
Kl: Ja, eigentlich hätte ich ja Recht, sagt er.
Th: Gut. Dann soll er jetzt sofort anfangen! Er soll jetzt mal eine Rede für Dich halten, er soll Dich verteidigen, er soll denen mal sagen, die sollen Dich in Ruhe lassen, usw. usw. Das was Papas machen: Für die Kinder da sein.
Kl: Hmmmm...
Th: Fordere ihn auf! Er muss das bringen! Du kannst zugucken.
Kl: ...mmm... hör mal... ähm... ja, ich sehe es jetzt auch: Das ist ja ein 13jähriges Kind, die kann das gar nicht, die kann sich gar nicht wehren.
Th: Ja.
Kl: Pass mal auf, guck mal: Da sitz ich jetzt, und ich bin 13 Jahre alt, und ich werde ganz schön gepiesackt, von den allen da, und Du? Du stehst irgendwie nur dran und bewegst Dich nicht! Du bist wieder dieser Luschie, echt, jetzt stell Dich mal hin und mach was! *wird emotional* Man, hey, Du bist so ein... so ein Waschlappen! Stell Dich mal hin und mach was, trete mal für mich ein! MACH!
Ach, das könnte ich besser als er - oh nee!!!
Th: Er ist der Papa, Du bist das Kind.
Kl: *knurrt erst*, *dann: reckt und streckt sich*, *gähnt*
Th: Wenn Du willst, kannst Du als heutige Ute zu Deinem Papa gehen und kannst ihm mal was zeigen und beibringen, das kannst Du machen, aber dieser Papa hat hinter der 13jährigen zu stehen.
Kl: Buoh, ich glaub, ich muss das dem echt mal zeigen!
Th: Ja, das darfst Du, und das solltest Du auch.
Kl: *kommt in die Bewegung*
Th: *gibt ihr das Dyhando*, probier es!
Kl: Hm, das brauche ich, glaube ich, gerade nicht. Mal gucken, erst mal hin setzen. *setzt sich aufrecht hin* Also, pass mal auf... ich fühl mich jetzt eher so kameradschaftlich mit dem...
Th: Ja.
Kl: Duu.... *streckt sich, reckt sich*, oh Wahnsinn, echt...
Th: Ja, klar, ganz viele Verspannungen.
Kl: Oh ja! Mein Rücken! Ah!
Th: Du hast ja das Mädchen gehört, mit ihren 13 Jahren, kein Wunder, dass die keinen Bock mehr hat, brav zu sein usw.
Kl: Oh ja, das sagt sie jetzt auch gerade! Die sagt jetzt auch gerade, sie ist ja auch davon gerannt!
Th: Ach mit 13 ist sie weg gelaufen?
Kl: Ja, ja, zwei, drei mal, nachts, weg gelaufen, sie erzählt mir das gerade noch mal, wie das war, ich erinnere mich jetzt, stimmt, ich bin ja weggerannt! Ich bin nachts abgehauen, weil ich es nicht ausgehalten habe: Hab meine Sachen gepackt und bin nachts um eins, oder um 12 oder was... bin ich zwei km irgendwie ins nächste Dorf gelaufen, zu meinem Bruder. Und den hab ich dann beim Angeln, ähm... Papa, das erzähle ich Dir jetzt! Jetzt hör mal zu! Ich bin dann zu meinem Bruder gelaufen und hab mich zu dem geflüchtet, weil ich es nicht mehr ausgehalten habe, weil ich nicht mehr leben wollte. Ich wollte nicht mehr leben, stimmt, ich wollte nicht mehr leben. Ich wollte nicht mehr SO leben. Ich wollte schon noch leben, aber nicht mehr SO.
Th: Ja. Warum hast Du das Deinem Papa nie erzählt? Oder hast Du es ihm erzählt? Oder hat er nicht hingehört? Sag es ihm!
Kl: Du hast das gar nicht bemerkt, stimmts? Du weißt gar nicht, warum ich gegangen bin! Ich war nur plötzlich weg. Ja, das hat er gar nicht wahr genommen, er hat es nicht wahr genommen. Ich war weg und dann bist Du gekommen und hast mich geholt. Und ich wollte nicht zu Dir! Und ich wollte nicht zurück in dieses Haus mit dieser Stiefmutter! Ich wollte überhaupt nicht mehr hin, aber Du hast mich geholt, am Arm hast Du mich gezerrt! *gestekuliert*, *greift versehentlich um das Mikrophon*, oh Entschuldigung?!
Th: *lacht*
Kl: *lacht, ist herzlich amüsiert*
Th: Das war der Arm *lacht*
Kl: *lacht noch mehr*, das war der Arm!
Th: Das Sprachrohr zu ihm....
Kl: ... am Arm hat er mich gezerrt, hat er mich da die Treppe runter oder..
Th: Sag es ihm!
Kl: Am Arm hast Du mich gezerrt und hast mich da wieder raus geholt. Und ich hab geheult und meine Oma hat geheult und alle haben geheult und ich wollte nicht wieder zurück und Du hast mich geholt und ich musste zurück in dieses scheiß Haus! In dieses verdammte, ver...ver...ver... dammte Haus! Zu Euch! Zu Euch Blödmännern! Zu Euch Idioten! Zu dieser blöden Fuck – Familie da, wo ich nicht dazu gehört hab und... mir ging es genauso... stimmt, mir ging es genauso wie meiner Mutter: Ich hab nicht dazu gehört! Ich war...
Th: Sag es Deiner Mutter! Rede mit Deiner Mutter!
Kl: Guck mal Mama, ich hab genau das gleiche gemacht wie Du! Ich hab nicht dazu gehört, ich war völlig anders, ich war viel intelligenter als die.... die mit ihren... die haben immer nix kapiert... und dann waren die immer neidisch... und „Die ist so schlau!“, und „Die hat die Weisheit mit Löffeln gefressen“, und „Die, mit ihren klugen Sprüchen da!“ und... uooh, das hat mich immer so genervt! Und dann war ich ständig Klassenbeste und dann... und dann hat die das so angefault... und ich hab natürlich damit angegeben, klar, das musste ich ja dann auch noch raus hängen lassen, ich hab dann noch eines drauf gesetzt, so, und hab mich da so richtig da abgesondert, und hab NICHT dazu gehört, kein bisschen, ich war voll der Außenseiter! Guck Dir das mal an, he! Jaaa, das kennt sie, mhm! Gut. Altbekannt. Und Du, Papa, Du bist blind wie ein Maulwurf! B l i n d w i e e i n M a u l w u r f !
Da hat es Deine Frau, da hast Du es an Deiner Frau erlebt, und die Frau ist krepiert, die ist abgekratzt, die ist gegangen, und dann passiert die gleiche Kacke mit Deiner Tochter, und Du bist immer noch genauso blind! Und Du guckst und Du siehst nix. Du bist blind wie ein Maulwurf, noch blinder, ein Maulwurf kann noch sehen gegen Dich!
Th: Frag ihn mal, was in ihm vor gegangen ist, dass er das nicht wahr nimmt! Will er das nicht wahr haben? Oder hat er das wahr genommen? Frag ihn mal!
Kl: Was... warum hast Du das nicht wahr genommen? Oder was... warum... er wollte nicht.
Th: Ah ja! Dann frag ihn mal ganz konkret: Du hast es wahr genommen, aber Du wolltest nicht? Soll er mit dem Kopf nicken oder schütteln.
Kl: Du hast es wahr genommen, aber Du wolltest nicht? Du wolltest nichts tun? *energisch* Ja!!!
Th: Ah ja, also Verweigerung. Richtige Verweigerung.
Kl: Ja!!! Ja. Ja.
Th: D.h. also er hat seine Frau und Dich ins Messer laufen lassen, wenn Du so willst. Ins Unglück, ins...
Kl: Ja, das stimmt.
Th: Frag ihn! Frag! Soll er nicken oder mit dem Kopf schütteln.
Kl: Papa? Du hast meine Mutter, Du hast meine Mutter sterben lassen? Und bei mir hättest Du es genauso gemacht, fast. Ja.
Th: Nickt er?
Kl: Nick mal oder schüttel mit dem Kopf! Jetzt dreht er wieder den Kopf so: „Jain“....
Jain, immer die Ausflüchte! Dieses Jain, dieses Jain ist schlimm, echt.
Th: Sag es ihm und frag mal wegen Dir nach, weil Du hast wegen Dir und Deiner Mutter nachgefragt, das sind ein bisschen verschiedene Sachen.
Kl: Papa, pass auf, noch mal ganz klar: Du hast mich im Stich gelassen, wolltest Du das? Nee, das wollte er nicht, das war ihm nicht bewusst.
Th: Frag mal: Bei Deiner Mutter?
Kl: Und bei meiner Mutter? Nee, das wollte er auch nicht. Gewollt hat er es nicht. Ja, wie jetzt, das kapier ich nicht, das ist ein echter Widerspruch, Du redest gerade einen Kack daher, das ist echt schlimm – was jetzt: Wolltest Du es oder wolltest Du es nicht? Ja oder nein? Das ist eine ganz einfache Frage! Bitte, wie muss ich die Frage stellen? Ich muss die Frage noch mal neu stellen... ähm...
Th: Du hattest gefragt, ob er es wahr genommen hat, da hat er gesagt „Ja.“, und dann hat er nix getan. Vielleicht wusste er nicht, dass er damit sie und Dich in den Tod treibt. Vielleicht wusste er das nicht.
Kl: Genau, Papa, das wird es wohl sein, oder?
Th: Frag ihn mal!
Kl: Du hast nicht gewusst, was es für Folgen hat, stimmt es? Ja, das hat er nicht gewusst, er hat die Folgen nicht abschätzen können. Er hat nur gewusst, dass er was falsch macht, und er wollte es aber nicht anders machen, er hat keine Lust gehabt, keinen Bock gehabt, er wollte lieber feiern und lieber sein Leben leben, und die sollen sich alle nach ihm richten... genau! DAS IST ES! *sehr aufgeregt* Das ist es! Wow! Jetzt sagt er es! Jetzt hab ich ihn! Ich hab Dich! Du willst, dass sich alle immer nach Dir richten! Das ist es! So ein Egoschwein! Uaah! Bist Du ein Ego! Uah! Ich hab ja nix gegen einen gesunden Egoismus, aber das geht zu weit, hey! Uoh!
Th: Deshalb hat er auch seine Tochter verloren und Deine Mutter verloren, wenn Du so willst.
Kl: JA! Das ist es! ALLE! Die ganze Welt müsst sich nach ihm richten! Er ist der Boss! Er bestimmt!
Th: Sag es ihm! Sag es ihm! Rede mit ihm!
Kl: Du... Du... Du hast ein echtes Selbstwertproblem, weißt Du das? Du hast einen Selbstwert, so *zeigt mit den Fingern ungefähr Wurmgröße* groß, und um das auszugleichen, ja, machst Du hier den Macker! Hängst hier den Macker raus: „Hey, jetzt macht ihr mal, was ich will! Ich bestimme jetzt! Jetzt gehen wir da auf die Hütte und saufen und Du, Mutter, gehst mit und säufst mit und Du, Kind... und überhaupt...!“, also! Uah! Vater, Du bist echt ein... was bist Du? Du bist ein riesiges Arschloch. Du bist ein riesiges Arschloch. Echt. Das muss ich Dir jetzt mal sagen, Du bist ein riesiges, verdammtes Arschloch! So ein Arschloch wie Dich als Vater zu haben ist echt... Danke! Man oh man, genau das ist es, und das machst Du heute noch! Du bist heute noch derjenige, der so *zeigt mit dem Zeigefinger* in der Gegend herum rennt, mit dem Zeigefinger, und sagt, was andere tun müssen und nicht tun, und das machst Du heut noch mit mir! *wütend* Heute noch! Bis heute! Ich bin 33, nein, ich werde 34, und ... und lass mich heute noch von Dir so durch die Gegend kommandieren... Du rufst heute noch an und sagst mir, was ich tun soll! *wird ruhiger*
Th: Warum tust Du es? Frag Dich mal! Als 13jährige bist Du schon weggelaufen. Warum tust Du es?
Kl: *schnauft wütend*
Th: Frag Dich, nicht nachdenken! Frag Dich mal und hör mal, was die sagt, die Ute.
Kl: Da war gerade, das erste was kam: Weil ich mich hilflos... weil ich hilflos bin, dem gegenüber. *verneint zweimal*
Th: Frag mal Deine Mama, warum sie gegangen ist, hör mal, was sie sagt!
Kl: Weil es einfacher war.
Th: Ah ja. Frag Dich mal, hör mal was Du sagst.
Kl: Weil es einfacher ist. Weil es einfacher ist. *ganz ruhig*, das ist aber gar nicht einfacher.
Th: Dann machst Du es Dir so einfach wie Dein Papa auch, der macht es sich auch einfach. Vielleicht ist das, das Geheimnis in der Familie: Jeder macht es sich einfach, und dadurch wird es kompliziert.
Kl: *grummelt*
Th: Jeder macht es sich scheinbar einfach: Deine Mama, Dein Papa...
Kl: Alle rennen davon. Alle. Jeder flüchtet bloß.
Th: Dann sag es allen! Sag allen, was Du wahr nimmst, was Du sehen kannst! Dann wissen sie es, dann können sie machen, was sie wollen, dann ist es ihre Sache.
Kl: Puh, Leute wisst ihr was, ihr habt mich aus dem Haus geprügelt, ich war 16, und ihr habt mich aus dem Haus geprügelt, ich war so tief verletzt damals... das war irre, wie das weh getan hat. Der einzige, der auf meiner Seite gestanden ist, war mein Bruder. Das war echt der einzige, der mir auch das Leben in Anführungsstrichen gerettet hat, weil der hat mich damals meditieren lassen.
Th: Sag es ihm! Lass ihn auftauchen und sag es ihm!
Kl: Carl, ach Carl.... ach... das ist schön, ach, komm her... hach, Du bist mein Schatz! Mein Bruder ist echt der Beste!
Th: Ist er jünger oder älter als Du?
Kl: Älter, vier Jahre. Und er ist einfach klasse! Oh, den hab ich so lieb... mmm *seufzt zufrieden*, ah, das ist schön, der ist an meiner Seite.
Th: Red mit ihm! Sag es ihm!
Kl: Du bist an meiner Seite und es fühlt sich total gut an, dass Du da bist! Ja, das weiß er. Pass mal auf, guck mal... er hat alles mit gekriegt, sagt er, er weiß alles, er weiß es, er hat es mit gekriegt, er war dabei. Ich hab ihn, ich hab ihn ja immer... er hat mich da raus geholt, immer wieder, er hat mich dann damals, mit seinem kleinen Golf, den er damals hatte, hat er mich abgeholt, wir haben die Sachen.... er war dabei. Er weiß was passiert ist, und er ist immer noch ganz schön traurig deswegen, weil das so ätzend war. Jaaa... oh man... puh... mir zwei, hm? Ah, das tut jetzt weh. Mmm..... *schnauft* Aber irgendwas haben wir auch an uns, irgendwas was uns, was uns.. dass wir es schaffen, dass wir durch kommen. Hm *bejahend*, irgendwas haben wir in uns. Irgendwas ist da. Irgendeine Kraft.
Th: Frag ihn mal, ob er irgendwas dazu sagen kann.
Kl: Zu was jetzt? Zu dem...
Th: Was Du hast, dass Du es schaffst.
Kl: Liebe hab ich.
Th: Nicht nachdenken, frag ihn mal!
Kl: Carl, was hab ich, dass ich es schaffe? Hallo! Was hab ich, dass ich es schaffe? Irgendeinen Grundstock... einen Grundstock, sagt her, er weiß es nicht genau, aber... drück es mal irgendwie aus! Gib mir irgendein Bild, oder gib mir irgendwas, damit ich es klar hab, was es ist! So Feuer! Das Feuer ist nie ausgegangen.
Th: Ja.
Kl: Das stimmt, das Feuer ist nie ausgegangen. Auch bei ihm nicht. Du, aber bei Dir ist es doch schon irgendwie ein bisschen schwächer, oder? Du bist nicht so feurig. Bei ihm ist es eine andere Kraft, sagt er. Wasser hat auch ganz schön viel Kraft. Na ja, also gut, ist ja auch egal, jedenfalls jeder hat seine Kraft.
Th: O.k. Dann sag es denen allen mal, dass Du es geschafft hast, weil Du diese Power, dieses Lebensfeuer in Dir hast – oder was auch immer – zeig es ihnen. Erzähl es ihnen, stell Dich ruhig hin!
Kl: Ah, genau! Guckt mich mal an! Ach, das hatten wir ja neulich erst, das nehme ich jetzt mal her, als Anlass. Also wisst ihr, genau, das ist es. Ihr seid jetzt alle da, und wir feiern den Geburtstag von meinem Vater – da sind wir alle versammelt, fast alle, da kommen die noch dazu, die noch... ja, ihr seid ja alle da jetzt – guckt mal: Jetzt! Ich hab es geschafft! Ich lebe noch! Ich bin über 30 geworden! Ich dachte ja nicht, dass ich das hin krieg, über 30 zu werden, ich dachte, ich muss auch sterben – ich muss es meiner Mutter nach machen – aber ich hab es ihr nicht nachgemacht! Ich lebe noch! Und ich habe eine Tochter, die ist 6 Jahre alt, und ihre Mutter lebt noch! Guckt Euch das mal an! Und ich sehe anders aus, gell? Besser! Nicht so fertig! Nicht so „blllööö“ *imitiert berauscht sein*, Batterie auf Halbmast, halb leer, viertel leer.. ganz leer, fast leer! *lacht* Ja, die gucken jetzt alle, das ist cool, die gucken jetzt alle her! Ja genau, hört mir mal zu, das wollte ich nämlich schon lange mal machen, mit Euch reden – das hab ich immer geträumt. Ich hab immer davon geträumt, dass ich irgendwann mal vor Euch allen stehe, und Euch eine Rede halte und ihr mir zuhören müsst! *belustigt* Das war immer mein Traum! Ah, ist das schön! *freudig* Und jetzt müsst ihr zuhören, und ihr müsst still sein und ihr dürft nur „Piep“ sagen, wenn ich das will! Und ihr dürft jetzt nicht! Ihr müsst jetzt zuhören! Ihr müsst jetzt zuhören! Jetzt! Das ist super! *wird wieder ernster* Meine Mutter ist gestorben, und ihr habt alle nur zugeguckt, ihr habt nix gemacht.
Th: Wie alt war sie?
Kl: 30, 29, kurz vor 30.
Th: Woran ist sie gestorben?
Kl: Ich sag, als erstes war: Sie hat sich umgebracht, aber das ist so nicht nachgewiesen, die ist mit einem Autounfall gestorben. Das ist nicht ganz klar, die hat Tabletten genommen und ist dann Auto gefahren. Aber sie wollte sich sowieso umbringen, also...
Th: Frag sie mal direkt!
Kl: Mama? Ja, sie wollte sterben, ja, das ist... „Ich wollte sterben!“, sagt sie, auf jeden Fall, „Es ist immer Selbstmord, auch wenn man einen Unfall baut.“, sagt sie. Aber Du bist doch... ich würde das gerne wissen: Bist Du auf das Auto direkt absichtlich drauf gefahren? Ja, so mehr oder weniger. Also, sie hat es halt drauf gesteuert, dann, in dem Moment. In dem Moment musste sie die Entscheidung fällen. *Aha-erlebnis*, dem Moment musste sie, jetzt verstehe ich es, sie musste in DEM MOMENT die Entscheidung fällen, und da hat sie die Entscheidung getroffen, dass sie jetzt da drauf fährt. Auf den Lastwagen. Und dann sofort tot ist. Also bitte, sie wollte sterben. Wollte sie ja vorher schon. Das wolltest Du ja vorher schon! Hast ja einen Selbstmordversuch gemacht, da war ich ja dabei. Ja. Und ihr habt alle zugeguckt. Ihr habt alle einfach nur zugeguckt! Und ihr habt immer gesagt: „Oooh, die armen Kinder! Och, die armen Kinder!“, habt ihr immer gesagt, *überzogen mitleidige Stimme*, aber gemacht hat keiner was! Ihr habt immer nur „Bla, bla!“, geredet und nichts drin! Hhhh!!! Heiße Luft! Habt immer so getan und seid in die Kirche gerannt. Aber gemacht? Geholfen? Irgendwas unternommen? Hat niemand, noch nicht mal ein halber von Euch! Der einzige, der für mich da war, in irgendeiner Art und Weise, der irgendwie mich gestützt hat, war hier: Mein Bruder! Wenn ich den nicht gehabt hätte, wenn wir uns nicht gehabt hätten?! Na gut, o.k., wir hatten uns, ich will gar nicht darüber nachdenken, was gewesen wäre, wenn... weil: Wir hatten uns. Punkt. Er war da und er ist da! Und das ist er heute noch. Und ihr seid echt... oach, ihr seid die, die, die... Qualverwandtschaft. Mmmh, jetzt guckt ihr ganz schön betreten, gell? Oh ja, guckt Euch mal an, wie ihr jetzt ausseht! Uäh! *angewidert*, Uli, Du, Du hast... Du hast... guck Dich mal an, wie Du aussiehst?! Du siehst aus, echt, total krank, echt, wuäh, krank, Du bist krank! Deine Kinder? Guck Dir die mal an, die sind krank, das Kind ist krank, das Kind ist krank, Du arbeitest den ganzen Tag nur, Du bist für die Kinder gar nicht da! Du hast drei Kinder gekriegt und bist für keines da! Wow, echt, guckt mal, was ihr für Leben lebt! Keiner von Euch ist stolz auf sein Leben!
*hält inne*
Buoh, jetzt sind sie still. *flüstert*, totenstill. *pfeift anerkennend*
Ich war die Schwächste, ich war die Schwächere, man geht immer auf die Schwächeren, sagen sie. Was ist denn das für eine Philosophie?! Wah.... *atmet tief durch*
Uah, was ist denn das? Was ist denn das für eine Philosophie, he? Puh! Und ihr meint, ihr wärt Christen! Und ihr meint, ihr springt in die Kirche, he, und ihr meint echt, ihr wärt Christen! Und ich bin, ausgerechnet ich, bin aus der Kirche ausgetreten! Ist das grotesk! Dieses ganze Ding ist grotesk! Wooo! Aaaah! Aufs Schwächste, auf den Schwächsten, aber drauf! Drauf! Drauf! Denn... kann man den tot treten. Und wenn er dann stirbt, dann kommen die alle angerannt, das weiß ich noch genau, dann stehen die alle in der Küche, die ganze Verwandtschaft, und holen ihre Taschentücher raus! Und heulen! „Hach, die Elisabeth ist tot!“, und heulen, und tun so, als ob sie das jetzt arg mit nehmen würde. Und im Grunde ihres Herzens fühlen sie überhaupt nix. Fühlt ihr gar nichts! Ihr habt nix gefühlt! Ihr habt nur so getan als ob! *pfeift Luft raus*, es ist totenstill. Es ist so genial! *genugtuend*.
Jaaa! Treffer! *atmet erleichtert aus*
Th: Sag ihnen mal, wie es Dir gegangen ist: Deine Mama war weg. Sag es ihnen mal!
Kl: Na also ich, na... wie es mir gegangen ist, das kann ich Euch schon sagen: Ich hab damals schon gewusst, dass ihr alle zusammen Pack seid! Pack! Echt Pack! Ich bin in dieser Küche gestanden, und hab Euch alle so auf Halbhöhe... ich war ja noch klein, 6 Jahre alt, und ich hab gerade mal so bis zum Bauchnabel geguckt, ja, irgendwie so hoch geguckt, und dann hab ich die ganzen Taschentücher und tränenverquollenen Gesichter gesehen und... das alles kam mir vor wie... wie... wie ein... ich hab gedacht: „Was ist das? Was tun die hier? Und warum machen die alle einen auf leiden? Und tun so, als würden sie jetzt alle hier leiden müssen.. und als würden sie jetzt alle hier heulen müssen...“, und das hat mich alles so angekotzt, ihr habt mich angewidert, ich fand es einfach... uäh... echt, buoh, ich musste da raus, bin dann da raus, bin raus, bin die Treppe runter, bin draußen hin und hab mich vorne, vors Haus auf die Bank gesetzt. Nur weg da. So! So seid ihr mir vorgekommen, echt, wie so ein Haufen Heuchler. Ja, Heuchler, genau! Heuchler, Heuchler, alles Heuchler. Die heucheln alle nur Gefühle. Die haben keine. IHR heuchelt Gefühle, ihr habt keine. Oooh... buoha, ich soll das jetzt nicht so offen sagen, sagen die jetzt.
Th: Frag sie: Warum? Können sie die Wahrheit nicht vertragen? Es wird ja Zeit, das mal anzusprechen.
Kl: Ja, das ist es! Ihr könnt die Wahrheit nicht vertragen, stimmts? Stimmts? „Ja, die tut zu sehr weh.“
Th: Ja. Zeig ihnen mal, wie Du als Kind gelitten hast, dass Deine Mama weg war, Du hast es erlebt!
Kl: „Ja, das haben wir doch alle bemitleidet.“, ja, he, das habt ihr alle bemitleidet, ich lach mir den Arsch ab! Bemitleidet. Ihr habt hinterher auf mich... oh, Du, Onkel, Du, Du kommst jetzt mal her... mit Dir hab ich auch noch ein Huhn zu rupfen!
Th: Ja.
Kl: Der Zwiebel... Zwiebel? Zwiebel sag ich schon... *lacht* Zwillingsbruder von meinem Papa, Du, komm mal her! Komm mal Du her! Genau Du! Du bist nämlich der Allerschlimmste! Du bist jetzt, oh ja, DU bist das Symbol für alle! Dich kann ich her nehmen! Du drückst alle... Du bist alle! Du drückst aus, was alle haben, das bist Du! Echt. Du bist es! In Dich kann ich alles rein stopfen, weil Du hast es auch ausgedrückt! Weißt Du, was Du gemacht hast, mit mir? Weißt Du, was Du gemacht hast? Du hast Deinen ganzen Hass, Deine ganze... weiß ich nicht, Verzweiflung, alles, hast Du auf MICH abgeladen! Du hast gesagt ICH wäre schuld! ICH wäre schuld, dass mein Vater säuft! ICH wäre schuld! ICH! ICH! *wird laut* Ich wäre schuld gewesen! Das hast Du gesagt! Ihr habt das gesagt, alle miteinander! Ihr habt gesagt, ich wäre schuld! Ich! Ich! ICH! Oh man! Oh man oh man! Du hast gesagt ich bin eine Hexe... ich wäre... keine Ahnung... die... pfff... genau wie Mutter, ich wäre genau wie meine Mutter, die wäre auch schuld gewesen! Die war auch schuld! Wir waren schuld! Ihr habt uns her genommen! Uns! Als Sündenbock! Ihr habt einen Sündenbock gebraucht! Und WIR waren Euer Sündenbock! Meine Mutter, und dann war sie weg, und dann ich! Ich war klein! Guck mal, wie klein ich war! Ich war ein Kind! Ich war ein Kind, ich konnte das gar nicht aushalten! Immer nur schuld zu sein, immer schuld zu sein, immer nur schuld zu sein! Schuld, dass mein Vater trinkt, schuld, dass nix funktioniert, schuld, dass wir kein Geld haben, schuld, dass.... weiß nicht, an was ich alles schuld war!
Th: Frag ihn mal, warum er Dich als Kind schuldig gemacht hat! Frag sie mal!
Kl: Warum habt ihr mich schuldig gemacht? Du! Warum hast Du mich schuldig gemacht, warum? Weil ich eine Frau bin.
Th: Ach? Selbst als Mädchen? Du warst ein Kind! Oder frag ihn mal, ab welchem Alter hat er Dich schuldig gesehen?
Kl: Ab welchen Alter hast Du mich schuldig gesehen? „Schon immer.“
Th: Also liegt es nicht am Frau sein.
Kl: Was? Was? Was? Was macht mich schuldig? Was? Dass ich geboren bin, oder was? Was? „Du passt nicht hierher!“, sagt er. „Du passt nicht zu uns!“, *schreit* „Du bist so anders, wir wollen Dich nicht haben!“
Th: Ja. Und das hast Du als Kind gemerkt, genau wie Deine Mutter. Dann zeig ihm, was aus Dir geworden ist, deshalb. Zeig ihm mal, welchen Leidensweg Du hinter Dich gebracht hast, was Dir alles passiert ist, weil DIE DICH nicht wollten. Zeig es ihm mal.
Kl: Oahhh.... hier sitzt der Schmerz! *zeigt auf die Brust*
Th: Ja, das kannst Du ihm auch zeigen. Vielleicht ist das der Schmerz auch, frag ihn mal, der Dich zum Trinken gebracht hat, oder zum....
Kl: Hier ist der Schmerz, hier ist der Schmerz *fasst sich an die Brust*, das ist der
S u c h t schmerz. Das ist der Suchtschmerz, der steht für alle Süchte, für alle, auch fürs rauchen. Für alles. Für alles. Ooooaaah....
Th: Hast Du den schon mal so deutlich gespürt?
Kl: Ja, ansatzweise.
Th: Red mit ihm, sag es ihm!
Kl: Schmerz, ich kenne Dich! Ich hab Dich schon mal gesehen und ich hab Dich schon mal gespürt! Ja. Du sitzt hier in meiner Brust! Du sitzt hier in meiner Brust! Ooah.... oh... das ist so was ganz Lebenswichtiges hier drin! Aber da tut es nur weh! Ah! Das Herz tut mir weh! Die Lunge tut mir weh! Ich kann nicht atmen! Ich nur ganz schwer atmen. Ooooh... aaah... mmh...mmh, Schmerz, mmmh... Du hast mir die Luft abgedrückt! Ja, das weiß er alles. Und Du sitzt mir hinten im Genick und auf den Schultern und im Rücken, und mein ganzer Oberkörper, weißte so, die Schultern, das tut alles weh immer, und... oah.... *stöhnt*
Th: Ist das die Verspannung, die Du gespürt hast, so als 13jährige, wo wir eben eingestiegen sind? Frag ihn mal! Oder spür mal die 13jährige.
Kl: Ja! Das ist die Verspannung, das ist genau das! Es ist ... der ganze Rücken tut weh, ja, genau, jetzt krieg ich sogar einen Link dazu: Ich hab ja – die sagt mir das gerade, ach, die ist gut, äh, Danke! – die sagt mir gerade: „Ich bin ja damals sogar beim Orthopäden gewesen, und ich hab ja so eine Wirbelsäulenverkrümmung, oder was die da als Erklärung da hernehmen, ja? Hab dann so eine Liegeschale gekriegt, für mein Bett.
Th: Ja.
Kl: Und musste dann in dieser Liegeschale liegen, da...
Th: D.h. die hätten einfach nur tiefer fragen müssen: Was ist mit Dir los?
Kl: Ich hatte immer so Schmerzen.
Th: Ja, klar. Du hast Deine Mama verloren.
Kl: Ich hatte immer so Rückenschmerzen.
Th: Du bist nicht angenommen worden, von Deiner Verwandtschaft, von Deinem Onkel. Du bist schuldig gemacht worden.
Kl: Die Schmerzen hab ich heute noch! *stöhnt*
Th: Du hast damals schon quasi Deinen Suchtpanzer bekommen. Frag die 13jährige mal, ob das stimmt!
Kl: Ute, was hast Du damals gemacht, mit Dir? Oder was hast Du.... war das damals die Sucht, die schon los ging? Sie guckt so ganz betreten, irgendwie nach unten. Guck mich halt mal an! Mir kannst Du es doch sagen, bin doch ich, hm? Ich kenne es doch. Ich weiß doch alles. Und das ist auch nicht schlimm. Mhm, sie nickt.
Th: Hat sie eigentlich ihre Mama gesucht? Oder Geborgenheit?
Kl: Sie war immer allein.
Th: Warum war ihr Papa nicht bei ihr?
Kl: Oh Gott, weil er so ein Gierhals ist, und weil er so... weil er seine Freundin besteigen wollte und mit der sich gut vertragen wollte, und das war ihm wichtiger als ich. Seine Freundin, mit der er Sex hat, das war ihm wichtiger als ich.
Th: Sag es ihm direkt!
Kl: Gell? Das stimmt! Ich hab Recht! Oder? Ich...das weiß ich jetzt... sag Du es! Sag Du es! Stimmts? Ich hab Recht! „Ja, die war ihm wichtiger als ich, weil das war ja schließlich seine Freundin.“ Und deswegen hat er sich nicht auf meine Seite gestellt. Er ist bei ihr geblieben. Junge, was die alles gemacht haben! Oh.
Th: Und was haben die mit Dir gemacht? Was hat er mit Dir gemacht? Sag es ihm!
Kl: Papa, weißt Du was ihr damals alles gemacht habt? „Ach, das sind doch... Krämpf...Pföts..“, ja, ja, logisch, Du nimmst das ja alles nicht ernst, ne? Mit so einem Kind, da kann man ja alles machen, das nimmt es ja nicht... das ist ja nicht schlimm!
Th: Zeig es ihm, was in Dir rumort! Sag es ihm! Er muss das hören!
Kl: Weißt Du eigentlich, dass Du einen riesengroßen Teil dazu beigetragen hast – wenn nicht sogar den Hauptteil – oder DEN Hauptteil überhaupt, dass ich so lange Drogen genommen hab?! Und so lange getrunken habe? Und so lange in irgendeiner Art und Weise versucht habe meine Gefühle zu verdrängen... zu... nicht zu fühlen, das ich mich nicht fühlen wollte? Weil ich mich nicht fühlen konnte, weil ich es nicht ausgehalten habe, mich zu fühlen! *wird lauter*, weißt Du das eigentlich, dass Du, verdammt noch mal, schuld daran bist, dass Du genauso viel Schuld hast wie ich! Man!
Th: Schau mal, wie er reagiert!
Kl: Ha zumindest hörst Du jetzt mal zu! Jetzt hört er endlich mal zu! *sehr wütend*, *knurrt*, er hat nie zugehört, nie, nie, nie!!! Der kann ja gar nicht zuhören, der wusste ja gar nicht was zuhören...
Th: Sag es ihm! Sag es ihm!
Kl: Du hast gar nicht gewusst was Zuhören ist! Ja! Jetzt! Jetzt hörst Du zu! Kannst Du Dich erinnern, was die gemacht haben? Weißt Du das noch? Und Du hast nix getan! Die haben mir das Telefon abgestellt! Da war die Brigitte, also Deine, Deine, Deine... ach Gott, wie nenne ich das denn jetzt? *hmpf* Die Frau, die Du... mit der Du... mit der ihr... ihr halt... die, ihre Söhne, also der Friedrich, ihr Sohn, das weißt Du ja, und ... ah, Du erinnerst Dich, gell? Jetzt erinnerst Du Dich! Jetzt kommts langsam durch, erinnere Dich mal! Da hat es geheißen: „Die telefoniert zu viel! Die telefoniert zu viel!“, ja, klar, ich musste mit irgendwem telefonieren, obwohl es gar nicht so viel war, ihr habt echt übertrieben, und... dann... hat der Friedrich ins Telefon was eingebaut, irgendwie, das war damals dann möglich, und dann konnten alle telefonieren. Nur ich nicht. Alle. Jeder hat gewusst wie es geht, jeder konnte an dieses Telefon ran, nur i c h n i c h t . Und Du hast gebrüllt, ich bin ein Miststück und ein ... und ein... und weiß ich nicht was, und wenn ich so weiter mach, dann steckst Du mich ins Heim. Hast Du bebrüllt damals, erinnerst Du Dich noch? Und was ich dann zu Dir gesagt habe?! Ich hab Dich angeguckt, und zwar mit so einer Intensivität, dass Du schwach geworden bist, und hab zu Dir gesagt: „Und wenn Du das machst, dann bring ich mich um! Dann bist Du mich auch noch los!“, das Thema kam nie wieder. Du hast nie wieder davon etwas gesagt, mich ins Heim zu stecken. Hm. Erinnerst Dich, gell? Ja.
Th: Zeig ihm auch, wie das war, wenn er so was sagt!
Kl: Hm, wie das war?
Th: Er soll ruhig wissen, was in Dir vorgegangen ist.
Kl: Ich wollte nur weg da. Ich wollte nur weg.
Th: Sag es ihm! Sag es ihm!
Kl: Papa, ich wollte nur weg da. Ich wollte nur weg, von Euch. Das war grausam. Es war grausam bei Euch. Buah, es war grausam. Du hast mich überhaupt immer nur hin und her geschoben. Du hast mich ja gar nicht... genau Mensch, wisst ihr das eigentlich? Oah, das fängt es ja schon an! Als ich 11 war.... also zuerst haben wir zusammen gewohnt (im Alter zwischen 6 und 9), Du und ich. Du weißt das noch. Und dann, ich war neun Jahre alt, hast Du diese Frau da kennen gelernt. O.k. Ihr habt angefangen...hm.. rum zu machen, da war ich ungefähr 10 oder 11, habt Ihr Euch entschieden, dass ihr jetzt zusammen ziehen wollt. So. „Na ja, und was machen wir jetzt hier mit diesem Anhängsel Kind da? Was machen wir jetzt mit der da? Die können wir ja nicht mit nehmen, gell? Die stört! Was machen wir mit der?“ Was habt ihr mit mir gemacht? Ihr habt mich abgeschoben zu Oma und Onkel. Und da durfte ich dann mit meiner Oma, mit meiner weiß ich nicht wie alten... 75 Jahre alten... nach weiß nicht was stinkenden, schnarchenden, komisch schnaufenden Oma... im Ehebett schlafen, mal wieder, im Ehebett, mit irgendwem, und irgendwo nebenan hat der Onkel geschlafen und da musste ich dann sein! Das war dann... da bin ich dann.. da, da... da musste ich dann sein! Und Du hast Dich da eingenistet, da drüben, bei Deiner Freundin! Jetzt bist sie beide los gewesen, die Kinder: Meinen Bruder hast Du zur Oma gesteckt, zur einen Oma (die Mutter meiner Mutter), mich hast Du zu der Oma gesteckt, zack, und Kinder weg. Und dann bin ich mit 12.. hab ich Dich gebeten: „Ich will da raus! Ich will mein eigenes Zimmer und überhaupt, ich bin in der Pubertät, mein Busen wächst, und ich will nicht, dass mich mein Onkel da so anstiert, wenn ich mich da so umzieh! Da hab ich keinen Bock drauf!“, hm, o.k. das war ein Argument.
Th: Du hast drei Jahre bei Deiner Oma gelebt?
Kl: Zwei. Und mein Onkel hat dann irgendwann mal angefangen, mich so lüstern anzugucken... und ich hab gedacht... ich hab das nicht ausgehalten!
Th: Sag es ihm mal direkt: Lass ihn mal auftauchen und sag es ihm mal direkt!
Kl: Onkel, ich hab das Gefühl gehabt, Du guckst mich lüstern an. „Hm.“
Th: Der Bruder von Deinem Vater?
Kl: Ja. Ja, ich sah ja auch geil aus! So jung und unangetastet, mit dem Nachthemd da, ich weiß ich hab keine großen... Ländereien hier, aber immerhin, und das hat Dir halt gefallen. „Hm. So frisch und unverbraucht. Gerade flügge werdend.“
Th: Erzähl ihm ruhig auch, dass Du Angst vor ihm hattest, oder vor seine Lüsternheit oder was auch immer. Sag es ihm. Er soll das wissen.
Kl. Ich hab Angst davor. Ich hab Angst vor Dir. Ich hab Angst, wenn Du mich nur anguckst, hab ich Angst.
Th: Ja.
Kl: Du hast auch so einen gierigen Blick drauf. Bist genauso ein Lustmolch... so ein... so ein Triebtäter, würde ich schon fast sagen, Du bist auch so ein potentieller Triebtäter. Und mit Dir will ich überhaupt nichts zu tun haben! Du ekelst mich an! Und Du stinkst, und Du bist ekelhaft, und Du bist einfach... bäääh! Iiiih, bäh, *schüttelt sich*, ihgitt. Obwohl Du anders aussiehst als mein Vater, aber Du siehst auch nicht besser aus, nein, ihr seid beide echt... also gut, mein Vater ist es irgendwie nicht mehr, aber Du bist es noch, und Du bist irgendwie... nee, *verneint*, Du musst mal schön die Finger von mir lassen, Abstand nehmen... und ich finde Dich ganz abstoßend. Und deswegen will ich da raus und bin da raus. Und dann hat mir mein Vater...
Th: Sag es ihm wieder.
Kl: Dann hast Du mir, genau DU, ha, jetzt sind wir wieder bei Thema, dann hast Du „O.k., was machen wir?“, und so, „Brauchen wir ein Zimmer, ja, o.k., was können wir machen?“, und dann war natürlich in dem Haus bei Deiner Freundin, bei Dir Brigitte, genau, Du bist jetzt auch da, bei Dir, da war kein Zimmer mehr frei, außer das Bügelzimmer, ganz oben im Dach. So ein Miniaturzimmerchen. So. Das hab ich gekriegt. Ein kleines Dachfenster... und irgendwie so viel Platz, dass man sich gerade einmal im Kreis drehen kann und das war es dann! Und dann musste ich auch noch die Bügelmaschine... ich konnte nicht abschließen, weil da stand ja die Bügelmaschine. Und die muss ja jederzeit... Du musstest ja jederzeit an Deine Bügelmaschine ran kommen. Ja. Und deswegen hab ich überhaupt gar nicht mein Zimmer gehabt, das war gar nicht mein Zimmer, das war die Abstellkammer, ich bin in der Abstellkammer... ich bin wie... deswegen war das mein... wie... wie heißt denn dieses Märchen jetzt, verdammt? Aschenbrödel! So hab ich mich gefühlt! So richtig: Die Stiefmutter, und das Aschenbrödel kriegt die Abstellkammer und wenn irgendwas kaputt war im Haus, dann war ich es, dann kam mein Vater hoch: „Was hast Du denn wieder gemacht?!“, zack, hab ich eine kriegt, wenn ich dumm gefragt habe, wumm, hab ich noch eine gekriegt, und dann... ich war an allem schuld, egal, was kaputt war, es war immer ich. Ihr seid mit den verrücktesten Sachen zu mir gekommen! Mit den verrücktesten Sachen! Ihr habt mich für Sachen verantwortlich gemacht... meine Güte, das ist kaum zu glauben, da kannst... das ist.. das ist eine... das ist schon fast eine Comedy. „Es liegen Nägel im Wohnzimmer herum. Hast Du im Wohnzimmer genagelt?“, wenn ich jetzt erwachsen wäre, könnte ich sagen: „Haha, wie meinst Du das denn jetzt?“, aber damals, da hab ich das natürlich noch nicht gesagt, „Ich? Nee, wie jetzt, genagelt? Ich hab nicht im Wohnzimmer genagelt. Soll ich jetzt Nägel in die Wände hauen? Oder was?“, und sie: „Doch, Du hast im Wohnzimmer rum genagelt!“, „WAS hab ich?“. Auf was für Ideen die kommen! Ich hab im Wohnzimmer herum.... was für eine abstruse, völlig aus der Luft geholte Idee! Klar, ich gehe in den Keller, hole mir Nägel, und dann hau ich die wild in die Wände rein oder... *lacht* was für eine bescheuerte Idee ist das? Echt! Wenn das Bügeleisen kaputt war, wenn irgendwas nicht gestimmt hat, immer war es ich. Immer. Immer. Das war so schön, das Spiel.
Th: Sag ihnen aber auch, wie Du Dich gefühlt hast.
Kl: Verzweifelt. Ich hab mich verzweifelt gefühlt, ich hab gegen alle gekämpft. Verzweifelt. Völlig, völlig, total verzweifelt, absolut. Ich hab mich gefühlt wie... das kann man gar nicht beschreiben, dafür gibt es kein Wort, echt nicht, ein unglaublicher Schmerz. Das hat wahnsinnig weh getan, ich hab geschrieen vor Schmerzen. Dann hab ich meine Tage... da hab ich geschrieen vor Schmerzen. Geschrieen.
Th: Ja.
Kl: Ich hab geschrieen, ich bin in dem Bett gelegen und hab geschrieen, das hat so weh getan, es hat sooo weh getan. Alles hat weh getan, alles, alles was passiert ist. Das war ... *wäh*, *ist angewidert*
Th: Ja. Jetzt kannst Du die Verspannung von diesem 13jährigen Mädchen besser verstehen. Sie hat alles gespeichert, sie hat alles festgehalten.
Kl: Ach und dann war noch die Sache mit dem Tagebuch. Da wollten sie... oah... oh Gott ja, puuh, pfff... da hab ich gedacht, da hab ich...
Th: Rede mit ihnen!
Kl: Brigitte, hör mal zu, als Du das gemacht hast, da hab ich gedacht: „Wenn das jetzt klappt, wenn der Plan von Dir klappt, dann bringe ich mich wirklich um.“, weil ihr habt damals, Du hast damals... ich hab in mein Tagebuch geschrieben - ich war auch voll hasserfüllt – und ich hab in mein Tagebuch so ein hässliches Bild rein gemalt, von Dir, und hab drunter geschrieben: Brigitte, die ... weiß ich nicht was... fette... äh... sau...hab alles, was man so als, was man so an Kraftausdrücken kennt, hab ich da rein und hab alles abgeladen und hab geschrieben: Das bist Du. So. Diese Tagebuchseiten, die hab ich rausgerissen, hab dann ein neues Tagebuch gekriegt, gehabt, und hab die rein gelegt, zu gemacht, weg gelegt. Und irgendwann haben diese Seiten gefehlt. Hm. Ich hab gedacht: „Hm. Wo sind die? Weg. Hm.“, ich konnte ja nicht wissen, dass Du die hast, natürlich, Bügelzimmer, hm, natürlich, ich konnte ja nicht abschließen, aber damit... ich bin zu gutgläubig! Da bin ich wieder bei meiner Gutgläubigkeit: Ich traue es den Menschen gar nicht zu, dass sie Tagebücher lesen, oder sich da was nehmen. Das traue ich den Menschen gar nicht zu. Das macht man doch nicht! Das mach ich doch nicht! Ich geh doch nicht hin und lese irgend jemandes Tagebuch, wenn ich nicht gefragt habe, ob ich das darf! Das ist doch ganz natürlich, dass man das NICHT tut! Und deswegen rechne ich auch nicht damit. Ich habe nicht damit gerechnet, dass Du das Tagebuch nimmst. Ich hab das da liegen gehabt, in vollstem Vertrauen, dass Du garantiert da nicht rein guckst. Aber das konnte ich ja nicht... Dir kann man ja offenbar nicht vertrauen! Du hast es genommen, Du hast die Seiten raus genommen, und was hast Du gemacht? Vier Monate lange gewartet, und sie dann meinem Bruder gegeben, denn Du wolltest meine Bruder auf Deine Seite ziehen. Dann hat mein Bruder bei mir angerufen, und hat gesagt – er war total aufgeregt – und hat gesagt: „Mensch Ute, was hast Du denn gemacht?“, und angefangen mich zusammen zu scheißen. Und ich: „Um was geht es denn? Was ist denn los? Was ist den Sache? Hallo!“, äh, jetzt fängt der auch noch an, mich hier zu beschuldigen, wegen irgendwas? „Wa..wa..was, was, was ist?“, und er dann, ich soll mal kommen. Dann haben wir uns getroffen, dann hat mir die gezeigt: „Was hast Du da getan?!“. Uoh! Uoh... bin ich... uoh, uoh, uoh! Ich bin mehr oder weniger zusammen gebrochen, vor meinem Bruder, und hab ihm weinend gestanden...
Th: Sag es ihm!
Kl: Carl, Du weißt es noch, gell? „Ja.“ Ich bin vor Dir zusammen gebrochen und hab weinend... Dich angefleht, mir bitte zu glauben: „Ich hab diese Seiten der Brigitte nicht als Brief gegeben!“, die hat behauptet, ich hätte sie ihr als Brief gegeben, das hab ich nie getan! Das hab ich nie getan! Du hast es mir dann irgendwann geglaubt, gell? Und... ja, er hat mir dann geglaubt, er hat gesehen, es war echt, er hat gesehen, ich fühle echt. Ich hab wirklich...ich hab das nicht... so was kann man nicht spielen. Ich hab es nicht gespielt... ich hab ihn angefleht: „Bitte, bitte, glaub mir, ich hab ihr das nicht als Brief gegeben, das sieht man doch...“, genau, und der Beweis war dann, siehst Du, dann hast Du... genau, mein Bruder braucht immer, Du brauchst immer Beweise, gell? Ich hab ihm so diese Seiten gezeigt, und da war so ein Rahmen außen herum, und oben ist so ein Gedicht dran gestanden, und damit war es der Beweis: Das sind Tagebuchseiten! Es waren Tagebuchseiten, keine Briefseiten, kein Brief! Und dann hat er es mir geglaubt, dann hast Du es mir geglaubt? Ja, dann hat er mir geglaubt. So. Und dann hat das nicht geklappt, ne, Brigitte, dass Du den auch noch auf Deine Seite ziehst, weil dann hätte... dann... das wäre der Todesstoß gewesen. Das wäre er gewesen. Das wäre er wirklich gewesen.
Th: Du wärst alleine gewesen.
Kl: Das wäre der Todesstoß gewesen, da hätte ich mich... da wäre ich... ich wäre gegangen, ich wäre dann gegangen. Weil dann wäre es mir gegangen wie meiner Mutter, die war allein. Die hat keinen Bruder gehabt. Den hatte sie nicht. Sie hat zwar zwei Brüder, aber die waren nicht so wie wir. Und wenn DIE mir den noch weg genommen hätte, wenn das geklappt hätte, das weiß ich noch ganz genau...
Th: Sag es ihr mal ganz direkt, jetzt!
Kl: Wenn DU das geschafft hättest, und mir den weg genommen hättest, weißt Du, was Du dann getan hättest? Du hättest mich umgebracht. Das wäre ein... ja, das wäre Mord, fast schon, nicht ganz, aber Beihilfe zum Selbstmord, nennen wir es mal so, und zwar ganz schön viel Beihilfe, weil das wäre der Todesstoß gewesen, ich hätte ich umgebracht. Das war ihr nicht bewusst!
Th: Ja.
Kl: Sie konnte ja nicht wissen, wie ich mich fühle, sagt sie.
Th: Hätte sie mal nachfragen sollen.
Kl: Hm. Hättest mal nachfragen können.
Sie war eifersüchtig, sagt sie. Na ja...
Th: Ja mit der Tochter zu konkurrieren ist ja Quatsch!
Kl: Das war... wir haben konkurriert!
Th: Dann sag das Deinem Papa, dass er da irgendwie offensichtlich nicht für klare Trennung gesorgt hat. Sie ist die Frau und Du bist die Tochter, er hat wieder alles vermengt.
Kl: Papa, guck mal! Du hast die ganze Scheiße fortgeführt! Du hast... was hast Du eigentlich gemacht, dass das immer so war? Wir waren Rivalinnen! Die hat um Dich gebuhlt!
Th: Er hätte Dich ganz klar als Tochter halte müssen! Ganz klar: Du bist die Tochter! Und jedem klar machen müssen, dann gibt es kein Problem. Tochter ist Tochter und Frau ist Frau, das ist ein riesiger Unterschied!
Kl: Das konntest Du nicht, stimmt es? Du konntest nicht „Tochter ist Tochter“, das ging nicht, ne? Weil Du hast ja... was... er hat mir ja... genau! Sag es ruhig! Er hat in mir meine Mutter gesehen: Ich sehe ihr doch so ähnlich.
Th: Ja. Und er hat Dich als Kind schon benutzt, das soll er jetzt endlich auch mal sagen!
Kl: Du hast mich benutzt! Du hast mich benutzt, stimmts? Für alle Deine Zwecke hast Du mich benutzt!
Th: Auch für seine Geilheit und alles...
Kl: Ja.
Th: Deshalb kann er Dich nicht als Tochter wahrnehmen, oder das nicht trennen. Und er soll das jetzt mal seiner Frau sagen, wie heißt sie, Brigitte oder..
Kl: Brigitte.
Th: Ja, fordere ihn mal auf, dass er es ihr erzählt! Damit sie ein bisschen wahrnimmt, wer Du überhaupt bist!
Kl: Klärt das jetzt mal miteinander! Kommt mal her... Du bist ja schon da, Du bist auch da, o.k., sag ihr das mal! Sag ihr wer ich bin, wer ich WIRKLCH bin! Nicht, wer Du gedacht hast, das ich bin, sondern wer ich wirklich bin! Sag ihr das!
„Brigitte, das ist doch bloß meine Tochter. Die steht doch nicht in Konkurrenz zu Dir.“
Ja, aber sie hat was anderes gefühlt, sagt sie. Sie hat die Konkurrenz, sie hat gespürt das... was?? Sie wollte nicht, dass er mich so sehr liebt.
Th: Ja. Hm.
Kl: Du wolltest nicht, dass er mich so sehr.... Du hast doch auch ein Selbstwertproblem! Mein Gott, echt, wenn man sich seiner Liebe sicher ist, dann muss man doch keine Angst haben, dass jemand einen anderen auch noch liebt! Ihr seid alle völlig verkorkst!
Th: Ja.
Kl: Also so ein verkorkster Haufen von Emotionskrüppeln!
Th: Und Dein Vater soll ihr mal sagen, dass er Dich offensichtlich als Kind schon sexuell missbraucht hat. Vielleicht hat die gespürt, dass da mehr ist, dass da unterschwellig was läuft, dass er gierig ist auf Dich - keine Ahnung, die hat vielleicht was wahrgenommen. Die sollen mal miteinander reden jetzt, und guck mal, was dann passiert!
Kl: O.k. Jetzt redet mal miteinander! Vater, Du sagst ihr jetzt mal alles, was Du weißt, o.k.? Du weißt, was Sache war: Du hast mich benutzt, Du warst geil, Du hattest niemanden, wo Du das leben konntest, dann hast Du Dir mich genommen und dann warst Du geil und hast Dir da einen runter geholt... oder ich weiß nicht, was Du gemacht hast, jedenfalls geschleckt und.... wahrscheinlich.... dann danach noch einen runter geholt, möglich, keine Ahnung... jedenfalls: Sag es ihr! Sag ihr was war! Sag ihr, was Du gemacht hast! JA, er war geil auf mich, sagt er! JA! Das hat sie schon immer gewusst! JA!
Th: Siehst Du, und das hat seine Freundin auch gespürt, dass das mehr ist als Tochter. Also Dein Vater hat wieder den Trennungskeil zwischen Euch geschoben, sonst hätte seine Freundin Dich vielleicht sogar als Mama nehmen können... Mama für Dich sein können....
Kl: Deswegen musste ich WEG! Deswegen musste ich aus dem Weg geschafft werden!
Th: Ja.
Kl: Ich musste weg, sie hat mich raus geschmissen, DU hast mich raus geschmissen!
Deswegen?! Ja, deswegen, die hat mir raus geschmissen.
Th: Guck mal, ob sie nickt oder mit dem Kopf schüttelt.
Kl: Brigitte? Nick mal, oder schüttle mit dem Kopf: Wolltest Du mich los werden, aus dem Grund? Jetzt drucks bitte nicht rum, ja! Ich hab eine klare Frage gestellt, ich will eine klare Antwort! Bitte hör auf mit dem Herumdrucksen! Die druckst gerade so rum.... ich WILL eine klare Antwort! Ja, ein langsames Nicken, aber ein Nicken.
Th: Ja.
Kl: *schnauft schwer*, man, wir machen hier Krisensitzung, sitzen wir alle am Tisch.
Th: Ja. Das wurde aber auch mal Zeit, dass die Probleme alle angeschnitten wurden.
Kl: Mhm.
Th: Sind die eigentlich bei Deiner Suchttherapie nie, nie so...mal auf den Tisch gekommen? Habt ihr nie so darüber diskutiert? So kreuz und quer? Weil, das ist ja eine ganze Menge Verwechslung, was Du als Kind tragen musst, mehr oder weniger.
Kl: Hm, nie so konkret, das war alles eher so *wischiwaschi*. Nein, genau, jetzt weiß ich es wieder: Bei meiner Suchttherapie ging es mehr um den Sandro und die Trennung vom Sandro, dass ich das schaffe. In war so sehr in dieser Beziehungsabhängigkeit drin, und es war das Wichtigsten, Forderste, Vorrangigste Thema.
Th: Dich von Deinem Exmann zu trennen.
Kl: Mich von meinem Ex-Freund, das war Freund, mein Exmann ist der Micha, und mit dem bin ich schon länger getrennt lebend, und mit meinem... dann hat ich einen Freund, und der hat mich ja auch so schlecht behandelt und mich auch schon mal gewürgt und... ja, ich das Opfer und er der Täter, so ungefähr, ich hab aber auch getätet... *lacht*, also getan, *lacht*, hehe, „getätert“. Und von dem musste ich mich irgendwie trennen, das konnte ich irgendwie nicht, und dann bin ich immer wieder zurück zu ihm, das war alles ganz schrecklich, und dann haben wir... mit Alkohol und so... hin und her, und das war das wichtigste Thema.
Th: O.k.
Kl: Da bei der Therapie.
Th: Also ihr seid nicht tiefer gegangen?
Kl: Wir sind nicht tiefer gegangen, nee. Das ging auch gar nicht, weil die hatten ja gar nicht die Mittel an der Hand.
Th: Na, guck mal: Was machen wir hier jetzt? Wir reden seit einer Stunde, mehr machen wir auch nicht.
Kl: Hm, hast Du auch wieder recht! Ja, aber die machen das nicht so, die... weiß auch nicht... die kratzen da nur so oben, an der Oberfläche rum.
Th: O.k.
Kl: Deswegen bin ich auch mit Bulimie heim gefahren, von der Therapie.
Th: Ah ja?! Die Du vorher nicht hattest?
Kl: Genau.
Th: *lacht*, das ist ja heftig! Das ist schon...
Kl: *lacht*, ich bin trocken... also ich war... ich hab die Bulimie schon vorher gehabt, in dem Sinne, aber nicht aktiv! Ich war praktisch symptomfrei. Und hab dann, praktisch, dort das Trinken aufgehört, bin in die Therapie, und dann, nach zwei, drei Wochen Therapie hab ich wieder angefangen mit Bulimie, ja, also ich bin MIT Bulimie heim gefahren, ja, ich hab die mitgenommen.
Th: Wie lang warst Du dort in Therapie?
Kl: Vier Monate.
Th: *lacht*, schönes Souvenir!
Kl: *lacht herzlich*, ja, das war so *zack*, ist das wieder angesprungen.
Th: Ja, o.k.
Kl: Aber wir sind ja nicht auf die Ursachen, wir sind ja nicht tief gegangen, ging ja nicht. *Pause* Damit hängt die Bulimie auch zusammen, kommt mir gerade, mit dem ganzen, da hat es auch angefangen, in dem Haus da.
Th: Ja, ist klar. Wir haben auch eben diese 13jährige gefragt, und meine erste Frage war – die ist ein bisschen unter gegangen, kannst ja noch mal nachfragen: Wollte die nicht mehr leben? Weil „Nahrung verweigern“ ist ja „nicht mehr leben wollen“. Oder „raus kotzen“ = „will ich alles nicht“, oder auch Deine Reaktionen im Moment, dass Du jetzt nichts essen kannst, nichts zu Dir nehmen kannst, das ist ja eine ganz tiefe... Du bist in Kontakt mit Deiner Verweigerung. Und das kommt ja jetzt auch alles hoch, Dein „Nicht angenommen worden sein“, „Weg geschoben worden sein“, „Nicht wichtig sein“, das sind ja alles Themen, die sind alle abgespeichert.
Kl: Ja, es war so eine tiefe Sehnsucht nach Liebe, die nicht erfüllt wurde.
Th: Ja.
*Pause*
Kl: Jetzt zeigt sie mir ihr Loch, in der Brust.
Th: Ja.
Kl: Na, das hatte ich schon mal, das ist schon lange her, mit/bei der Inge, aber jetzt zeigt SIE es mir, das hatte ich jetzt noch nicht. Die 13jährige macht ihr.. ihr Ding auf, und hier *zeigt auf die Brust* ist echt ein Loch...
Th: Ja.
Kl: Dann kannst Du rein greifen, da ist nix... das sieht nicht gut aus. Ja, sie nickt: „Das sieht nicht gut aus.“, und macht es wieder zu.
Th: Sie soll es ihrem Papa zeigen.
Kl: Zeig mal...
Th: Er wollte wieder was gut machen, hat er gesagt.
Kl: Guck mal, Papa, komm mal her! Der weint schon, der fängt schon an zu weinen. Guck Dir das mal an! Guck mal. Zeig es ihm jetzt mal! Trau Dich, zeig es ihm! Er dreht sich weg und weint.
Th: Er soll ihr, der 13jährigen, seine Tränen zeigen! So viel Nähe muss sein. Fordere ihn auf, er soll einfach seine Traurigkeit – die ist wahrscheinlich wirklich echt im Moment – soll bitte ihr auch zeigen, damit sie wahrnimmt, dass sie auch... vielleicht sogar ganz tief geliebt wird, von ihm.
Kl: *atmet schwer*
Th: Schieb die zwei zusammen.
Kl: Zeig ihr das. Mach! Zeig es ihr! *weint*, er hat sich hingekniet, und hält mir seinen Händen so ihre Beine, und macht den Kopf so drauf und weint bitterlich... oder bitter... oder wie sagt man? Es tut ihm leid, das hat er nicht gewusst. *weint*
*Pause* Was sollen wir denn jetzt machen? Ich möchte dem Kind helfen.
Th: Sag es ihm.
Kl: ich möchte Dir helfen, Du tust mir leid! *weint*
Th: Zeig ihr auch Deine Tränen, ist o.k.
Kl: *weint*
Th: Dann spürt sie, dass sie nicht allein ist.
Kl: Es tut mir leid! Es tut mir so leid! Mein Gott, Du hockst hier in Deinem Zimmer... was hast Du alles auf Deinen Schultern, mit Deinen 13 Jahren?! Was hast Du alles auf Deinen Schultern zu tragen! Was haben die Dir da alles drauf gepackt?! *weint noch*. Das ist zu schwer.
Warum ich? Warum? Warum ich? Warum habt ihr niemand anderen genommen? Warum habt ihr mich genommen?
Scheiße! Ich will nicht in dieser Opferrolle sein! Ich finde das total scheiße!
Th: Dann sag es ihr.
Kl: Ich will nicht in der Opferrolle sein, das ist vorbei, ich will, dass es vorbei ist! Das ist... Schluss jetzt, Schluss, aus, Opferrolle lange genug! So geht es doch nicht mehr! Jetzt müssen wir aufhören damit! Aufhören! Stop! Schluss! Wir haben uns geopfert... jaaaaaaaaaa! Lange genug!!!
Th: Guck mal, was sie sagt, die andere, die 13jährige. Die hat ein Loch im Körper.
Kl: Sie konnte doch nix dafür, sagt sie. „Ich kann doch gar nichts dafür!“
Th: Guck mal, ob Du ihr das zubilligen kannst. Das ist vielleicht gar keine Opferrolle, es ist einfach so, wie es ist. Guck mal, ob Du sie annehmen kannst, darum geht es. Vielleicht passiert damit der Frieden, wenn Du sie annehmen kannst.
Kl: *weint, schluchzt*
Th: Frag sie mal, ob sie von Dir angenommen werden will!
Kl: Da nickt sie schon. Ich bin sauer auf Dich!
Th: Sagst Du zu ihr?
Kl: Ja.
Th: Warum bist Du sauer auf sie? Sag ihr das auch!
Kl: Weil Du das Opferlamm bist! Und ich will nie das Opferlamm sein!
Th: Ja. Deshalb ist sie auch so alleine: Sie hat ihren Papa gegen sich und sie hat Dich gegen sich. Weil wenn Du sie bist kannst Du ja kaum noch überleben. Sag ihr das mal.
Kl: *schnief*
Th: Du hast Angst vor ihr. Ist o.k. Sag ihr das!
Kl: Ich hab Angst vor Dir... Du bist ja... Du bist ... Du bist... was bist Du? Du bist so... Du hast ein riesiges Loch in der Brust! Du bist schon halb tot! Ich hab Angst vor Dir, Du bist halb tot! Du bist... ich weiß nicht... Du klein und Du nimmst das alles so hin.
Th: Sie hatte keine Chance mit 13. Sie musste durchhalten.
Kl: Du nimmst das alles so hin und trägst alles.
Th: Sie musste überleben. Sie hat Du dazu beigetragen, dass Du heute lebst.
Kl: Stimmt.
Th:.... (Text nicht verständlich, wegen der Musik), Du bist aus der Zukunft gekommen und Du holst sie jetzt nach. Du hast es geschafft, zu überleben, aber Du musst das jetzt auch erlösen und sie wieder zu Dir holen.
Kl: Ich möchte...
Th: Irgendjemand muss Dich lieben, mit 13.
Kl: Ich möchte Dir helfen. Ich möchte Dir helfen, ich bin jetzt groß, guck, ich bin 33, ich kann Dir jetzt helfen, ich bin jetzt an dem Punkt, ich kann es jetzt, und ich möchte es machen, ich möchte Dir helfen. Ich weiß bloß nicht genau wie... und...
Th: Du weißt wie: Du musst sie nur lieben. Du musst sie nur annehmen. Darauf wartet sie, und wenn nicht, frag sie.
Kl: O.k.: Was muss ich machen? „Mich lieben, so wie ich bin, MIT dem Loch.“
Th: Ja.
Kl: „So hilflos wie ich bin. So schwach wie ich bin. So traurig wie ich bin.“
Th: Selbst die Opferrolle musst Du lieben, Du hast sie gehabt.
Kl: Puuuh. Ich muss Dich lieben mit dem Loch? Dich schwaches, kleines Ding? „Wer soll mich denn sonst lieben?“, sagt sie.
Th: Dein Papa müsste Dich auch, müsste diese 13jährige auch lieben.
Kl: Sie sagt, sie hat niemanden mehr. Also wenn ich Dich lieben soll, dann... dann musst Du auch was von mir nehmen. Dann musst mit mir zusammen arbeiten, dann müssen wir was verändern... Ich liebe Dich schon, erst mal, grundsätzlich... lieb ich Dich? Nee. Ich stelle hier Bedingungen. Ich will Dich aber bedingungslos lieben.
Th: Ja... *lacht*
Kl: Sch...eiße...
Th: Du bist immer dabei, Dich auszutricksen.
Kl: Scheiße.
Th: Die ist sehr stark, die stellt die Bedingung dass Du keine zu stellen hast! Punkt.
Kl: Aaaah!
Th: Ja, das ist ganz klar. *lacht*
Kl: Sie sagt, ich muss sie bedingungslos lieben.
Th: Ja, die ist stark, ne, die ist gut!
Kl: Ich muss sie lieben MIT Loch! Mit allem!
Th: Ja!
Kl: Scheiße.
Th: Nein, nicht scheiße, die ist toll! Absolut. Ute, das bist Du!
Kl: *weint wieder*
Th: Ute, Du bist das.
Kl: Das hab ich aber nie geschafft! Wie soll ich das jetzt machen?
Th: Sag es ihr!
Kl: Ich hab es nie geschafft Dich zu lieben so wie Du bist.
Th: Ja, deshalb sind wir ja jetzt wieder an dem Punkt.
Kl: Ich wollte Dich nie haben, Du warst mir immer zu schwach!
Th: Ja, klar. Das war o.k., Du hast es geschafft, bis heute, aber jetzt bist Du zurück gekommen und sie wartet, so einfach ist das. Sie hat gewartet bis heute, willst Du noch 20 Jahre warten?
Kl: Nee.
Th: Na also. *lacht*
Kl: *lacht*, puuh, also weißt Du was? Ich sag Dir jetzt mal was: .... *schnauft tief*... Puuh... Du siehst echt nicht gut aus, wirklich nicht, mit dem Ding da in der Brust, das ist nicht wirklich appetitlich, und Du bist ganz blass und Du bist völlig... irgendwie so ein blasses Ding da... aber Du hast irgendwo, in Dir drin, weiß ich ganz genau, dass Du ganz viel Power hast, trotzdem, weil ich lebe nämlich noch, und... auch wenn Du da jetzt so ein Loch hast, und auch wenn Du jetzt ganz blass bist, und auch wenn Du jetzt irgendwie hier herum schwächelst, *weint*, Du kannst ja nix dafür! Du kannst ja nix dafür, verdammt! Ja, ich lieb Dich! Ja, ja, ja! Ja! *weint eine Weile*
Ich hab Dich trotzdem lieb! Oah.
„Jetzt hast Du ganz schön lange gebraucht!“, sagt sie. Du siehst auch unappetitlich aus, sag ich Dir, ist gar nicht so einfach.
Th: Schau mal, was Dein Vater macht.
Kl: Guck mal, ich hab die Kleine auf dem Schoß! Hier, die mit dem Loch da! Er guckt nur zu, er sagt nichts. Guck! Die sitzt hier bei mir... und guck mal, wie die sich an mich schmiegt! Guck mal, wie die danach lechzt... dass sie sich mal an jemanden schmiegen kann, der sie liebt! Guck Dir das mal an, echt! So eine kleine, süße Maus... ich bin jetzt da. Ich bin da.
Er sagt, er möchte auch etwas tun.
Th: Ja, es wird Zeit, Du hältst seine Tochter.
Kl: Er fragt, ob sie es annehmen will. Das kann ich nicht sagen. Da musst Du sie fragen!
Th: Das muss es riskieren, dass er abgelehnt wird, er kann nicht vorher eine Garantie bekommen. Das geht nicht. Er kann nur sein Herz aufmachen.
Kl: Hast Du gehört, Papa? Du kannst nur Dein Herz aufmachen und es einfach probieren, wenn Du abgelehnt wirst hast Du halt Pech gehabt, aber Du musst es wenigstens versuchen, weil... willst Du es jetzt oder willst Du es nicht, sie ist jetzt hier, siehst Du, die ist da! Und die hat lange drauf gewartet! So lang! SO lang!
Th: 20 Jahre.
Kl: Also mach jetzt, oder lass es! Er geht in die Knie. Aah, ist das schön *atmet erleichtert auf*, die ist jetzt auf ihn zugerannt und hat sich in seine Arme geschmissen. Ah, ah... sie hängt sich an den hin wie so ein Äffchen...
Th: Das ist ihr Papa.
Kl: Ah... halt mich, halt mich, halt mich, halt mich.
Th: Guck mal, ob das auch der Teil ist, der diese Abhängigkeit hat, wenn Du in Beziehungen bist, oder warst.
Kl: Ja. Puh. Ich hab versucht... äh, sag Du es mir! Ich will es wissen! Kleine, helfe mir, sag mir das, ich will darauf jetzt eine Antwort. Stimmt das? War es so? Hab ich... war da diese Abhängigkeit, die ich hatte?
Th: Du hast eigentlich immer Deinen Papa gesucht.
Frag doch Deinen Typ da, den Du hattest, wo Du schlecht los kamst.
Kl: Sandro.
Th: Wie heißt er?
Kl: Sandro. Ah, der Sandro, ja, o.k., ich frag ihn mal! Sandro, warum bin ich nicht von Dir los gekommen, so lange? „Weil Du wolltest, dass man Dich liebt.“ *Stille*, ja, aber Du hast mich ja gar nicht wirklich geliebt. Das war ja genau das Muster.
Th: Frag mal, ob die Kleine bei ihm geklammert hat. Frag mal die kleine 13jährige.
Kl: Ja, das Bild ist sofort da. Aber Du, weißt Du was? Der hat genauso ein Loch!
Th: Ja.
Kl: Und sie mit dem Loch und er mit seinem Loch, das funktioniert nicht. Die klammert an ihm, aber da geht nix. Da kommt nix rüber. Der hat genauso ein Loch! Der steht dran mit so einem dicken, fetten Loch da drin! Und die Kleine hängt an ihm dran und will was kriegen, aber da kommt nix! Da kommt ja nix raus, weil da ist ja auch nix! Da geht nix... nix, nix, nix! Die denkt immer nur „Ja, kommt jetzt was? Kommt jetzt was?“, aber da kommt nix!
Th: Wie zwei Hungernde.
Kl: Ja, stimmt, genau wie zwei Hungernde. Zwei Liebeshungrige, die sich aneinander klammern, und wollen, dass ihre Löcher geschlossen werden und keiner kann es machen, weil es keiner hat. WOW! Was für ein Bild! Aber das hab ich schon lange gewusst, dass Du auch so ein Loch hast, Sandro.
Th: Und dafür ist der Papa da, dass das Loch gestopft wird, weil das 13jährige Mädchen den Papa braucht. Und das muss Papa verstehen! Das kann kein Mann der Welt mehr ausfüllen, wenn das Loch da ist, das kann nur der Papa ausfüllen.
Kl: Papa, Papa... Du bist derjenige, der dieses Loch wieder ganz machen muss.
Th: Ja.
Kl: Das kannst nur Du, niemand sonst kann das. „Wie soll ich denn das machen?“. Weiß ich auch nicht, ich weiß es nicht, Du musst es halt machen. Tu halt irgendwas! Keine Ahnung.
Th: Vielleicht muss er sich wieder mit seinem „Symbolpapa“ verbinden. Vielleicht muss er sich helfen lassen, vielleicht kann er das wirklich nicht, muss das wieder lernen, vielleicht hat er selbst ein Loch. Vielleicht ist er auch nicht geliebt worden, von seiner Mama, seinem Papa – keine Ahnung – heraus finden.
Kl: Also, pass mal auf: Sag mir mal bitte, warum Du es nicht kannst und dann gucken wir, was wir machen können. Er weiß nicht, wie man das anstellt, er kann... er hat keine Ahnung wie man das macht. Er... o.k. gut, also, dann...
Th: Er soll sich vor den Spiegel stellen und soll sich mal angucken, ob er ein Loch hat, ganz einfach.
Kl: Hast Du da auch ein Loch? Ja, klar, er hat auch eines.
Th: Dann soll er seinem Papa zeigen und seiner Mama zeigen.
Kl: Oh! „Hier guck mal! Ich hab das weiter gegeben!“, ja, die haben auch alle Löcher oder was?! Das sehe ich jetzt zwar nicht, aber das hat er jetzt gesagt. Also irgendwie... das muss ja mal aufhören. Also da gucken wir jetzt... die Marlene: Marlene, Du hast aber jetzt kein Loch, oder? „Nö, ich bin ganz.“, ja, Du hast ja auch einen Papa, der für Dich da ist. Puh!
Th: Lass ihn mal auftauchen und sag ihm, wie das für Dich ist, dass er für Deine Tochter da ist.
Kl: Micha, ich bin so froh, dass Du kein Loch hast und keines an die Marlene weiter gibst, dass Du für sie da bist. Ja, das weiß er, das ist auch gut. Er hat andere Sachen, die er an sie weiter gibt, aber das ist jetzt nicht das Thema. Aber, das ist gut, das ist gut, das ist wunderbar. Das macht er gerne, er macht es total gerne, er liebt sein Kind, er liebt es total, er liebt sie so von ganzem Herzen. Von Anfang an hat er sie geliebt, wo er gewusst hat, dass ich schwanger bin hat er sie schon geliebt. Ja, Du bist der beste Papa der Welt, bin ich froh, dass es Dich gibt! *freut sich* Hach, unser Kind ist noch ganz! Juhu! Buoh, bin ich jetzt erleichtert! Ah, Danke! O.k. zurück. *gähnt*
Th: Ich würde Dir folgenden Vorschlag machen – das mit Deinem Papa dauert nämlich ein bisschen länger, weil das ist die ganze Familie, die da bearbeitet werden muss, die ganze Verwandtschaft, weil das ist so ein Verwandtschaftsthema, das wird weiter gegeben, wenn Du so willst, und Du hast es halt auch heftigst abgekriegt, ich denke da brauchen wir ein bisschen Zeit für – ich würde vorschlagen, Du machst mit Deinem Papa eine Vereinbarung, dass wir in der nächsten Session auf die Suche nach Deinem Loch gehen, die ganze Verwandtschaft bearbeiten und Du in der Zwischenzeit mit dieser 13jährigen zusammen bleibst. Du mit ihr, weil das ist, glaub ich, der allerwichtigste Schritt, weil wenn wir jetzt weiter suchen, dann reisen wir andere Themen auf, und das ist momentan gar nicht sinnvoll.
Kl: Ja, das ist sehr gut, das ist ein sehr, sehr guter Vorschlag, bin ich total damit einverstanden, fühlt sich auch voll gut an: Ich jetzt mit ihr. Das ist ein ganz gutes Gefühl, das jetzt zu haben.
Th: D.h. Du bleibst bis morgen...
Kl: Sie hat das Loch noch und ich nehme sie jetzt erst mal so, wie sie ist. Ich mach jetzt da noch gar nix, ich nehme sie jetzt erst mal so, wie sie ist.
Th: Das ist eine tolle Erfahrung für sie, dass ein Mensch für sie da ist... und das bist Du.
Kl: Ja, fühlt sich auch ganz richtig an, ja.
Th: Und sag Deinem Papa, dass er ab morgen da... jetzt dran ist. Dann kann er sich noch ein bisschen vorbereiten oder was auch immer, morgen ist er dran.
Kl: O.k. *gähnt herzhaft* Also Papa, guck mal, Du kannst das alles wieder gut machen, die Chance kriegst Du, ähm, aber heute nicht mehr. Machen wir das morgen? Bei der nächsten Session und Du kannst Dich jetzt schon mal ein bisschen... ja, keine Ahnung... sammeln. Sammel Dich mal! Entspann Dich, oder weiß der Geier, mach irgendwas. Bereit Dich darauf vor, dass Du jetzt eine Aufgabe vor Dir hast, die Du erfüllen wirst und erfüllen willst, ja erfüllen wirst und wir warten auf Dich, o.k.? Können wir das so vereinbaren? Ich freu mich schon drauf. Aber wir wollen jetzt noch ein bisschen alleine sein. *lacht* Ja, ist o.k. *gähnt*, oh bin ich müde.
Th: Das war auch viel heute. Du kannst ja ausruhen, das ist wichtig jetzt.
Kl: Oh ja.

 

 


Ute 4. Session – Onkel

Kl: (geht eine Treppe runter)... die führt da in, ja, es ist da ziemlich dunkel, aber ich hab keine Angst oder so, und geh da jetzt noch ein bisschen weiter rein. Ja, jetzt bin ich da. Sind so Holztüren.
Th: Hast Du die schon mal gesehen oder sind die neu?
Kl: Hm, nee, das ist jetzt irgendwie so... da war so eine Wiese, da war wie so ein Steinkreis und dann ging das einfach so in die Erde rein. So eine Steintreppe in die Erde rein, und jetzt bin da unten, da ist so ein schöner langer Gang, also ich fühle mich jetzt nicht... habe gerade keine Angst, da ist nix. Und hinten die Tür, die will ich nehmen.
Th: Guck mal vielleicht steht was drauf, vielleicht auch nicht. Oder vielleicht kommt Dir ein Gedanke oder auch nicht.
Kl: Hm, da steht nix. Holztür.
Th: Gut, bist Du bereit sie zu öffnen?
Kl: *bejaht* Hm, es ist dunkel.
Th: Geh mal rein und spüre, wie es sich anfühlt... oder guck mal links neben der Tür ist ein Lichtschalter, schalte ihn ein.
Kl: Hm, wenn ich den einschalte, dann sehe ich jetzt den vorderen Bereich, also das ist noch mal ein Gang. Hm. Ich muss da jetzt noch mal einen Gang dahinter laufen. Einen gaaanz langen Gang, ah... ich bin aufgeregt, das merke ich.
Th: Ja, das ist doch toll, lebendig, genau, lass Dich mal überraschen, was da kommt.
Kl: Hm. Das geht nach unten.
Th: Der Gang geht nach unten? Oder geht es da tiefer runter?
Kl: Ja, der Gang geht nach unten, so schräg. *gähnt* Kommt mir jetzt vor, als würde das jetzt ewig so weiter gehen. Jetzt, wo komme ich hin? Ins Innere. *stille*
Ha, wie so eine Wirbelsäule, tatsächlich, die ich da entlang gehen kann. Jetzt, das sagt es mir gerade.
Th: Dann kannst Du gleich mal fragen, warum Du Schmerzen hast, das ist ja genau das Thema dann.
Kl: *bejaht*, ins Innere von mir selbst. Also, jetzt, puh, jetzt wird es mir ein bisschen döselig, also bin ich jetzt in der Wirbelsäule, ist das richtig? Hm *bejahend*. Ist das so ein langer Gang oder was? Das ist ja äußerst komisch. Das ist ja nur ein Bild. Also: Warum tust Du weh? Hallo? Sagt nix. Jetzt merk ich gerade, das wird immer enger. Jetzt lieg ich auf dem Boden, oder auf dem... was das eben ist hier, und bewege mich so fort wie eine so eine Eidechse oder so. Ich krieche.
Th: Spür das ruhig mal, fühl das mal: Ist das angenehm da zu kriechen oder warum?
Kl: Hm, ich bin geduckt, sagt das jetzt gerade oder... ich bin geduckt. Geduckt?
Th: Dann frag zurück: Wer duckt Dich? Und der soll mal auftauchen, oder vielleicht kriegst Du ja eine Antwort oder der taucht auf.
Kl: Wer oder was duckt mich? Mein Leben. Ah, tolle Antwort.
Th: O.k. welcher Part Deines Lebens, kann ja sein, welches Alter... bist Du geduckt?
Kl: Also ich krieche jetzt hier so da auf dem Boden rum! Warum? Krieche ich jetzt da auf dem Boden... oder in dem Kanal da? Oder.. ja, ein Kanal. Ich möchte jetzt gerne wissen, woher das kommt. Aha, jetzt bin ich, jetzt werde ich, jetzt komme ich auf eine Wiese. Ah ja, o.k., oh, WOW! Jetzt stehe ich unter einem Kreuz. Mhm. Unter einem riesigen Kreuz.
Th: Oh ja.
Kl: Ganz klein bin ich und das Kreuz ist riesig.
Th: O.k. dann spreche es doch mal an: Wer hat das da hin gestellt oder „Was willst Du mir sagen?“ oder guck mal, was Du fragen willst.
Kl: Oach, buah, Kreuz, bist Du mächtig. „Mhm. Ja. Ich bin mächtig.“ Ich bin total klein, guck mal, wie so ein kleines Würmchen.
Th: Hast Du deshalb Kreuzschmerzen, weil das Kreuz so groß ist.
Kl: Hm, das kommt gut, ja.
Th: Frag mal!
Kl: Hat das jetzt was mit meinem Rücken zu tun? „Ja, klar, Symbol Nummer 1.“
Das ist mein Kreuz. Aha! Jetzt verstehe ich! Jetzt sagt es: „Ich kann mich als Deine Wirbelsäule zeigen oder als dieses Kreuz, das Du auf Dich genommen hast. Hier das Kreuz, da ist Dein Kreuz. Du hast...“, buoh, pfff.
Th: Hängt da Jesus dran oder ist das ein Kreuz ohne?
Kl: Nee, nee, das ist eines ohne, das ist ja meines. Da hat Jesus nix zu suchen. *lacht* Aber, ich muss Dir sagen, Kreuz, ich bin ganz schön klein, ne, im Verhältnis zu Deiner Größe! Also wenn ich Dich tragen muss, dann wundert mich gar nix! Dann ist mir ganz... dann wundert es mich null, dass mir alles weh tut. Weil... bouh... huah... großes Teil!
Th: Was hat das so groß gemacht? Oder war das von Anfang an schon so groß? Frag es doch mal so ein bisschen aus.
Kl: Hm. Also erst mal sagt es jetzt: „Guck Dir mal den Ort an wo ich stehe.“ Hm, ich weiß nämlich... ich sehe nämlich alles ganz klar. Ich stehe auf unserem „Bergla“, so heißt das auf fränkisch, und das ist das „Graatzer Bergla“, also da wo ich aufgewachsen bin, Marktgraitz heißt, im Dialekt „Gratz“, und da oben auf dem Berg ist dieses Kreuz und da guck ich jetzt auf dieses Dorf runter und das hat ganz viel Bedeutung für mich. Ja. Das ist ganz...
Th: Sprech mal zu dem Dorf.
Kl: Hey, Du, Dorf - huah, und das Kreuz und das Dorf das gehört zusammen, ah – Du bist für mich ein großes Symbol für das was ich nicht will.
Th: Ah ja.
Kl: Das Dorf kann sprechen.
Th: Es sagt wohl was?
Kl: „Ja.“ Ja. Gut, also wenn ich jetzt schon mal da bin, dann kannst Du mir ja mal zeigen, was jetzt da konkret dahinter steckt. Antwort: „Alles“, ja, aber ich möchte halt mal ein bisschen so... hm... *wump*, jetzt bin ich schon in der Mitte des Dorfes, aha, oh ja, unser Haus, mhm, unser verkauftes Haus, aber jetzt ist es ja noch nicht verkauft, also jetzt da, in meiner Innenwelt.
Th: Wenn Du das so stehst, wie alt bist Du?
Kl: Ich bin 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10. So. In dem Alter. Aber jetzt bin gerade 10, sag ich mal, oder 8. Halt jetzt bin ich sogar 15... also ich bin da so... Kindheit. Da hab ich mit dem Rauchen angefangen, kommt jetzt gerade. Hm. Grrr. Puh. Was mach ich jetzt? Hm. Ich gehe jetzt mal in das Haus rein. Hallo Haus. Oh, das Haus ist traurig.
Th: Sag es ihm.
Kl: Du bist traurig, gell? „Ja, ich bin traurig.“ Warum bist Du traurig? „Weil ihr mich alle verlassen habt.“ Ja, pfff, war ja klar, dass wir Dich alle verlassen, oder? Ich meine das, was wir da erlebt haben, war ja wirklich nicht witzig. „Ja, aber da kann ja ich nix dafür.“, sagt das Haus. O.k. stimmt, kannst nix dafür. Hm. „Komm doch mal rein.“, sagt es jetzt. O.k. Ich komm rein, gehe rein. Oh, ich mag Dich nicht, Haus.
Th: Guck mal, was Du nicht magst. Vielleicht gibt es da bestimmte Sachen, die für Dich unangenehm sind. Schau doch mal hin, was taucht auf?
Kl: Also ich mag die Treppe... wie das aussieht, mag ich nicht, ich mag den Boden... also ich mag die ganze Atmosphäre mag ich nicht. Und mein Zimmer hinten, das mag ich sowieso nicht, ist ja klar, also... das Loch da hinten. Das Bad! Bäh! Das Bad mag ich auch überhaupt nicht. Oh, nee, der ganze untere Bereich ist voll unangenehm. Und dann oben das Dach, mein Rückzugsbereich, und...
Th: Ist das jenes Haus, in dem Du in dieser Bügelstube gewohnt hast?
Kl: Nee, das war danach. Das ist das Haus...
Th: ... wo Deine Mutter noch gelebt hat.
Kl: Ja, und als sie dann tot war hab ich mit meinem Vater da allein gelebt. Und dann, als mich die von dem Haus mit dem Bügelzimmer rausgeschmissen haben, die haben mich ja rausgeschmissen irgendwann, da hab ich dann da auch gelebt, allein, zwei Jahre lang. So im Alter zwischen 16 und 18. Und da war auch der Selbstmordversuch meiner Mutter, als ich in der Badewanne war und alles das.... war alles in diesem Haus.
Th: Dann ist es natürlich schwer mit Erinnerungen beladen.
Kl: Hm, das stimmt, das ist wirklich... oh, das sagt es jetzt auch, ja, es ist gaaaaanz voll damit.
Th: Vielleicht sind wir ja deshalb heute dort gelandet, damit Du dort ein bisschen aufräumst oder so. Bist Du Deiner Mutter in Deiner Innenwelt schon begegnet?
Kl: Ja, ja! Voll! Schon viel! Die ist jetzt auch gleich da, wenn ich an sie denke.
Th: O.k. dann guck mal wie sie kommt. Wie kommt sie denn? Mit welchem Gesichtsausdruck, oder wie geht es ihr jetzt?
Kl: Also meine Mutter, die kommt gerade ganz fröhlich und...
Th: Ja, rede mit ihr, sag es ihr.
Kl: Mama? „Ja.“, äh, Du siehst gut aus. „Ja.“ Die ist ganz beschwingt. Du bist ganz beschwingt. „Ja.“
Th: Dann hast Du schon einige Sessions mit ihr gearbeitet.
Kl: Ja, mhm, wir sind total... wir haben viel schon miteinander gemacht, also das ist richtig gut.
Th: Damals, als Du die Sessions alle gemacht hast (in Stuttgart).
Kl: Ja, genau. Da war Mutter, und da war all das... das war da alles schon. Das ist auch gut, also die erscheint mir... Du erscheinst mir jetzt ganz locker. Ja, sie ist locker, und sie kann mir auch helfen, wann immer ich sie brauche.
Th: Frag sie doch mal, ob sie das jetzt mit dem ganzen Missbrauch von Deinem Papa jetzt so mitgekriegt hat und was sie dazu meint, oder ob das o.k. ist oder...
Kl: Mama? Du hast das doch jetzt bestimmt mitgekriegt, was da alles, was wir da jetzt so aufgedeckt haben und all das. Mensch, genau, da kann ich Dich gleich mal was fragen, ich hab da nämlich noch so ein... da wurmt mich noch... oder was heißt wurmt...da ist noch so etwas, was mich beschäftigt. Und zwar, wenn Du das jetzt so siehst und wahrnimmst, glaubst Du, das es passiert ist oder findest Du, dass es egal ist. Hm, das ist eine schwierige Frage, sie traut es meinem Vater schon zu, sie kann sich... AH! Guck mal! Sie zeigt mir jetzt gerade, guck mal... ich hab doch für den immer... oh, oh... ja, stimmt, ich erinnere mich! Uah, das ist ja echt heiß... ich hab für meinen Papa immer – das hab ich mich heute Mittag schon erinnert, aber das war jetzt gerade noch mal, zack, erinnere Dich noch mal – ich hab für den die Praline immer holen müssen. Weißt Du? Kennst Du die? Das ist so ein Sex... so ein Sexheftchen, so mit nackten, so nackten... mit so riesigen Titten und so was, und da hat er mich immer los geschickt, und als er mich das erste mal los geschickt hat, Mutter, das muss ich Dir jetzt erzählen... weißt Du das überhaupt? Also, als er mich das erstemal los geschickt hat, da hat er gesagt ich soll Praline holen. Und ich hab gedacht... Pralinen, ich dachte Süßzeug und bin dann in die Drogerie gelatscht und hab gesagt ich möchte Pralinen. Und bin dann mit... ich glaub ich bin mit Pralinen heim oder hat der das dann gecheckt und hat mir dann dieses Heft in die Hand gedrückt und ich war schockiert. Ich war völlig schockiert. Das war es. Jetzt durfte ich hier die Sex-Zeitungs-Botin machen, und das hab ich ein paar mal gemacht. Hast Du das gewusst? Sie meint gerade, ah, da soll ich doch mal... das soll mir doch mal was sagen. Hm. Na ja, o.k. Ja, und was sagst Du jetzt dazu? Was sagst Du jetzt zu dem Ganzen? Ja, also sie findet das alles ziemlich, also sie hat ihn sowieso nie leiden mögen, das ist eh ein altes A.... Arschloch *lacht*, Du darfst ruhig... sei ehrlich! Also ein altes... A.... ja, genau, Arschloch, und ... ach ja, sie findet das voll gut, dass ich das so, dass ich den so, ja, dass ich diesen... „Racheakt“ oder wie man das auch nennen will... also das hab ich gut gemacht. Das findet sie gut. Da kann sie mich nur bekräftigen, damit, also da kann sie nur sagen: „Super! Mach weiter!“, hm, danke, mach ich auch. Ich mag sie alle nieder *lacht*, einem nach dem anderen. Hm. Ja.
Du, aber was soll ich denn jetzt eigentlich hier in dem Haus? „Ja, guck Dich mal um!“ Ah, guck mal, jetzt merke ich wieder: Meine rechte Hand wird taub. Und meine linke auch, meine beiden Hände.
Th: Gut, dann frag mal sofort die Hände: Warum reagiert ihr jetzt? Oder was ist der Auslöser?
Kl: Hände, warum werdet ihr jetzt taub? Was ist jetzt der Auslöser? Hände, ich frag Euch, warum ihr taub werdet, ich möchte das jetzt gerne wissen, bitte sagt mir: Warum werdet ihr jetzt taub? „Wir können nicht handeln, wir sind handlungsunfähig.“
Warum?
Th: O.k. Was macht sie handlungsunfähig? Sie sollen es Dir zeigen.
Kl: Warum? Was? Um was geht es jetzt? Bitte zeigt mir das jetzt... ich krieg gerade überhaupt nix... mhm... die werden immer tauber, jetzt bis zum Oberarm. O.k. Hände, gebt mir mal bitte einen Link, ein Bild, irgendwas, ein Wort, ein Satz, irgendwas, was mir weiter hilft, warum ich das jetzt so fühle, das ist jetzt ganz intensiv. Das hab ich schon ein paar mal gehabt und ich möchte gerne wissen, was das ist. O.k. da muss ich tiefer gehen, sagen sie. Uah. „n den Keller.“ O.k., ich gehe in den Keller. *atmet schwer*. In den Keller von dem Haus oder was? Ah, o.k. „Ja, in den Keller von dem Haus.“ Gut. Hach, das ist sowieso ein ganz fürchterlicher Keller, ehrlich. Den hab ich ja noch gar nicht erwähnt. Der hat so eine blöde Tür und an der Tür sind lauter kleine Monsterbildchen... aber die waren da schon, wir sind da eingezogen und die waren da schon, ich fand das aber immer ganz doof. Und jetzt gehe ich da runter. Aha, meine Hände werden immer intensiver... da unten stinkst nach Öl, da ist ein kleines Fenster, da hinten ist ein Kartoffelkeller. Puh... *wird langsam immer aufgeregter*... puh, jetzt passiert gerade was.
Th: Dein Körper reagiert.
Kl: Ja, da passiert was. *atmet heftig*, *bewegt sich*...
Th: Ist o.k., beweg Dich ruhig.
Kl: Was passiert jetzt? Oh, mir wird taub, mir wird schwindlig, mir wird alles. Puh.
Th: Bleib einfach da. Bleib da.
Kl: Ah, was passiert jetzt, hallo? Ah, meine Hände, OH MANN, die werden richtig taub, das sag ich Dir.
Th: Dann sag den Händen, sie sollen Dir zeigen, warum sie jetzt nicht mehr handeln können. Fordere sie ruhig auf, mit Deinen Worten.
Kl: Zeigt mir jetzt mal was da geht. Das ist ganz intensiv.
Th: Ja.
Kl: Das ist ganz intensiv, ah, ganz intensives Gefühl, hier *zeigt auf ihre Unterarme*, vor allem dir rechte Hand, vor allem die rechte, hier.
Th: Oder sag ihnen, sag ihr, sie kann machen was sie will, und dann guck mal, was sie machen will oder guck mal, was sie macht.
Kl: Was würdest Du jetzt gerne machen? Puh. Ich muss noch tiefer da rein gehen.
Th: O.k. dann geh rein.
Kl: Ho, da hinten in dieses Loch!
Th: Geh rein da...
Kl: Man, was ist denn da hinten?
Th: Geh einfach hin.
Kl: Buoh! Puh! Ah, Mensch Hand, kommt jetzt, was würdest Du denn jetzt am liebsten machen? Hand? Man, ist das intensiv, das ist absolut der Hammer, also so was unglaubliches?! Die ist richtig wie eingeschlafen oder wie... da hinten rein fassen? Oh nee, hei, komm, was soll denn da sein?!
Th: Lass sie ruhig mal machen. Oder nur beobachten was sie macht.
Kl: Ah *klingt schmerzhaft*, da ist etwas ganz schleimiges, glaub ich. *angewidert*, bäh, ich weiß nicht, die will da nicht rein fassen, das ist es. Mh.
Th: Guck doch mal hin.
Kl: Was ist denn da jetzt? Bin... ah.... meine rechte Hand, bitte hilf mir jetzt mal, komm, helfe mir mal, oh, die Finger! Ich hab gar kein Gefühl mehr in den Fingerspitzen. Meine Fingerspitzen sind komplett taub. Das ist der Hit. Na ja, hm, mh, da ist irgendwas weiches, ekliges, schleimiges. Ich will aber jetzt nicht, dass das irgendwas... ich wehre mich.
Th: Schau es Dir von Außen an. Guck mal, was da passiert. Oder guck mal, wie alt Du bist. Guck als erstes mal Dich an, von Außen und sag mir mal wie alt Du bist.
Kl: Ah ja, o.k., jetzt lässt es nach. Hm. Wie alt bin ich? Ja, es ist so ein kleines Kind, hm, wie alt bist denn du? Sechs.
Th: Frag es doch mal aus, vor was es Angst hat da, was so schleimig ist. Vielleicht weiß das Kind ja was.
Kl: Was machst Du denn hier überhaupt in dem Keller?! Guck mal! Hey, wir sind hier in dem Keller, da hinten in dem Kartoffelkeller, das ist das Kartoffellager, was machst Du denn da? Sie verkriecht sich, sagt sie. Ja, hm, aber ich bin jetzt hierher geführt worden und ich soll jetzt da hinten in das Loch da rein greifen und da ist irgendwas drin und... weißt Du, was da drin ist? Das will sie nicht sehen.
Th: Aber sie weiß es.
Kl: Baby, komm, helfe mir mal! Komm! Echt! Es ist schon die ganze Zeit in meinem Kopf, ich trau... ich will es aber nicht wahr haben! Es ist schon die ganze Zeit da, aber ich will es nicht wahr haben.
Th: Dann spreche doch mal das kleine Mädchen drauf an, und guck mal, wie sie darauf reagiert.
Kl: Weißt Du, wie es mir gerade geht? Ich hab die ganze Zeit... *stockt*
Th: Sprich es aus!
Kl:.... einen Schwanz im Kopf. Weißt Du, was das ist? „Mhm.“ Ich will das aber nicht wahr haben. Das will ich nicht wahr haben, ich hab den doch gestern erstochen!
Th: Dann rede mit ihm.
Kl: „So weit sind wir nicht gekommen.“, sagt er. Hm. Ich bin noch nicht mal wütend.
Th: Sag es ihm auch.
Kl: Ich bin gerade noch nicht mal wütend. Mich erschreckt überhaupt nichts mehr, echt. Mich kann überhaupt nichts mehr erschrecken, bei Dir. Null! Buoh! Weiß der Geier, was da noch kommt! Oder was ich mir da... keine Ahnung, was das soll jetzt! Ich verstehe es echt nicht, ich kapier es nicht... das, das, das... ich hab ja mit allem heute gerechnet, mit allem, mit... weiß ich nicht... meiner ganzen Verwandtschaft, oder weiß der Kuckuck, aber nicht damit! Damit hab ich nicht gerechnet! Echt nicht!
Th: Guck doch mal wer dran hängt. Zieh doch mal dran.
Kl: *schnauft angestrengt*, hm, BÄH, ich finde Schwänze eklig! Das sag ich Dir! IHGITT! Mh, da ist nix schön dran, absolut nix, fand ich noch nie! Hm. Gehört da noch eines.. *fängt an herzlich zu lachen* gehört da überhaupt noch jemand dazu oder liegt dieses Teil da jetzt hier so isoliert in der Gegend herum?! Aaah....
Th: Frag wer dazu gehört.
Kl: Wer gehört dazu? Zeig Dich, echt, mich schockt nichts mehr! Ich kann vor nichts mehr, ich bin irgendwie total jetzt... keine Ahnung, mach, zeig Dich, hopp!
Th: Genau, guck mal, ob Du wen siehst.
Kl: Er zeigt sich nicht, aber ich hab einen Namen im Kopf, aber das will ich nicht. Ich will jetzt keinen Namen im Kopf, ich will ein Gesicht.
Th: Dann guck mal, ob Du ihn irgendwie provozieren kannst: Du kannst ja mal zuquetschen, und guck mal, da muss jemand „Au“ schreien, oder so.
Kl: *lacht von ganzem Herzen*, also pass auf, gib mir mal die Zange!
Th: *lacht auch*, mit der Zange, o.k.!
Kl: JA! Komm jetzt machen wir... mach mal, das kleine Mädel soll das mal machen, die kann das gut. Mach mal! Zwick den mal! Ah ja, doch, er ist es. Es ist der Onkel. Es ist tatsächlich der Onkel. *atmet schwer* So, haben wir Dich auch noch hier, ja?
Th: Schreit er „Au“?
Kl: Ja, ich sehe den ganz deutlich!
Th: Spreche ihn an.
Kl: Ich sehe Dich! Ganz deutlich vor mir.
Th: Frag ihn doch mal ob er das öfter macht. Oder frag das kleine Mädchen ob sie das...
Kl: Jetzt hält er sich die Hände vor seinen Schwanz, so: *zeigt wie er sich die Hände davor hält*
Th: Ja klar, der schämt sich.
Kl: *lacht*
Th: Du sollst nicht zupacken, da kriegt er Panik.
Kl: Oh nee! Onkel Helmut. Ich soll ihn in Ruhe lassen, sagt er.
Th: Ach, auf einmal?
Kl: Hm.
Th: Und warum hält er seinen Schwanz hin? Frag ihn ruhig, ganz direkt.
Kl: Ja, also das kapier ich jetzt auch nicht, hallo! Ich gehe hier runter in den Keller, ja? Mir wird gesagt, ich soll da hinten in das Loch da fassen und dann ist da sein Schwanz! Hey, hallo! Warum?! Wir ha... wa... WAS?
Th: Genau: Was sagt er?
Kl: „Du warst unser Spielball! Wir haben mit Dir gespielt!“. Sag mal, seid ihr alle noch ganz dicht? Echt, seid ihr noch ganz dicht? Bist Du noch ganz knusper?! O.k.!
Th: Wer hat noch mit gespielt, der soll mal auftauchen.
Kl: Wer? Wen meinst Du jetzt? „Na Dein Papa und ich.“
Th: Echt? Ah ja.
Kl: Aber ihr habt nicht irgendwie gemeinsam oder so? Nee, das nicht. Oder doch? Sag jetzt mal!
Th: Frag ihn, er muss mit dem Kopf nicken oder schütteln.
Kl: Du musst jetzt, genau, Du musst mit dem Kopf nicken oder schütteln, mach! Schüttle oder nicke: Habt ihr zusammen irgendwas... gemacht? Nee, das glaub ich nicht, der nickt. Aber das glaube ich nicht. Das glaube ich jetzt echt nicht.
Th: Dann sag ihm, dass Du das nicht glaubst.
Kl: Ich glaube das nicht.
Th: Dafür wäre er zu... ist er nicht mutig genug oder...
Kl: Mhm, nee, das traue ich Euch beiden nicht zu. Nein.
Th: Dann lass sie mal beide auftauchen, guck mal, wie sie aufeinander reagieren.
Kl: Jetzt brauch ich den... komm... also jetzt müssen wir erst mal hier aus dem Keller raus, also... ich weiß schon, jetzt sind wir schon da, wir sind schon da, wir sind in Deinem Zimmer! Wir sind im Zimmer vom Onkel Helmut.
Th: Hat er im Haus gewohnt?
Kl: Nee, der hat in dem Haus gewohnt, in dem ich auch mal gewohnt habe, zwei Jahre lang, da sind wir jetzt.
Th: Ist das jetzt das Alter auch?

 

 

Ute 5. Session – Inneres Kind


Kl: *ist in folgendem Bild: Südamerikanische Pyramide, Ute steht zunächst oben auf der Pyramide und läuft dann dort die Treppe nach unten, und gelangt so zu dem Eingang in die Pyramide.*
... da ist eigentlich offen, da kann man einfach rein gehen.
Th: O.k. Dann geh ruhig mal rein und lass Dich überraschen, was Du so wahr nimmst, wenn Du rein gehst. Kannst aber auch im Vorbei gehen mal gucken, ob da auf der Tür was drauf steht, wenn sie schon offen ist.
Kl: Da oben drüber ist ein Schild, ja, über dem Eingang. Da ist gar keine Tür, das ist nur ein... was steht denn da? *lacht*, da steht: „Ich“, o.k., gut. Also ich gehe jetzt mal da rein. So eine kleine Pyramide da, ist ganz schön hier, also hier gefällt es mir gut.
Th: Wie ist so das Grundlebensgefühl, wenn Du das so wahr nimmst: Wie geht es Dir?
Kl: Och, eigentlich geht es mir gut. Also ich bin noch draußen, ich bin noch nicht drin! *ist amüsiert*, *lacht*
Th: Ach so.
Kl: Ich überlege noch. Mir gefällt es hier draußen total gut. Es ist einfach schön, die Sonne scheint, Wiese ist grün und so. Und es ist ein schöner Platz, irgendwie toll und jetzt soll ich da halt rein und ... pfff, ja, o.k., ich geh da schon rein, aber jetzt muss ich mich erst noch überwinden. Irgendwas ruft mich da, dass ich da rein gehen soll, also so „Komm doch! Komm!“
Th: Ah ja.
Kl: „Komm rein!“ Jetzt gehe ich über die Schwelle, hm, bin aufgeregt. Das ist ja schon ein bekanntes Gefühl, dass ich aufgeregt bin. So. Jetzt hab ich das Gefühl, dass da irgendwas ist, also dass da irgendwas auf mich wartet.
Wo komme ich denn da jetzt hin? Um die Kurve rum... *pause* Oooh! UAH! Jetzt sackt mir aber mein Herz in die Hosentasche! Puh! Jetzt bin ich in einem Raum, und da ist ein Sarg und auf dem Sarg da sitze ich, als kleines Kind.
Th: Ja.
Kl: *schnauft tief durch*
Th: Wie siehst Du denn aus?
Kl: Tot. Käsebleich, tot, und die sagt auch: „Ich bin tot.“
Th: Ja. Frag sie doch mal, woran sie gestorben ist.
Kl: Uah! Das ist heftig! Ah! Ich sehe mich selbst tot als kleines Kind – das ist krass! Das ist richtig krass das Bild! Und das ist so ein Steinsarg, also deswegen auch die Pyramide oder so, Symbol, keine Ahnung. Alles so Stein.
Th: Frag sie mal ob sie Dein inneres Kind ist!
Kl: Puh. Wer bist denn Du? „Ein Teil von Dir.“ Ich hab Angst vor Dir, das sag ich Dir!
Th: Frag sie mal, ob Du das bist, von früher, in Deiner Kindheit, und ob Du als Kind gestorben bist.
Kl: Bist Du ich? Sie nickt.
Th: Also wir bezeichnen das immer so als „inneres Kind“. Das was Du früher mal warst.
Kl: Bist Du mein Inneres Kind? Uah, die guckt mich nur mit total verlorenen Augen an.
Th: Ja.
Kl: Uah! Aber was für Augen! Gespenstisch ist das hier.
Th: Ja. Wenn Du so willst: So ging es Dir damals, als Du so alt warst.
Kl: Oh, ist das gruslig!
Th: Das ist nur ein ehrlicher Ausdruck, wie es Dir damals ging. Du bist damals offensichtlich gestorben. Frag sie doch mal, was dazu beigetragen hat, oder wie es ihr jetzt geht, dass Du auftauchst. Du kommst ja quasi aus der Zukunft, wenn Du so willst, sie hat also quasi seit dieser Zeit auf Dich gewartet.
Kl: Puh. *zittert heftig am ganzen Körper* Uoh, Du wirkst so... grau. Das einzige lebendige an Dir sind Deine Augen. Also pass mal auf, ich frag Dich jetzt mal was *mit zittriger Stimme*, wie... erst mal... wie geht es Dir hier? Es ist total still, sagt sie, es ist einsam, es ist ruhig, es ist leblos, es ist... das einzige, was sie noch hat sind Augen, mit denen sie gucken kann. Aber ansonsten ist alles tot.
Th: Wer hat sie getötet? Wer hat sie umgebracht? Was hat sie getötet? Frag sie ruhig.
Kl: Uah, mir fällt es total schwer mit Dir... Dich überhaupt anzugucken. Sie hat hier auf mich gewartet, sagt sie jetzt. O.k. So siehst Du auch aus, Du sitzt hier so im Schneidersitz auf dem Sarg, wie wenn Du wartest. „Ja.“ Gut, woher, warum, wieso dieses ganze Symbol hier? Du sitzt hier auf einem Sarg, Du sagst Du bist tot, warum? Was hat Dich umgebracht? Oder was... was ist es? Zeit mir mal was, komm. Ich bin jetzt hier und ich will jetzt das alles wissen. Bin hier am Aufräumen. Jetzt krabbelt sie runter vom Sarg. Uah, die sieht aus! Wuah... *entsetzt*
Th: Sag es ihr! Rede mit ihr!
Kl: Du siehst aus! Du bist total dünn und grau und ausgemergelt und hast einen riesigen Kopf! Was heißt riesig, das stimmt jetzt nicht, aber irgendwie so einen großen Kopf. Wie so eine... wie so... ja, es sieht aber aus wie ne Lei... wie so ein...hä, Du hast Ähnlichkeit mit, Du hast Ähnlichkeit mit so einem... ja, wie nennt man das, Mensch, wenn so ein Pharao da irgendwie einbalsamiert worden ist? Wie nennt man das? So eine Leiche?
Th: Mumie.
Kl: Mumie, genau! Ähnlichkeit mit einer Mumie schon, also so aus... also der Körper! Nur die Augen sind lebendig.
Th: Sie wartet auch schon 30 Jahre.
Kl: Oh, sie nimmt mich jetzt an der Hand... und wir gehen jetzt da zu einer Tür... auf der Tür sind alle möglichen Symbole drauf, das sieht jetzt ein wenig, na ja, das ist jetzt ein wenig so... wie so ägyptisch, bisle so, lauter so Geschichten drauf gemalt, keine Ahnung. Jedenfalls ist die schön, die Tür, so eine goldene Tür, und da gehen wir jetzt dann rein. Dann machen wir die mal auf... was ist denn da jetzt? Da ist alles rot. Wo bin ich denn jetzt gelandet?
Th: Oder frag sie, was sie Dir zeigen will.
Kl: Ja, mach es mal ein wenig konkreter, ich sehe jetzt hier glaub bloß rot, wie Feuer oder pff.... zeig mir mal konkret was, womit ich was anfangen kann! Jetzt legt sie sich auf den Boden... bewegungslos. Sie ist beweg...wa...was willst Du mir denn jetzt sagen? Ich verstehe das jetzt nicht! Die legt sich jetzt bloß dahin und macht einen auf „Ich bewege mich nicht mehr.“, mitten in dem Raum da.
Th: Sag ihr, sie soll Dir die Situationen zeigen, die dazu gehören, damit Du mit ihr dort hin gehen kannst.
Kl: Jetzt! Jetzt hab ich eine Situation. O.k. jetzt sind wir wieder da, da war ich schon mal, aber das hab ich irgendwie nicht... o.k. gut, wir sind jetzt da, ich sag es jetzt einfach mal: Hier bin ich, bist Du, Du bist jetzt.... jetzt sehe ich mich als kleines Kind, ich bin ungefähr sieben, sechs, sieben, acht, pfff, keine Ahnung, ich weiß es nicht, doch so... und ich bin in dem Bad wieder, ich bin jetzt wieder da in dem Haus von dem Onkel da, und ich bin in dem Bad und da ist eine... und da ist... und da ist... und zieh mich nackig aus – ich bin allein – und geh in den... und da ist ein Karton - das Spiel hab ich gespielt, als Kind – da ist ein Karton und ich sitze in dem Karton, voll zusammen gekauert, und werde irgendwie, spiel dass ich verkauft werde und dann werde ich geschlagen. Dann nimmt man mich raus, schlägt mich, misshandelt mich, keine Ahnung, ich spiele halt das Opfer. Das ist ein Spiel, das ich gespielt habe, als Kind. Daran erinnert sie mich jetzt, an dieses Spiel. In dem Bad. Und ich frag mich schon lange, was das zu bedeuten hat, dass ich das gespielt habe.
Th: Frag das kleine Mädchen jetzt, sie weiß das.
Kl: Sie sagt, das hätte ich gespielt, also: „Ich habe es gespielt.“, sagt sie. Ja, und was soll das jetzt bedeuten? Zeig mir mal noch mehr! Was geht denn da jetzt? Jetzt führt sie mich... jetzt gehen wir aus dem Haus raus, jetzt führt sie mich den Berg da runter... wo führst Du mich denn jetzt hin? Jetzt gehen wir da durch das ganze Dorf durch. Jetzt führt sie mich zur Kirche... gehen wir wieder weiter... was, was... ah, jetzt führt sie mich über den Friedhof. Was willst Du mir denn jetzt sagen? Jetzt führt sich mich da... die führt mich da rum! Im ganzen Dorf rum.
Th: Was ist das für ein Dorf?
Kl: Das Dorf wo ich auf... wo ich gestern auch schon war.
Th: Ah ja, wo Du aufgewachsen bist.
Kl: *bejaht* Wo das Grab meiner Mutter auch ist, da waren wir gerade, jetzt gehen wir an meinem Kindergarten vorbei, jetzt gehen wir an meiner Schule vorbei, jetzt gehen wir...
Th: Die zeigt Dir quasi Deine Kindheit.
Kl: Die zeigt mir mein ganzes Dorf! Ja! Genau! Die meint auch: „Es geht hier um alles!“, mein Grundlebensgefühl, sagt sie. Ach, jetzt zeigt sie mir meinen Lehrer, sogar! Der hat mich auch nicht leiden können.
Th: Sag es ihm mal direkt.
Kl: Meinem Lehrer?
Th: Ja.
Kl: Der Kliemann.
Th: Spreche ihn mal direkt an.
Kl: Kliemann, Herr Kliemann, Du konntest mich auch nicht leiden. „Nö.“
Th: Das heißt es gab niemanden, der Dich gemocht hat.
Kl: Der konnte mich nicht leiden... Du konntest mich nicht leiden, weil ich nicht so war wie meine Mutter. Meine Mutter war immer so fleißig und hat immer alles gemacht und ich, ich war immer so aufgeweckt und hab immer geschwätzt im Unterricht, und dann musste ich ständig nachsitzen, und dann war ich nicht fleißig, und war faul und hab nicht meine Hausauf... also ich war einfach anders als meine Mutter, und das hat ihm nicht gepasst. Das hat Dir nicht gepasst, gell, Kliemann! „Ja, richtig.“ Der konnte mich nicht ausstehen.
Th: D.h. das kleine Mädchen zeigt Dir, dass Du in Deiner Kindheit eigentlich... allein warst? Tot warst, dadurch?
Kl: Ja, mehr noch. Da ist... jetzt zeigt sie mir meine Onkel, meine Tanten, jetzt sind wir bei der Tante Lotte da draußen, die zeigt sie mir jetzt, jetzt laufen wir weiter, ins Dorf rein... meine ganze... alles, das ganze... dass ich mich völlig... sie sagt: „Ich fühle mich total v e r l o r e n.“
Th: Ah ja.
Kl: V e r l o r e n. Verloren.
Th: Ist das die Zeit wo Deine Mama schon tot war?
Kl: Ja.
Th: Frag sie mal, ob das vorher ein bisschen anders war.
Kl: Du, war das anders, als meine Mama noch gelebt hat? Hab ich mich da weniger verloren gefühlt, oder... oder... äh... ähm, was äh... ja, sag mal! Schüttle mal... tu mal mit dem Kopf nicken oder schütteln. Ich muss die Frage noch mal stellen *lacht*, das war gerade zu verwirrend. Also, noch mal: Ist das erst... fühle ich mich erst verloren seitdem meine Mutter tot ist? Jetzt nickt sie.
Th: Ja. O.k. Dann hol mal Deine Mama herbei und zeig ihr mal das Kind, dieses tote Kind.
Kl: Buoh, ja, jetzt zeigt sie mir die Szene, wo ich draußen auf der Bank sitze. Aber ich hab gedacht, das hätten wir schon hinter uns? Da haben wir doch schon dran gemacht! O.k., das ist jetzt egal, „Frag nicht nach!“, sagt sie.
Th: Ja.
Kl: Na gut, dann frag ich halt nicht nach. Sie zeigt mir das jetzt, ich sitze jetzt auf der Bank, jetzt hol ich mal die Mutter. Mutter, Du bist gerade gestorben, und ich sitze jetzt hier auf der Bank – das ist jetzt genau das Gefühl! Genau das ist es jetzt gerade: Ich fühle mich jetzt verloren.
Th: Ja. Da ist sie gestorben. Frag sie mal, das Kind!
Kl: Genau! Genau! Das wollte ich gerade sagen! Das wollte ich... ich wollte... ich hatte es gerade, das kam gerade hoch: DA, da ist sie gest.... genau das – Du hast es mir jetzt aus dem Mund genommen, das Wort, da ist dieser Teil von mir gestorben, hat sie jetzt gerade gesagt, genau da auf der Bank! In diesem Moment auf der Bank, als ich da gesessen bin.
Th: Der kam schon mal hoch, aber den habt ihr nicht bearbeitet, oder wie?
Kl: Das, da bin ich schon mal dran gewesen und da hab irgendwie dann mit meiner Mutter rum gemacht, müsste ich jetzt nach gucken, weiß ich nicht mehr genau, aber SO jetzt, wie jetzt, so kam es nicht. Also das ist jetzt neu.
Th: O.k.
Kl: Dieses ist jetzt, das hab ich... mir war nicht klar, das ein Teil von mir gestorben ist, oder... so jetzt... auf dieser Bank, das ist genau identisch mit dem Gefühl, sie hat gesagt „verloren“, und das ist jetzt das Gefühl. Auf der Bank, da wo ich gesessen bin, DA ist etwas verloren gegangen.
Th: Ja. Für immer. Dann hol jetzt Deine Mama herbei und sag es ihr.
Kl: Mama. Komm mal her, buoh, guck mal, ich sitze jetzt hier auf der Bank, oder bzw. ich sehe mich jetzt hier sitzen, oder nee, ich sitze da, ich spüre es ja, und jetzt merke ich, wie ein Teil von mir richtig abhaut, richtig geht. Der geht weg! Der verliert... der verliert... ich verliere den jetzt, mit Dir! Du bist... Du gehst, Du bist jetzt gegangen und Du nimmst den Teil mit! Und jetzt bin ich... jetzt ist da ein Teil von mir... guck mal das Mädel da an, wie die da aussieht! Die ist jetzt tot!
Th: Die Lebendigkeit ist mit Deiner Mama mit gegangen.
Kl: Irgendein Stück davon zumindest, also, irgendwas halt, ich weiß jetzt nicht genau was oder wie, aber jedenfalls ist das jetzt das Bild.
Th: Schau mal wie Deine Mama reagiert.
Kl: Die guckt jetzt erst mal nur so... hkrm... hm... schuldbewusst? Bist Du jetzt schuldbewusst? Man die sagt doch jetzt glatt sie hat den Teil mitgenommen?!
Th: Ja. Genau da ist es. Die hat die Lebendigkeit, Fröhlichkeit, dieses „sich einfach freuen im Leben“, das toben, das „da sein“, das war alles an Deine Mama gebunden und die ist weg gegangen, also ist hier plötzlich die Energie weg gegangen. Ein Teil fehlt.
Kl: Die hat jetzt knallhart gesagt, das hat sie einfach... das hat sie halt mitgenommen, das Kind, das... das Kind. Das hat sie halt an der Hand mit... zack...
Th: Das lebendige Kind hat sie mit genommen. Kl: Ja. Richtig.
Th: Und das tote, traurige Kind ist...
Kl: ... das ist zurück geblieben.
Th: Ist klar, mit sechs Jahren die Mama verlieren, ist klar, das Kind geht mit.
Kl: *atmet schwer*
Th: Dann soll sie mal dieses lebendige Kind aufrufen, damit Du es wieder sehen kannst, wie Du mal warst, was zu Dir gehört.
Kl: Ja! Hol mal, Mutter, hol mal das Kind! Hol mal das sechsjährige, lebendige Kind, das ich bin, auch bin, war, was weiß ich, hol es!
Th: Ja.
Kl: Das hängt an der Mutter, das hängt an der Mutter wie fest geschweißt! An dem Arm von der Mutter hängt es dran und hüpft und lacht und hängt aber total an dieser Mutter fest! Wie wenn die untrennbar wären?!
Th: Ja. So hat sie es auch erlebt, wahrscheinlich.
Kl: Man, das ist ja jetzt mal heftig. *hält inne* Ich will das Kind zurück!
Th: *lacht*, ja sag es Deiner Mama! Sag es der Kleinen: Du gehörst zu mir! Ich bin hier!
Kl: Mutter? Mutter, das ist meines, das gehört mir! Das ist mein Kind, das gehört mir, das gehört nicht Dir, das ist meines, ich will das zurück! Kind, Du, Dir sag ich es auch: Ich will Dich zurück! Du gehörst nicht zu dieser Mutter da, die ist tot, Du gehörst zu mir! Ich brauch Dich jetzt!
Th: Ja.
Kl: Das kann ich gar nicht mit angucken, dass Du an der so klebst! Die ist nämlich tot, das ist der Punkt! Das nützt mir gar nix, wenn Du an der klebst!
Th: Ja. Und zeig ihr auch das andere tote Kind, was dadurch tot ist, dass sie weg ist.
Kl: Ja, genau! Ja guck mal, das ist es ja! Guck mal hier: Das ist jetzt das, was ich jetzt habe! Ich gehe jetzt da in meine Innenwelt und was finde ich? So ein ausgemergeltes, graues, totes.... was weiß ich... mumienähnliches kleines Kind, das mein inneres Kind ist?! *empört* Das.. das kann... das.... nee! Ich will Dich zurück! Du bist mein inneres Kind! Oder bzw. ihr seid es meinetwegen beide, aber ich will Dich jedenfalls, ich will Dich!
Th: Es sind beide, ja.
Kl: *schnauft*
Th: Bring die beiden mal zusammen, ganz einfach. Und Deine Mama muss das Kind los lassen und muss das Kind auch hier lassen. Irgendwie hat sie das Kind mitgenommen.
Kl: Wir machen jetzt eine Krisensitzung. So kommt mir das gerade... setzen uns jetzt im Kreis da irgendwo hin. Setzen wir uns da auf die Wiese, vor die Pyramide, oder was machen wir? Weil vor dem Haus da will ich das nicht machen, das ist mir zu öffentlich. Ja, wir brauchen da jetzt einen Kraftplatz, also bitte, hier, hocken wir uns da auf die Wiese.
Also Du bist jetzt da immer noch total fest geklebt an dieser Mutter, sehe ich. Und ich bin hier festgeklebt mit dem grauen... mit dem grauen Wutzel da, Teil hier... ist jetzt wie so „ich will es abschütteln“, so: *schüttelt den Arm*, *lacht*, das hängt jetzt an MEINEM Arm! Oh.... *unangenehm berührt*
Th: Ja, das muss wenigstens von Dir angenommen werden.
Kl: Ja, schon, ich merke es auch, also das ist jetzt auch nicht...
Th: Rede mit ihr! Rede mit ihr!
Kl: Hey, ich hab jetzt gerade das Gefühl gehabt, ich will Dich abschütteln!
Th: Dann ist es ganz alleine, dann hat es sogar Dich verloren.
Kl: Will ich aber *gähnt*, nee, ich will Dich gar nicht abschütteln, das war jetzt bloß geschwind so dieses „Ich will es doch gelöst haben“. Ich, pass mal auf, komm mal her zu mir, setzt Dich mal auf meinen Schoß – Du bist ja ein Teil von mir und Du bist ja nicht umsonst da – setz Dich jetzt auf meinen Schoß! Genau, komm her. Irgendwie kriegen wir das schon hin. Meine Güte bist Du dünn. Oh Gott bist Du dünn! Bist Du dünn! Jetzt merke ich das auch... oh, heute morgen... das warst Du, gell, das warst Du, stimmt es? Du warst das! Sie nickt?! Ich hab heute morgen... da wollte ich frühstücken... ich erzähle das jetzt mal Dir: Ich wollte frühstücken und... oh, ich konnte... ich hab das Brötchen vor meiner Nase gehabt und das Obst und alles und es ging NICHTS, ich hab gedacht „Ich hab keinen Hunger. Ich will nix essen, uäh, buah, Essen? Iiiiih, ihgitt!“, und dann hab ich das so.. ich hab es richtig rein gezwungen, das halbe Brötchen hab ich mir rein... weil mir hat der Magen weh getan, so sehr hatte ich Hunger, mir hat richtig alles weh getan! Und das warst Du! Du warst es, stimmt es? JA! Das war sie! Und dann hab ich mich im Spiegel angeguckt und hab gedacht „Oh, bin ich dünn!“, und: „Noch dünner will ich nicht werden!“, und „Ich will nicht noch dünner werden.“, ich will eigentlich überhaupt nicht noch dünner werden, ich bin dünn genug, noch dünner, dann sieht man mich nicht mehr, dann bin ich ein Klappergerüst. Und... das ist alles sie... das bist alles Du. Das bist Du!
Th: Frag sie mal, ob sie schon seit Jahren auch diese Nahrung verweigert, nicht mehr essen will.
Kl: Immer wenn ich emotional nicht klar komme. Also wenn es ganz heftig wird, dann ist sie... dann ist sie da und dann verweigere ich... und dann... äh... kann.. das ist nicht, dass ich es verweigere, sondern ich KANN dann nicht mehr, also ich bin dann nicht mehr in der Lage...
Th: Ja. Sie verweigert es – frag sie mal!
Kl: Sie! Du verweigert es, gell? Ja, ja, die nickt ganz kräftig.
Th: Ja, sie kam emotional nicht klar und deshalb ist das gekoppelt daran, und wenn Du dann in diese Situation kommst, welche auch immer, dann geht essen gar nicht mehr.
Kl: Oh ich muss jetzt mal meinen Körper halten. Ha, ich halte jetzt Dich!
Th: Ist sie auch für das Kotzen verantwortlich, frag sie mal.
Kl: Hast Du mit dem Kotzen auch was zu tun? Das ist die Vorstufe, sagt sie. Hä? Das verstehe ich nicht. Na da hab ich noch Lust am Essen.
Th: Ah ja.
Kl: Aber ich will es dann nicht drin behalten, das ist dann sie.
Th: Ja. Und wenn Du das Essen ganz einstellst, also keinen Hunger mehr hast und nix mehr runter kriegst, dann arbeitet sie total
Kl: Ja, genau, dann ist sie ganz da. Das ist das was danach kommt. Kotzen kommt davor. Und wenn es richtig... wenn es richtig ans Eingemachte geht, dann kommt sie, dann ist sie da und dann gibt es nichts mehr zu essen.
Th: Seid ihr mal in Euren Therapiegesprächen so ein bisschen tiefer gegangen, was Dir passiert ist als Kind, Mama gestorben, oder der Hintergrund oder...
Kl: Ja, das sind wir schon ein bisschen... da haben wir schon drüber geredet. Aber ich kann mich nicht mehr daran erinnern, was wir genau geredet haben. Und wie und was so...
Th: Ist aber das innere Kind nicht angesprochen worden?
Kl: Nee, nicht wirklich, also das ist alles so, nur so... das war auch immer nur eine Einzelsitzung in der Woche, und die ging immer ganz schnell rum und irgendwie... ja, so richtig... ich hab auch während der ganzen Therapie das Gefühl habt, dass mir... dass mir der Tiefgang fehlt. Das es mir fehlt, dass ich nicht tief genug komme.
Th: Weil eigentlich wäre die Therapie ja dafür da, diese Hintergründe aufzudecken, warum diese Lebens-Unlust da ist, die Essensverweigerung... was ist passiert?
Wie lange war die? Vier Monate?
Kl: Vier Monate, ja.
Th: Wann war die?
Kl: Letztes Jahr, vom 9. Februar, ich bin am Aschermittwoch, hehe, am Aschermittwoch bin ich los, hatte ich meinen ersten Tag, und das ging dann bis Juni, also bis 1. Juni.... bis 31. Mai... 31. Mai ist das Sterbedatum meiner Mutter, das war der letzte Therapietag.
Th: Oh.
Kl: Mutter, genau, das muss ich Dir jetzt auch noch sagen, gell, Du hast auch eine Therapie gemacht, aber Du hast sie nicht geschafft. Du hast Tabletten genommen, Dich hat man dann da raus geschmissen.
Th: Oh.
Kl: Und das möchte ich jetzt gerne von Dir wissen: Und dann bist Du gestorben, kurz darauf. Hat das damit auch was zu tun, oder? Sie hat... das ist dieses... sie sagt jetzt gerade sie hat total aufgegeben. Sich selbst. Sie hat sich selbst total aufgegeben.
Th: D.h. in der Therapie konnte ihr gar nicht geholfen werden, dass sie zu sich findet.
Kl: Nee.
Th: Und das Ergebnis war, wenn Du so willst, sie hat sich anschließend umgebracht.
Kl: Ja.
Th: Durch einen Autounfall.
Kl: Ja. Oh, und jetzt kommt mir, dass ich es gespürt habe. Ich habe es gespürt, als sie gestorben ist, als Kind, ich war im Kindergarten. Und... Du, Mama, das erzähle ich Dir jetzt mal, und Dir auch, und Euch allen erzähle ich das jetzt mal, hört mal alle zu! Jetzt sitze ich da in dieser Runde und erzähle es. Ich bin im Kindergarten gewesen.... Mensch ja, hör mal Du zu! Ihr zwei Kleinen, ihr müsst ganz gut zuhören jetzt. Ich bin sechs Jahre alt gewesen, und wir sind draußen gesessen und es war so ein Frühlingstag. Und die hat irgendwie Geschichten vorgelesen, die Kindergärtnerin, und auf einmal haben die Glocken angefangen zu läuten „Bing, bing, bing, bing...“, und wenn die so läuten, dann, hat die Kindergärtnerin gesagt, dann ist jemand gestorben. Und dann war bei mir SOFORT, augenblicklich das Gefühl da: „Das ist meine Mutter.“ Und dann hab ich zu meiner Freundin, die Ina, die saß neben mir, zu der hab ich gesagt: „Hey, Ina, das wird doch jetzt wohl nicht meine Mutter sein?“, da hat die Ina gesagt: „Nee, Deine Mutter ist doch noch viel zu jung!“. Und ich hab aber so ein Gefühl im Bauch gehabt, ich hab irgendwie gespürt, dass Du das bist, Mutter. Und dann hab ich irgendwie alles gewusst, dann war alles bloß noch wie im Film, ab da war alles bloß noch wie ein Film, der abläuft. Das war wirklich wie Film. Weil ich hab jetzt gewusst... ich hab gewusst, dass jetzt gleich der Pfarrer kommt, ich hab gewusst, dass der Pfarrer mit der Kindergärtnerin rein gehen wird, ich hab gewusst, dass die mich dann gleich rufen werden, ich gewusst, dass dir mir sagen werden, dass ich jetzt mit dem Pfarrer mit muss.... und all das ist passiert! Der Pfarrer kam, mit seinem Golf, ist mit ihr rein, haben sie mich geholt... ich hab gewusst: Die holen jetzt MICH! Und ich hab gewusst, dann geht der mit mir ins Auto und dann war der mit mir im Auto, und dann er jetzt dann irgendwann was gefaselt von wegen meine Mutter wäre im Himmel und so, und ich konnte das überhaupt nicht glauben, in dem Himmel, was für ein Himmel, und überhaupt und so... ich hab aber ja gewusst, dass Du tot bist, und dann... sind wir heim gefahren, und dann war da die Szene mit den ganzen Verwandten, die mich alle genervt haben, und dann bin ich runter auf die Bank.
Und da bist jetzt Du entstanden. Und Du. Du hast jetzt... da bist... Du hast die mitgenommen und Du bist zurück geblieben.
Th: Ja. Da ist so etwas wie eine Spaltung passiert. Eine Abspaltung. Dein inneres Kind ist tot zurück geblieben und das lebendige ist mit Deiner Mama mit gegangen. Und jetzt hast Du beide wieder vor Dir, und Deinen Mama auch, jetzt musst Du irgendwas machen.
Kl: Hm, genau, ich muss jetzt was machen, das wollte ich auch gerade sagen, jetzt was machen wir? Jetzt müssen wir... wir müssen jetzt gucken, dass Du wieder zu mir kommst. Dass ihr wieder zusammen kommt. Dass dieser lebendige Teil...ich will den wieder haben. Ich will wieder essen, Freude haben am Essen, ich will wieder Appetit, Appetit will ich haben!
Th: Ja.
Kl: Appetit auf Essen! Auf ...was so da ist, das möchte ich gerne wieder. Mach mal einen Vorschlag, Mama!
Meine Mutter sagt jetzt gerade, oder zeigt mir... sie redet jetzt mit dem kleinen Kind da, und erklärt ihr, dass es sie los lassen muss. „Guck mal, da ist die.. da bist Du aus der Zukunft, und da ist das innere Kind von der aus der Zukunft, und dieses innere Kind sieht nicht gut aus und Du fehlst ihr!“, sagt sie, „Und Du bist zwar mit mir mit, weil das war halt so, das haben wir halt so... das ging nicht anders, aber jetzt, jetzt musst Du, hier, da ist Dein Platz, da musst Du hin! Ich bin ja eigentlich immer da, weißt Du, ich bin ja... wenn Du mich brauchst, dann kannst Du mich rufen. Ich bin Deine Mama, und ich bin immer für Dich da, Du weißt, dass ich da bin, in Deinem Inneren. Und Du musst Dich nicht an mir festhalten, krampfhaft, und mit mir mit gehen. Du kannst jetzt hier bei der sein, die Dich braucht, bei der Ute, die Dich braucht, zu der musst Du jetzt gehen.“, die guckt jetzt noch ein bisschen so „Äh?“, die nickt aber, nickt, o.k., die versteht das. Können wir das so machen? Kannst Du jetzt zu mir kommen? Kannst Du jetzt zu ihr?
Th: Schau mal, ob die beiden sich annehmen können. Eigentlich müsste das fröhliche Mädchen diesen toten Teil annehmen, der wahrscheinlich todtraurig ist, die Verbindung muss hergestellt werden. Guck mal, ob das geht.
Kl: Jetzt hab ich gerade nur das Bild: Die setzen sich jetzt Rücken an Rücken, erst mal. Die wollen sich jetzt erst mal so fühlen, ohne sich zu sehen.
Th: Ja. Weil das für das lebendige Mädchen ist natür...
Kl: Oh, ich will das jetzt auch machen! Kann ich mich irgendwie, irgendwohin setzen, an... an die Wand oder irgendwas?
Th: Ja, ja klar.
Kl: Ich will das jetzt fühlen, wie das ist!
Th: Du kannst Dich ja hierhin setzen.
Kl: Ja, das ist mir egal. Ah ja, o.k. (sitzt jetzt an die Wand gelehnt). Ah ja, o.k. aha. Oh ja, mhm. Puuh... *atmet intensiv ein und aus*... puuuh....
Th: Du kannst ja mit Deinem Bewusstsein jeweils in die eine oder auch in die andere Kleine hinein gehen. Einmal die todtraurig erleben, spüren, die, die Mama verloren hat, und einmal die lebendige.
Kl: Oh, ich bin in dieser todtraurigen drin. Ha. Puh. Ah die... puh, puh, die spürt jetzt diese Wärme!
Th: Ja. Zum ersten mal wieder Leben.
Kl: *lacht*, die spürt da in irgendwas... weiß nicht, in irgendwas rein.... buoh.... *zittert heftig, Zähne klappern*, *atmet tief durch*, oh jetzt kommt diese ganze Palette an Gefühlen... *atmet heftig*
Th: Ja, was spürst Du?
Kl: Jetzt kommt alles mögliche an Gefühlen, so dieses... mein Bauch, mein Magen, der tut irgendwie dieses... der sendet ein Gefühl in den Kopf, der macht Bewusstlosigkeit, der sendet Gefühle in die Arme, das ist irgendwie, der macht... da kommen jetzt alle möglichen Sachen: Die Hände, die taub werden, der Kopf, der weg sackt, die Beine... alles mögliche, irgendwie... „bsst, bsst, bsst“
Th: Sind das Deine Körpersymptome, die Du auch bei der Bulimie hattest?
Kl: Puh.
Th: Das musste ja auch alles rein körperlich ablaufen, zwangsmäßig. Merkst Du das?
Kl: Äh, kann ich jetzt noch nicht, kann ich noch nicht einordnen. Das ist nur so, wie wenn gerade alles verknüpft wird. Wie wenn gerade irgendwie „bsst, bsst, bsst“, alle möglichen Verknüpfungen statt finden, in meinem Kopf. *Atmet entspannter*, o.k. Wir tasten uns hier mit den Händen hier so... überhaupt mein Kopf, für meinen Kopf ist das jetzt ganz schön was, hey, puh, da wird mir jetzt schwindlig. Ah ja, jetzt, o.k., wenn ich zu wenig esse, dann wird mir schwindlig. Doch ja, das hat schon damit... also das ist dieses... das hab ich oft herbei geführt, um das zu fühlen. Damit es mir schwindlig wird, damit es mir schwarz vor Augen wird, damit ich... damit ich... leblos werde.
Th: Damit Du diesen Teil spüren kannst? Frag ihn mal, ob das stimmt: Ob er, dieser Teil, das herbei geführt hat, damit Du ihn wieder spürst?
Kl: Ja, stimmt das? Das nickt ganz heftig. *wird lauter* JA! Ich soll ihn spüren! Das er da ist!
Th: Ja. Du wolltest ihn nicht mehr haben.
Kl: Ich soll spüren, dass dieser Teil da ist! Die hat nach mir geschrieen, fast schon, innerlich.
Th: Ja. Die wollte letztendlich angenommen werden, Du hast sie vergessen gehabt. Du hast sie weg geschickt gehabt. Wie in der Pyramide, für ewig, für Tausende von Jahren, hat sie sich gefühlt, alleine, keiner kommt.
Kl: Ja, sie sagt gerade ich soll mir das alles angucken! Die ganz Symbolik. Das ist ganz wichtig. Das ist ganz, ganz grundlegend. Das ist etwas ganz grundlegendes um das es jetzt hier geht. Sie ist ein Teil von mir! Und sie hat dieses Loch in der Brust und sie hat dieses ganze... sie ist tot und grau und einsam und... ich weiß nicht was alles?! Ein, ein, ein, ein, ein völlig.... und das bin ICH! Es fällt mir total schwer, Dich anzunehmen, immer noch!
Th: Ja klar. Wenn Du den nicht abgeschnitten hättest, hättest Du möglicherweise nicht überlebt und wärst auch gestorben.
Kl: Ssssss..... das fällt mir ganz schwer, das fällt mir wahnsinnig schwer, ich hab wirklich Schwierigkeiten...
Th: Rede mit ihr!
Kl: Ich hab Schwierigkeiten, Dich so zu nehmen, Dich so zu... zu akzeptieren, Dich so zu... auch dieses Gefühl hab ich immer abgelehnt, wenn dieses Gefühl da war, das hab ich abgelehnt, mein Magen hab ich abgelehnt... dieses verlorene Gefühl hab ich auch abgelehnt, oh ja, das sagt sie mir gerade: „Du hast es auch abgelehnt, dass das passiert ist. Du hast abgelehnt, dass Du ein Problem damit hattest. Du hast Dein ganzes Leben lang behauptet: `Das hat mir ja überhaupt nix ausgemacht, dass meine Mutter gestorben ist.´“ Ich bin durch die Gegend gerannt und wenn dieses Thema zur Sprache kam hab ich irgendwie gelacht und hab gemeint „Hey, Leute, bemitleidet mich mal nicht, weil das ist ja alles nicht so schlimm, die ist halt tot, na und?“, und hab so getan, als wäre das alles überhaupt nicht schlimm, sagt sie mir gerade.
Th: Ja. Und Du hast das tun müssen, weil sonst hättest Du Dich auch tot gefühlt und hättest es nicht geschafft.
Kl: Das sag ich Dir jetzt mal, das ist wahr, ich spüre, dass das stimmt: Ich hab das tun müssen, weißt Du, das war nämlich alles ein bisschen viel auf einmal. Und ich konnte das nicht, ich konnte da nicht auch noch... das war unmöglich. Ich musste das weg schieben. Ich musste erst stark werden. Ich musste erst groß werden. Und ich hab den Tod meiner Mutter, den Todespunkt überlebt, und bin jetzt über 30. Das war immer für mich ein Punkt, ich hatte immer Angst, dass ich sterbe, ich hatte immer Angst, dass ich das irgendwie nach mache. Und... vieles hab ich nachgemacht, aber ich bin jetzt... stärker und älter geworden und hab es überlebt und bin jetzt an dem Punkt, wo ich merke: JETZT hole ich mir das Leben zurück. Und jetzt bin ich erst so weit, dass ich das angucken kann. Dass ich das erst mal so...
Th: Deine Mutter ist am 30.Mai gestorben?
Kl: Am 31. Mai. Hm. Und jetzt kann ich das erst mal angucken, was ich da für ein Häufchen Elend überhaupt bin. Aber jetzt merke ich gerade, dass ich mich jetzt so langsam damit versöhne. Ja, genau, Mutter, komm Du mal her und helfe mal ein wenig mit! Die hat jetzt gerade gefragt, ob sie helfen soll. Setz Dich mal mit dazu...
Th: Die hat immerhin ihr Kind zurück gelassen.
Kl: Die gibt uns jetzt ihre Hände. Eine links, eine rechts. Also: Sie gibt jetzt jedem dieser Kinder eine Hand.
Ach, und die lebendige Ute da hinter mir, die sagt jetzt gerade, ich soll die Energie von ihr nehmen.
Th: Das heißt, die lebendige will auch wieder diesen Teil annehmen. Ja, die beiden gehören zusammen, oder ich drei gehört zusammen.
Kl: Oh, was ist denn das jetzt? Wieso wird denn mir so mulmig? Wieso wird...nicht mulmig... mir wird ein...ich krieg jetzt gerade so ein...
Th: Ja, Du machst Integration von drei Anteilen.
Kl: Mein Kopf, meine Ohren, ich krieg so Ohren... ich hab so Ohrensausen...
Th: Ja, klar, Du, diejenige, die überlebt hat, die funktioniert hat, die alles gemanagt hat, nimmst gerade den toten Teil, der zurück geblieben ist, und den lebendigen Teil, der mit Deiner Mama mit gegangen ist, und Deine Mama hilft Dir dabei. Du fängst gerade wieder an ein bisschen komplett zu werden, ein bisschen ganz zu werden.
Du kriegst zwei Teile: Einen Toten und einen ganz lebendigen. Und das dreißig Jahre später. Und in dem Sinne gibt es keine Zeit, Du hast so lange warten müssen.
Kl: Ja.
Th: Bist Du bereit warst, fit warst, oder wie auch immer.
Kl: Ja, so empfinde ich das, also so fühlt sich das auch an. Ja.
(Kassette wechselt)
Kl: ... bejahend lustig an. Und Du willst tanzen, immer tanzen, tanzen. *lacht* Und Du hast Spaß am Essen. Oh ja, die sagt mir gerade, sie hat Freude und Spaß am Essen und Null Problem damit! *lacht*, haha, das ist genial! Null Problem, sie sagt so: „Essen? Kein Thema. Was ist? Wie? Hast Du ein Problem?“, ganz klar! So ganz natürlich ist das, Essen ist etwas ganz natürliches, Du weißt genau die richtige Menge, Du weißt, dann Du satt bist, Du weißt wann Du essen willst und wann Du wieder aufhören willst, wann Du Süßigkeiten essen willst und wann Du wieder aufhören willst Süßigkeiten zu essen, und Du weißt... oh, die weiß alles! Die weiß alles übers Essen! Das ist fantastisch! Das ist fantastisch! Ehrlich, ich bin total begeistert... ich bin... oh ja, genau den Teil brauch ich. Jetzt beruhigt sich auch mein Magen, *lacht*, oh, der wird langsam war. Mmmh, schönes Gefühl. Ah! Haaa!
Th: Ja.
Kl: Jetzt kann ich mich wieder hinlegen.
Jetzt sitzen die zwei nebeneinander, nicht mehr Rücken an Rücken sondern Schulter an Schulter und gucken sich an, das ist wie dieses... wie meine kleine Maus, also meine Tochter, das Bild mit ihrer Freundin. Sie hatte Geburtstag, die Marlene und da hab ich ein Foto gemacht, von ihr mit ihrer Freundin zusammen. Und da sind die so nackig auf dem Boden gesessen, Schulter an Schulter und haben sich so angeguckt, irgendwie voll süß und haben Händchen gehalten. Und dieses Bild hab ich gerade. Das die das jetzt gerade machen, die zwei von mir hier. Meine zwei.
Die nimmt jetzt Farbe an. Und meine Mutter steht dahinter und hält die Hände drüber. Ich guck einfach nur zu, was da passiert.
Guck Dir das an! Die werden jetzt beide... und jetzt schlüpfen die ineinander! Bernd, die schlüpfen ineinander!
Th: Das nennt man Integration.
Kl: *lacht*, das ist cool.
Th: Die werden eins.
Kl: Ja, ja, die werden eines, die schlüpfen... die sind jetzt ineinander geschlüpft, die sind jetzt schon eins, also jetzt ist es ein Kind.
Th: Jetzt ist es Dein inneres Kind.
Kl: Jetzt hab ich mein inneres Kind.
Th: Schau mal: Wie sieht es aus? Guck, was es tut, was es macht, wie es ihr gefällt...
Kl: Die hüpft jetzt zwischen mir und meiner Mutter hin und her. Die ist frei.
Th: Jetzt muss sie sich nur noch entscheiden. Ach so, die ist frei, a, klar, Deine Mama ist...
Kl: Ja, klar, die ist frei. Die ist hier geborgen, in dem Kreis. Da ist meine Mutter, da bin ich. Die hüpft jetzt da und es ist schön. Ja, komm zeig mir doch mal jetzt... jetzt will ich noch mal in die Pyramide rein. Ist jetzt so ein Gefühle gerade. Die Pyramide sieht ja schon von Außen völlig anders aus. Viel einladender. Viel lebendiger. Du meine Güte: JA! Die war vorher nur grau und wie so eine Grabstätte, wie so ein... und jetzt ist die ganz bunt, gell, mit so einem Vorhang vorne... ist das überhaupt noch eine Pyramide? Oder ist das jetzt ein Zelt? Jetzt muss ich mal gucken, aus was das ist: Sieht jetzt eher aus wie Stoff. Scheint ein Zelt zu sein. Ist jetzt ein Zelt und jetzt gehen wir da rein und da drin ist voll was los! *überglücklich* Ha! Woah, wie im Zirkus! Was geht hier? Oha, WOW! Buoh, da sind ganz viele, viele bunte Sachen?! Da sind Tiere und... das ist wie in so einem Zirkus. Da geht richtig was ab, total lebendig! Weißt Du? So eine Manege und überall ist Leben und da wird was gemacht und hier und die machen... da proben sie dies und da jenes, und so, und... oh ah, voll, voll, das Leben pur! Leben pur! Genial! Und die Kleine freut sich: „Juhu, wir gehen in den Zirkus!“, *lacht von Herzen*, ha ist das schön! WOW! „Ja, Mama, Mama, ich will in den Zirkus!“, sagt sie zu mir. Oder sagt sie das jetzt zu meiner Mutter? Ist egal, ich bin jetzt beides. Ich bin beides. Ich bin einfach beides, ich bin alles. Wir gehen jetzt in den Zirkus, Mäuschen, Zirkus ist schön, gell? Da ist es total lebendig, und das ist auch einer, der Tiere gut behandelt. *atmet erleichtert aus*
Die freut sich und hüpft rum. Mh. Ja. Gut. Prima! Das fühlt sich jetzt super an. Das haben wir jetzt... gut, und jetzt? Was machen wir?
Th: Geh mal in Dein Leben, und schau mal, wie Dein Leben jetzt verläuft. Geh einfach mal die nächsten paar Tage, nächsten paar Wochen vorwärts auf der Zeitachse und guck mal: Wie verläuft jetzt Dein Leben? Wie ist es jetzt?
Kl: Ich sehe mich jetzt, das erste was kommt, also der aller erste Gedanke, Bild, dass ich mehr Freude hab am Einkaufen. Lebensmittel einkaufen, das hat mich immer voll genervt. Ich hab immer gedacht: „Äääh, ich muss noch einkaufen! Ätzend!“, und hab immer gedacht: „Was kauf ich denn jetzt ein?“. Und das erste war jetzt gerade, dass ich Spaß habe am Einkaufen, dass es mir Freude macht! Dass ich voller Freude und voller Lust Lebensmittel aussuche.
Th: Ja.
Kl: Die ganz bewusst auch aussuche und sage: „Und das koche ich heute.“, und mit Freude etwas zu Essen mache. Weil das war die letzten Tage ganz ätzend. Bevor ich hier los gefahren bin: Ich hatte keinen Bock zu kochen, ich hatte keinen Bock... gar nix... ich hab den Kühlschrank auf.... *uff*... das war alles so... oooh, das ging ganz schwer, ehrlich, und es ist mir auch ganz schwer gefallen für Marlene was zu machen, weil die muss ich ja irgendwie... ich kann ja nicht... puh.
Und das sehe ich jetzt gerade, das war das erste. Was sehe ich denn noch? Sehe ich noch was? Es geht jetzt eigentlich gerade nur um diese Ernährung. Das ist gerade das Hauptthema. Thema Ernährung. Thema Ernährung. Thema Ernährung, Ute! Und, dass ich JETZT mich total sicher fühle in dem Bereich.
Th: Ja.
Kl: Ich kann mich ernähren. Ich fühle, oh, es wird jetzt ganz warm in meinem Bauch, och, schön! Ich muss keine Angst haben, dass ich mich überesse, ich muss keine Angst haben, dass ich jetzt irgendwie da so einen Bauch krieg oder was? Weil meine Oma, die hatte so einen Bauch, die hat so dünne Arme und so dünne Beine gehabt, aber so einen Bach, als wenn sie schwanger wäre, das fand ich nicht so schön. Da muss ich keine Angst haben, das ist Bewusstsein, das geht einfach von selbst. Und selbst wenn ich ein bisschen zunehme und ein bisschen fülliger bin, dann bin ich nur weiblicher und weiter gar nix. Und das ist völlig in Ordnung!
Th: Schau Dich ruhig mal an, schau Dich an und guck mal, ob Du Dich so annehmen kannst.
Kl: Ja, vollkommen! Vollkommen! Ich kann mich ruhig ein bisschen weiblicher noch annehmen, also damit hätte ich überhaupt kein Problem, wenn das so wäre, dann wäre das absolut o.k.
Th: Guck mal, wenn Dein Busen wächst, ob Du ja dazu sagen kannst.
Kl: Ja. Ja.
Th: Guck mal wie Du wirkst.
Kl: Oh, ich wirke weiblicher. Ich wirke viel sinnlicher. Ich wirke sinnlicher. Weicher.
Th: Erotischer?
Kl: Könnte auch sein. Weicher, sinnlicher. Sinnlicher, das drückt es für mich aus. So... weiblicher, das ist es irgendwie.
Th: Ja.
Kl: Schön, das gefällt mir, das finde ich schön. Nicht mehr so hart, weißt Du, so... kämpfen, *verkrampft sich, um es zu zeigen*
Th: Hast Du schon mal Deine innere Frau kommen lassen? Kennst Du sie?
Kl: *verneint*, nö. Soll ich die mal kommen lassen?
Th: Ja, o.k. Mach das mal. Ruf sie einfach mal auf.
Kl: Hallooo... innere Frau...*amüsiert sich* hey, hallo, komm mal! Mal gucken wie die auftaucht, innere Frau, Dich gibt es ja bestimmt, Du bist ja da, komm mal!
Th: Du kannst Dir sogar vorstellen – das ist auch am einfachsten – Du bist am Strand und sie taucht von links auf, so ein kleiner Punkt, der immer größer wird.
Kl: O.k.
Th: Und dann siehst Du ihren Gang und ihre Haltung und...
Kl: Ja. Äh, das ist jetzt, die muss nicht aussehen wie ich, oder?
Th: Keine Ahnung. Lass Dich doch überraschen wie sie aussieht.
Kl: Weil ich hab jetzt nämlich gleich das Bild gehabt, dass ich gemalt habe, gestern. Ich hab ein Bild gemalt, einfach so, ich hab gedacht „Jetzt mal ich einfach mal drauf los.“, und das wurde dann eine ganz schöne Frau mit so einem schwangeren Bauch, die nackt am Strand liegt *lacht*, weil Du das jetzt sagst, die nackt im Wasser liegt, also am Strand, das Wasser umspült sie so. Und jetzt sagst Du das, und dann hab ich dieses Bild, dass ich gestern gemalt habe. Gestern als ich abends so bereit war, dass Du dann irgendwann mal auftauchst, da hab ich dieses Bild gemalt. Und das ist sie. Das ist meine innere Frau. Jetzt weiß ich auch, was ich gemalt habe.
Th: Genau, dann lass sie mal auftauchen und guck mal, was sie sagt oder wie sie auf Dich reagiert oder wie sie ausschaut.
Kl: Jaaa... die kommt jetzt. Musst Du unbedingt schwanger sein oder geht das auch ohne? „Das ist egal.“, sagt sie. Die ist da. Die ist voll schön, WOW! Hat lange Haare.
Th: Rede mit ihr!
Kl: Hey, Du bist voll schön. Du bist wunderschön. Du hast lange, lange, lockige Haare und zierlich bist Du – irgendwie. Aber ganz weiblich. Volle Kanne weiblich. Also zierlich, echt zierlich. Ach so, jetzt, jetzt sagt sie mir gerade, ja, sie ist noch ein bisschen klein, weil ich sie immer nicht beachtet habe. Deswegen ist sie so zierlich... ich sag zierlich, dabei ist sie ganz... eigentlich klein.
Th: Ja.
Kl: Ja, o.k., das stimmt, Du bist klein, Du bist nicht wirklich groß.
Th: Frag sie mal, ob sie noch wächst.
Kl: Könntest Du vielleicht noch ein wenig wachsen? Ich meine, jetzt hab ich hier so was schönes mit meinem inneren Kind und so... ich fände es schön, wenn Du so groß wärst wie ich. Also nicht so klein. Na ja, da müsste ich schon was dafür tun, damit sie jetzt wächst.
Th: Ah ja. Ja, soll sie doch mal sagen, was Du tun kannst.
Kl: Ja, was soll ich denn jetzt tun? Was muss ich denn tun? Oder was kann ich tun? „Leg Dich erst mal hin!“, *lacht*, o.k., „Entspann Dich.“, *amüsiert sich*. Puh.
Ich soll mich wahrnehmen, sagt sie.
Th: Du weißt, was sie meint? Wenn nicht lass es Dir zeigen.
Kl: Ich soll mich als Frau wahrnehmen.
Th: Dann mach doch mal folgendes: Dann geh doch mal in sie hinein und schau mal aus ihren Augen heraus und damit siehst Du ja wie Weiblichkeit schaut.
Kl: Ah! Danke für den Tipp! Das ist eine super Idee, weil jetzt mach ich das und dann sehe nämlich, dass Weiblichkeit unterdrückt wird! Deswegen ist sie so klein. Jetzt! Jetzt verstehe ich das. Wenn ich jetzt in ihr drin bin, nämlich, dann komme ich sofort in eine Szene, da bin ich bei meiner Oma... und da sind so die Männer, und die hocken am Tisch, ne, und die diskutieren über die wichtigen Dinge, und die Frauen, die müssen in der Küche waschen und bügeln, äh, Quatsch, koche, abwaschen und Kuchen backen und so was. Und das ist so dieses... dagegen hab ich mich immer gewehrt! Und deswegen ist diese Frau so klein, das sagt die mir jetzt, das zeigt dir mir gerade alles.
Th: Ja.
Kl: Hach. *genervt* Jetzt bin ich schon wieder in meiner blöden Vergangenheit! Man!
Th: Ja, da ist sie entstanden: Deine Weiblichkeit durfte nie groß werden.
Kl: Ja, gut, o.k., ist ja auch in Ordnung, aber das geht mir langsam auf den Keks!
Th: *lacht* Da kannste mal sehen, was alles so in Deiner Vergangenheit hängt! Du bist Deine Vergangenheit.
Kl: *lacht mit*, also so was!
Th: Zeig mal Deiner Oma hier, was dabei heraus kommt, wenn die sich nicht traut hier mal auf den Tisch zu hauen, oder was auch immer, oder sich einfach einzubringen mit ihrer Qualität.
Kl: Ja. Das ist richtig. Ich finde dieses ganze... ich muss diese ganzen Männer hier erst mal zur... hier mal: Also wisst ihr was? Ihr seid echt total Wichtigtuer, ja?! Ihr seid richtige Wichtigtuer! Und ihr meint, Frauen... der sagt doch zu mir, der Onkel sagt zu mir, der Onkel Willi ist das, der Polizeikommissar da, der sagt zu mir: „Ich soll meinen Mund halten, weil...“, so auf die Art, da käme eh nichts gescheites heraus, ich hätte doch keine Ahnung von den wichtigen Dingen. Solche Sachen sagt der zu mir?! Solche Sachen sagst Du zu mir! Du bist dumm das kracht! Du hast keine Ahnung von Gefühlen! Du bist ein emotionsloses, weiß ich nicht was, so ein, so ein, so ein... guck Dich mal an! Und Du sagst zu mir, ich wäre dumm? Du bist doof! Das wollte ich Dir schon lange mal sagen: Du bist richtig doof. Du bist mehr als doof. Du bist... als ich Dir den Brief geschrieben habe, hast Du überhaupt nicht gewusst, wie Du reagieren sollst, weil Du zu doof warst, zu reagieren, weil Du das nicht konntest, weil Du überhaupt nicht in der Lage bist emotional zu reagieren. Und Du meinst es wäre viel wichtiger über Politik zu reden, das kannst Dir mal ans Bein schmieren. Und da sitzt der Dings, der Freund von meiner Oma, der Georg, „Frauen in die Küche!“, ruft der hier!
Th: *lacht*
Kl: *lacht auch*
Th: Ja, klar, der will versorgt werden.
Kl: Ja! Der streckt den Arm hoch: „Frauen in die Küche, hinter den Herd!“, und die Oma folgt. Die macht das. Oma in die Küche. Und ich soll auch in die Küche und soll mithelfen, und ich hab mich dagegen gewehrt, immer und jetzt werde ich... *atmet tief durch*, pass mal auf: Ich will Frau sein, komplett, voll und ganz Frau sein, echt, von Kopf bis Fuß, mit Haut und Haaren Frau, und trotzdem meinen Mann stehen! Kann das irgendwie in Dein Hirn rein? Dass das geht?! Dass das möglich ist, dass man das miteinander verbinden kann! Dass man es nicht so trennen muss: Da ist Weibchen, hinter dem Herd, macht Essen und alles und so, Kinder und... hhhh.... und da ist der Mann, und der darf kreativ sein, der darf sich entfalten, der darf alles und Frau darf gar nix, und die muss immer nur machen, was Mann sagt – hier – das ist veraltetes Gedankengut! Das ist das, was ihr gelebt habt. Die Zeiten sind vorbei!
Schluss!
Th: Genau. Schick ihn in die Küche, er soll jetzt auch mal abwaschen.
Kl: Genau, jetzt fangen wir damit an. Die Zeiten haben sich nämlich geändert. Oma? Du tust jetzt mal was für Deine... *fängt an zu lachen* Entfaltung! Setz Dich ans Klavier! Du lernst jetzt Klavier spielen oder irgendwas, ich weiß es nicht?!
Th: Oder sie liest Brigitte.
Kl: Genau. *g*, ach, weißt Du was die macht? Die geht zum Friseur, erst mal so. Oh ja, sie macht mal was für sich, gute Idee, endlich mal. Genau. Geh mal zum Friseur und mach mal was für Dich und mach mal hier Dein Dorftratsch und Dein Freund hier, der Georg, der kann jetzt mal den Haushalt machen. Oh, der weiß gar nicht wie es geht.
Th: Siehst Du!
Kl: Pass mal auf, das ist ganz einfach: Du siehst ja, was getan werden muss und Du machst es einfach. Und wenn Du irgendwas nicht weißt, lässt Du es halt stehen und fragst dann nachher, wenn Oma zurück ist, oder so.
Th: Ja.
Kl: Oah, der sieht ganz schön bedröselt aus, jetzt. Man, das ist Zeit geworden! Und Onkel Willi, Du kannst gleich mithelfen: Du kannst jetzt hier mal Socken stricken.
Th: *lacht*
Kl: *amüsiert sich sehr*
Th: Wenigstens ein paar Löcher stopfen.
Kl: Ja! Genau! Super! Onkel Willi strickt Socken! Ja, und was machen wir denn hier noch? Und die Patin, das ist auch so eine alte Kämpferin, die mag ich, die... weißt was wir jetzt machen? Wir Frauen? Wir machen jetzt „Urlaub“. Wir lassen jetzt die Männer den Haushalt machen, und wir gehen jetzt Angeln. Wir machen Urlaub, wir gehen jetzt an den See – so wie die es immer gemacht haben: Die sind immer angeln gegangen und ich durfte nicht mit – und jetzt machen wir das! So! Bitte! Ihr könnt jetzt hier mal alles versorgen, Haushalt und ich weiß nicht... und wir gehen. Jawohl. Gute Idee. Super Idee. Hach. Ach ja, ihr müsst uns noch was zu Essen einpacken! *lacht*.... ach, das macht er jetzt gleich, er packt uns was zu Essen ein. Genau, echt, tauschen wir mal die Rollen. *atmet erleichtert aus*
Jetzt wächst sie langsam.
Th: Oh ja!
Kl: Hm.... die wird größer... und stärker. Ja, genau, sie will nämlich frei sein, sich entfalten können. Und nicht das tun, was andere sagen: „So, hier, Du machst jetzt eine Ausbildung im Finanzamt und dann heiratest Du und kriegst Kinder und bleibst brav.“ O.k. , jetzt bist Du groß, gell? Ja, jetzt ist sie groß, jetzt ist sie so groß wie ich. Ah... ja wir können uns jetzt am Meer hier ein bisschen vergnügen, wenn ich will.
Th: Genau, geh noch mal in sie hinein und spüre noch mal, wie das ist, weiblich zu sein, einfach Frau zu sein.
Kl: Genia, ah, ich bin nackt, ich bin wunderschön, ich liebe meinen Busen, ich liege hier, ich möchte mich am liebsten... keine Ahnung... es ist super. Es ist wunderschön: Ich bin Frau. Ah, ich bin Frau, das ist genial, echt! Aaaaah.....
Th: Guck mal, wie die Männer auf Dich reagieren und ob Du damit klar kommst.
Kl: *atmet erleichtert aus*.... wie die Männer auf mich reagieren... der Mann, der findet mich schön, der da jetzt gerade sitzt. Er findet mich anziehend, er findet mich erotisch, er findet mich... pff... und der will mich auch nicht einfach nur poppen, so „Hopp, drauf und durch und fertig.“, sondern er will mich lieben, zärtlich, liebkosen, streicheln... und ich will mich hingeben... mhm.... oh, und vor allem fühle ich jetzt meinen Körper GANZ! Ich fühle ihn von der Fußspitze, Fußnagel, bis hoch zum... weiß nicht... da irgendwo, Haaransatz. Ich fühle ihn komplett, durchgehend, ganz. Oah! Und meine Hände kribbeln. *dehnt sich*
Ach, und weißt Du was mein Körper jetzt sagt? Der sagt, dass ich jetzt auch alles andere besser wahrnehmen kann, nämlich z.B. wenn ich irgendwo liege, dann kann ich besser wahrnehme wo ich liege, und ich spüre die , und ich spüre die Wärme, und ich spüre jetzt mehr die Sonne auf meiner Haut, und ich spüre, was weiß ich, den Wind... alles viel... ich nehme jetzt bewusster wahr, sagt er. Alles. Alles. Meine ganze Umgebung, alles auch was um mich herum ist. Ich rieche besser... ich fühle besser.. ich...
Th: Du bist mehr auf der Erde. Du bist mehr angekommen. Du bist mehr wieder da.
Kl: Ja, genau, ja. *atmet tief und entspannt*, das ist schön.
Und ich muss aufs Klo.
Th: *lacht*, das ist eine Auswirkung davon.
Kl: Ja, das ist toll! Das ist richtig klasse, ich bin voll dankbar jetzt. Und weißt Du, ich liebe das Meer eh voll, und das passt richtig gut, das Bild gerade. Hier am Meer zu sein, das ist wunderschön, ich liebe es, ich liebe es. Das drückt so viel aus, von dem, was ich fühle, so.... oh... ja... und jetzt gehe ich am liebsten in das Wasser rein und fühle ganz das Wasser, aah.... und wie das so wabbt... weißt Du... so wupp... Wellen...
Th: *Spielt Meeresrauschen ein.*
Kl: Oh ja! *genießt es, am Meer zu sein*, *streckt sich, dehnt sich*
Weißt Du, was mir für ein Gedanke gerade kommt? Mir kommt gerade, dass ich erst jetzt, JETZT, jetzt bin ich erst offen für... für... „richtig lieben“.
Th: Jetzt wirst Du auch Beziehungen ganz anders erleben.
Kl: Ja, das Gefühl hab ich auch. Dass ich total... ich bin viel mehr in mir drin. Viel mir IN mir drin. Und das ist die Voraussetzung. Das ist die Grundvoraussetzung.
Th: Ja.
Kl: Mhm. Das ist supi. *gähnt*, darf ich das jetzt noch ein wenig genießen?
Th: Ja klar, natürlich, *lacht*, den Rest Deines Lebens.
Kl: *lacht*, der war gut! O.k. Mach ich.
Th: Soll ich Dich ein bisschen alleine lassen?
Kl: *bejaht*
Th: O.k. Guck mal, ob die beiden Kinder, also Dein inneres Kind jetzt, wo das ist und wie das aussieht und was das sagt. Das gucken wir erst mal noch.
Kl: ... äh, lass mal gucken... das sitzt da auf dieser Wiese vor dem Zelt, oder Pyramide, Zelt.... äh.... ah ja, das kann auch eine Pyramide sein, das ist auch gar nicht schlimm, sagt mir das jetzt gerade, weil das wäre dann so dieses... das ist in dem Zelt integriert, die Pyramide. Also die steckt da drin, die kann ich da drunter schon auch vor gucken lassen, weil ich werde auch irgendwann sterben usw., aber... ja, das muss ich jetzt ja nicht erklären, so ist es halt. Und davor sitzt dieses Kind und spielt ganz friedlich da in der Sonne.
Th: Gut. Und jetzt frag mal, ob es bei Dir bleibt oder ob es zu ihrer Mama will. Ob es in Deinem Leben sein will.
Kl: O.k. Du? Ute, hm, jetzt muss ich erst mal in die Knie gehen, hör mal, ich muss Dich was fragen, „Ja?“, ich möchte gerne, oder: Möchtest Du mit mir zusammen sein? Das ist sie doch schon. Ja, aber möchtest Du mit mir zusammen leben? Also ich... ähm... ich würde Dich gerne in meinem Leben habe, ich hätte gerne, dass Du in meinem Leben dabei bist, einfach zu mir gehörst, dass wir zusammen gehören, dass wir gemeinsam Zeit miteinander verbringen. Dass wir z.B. miteinander in Urlaub fahren oder... keine Ahnung... bist halt dabei.
Th: Mit der Marlene spielen...
Kl: Genau, mit der Marlene spielen. Das hatte ich jetzt eh schon die ganze Zeit in meinem Hinterstübchen, dass das was mit der Marlene zu tun hat.
Th: Du kannst die beiden ja bekannt machen.
Kl: Ja, genau, Marlene guck mal: Das ist mein inneres Kind! Hey, die finde das gut. Cool, die gefallen sich. Oh ja, oh ja, die würden gerne miteinander spielen, oh, super gerne. Das ist ja toll. Gern, ja, super, die bleibt bei mir. Auf jeden Fall. Auf jeden Fall. Wenn die hier miteinander spielen können, auf jeden Fall.
Th: Guck mal, ob Deine Mama sich jetzt verabschieden könnte, wenn sie sieht, was sie zurück lässt und ob sie damit einverstanden ist. Die kann ja weiter in Dir leben, sie ist ja weiterhin Deine Mama, aber ob sie bereit ist, sie los zu lassen.
Kl: Ja, also, genau, sie sagt jetzt gerade, sie könnte jetzt da in die Gruft. In unsere Pyramiden-Gruft, da könnte sie sich mal rein legen und auf uns warten, bis wir auch so weit sind. Also der Teil halt... ähm... ja, sollen wir das jetzt machen? Sollen wir uns jetzt verabschieden? Dann gehst Du jetzt da rein und wartest auf uns, wir kommen noch nicht, wir wollen noch leben, und wenn wir irgendwann so weit sind, dann kommen wir. Und wenn wir zwischendurch... ich meine, wir können uns ja immer treffen, hier in der Innenwelt, ist ja überhaupt kein Thema. „Ja, so können wir das machen.“
Th: Schau mal, ob die Kleine damit einverstanden ist.
Kl: Ja, die ist damit einverstanden, die spielt mit der Marlene, die will hier bleiben. Bei mir, im Leben.
Th: O.k.
Kl: Die will nicht mehr in die Gruft zurück.
Th: Dann soll sie das der Mama sagen und dann sollen die beiden sich trennen.
Kl: Jetzt: Sagst Du ihr das mal? „Du, ich bleib jetzt hier bei der Ute, da gefällt es mir jetzt besser, die lebt und das ist lebendig, und das ist schön, und überhaupt, und die hat eine Tochter und.. ich fühle mich richtig wohl hier, das ist alles toll, ich will hier bleiben. Ist das o.k.?“, „Ja, das ist o.k.“, „O.k., dann kannst Du jetzt in Deine Gruft gehen und wir kommen dann irgendwann mal.“, „O.k.“., „Also: Tschüß!“, noch mal die Hand geben, „Ah, wir können uns noch mal umarmen...“, die umarmen sich jetzt noch mal: „Ich hab Dich lieb.“, „Ich hab Dich auch lieb.“, *lacht*, die geht jetzt. Ja, schön. „Tschüß!“, jetzt winkt sie. Die lächelt. Die lächeln beide. Und die Mutter ist ganz beschwingt auch, also es ist alles voll in Ordnung, wow, cool, schönes Bild. Und die Kleine, die ist so im Jetzt, die geht jetzt zurück zu meiner Marlene – das ist nicht meine Marlene, sondern sie geht zurück zu der Marlene – und, ja, die sind im Jetzt. Die sind ganz im Jetzt zentriert.
Th: Ja.
Kl: Und die spielen, und die Sonne scheint, und „Hey, es ist Frühling, und überhaupt, das Leben ist schön.“
Ah, und die ist bei mir *Freudenschrei*: Jahahaaa! Das ist super! Ah!
Th: Ja, so soll es sein: Dein inneres Kind ist da, lebendig, und Deine innere Frau ist auch da, auch lebendig und freut sich.
Kl: JA! Man, genial, haben wir bald wieder ein Mannschaft! Schön! Ah!
Th: So fühlt es sich an. Normalzustand.
Kl: Das fühlt sich super an! Hey, WOW, echt, das fühlt sich richtig klasse an! Ja! So muss es sein. JA! Leben! Das ist es! Das ist Leben! Das ist lebendig sein. Oha. Ha. Ich bin richtig zufrieden. So zufrieden. So richtig. Ah.
Th: Gut. Dann frag mal, ob man das für heute so stehen lassen kann.
Kl: *antwortet sofort* JA, sag ich da, ganz schnell. Auf jeden Fall lassen wir das so stehen jetzt, das ist wunderbar.
Th: Gut, dann lass ich Dich noch ein bisschen allein.
Kl: Ja.