Ute - Der Hintergrund von Bulimie in 5 Synergetik Sessions aus dem Jahre 2006
Ute 1. Session – Bulimie
Kl
: Ja, also ich bin auf einem Schiff eine Treppe runter gelaufen, und bin jetzt
in so einem Gang mit so – wie in so einem Schiff eben – mit so Metalltüren,
links und rechts. Jede Menge.
Th: Gut, such Dir eine aus! Bleib an einer stehen, wenn Du eine hast.
Kl: Wer die Wahl hat, hat die Qual – weiß gerade gar nicht, welche
ich nehme... ich nehme die mittlere links.
Th: Du kannst das Thema drauf schreiben, wenn Du willst. Du wolltest wegen Deiner
Bulimie nach schauen...
Kl: Hm! *bejahend*
Th: Und jetzt schreib es drauf!
Kl: Ja, ich schreib *kotzen* drauf.
Th: Gut, bist Du bereit, die Tür zu öffnen?
Kl: Ah, puuuh, ja. *atmet tief durch*
Th: Dann öffne sie jetzt! (Geräusch einer sich öffnenden Tür
wird eingespielt)
Was siehst Du? Was ist da?
Kl: Ich sehe jetzt erst mal noch... hm.... was ist das?
Th: Beschreibe mir doch mal den Fußboden oder die Wände...
Kl: Das sieht aus wie Wolle.
Th: Ja? Wie muss ich mir das vorstellen? Einen ganzen Raum voll Wolle, oder...?
Kl: Die Wände sind aus Wolle?! Oder so.... so gestrickt... wie so... wie
wenn ich *lacht* im Innern eines Strumpfes wäre. So ähnlich. Nur dass
der Strumpf ein Raum ist, also es ist ein Zimmer – kein Strumpf, sondern
ein Zimmer – aber es sieht aus wie gestrickt.
Th: Ja. Gut. Geh mal ein bisschen tiefer rein: Spür mal den Fußboden
unter Deinen Füssen: Ist der fest? Trägt der? Oder wie fühlt
der sich an?
Kl: Fußboden... das kann ich jetzt gar nicht so wahr nehmen... der ist
irgendwie nicht fest, aber auch kein Loch oder so, sondern so ein... so... wie
so ein Wasserbett. Ich bin auch auf allen vieren. Das ist nicht so ganz fest.
Th: Ja. Wie fühlst Du Dich? Wie geht es Dir jetzt?
Kl: Mir wird schwindlig. Uaah. Das ist total blöd.
Th: Sag das mal dem Raum! Red mal mit ihm!
Kl: Es ist total blöd, Raum, dass ich jetzt hier bin und dass Du jetzt
so komisch aussiehst, wie eine Socke und dieser Fußboden ist echt... *atmet
schwer*... ja, mir wird schon halb schlecht, so, mmmh....
Th: Dann stell die Standartfrage: Was willst Du mir damit sagen? Oder: Was soll
das? Warum bist Du aufgetaucht?
Kl: Was willst Du mir jetzt sagen damit? Warum bist Du jetzt da? Das ist...
das ist das Symbol... für... mein... wie es mir geht. Das drückt aus,
wie es mir geht.
Th: Gut. Du hast ein bisschen schwankenden Boden, Dir ist schwindlig...
Kl: Ja. Ja.
Th: Es war alles ganz wohlig da drin...
Kl: Ja, nee... uaaah... *atmet schwer*
Th: Dann frag den Raum doch mal: Wo bist Du denn entstanden?, und schau mal,
was er Dir zeigt. Dir sagt.
Kl: Wo bist Du entstanden? Ooh, jetzt kommt eine ganz laaaang gedeeehnte Stimme,
so „uuuh, vor laaaaaaaaaaaanger Zeit“ sagt er so... so ganz... wie
durch... wie durch... das kann ich gar nicht erklären, wie durch einen
ganz weiten Raum.
Th: Gut, dann sag ihm: Führ mich dahin! Nimm mich mit! Zeig mir das!
Kl: Ja, führ mich jetzt mal hin, ich möchte gerne wissen, wo das ist.
Th: Genau. Und dann sei mal dort. Schau mal, wo Du hin kommst, was da ist, was
auftaucht.
Kl: Ah, ich fühl mich total beklemmt.
Th: O.k. Körpergefühl ist schon da, guck mal, in welcher Situation
bist Du dann? Öffne einfach mal Deine Augen, schau Dich um, sag mir, wo
Du bist.
Kl: *ist aufgeregt*, ich kann gerade noch gar nicht meine Augen öffnen.
Th: Ist o.k., lass Dir Zeit.
Kl: Ich merk auch, dass da gar nicht hin will. Also ich will eigentlich gar
nicht. Hab eigentlich gar keine.... ich meine, ich will schon, das ist jetzt
echt ein Widerspruch...
Ich will ja! Aber irgendwie will ich auch nicht. Ganz klar: Ich will und ich
will nicht.
Th: Dann geh mal mit dem Teil, der dahin will.
Kl: Dann muss ich das zulassen.
Th: Du kannst es Dir ja von Außen anschauen, kannst schauen, was Du wahrnimmst,
was da ist, was Du siehst. Vielleicht zuerst als Beobachter, das ist leichter.
Kl: Hm....
Th: Oder schau mal, was Du willst, alles o.k.
Kl: *atmet tief durch*, o.k. also jetzt... ich möchte jetzt schon gern...
ich möchte jetzt gerne... das ist so, wie wenn mich jetzt so was dahin
drängt, zu dem Bild, wo ich gestern war, und ich will aber gar nicht hin.
Also so wie: Nö, das will ich jetzt aber nicht. Ja, o.k., ich bin jetzt
aber schon da.
Th: Ah ja, dann beschreib mal, was Du siehst!
Kl: Also ich sehe eine Küche, und ich sehe auf der rechten Seite ist das
Fenster und da ist ein Wellensittich in seinem Käfig, ja, den sehe ich
gar nicht, aber ich weiß, dass er da ist. Und da ist ein Tisch und eine
Eckback glaub ich, das müsste eine Eckbank sein, und da vorne ist die Tür
– den Raum kenne ich, das ist beim...*fängt an zu zittern* –
und auf der linken Seite ist...ja, so die Küchenzeile, und eigentlich ist
das gar kein Wickeltisch oder so, aber ich liege... ich glaube, ich liege da...
oder da könnte ich mich jetzt mal so orten... oder das ist so der Ort,
wo ich mich jetzt fühle, ich sehe mich jetzt gar nicht aber...
Th: Wie alt bist Du ungefähr?
Kl: Och, ganz klein, ich bin noch im Wickelalter –das war ich gestern
auch – also das weiß ich ganz genau: Ich bin noch ganz klein, ich
bin ein Jahr, oder zwei.... also unter drei. Im Strampelalter. So.
Th: Ja, dann schau einfach mal, was passiert, was beobachtest Du? Es muss einen
Anfang haben, irgendeinen Ursprung. Guck mal, was passiert.
Kl: Ach ja jetzt sehe ich einen.... also ich sehe jetzt einen Laufstall und
das ist das Kind drin.
Th: Wie sieht es denn aus? Geht es ihr gut?
Kl: Das sieht süß aus! Es hat so blonde Locken... es ist gold...
das bin ich.... ich bin süß. Und ich halt mich so, oder – ich
sehe mich ja jetzt von Außen – das hält sich so...
Th: An den Gitterstäbchen fest?
Kl: ... das ist so ein Netz. Keine Stäbchen oder Stäbe, das ist ein
Netz und an dem Rand oben, und zwei Zähne sind schon da. Ja, so ein kleiner
Windelpupser, sag ich jetzt mal, mit so einer roten Hose.
Th: O.k. Du hast zwei Möglichkeiten: Du kannst hin gehen und die Ute –
wurdest Du früher schon Ute genannt?
Kl: Weiß ich gar nicht?! Ute? Utela? Ute? Ja. Ute. Ja.
Th: Dann geh einfach mal hin zu der Ute, oder Du kannst einfach mal gucken,
was von selbst passiert, wenn Du weiter nur beobachtest.
Kl: Also ich setzt mich jetzt gerade an die Eckbank da – ich möchte
eigentlich beobachten, ich möchte mich da jetzt hin setzen und ich möchte...
ich bin unsichtbar...
Th: Ja, ja.
Kl: Und ich möchte jetzt da eigentlich wissen, was... es ist ja niemand
da, ich bin ja allein, das Kind ist allein...
Th: Ja, das kann sich ja gleich ändern. Du kannst ja so ein bisschen Zeitraffer
machen: Ein bisschen vor gehen in der Zeit, bis sich irgendwas verändert,
irgend jemand auftaucht, etwas passiert. Schauen wir mal, was passiert.
Kl: Ich höre Schreie. Geschrei. Geschrei.... so im Hintergrund –
es ist nicht so laut, aber ich höre es. Da poltert es, die machen da ....
irgendwas ist da los – und ich krieg Angst. Das Kind kriegt Angst. Was
ist da jetzt? Das fängt an das Gesicht zu verziehen. *zittert*
Th: Einfach nur beobachten, was passiert, es ist alles o.k.
Kl: Ja, das wird unruhig, das merkt eben irgendwie, dass da jetzt was nicht
stimmt.
*kurze Stille*. Schreierei ist da hinten, im Hintergrund.
Th: Welche Stimmen sind das denn? Ist das männlich oder weiblich?
Kl: Beides. Beides. Richtig... das geht richtig ab. Schläge – ich
weiß, dass die sich schlagen, ich sehe es nicht, aber ich weiß es.
Die schlagen sich.Die schlagen sich. Meine Mutter kriegt von ihrem Vater, meine
Oma ist da mit da, meine Mutter, die.... die heult... und das ist das dann....
dann betrinkt sie sich. Oder nimmt sie Tabletten, oder macht sie irgendwas.
Also... aber an mich denkt sie überhaupt nicht, ich meine, das hatten wir
ja gestern schon.
Th: Also Du kannst schon wahr nehmen: Die Ute da, die kleine, die wird nicht
so...
Kl: Die wird total vergessen! Das ist ja völlig unwichtig, das Kind da!
Die machen da ihren.... ihren Drama-Scheiss da.... und denken nicht dran, dass
da dieses Kind... dass ich da... in dem Gitterdings da stehe und Angst krieg...
*zittert immer stärker*
Th: Spür mal, was Du machen willst, Dein Körper wird ganz unruhig.
Guck mal, was Du machen willst: Was ist es?
Kl: Ja ich will da raus!
Th: Ah ja.
Kl: Ich komm da aber nicht raus. Ich will gucken, was das los ist, aber ich
komme da nicht raus, das ist ja bescheuert, das ist ja voll das Gefängnis.
Also, das find ich unmöglich. *atmet schwer*, was machen denn die für
Sachen? Hmmm, das verstehe ich nicht, also das ist mir echt.... irgendwie...
Th: Guck doch mal nach, oder spür mal, was für ein Grundlebensgefühl
stellt sich jetzt ein? Was ist so Deine tiefste Grundhaltung jetzt? Oder: Was
nimmst Du wahr?
Kl: Ach ja..... puuuuh....
Th: Oder was ist der erste Satz, der Dir kommt?
Kl: Grau. Grau. Laang, lange Arme, lange, lange Arme und nichts erreichen, nichts...
*greift mit den Händen in die Luft, streckt sich mit den Armen nach etwas
unerreichbarem aus* ...ich fasse... ich will, ich will, dass jemand da ist,
ich will, dass jemand kommt... und es kommt niemand... ich versuche es immer
zu erreichen... ich strecke mich und strecke mich...und... aber *Tränen
steigen in die Augen*, es ist keiner da! So ist das. So fühle ich mich.
Ich strecke mich immer nur.
Th: Ist das so ein Grundgefühl von Bulimie? Spring mal hin und her. Guck
mal, ob es da irgendwas ähnliches gibt, wenn Du wieder am Kotzen bist.
Kl: Bulimie ist davor flüchten. Glaub ich. Oder nee, glaub ich das? Oder
weiß ich es? Da muss ich gerade mal nachfragen.
Th: Geh mal zum „Kotzmoment“ hin, oder kurz vorher, bevor Du Dich
entscheidest zu kotzen, guck mal, was ist das für ein Gefühl! Ist
das so etwas ähnliches?
Kl: Verzweiflung! Verzweiflung ist es!
Th: Ist es so etwas ähnliches? Spring mal hin und her!
Kl: Ja, doch, es ist auf jeden Fall etwas ähnliches, auf jeden Fall ist
das etwas ähnliches... ja... ganz klar... aber das Gefühl kann ich
nicht beschreiben, ganz schlecht.
Th: Aber wenn Du dann kotzt, dann ist das wenigstens eine Erleichterung, dann
ist etwas passiert, dann ist was draußen, dann...
Kl: Ich kann erst mal... ich kann erst mal das weg essen, das Gefühl weg
essen *weint*, dann ist es schon mal weg, und dann tut es aber weh und dann
ist es total scheiße und unangenehm ...*weint*...... und dann kann ich
es wieder raus kotzen. Das ist ja einfach. Will ja nicht so dick werden wie
die alle, ne? Wie mein Stiefbruder und meine Stiefmutter, die.... der wiegt
ja 120kg. Und das ist ja schrecklich. Das will ich ja nicht. Aber so dieses
weg essen... Zucker... das ist nur irgendwie so... was Süßes einfach....
süß.... das Leben ist überhaupt nicht süß. Es ist
nicht süß. Aber der Zucker, der ist totaler Schwachsinn, weil das
ist ja nicht von Innen. Es fehlt ja INNEN. Und das ist von Außen.
Th: Gut. Dann geh doch mal hin zu der Ute. Die steht ja immer noch in ihrem
Ställchen und kommt nicht raus und macht lange Arme und keiner kommt, sie
hört Schläge und Schreien und... geh Du doch wenigstens mal hin zu
ihr, dass sie da nicht so allein ist.
Kl: Ja. Ja.
Th: Guck mal,
ob sie Dich wahrnimmt, oder sich freut, oder reagiert...
Kl: Ich geh da ganz vorsichtig hin.
Th: Genau. Damit sie keine Angst kriegt, Dich wahr nimmt.
Kl: Ja, ich geh dann in die Hocke, damit ich ihr in die Augen schauen kann.
Aber jetzt sagt sie mir gerade, dass sei sie schon gewöhnt, alles.
Th: Ah ja. Das passiert öfter.
Kl: Ja, sie ist das schon gewöhnt, hat sie gesagt. Hä?
Ihre Augen sind so....
Th: Sag es ihr direkt, rede mit ihr!
Kl: Deine.... Deine Augen... die... sind so... die...
(Der Therapeut legt sich nun neben die Matratze der Klientin – ohne sie
zu berühren, nur sehr dicht ran gerückt)
Kl: ... *stockt*.... die haben so eine Tiefe.
Th: Mhm. Sag es ihr. Rede mit ihr.
Kl: Deine Augen.... *hält inne*.... Oh Bernd, Du irritierst mich gerade
total.
Th: Ja. Beschreib mal, was passiert!
Kl: Ooooooch..... *atmet schwer aus* puuuuuuuuh.... *flüstert* ..... ich
hab Angst.... oh Gott...
Th: Dann schau Dich mal um: Was passiert? Guck mal: Wer kommt? Was kommt?
Kl: *atmet schwer*.... oh Gott... hhhhhhhhhh........ ah, ich kann ja nicht davon
rennen. *leise*
Th: Wie bitte?
Kl: Ich kann nicht davon laufen. Tzzz, hhhhh........ hei, wer kommt denn da?
Da kommt irgendjemand.... *atmet schneller*.... *stoßartig*.... *fängt
an zu stöhnen, angstvoll*.... och Gottchen, ich werde ganz taub, meine
Nase wird taub, mein Gesicht wird taub... meine Nase wird ganz taub! Ah! Aaah!
Mein Mund! *atmet stoßartig und wird dabei lauter* .... AAAHHH.... *fängt
an zu schluchzen, zu weinen* ... aah... *angsterfüllt*
Th: Gib mir Deine Hand. Guck mal, was passiert?! Guck mal hin.... guck hin!
Kl: *atmet ruhiger, aber noch immer stoßartig*... *wird ganz ruhig*
Th: Jetzt steigst Du aus, gell?
Kl: Oh ja.
Th: Beschreibe mal, was Du siehst.
Kl: Ich sehe jemanden, aber ich sehe kein Gesicht, ich sehe nur eine Person...
Th: Beschreib einfach alles, was Du wahr nimmst.
Kl: *atmet stoßartig, ängstlich*
Th: Aus welche Position siehst Du es?
Kl: Ich bin hinten. Hinter dem.
Th: O.k. Was macht der? Schau hin.
Kl: *atmet ganz flach* Er hat das Kind da hoch gelegt. Da hoch auf das Ding...
auf das... auf das...
Th: Wickeltisch
Kl: Das ist kein Wickeltisch, das ist die Küchenplatte!! *aggresiv*
Th: Was macht er?
Kl: Irgendwie begreift das Kind total, dass das jetzt nicht so stimmt!
Th: Ja.
Kl: Verdammt hey, wer ist das denn, ich werde narrisch!
Th: Geh mal mit Deinem Bewusstsein so an der Seite hoch und guck mal: Was passiert?
Kl: Wie bitte?
Th: Geh mal mit Deinem Bewusstsein so an der Seite hoch und schau mal, was passiert.
Du kannst jede Position einnehmen. Du kannst überall gucken.
Kl: Also, das ist ein ganz widerlicher Kerl. Ein ganz widerliches, widerliches,
widerliches, widerliches, widerliches, schleimiges.... schleimiges... schleim-i-g-es....
*weint*
Th: Guck mal hin, was macht der? Guck hin: Was macht er?
Kl: Das ist ja... wie so ein... schleckt... der schnauft.... er schnauft und
er schnauft und .... er ist... er ist irgendwie... er ist.... argh... das kann
ich nicht glauben, aber ich sehe es!
Th: Drück es aus! Spreche drüber! Sag es ihm!
Kl: Das KANN ich nicht glauben! Der dammdermachtdieam... *stammelt*... er hält
das Kind. Er hat es ausgezogen, den Unterleib hat er ausgezogen, von dem Kind,
und die Beinchen, die findet er ganz besonders toll... und er streichelt sie...
und... aber nicht wie ein Papa.... oder eine Mama... sondern ... ich merke das,
dass meine Ohren jetzt.... meine Ohren werden taub. Alles wird taub. Meine Ohren,
mein Kopf wird taub... meine Hände werden taub... alles wird taub....
Th: Gefühllos. Hm. Dein Körper zittert. Guck mal, was Du machst: Bleibst
Du im Körper? Gehst Du raus? Guck mal, was geschieht. Guck mal, ob Du aus
den Augen schauen kannst, oder wo Du bist.
Kl: Alles wird immer leiser. Ich hör nix mehr. Ich höre gar nix mehr.
Ich gehe ganz weg. Ich gehe ganz weit weg.
Th: Du gehst ganz raus.
Kl: Ich gehe ganz weit weg. Ich hör nix mehr. Ich höre gar nix mehr...
ich bin...
Th: Dein Körper zittert richtig, ja, der ganze Bauch zittert. Ja.
O.k. Dann komm zurück und schau es Dir an. Es ist wichtig, dass Du hin
schaust! Guck mal: Was passiert und was macht der?
Kl: Ich bin in mir drin und es ist ganz still. Ich bin ganz... ich bin in einer
ganzen, großen... tiefen Stille drin.
Th: Ich weiß, aber Dein Körper zittert. Dass ist so wie, als ob Du
Deinen Körper allein lässt und einfach gehst.
Kl: Ja, das stimmt, ich lass ihn alleine. Ja, das stimmt?!?!
Th: Und das muss auch was mit Deiner Bulimie zu tun haben.
Kl: Aber ich kann das. Ich kann weg gehen.
Th: Ich weiß. Du gehst raus und dann... ist es egal, was passiert.
Kl: Genau ja. Ja.
Th: Aber Du lässt Dich zurück! Du lässt den Körper zurück!
Kl: Mein Körper? Ich hab einen Körper?
Th: Ja. Du müsstest wieder zurück gehen, dann würdest Du ihn
fühlen. Dann würdest Du ihn spüren. Dann würdest Du spüren,
wie er zittert. Er zittert ganz stark. Der ganze Bauch zittert.
Kl: Ein Teil von mir fühlt es. Ein Teil von mir fühlt meinen Körper
noch. Aber es ist still.
Th: Kennst Du den Zustand aus Deinem Leben? Dass Du raus gehst, aus Deinem Körper
und der Körper ist egal, es ist egal, was passiert, oder es ist egal, wer
was macht.
Kl: Ja. Hmmm.... aber eigentlich bin ich ja hergekommen, damit ich einen Körper
habe.
Th: Du weißt, dass Du einen hast, aber Du könntest jetzt wieder zurück
gehen und könntest fühlen, was passiert. Aber das kann heftig sein.
Du müsstest Dich dafür entscheiden.
Kl: Aber das bist gerade Du und es ist alles so schön geschützt hier.
Th: Ich bin weiterhin bei Dir.
Kl: Wenn ich zurück gehe... *fängt an zu weinen*... ich hab solche
Angst! Ich hab solche Angst! Ich hab solche Angst! Ich hab Angst! Ich hab Angst!
Ich will das nicht wahr haben! Ich will das nicht wahr haben! Ich will das nicht
wahr haben! Das ist nicht passiert! Das ist nie passiert! *weint* Nie! Es ist
nie passiert!
Th: Ich weiß. Aber Du spürst es schon, nicht? Deine Beine werden
ganz unruhig. Und Dein Körper weiß es.
Kl: Ja, ja! Es ist der.... genau das ist es, jetzt krieg ich einen Tipp! Ah,
aha, ich krieg den Tipp von...äh... *atmet stoßartig*... da... da...
Th: Lass es da. Beschreib es.
Kl: Da ist er!
Th: Wer ist da?
Kl: Der knabbert! Der knabbert an meinen Beinen! Der knabbert an meinen Beinen,
wie wenn ich ein Hühn... ein Hühnch.... ein Stück Fleisch...
ein... und der hat Engelsflügel! Die sind hinge... die sind so... wie an
Nikolaus. Wenn diese Nikoläuse mit ihren Engeln... mit den Rauschgoldhaaren
da und den aufgesetzten Flügeln! Solche Flügel hat der aufgeschnallt.
Die sehe ich. Die sind da hinten auf dem Buckel und die hat der dran und...
es ist ein Teufel. Eine Teufelsfratze mit einem Teufelsgesicht und mit den Engelsflügeln
und der macht mir meine Beine... an meinen Beinen.... der macht an meinen Beinen
rum! Ach ja, genau, ich hab die ja alle in die Hundehütte geschlossen –
den hab ich wieder raus gelassen, jetzt.
Th: Wer war es? Wer ist es? Schau mal hin. Schau mal in die Augen.
Kl: Bääh *angewidert*, das ist irgendwie eine Fratze.
Th: Dann rede
mit ihm: Du!
Kl: *atmet zweimal tief ein und aus, wie: Sammelt Mut* Du bist eine Fratze!
Ich... kann ich ihn?
Th: Du könntest ihm die Maske runter ziehen.
Kl: Der guckt immer nur her und macht dann weiter.
Th: Ja.
Kl: Aber jetzt bin ich ganz ruhig. Ich kann das jetzt beobachten.
Th: Gut, dann guck einfach mal, was er weiter macht!
Kl: *atmet tief durch*
Th: Fühl mal... was macht er?
Kl: Ich hab ja keine Beine. Das sind jetzt nicht meine Beine. Ich bin hier *zeigt
auf ihren Bauch*, ich bin bis hier.
Th: Ah ja, o.k. abgeschnitten. Guck doch mal, ob Du nicht rein gehen kannst...
Kl: In die Beine?
Th: In Deinen Körper, dass du Deine Gefühle wieder wahr nimmst: Was
tut er? Wie fühlt es sich an?
Kl: Ich sehe es jetzt erst mal.
Th: O.k.
Kl: Also er.... wäääh... das ist witzig... das Bild ist der Hammer!
Na ja, witzig? Ich weiß auch nicht, aber... das ist wie so ein... *leckt
sich mit den Lippen über den Mund*...
Th: Der ist gierig?
Kl: Ja. Wie so ein... so ein... Rotz... so eine lange Zunge hat der. Und die...
und die... und diese Zunge, die... die ist da an meinen Beinen... hm.
*hält inne, atmet aus* Ach weißt Du, ich hab das irgendwie gelernt.
Th: Raus zu gehen. Ich weiß.
Kl: Ich hab das gelernt. *ausatmen*. Aber jetzt sagt mir gerade was in mir „Du
gibst gerade auf!“, und „Du willst doch gar nicht aufgeben!“.
Th: Du hast vielleicht damals schon aufgegeben. Spür das mal. Du hast aufgegeben.
Du bist raus gegangen, und hast gesagt: Ist o.k.
Kl: Ja, so fühle ich mich auch gerade: Ich gebe auf. Ich hab aufgegeben.
Ich geb auf, ich geb, ich geb, ich geb auf.
Th: O.k. Geh mal in Dein Leben und guck mal: Was ist selbstähnlich? An
welchen Stellen kennst Du genau dieses Gefühl? Ähnliche Situationen.
Schau mal: Welche kommt sofort? Welche ist da? Die erste, die kommt, die ist
schon da.
Kl: Ich hab meine Ehe aufgegeben.
Th: Dann geh mal in Deine Ehe, guck mal, was passiert. Was war ähnlich
wie hier?
Gab es ähnliche Situationen? Die erste, die kommt.
Kl: Äh, da kommt gerade nix, hm, Moment. Ich hab kämpfen aufgegeben.
Th: Nee, nicht allgemein bleiben. Guck mal, welche Situation kommt! Genau zu
diesem Gefühl.
Kl: Welche Situation kommt...
Th: Welche gehört dazu? Woher kennst das Gefühl noch? Wo drückt
es sich noch aus?
Kl: Ich hab aufgegeben... ich hab aufgegeben, etwas zu verlangen.
Th: Was zu erwarten.
Kl: Ich hab mein Verlangen aufgegeben.
Th: Zeig mal, was das heißt. Beschreib mir das mal.
Kl: Das ist wie mit meinem ersten Freund. Der... unsensible Blödmann, sag
ich mal.
Th: Lass ihn da sein.
Kl: Ich lieg hier und der steigt auf mich drauf. Und ich lass es einfach machen.
Th: Das ist genau das Gefühl: Du gehst aus Deinem Körper raus und
er darf mit Dir machen, was er will?
Kl: *atmet tief*
Th: Spür mal.
Kl: Ja, *schluckt*, klar.
Th: Ist das so was wie: Du spürst es dann nicht, was passiert?
Kl: Ich spüre es nicht, nee.
Th: Was passiert aber in Dir? Warum erlaubst Du es? Ist es so etwas wie: Du
musst es tun? Oder: Du kannst Dich nicht wehren? Oder was ist das Grundgefühl
dahinter? Und vergleich das mal mit diesem Baby, mit diesem Kind!
Kl: Ich will .... ich will... ich will ja, dass er bei mir ist. Oh Gott, ich
will ja, dass er bei mir ist. Und wenn er dann das haben will, dann soll er
sich’s halt nehmen.
Th: Ja. Ist das identisch zu damals? Geh mal hin und her.
Kl: Oh Gott, was rede ich da???
Th: Ist alles o.k. Geh mal hin zu dem Mädchen, guck mal, ob das identisch
ist!
Kl: Das brauch ich gar nicht groß gucken, das weiß ich: Das ist
so. Das war jetzt gerade ein Satz, der war total stimmig. Das war TOTAL stimmig.
Th: Klingt so ein bisschen wie „Dein Papa damals“... ist es Dein
Papa, der vor Dir ist?
Oder wer ist es? Dein Opa?
Kl: Ich weiß es nicht. Ich weiß es nicht.
Th: Geh mal rein in das Kind und schau mal, ob Du es nicht erkennen kannst!
Oder frag die Person mal, jetzt. Geh mal hin, sei mal dieses Kind und frag diese
Person: Wer bist Du?
Kl: Ja. Wer bist Du? Wer bist Du? Wer bist Du? Ich sehe bloß einen Mund.
Th: Hör mal, was er sagt, der Mund.
Kl: Der macht so: „Uuuuuuuh“ *spitzt die Lippen und zieht den Laut
lange raus*
Th: Gut. Dann frag: Bist Du Papa, ja oder nein? Frag ihn direkt!
Kl: Bist Du mein Papa? Ich kann es nicht erkennen. Hmmmm... es ist so verschwommen
alles.
Th: O.k. Frag mal nach Deinem Opa.
Kl: Da ist doch ein.... bist Du mein Opa? Es ist alles so verschwommen... ich
kann kein Gesicht sehen, ich kann nix sehen.
Th: Ist o.k.
Kl: Ich find das aber doof. Ich will das ja sehen!
Th: Ute, guck mal, ob das geht, dass Du als heutige Ute dahin gehst und ...
greif mal ein: Schubs ihn mal weg, oder stoße ihn mal an oder sag ihm
irgendwas! Guck mal, was passiert, wenn Du da jetzt hin gehst. Weil die Dreijährige,
für die ist das schon schwierig. Die kann ja nur raus gehen, aus dem Körper.
Kl: Also wenn ich da jetzt.... jetzt muss ich wieder dahin (in die andere Ute)...
wieder setzen... da kann ich überhaupt nix machen. Ich bin absolut nicht
in der Lage irgendwas zu machen.
Th: Ist klar. Hast Du das Gefühl, dass das irgendwie öfter passiert
oder ist es einzigartig? Das erste mal? Einfach nur das Grundgefühl dazu.
Kl: Das ist so altbekannt.
Th: O.k. Das ist halt so.
Kl: Hm. Und merk meine Hände, die... werden immer so taub, dass ich nicht
handeln kann, sagt das. Ich kann nicht handeln, die sind ganz taub. Ich bin
total handlungsunfähig. Das finde ich aber echt total bescheuert.
Th: Ja, da kommt es her, klar. Gut. Guck mal, ob Du da nicht von heute, als
heutige Ute dahin gehen kannst und kannst der kleinen Ute helfen. Guck mal,
ob das geht.
Weil heute kannst Du ja schon ein bisschen eingreifen, was tun, sagen, machen.
Kl: Hm... ich möchte den da so am liebsten so....
Th: Ja, mach das, genau. Tipp ihm auf die Schulter und frag ihn, was er macht
und wer er ist.
Kl: Duuuuu..... der ...der... das ist ein Monster, das ist ein Monster, und
das dreht sich kurz her *schlürfendes, schleckendes Geräusch*, irgendwie
so ganz komisches fratzen-mäßiges Gesicht, guckt mich kurz an, wie
so ein Alien, oder so ein Gremlin... oder so eine Monstergestalt, aus dem Fernsehen,
so sieht der aus, so ganz komisch, Schlitzaugen...
Th: Ist o.k.
Kl: .... und so ... *zeigt, wie es sich über die Lippen schleckt, schlürft*
und guckt mich kurz an und dann dreht er sich wieder zurück und macht weiter.
Also das ist ja wohl...
Th: Dann müsstest Du mehr eingreifen. Ihm z.B. sagen, dass das Kind das
nicht will, dass er aufhören soll, oder wer ihn geschickt hat – das
ist ja mittlerweile so ein Symbolbild geworden, ein Monster geworden, im wahrsten
Sinne des Wortes..
Kl: Also das ist.. ja... da.. und ... ähm...
Th: Das Kind hat das als Monster erlebt und so abgespeichert, und das siehst
Du jetzt, klar.
Kl: *atmet schwerer*
Th: Guck mal, ob Du was machen kannst.
Kl: Jetzt ist wieder dieses: Ich will greifen, greifen und greifen, greifen,
und das.. ich komm nicht ran.
Th: Du kommst nicht ran.
Kl: Nein.
Th: O.k. Setz Dich mal auf. (Gibt ihr ein Dyhando in die Hand). Probier mal,
ob Du ihn irgendwie aufhalten kannst, mit dem hier.
Kl: *nimmt das Dyhando*
Th: Guck mal, ob das geht. Es ist jetzt Deine Aufgabe, dem Kind zu helfen, damit
er aufhört, an ihm rum zu machen. Versuch es, bringt ihn dazu, dass er
aufhört. Weil wir müssen erst mal das Kind von ihm befreien. Guck
mal, ob Du das kannst. Bevor Du ganz weg rutscht, bevor Du ganz drin hängst.
Ich bin hier.
Kl: *richtet sich auf*
Th: *Unterstützt sie mit der Hand (auf dem Rücken). Zeigt ihr, wie
man mit dem Dyhando hauen kann. Macht es vor.* Allein schafft die das nicht.
Die braucht auch jetzt Hilfe. So. Ist alles frei, ist alles o.k.
Kl: *atmet schwer* Buuoh. *schwankt hin und her*
Th: Ich weiß, der Schritt ist groß, aber... guck mal, ob Du den
irgendwie machen kannst.
Kl: *atmet schwer*, mir ist ganz schwindlig.
Th: Ich weiß. Schwindel heißt auch immer so ein bisschen abhauen.
Weg davon. Zuviel.
Kl: *schwankt hin und her*
Th: *fängt sie auf*, bleib mal da! Bleib mal da! Bleib mal da! Bleib da!
*stützt sie* Bleib mal da! *macht Geräusch mit dem Dyhando*, guck
ihn mal an! Du musst der Kleinen jetzt helfen! Die kann das nicht allein Ute!
Kl: Oh, ich wird total schwach.
Th: Ich weiß, ich weiß. Bleib mal da! Komm mal her!
Kl: *kippt nach rechts hinten weg*
Th: *fängt sie auf, stützt sie* Ute! Komm! Komm, bleib da! Ich kann
es nicht für Dich machen, ich kann Dir nur helfen.
Kl: *stöhnt*
Th: Hm. Guck mal, dass Du eingreifst! Komm Ute! Komm!
Kl: *stöhnt*, oh Gott... *versucht sich zu überwinden*
Th: Guck mal, dass Du es hin kriegst!
Kl: *atmet tief druch*
Th: Weil sonst rutschst Du wieder in das *ausgeliefertsein* rein, und dann kannst
Du nix machen und...
Kl: Ja!
Th:... und das ist der Mechanismus, der auch passiert ist und.. (Kassette wechselt)
Das hat sich festgesetzt, ist ein ganz tiefer körperlicher Mechanismus,
wahrscheinlich sogar im Kleinhirn da oben.
Kl: Und der macht mich dann weg.
Th: Klar, und deshalb musst Du jetzt *schlägt mit dem Dyhando auf den Boden*
eingreifen! Du musst jetzt was tun!
Kl: Ich will jetzt hier sein! Ich will jetzt nicht taub werden! *weinerlich*
Th: Ja! Ja, genau! Komm her, tu mal was!
Kl: Ich will jetzt hier sein!
Th: *macht es vor, schlägt in Abständen auf den Boden*
Kl: Ich will jetzt hier sein!
Th: Schlag mal auf den Boden! Mach mal!
Kl: *will schlagen, kann aber nicht, zögert immer wieder, vor, zurück,
vor...*
Th: Tu es! Komm, komm, ich helfe mit! Ich bin da! Ja, trau Dich!
Kl: *atmet immer schneller*
Th: Damit kommst Du nämlich ins Handeln, damit passiert nämlich was.
Kl: *atmet stoßartig, schneller*
Th: Ja, ja, trau Dich, ja! Schlag ihn! Er soll auf hören! Sag ihm, er soll
aufhören!
Komm! Tu, ich helfe mit, ich bin da!
Kl: *Schlägt einmal auf den Boden, hält dann aber wieder inne*
Th: Komm, weiter, trau Dich!
Kl: Ooooh, ich.... das ist ja echt der absolute IRRSINN!!!
Th: Ich weiß! Ich weiß, aber Du musst der Kleinen da jetzt helfen!
Komm, Ute, Du musst der Kleinen helfen!
Kl: *sackt nach vorn, Kopf nach unten, holt tief Luft, stöhnt dabei...
*
*schreit dass die Wände wackeln*
Th: Schrei ihn an, ja, schrei ihn an, aber tu was! Sag ihm, er soll aufhören!
Kl: *kommt in die Handlung, schreiend* HÖR JETZT AUF!!!!!!
Th: Ja, genau! Sag ihm, er soll aufhören!
Kl: *wird ruhiger*, *flüstert drohend* Hör auf! Ah, hör auf!
Hör auf! Hör auf!
Th: Und guck mal, ob er hin hört! Guck mal, ob er Dich hört! Guck
mal, ob er aufhört!
Kl: Hör auf! Hör auf!
Th: Wenn er nämlich Deine Power spürt, dann müsste er aufhören.
Kl: Er ist jetzt... er... äher... er hat... er hält... er hält
inne!
Th: Ja, ja. Das ist schon mal gut. Guck mal, Du hast es schon mal erreicht,
dass er aufhört!
Kl: Er guckt mich an.
Th: Ja, klar.
Kl: Was ich will?!
Th: Zeig ihm, was er machen soll!
Kl: Was ich will???
Th: Ja, was willst Du? Sags ihm!
Kl: Sag mal... ich bin jetzt hier! Ich bin jetzt hier! Kennst Du mich? Du kennst
mich gar nicht, gell!
Th: Sag ihm, Du bist aus der Zukunft kommst, dass Du die kleine Ute bist und
dass Du ihr jetzt hilfst und er soll aufhören! Irgendwas in der Richtung.
Kl: Du kennst mich noch gar nicht *flüsternd*
Th: Komm, tu, fordere ihn ein!
Kl: *atmet schwer, stoßartig*
Th: Der muss auf hören, sonst knabbert er ewig an Dir rum.
Kl: Du hörst auf jetzt! *schlägt einmal zu*, oh, nee, er macht weiter,
oh, oh, oaah...
Th: Dann hau ihm drauf *schlägt auf den Boden*, komm tu, sonst kriegst
Du wieder lahme Beine und alles mögliche...
Kl: Oah, oah, oooaaah.... *fängt an zu schreien*
Th: Ja, schrei ihn an! Schrei ihn an! Ja!
Kl: Aaaah, was machst Du!!! Aaaahh... *schreit laut und hell*... *krümmt
sich*...
Th: Ja, genau, zeig ihm Deinen Schmerz! Sag es ihm!
Kl: *bekommt kaum noch Luft*... *hält dann inne*... *schwankt*
Th: Bleib da! Bleib da! Bleib da! Zeig ihm das, was da ist! Und schau ihn an!
Schau ihn an! Schau ihn an!
Kl: *atmet schwer*
Th: Bleib mit Kontakt mit ihm, das ist ganz wichtig.
Kl: Er grinst! Er grinst und er lacht! Uuuuaaahh... das ist so... oh Gott...
oh wie der grinst! *Entsetzen*
Th: Tu was!
Kl: Oh Gott! Oh wie der lacht! *entsetzt*
Th: Sag es ihm. Red mit ihm.
Kl: Oh wie Du lachst! Oh ist das... oh Gott... ohgottohgottohgott... ohgott...
Oah.... oooh Gott.... *verzweifelt*
Th: Aber jetzt mach die Auseinandersetzung, jetzt ist er da, jetzt ist er aufmerksam,
Du siehst ihn, Du hast ihn gestellt. Und guck mal auf die kleine Ute, wie die
reagiert, weil immerhin hast Du ihn schon abgelenkt.
Kl: *atmet ruhiger*.... ich sehe, ich seh.... ich seh... ich seh seine Augen,
ich seh eine Haare. *spricht leise*
Th: Sag es ihm! Rede mit ihm! Sag es ihm!
Kl: Ich sehe Dich! Ich sehe Dich jetzt gleich. Ich sehe Dich jetzt gleich...
jetzt gleich... jetzt gleich... Du hast... oh Gott nee.... oh nee.... oh nee....
oh nee, oh nee... neee...
*kippt mit dem Oberkörper nach vorn auf die Knie und hält sich die
Hände vors Gesicht*
Th: Was ist? Bleib da! Bleib da!
Kl: *wimmert*, *immer leiser*
Th: Was ist? Ute, drück es aus!
Kl: Oh Gott... oh Gott... ich... es ist unglaublich.... ich sehe dieses... ich
sehe.... ich sehe diesen wahnsinnig großen Mund, der grinst so, so hämisch
und so... und ich sehe die Haare... und das sind die Haare.... das sind die
Haare... das können nur die von meinem Vater sein, das geht nicht anders.
*verzweifelt*
Th: Frag ihn, ob er es ist!
Kl: Papa bist Du es? Papa, bist Du es? *schmerzerfüllt* Ja.... er nickt....
*krümmt sich vor Schmerzen*.... *holt Luft und atmet in einem schmerzerfüllten
Laut aus* Aaaaah... oh nein... *brüllt* NEIN, nein, nein!!!! NEIN!!!! Ah,
nein, das glaub ich nicht! Das glaub ich nicht! *verzweifelt*
Th: Dann sag ihm, er soll Dir helfen, er soll Dir helfen! Dein Vater muss Dir
helfen, er muss der Kleinen helfen! Red irgendwie mit ihm. Zeig ihm Deinen Schmerz.
Zeig ihm Deine Verzweiflung. Alles o.k., aber zeig es ihm! Rede mit ihm! Bleib
in Kontakt mit ihm!
Kl: Oh Papa.... Papa.... oh Papa.... *weint und ist schmerzerfüllt*...
nein, nicht Du.
Nicht DUUUU!!! NEIN! Neiiiin.... aaaaah.... aua! Aah aua, aua, aua, aua.....
Th: Zeig ihm Deinen Schmerz!
Kl: *schluchzt laut* das tut so weh, guck mal! Oh nein! Oh nein! *sinkt wieder
in sich zusammen*, oh nein....
Th: Bleib in Kontakt mit ihm! Schau ihn an!
Kl: *kommt wieder hoch*, oh Papa, oah... oh Papa... er sagt, er hätte mich
geliebt.
Oh nein! Oh nein! Ich kann Dir nie wieder in die Augen gucken!
Th: Schau trotzdem hin, jetzt. Zeig ihm Deine Betroffenheit... oder was immer
auch passiert ist. Bleib in Kontakt mit ihm!
Kl: Er sagt, er war damals ein anderer. Er sieht auch anders aus, er hat ein
viel dickeres Gesicht. Er hat so ein dickes Gesicht.
Th: Frag ihn mal so was wie: Ob er immer, wenn er Zoff hatte, zu Dir gekommen
ist - weil vorher hatten wir diesen riesigen Streit draußen – hat
das damit was zu tun? Frag ihn mal so ein bisschen aus.
Kl: Papa, ist das die Wahrheit? Ist das überhaupt die Wahrheit? Eigentlich
brauch ich gar nicht fragen, sagt er, ich wüsste es doch!
Th: Ja, ja, aber den Dialog musst Du führen, das ist wichtig! Und er muss
es sogar sagen, weil er will es ja auch los werden, er zeigt sich ja in dem
Moment, er entlastet sich ja auch in dem Moment, es ist ja alles ein Geheimnis
in Dir, das ist eine gigantische Spannung.
Kl: *fängt an zu weinen* Er bricht zusammen. *schluchzt*, er bricht zusammen!
Er bricht zusammen. Nein... jetzt bricht er zusammen.
Th: Sag ihm, wie das für Dich ist.
Kl: Oh Gott, ich glaub es einfach nicht, was ist los mit Dir?
Th: Frag ihn mal, warum er das getan hat!
Kl: Warum? Warum hast Du das... warum... warum hast Du das gemacht? Warum hast
Du mir das angetan? *schluchzend, weinend* Warum hast Du das gemacht?
Er konnte sich nicht beherrschen! Er konnte sich nicht beherrschen.
Th: Sag ihm, wie das für Dich war! Dass Du immer aus dem Körper raus
gegangen bist... all die ganzen Sachen, erzähl es ihm! Er muss das wissen.
Er soll das wissen.
Kl: Weißt Du, was Du gemacht hast? So ein kleines Kind! Du warst nur an
den Beinen, aber... Du hast es gebrochen! Es ist zerbrochen! Es ist in der Mitte
auseinander gebrochen!
Th: Frag ihn, was er gemacht hat! Frag ihn, er soll jetzt alles sagen. Du bist
aus dem Körper raus, Du hast nur nix mehr gemerkt. Frag ihn, was er gemacht
hat!
Kl: Er hat
mich geschleckt. *weint schmerzerfüllt*
*wird ruhiger* Er war betrunken. Oft.
Th: Oft?
Kl: Er war oft betrunken. Und er war.... Papa, wann! Wann hast Du das gemacht?
Wann? Ich will es wissen!
Th: Ja, er soll Dir alles sagen. Dann hat er es auch ausgesprochen, dann ist
das auch ein bisschen leichter vielleicht für ihn.
Kl: Wenn er mit mir allein war. Wenn er wusste, dass keiner kommt.
Th: Hat das was mit dem Zoff mit seiner Frau zu tun? Mit Deiner Mama?
Kl: Papa, hat das was mit dem Zoff zu tun? Das war der Opa und die Oma und die
Mama, die gezofft haben, sagt er... er... ja, das hat was damit zu tun! Ja,
doch, das hat was damit zu tun, weil die haben nämlich seine Frau fertig
gemacht. Er hat gar keine Frau mehr.
Th: Und er als Mann hat nicht einschreiten können, ist es so was?
Kl: Er konnte gar nix tun.
Th: Er kam sich vor wie ein Junge? So was? Frag ihn mal!
Kl: Papa...
Th: Er hätte normal seine Frau beschützen müssen.
Kl: Papa, was ist los? Warum? Was hab ich... was hast Du gefühlt? Den totalen
Irrsinn. Ja, er hat nicht gewusst was er tut. Er hat der Aggression... er hat...
er hat an mir was abgeladen. Wut und Hass.
Th: Ach ja, deshalb eine Fratze? Das heißt also, das war nicht nur seine
Geilheit oder seine Lust, sondern.... frag ihn mal!
Kl: Ja. Ja, da war viel mehr. Er hat so viel Hass. Er hat mich... er liebt mich...
er kann gar nicht richtig reden, der stottert voll rum. Der ist völlig
fertig, der Mann. Der ist total fertig, echt. Der ist total gebrochen. Er ist
total gebrochen. Und er ist wie... wie schizophren, so zweigeteilt. Er hat so
zwei Gesichter.
Th: Beschreib mal beide.
Kl: Na, das eine, das ist dieser funktionierende... da funktioniert er, da geht
er arbeiten, Geld verdienen, die Familie ernähren und sich um alles kümmern
und das andere ist, dass er seine Tochter liebt, aber die ist noch zu klein.
Und, dass er Lust hat auf so ein kleines Kind und aber... komisch... jetzt...
Papa, guck mich mal bitte an! Ich will, dass Du mich anguckst! Er ist selbst
gebrochen. Er hat sein eigenes... er hat es auf mich übertragen. ER ist
gebrochen! ER ist zerbrochen! Er ist zerbrochen! Er ist zerbrochen!
Th: Sag´s ihm.
Kl: Du bist zerbrochen! Ja, er nickt, ich bin zerbrochen. Sonst hätte er
so was nie tun können. Und das weiß er auch jetzt nicht mehr, oder
das würde er nie....
Das hat er nicht getan. Er hat es nicht getan. NIE hat er das getan. Ein Teil
von ihm weiß das nicht. Das hat er NIEMALS gemacht.
Th: O.k. Frag ihn mal, wenn er es jetzt weiß, wie es ihm geht damit.
Kl: Jetzt, bei mir hier, wir wissen das jetzt. Wir wissen das jetzt. Wie geht’s
Dir jetzt damit, dass Du das jetzt weißt.
Th: Und dass Du das weißt.
Kl: Und dass ich das weiß. Keine Worte. *flüstert*, keine Worte.
Das ist mein Papa. Das ist MEIN Papa.
Th: Sag es ihm.
Kl: Du bist mein Papa. *schluchzt*, Du bist mein Papa! Von Dir hätte ich
es am allerwenigsten gedacht. Du Blödmann! Blödmann reicht gar nicht,
ich weiß nicht, ich find kein Wort dafür! Ich hab gedacht, der Opa
taucht auf, oder ein Onkel, oder irgendein blöder Wichser... aber nicht
Du! Nicht DU! Ja, bestimmt nicht Du! Ausgerechnet Du! Das ist doch zu blöd!
Jetzt zuckt er mit den Schultern. Zuckt der mit den Schultern?! So war es halt.
Es war halt so. Er war es halt.
Th: O.k. Guck doch mal, wie es der kleinen Ute jetzt geht, die mit den drei
Jahren. Guck mal, wie es ihr geht.
Kl: Ja.
Th: Die hat das ja alles mitgekriegt jetzt.
Kl: Ja, die hebt den Kopf. Die guckt: Was ist denn da los? Was ist denn los?
Die guckt. Die guckt. Ist irgendwas passiert? Ist irgendwas anders? Hat sich
was verändert? Es scheint sich was verändert zu haben. Aber sie weiß
noch nicht was. Die checkt das nicht.
Th: Ja, das glaub ich.
Kl: Hm.
Th: Guck mal, ob Dein Papa ihr versprechen kann, dass er das nie mehr, nie mehr
macht. Oder sich vielleicht sogar entschuldigen kann. Bring die beiden mal zusammen
und guck mal, was passiert. Oder guck mal, ob das überhaupt geht.
Kl: Also wenn ich den jetzt auch nur in die Nähe von ihr bringe, dann....
sehe ich eigentlich nur, wie sie sich zurück zieht. Also, wenn sie es könnte,
aber in meiner inneren Welt kann sie es ja, dann flüchtet sie fluchtartig
in irgend so eine Ecke, und macht sich ganz klein.
Th: Dann zeig Deinem Papa: Guck mal, wie angstvoll Deine Tochter ist! Wie viel
Angst Deine Tochter hat. Wie viel Angst die Ute hat. Der soll sehen, was er
angerichtet hat: Die hat Angst vor ihm! Ein Teil in Dir, als seine Tochter,
hat Angst vor ihrem Papa.
Kl: Ja.
Th: Und das kann er sich angucken.
Kl: Ja.
Th: Und das ist das, der Schaden, den er gemacht hat.
Kl: Ja. Papa, guck mal, das bin ich. Siehst Du! Das bin ich! Guck mal, in welchen
Situationen.... das hat sich wiederholt... da sind wir gestern in der Sitzung
drauf gekommen, und das ist jetzt schon ein paar mal, während wir das hier...
dass ich dies Position habe (Beine angezogen, Arme um die Beine geschlungen,
Kopf zwischen den Knien vergraben), das war die erste Position gestern, und
ich sitze irgendwo, ganz zusammen gekauert, und will eigentlich bloß,
dass das nicht mehr da ist, was da ist. Und das bin ich.
Th: Und spür mal, in welchen Situation in Deinem Leben so ganz tief kein
Vertrauen da ist, oder Angst vor Nähe oder was immer Dein Papa für
Dich...
Kl: Oh ja, immer! Immer! Immer wenn jemand... immer wenn jemand...
Th: Erzähl es Deinem Papa, wie es sich ausgewirkt hat, auf Dein Leben,
sag es ihm! Sag es ihm!
Kl: Also, es gab nur zwei Möglichkeiten: Entweder, jemand hat mich wirklich
geliebt, dann durfte der von mir aber körperlich nix wollen, oder jemand
hat mich nicht geliebt und dann konnte mit dem Sex machen. Aber zwischendrin
gab es nix. Es gab nur diese zwei Möglichkeiten.
Th: Genau das ist es, ja.
Kl: Und außerdem, lange Zeit, war für mich sowieso Sexualität
irgendwie... das ist ja irgendwie...
Th: Erzähl es Deinem Papa alles.
Kl: ... das macht keinen Spaß – ich erzähl es ihm – lange
Zeit machts keinen Spaß, hat es keinen Spaß gemacht, und dann....dann...
hab ich mich hingelegt und hab den über mich drüber gelassen. Also
echt nicht.
Th: Kannst Du Dir vorstellen, dass deshalb auch Dein Dornröschen auch nicht
mehr da ist?
Kl: Na klar, die hat voll Schiss vor dem Prinzen.
Th: Ja, klar.
Kl: Logisch! Die kann ja gar nicht da sein! Die hat sich vor dem versteckt!
Ha! Das ist es! Logisch! Die hängt irgendwo! *lacht*, die hat wahrscheinlich
so einen Geheimgang, in dem Zimmer, und da ist sie rein gekrochen, und dann
schnell zu gemacht, damit der sie bloß nicht findet! Ach ja! Gott echt,
ja klar! Und als Du das gesagt hat, dachte ich „Nee, so ein Blödsinn!“,
aber Du hast ja Recht! *weint*
Th: Das heißt, Du bleibst allein.
Kl: Ja, klar, ich bleib alleine! Weil wenn mich jemand wirklich liebt, dann
tut er mir ja weh! *schluchzt*
Th: Guck mal, ob das der tiefe Schmerz ist. Auch bei der Bulimie, auch wenn
Du...
Kl: Ja, ich wünsch mir so sehr... ich wünsch mir so sehr... Liebe...
*schluchzt, fängt an zu weinen*, aber das geht ja nicht.
Th: Ja, genau.
Kl: Deswegen bin ich immer einsam, und immer allein. *weint*
Th: Zeig es Deinem Papa! Das ist das, was Dein Papa angerichtet hat. Genau das.
Kl: Ich bin immer allein. Weil die, die mich wirklich lieben würden, die
lass ich ja nicht an mich ran!
Th: Hm, da hast Du Angst vor, ja.
Kl: Die wähl ich gar nicht aus! Und die, die mich nicht lieben, die mich
behandeln wie Scheiße, die nehme ich! Und dann leide ich! Und dann kommt
der große Papa und sagt: „Ha, mit dem musst Schluss machen! Der
ist nicht gut für Dich, der haut Dich bloß!“, und dann macht
ich Schluss, und bin wieder allein. Und der große Papa ist ja nicht da,
natürlich, nicht. Ja, ich bin 33 und ich bin ganz schön allein. Ja,
und deswegen...
Th: Schau mal, ob Du Deinen Vater erreicht hast damit, dass Du ihm erzählt
hast, wie es sich ausgewirkt hat. Der müsste ja sehr betroffen sein, weil
er hat ja seine Tochter, letztendlich, ein Stückchen alleine gemacht.
Kl: Der rennt im Kreis gerade.
Th: Wie bitte?
Kl: Der rennt im Kreis. So... *zeigt mit den Händen Kreise* „Das
kann ja gar nicht wahr sein“, der rauft sich die Haare. „Das hab
ich nicht gemacht!“, sagt er, „Das hab ich nicht gemacht! Das hab
ich nicht gemacht! Das wollte ich doch nicht! Das hab ich nicht gemacht! Das
wollte ich doch nicht! Das hab ich nicht gemacht!“, *genervt* Hmpf.
Th: Dann soll er sein Kind auf den Arm nehmen, dann sieht er ja, ob das Kind
Vertrauen zu ihm hat. Dann sieht man es ja.
Kl: Probier... genau! Probier es doch mal! Gehe doch mal hin und versuch doch
mal, die Kleine hier auf den Arm zu nehmen, mal gucken, ob das geht.
Th: Das Normalste von der Welt: Der Papa nimmt seine Dreijährige Tochter
auf den Arm, die Tochter freut sich wie wahnsinnig...
Kl: Ja!
Th: ... und guck mal, was sie macht...
Kl: Ja... *lacht*... gute Idee! Super Idee! Mach das mal! Komm! Mach mal! Das
will ich nämlich sehen! JA! Schach matt! SCHACH MATT! Die haut ab! Die
will NICHT zu ihm! Null! Vergiss es! Die hat überhaupt keine Lust da drauf.
*verneint*
Th: Genau das ist es auch wenn Du einen Mann kennen lernst, der Dich liebt,
der was von Dir will, wo es intim werden könnte, liebevoll werden könnte,
zwischen Euch, dann hauste ab. Die Kleine haut ab, die hat Angst.
Kl: Hm. Oder aber, derjenige verspricht mir, dass er von mir körperlich...
ich hab ja meinen Mann geheiratet, unter der Bedingung, dass wir keinen Sex
haben. Also, unter der Bedingung.... ich hab gesagt, ob es o.k. ist, ob er mich
trotzdem heiratet... er hat mich dann trotzdem geheiratet, also ohne sexuelle
Attraktivität, war er, für mich.
Th: Ja.
Kl: Das war wichtig, sonst hätte ich ihn nicht geheiratet. Wenn der sexuell
attraktiv gewesen wäre, dann hätte ich nicht geheiratet. Ich hab ihn
nur geheiratet, weil er es nicht war.
Th: Das heißt, er erinnert Dich nie an Deinen Schmerz, nie an Deine...
Kl: Nee, der ist genau das Gegenteil von meinem Vater. GENAU das Gegenteil.
Rund, weich, verständnisvoll – mit dem kann man reden, wie ein Freund
– zuhören... er hört zu, hört zu, hört zu...ewig lang...
das ist genau das Gegenteil. Und ein Kind haben wir nur gekriegt, weil ich getrunken
habe. Wenn ich betrunken war, konnte ich auch Sex haben. Mal, einmal... einmal
im Jahr. Und einmal im Jahr Sex reicht und dann bin ich schwanger. Zack bumm.
Th: Guck mal, was Dein Papa dazu sagt, wenn er das jetzt wahr nimmt, wie es
sich ausgewirkt hat.
Kl: „Deina Pföts!“, das ist ja so ein dummer Satz, also, das
sagt er immer.
Th: Was sagt er?
Kl: Das ist so fränkisch, ja? Deine, Deine... Hirngespinste, auf deutsch
gesagt, er sagt das auf fränkisch „Deina Pföts“, sagt
er. Deine... solche dummen Ideen, so ein Schwachsinn, so ein Krampf, und sagt
er immer „Deina Pföts!“. „Was Du Dir da einbildest!“
Th: Also ein Teil in Dir will nicht glauben, dass Dein Vater das wirklich gemacht
hat.
Kl: Das sagt er zu mir! Er sagt... ja... das sagt er zu mir. ER sagt das zu
MIR. Ja. Hm.
Klar, logisch.
Th: Gut, dann frag ihn mal, warum das kleine Kind vor ihm Angst hat. Was hat
er ihr noch getan?
Kl: Ja, ich hätte doch bei ihm im Bett geschlafen, sagt er jetzt, so ich
älter war, und die Mutter war tot, und da hab ich doch auf der Mutter ihrer
Seite geschlafen und ich hätte ihm doch Nachts die Hand gegeben.
Th: Ja. O.k. Frag ihn mal, ob da noch was passiert ist? Frag ihn mal, jetzt
kann er alles erzählen, jetzt sind wir eh dran, haben ihn eh aufgeweckt.
Frag ihn mal, guck mal, was passiert.
Kl: Papa, war da noch mehr? Er will nix sagen.
Th: Ah ja. Wenn Du auf der Mutter ihrer Seite geschlafen hast, dann denkt er
ja fast, Du wärst seine Ehefrau. Vielleicht energetisch für ihn gewesen...
vielleicht zeitweise auch nur... frag ihn! Keine Ahnung.
Kl: Da nickt er. Das war ich schon immer. Das kam auch bei der Hellinger –
Aufstellung raus. Da hat mich die Frau angeschrieen, und hat geschrieen: „Das
ist doch Dein Kind und nicht Deinen Frau!“, hat sie ihn angeschrieen,
ihn! Ach, und jetzt, als ich dort war – das letzte mal, als ich dort war
– war ich total schön her gerichtet, wunderschön... sah einfach
gut aus, ich hab mir selber gefallen, da sagt doch der tatsächlich, und
glaubst Du es, da hab ich gedacht „Was ist denn das jetzt?“, sagt
der doch zu Marlene... wie war das noch mal... ich weiß es nicht mehr,
ich weiß nur noch das, was er gesagt hat: „Die sieht geil aus!“,
ich sehe geil aus, hat er gesagt. *ungläubig*
Th: Da hat er wahrscheinlich seine Frau in Dir gesehen. Also seine ehemalige,
Deine Mama, hast ihn erinnert.
Kl: Wääh *angewidert*
Th: Wie alt ist Dein Vater jetzt? Heute?
Kl: Mein Papa ist, der hat ja jetzt erst gerade Geburtstag gehabt, 65igsten.
Th: Gut, dann stell ihn zur Rede. Frag ihn, ob er mit Dir als Kind auch noch
was angefangen hat, jetzt ist er gerade da. Weil das ist auffällig, wenn
Du ab der Hüfte runter tot bist und dann... Deine Weiblichkeit ist nicht
da und Du bist am kotzen... das ist eigentlich immer eine Sehnsucht nach dem
Papa.
Kl: Jetzt sag ich: Nö. Aber das sag jetzt ich. Papa..... seit dem Tod meiner
Mutter nicht mehr, sagt er. Kam jetzt als erstes in meinen Kopf.
Th: Frag: Stimmt das? Und guck, ob er nickt oder mit dem Kopf schüttelt.
Kl: Papa,
stimmt das? Seit dem Tod meiner Mutter nicht mehr? Jetzt macht er so (Kopf nicken)
und so (Kopf schütteln) gleichzeitig, also Du bist ja echt blöd.
Th: Gut, also beides ist richtig.
Kl: Ich will... wie wenn er.. den Kopf.. kannst ihn gleich drehen! Was soll
denn das jetzt heißen?
Th: Ja, gut, er soll es Dir zeigen! Er soll es Dir zeigen. Wenn Du noch bereit
bist? Also ich will Dir jetzt nix überstülpen – es kann auch
sein, es reicht für heute – guck mal, ob Du bereit bist. Ob Du noch
was wissen willst, von ihm. Wenn ja, dann frag jetzt, weil jetzt ist er gerade
da, und jetzt kannst Du gerade nachfragen. Müssen wir sowieso alles aufdecken.
Das kommt sowieso alles nachgerutscht.
Kl: mmmhhh *überlegt*, nö, ich will nix mehr wissen, heute. *verneint*,
das ist o.k. ich will es nicht noch näher wissen.
Th: Dann kümmere Dich mal um die Kleine, das ist das aller wichtigste.
Kl: Ja. Ja, die ist da immer noch, krabbelt da verloren irgendwo rum. *atmet
erleichtert aus*, ach Gott, mein kleines Butzel...
Th: Ja.
Kl: Och Gott, och man, jetzt bin ich wieder in dem Traum...
Th: In welchen Traum bist Du denn?
Kl: Wo sie mir sie bringen.
Th: Erzähl mir den noch mal! (spielt Musik ein)
Kl: Ich bin in dem Traum, wo sie weg ist, und ich kann nix tun, und sie ist
weg und ich hör sie nur schreien, schreien, schreien, schreien. Und dann
bringen sie mir sie zurück, und dann ist sie halb tot, und die Beine sind
so rot, bis hier (zeigt auf die Körpermitte)... und das Kind ist total
gebrochen, zerbrochen....
(Musik spielt, Unterhaltung ist unverständlich)
Th: Rede mit ihr, oder kümmere Dich um sie... und wenn Du willst, kannst
Du auch Dein Kind mit hinzu holen, das hilft immer ganz gut, schau mal, ob Dein
Kind vielleicht auch mit ihr spielen will...
(Spielt liebevolle Musik ein)
Kl: *weint, hält das Kind (Decke) und weint*, *hält es ganz fest und
drückt es an sich*
- nach einiger Zeit lässt Ute das Kind los und fängt an, sich im Gesicht
zu berühren. Ganz vorsichtig, die Lippen, die Wangen, die Augenbrauen...
ihre Stirn... und wieder ihren Mund usw. -
Th: Ja, was passiert? Du spürst Deinen Körper?
Kl: Ja.
Th: Und? Wie fühlt sich das an, im Körper zu sein?
Kl: Das ist gut! *lacht* Ja! Ich hab Finger... ich hab ein Gesicht, einen Mund...
Th: Und spürst Du Deine Beine?
Kl: *hält ihre Beine, wie ein kleines Kind es tut, angewinkelt, mit den
Händen an den Füssen, macht Strampelbewegung*
Th: Und? Alles dran? *lacht*
Kl: *lacht auch*, ja, Ich hab Beine! Guck mal! Guck mal! Die kann ich bewegen!
Ich kann mich bewegen!
Th: Zeig es Deinem Papa von damals, dass Du Deine Beine, und die Bewegung, Dein
Körpergefühl, Dir wieder zurück geholt hast. Er hat das nicht
für ewig weg machen können. Irgend ... so was ähnliches.
Kl: Guck mal, Papa, ich bin wieder in meinem Körper drin! Guck mal! Guck
es Dir mal an, komm mal her... Aber komm mir nicht zu nah! *in scharfem Ton*
Aber guck es Dir mal an, o.k.? Nimm genügend Abstand und guckst es Dir
an! Guck mal. Das hab ich jetzt gemacht.
Th: Das ist toll, Du hast Dich wieder zurück geholt in Deinen Körper,
das ist ganz toll.
Vielleicht war das auch Deine Sehnsucht, warum Du dann so viel gegessen hast
und dann gekotzt hast.
Kl: Ich lieb doch meinen Körper, eigentlich... was heißt eigentlich?
Ich lieb ihn!
Th: Sag es ihm.
Kl: Ich lieb meinen Körper.
Th: Ich lieb Dich.
Kl: Ich lieb, ich lieb Dich, Körper.
Th: Ja.
Kl: „Oh man, das hab ich ihm schon lange nicht gesagt!“, sagt er!
Th: *lacht*
Kl: *lacht erleichtert*, ja, o.k., aber jetzt sag ich es Dir ja! „Ja,
endlich!“ , aaahh.... *atmet erleichert aus*, schööön...
aah, ich spür mich! Aaah...
Th: Jetzt müsste sogar Dein Dornröschen irgendwo auftauchen.
Kl: Hab ich ein Dornröschen?
Th: Na ja, guck mal, ruf sie mal, vielleicht taucht sie irgendwo auf?! Oder
Deine innere Frau.
Kl: Also, wenn ich jetzt so guck, ne, so hinter so einer Schranktür....
so ganz... so guckt sie da *zeigt wie Dornröschen hinter der Schranktür
hervorlugt*..
Th: So nach dem Motto „Ist die Luft sauer?“
Kl: *lacht*, komm raus! Bin nur ich hier! Komm raus. Die traut sich gar nicht
richtig, aber die kommt schon raus jetzt. Aaaah. Klar hab ich ein Dornröschen!!
Th: Ja, klar. *lacht*
Kl: *lacht herzlich*
Th: Das war nur abgetaucht... ist schon richtig.
Kl: *lacht*, aaah, super!
Th: Jetzt soll sie sich ins Bett legen, und dann kannst Du sie noch mal wach
küssen und dann ist alles ganz normal.
Kl: Ach ja! Aaah.... ja, die ist jetzt da, die kann sich auch da hin legen...
aber nur, wenn ich sie gleich wecke, also nicht hundert Jahre liegen lassen,
oder so...
Th: Ja, die Zeit ist eh abgelaufen, also die Zeit ist rum, jetzt ist Aufwachen
angesagt.
Kl: Ach ja, *lacht*, ja, die blinzelt schon, die gar nicht richtig so tun, als
ob sie schläft. Die blinzelt so. Ja, ich gehe hin. Komm, steh auf! Komm
her, komm! Ja. Die sitzt jetzt auf dem Bett. Mein Gott, ich bin total froh,
dass Du jetzt da bist. Ich hab schon gedacht, ich find Dich nie! Du warst in
dem komischen Wasser da drin und ich hab gedacht Du bist da irgendwie... ich
hab echt gedacht, ich find Dich nie!
Th: Im Wasser hat sich Dein Bild gespiegelt, aber jetzt ist sie da, die war
nur versteckt.
...... Kassette ist zu Ende.... Am Ende reitet der Prinz mit Dornröschen
in seinen Armen noch über die Wiesen... dann kommt Ute zurück und
strahlt.
Ute 2. Session – Transformation
Kl:
Ja, also ich bin auf einer Leiter und die Leiter, die führt von einer Wolke
oben, nach unten auf die Erde... und auf der Erde, da ist ein Loch in der Erde,
und da kann ich dann rein.
Th: Warst Du von Anfang an da oben auf der Wolke, oder wie kommst Du dahin?
Kl: Ja, das war dann da, das Bild, ja.
Th: O.k.
Kl: Wobei ich jetzt an dem Punkt bin, also vor diesem Loch, wo die Leiter rein
geht und... halt... da jetzt hänge, an der Leiter...
Th: Gut, guck mal, ob Du weiter runter steigen kannst, wo Du dann hin kommst,
wenn Du tiefer runter gehst.
Kl: Hm. Also... fällt mir jetzt schwer oder.. ja..
Th: Dann sag es der Leiter, sag einfach, was da ist.
Kl: Ich möchte mich jetzt an Dir festhalten, Leiter, und möchte jetzt
eigentlich nicht da weiter runter... merk, dass ich anfange... mich so... beklemmt...
oder... finde jetzt gerade kein Wort... zu fühlen.
Th: Wenn Du so, an Dir vorbei, runter schaust, was nimmst Du wahr? Geht es da
tief runter, oder ist es da dunkel, oder wartet da jemand? Einfach mal gucken.
Kl: Das ist überhaupt so ein surreales Bild irgendwie, weil das ist gar
nicht so die Erde, in dem Sinne, sondern das ist wie so ein Mini-Planet, wo
eigentlich... oder wie ein Ball, mit einem Loch.
Th: Ja, o.k.
Kl: Wie etwas Lebendiges.
Th: Gut. Du kannst natürlich auch probieren, einfach mal einen Schritt
tiefer zu gehen und wieder einen Schritt höher zu gehen, so dass Du spürst,
Du kannst es jederzeit entscheiden, weiter runter oder hoch zu gehen. Guck mal,
ob das geht. Oder Du kannst der Leiter die Anweisung geben, sie soll ein bisschen
tiefer rutschen oder ein bisschen höher gehen, nur mal experimentieren,
ob Du Entscheidungsfreiheit hast.
Kl: Also, wenn ich jetzt... ich hab Angst, dass dieses Loch zu geht, wenn ich
drin... rein gehe.
Th: O.k., dann sag das mal dem Loch, genau, das kann ja passieren, weiß
man ja alles nicht.
Kl: Ich hab den Eindruck, dass Du wie so ein Mund bist, der zuschnappt, wenn
ich runter komme.
Th: Genau. Und dann bist Du weg und wer weiß, was Dir passiert usw.
Kl: Ja.
Th: Genau. Gut, dann guck mal, was das Loch jetzt sagt!
Kl: Ich hör nix, oder ich nehme nix war. Es spricht nicht mit mir. Ich
möchte jetzt, *sprechen fällt schwer*, ich möchte das jetzt gern,
ich möchte jetzt, dass Du mir sprichst.
Th: Wenn nicht, fordere es einfach ein.
Kl: *atmet tief*, ich soll es probieren.
Th: Ja, gut, Du könntest eine Vereinbarung mit ihm treffen – klar,
musst ein Stückchen vertrauen, schon – aber die Vereinbarung treffen,
wenn Du rein gehst, es soll Dich auch wieder raus lassen, jederzeit, oder so
was. Guck mal, ob das geht.
Du kannst ja die Vereinbarung so machen, wie Du möchtest. Ist natürlich
trotzdem eine Vertrauenssache, aber...
Kl: *zittert am ganzen Körper*, also, wenn ich jetzt da rein gehe.... kann
man da überhaupt rein gehen? Das ist ja noch die Frage, es sieht so klein
aus.
Th: Gut, dann stell die Frage zuerst.
Kl: Ja, das sieht so klein aus, kann ich da rein gehen? Ja, der Raum ist größer,
als er aussieht. O.k. Und wenn ich jetzt da rein gehe.... passiert.... hoah...
*zittert stark*... bleibt das dann offen, das Loch? Ich soll es probieren. Ich
will es aber nicht probieren! Ich will wissen, ob es offen bleibt! Ich will
nicht... ich will nicht einfach probieren, nachher.... ich hab jetzt Angst!
Ich hab echt... *zittert stark am ganzen Körper*
Th: Ja, Du zitterst schon richtig.
Kl: Ja, das spüre ich auch, uah, das ist irgendwie nicht schön.
Th: Gut, Du kannst die Bedingung stellen, dass du jederzeit wieder raus kommst.
Ob das funktioniert, dann soll es bei JA rot aufleuchten, bei NEIN grün
aufleuchten.
Kl: Also gut, o.k., pass mal auf, ich frag Dich jetzt: Ich möchte jetzt
mal rein und gucken, was da drin ist! Und wenn Du das Loch offen lässt,
und mir nix passiert, dann leucht bitte rot... oder nee, dann leucht grün
– das ist besser so – dann leucht grün, und wenn... wenn was...
wenn Du mich irgendwie verschlucken willst, dann leuchtest Du rot. Ja. Es leuchtet
rot.
Th: Es will Dich verschlucken.
Kl: Ja.
Th: O.k., dann musst Du jetzt besonders mutig sein, wenn Du rein gehst, oder
nicht rein gehen.
Kl: *lacht*
Th: *lacht mit*, es will Dich verschlucken. Gut, es ist ehrlich, das ist auch
was wert.
Kl: Jetzt leuchtet es grün. Haa... Du veräppelst mich! Das ist ja
verarsche, was ist denn das jetzt? Es kann ich entscheiden. Ich kann es entscheiden,
sagt es jetzt.
Th: Dann frag noch mal: Was kannst Du entscheiden? Damit es Dir ganz klar ist.
Kl: Ob es mich verschluckt oder nicht. Oder ob mir was passiert oder nicht,
das ist meine Entscheidung. Ich entscheide, ob es rot oder grün ist.
Th: Gut, dann probiere es aus.
Kl: Hm, ja, o.k., ich lass es grün sein, ganz klar. *atmet tief durch*,
ja, es ist grün.
Th: Dann guck doch mal, ob Du es entscheiden kannst, dass es rot wird, dann
hast Du es ja getestet.
Kl: Werde rot! Jetzt lacht es! *lacht*
Th: *lacht* Trotzdem musst Du mal ausprobieren, ob es überhaupt geht.
Kl: Das blinkt hin und her, jetzt *lacht von Herzen*, grün, rot, grün,
rot – ist gut, ich hab´ s kapiert! Ist gut. Oh, nee, also das ist
ja echt ulkig. Ja. O.k. Es ist meine Leiter. Es ist mein Loch. Du bleibst jetzt
grün und ich geh jetzt da rein.
Jetzt frag ich mich gerade, ob ich wirklich will.
Th: Genau, frag Dich.
Kl: Will ich wirklich? Ja, klar, sonst wäre ich ja nicht die Leiter da
runter.
Th: Stimmt.
Kl: Bin ja schließlich darunter gegangen, damit ich dahin komme. Also.
Th: Du bist ein sehr logischer Mensch.
Kl: *lacht*, ja. O.k. Ich jetzt ja da mal rein, ganz vorsichtig... aaah....
der linke Fuß ist drin. O.k., es passiert nix, ich geh weiter... *zittert
wieder stärker* ... schlotter...
Th: Du bist ganz gut mutig, wenn Du so zitterst, musst Du sehr mutig sein, es
trotzdem zu machen.
Kl: *zittert sehr stark*, ich geh da rein!
Th: Das ist so wie ins kalte Wasser gehen, so kommt es mir vor.
Kl: Wobei das eher eine Wärme ausstrahlt, wie so eine... ja, wie ein lebendiges
Wesen, wie so ein Körper.
Th: Ah ja! Dann gehst Du in die Lebendigkeit, oh ja!
Kl: Wie ein in der Luft schwebender Magen oder so etwas, also irgendwie...
Th: Ja, gut, also wenn Du auf der Wolke warst, dann warst Du außerhalb
der Materie, wenn Du so willst, dann gehst Du jetzt in die Materie rein –
kann man auch symbolisch so sehen.
Kl: Ja, symbolisch kann das ganz gut passen, weil es ist außen herum nur
Luft und nix, also es ist nur: Entweder gehe ich die Leiter hoch und bin in
der Wolke, oder ich die Leiter runter und bin dann in diesem Ding drin. O.k.
Ich bin jetzt...
Th: Spür mal gleichzeitig, ob Du vielleicht sogar symbolisch in Deinen
Körper gehst – ist es so was?
Kl: *hält inne*
Th: In Deinen eigenen Körper? In Deine Körperlichkeit, in Deine Sinnlichkeit,
in Dein Fühlen, in Dein... was auch immer da auf Dich wartet.
Kl: Das könnte so sein, das kann ich jetzt gerade nicht beantworten, aber
es könnte sein. Es könnte auch eine Zelle sein.
Th: Na gut, wenn Du unten bist, dann schaust Du Dich mal um, dann sehen wir
es ja.
Kl: Also gut, ich gehe jetzt ganz rein. Ich hab die Augen zu. Uah. Ich spür
jetzt einfach nur, ich fühl nur. *zittert extrem*
Th: O.k. Was fühlst Du? Was ist da?
Kl: Es .... *kann kaum sprechen, wegen dem zittern*... ich weiß gar nicht,
warum ich so Angst habe, das ist mir nicht ganz klar. Es ist lebendig, ich bin
irgendwas lebendigem drin, so viel steht schon mal fest. Es ist weich, es hat
so was wie... ich kann da jetzt mal fühlen, das fühlt sich an wie
ein Mund innen drin, Gaumen... *zittert und zittert und zittert*, es hat gar
keine... es ist alles ganz weich.
Uah, ich bin total angespannt, Wahnsinn! Uah, wieso kann ich mich jetzt nicht
entspannen? Aaah, ooah, meine Beine sind total angespannt.
Th: Red mal mit ihnen!
Kl: Oah, Beine, ihr seid total verkrampft!
Th: Genau.
Kl: Das tut schon weh! Aaah... ah, das tut richtig weh. Beine... ich komm wie...
die hören mich nicht! *hebt den Kopf und guckt zu den Beinen*
Th: Guck mal, ob Du sie bewegen kannst. Ob sie Dir gehorchen.
Kl: Ah, das tut weh, oh, jetzt hört halt mal auf, ich kann das nicht mehr...
Th: Genau, guck mal, ob Du sie bewegen kannst, die Zehen, oder die Füße
bewegen kannst, ob Du gehen kannst, vielleicht ist es ja das auch? Oder wo Du
bist, vielleicht, plötzlich.
Kl: Das ist wie so ein Krampf! Und ich kann überhaupt nix daran ändern..
ich bin total... die krampfen voll... das krampft total zusammen... ah... oh...
das tut weh! Oh man!
Th: Mach ruhig Töne, ist o.k.
Kl: Oh man! *wird lauter*
Th: Ja, Du kannst ruhig lauter werden, dann geht der Druck ein bisschen raus.
Kl: *atmet heftig*
Th: Du kannst auch schreien, wenn Du willst. Ist auch o.k.
Kl: *stöhnt*
Th: Ja, genau, mach ruhig Töne dabei, das ist gut. Das kann den Beinen
helfen, genau.
Kl: *lockert sich ein bisschen*
Th: Guck mal, ob Du nicht vielleicht sogar treten willst, bewegen willst, ob
Du irgendwas machen willst, mit den Beinen! Oder guck mal, was die machen wollen!
Oder sag ihnen einfach, sie können machen, was sie wollen, und dann guck
mal, was sie tun. Vielleicht bist Du in irgendeiner Empfindung drin? Keine Ahnung!
Kl: Haa... Beine, warum seid ihr so verkrampft, ihr tut weh! Warum tut ihr weh?
Aaahh... das ist Wahnsinn.... *stöhnt*, Beine, warum seid ihr... warum
tut ihr so weeeeeeeh? *stöhnt laut* Das ist mein Schmerz, sagen sie.
Th: O.k. Wo ist er entstanden? Was ist passiert? Frag sie mal ganz konkret,
die sollen es Dir zeigen.
Kl: Könnt ihr mir zeigen, wo das her kommt?
Th: Vielleicht können sie nicht weg laufen, keine Ahnung?! Die sollen es
Dir mal zeigen. Spreche mal mit ihnen.
Kl: Sie sind wehrlos, sagen sie.
Th: Ah ja. Was passiert mit ihnen? Dann schau hin, schau es Dir einfach an.
Kl: Was passiert jetzt mit euch? Was ist los?
Th: Schau es Dir von Außen an, wenn Du willst.
Kl: Die will jemand auseinander drücken, sagen sie jetzt. *klingt verzweifelt*
Und ich will sie nicht auseinander gedrückt haben! *laut* Ich krampfe sie
so zusammen, damit sie zusammen bleiben!
Th: Ja, und das tut weh, genau.
Kl: Jaa!
Th: Dann guck jetzt mal hin: Wer drückt sie denn auseinander? Guck mal
hin.
Kl: Zwei Hände.
Th: Wo? Wo setzen die an?
Kl: Hier oben *zeigt auf ihre Oberschenkel*
Th: Ich mach das mal ganz vorsichtig, wenn es Dir zu viel ist, sag es! *greift
an die Stelle an den Beinen*. Hier?
Kl: Ja! Jaaa... da... *atmet schwer, stoßartig*
Th: Guck mal hin, was ist da?
Kl: Ich kann mich nicht bewegen! Uah! *schreit*
Th: Ja, mach mal ruhig Ton, das ist gut.
Kl: Ich kann mich nicht bewegen, ich bin wehrlos! *schreit das laut aus sich
heraus*
Haahahaaaa.... das ist der Hit! Das ist der Hit! Ich bin wehrlos! Ich bin wehrlos!
Ich bin wehrlos. Ich bin viel schwächer!! *schreit verzweifelt* Oh Gott.
Man! *ist komplett angespannt*... *atmet stoßartig*
Th: Ja, Du hast da ganz viel Spannung drauf, das ist total zu spüren, ja.
Kl: *windet sich*... geh..
Th: Ja, sag das: Geh weg! Geh weg! Guck mal, wer da ist und sag was!
Kl: Geh weg! Geh weg. *leiser*, oh nee *entspannt sich*.... *wird plötzlich
ganz locker*
Th: Hm. Da war ganz viel Spannung drauf.
Kl: Wenn ich „Geh weg!“ sag, dann gehe ich weg.
Th: Ach Du gehst weg?
Kl: Ja.
Th: Ja, o.k., dann bleib da und sag er soll weg gehen, oder wer auch immer das
ist. Nicht weg gehen! Bleib da! Du hast das gut früher gemacht. Guck mal,
was Dir passiert ist, oder guck es Dir von Außen an.
Kl: Ich will da bleiben.
Th: Komm wieder zurück Ute, oder guck es Dir von Außen an, Ute: Was
passiert mit Dir?
Kl: Das ist wie so ein... wie so ein Signalwort „Geh weg!“, und
dann geh ich.
Th: Ja, ist klar. Da er nicht gegangen ist, bist Du gegangen. Du bist auf Deinen
Wolke gegangen.
Kl: Oh, ich hab Angst.
Th: Dann komm wieder runter.
Kl: Oh, ich hab solche Angst. Stimmt, ich bin auf der Wolke. Ich bin auf der
Wolke! Ich sehe es! Voll so... uuuaaah... juhu.... *atmet erleichtert*, wow,
puuuh...
Th: D.h. Du bist immer auf die Wolke geflüchtet. Das war der einzige sichere
Ort.
Kl: Ja, da bin ich sicher. Ja, klar, da bin ich sicher, ja, ich spüre es
total! Da unten ist mein Körper. Das ist mein Körper da unten. Und
jetzt bin getrennt, und alles ist o.k. und ich bin getrennt, und jetzt... jetzt
spür ich aber... ich spür es... ich spür zwischen meinen Beinen...
Th: D. h. dann aber auch Du hast Deinen Körper zurück gelassen, und
der ist sich selbst überlassen. O.k., dann guck mal zu, guck mal, was Du
wahr nehmen kannst, oder was Du machen möchtest? Du kannst Dich auch wehren,
das ist o.k.
Kl: *versucht zu sehen*
Th: Geh ein bisschen dichter.
Kl: Ich kann nix sehen, ich kann nur fühlen.
Th: Was fühlst Du?
Kl: Jetzt... zwischen meinen Beinen...
Th: Ja? Was ist da? Ich berühr Dich im Moment absolut gar nicht. Guck mal,
was Du fühlst.
Kl: *zittert wieder* *riecht*......
Th: Ja? Was riechst Du? Was ist da?
Kl: Hat meine Beine auseinander gedrückt. Ganz weit auseinander.
Th: Betrachtet er Dich, oder tut er Dir was?
Kl: Er guckt nicht... er guckt nicht her.
Th: Er guckt nicht her?
Kl: *verneint*
Th: Spreche ihn mal an! Fordere es mal ein!
Kl: *zittert jetzt wieder so extrem, dass sie kaum sprechen kann* Was m... was
ma.... was m... was mmm.... was machst Du?? Aaah... was machstn... was machst
Du... was machst Du da?? Was machst Du da? Ich leck Dich!! Buaaahh.... IHGITT!!!!
*schreit komplett angewidert* Aahh.... ist das eklig.... aaah.... ist das eklig...
ihgitt.... ihgitt.... iiiiihhhh..... mich ekelt es... mich ekelt es so.....
wie er das gesagt hat! Oah, ist das eklig..... ist das ekelig! Er schleckt mich,
sagt er, uah, iiiiih.... ich will nicht geschleckt werden! Uah! Pfui kacke!
Ist das ekelhaft!
Th: Ute, ich gebe Dir jetzt mal was in die Hand hier *reicht ihr das Dyhando*.
Komm mal her. Du wehrst Dich jetzt mal. Wehr Dich mal! Komm, setz Dich mal auf!
Setz Dich auf.
Kl: *kommt hoch*
Th: Und sag ihm, er soll das sein lassen! Du musst das ihm irgendwie deutlich
machen, Du kommst sonst nicht weiter, der macht mit Dir, was er will. Sag ihm,
er soll aufhören!
Kl: *ist noch immer vollkommen angewidert*, ich find das... ich find es so ekelig!
Th: Ja, genau, dann sag ihm das auch! Sag ihm das: Ich finde es ekelig! Er soll
aufhören!
Kl: Weißt Du, was ich hab gerade? Ich...
Th: Ja?
Kl: Ich fühl mich voll schuldig.
Th: Ja, dann sag das auch, egal, Du musst in die Handlung gehen, geh in die
Handlung! Schrei ihn an, stups ihn an, schrei... mach irgendwas. Geh in die
Handlung! Kl: *stockt*
Th: Was immer da ist, es ist o.k., sag es ihm. Auch wenn Du Dich schuldig fühlst,
das ist egal, lass es da sein.
Kl: Ich, ähm.... oh Gott.... *schnauft heftig*... da gibt es einen Teil,
da gibt es einen Teil von mir, der irgendwie... ich hab das Gefühl, ich
bin gerade irgendwie.... ich bin jetzt eine Frau und ich..... *stockt*
Th: Ja?
Kl: Ich bin gerade beides, weißt Du, und...
Th: Ja.
Kl: Das ist wie in dem Traum?! In dem Traum ist es so, dass ich erregt bin,
aber nicht wegen dem, der da ist, sondern weil ich es halt bin, weil ich eine
Frau bin, und weil ich Lust habe und... aber nicht mit dem!
Th: Sag es ihm! Sag es ihm: Aber nicht mit Dir! Sag es ihm!
Kl: Nicht mit Dir! Mit Dir nicht! *kommt jetzt allmählich in Rage*
Th: Ja, genau, das ist es doch! Sag es ihm: Du nicht!
Kl: O.k., ich sag Dir jetzt was: Ich hab Lust, ja? Ich hab Lust! Hab ich, weil
ich eine Frau bin, aber NICHT MIT D I R !!!! N I C H T M I T D I I I R!!!!!
*schreit und schlägt jetzt mit dem Dyhando auf den Boden*
Nicht mit Dir! Du lässt die Finger weg! Du bist.... *kocht vor Wut* *knurrt
laut*
Th: Ja, das ist toll, drück es aus! Das ist toll.
Kl: Aaaah.... das macht mich so...... grrrrr.....
Th: Das ist einfach Power, das ist einfach Power, guck mal, was Du für
eine Power hast! Was Du für eine Energie hast! Ja, zeig es ihm!
Kl: Nicht DUUUUUU! Nicht Du! Nicht Du! Du nicht! Du nicht! Nein, Du nicht! *haut
drauf und schreit und knurrt*
Th: O.k. Guck mal, ob er es wahr genommen hat.
Kl: Ja. *zufriedenes schnaufen*
Th: Guck mal, wie er guckt! Schau ihn an dabei!
Kl: *richtet sich kerzengerade auf*, *sitzt mit erhobenem Kopf und vol aufgerichtetem
Oberkörper da*
Th: Ja. Das ist nämlich Deine Power und das ist auch Dein Lust und Du entscheidest.
Guck ihn an, guck ihn an! Damit er Dich wahr nimmt, damit er Dich spürt,
damit er Deine Power sieht! Dass Du nicht mehr abhauen musst, auf die Wolke.
Kl: Ich sehe nur die Augen! Die sind...
Th: Ja. Red mit den Augen! Sag es ihnen!
Kl: Ich sehe euch, euch Augen! Ihr seid grausam! Ihr seid wirklich.... ihr seid
so ziemlich das schlimmste was ich... an was ich mich erinnern kann... *atmet
schwer und stoßartig*, ihr seid riesig groß! Riesig groß und
bääh.... und ihr seid der Inbegriff von.... von... die quellen...
ihr quellt so... ihr quellt so raus... ihr könnt noch so raus quellen,
ich bin jetzt erwachsen! *haut wieder auf den Boden und schreit*, ich bin jetzt
ERWACHSEN! Jetzt bin ich hier! Jetzt bin ich hier! ICH BIN HIER! Aaah... ich
bin jetzt erwachsen!
Th: Und sag mal, jetzt kannst Du Dich wehren! Jetzt kannst Du Dich auch wehren!
Ja, weil Deine Power ist total da, jetzt müsste er Angst vor Dir kriegen.
Guck mal, jetzt müsste der einen Heidenrespekt vor Dir kriegen.
Kl: Ah, die Augen sind schon kleiner geworden.
Th: Dann sag es ihnen.
Kl: Ihr seid kleiner geworden, aber ihr seid immer noch so verdreht.
Th: Genau. Voller Gier.
Kl: Die drehen sich so.
Th: Guck mal hin, ob die voller Gier sind, oder was ist es denn?
Kl: Ja, die sind gierig. Genau, das ist es! Giiiierig! Und WIE! Oh Gott, ja,
genau, das ist es! Das ist genau das Wort! Gierig! Aber wie gierig! Ihgitt!
Und dann auch noch die Nase! Wuuuaaaah.... aaaahhh... ihgitt und dieser Gestank!
Wie Du stinkst!!!! *schreit laut* DU STINKST! Nach Alk! Du stinkst nach Alk!
*schreit alles raus*, AH, DAS IST SO EKELHAFT, weißt Du eigentlich, wie
ekelhaft das ist???!!!! Uaaah.... aaah... ihgitt..... uah... so ein widerliches...
ooaah... dafür gibt es kein Wort!
Th: Aber ist toll, wie Du das ausdrückst: Dein ganzer Körper drückt
das aus. Genau das ist es! Und das soll er sehen, dass sollen die Augen wahr
nehmen, genau.
Kl: Er sieht jetzt, dass ich groß geworden bin. Da guckst Du! Komisch
oder?
Th: Jetzt bist Du nämlich nicht mehr klein und abhängig.
Kl: Stell Dir vor, ich bin gewachsen, trotz allem!
Th: Ja.
Kl: Daran hat er nie gezweifelt, hat er jetzt gerade gesagt.
Th: Ah ja.
Kl: Ah ja, genau. Daran hast Du also nie gezweifelt?
Th: Dann frag ihn doch mal, in welchem Alter hat er Dich denn benutzt? Guck
mal, welches Alter sagt er denn? Frag ihn mal! In welchem Alter warst Du denn,
als er sich getraut hat?
Kl: Wie alt war ich? Oh nee, er sagt immer. Äh, was heißt das?
Th: Was sagt er?
Kl: Was heißt das? Immer, immer. WANN IMMER???? Von... von wann?
Th: Er hat Dich immer gierig geliebt?
Kl: Er hat mich immer gierig geliebt, er liebt mich heut noch gierig, aber heut
kommt er nicht mehr AN MICH RAN!!
Th: Sag es ihm direkt!
Kl: Heut kommst Du nicht mehr an mich ran! Heut kommst Du nicht mehr an mich
ran! Ich weiß das! Ja, er würde gern an mich ran kommen!
Th: Ja, so gern macht er das.
Kl: Uääh, uäh, ich hass Dich. Bääh, ich verabscheu
Dich, ich verabscheu Dich, ich hass ich Dich... Du bist wie... wuäh...
wuäh... uaah... ooah.. „Aber ich bin doch Dein Papaaaa...“
*atmet aus*, nee, *verneint*
Th: Dann müsste er zu Dir halten. Dann müsste er für Dich da
sein.
Kl: Nee. *flüstert*, Du bist nicht mein Papa. „Doch ich bin Dein
Papa.“, nee, das bist Du nicht. Du bist nur mein Erzeuger. Und selbst
das würde ich nicht wollen, dass Du es bist. *atmet tief durch*
„Ich bin gierig, ich bin gierig!“, sagt er, „Ich bin gierig,
gierig, gierig!“... *schlägt auf den Boden und schreit* SOFORT HIER
WEG! *drohend*, oh Gott echt, tu Deine Finger weg, hau drauf, echt, oooh...
*schlägt ein paar mal mit dem Dyhando zu*
Th: Ja, tu das, das ist toll, ja.
Kl: Oh... *atmet heftig*, der traut sich nicht mehr... tu die Hände weg!
Ich hack sie Dir ab, ich hack sie Dir ab! Ich hol mein Beil und hack Dir Deine
Hände ab! Ich hack sie Dir ab, echt, ich mach es *schreit*, ich hack sie
Dir ab, die scheiß Hände da... *atmet durch*, was ist jetzt? Immer
wieder, immer wieder, wenn er Zeit hat, immer wieder, wenn er getrunken hat,
wenn ich da war, wenn ich allein war, und ich war oft allein... *haut und schüttelt
sich, windet sich, zappelt*, *krümmt sich auf der Matratze, in sich zusammen
und haut mit der Faust auf die Matratze*.... *krümmt sich vor Schmerz*...
*schluchzt*
Th: Zeig ihm Deinen Schmerz.
Kl: *bekommt kaum Luft*, *atmet schwer und stoßartig*, ich sehe ihn jetzt,
ich sehe es, ich sehe es....
Th: Red mit ihm! Zeig ihm, dass Du es...
Kl: Ich sehe Dich! Ich sehe Dich! Wie Du Dich über mich rüber beugst...
gierig, gierig, gierig... und immer wenn Du betrunken warst... immer musstest
Du was trinken, immer musstest Du was trinken... „Ich konnte es nur, wenn
ich getrunken hab...“, sagt er, „... weil sonst hätte ich ja
gewusst, was ich tu.“
*flüstert* Oh Gott ist das arm. Ist das arm.
Manchmal musste es ganz schnell gehen.
*entspannt sich*, ich will meinen Körper zurück.
Th: Ja. Red mit Deinem Körper. Du hast ihn nämlich in Stich gelassen.
Kl: Körper, ich will Dich zurück.
Th: Du bist weg gegangen, weil Du es nicht ausgehalten hast.
Kl: Ja. Er will mich auch zurück.
Th: Ja.
Kl: Ich will mich zurück, ich will mich zurück, ich will mich ganz.
Ich will ganz leben. Ich will ganz leben. Ich will ganz leben. *räuspert
sich*...
i c h m ö c h t e g a n z s e i n - ich will ganz sein.
Th: Ja.
Kl: Das ist mein dringendstes Bedürfnis. Jaaaa.... jede Faser, jede Zelle
sagt ja. Jede Zelle, jede einzelne schreit ja. Jede einzelne! Kannst Du Dir
das vorstellen, wie viele „JA´s“ das sind? Wow!
Th: Das heißt Du wirst auch erwartet. Oder dringend gebraucht.
Kl: Das schreit alles: HIER, ja, hier, komm, wir warten, ja, hier, wir sind
hier...
Ich bin ja schon dabei. Ich muss nur noch... dieses Arschloch da umbringen.
Oder... weiß nicht, was machen wir mit dem?
Th: Frag ihn mal, was er meint. Weil er hat ja auch heftige Schuld auf sich
geladen. Dem muss ja auch nicht gut gehen. Frag ihn mal, was er meint.
Kl: Was soll ich mit Dir machen? Ich soll ihn töten. Er hat den Tod verdient.
Th: Ja, ist o.k. Dieses Bild von Deinem Papa kannst Du auch umbringen. Das ist
nicht Dein Papa.
Kl: Ja, das ist auch nur der, der... ich sehe ja auch zwei Papa´ s. Ich
hab zwei! Ich sehe den von jetzt (den Täter) und den Teil, den ich lieb.
Und es ist schwierig... weil...
Th: Red mit den beiden! Es sind zwei da, also red mit den beiden .
Kl: Da ist der Papa von heute (zeigt auf ihre linke Seite), da bist Du von heute,
Du bist süß, Du bist echt süß, Du bist ein goldiger Papa.
Und Du bist irgendwie knuddelig, ich mag Dich! „Ja, ich mag Dich auch!“,
sagt er.
Th: Dann zeig dem Papa von heute diesen anderen, gierigen Teil da, den gierigen
Papa von damals.
Kl: Aber Papa, Du erinnerst Dich nicht.
Th: Zeig es ihm. Bring sie zusammen, in Deiner Innenwelt, dann sieht er es.
Kl: O.k. das versuchen wir. Hör mal.... „Das ist er nicht.“,
sagt er.
Th: Ja? Wer ist es? Frag ihn, Deinen Papa!
Kl: Wer ist es? Ein Monster.
Th: Ja. Ein Monsterpapa. Soll er ihn mal so anreden, soll er ihn mal kennen
lernen. Vielleicht kennen die zwei sich auch noch nicht.
Kl: Kennst Du den? Nö.
Th: Der war immer nur das, wenn er besoffen war? Frag mal nach! Frag ihn mal
ein bisschen aus.
Kl: Dann frag ich... dann muss ich den fragen (zeigt auf den „gierigen
Papa“ vor ihr), der weiß das. Du! Wann warst Du da? Natürlich,
ja! Er hat es ausgenutzt, er hat die Bewusstlosigkeit ausgenutzt. Du hast die...
Du...? Hm. Er sagt er ist der Schatten. Ah ja. Die Gier, die ganze Lust, ah
ja... o.k., jetzt verstehe ich, jetzt kommt das gerade ganz rüber, abgespalten!
Das ist es! Das ist es! Abgespalten! „Ich bin die abgespaltene Lust!“,
sagt er.
Th: Ja. Er hat nicht lieben dürfen, also hat er sich anscheinend...
Kl: „Ich hab mich selbständig gemacht. Ich hab Deinen Papa ausgeknipst,
und dann hab ich Regie übernommen. Und dann...“, ja, aber, das ist
jetzt für mich eigentlich.... hm.... komm mal Du her (holt den heutigen
Vater von links mit der Hand herbei), er sagt, er ist ein Teil von Dir! Glaubt
er nicht. Oder? Jetzt überlegt er schon.
Th: Soll er mal ein bisschen dichter ran gehen! Soll er mal in die Augen gucken!
Kl: Guck ihn Dir mal an, Papa, guck genau hin, wenn Du nämlich näher
hin gehst, ist es nämlich gar kein Monster, das hat nämlich ein Gesicht,
guck mal genau hin! Kennst Du den? Den will er nicht mehr sehen.
Th: Ah, mhm! Er lehnt ihn auch ab?
Kl: Ja.
Th: D.h. er muss ihn kennen.
Kl: Er will ihn nicht mehr sehen, er dreht sich weg. Das ist der Loser. Der
Säufer. Der sieht auch ganz anders aus als Du.
Th: Der seine Tochter benutzt, ja.
Kl: Der hat so ein aufgedunsenes Gesicht.
Th: Frag ihn mal, wie lange er das gemacht hat. Er kommt hier nur raus, wenn
er alles auf den Tisch legt, wenn ihr alles durchgeht, wenn alles aufgelöst
wird, damit er endlich voneinander los lassen könnt – heißt
das auch. Weil er hat Dich immer noch besetzt, er besitzt noch Deinen Körper,
er besitzt noch Deine Reaktionen, er erzeugt noch Ekel, Du kriegst noch Angst
und Panik usw.
Kl: Er hat noch viele andere Teile von mir besetzt, sagt er gerade. Er macht
mich schuldig.
Th: Ja. Frag ihn auch mal, ob er für Deine Alkoholsucht verantwortlich
ist. Ob er ja oder nein sagt.
Kl: Bist Du für meine Alkoholsucht verantwortlich? „Ja, natürlich.“,
war das erste was kam.
Th: Ja klar. Wenn Du so willst: Er ist sogar in Dir drin und hat Dich ein Stückchen
übernommen, oder besetzt, in einem Teil Deines Gehirns hat er sich breit
gemacht, wenn Du so willst.
Kl: *stimmt zu*
Th: Wenn Du einen Anfall gekriegt hast, hat er dann gearbeitet? Frag ihn mal!
Kl: Das hab ich nicht verstanden.
Th: Wenn Du einen Anfall gekriegt hast, einen Alkoholanfall, Deine Sucht, Deine
Lust... ist er das dann gewesen, frag ihn mal!
Kl: Warst Du das, wenn ich.... er ist immer die Hand, die nach der Flasche greift,
sagt er.
Th: Ja, ist klar.
Kl: Warum? Weil ich....
Th: Er lebt in Dir.
Kl: Ja, und „Weil ich Dich damit besinnungslos mach. Weil ich dann die
Oberhand über Dich habe. Weil Du dann nicht mehr weißt, was Du tust.
Weil Du dann mir gehörst.“, ich will Dir aber nicht gehören.
Ja, das hat er schon gemerkt. Damit hat alles angefangen.
Th: Deshalb hast Du es ja auch geschafft, Dich davon frei zu strampeln.
Kl: Hm *bejahend*, das war der erste Punkt. Da hat er angefangen sich zu ärgern.
Da hat er angefangen, sich zu ärgern, dass ich nicht mehr mit spiele.
Th: Ja. Frag ihn mal, ob er jetzt auch verantwortlich war, letzte Woche, dass
Dir so kotzelend war, dass alles hoch gekommen ist, in Dir und dass Du... frag
ihn mal! Hat er auch versucht, in Deinem Körper da zu rumoren oder so...?
Kl: Letzte Woche war mir fürchterlich oft schwindlig und schlecht. Sagt
er, nöö, das ist meines. Das ist meine Art. Davon.... na ja, ganz
allein meines? Ja, mit Schwindel und Übelkeit hat er nix zu tun.
Th: O.k. Ja, vielleicht gibt es ja noch einen anderen Anteil, wer weiß,
wen wir da noch aufdecken alles.
Kl: Aber als ich gedacht hab, ich müsst jetzt was saufen, das warst Du,
oder? Jetzt grinst er bloß.
Th: Hat er eine Chance wieder gesehen?
Kl: *bejaht* „Ich bin nah dran!“, sagt er, „Ich bin nah dran!“,
Du bist überhaupt nicht nah dran! Nee, das bist Du nicht!
Th: Ja. Na ja, wir haben letztes mal Deinen Missbrauch aufgedeckt und Du hast
wahr genommen, dass Dein Papa Dich leckt, dass er ganz.... dass er Ekel produziert
in Dir. Und das ist, wenn Du so willst, er hat die Chance gewittert. Dass das
alles hoch kommt, und was kannst Du dann machen? Du kannst es nur noch weg drücken,
weil Du es nicht mehr spüren willst. Und das ist er. Wenn Du so willst:
Alles, was Du erlebst, ist quasi in Deinem Gehirn und lebt weiter, weil es ist
Dein Gedächtnis. Dein Gedächtnisbild. Dieser Teil ist quasi ein Teil
von Dir geworden.
Kl: Ja, das ist ein Teil von mir. Jetzt kommt mir gerade die Erinnerung an die
Session am Samstag, also nicht Session, die... ähm... wo ich gelegen bin,
auf der Couch, und da war die Marina dabei, und da war es so – das kommt
mir gerade – weil ich jetzt gleich merke, das ist die Übereinstimmung
mit dem, was Du sagst... ich hab meinen, Dich, Dich da (zeigt auf den Vater
vor ihr)... den Vater da... Dich hab ich an den Materpfahl gebunden.... aaahh,
jetzt lacht er, uah, ist das dreckig! Jou! Der lacht total dreckig! Ja, das
hat er mir damit zeigen wollen! Weil ich hab ihn an den Marterpfahl gebunden
und plötzlich war ich in dem drin! Plötzlich war ich das. Weil er
ist dann bewusstlos.... Du, Du bist dann bewusstlos geworden und bist dann so
weg gekippt... so.... so... (imitiert einen Betrunkenen) war er irgendwie weg...
und auf einmal war ich das. Dann war ich da drin und dann war ich diejenige.
Und dann hat sich das geteilt und dann war dieses Sucht... dieser Suchtteil
von mir, das war aber dann ich... und jetzt verschmilzt das gerade so.
Th: Also ist er auch Dein Suchtteil.
Kl: Er sagt gerade, er ist es nicht, er hat ihn produziert. Also JA, letztendlich
ist es: Ja, mit dieser kleinen, feinen Unterscheidung.
Th: Ja, ist klar. Ist der in Deiner Suchttherapie damals nie angesprochen worden?
Oder hoch gekommen? Oder gab es da einen Hinweis darauf, auf Missbrauch oder
so?
Kl: Nee. Nur meine Träume.
Th: Nur Deine Träume. Nach Deinen Träumen bist Du nie gefragt worden?
Kl: Die hab ich von allein angesprochen. Ich aber nicht danach gefragt worden.
Aber meine Träume waren... ich hätte mich nie geöffnet, bezüglich
der Bulimie... mein Traum war, der mit der Wasserleiche, war.... mit dem bin
ich morgens aufgewacht, vor der... ich hab immer geträumt und dann hatte
ich ein Therapiegespräch, so ungefähr. Mein Traumselbst... also das
hat einfach so funktioniert, das hat so funktioniert. Und dann bin ich mit dem
Traum in die Therapiestunden. Sonst hätte ich gar kein Thema gehabt. Ich
hätte nicht gewusst, was ich sagen soll.
Th: Aber jetzt haben wir ihn ziemlich... weil er ist jetzt nämlich dran.
Wir haben ihn entlarvt, und Du bist in Deinem Körper und Du hast ihm auf
die Finger gehauen und er hat jetzt ein dickes Problem, weniger Du.
Kl: Er sagt, er ist autonom.
Th: Ja und nein. Er war autonom bis eben.
Kl: Oh, jetzt krieg ich Kopfweh.
Th: O.k., pass mal auf, bleib mal da, hier *reicht das Dyhando*, pass mal auf,
nur mal ein bisschen experimentieren:
Kl: *ist einverstanden*
Th: Sag ihm mal, er soll Kniebeugen machen! *schlägt einmal demonstrativ
auf den Boden*
Kl: *fängt an zu lachen*
Th: Nur fordern. Hau drauf und der macht das, guck! Ja? Es geht jetzt nicht
um die Wut raus lassen, es gut nur drum: Wer ist denn hier autonom, und wer
ist denn hier der Boss?!
Kl: Ja, o.k. *lacht*.... also pass mal auf... jetzt... mach mal Kniebeugen....
*lacht und lacht*, das ist genial...
Th: Macht er es?
Kl: Er sagt, er muss sie machen! *lacht*, ach ist das cool, *lacht selbstzufrieden*,
das heißt, ich bin der Boss!
Th: Sag es ihm!
Kl: Ich bin jetzt der Boss! *lachend*, Du musst Kniebeugen machen, wenn ich
es sage!
Th: Er muss sogar einen Kopfstand machen, auch wenn er es nicht kann.
Kl: *lacht und lacht*
Th: So viel zur Autonomie, ja?! Also er ist autonom, aber...
Kl: Das war ein Scherz!
Th: Aber jetzt ist er, jetzt ist er seine Autonomie los.
Kl: Ah, das tut gut! Das tut echt gut, das kann ich Dir sagen!
Th: Sag es ihm!
Kl: Das ist genial, Du bist echt ein Hanswurst! *lacht*, Du musst jetzt machen,
was ich sage, hey. Oh ja. *wird ernst und ruhig*, oh ja, oh ja.
Th: Er hat im Verborgenen gelebt, da war er autonom. Da warst Du ausgeliefert,
und trotzdem warst Du stärker, weil Du hast Deine Sucht überwunden,
Du warst trocken, ja?
Kl: Ich bin es.
Th: Du bist es. Du hast es geschafft. Selbst die letzte Woche, da hat er angegriffen
und hat es nicht geschafft.
Kl: Ja. Ja.
Th: Also seine Zeit ist jetzt echt abgelaufen. Jetzt haben wir ihn sichtbar
gemacht.
Kl: Ja, er sagt tatsächlich... er sagt es... in meinem Kopf sagt er „Ich
muss machen, was Du sagst!“, das sagt er! Ganz deutlich! Ich höre
das ganz deutlich, das er das sagt¨ „Ich MUSS machen, was Du sagst!“.
Das ist super! Danke! Da bin ich total froh.
Th: So. Wenn das so ist, dann würde ich folgenden Vorschlag machen: Sag
ihm, er soll aufhören das Mädchen zu lecken! Dieses Kleine da. Er
soll hin gehen und soll aufhören und soll sich entschuldigen. Der erste
Schritt.
Kl: *flüstert* ja, ja, das ist richtig.
Zuerst guckst Du es Dir mal an! Guck Dir mal das kleine Kind an! Er will nicht.
Doch, Du guckst es Dir an!
Th: Genau, das geht nicht mehr! Sonst hat er nämlich die Macht behalten,
das geht nicht.
Kl: Du kommst jetzt hierher! Du guckst es Dir jetzt an! Du kommst HIERHER und
Du guckst es Dir an! Er muss... er muss... er muss.... er MUSS gucken! Und wenn
ich Dir die Augen aus den Augenhöhlen rupfe und sie drauf halt, ist mir
egal, Du guckst es Dir jetzt an! „Ja, O.k.“. Gut! Guck! So.... mei,
echt, das ist echt ein süßes kleines Kind, hey, „Ja, ich weiß!“,
sagt er, ja! Uaaahhh! *knurrt*
Th: Er kann sich ja für seine Lust eine Frau nehmen, aber kein Kind. Seine
Lust ist ja o.k., aber nicht das Kind! Weil das kann sich nicht wehren.
Kl: *schnauft laut*, Ich, ja, das muss ich Dir ganz ehrlich sagen, ICH spür
gerade...ich stehe jetzt hier (zeigt auf sich), hier ist das Kind (zeigt nach
links vorne), hier bist Du (rechts vorne), und ich spür, dass Deine Lust
nicht o.k. ist! Absolut nicht! Ich würde am liebsten jetzt Dir den Schwanz
abschneiden.
Th: Mach es.
Kl: Würde ich am liebsten tun!
Th: Ja, ist o.k., mach es! Mach es!
Kl: Das kann ich nicht, ist ja blutig.
Th: O.k. Sein Problem.
Kl: Mmmmh.... was könnte ich denn machen?
Th: Du darfst das Bild zerstören, Du musst es sogar zerstören. Weil
Dein Papa ist ganz jemand anders, und der kann erst dann zum Vorschein kommen,
wenn das Bild zerstört ist. Also Du darfst, von meiner Seite her, alles
tun, was Du willst. Du darfst ihm auch den Schwanz abhacken, weil da gehört
der Schwanz nicht hin.
Kl: Mich ekelt es.
Th: Ja, das ist genau der Punkt, um den es geht, Dich ekelt es. Das ist ein
Körpergefühl dazu. Zu diesem Bild gehört ein Körpergefühl
und das kennst Du. Und das war seine Macht, das war seine Autonomie. Er hat
Dich aus dem Körper vertrieben. Du bist auf die Wolke.
(Kassette wechselt)
... er soll her kommen, Du kannst ihm das erzählen und kannst IHN vertreiben,
oder zerstören.
Kl: O.k., also, Du musst jetzt machen, was ich will, das ist das Erste.
Th: Das ist
die Nummer eins, klar, ja.
Kl. Hmm.... mir tut der Kopf weh.
Th: Ja, das ist ja auch für Deinen Kopf was ganz was anderes und Neues.
Kl: Ooh... puuuh...
Th: Und das zweit ist: Du entscheidest.
Kl: *sagt gleichzeitig zum Therapeuten* Ich weiß, was ich machen will!
Th: Ja?
Kl: Ich will ein Messer und ich will ihn erstechen!
Th: Ja, dann tu es!
Kl: *richtet sich auf*, wie mach ich das denn jetzt?
Th: *lacht*, ja, wahrscheinlich so wie früher immer: Von vorne oder von
hinten, wie auch immer.
Kl: *lacht*
Th: Und genieß es, das ist nämlich Rache. Ja, das musst Du sogar.
Weil das ist das Bild von dem Dämon, von Deinem Vater, der Dich benutzt
hat und das darfst Du zerstechen.
Kl: *atmet tief* *hält das Dyhando in der Hand*, gibt es irgendwas dagegen
*hält das Dyhondo so in die Luft*... oder kann man was dagegen halten?
Irgendwie was.... damit ich ihn erstechen kann... ich will ihn jetzt...
Th: Ja.
Kl: Oh, ich will Dich jetzt erstechen! Ich will Dich jetzt erstechen! (ich muss
jetzt, während ich das abtippe, von Herzen lachen und, diese Randbemerkung
möchte ich jetzt machen, ich fühle mich so gut damit, das jetzt abzuschreiben....
einfach grandios, das macht so viel Spaß! Und ich finde das gerade sehr
lustig... und ich muss herzlich lachen!)
Th: Oder stell Dich da vor die Wand! Dann kannst Du vielleicht in die Wand pieksen,
das geht auch.
Kl: Ah ja, das ist eine super Idee! Ja! Eine super Idee! *wird zur Wand geführt*
Jetzt steh ich! Ah ja! Ah, das ist gut! Ich stehe! Ah, ich bin groß! Ah
... *schreit inbrünstig aus sich heraus* ... JAAAAAAAAAAA! Ah ich bin groß!
Ah ist das genial! *streckt sich, reckt sich, baut sich zu voller Größe
auf* Ich liege nicht mehr! Ich bin groß, so groß wie Du! Guck mal!
Ha, ist das super! Genauso groß wie Du! Ach, und stärker bin ich
auch. Hmmm.... *genießt es*.... und jetzt.... ach, ich hab so eine Machete!
Th: Ja!
Kl: *atmet mehrere male tief durch*, ah ja, puuuh, ich muss mich sammeln.
Th: Ja. Ist o.k.
Kl: Ich brauch jetzt einen Helfer. Aah.
Th: Guck mal, wen Du herbei holen willst.
Kl: Ich brauch jetzt meine „Millionen Legionen“ (Lied von Fanta
4). Ich hab jetzt meine „Millionen Legionen hinter mir“. Hach, die
sind alle da! Ist das geil! *freut sich, lacht, juchzt*, jaaa, die sind alle
da! Ach, das ist super, ihr stärkt mir den Rücken! Guckt mal, ich
hab ihn hier vor mir stehen. Genial. Die sind alle da. Die sind alle bei mir.
Sie sind ALLE bei mir, das ist super, mein Rücken ist gestärkt. *atmet
schwer*
Er steht an der Wand. Ich muss das jetzt machen. Jetzt gehört jetzt dazu,
das ist jetzt einfach, das ist so die Regel: Er hat was getan, was er nicht
tun darf!
Th: Sag es ihm. Rede mit ihm!
Kl: Du hast was getan, was Du nicht tun darfst! Du hast diesen Schwur verletzt,
diesen Eid... diesen, diesen, diesen.... die Unverletzbarkeit, von, von, von...
von einem unschuldigen, unverletzbaren... kleinen.... Kind! Überhaupt...
die Unantastbarkeit, das ist auch bei großen so, man darf das nicht! Und
das weißt Du! Und deswegen musst Du jetzt sterben! Du musst sterben, das
ist so, Du hast den Ehrenkodex.... Du hast ihn gebrochen! Du bist einfach ein...
ein....en...nnn.... ein Verbrecher. Ein Verbrecher. Das bist Du *holt aus und
.... dreht sich um sich selbst, sticht aber nicht zu*... haaa... Scheiße!
Das ist soo.... was machst Du.... das ist unglaublich! Wieso machst Du nicht
einfach?!
Th: Na ja, es ist für immer und ewig. Und Du weißt das. Es passiert
und das kannst Du nie mehr rückgängig machen, jetzt passiert was ganz
wesentliches, und das ist gut so.
Kl: Das ist... *fängt an zu lachen*.... das ist so witzig... Du stellst
Dich an, echt! Tinchen! Wir sind alle bei Dir! Ja, o.k.
Th: Du musst das ganz bewusst machen, ganz entscheiden, Dich ganz entscheiden,
und das ist ein, das Bild von Deinem Papa, und das muss sogar zerstört
werden, damit Dein Papa, wie er wirklich ist, darunter hervor kommt und Dich
als Tochter annehmen kann. So hast Deinen Papa so im Kopf, dass der andere gar
keine Chance mehr hat.
Kl: *atmet ruhiger*
Th: Und deshalb hast Du auch von meiner Seite die Erlaubnis und es ist gut,
was Du tust.
Kl: Ja, das weiß, das weiß, das weiß, ich weiß es: Es
ist absolut in Ordnung. Es ist wie... wie ein Spiel, das wir gespielt haben.
Und das ist jetzt einfach... jetzt haben wir aufgehört. Jetzt ist Schluss
mit dem Spiel. Wir haben es ausgespielt. Wir haben es ausgespielt und Du weißt
das, und ich weiß das, und wir wissen das alle.
Und er sagt „Ja.“
O.k. Dann nimm jetzt den... dann nimm jetzt den Todesstoß. *atmet tief*
Wir machen das jetzt ganz einfach. Wir bringen es hinter uns, o.k.?
*atmet noch mal tief durch*
*holt aus*
*ein Mords-schrei* (im wahrsten Sinne des Wortes, er geht durch Mark und Bein)
*sie sticht zu, mehrere Male, bis es genug ist*
*krümmt sich selbst zusammen*
Th: Stell Dich mal hin! Stell Dich hin! Bleib stehen, ja, bleib stehen!
Kl: *atmet noch schwer*
Th: Und spür den Boden unter Deinen Füssen: Du stehst!
Kl: *richtet sich auf*
Th: Genau, Du stehst.
Kl: Es ist o.k., die sagen alle, es ist o.k.
Oh, manno, hhh.... *bewegt sich langsam*
Th: Ja, ist gut, geh ruhig ein bisschen hin und her, das ist gut so. Wenn Du
magst, beweg Dich ein bisschen.
Kl: *geht ganz nah an die Wand* Der schnauft noch.
Th: Rede mit ihm!
Kl: Du schnaufst noch.
Er spuckt Blut!
Th: Ja. Rede mit ihm!
Kl: Es tut ihm leid. Ja. Mir tut es auch leid.
Th: Dann sag es ihm!
Kl: *hält sich an der Wand fest, rutscht an der Wand entlang nach unten,
weint, schluchzt, wimmert*, wir sind fertig, wir sind so fertig.... Du kannst
gehen.... geh! Geh! Geh! *weint, schluchzt* ist das.... ah.... *schluchzt und
kann schwer reden*
Th: Sag ihm alles, was raus muss! Sag alles, was Du raus lassen willst!
Kl: *schluchzt und kämpft mit den Worten*, das bin ich. Ich hab einen Teil
von mir selbst umgebracht.
Th: Ja.
Kl: Ja. Ich hab einen Teil von mir selbst umgebracht. Aber es ist o.k. Ich bin
beides. Ich bin beides! Aah! Oah!
Th: O.k. dann schau Dir mal den Anteil an! Schau ihn an! Schau ihn an!
Kl: Ah... ich bin wieder lebbbnn... ich bin wieder lebendig! *atmet tief durch*,
er hat Platz gemacht, sagt er, für mich.
Th: Welcher Teil von Dir kommt jetzt durch? Welcher Teil von Dir kommt hoch?
Schau mal hin!
Kl: Ich kann nix sehen, ich kann es nur fühlen, ich bin drin.
Th: Ja, ist o.k.
Kl: Ich bin autonom. ICH bin autonom. ICH bin autonom.
Th: Spürst Du Deinen Körper?
Kl: Ich spür mich ganz. Ich spür mich ganz. Ich bin ganz. Ich bin
autonom.
Th: Bist Du jetzt eine?
Kl: Eine einzige!
Th: *lacht*
Kl: *lacht auch*
Th: Je, den anderen hast Du umgebracht.
Kl: Da sind immer noch die ganzen Legionen! Meine „Millionen Legionen“
sind da und die gucken mich alle an!
Th: O.k. Guck mal, ob Du ein einziges Körpergefühl hast: Bist Du,
allein, in Deinem Körper? Bist Du da?
Kl: *reckt sich, streckt sich, dehnt sich, geht in die Knie, wieder hoch*
Ja, oh ja! *atmet erleichtert aus* JA! *fängt an, ganz locker und leichtfüßig
zu gehen*, ja, ich bin da. Ja, ich bin da! Das sagt es so ganz ruhig: „Ja,
ich bin da.“
Das macht gar kein großen Aufhebens.
Th: Ja, weil es ist normal, dass Du da bist.
Kl: Ja, das ist ganz normal. Ich bin da, klar, logisch. Wo ist das Problem?
So!
Th: Gut, dann schau Dich doch mal um: Wie sieht dieser Teil aus, den Du jetzt
umgebracht hast, wie sieht der jetzt aus? Schau ihn Dir an!
Kl: Der fällt in sich zusammen.
Th: O.k. Hast Du ihm noch was zu sagen? Er hat Dich immerhin jahrelang begleitet.
Er hat Dich mit der Flasche animiert...
Kl: *blickt eine Zeit lang in Richtung der Wand*, *verneint*
Th: Nein?
Kl: *verneint*, der ist nicht mehr da. Ich sehe nix mehr. Der Platz ist leer.
Ja. Er ist leer, wobei ich Angst hab, dass er doch noch da ist, die ist schon
da (die Angst).
Th: Dann zeig ihm das auch.
Kl: Ich hab Angst, dass Du trotzdem noch da bist, auch wenn der Platz jetzt
leer ist.
Th: Hast Du Angst, dass er unsichtbar ist?
Kl: *bejaht*
Th: Na ja, man bräuchte ja nur eine Flasche zu holen, dann würde er
sofort wieder sichtbar werden.
Kl: Hm, der Geist in der Flasche. Ich kann noch mit ihm reden, sagt er.
Th: O.k., dann tu es. Und hör mal, was wer zu sagen hat, jetzt! Weil er
kriegt jetzt die Gelegenheit mit Dir zu reden. Sag es ihm!
Kl: Ich will mich hin setzen.
Th: O.k., dann komm wieder auf die Matratze. *führt sie zurück zur
Matratze*
Kl: Du kommst mit, gell?
Th: Ja. Ach so, er! *
Kl: *lacht*, ja!
Th: Du hast ganz, ganz warme Hände, ganz toll.
Kl: Ja, es ist ein Geist, es ist ein Geist, das stimmt, es ist ein Geist. O.k.
*atmet durch*, trotzdem, ich fühl mich besser! Ah.... das war GUT!
Th: Das war saugut! Das hast Du super gemacht!
Kl: *lacht*, das tut richtig gut. Harakiri, nee, nicht Harakiri, doch, ein Stückweit....
Ja, also, jetzt, was für ein Teil ist denn da jetzt noch da? „Die
Gedanken.“, sagt er. „Die Gedanken kann man nicht erstechen.“,
na Danke! Für den Tipp!
Th: *lacht*, die Gedanken verweht der Wind, mal davon abgesehen, aber das macht
ja nix.
Kl: mhm, *bejaht*, das stimmt. Das stimmt!
Th: Wenn die Substanz weg ist dann....
Kl: Man, genau! Das bringt mich zu dem Bild! Das ist ein guter Link, das ist
dieses Bild! Das ist es: Die Gedanken.... die Gedanken, die kann ich.... das
ist wie dieses Traumbild – das kann ich auseinander nehmen und neu zusammen
setzen. Das ist ... Du hast gar keine... Du hast keine Macht mehr!
Th: Ja.
Kl: Ja, das stimmt! Die Stimme ist auch viel leiser, die Stimme ist viel leiser,
Du bist lange nicht mehr so mächtig! Ja, das stimmt, das stimmt, das bejaht
er. ES, es ist schon nicht mal mehr ein er, es ist nur noch ein *es*.... es
ist nur noch so ein... „War was?“.
Th: O.k. Jetzt holen wir trotzdem noch Deinen Vater mit hinzu, weil der soll
das auch wahr nehmen.
Kl: O.k.
Th: Dein Papa, von heute, den Du magst.
Kl: Oh yeah, komm Du mal, Papa. Papa! „Ich hou kei Zeit!“
Th: *lacht*, das ist die beste Ausrede, die es gibt. Er weiß, um was es
geht, ja, ja.
Kl: Zeit hast Du noch nie gehabt, Blödmann. Du kommst jetzt her! Du bist
auch mein innerer Vater, Du musst machen, was ich sage. O.k. Hey, man, echt,
ich komm mir vor mir... hab ich ein gutes Bild: Ihr seid alle meine Hündchen,
und ich halt Euch! Und ihr macht was ich sage, verdammt noch mal, ihr tanzt
jetzt nach meiner Pfeife.
„Hm, ja, noch nicht ganz.“, sagt er, hm, ja, o.k., gibt es noch
einen Haken? Na gut, also jetzt komm mal her! Aber so weit kommen wir noch,
dass ich das bestimme. Das ist... das ist.... so weit kommen wir noch!
Th: Du musst das irgendwann gar nicht mehr bestimmen, irgendwann ist er einfach
hinter Dir und steht für Dich ein. Irgendwann macht er das.
Kl: Das dauert noch.... neeee!
Th: Das kann schnell gehen, er lernt schnell.
Kl: Schauen wir mal, lassen wir es mal offen. Also, Du, ich hab jetzt hier einen
Teil irgendwie abgemeuchelt... äh... durchgedingst...äh... abgestochen.
Guck mal! Ja, das hab ich gut gemacht, sagt er. Mhm.
Th: Da hätte er sich ja auch mal dran beteiligen können, ne? Er ist
ja erst Dein Schatten gewesen..... und das wäre seine Aufgabe: Er hätte
normal für Dich da sein müssen.
Kl: Das gleiche hab ich gerade gedacht: Du hättest ja ruhig ein bisschen
helfen können! Genau das hab ich gerade.... hättest ja ruhig ein bisschen
helfen können! „Na, dazu bin ich zu schwach.“, sagt er. Ja.
Th: Er will der schwache Papa bleiben, ja?
Kl: Ja. Er ist zu schwach. Du bist zu schwach, klar, ich war schon immer stärker
als Du. Na ja, nicht immer, aber später schon. Man was für ein Spiel
hast Du mit mir gespielt! Ich kapier es nicht. Was für ein Spiel hast Du
mit mir gespielt, echt!
Th: Ist das so was wie: Er hat seine Schwäche gelebt, damit Du stark wirst?
Ich meine, das wäre abartig, aber... frag ihn mal: Was sollte da denn?
Kl: Papa, hast Du... war das so ein Spiel, dass Du schwach warst und ich damit
stark werden kann? Hm, na ja, nee, ja, das ist eher so: Das hat es bedingt.
Das ist automatisch. Das hat es bedingt...
Th: Du hattest keine andere Chance, Du musstest stark werden, sonst hättest
Du es nicht überlebt.
Kl: Genau so. Oder es war die Folge.
Th: Er hat es nicht Dir zuliebe gemacht, sondern er war einfach schwach und
hat nur für sich gelebt, so was?
Kl: Die Folge war, dass ich das dann eben ausgefüllt habe, weil ich habe
ja sowieso den Platz meiner Mutter ausgefüllt, sagt er gerade. Weil die
ist ja dann gegangen, und dann bin ja ich da an ihre Stelle. Und ich hab ja
alles gemacht.
Th: Hol nur mal Deine Mutter herbei und sag ihr das auch noch mal, in dem Zusammenhang,
und zeig ihr wie weit Du gegangen bist, bis heute.
Kl: Ja, Mama, komm doch mal! Mhm. Guck mal! Ich bin sogar in Deinem Bett gelegen.
Auf Deiner Seite, wo Du eigentlich hin gehörst. Da bin ich gelegen. Und
hab neben Deinem Mann geschlafen. „Ja, das ist bedauerlich.“
Th: Sie hat den Platz zurück gelassen, sie ist verschwunden, Deine Mama
hat sich aus dem Staub gemacht. Warum auch immer, sie ist weg.
Kl: „Das war so abgemacht.“, sagt sie.
Th: Ah ja. Mit Dir oder mit Deinem Papa?
Kl: Mit uns allen.
Th: Ah ja.
Kl: O.k., es war so abgemacht, schön und gut, es war so abgemacht und trotzdem:
Ist es schön? Ich meine – ist es schön??? Ist es irgendwie...
es ist doch egal, ob es abgemacht ist, das interessiert mich jetzt überhaupt
nicht, ob irgendwas abgemacht war, das finde ich total bescheuert! Echt he!
Abgemacht!!! So ein.... o.k., selbst wenn, das ist jetzt egal, das ist mir jetzt
egal, ich will wissen, ob das GUT war???
„Man soll nicht werten.“, was man soll nicht werten?
Th: Dann zeig ihr mal, was Dein Körper erlitten hat, in der Zwischenzeit,
und wie häufig Du flüchten gehen musstest und so weiter... war das
auch abgemacht?
Kl: Pass mal auf, ich hab auch eine Tochter, genau, DAS sag ich Dir jetzt! Ich
hab auch eine Tochter. Was wünsche ich mir für meine Tochter? Ich
wünsche mir für meine Tochter, dass es ihr gut geht, ich will, dass
sie... ich wünsche mir das Allerbeste nur für sie! Und jetzt? Und
Du? Guck Dir Deine Tochter an! Ich bin Deine Tochter! Guck sie Dir an! Guck,
was ich gemacht hab: Ich hab 10 Jahre lang gekifft, ich weiß nicht wie
lang gesoffen, ich hab... oh man... echt, immer gekämpft, ich hab versucht,
mich umzubringen... man, ich hab mir selbst weh getan, ich hab mit dem Kopf
auf den Boden geschlagen... lauter Scheiß hab ich gebaut! Na gut, nicht
alles, aber es waren ganz schön blöde Sachen dabei, also ich mein...
echt irgendwie krank, und das jahrelang.... wuoh... weiß nicht, hab immer
gekämpft!
Th: Schau mal, ob Du sie erreicht hast. Sie hat sich aus dem Staub gemacht,
Du hast gekämpft, schau mal, ob Du sie erreicht hast.
Kl: Hast Du mich gehört? „Ja.“ Und? Hast Du Dir das für
mich gewünscht? „Nö.“ Mama, warum... warum ist das dann
alles...? Ach Gott, hey, komm mir nicht damit! Jetzt sagt sie „Du bist
daran gewachsen.“
Th: *lacht*, das ist aber Dein Verdienst, nicht ihr Verdienst.
Kl: *knurrt*, ach ihr seid mir alle, echt... ihr ganzen... ihr seid mir alle...
ich weiß nicht, ihr könnt mich mal, oder irgendwie.... ich weiß
nicht, ich bin unzufrieden, das gefällt mir so nicht! Ihr seid überhaupt
nicht... ihr nehmt gar keinen Anteil! Ihr nehmt überhaupt keinen Anteil!
Das bin ich, ich bin Eure Tochter, und ihr nehmt keinen Anteil an mir! Ich bin
hier, ich bin Eure Tochter! Und es ist Euch alles scheiß egal, was mit
mir ist, das ist Euch alles scheiß egal, von klein auf! Ich war Euch scheiß
egal! Mein Gott, echt, das kann doch nicht wahr sein! Das kann doch nicht wahr
sein, dass man... dass man ein Kind hat, das einem scheiß egal ist. Kann
das noch wahr sein? Ich meine: Ist mir mein Kind scheiß egal?
Th: Nein, das ist nicht in Ordnung. Mama und Papa haben hinter dem Kind zu stehen.
Punkt.
Kl: „Ja, das stimmt.“, die stimmen mir zu, ich war ihnen scheiß
egal! Ihr war ich scheiß egal (zeigt nach rechts) und ihm auch (zeigt
nach links). Er hat mich benutzt, sie hat mich einfach links liegen lassen,
und ich hab sie nicht interessiert! Man, was seid ihr denn für Leute, echt,
weißt Du, da fällt mir nur eines ein, ja, irgendwie... wenn Du heutzutage
einen Tisch machen willst, oder den verkaufen willst, dann musst Du drei Jahre
Ausbildung machen... und Schreiner lernen, ja? *wird lauter* Aber Mutter und
Vater, das können solche totalen Flaschen wie ihr, die können das
einfach werden! Die müssen keine Prüfung machen! Die müssen nicht
prüfen: Können wir das überhaupt? Können wir Kinder groß
ziehen? Ooooh! *knurrt aggressiv*
Nein, die dürfen einfach Kinder zeugen, und dürfen sie in die Welt
setzen und dürfen machen mit denen, was sie wollen, sie sogar... was weiß
ich.... misshandeln und links liegen lassen und, und, und.... mein Gott ist
das armseelig!
Th: Ja.
Kl: Ich bin so wütend! Wütend bin ich! Wütend! Auf dieses ganze
Fuck - System!
Th: Ja. Und spür mal diese Power, die dahinter ist. Das ist aber auch Lebenspower,
die Du jetzt hast. Vielleicht haben die zu wenig Lebenspower gehabt, frag sie
mal, wenn der immer nur sich an dem kleinen Mädchen verging, Deine Mama
haut ab, stirbt einfach weg.
Kl: Ja, mhm, klar, wie so halb... Batterie halb leer...
Th: *lacht*
Kl: Du bist einfach eine Turbobatterie, da haben sie ein Problem natürlich
gekriegt.
Th: *lacht* Ja. Die musst man aufladen! Die sind immer so halb leer, noch nicht
mal halb, so viertel... so „Bouuh... ich bin so... ich muss mich mal laden.
Wo ist die Ladestation?“
Th: Ja. *lacht herzlich*, so nach dem Motto: Du bist denen vielleicht auch ein
bisschen zu viel gewesen, oder?
Kl: *lacht*, kann sein... „Ha, kannst Du mal ein wenig Deinen Mund halten?
Ha, kannst Du mal ein wenig runter drehen, hu, bist Du heut wieder aufgeweckt!“
Th: Tja, viele Eltern wünschen sich offensichtlich angepasste Kinder, ne?
Kl: Mhm, ich hab nicht rein gepasst. *lacht*
Th: Wenn nicht, kriegen sie Ritalin, so ungefähr.
Kl: Meine Oma hat mal gesagt, ich wäre ihr Sargnagel. Na toll, und ich
hab gesagt, das ist ein Kompliment. Das bin ich gerne.
Th: Ja.
Kl: Nein, ich hab gesagt, ich bin aber ein gutaussehender Sargnagel.
Ja, doch ja, ich merke das auch, ich bin so richtig... echt... das ist irgendwie,
das kann ja wohl nicht sein, das muss man irgendwie... das muss man ändern.
So was kann nicht sein. Das muss man irgendwie.
Th: Gut, dann gib ihnen jetzt die Chance: Wenn sie wieder irgendwas gut machen
wollen, dann so wenigstens ab sofort hinter Dir stehen.
Kl: JA! Wisst ihr was? Ich hab eine Idee! Ich hab eine voll geniale Idee! Und
zwar: Ihr könnt mir nämlich helfen, JETZ! Jetzt könnt ihr mir
helfen. Ihr habt in der Vergangenheit so viel Scheiße gebaut... *lacht*...
ihr seid die vollen Luschies, echt, die vollen Loosereltern, gewesen... „Joooo.“,
die stimmen mir zu, „das waren wir.“ *lacht*
Th: *lacht*, dass sie ein Einsehen haben, na, das ist doch schon mal was.
Kl: Ja. Das war ihr auch. Und jetzt, jetzt machen wir alles neu. Und jetzt,
jetzt können wir zusammen arbeiten. Und jetzt könnt ihr mir eigentlich
helfen, ja? Ihr könnt mir helfen, dass wir... irgendwie... dass mir aus
dem ganzen, was da passiert ist, ich möchte daraus was machen. Ich möchte
irgendwie... kreativ werden damit. Ich will, dass das umgesetzt wird, in kreative
Energie! Ich will Kreativität. Das will ich. Und ich will, dass die in
mein Leben fließt. Das ist meine Absicht. Und ihr habt die Aufgabe, mir
dabei zu helfen! Das habt ihr nie getan! Ihr habt mich immer nur gebremst. Egal,
was ich machen wollte, immer nur kam die Bremse von Euch. Ihr habt mich gebremst,
wo es nur ging. Und jetzt? Jetzt will ich das nicht mehr! Ich will nicht mehr,
dass ihr mich bremst. Ich will, dass ihr mir helft, dass es raus kommt, dass
ich es raus lassen kann. Dass ich was damit anfangen kann! So wie ein Maler,
der ein Bild malt, oder ein Bildhauer, der eine Statue klopft oder irgendwas
tut, ja? Und ich möchte mit der Energie was anfangen, ich möchte sie
nicht mehr bremsen. Weil das hab ich nämlich gemacht. Jahrelang. Meine
Energie gebremst. Runter gebremst. Runter gebremst. Runter, runter... mit Eurer
Hilfe. Und damit ist jetzt Schluss!
Th: Ja. Das müssen sie Dir versprechen, guck mal, ob sie das hin kriegen.
Kl: O.k. Könnt ihr mir das versprechen? Als ihr müsst Euch erst mal
zusammen hocken, man, wo hockt ihr? Vater hockt da (zeigt ganz nach links),
Mutter hockt da (zeigt ganz nach rechts).
Th: *lacht*, na irgendwann waren sie doch mal zusammen? Irgendwann müssen
sie wenigstens mal zusammen gewesen sein.
Kl: Rutscht mal ein bisschen....
Th: Rutscht mal zusammen! *lacht*
Kl: *lacht auch*, also das finde ich echt unglaublich! „Ja, o.k.“....
noch ein bisschen! Die genieren sich, als würden sie sich das erste mal
sehen? Ihr habt Kinder gekriegt, ja? Ah ja, jetzt, jetzt rutschen sie... ah,
da ist eine Bank, o.k., setzt Euch mal dahin! Geniert Euch doch nicht so! Man,
ich bin es, Eure Tochter! Oh nee... o.k. endlich, jetzt sitzen sie nebeneinander,
es wurde auch Zeit, also echt, das kann ja wohl nicht sein, ihr stellt Euch
an... man! Jetzt gucken sie mich an! *freut sich diebisch*, total bedröselt,
so auf die Art „Sprich!“... *lacht*
Ja, also, könnt ihr mir versprechen, dass ihr jetzt hinter mir stehen wollt
und mir helfen wollt? Die überlegen noch.
Th: *lacht*, die haben Schiss vor der Aufgabe, ne? Tag und Nacht müssen
sie voll Aktion bringen.
Kl: Was gibt es denn da zu überlegen? Die sind so klein, ich bin so groß.
Jetzt hab ich das Bild: Ich bin groß, die sind klein. Die können
gar nicht hinter mir stehen. Das geht gar nicht. Die muss ich erst groß....
die müssen erst groß werden.
Th: Die müssen erst erwachsen werden.
Kl: Die müssen wachsen! Ich bin viel zu groß, guck mal, ich bin so
ein Riese *zeigt es mit den Armen*, und die hocken auf so einer kleinen Bank
da – wenn die sich hinter mich stellen zerquetsche ich sie!
Th: *lacht*, dann musst Du aufpassen auf Deine eigenen Eltern. Ein weit verbreitetes
Phänomen. *lacht*
Kl: *lacht auch* UNGLAUBLICH!
Th: In Wirklichkeit sind die Eltern die Kinder, ich weiß.
Kl: Das ist unglaublich, unglaublich, und dieses Bild ist göttlich! Ihr
seid ja plötzlich so klein, was ist mir Euch passiert? Ja. Das ist ein
gutes Bild. Mein Gott, echt, ich find das cool, ich finde die Innenwelt cool.
Das ist genial!
Th: Die ist ehrlich.
Kl: Mhm. Ihr könnte höchstens dahinter krabbeln... nee, also, jetzt
müssen wir irgendwie... ich muss Euch was von meiner Energie geben, oder
so?
Th: Nee, nee, nee.
Kl: Oder wie geht das?
Th: Nein, nein. Die sollen sich zurück erinnern, es gibt so einen Symbol-Papa
und eine Symbol-Mama, Papa weiß, was Papa sein bedeutet und Mama auch.
Die sollen sich die Urbilder holen. Die Ursymbole.
Kl: Ah ja, o.k.! Gut, macht das mal!
Th: Und wenn es eine Mama aus Afrika ist, egal.
Kl: Also Ursymbol ist für die Mama die Mutter Erde.
Th: Ja, so was, und für den Papa?
Kl: Und für
den Papa... Papa, was ist denn für Dich das Ursymbol?
Th: Irgend so was, weißt Du, so ein... keine Ahnung... ein Ritter oder
einer, der beschützen kann, der da ist, der dafür sorgt, ein Bauer
vielleicht.
Kl: Der Gott eigentlich, in dem Sinne.
Th: Ja, es sollte schon ein menschliches Symbol sein.
Kl: Ja, finde ich auch, es sollte irgendwie anders sein, denn das ist zu schwebend,
zu... macht es mal bitte menschlich! Sie hat Mutter Erde, er hat Gott, ihr seid
echt.. unglaublich! Solche Dimensionen? Erst so klein, dann so groß?!
Th: *lacht*
Kl: Jetzt mal ganz... eine Figur, eine Figur bitte! Irgendwas zwischendrin,
irgendwas handliches. Hm.... herrgott, jetzt komm, kriegst jetzt ein Vater-Symbol
her oder nicht? Kann das noch sein? Der sucht und sucht... ratter, ratter, ratter...
Th: Ja, der kennt sich da nicht so aus. Irgendein Energiebild, was für
die Familie da ist, was sie versorgen kann, was beschützt, der mutig ist,
der kämpfen kann, der dafür eintritt...
Kl: Ah ja, ich hab es! Da ist jetzt mal jemand, der hat so eine Sense in der
Hand... nee, nicht Sense, so ein... was ist denn das?
Th: Zepter?
Kl: Was hast denn Du da in der Hand? Ja, so etwas von... wie ein Bauer steht
er da. So ein Ernährer. Ein Ernährer. Also, ja, der sieht rustikal
aus, stark, kräftig, rotwangig, „Ich kann eine Familie ernähren!“,
sagt er. Gut. Danke. Jetzt brauchen wir noch eine Mutter. Ah ja, o.k., da ist
jetzt dann gleich die Mutter mit dem Baby und so, mit so einem langen Gewand,
und mit so langen Haaren... und so ganz schön, klassisch. Gut. Jetzt hab
ich sie. Jetzt habt ihr Euch.
Th: Genau. Da sollen Deine Eltern ein bisschen was davon lernen.
Kl: Ihr sollt Euch mal was an Energie von denen da abzapfen.
Th: Genau. Sich wieder erinnern heißt das ja auch. Wahr nehmen, wo sie
her kommen, Mama und Papa sein.
Kl: Könnt ihr das? Puuh, die müssen erst mal in die Lehre gehen.
Th: Ja, ist o.k.
Kl: *räuspert sich*, also jetzt, dann geht mal in die Lehre, ja, ich warte
hier. Also, der bringt dem jetzt alles bei... Du meine Güte, echt hey...
Th: *lacht*
Kl: ... wie das alles geht, und was man da machen muss, und dass man für
die Mutter da sein muss und für die Kinder, und sich Zeit nehmen muss und
dass es nicht nur darum geht... und überhaupt, und alles und so... oh ja,
und die Mutter, die kriegt beigebracht, dass man sich nicht ständig mit
irgendwelchen Drogen weg beamt, und... und das Kind annimmt, genau, und schon
im Mutterleib annimmt... ah ja, o.k. ... die kriegen jetzt hier alles.... die
machen hier ein paar Jahre, 20, 30.. pff.... das dauert!
Th: Das dauert, *lacht*, Grundlehrgang.
Kl: *lacht auch* Super, echt. Puh... die sind ganz neugierig, gell?
Th: Ja, das gehört dazu.
Kl: Jetzt wachsen die langsam.
Th: Außerdem sind sie Mann und Frau füreinander, Dein Papa hat jetzt
nämlich endlich eine Gespielin, mit der er seine Lust teilen kann.
Kl: Hm, die wachsen, die wachsen, die werden größer... jetzt bin
ich in so einem Königsbild drin, das ist auch voll schön, so der Vater,
der reitet raus, mit dem Pferd, und die Mutter, die ist... die lernt stricken
und sticken und keine Ahnung, was sie alles macht, wobei ich das Bild blöd
finde, aber das ist jetzt egal... ist ja wurscht, ich muss jetzt ja nicht werten,
jetzt macht einfach... o.k. sie werden größer, werden größer,
werden flügge... ah ja, jetzt regt sich da sexuell auch was! Mhm! Mhm.
Mhm. Ah, die finden sich interessant! *lacht*... so... jetzt ... können
wir mal langsam...
Th: Ein bisschen schüchtern...
Kl: Ah ja, gut, er hat jetzt total eine Ausstrahlung! Eine Energie! Wow! Das
ist ein richtiger Mann!
Th: Und? Ist das in Ordnung, Dein Papa?
Kl: Ja, das ist ja jetzt ein Mann?! Mein Papa ist ein Mann! Ja, sag mal, das
hab ich ja gar nicht gewusst! Ein Mann, ein richtiger Mann! Mit Energie! Mit
Kraft! Mit Stärke! Mit Standbeinen, der hat Beine! Das ist es, der hat
keine Beine gehabt. Man das mit den Beinen zieht sich durch und durch. Meine
Mutter auch nicht. Jetzt steht er. Der hat Beine, ganz starke Beine, der steht
da, der hat Standbeine, auf denen er stehen kann, und Wurzeln! Und Du? Mutter?
Du bist weich, und liebevoll.... *mhm*, *genießt es*... oh, und Dir kommt
zum ersten Mal die Idee, dass es vielleicht schön ist, dass ich auf die
Welt komme! Dass es vielleicht schön ist, mich empfangen zu haben. Dass
es vielleicht ein Geschenk sein könnte. Dass es vielleicht gut ist. Es
mal anzunehmen. Sie kommt zum ersten mal auf die Idee es anzunehmen.
Th: *bejaht*
Kl: Jetzt sehe ich, dass sie sich ihren Bauch streichelt. Das ERSTE MAL! Glaubst
Du es, die streichelt das erste mal ihren Bauch! WUAH!!! *total erstaunt und
erfreut*
Th: Die freut sich auf Dich!
Kl: Die freut sich auf mich, ich spür es! Ah. Ist das Zeit geworden! Man,
hab ich da lang drauf gewartet! *atmet erleichtert auf*
Ja, jetzt kommen sie langsam, jetzt sagen sie, jetzt sind sie langsam bereit,
sich hinter mich zustellen. Puh, weil sie jetzt auch begreifen, was es bedeutet,
mich zu lieben. Und ihr zwei seid verbunden! IHR! Ihr beide! Ihr macht Euer
Ding, ihr gehört zusammen! Ich bin NUR das Kind! Ich bin NUR das Kind,
mehr nicht. Damit das mal gleich klar ist. Für nix anderes zu gebrauchen.
Th: Schau mal, ob Du Dich als Kind Deinem Vater anvertrauen kannst, jetzt.
Kl: Ganz vorsichtig. Ganz vorsichtiges herantasten. Er ist ein anderer.
Th: Sag es ihm.
Kl: Du bist ein anderer. Oh ja, er weiß, er weiß, dass ich viel
erlebt hab und dass viel in mir drin ist, was mich vor ihm ängstigt, aber
er hat sich geändert, sagt er, und er möchte es wieder gut machen,
er möchte sich.... ja... ich kann... das musste mir aber erst noch... also....
das musst Du...
Th: Das muss er richtig beweisen.
Kl: Ja, das muss er beweisen. Da.... *zeigt Skepsis*
Th: Ja, o.k., gut, aber gibst Du ihm eine Chance?
Kl: Ja.
Th: Dann sag ihm das.
Kl: Ich gebe Dir eine Chance, aber Du musst langsam tun. Ganz langsam. Weil
ich hab überhaupt kein Vertrauen. Überhaupt keines. Null. Ich kann
Dir immer noch nicht vertrauen, und ich brauch ganz viel Zeit, damit ich das
aufbauen kann. Also, ich meine, ich ... weiß nicht, wie viel Zeit ich
im Sinne von Zeit brauch, aber ich brauch jedenfalls... das geht nicht so schnell.
Th: O.k. Guck mal, ob er ein Ja dazu hat. Auch er muss dazu ein Ja haben.
Kl: Ja. Ja, wir können uns Zeit lassen.
Th: Dann ist es ihm wohl ehrlich.
Kl: Ja, wir können uns Zeit lassen. Alle Zeit der Welt. Wir haben alle
Zeit der Welt. Er will nur, dass es wieder gut wird.
Th: O.k. Was ist mit Deiner Mama? Macht die auch mit? Bleibt die da? Frag sie
mal, oder schau.
Kl: Mama? Was ist mit Dir? Sie sagt, sie muss ganz viel dafür tun. Sie
muss da ganz viel dazu beisteuern, da muss sie ganz viel auch mit tun, damit
das funktioniert. Ja, und? Machst Du es? Ja, sie will es versuchen. Was heißt,
Du willst es versuchen? Machst Du es oder machst Du es nicht? Sie weiß
nicht, ob sie es kann. Oh man, hey, Du hast doch gerade eine Ausbildung gemacht,
was weiß ich wie viele hundert Jahre, echt, man! Ja, o.k., ja, wir können
es ja mal probieren. Sie traut es sich noch nicht zu. *knurrt*, sie ist noch
zu jung, sie muss noch wachsen. Du musst noch wachsen? Also lang warte ich hier
nicht mehr, das sag ich Euch. Was brauchst Du denn noch? Selbstvertrauen. Die
hat noch nicht genug Selbstvertrauen.
Th: Sie soll ruhig mit ihrer Urmama in Kontakt bleiben. Also sie soll weiterhin
die Verbindung halten, mit dem Hintergrund, mit dem Urgrund, wenn Du so willst.
Mit dem, was Mensch sein bedeutet, Mama sein bedeutet...
Kl: Genau das ist es, Du musst Dich mit der Erde verbinden, das ist es, Du musst
Dich erden! Du musst Dich erden! Erden! Wenn Du Dich erdest, meine liebe, gute
Mama, dann kriegst Du nämlich Vertrauen. Weil die Erde.... die Sonne, die
geht jeden Tag auf, die Bäume, die wachsen, die Blumen, die wachsen, im
Frühling, der Schnee fällt, der Regen kommt... alles geht sein Gang...
alles total vertrauensvoll, es hört nicht auf! Das ist Vertrauen. Das ist:
Alles geht seinen Gang. So fließt der Fluss, Du kannst ihn nicht schieben
und nicht anhalten, das ist irgendwie... Du musst Dich erden, wenn Du dieses
Gefühl hast, wenn Du dieses Gefühl hast, mit der Erde EINS zu sein,
dann weißt Du, was Vertrauen ist. Weil... da ist ganz viel Fülle
da, da ist ganz viel Nahrung da, da ist ganz viel Sonne da, da ist einfach alles,
es ist so viel da, die Erde ist so gut, die ist so voll mit allem. Und Du musst
keine Angst haben, dass DU verhungerst oder so, oder das irgendwie was passiert.
Ja. Mhm. Ja. Das ist ganz wichtig ja. Jetzt hat sie sich, was weiß ich
wie lang, auf die Erde gelegt und sich geerdet... Ja, sie macht mit! So! Jetzt!
Man, hey, kommt her jetzt!
Th: *lacht*
Kl: O.k. dann macht mal! Stellt Euch mal hinter mich! Mal gucken, wie sich das
anfühlt, oder?
Th: Ja, dass Du es einfach mal spürst, wie das ist.
Kl: *hat die beiden Gestalten, Vater und Mutter, jetzt in ihrer Innenwelt hinter
sich gestellt*, Buoha.... jaaaaaa..... *genießt es*... die stehen hinter
mir und einer, also...wo steht denn jetzt wer... also.... hier ist meine Mutter,
hier auf der linken Seite und auf der rechten Seite ist mein Vater und die halten
ihre Hand auf meine Schulter. Und ich sitz auf dem Thorn, weißt.... also
die sitzen einfach nur hinter mir... und ich bin da, hier ist mein Reich, hier
vorne... ich hab, ich bin... ich regiere!
*streckt sich, reckt sich*, man, das ist Klasse!
Th: (Spielt ruhige Musik ein)
Kl: *genießt das Bild*
Kassette ist zu Ende.
Ute geht am Schluss noch mal in das Bild vom Anfang zurück und guckt, was
mit der Leiter ist, wo die jetzt hin führt. Sie führt nun auf die
Erde. Den großen, weiten Planeten Erde.
Ute 3. Session – Annehmen
Kl:
Ich bin in dem Mietshaus meiner Stiefmutter, also da bin ich die Treppe runter.
Das ist eine lange Treppe, das geht einmal die Treppe runter, dann kann ich...
jetzt geh ich noch mal weiter runter und jetzt bin ich ganz unten. Ach, und
dann könnte ich noch die Kellertreppe runter, aber da.... ja.
Th: O.k.
Kl: Was soll ich jetzt hier? Äh...
Th: Keine Ahnung. Beschreibe einfach mal, was Du wahr nimmst.
Kl: Einfach nur so wie es halt war. Die haben da mal gewohnt, und ich hab da
auch mal gewohnt, in dem Zimmer oben.
Th: O.k., dann lass Dich mal auftauchen, damals, wie Du da gewohnt hast. Schau
mal, wie alt bist Du, wenn Du da auftauchst.
Kl: 13.
Th: Spreche Dich mal an, frag Dich mal, wie es Dir geht!
Kl: Mal gucken, wo bin ich?
Th: Genau, lass Dich mal die Treppe hoch laufen oder runter laufen, oder im
Zimmer sein... keine Ahnung.
Kl: Ja, ich bin... die ist oben, ich muss mal hoch und gucken. Ja. Sitz an meinem
Schreibtisch, ja, also ich spreche mich mal an.
Th: Ja.
Kl: Hey, Ute! Die guckt jetzt auf. Wie geht es Dir? „Nicht gut.“,
sie ist allein. Sie schreibt in ihr Tagebuch. Wo sind die anderen alle? „Keine
Ahnung.“
Th: Frag sie mal ganz direkt, ob sie gerne lebt.
Kl: Bouh, ich spüre gerade ganz intensiv meinen Körper! *pfeift anerkennend*
Th: Ja, Du hast seit gestern wieder ein Körpergefühl.
Kl: Ich spür den ganz intensiv gerade, Wahnsinn! Bis runter in die Fußspitzen,
die Beine entlang, alles, die Arme... WOW! Ganz, ganz stark. Der sagt gerade
ganz, ganz... der sagt gerade „Ich bin da!“. Puh. Jetzt, was hast
Du gesagt? Ich hab es nicht...
Th: Teil das einfach dieser Ute mal mit! Was Du gerade wahr genommen hast, über
Deinen Körper, schau mal, wie sie reagiert!
Kl: Du, ich spüre gerade ganz stark meinen Körper! WOW, echt, ich
bin VOLL da! „Mhm.“, das interessiert sie nicht so.
Th: Frag sie mal, ob sie in ihrem Körper ist!
Kl: Bist Du in Deinem Körper? Weiß sie nicht.
Th: Tauscht doch mal!
Kl: Sollen wir mal tauschen? „Mhm, können wir machen.“
Th: Dann geh mal bei ihr rein, und fühl mal, wie sich das anfühlt
mit 13, sie soll in Deinen Körper mal spüren, damit sie sich erinnert,
wie das ist, im Körper zu sein.
Kl: Warte mal, ich muss da jetzt mal... oah, da will ich gar nicht rein, das
ist ganz eng und verspannt. Total verspannt. Wie kann man denn schon so verspannt
sein? Mit 13! Mmmm, warte mal, ich will noch mal zurück, oah.... *atmet
erleichtert aus*, locker! *atmet tief durch*, *geht wieder zurück in den
Körper der kleinen Ute*, hinten am Kopf ist ein Druck, ja, wie wenn einer
immer hinten drauf haut. Man hat hinten drauf gehauen, so „zack, zack“
*macht die Handbewegung*
Th: O.k. Wenn Du jetzt energetisch in Deinem Körper drin bist mit 13, und
spürst diesen Druck, dann stell Dir doch einfach mal vor, Du drehst Dich
rum und Du schaust mal hin: Wer haut Dir denn symbolisch da drauf? Oder energetisch...
wer ist es denn? Dreh Dich einfach mal um!
Kl: Oh, das ist mein Papa, das ist... der haut immer mit der Hand nach mir...
Th: Also jetzt nicht symbolisch sondern ganz praktisch, das macht der einfach?
Kl: Symbolisch ist es irgendwie... da war auch erst ein... also einfach... sind
es irgendwie alle.
Th: Ja. O.k., alle, lass mal auftauchen: Wer ist „alle“?
Kl: Alle. Alle, also das ist eine Figur, die alle darstellt: Das ist meine Stiefmutter,
mein Stiefbruder, mein Vater, mein Onkel, die Mutter von meinem Vater und meinem
Onkel, das sind ja Zwillingsbrüder, die ganze Verwandtschaft, die dahinter
steht... mehr oder weniger, na ja, was heißt die ganze, nicht alle, nur
ein paar noch halt... irgendwelche Onkels, und... ja, genau, die sind das: „Alle“.
Und die hauen mir da hinten drauf?!
Th: Gut, dann sag es ihnen einfach mal, was Du wahr nimmst, und guck mal, wie
sie reagieren!
Kl: Hey, ihr haut mir da hinten drauf! Ja, das hab ich ja auch verdient!
Th: Ach? Frag mal nach: Warum?
Kl: Warum? Weil ich... frech bin. Und aufmüpfig. Und nicht so, wie man
es von mir erwartet.
Th: Ist das so was wie: Die wollen Dich klein, brav und still halten? Oder hast
Du konkret was gemacht?
Kl: Die wollen... was wollt denn ihr eigentlich? Was, wie, was? Was soll das
jetzt heißen? Ich bin schlecht, von grund auf, so wie meine Mutter.
Th: Ah!
Kl: Bouh, das trifft mich.
Th: Sag ihnen das, dass Dich trifft.
Kl: Das trifft mich. Das trifft mich VOLL!
Th: Was haben die gegen Deine Mutter? Hol mal Deine Mutter herbei! Frag sie
mal: Was soll denn das? Wieso halten die Dich für schlecht? Frag doch mal!
Hol sie mal herbei!
Kl: Ähm, Mama, komm mal geschwind! Guck mal: Die sind da jetzt hier, alle
miteinander, und die hauen mir da hinten auf den Kopf und die sagen, ich wäre
schlecht, weil Du schlecht warst! Warum warst Du schlecht?
Th: Ja.
Kl: „Die haben mich nie akzeptiert.“
Th: Oh ja! Sie soll mal nachfragen: Was haben sie denn nicht an ihre akzeptiert?
Sie selbst als Person oder hat sie hat sie irgendwas an sich, oder hat sie was
gemacht... oder was? Sie soll mal nachfragen, Deine Mutter!
Kl: Hey, das möchte ich gerne genauer wissen! Oooh, mir tut es jetzt echt
richtig im Nacken weh! O.k.: Was, was... Moment... frag mal bitte, oder sag
mir mal genau, was haben sie nicht an Dir akzeptiert? Was genau? Hast Du irgendwas
gemacht oder hast getan oder was ist es, was sie nicht akzeptiert haben? „Ich
hab nicht dazu gepasst, die haben mich nicht aufgenommen. Ich bin zu intellektuell
und die sind ganz anders als ich, das ist ein völlig anderer... das ist
eine völlig andere Welt und ich pass da nicht rein und die wollten mich
auch nicht haben.“
Th: Ah ja. Frag mal Deine Mutter, ob sie deshalb so früh gegangen ist!
Kl: Ja.
Th: Frag sie mal, und guck, ob sie mit dem Kopf nickt oder ihn schüttelt!
Kl: Mama, bist Du deshalb so früh gegangen? „Auch. Das war auch ein
Grund.“
Th: O.k., dann sag das mal der Verwandtschaft und – die machen offensichtlich
das Spiel mit Dir weiter – rede mal mit denen allen, jetzt.
Kl: Jo, die hängen mir im Nacken!
Th: Ja, sag ihnen das!
Kl: Also, damit hab ich jetzt nicht gerechnet, also dass ich jetzt erst mal
in diesem Haus hier bin und dann auch noch ihr da alle seid und ihr dann auch
noch in meinem Nacken hängt, und mir weh tut und mit mir solche Sachen
da macht, also, was mit meiner Mutter da angefangen hat und jetzt macht ihr
mit mir weiter! Und das fühlt sich absolut nicht gut an! Und außerdem,
ich bin irgendwie... ich bin da völlig... ich bin völlig unschuldig!
Ich kann überhaupt nix dafür! Was ist das denn für ein scheiß
Film!
Th: Ja. UND - Dein Vater hat auch zugehört – DER müsste auf
Deiner Seite sein, weil das ist Dein Papa! Der muss für Dich da sein, frag
ihn mal: Was soll das?!
Kl: Ja, Papa, genau, was ist eigentlich mit Dir los: Warum bist Du eigentlich
nicht auf meiner Seite, Du bist doch.... „Jaaaa... waa... pffhhaa... buuu...“,
druckst rum. *schnauft enttäuscht aus*, warum kannst Du Dich jetzt nicht
hinter mich stellen und sagen: „Hey, das ist meine Tochter und das ist
nicht die Elisabeth, das ist die Ute!“, und... oder Du hättest Dich
eigentlich schon hinter Elisabeth stellen müssen! Das war Deine Frau! Das
hat er nicht geschafft, damals konnte er das eben nicht, das war... das ging
halt nicht. Jetzt könnte er es, jetzt ist er ja anders, jetzt ist er stark
– aber damals konnte er es nicht.
Th: O.k., aber hinter seine Tochter hat er sich zu stellen!
Kl: Das könnte er jetzt machen, sagt er.
Th: Dann soll er es machen, fordere ihn auf!
Kl: Also, Du solltest Dich jetzt mal hinter mich stellen und mir helfen, gegen
die alle da! Oh, das fällt ihm schon schwer! Das ist ja seine Verwandtschaft!
Th: Du bist auch seine Verwandtschaft, und zwar seine nächste Verwandtschaft!
*lacht*, mach es ihm klar!
Kl: Ja, aber mit denen hat er mehr zu tun, sagt er, das ist...
Th: Das ist sein Problem, da muss er jetzt fit werden. Der ist Papa, das ist
Dein Papa, also, da kann er nicht weg, Du bist seine Tochter! Jetzt hat er ein
Problem, ist klar.
Kl: Papa, hör mal: Das bin jetzt hier, ich brauch das jetzt, Du musst mir
jetzt helfen! Die sind alle total blöd, guck doch mal, was die für
ein Spiel spielen, jetzt helfe mir doch mal! „Hach, n..pfffff...“,
ich sei ja sowieso nie da und ich sei ja nicht da, und mit denen muss er immer
Zeit verbringen und mit denen ist er zusammen und deswegen muss er...
Th: Die klopfen Dir auf den Hinterkopf und er ist Dein Papa und hat Dich zu
beschützen. Punkt.
Kl: Hast Du das gehört? Die klopfen mir auf den Hinterkopf und Du hast
mich zu beschützen!
Th: Da gibt es keine Diskussion, das ist so.
Kl: Ja, eigentlich hätte ich ja Recht, sagt er.
Th: Gut. Dann soll er jetzt sofort anfangen! Er soll jetzt mal eine Rede für
Dich halten, er soll Dich verteidigen, er soll denen mal sagen, die sollen Dich
in Ruhe lassen, usw. usw. Das was Papas machen: Für die Kinder da sein.
Kl: Hmmmm...
Th: Fordere ihn auf! Er muss das bringen! Du kannst zugucken.
Kl: ...mmm... hör mal... ähm... ja, ich sehe es jetzt auch: Das ist
ja ein 13jähriges Kind, die kann das gar nicht, die kann sich gar nicht
wehren.
Th: Ja.
Kl: Pass mal auf, guck mal: Da sitz ich jetzt, und ich bin 13 Jahre alt, und
ich werde ganz schön gepiesackt, von den allen da, und Du? Du stehst irgendwie
nur dran und bewegst Dich nicht! Du bist wieder dieser Luschie, echt, jetzt
stell Dich mal hin und mach was! *wird emotional* Man, hey, Du bist so ein...
so ein Waschlappen! Stell Dich mal hin und mach was, trete mal für mich
ein! MACH!
Ach, das könnte ich besser als er - oh nee!!!
Th: Er ist der Papa, Du bist das Kind.
Kl: *knurrt erst*, *dann: reckt und streckt sich*, *gähnt*
Th: Wenn Du willst, kannst Du als heutige Ute zu Deinem Papa gehen und kannst
ihm mal was zeigen und beibringen, das kannst Du machen, aber dieser Papa hat
hinter der 13jährigen zu stehen.
Kl: Buoh, ich glaub, ich muss das dem echt mal zeigen!
Th: Ja, das darfst Du, und das solltest Du auch.
Kl: *kommt in die Bewegung*
Th: *gibt ihr das Dyhando*, probier es!
Kl: Hm, das brauche ich, glaube ich, gerade nicht. Mal gucken, erst mal hin
setzen. *setzt sich aufrecht hin* Also, pass mal auf... ich fühl mich jetzt
eher so kameradschaftlich mit dem...
Th: Ja.
Kl: Duu.... *streckt sich, reckt sich*, oh Wahnsinn, echt...
Th: Ja, klar, ganz viele Verspannungen.
Kl: Oh ja! Mein Rücken! Ah!
Th: Du hast ja das Mädchen gehört, mit ihren 13 Jahren, kein Wunder,
dass die keinen Bock mehr hat, brav zu sein usw.
Kl: Oh ja, das sagt sie jetzt auch gerade! Die sagt jetzt auch gerade, sie ist
ja auch davon gerannt!
Th: Ach mit 13 ist sie weg gelaufen?
Kl: Ja, ja, zwei, drei mal, nachts, weg gelaufen, sie erzählt mir das gerade
noch mal, wie das war, ich erinnere mich jetzt, stimmt, ich bin ja weggerannt!
Ich bin nachts abgehauen, weil ich es nicht ausgehalten habe: Hab meine Sachen
gepackt und bin nachts um eins, oder um 12 oder was... bin ich zwei km irgendwie
ins nächste Dorf gelaufen, zu meinem Bruder. Und den hab ich dann beim
Angeln, ähm... Papa, das erzähle ich Dir jetzt! Jetzt hör mal
zu! Ich bin dann zu meinem Bruder gelaufen und hab mich zu dem geflüchtet,
weil ich es nicht mehr ausgehalten habe, weil ich nicht mehr leben wollte. Ich
wollte nicht mehr leben, stimmt, ich wollte nicht mehr leben. Ich wollte nicht
mehr SO leben. Ich wollte schon noch leben, aber nicht mehr SO.
Th: Ja. Warum hast Du das Deinem Papa nie erzählt? Oder hast Du es ihm
erzählt? Oder hat er nicht hingehört? Sag es ihm!
Kl: Du hast das gar nicht bemerkt, stimmts? Du weißt gar nicht, warum
ich gegangen bin! Ich war nur plötzlich weg. Ja, das hat er gar nicht wahr
genommen, er hat es nicht wahr genommen. Ich war weg und dann bist Du gekommen
und hast mich geholt. Und ich wollte nicht zu Dir! Und ich wollte nicht zurück
in dieses Haus mit dieser Stiefmutter! Ich wollte überhaupt nicht mehr
hin, aber Du hast mich geholt, am Arm hast Du mich gezerrt! *gestekuliert*,
*greift versehentlich um das Mikrophon*, oh Entschuldigung?!
Th: *lacht*
Kl: *lacht, ist herzlich amüsiert*
Th: Das war der Arm *lacht*
Kl: *lacht noch mehr*, das war der Arm!
Th: Das Sprachrohr zu ihm....
Kl: ... am Arm hat er mich gezerrt, hat er mich da die Treppe runter oder..
Th: Sag es ihm!
Kl: Am Arm hast Du mich gezerrt und hast mich da wieder raus geholt. Und ich
hab geheult und meine Oma hat geheult und alle haben geheult und ich wollte
nicht wieder zurück und Du hast mich geholt und ich musste zurück
in dieses scheiß Haus! In dieses verdammte, ver...ver...ver... dammte
Haus! Zu Euch! Zu Euch Blödmännern! Zu Euch Idioten! Zu dieser blöden
Fuck – Familie da, wo ich nicht dazu gehört hab und... mir ging es
genauso... stimmt, mir ging es genauso wie meiner Mutter: Ich hab nicht dazu
gehört! Ich war...
Th: Sag es Deiner Mutter! Rede mit Deiner Mutter!
Kl: Guck mal Mama, ich hab genau das gleiche gemacht wie Du! Ich hab nicht dazu
gehört, ich war völlig anders, ich war viel intelligenter als die....
die mit ihren... die haben immer nix kapiert... und dann waren die immer neidisch...
und „Die ist so schlau!“, und „Die hat die Weisheit mit Löffeln
gefressen“, und „Die, mit ihren klugen Sprüchen da!“
und... uooh, das hat mich immer so genervt! Und dann war ich ständig Klassenbeste
und dann... und dann hat die das so angefault... und ich hab natürlich
damit angegeben, klar, das musste ich ja dann auch noch raus hängen lassen,
ich hab dann noch eines drauf gesetzt, so, und hab mich da so richtig da abgesondert,
und hab NICHT dazu gehört, kein bisschen, ich war voll der Außenseiter!
Guck Dir das mal an, he! Jaaa, das kennt sie, mhm! Gut. Altbekannt. Und Du,
Papa, Du bist blind wie ein Maulwurf! B l i n d w i e e i n M a u l w u r f
!
Da hat es Deine Frau, da hast Du es an Deiner Frau erlebt, und die Frau ist
krepiert, die ist abgekratzt, die ist gegangen, und dann passiert die gleiche
Kacke mit Deiner Tochter, und Du bist immer noch genauso blind! Und Du guckst
und Du siehst nix. Du bist blind wie ein Maulwurf, noch blinder, ein Maulwurf
kann noch sehen gegen Dich!
Th: Frag ihn mal, was in ihm vor gegangen ist, dass er das nicht wahr nimmt!
Will er das nicht wahr haben? Oder hat er das wahr genommen? Frag ihn mal!
Kl: Was... warum hast Du das nicht wahr genommen? Oder was... warum... er wollte
nicht.
Th: Ah ja! Dann frag ihn mal ganz konkret: Du hast es wahr genommen, aber Du
wolltest nicht? Soll er mit dem Kopf nicken oder schütteln.
Kl: Du hast es wahr genommen, aber Du wolltest nicht? Du wolltest nichts tun?
*energisch* Ja!!!
Th: Ah ja, also Verweigerung. Richtige Verweigerung.
Kl: Ja!!! Ja. Ja.
Th: D.h. also er hat seine Frau und Dich ins Messer laufen lassen, wenn Du so
willst. Ins Unglück, ins...
Kl: Ja, das stimmt.
Th: Frag ihn! Frag! Soll er nicken oder mit dem Kopf schütteln.
Kl: Papa? Du hast meine Mutter, Du hast meine Mutter sterben lassen? Und bei
mir hättest Du es genauso gemacht, fast. Ja.
Th: Nickt er?
Kl: Nick mal oder schüttel mit dem Kopf! Jetzt dreht er wieder den Kopf
so: „Jain“....
Jain, immer die Ausflüchte! Dieses Jain, dieses Jain ist schlimm, echt.
Th: Sag es ihm und frag mal wegen Dir nach, weil Du hast wegen Dir und Deiner
Mutter nachgefragt, das sind ein bisschen verschiedene Sachen.
Kl: Papa, pass auf, noch mal ganz klar: Du hast mich im Stich gelassen, wolltest
Du das? Nee, das wollte er nicht, das war ihm nicht bewusst.
Th: Frag mal: Bei Deiner Mutter?
Kl: Und bei meiner Mutter? Nee, das wollte er auch nicht. Gewollt hat er es
nicht. Ja, wie jetzt, das kapier ich nicht, das ist ein echter Widerspruch,
Du redest gerade einen Kack daher, das ist echt schlimm – was jetzt: Wolltest
Du es oder wolltest Du es nicht? Ja oder nein? Das ist eine ganz einfache Frage!
Bitte, wie muss ich die Frage stellen? Ich muss die Frage noch mal neu stellen...
ähm...
Th: Du hattest gefragt, ob er es wahr genommen hat, da hat er gesagt „Ja.“,
und dann hat er nix getan. Vielleicht wusste er nicht, dass er damit sie und
Dich in den Tod treibt. Vielleicht wusste er das nicht.
Kl: Genau, Papa, das wird es wohl sein, oder?
Th: Frag ihn mal!
Kl: Du hast nicht gewusst, was es für Folgen hat, stimmt es? Ja, das hat
er nicht gewusst, er hat die Folgen nicht abschätzen können. Er hat
nur gewusst, dass er was falsch macht, und er wollte es aber nicht anders machen,
er hat keine Lust gehabt, keinen Bock gehabt, er wollte lieber feiern und lieber
sein Leben leben, und die sollen sich alle nach ihm richten... genau! DAS IST
ES! *sehr aufgeregt* Das ist es! Wow! Jetzt sagt er es! Jetzt hab ich ihn! Ich
hab Dich! Du willst, dass sich alle immer nach Dir richten! Das ist es! So ein
Egoschwein! Uaah! Bist Du ein Ego! Uah! Ich hab ja nix gegen einen gesunden
Egoismus, aber das geht zu weit, hey! Uoh!
Th: Deshalb hat er auch seine Tochter verloren und Deine Mutter verloren, wenn
Du so willst.
Kl: JA! Das ist es! ALLE! Die ganze Welt müsst sich nach ihm richten! Er
ist der Boss! Er bestimmt!
Th: Sag es ihm! Sag es ihm! Rede mit ihm!
Kl: Du... Du... Du hast ein echtes Selbstwertproblem, weißt Du das? Du
hast einen Selbstwert, so *zeigt mit den Fingern ungefähr Wurmgröße*
groß, und um das auszugleichen, ja, machst Du hier den Macker! Hängst
hier den Macker raus: „Hey, jetzt macht ihr mal, was ich will! Ich bestimme
jetzt! Jetzt gehen wir da auf die Hütte und saufen und Du, Mutter, gehst
mit und säufst mit und Du, Kind... und überhaupt...!“, also!
Uah! Vater, Du bist echt ein... was bist Du? Du bist ein riesiges Arschloch.
Du bist ein riesiges Arschloch. Echt. Das muss ich Dir jetzt mal sagen, Du bist
ein riesiges, verdammtes Arschloch! So ein Arschloch wie Dich als Vater zu haben
ist echt... Danke! Man oh man, genau das ist es, und das machst Du heute noch!
Du bist heute noch derjenige, der so *zeigt mit dem Zeigefinger* in der Gegend
herum rennt, mit dem Zeigefinger, und sagt, was andere tun müssen und nicht
tun, und das machst Du heut noch mit mir! *wütend* Heute noch! Bis heute!
Ich bin 33, nein, ich werde 34, und ... und lass mich heute noch von Dir so
durch die Gegend kommandieren... Du rufst heute noch an und sagst mir, was ich
tun soll! *wird ruhiger*
Th: Warum tust Du es? Frag Dich mal! Als 13jährige bist Du schon weggelaufen.
Warum tust Du es?
Kl: *schnauft wütend*
Th: Frag Dich, nicht nachdenken! Frag Dich mal und hör mal, was die sagt,
die Ute.
Kl: Da war gerade, das erste was kam: Weil ich mich hilflos... weil ich hilflos
bin, dem gegenüber. *verneint zweimal*
Th: Frag mal Deine Mama, warum sie gegangen ist, hör mal, was sie sagt!
Kl: Weil es einfacher war.
Th: Ah ja. Frag Dich mal, hör mal was Du sagst.
Kl: Weil es einfacher ist. Weil es einfacher ist. *ganz ruhig*, das ist aber
gar nicht einfacher.
Th: Dann machst Du es Dir so einfach wie Dein Papa auch, der macht es sich auch
einfach. Vielleicht ist das, das Geheimnis in der Familie: Jeder macht es sich
einfach, und dadurch wird es kompliziert.
Kl: *grummelt*
Th: Jeder macht es sich scheinbar einfach: Deine Mama, Dein Papa...
Kl: Alle rennen davon. Alle. Jeder flüchtet bloß.
Th: Dann sag es allen! Sag allen, was Du wahr nimmst, was Du sehen kannst! Dann
wissen sie es, dann können sie machen, was sie wollen, dann ist es ihre
Sache.
Kl: Puh, Leute wisst ihr was, ihr habt mich aus dem Haus geprügelt, ich
war 16, und ihr habt mich aus dem Haus geprügelt, ich war so tief verletzt
damals... das war irre, wie das weh getan hat. Der einzige, der auf meiner Seite
gestanden ist, war mein Bruder. Das war echt der einzige, der mir auch das Leben
in Anführungsstrichen gerettet hat, weil der hat mich damals meditieren
lassen.
Th: Sag es ihm! Lass ihn auftauchen und sag es ihm!
Kl: Carl, ach Carl.... ach... das ist schön, ach, komm her... hach, Du
bist mein Schatz! Mein Bruder ist echt der Beste!
Th: Ist er jünger oder älter als Du?
Kl: Älter, vier Jahre. Und er ist einfach klasse! Oh, den hab ich so lieb...
mmm *seufzt zufrieden*, ah, das ist schön, der ist an meiner Seite.
Th: Red mit ihm! Sag es ihm!
Kl: Du bist an meiner Seite und es fühlt sich total gut an, dass Du da
bist! Ja, das weiß er. Pass mal auf, guck mal... er hat alles mit gekriegt,
sagt er, er weiß alles, er weiß es, er hat es mit gekriegt, er war
dabei. Ich hab ihn, ich hab ihn ja immer... er hat mich da raus geholt, immer
wieder, er hat mich dann damals, mit seinem kleinen Golf, den er damals hatte,
hat er mich abgeholt, wir haben die Sachen.... er war dabei. Er weiß was
passiert ist, und er ist immer noch ganz schön traurig deswegen, weil das
so ätzend war. Jaaa... oh man... puh... mir zwei, hm? Ah, das tut jetzt
weh. Mmm..... *schnauft* Aber irgendwas haben wir auch an uns, irgendwas was
uns, was uns.. dass wir es schaffen, dass wir durch kommen. Hm *bejahend*, irgendwas
haben wir in uns. Irgendwas ist da. Irgendeine Kraft.
Th: Frag ihn mal, ob er irgendwas dazu sagen kann.
Kl: Zu was jetzt? Zu dem...
Th: Was Du hast, dass Du es schaffst.
Kl: Liebe hab ich.
Th: Nicht nachdenken, frag ihn mal!
Kl: Carl, was hab ich, dass ich es schaffe? Hallo! Was hab ich, dass ich es
schaffe? Irgendeinen Grundstock... einen Grundstock, sagt her, er weiß
es nicht genau, aber... drück es mal irgendwie aus! Gib mir irgendein Bild,
oder gib mir irgendwas, damit ich es klar hab, was es ist! So Feuer! Das Feuer
ist nie ausgegangen.
Th: Ja.
Kl: Das stimmt, das Feuer ist nie ausgegangen. Auch bei ihm nicht. Du, aber
bei Dir ist es doch schon irgendwie ein bisschen schwächer, oder? Du bist
nicht so feurig. Bei ihm ist es eine andere Kraft, sagt er. Wasser hat auch
ganz schön viel Kraft. Na ja, also gut, ist ja auch egal, jedenfalls jeder
hat seine Kraft.
Th: O.k. Dann sag es denen allen mal, dass Du es geschafft hast, weil Du diese
Power, dieses Lebensfeuer in Dir hast – oder was auch immer – zeig
es ihnen. Erzähl es ihnen, stell Dich ruhig hin!
Kl: Ah, genau! Guckt mich mal an! Ach, das hatten wir ja neulich erst, das nehme
ich jetzt mal her, als Anlass. Also wisst ihr, genau, das ist es. Ihr seid jetzt
alle da, und wir feiern den Geburtstag von meinem Vater – da sind wir
alle versammelt, fast alle, da kommen die noch dazu, die noch... ja, ihr seid
ja alle da jetzt – guckt mal: Jetzt! Ich hab es geschafft! Ich lebe noch!
Ich bin über 30 geworden! Ich dachte ja nicht, dass ich das hin krieg,
über 30 zu werden, ich dachte, ich muss auch sterben – ich muss es
meiner Mutter nach machen – aber ich hab es ihr nicht nachgemacht! Ich
lebe noch! Und ich habe eine Tochter, die ist 6 Jahre alt, und ihre Mutter lebt
noch! Guckt Euch das mal an! Und ich sehe anders aus, gell? Besser! Nicht so
fertig! Nicht so „blllööö“ *imitiert berauscht sein*,
Batterie auf Halbmast, halb leer, viertel leer.. ganz leer, fast leer! *lacht*
Ja, die gucken jetzt alle, das ist cool, die gucken jetzt alle her! Ja genau,
hört mir mal zu, das wollte ich nämlich schon lange mal machen, mit
Euch reden – das hab ich immer geträumt. Ich hab immer davon geträumt,
dass ich irgendwann mal vor Euch allen stehe, und Euch eine Rede halte und ihr
mir zuhören müsst! *belustigt* Das war immer mein Traum! Ah, ist das
schön! *freudig* Und jetzt müsst ihr zuhören, und ihr müsst
still sein und ihr dürft nur „Piep“ sagen, wenn ich das will!
Und ihr dürft jetzt nicht! Ihr müsst jetzt zuhören! Ihr müsst
jetzt zuhören! Jetzt! Das ist super! *wird wieder ernster* Meine Mutter
ist gestorben, und ihr habt alle nur zugeguckt, ihr habt nix gemacht.
Th: Wie alt war sie?
Kl: 30, 29, kurz vor 30.
Th: Woran ist sie gestorben?
Kl: Ich sag, als erstes war: Sie hat sich umgebracht, aber das ist so nicht
nachgewiesen, die ist mit einem Autounfall gestorben. Das ist nicht ganz klar,
die hat Tabletten genommen und ist dann Auto gefahren. Aber sie wollte sich
sowieso umbringen, also...
Th: Frag sie mal direkt!
Kl: Mama? Ja, sie wollte sterben, ja, das ist... „Ich wollte sterben!“,
sagt sie, auf jeden Fall, „Es ist immer Selbstmord, auch wenn man einen
Unfall baut.“, sagt sie. Aber Du bist doch... ich würde das gerne
wissen: Bist Du auf das Auto direkt absichtlich drauf gefahren? Ja, so mehr
oder weniger. Also, sie hat es halt drauf gesteuert, dann, in dem Moment. In
dem Moment musste sie die Entscheidung fällen. *Aha-erlebnis*, dem Moment
musste sie, jetzt verstehe ich es, sie musste in DEM MOMENT die Entscheidung
fällen, und da hat sie die Entscheidung getroffen, dass sie jetzt da drauf
fährt. Auf den Lastwagen. Und dann sofort tot ist. Also bitte, sie wollte
sterben. Wollte sie ja vorher schon. Das wolltest Du ja vorher schon! Hast ja
einen Selbstmordversuch gemacht, da war ich ja dabei. Ja. Und ihr habt alle
zugeguckt. Ihr habt alle einfach nur zugeguckt! Und ihr habt immer gesagt: „Oooh,
die armen Kinder! Och, die armen Kinder!“, habt ihr immer gesagt, *überzogen
mitleidige Stimme*, aber gemacht hat keiner was! Ihr habt immer nur „Bla,
bla!“, geredet und nichts drin! Hhhh!!! Heiße Luft! Habt immer so
getan und seid in die Kirche gerannt. Aber gemacht? Geholfen? Irgendwas unternommen?
Hat niemand, noch nicht mal ein halber von Euch! Der einzige, der für mich
da war, in irgendeiner Art und Weise, der irgendwie mich gestützt hat,
war hier: Mein Bruder! Wenn ich den nicht gehabt hätte, wenn wir uns nicht
gehabt hätten?! Na gut, o.k., wir hatten uns, ich will gar nicht darüber
nachdenken, was gewesen wäre, wenn... weil: Wir hatten uns. Punkt. Er war
da und er ist da! Und das ist er heute noch. Und ihr seid echt... oach, ihr
seid die, die, die... Qualverwandtschaft. Mmmh, jetzt guckt ihr ganz schön
betreten, gell? Oh ja, guckt Euch mal an, wie ihr jetzt ausseht! Uäh! *angewidert*,
Uli, Du, Du hast... Du hast... guck Dich mal an, wie Du aussiehst?! Du siehst
aus, echt, total krank, echt, wuäh, krank, Du bist krank! Deine Kinder?
Guck Dir die mal an, die sind krank, das Kind ist krank, das Kind ist krank,
Du arbeitest den ganzen Tag nur, Du bist für die Kinder gar nicht da! Du
hast drei Kinder gekriegt und bist für keines da! Wow, echt, guckt mal,
was ihr für Leben lebt! Keiner von Euch ist stolz auf sein Leben!
*hält inne*
Buoh, jetzt sind sie still. *flüstert*, totenstill. *pfeift anerkennend*
Ich war die Schwächste, ich war die Schwächere, man geht immer auf
die Schwächeren, sagen sie. Was ist denn das für eine Philosophie?!
Wah.... *atmet tief durch*
Uah, was ist denn das? Was ist denn das für eine Philosophie, he? Puh!
Und ihr meint, ihr wärt Christen! Und ihr meint, ihr springt in die Kirche,
he, und ihr meint echt, ihr wärt Christen! Und ich bin, ausgerechnet ich,
bin aus der Kirche ausgetreten! Ist das grotesk! Dieses ganze Ding ist grotesk!
Wooo! Aaaah! Aufs Schwächste, auf den Schwächsten, aber drauf! Drauf!
Drauf! Denn... kann man den tot treten. Und wenn er dann stirbt, dann kommen
die alle angerannt, das weiß ich noch genau, dann stehen die alle in der
Küche, die ganze Verwandtschaft, und holen ihre Taschentücher raus!
Und heulen! „Hach, die Elisabeth ist tot!“, und heulen, und tun
so, als ob sie das jetzt arg mit nehmen würde. Und im Grunde ihres Herzens
fühlen sie überhaupt nix. Fühlt ihr gar nichts! Ihr habt nix
gefühlt! Ihr habt nur so getan als ob! *pfeift Luft raus*, es ist totenstill.
Es ist so genial! *genugtuend*.
Jaaa! Treffer! *atmet erleichtert aus*
Th: Sag ihnen mal, wie es Dir gegangen ist: Deine Mama war weg. Sag es ihnen
mal!
Kl: Na also ich, na... wie es mir gegangen ist, das kann ich Euch schon sagen:
Ich hab damals schon gewusst, dass ihr alle zusammen Pack seid! Pack! Echt Pack!
Ich bin in dieser Küche gestanden, und hab Euch alle so auf Halbhöhe...
ich war ja noch klein, 6 Jahre alt, und ich hab gerade mal so bis zum Bauchnabel
geguckt, ja, irgendwie so hoch geguckt, und dann hab ich die ganzen Taschentücher
und tränenverquollenen Gesichter gesehen und... das alles kam mir vor wie...
wie... wie ein... ich hab gedacht: „Was ist das? Was tun die hier? Und
warum machen die alle einen auf leiden? Und tun so, als würden sie jetzt
alle hier leiden müssen.. und als würden sie jetzt alle hier heulen
müssen...“, und das hat mich alles so angekotzt, ihr habt mich angewidert,
ich fand es einfach... uäh... echt, buoh, ich musste da raus, bin dann
da raus, bin raus, bin die Treppe runter, bin draußen hin und hab mich
vorne, vors Haus auf die Bank gesetzt. Nur weg da. So! So seid ihr mir vorgekommen,
echt, wie so ein Haufen Heuchler. Ja, Heuchler, genau! Heuchler, Heuchler, alles
Heuchler. Die heucheln alle nur Gefühle. Die haben keine. IHR heuchelt
Gefühle, ihr habt keine. Oooh... buoha, ich soll das jetzt nicht so offen
sagen, sagen die jetzt.
Th: Frag sie: Warum? Können sie die Wahrheit nicht vertragen? Es wird ja
Zeit, das mal anzusprechen.
Kl: Ja, das ist es! Ihr könnt die Wahrheit nicht vertragen, stimmts? Stimmts?
„Ja, die tut zu sehr weh.“
Th: Ja. Zeig ihnen mal, wie Du als Kind gelitten hast, dass Deine Mama weg war,
Du hast es erlebt!
Kl: „Ja, das haben wir doch alle bemitleidet.“, ja, he, das habt
ihr alle bemitleidet, ich lach mir den Arsch ab! Bemitleidet. Ihr habt hinterher
auf mich... oh, Du, Onkel, Du, Du kommst jetzt mal her... mit Dir hab ich auch
noch ein Huhn zu rupfen!
Th: Ja.
Kl: Der Zwiebel... Zwiebel? Zwiebel sag ich schon... *lacht* Zwillingsbruder
von meinem Papa, Du, komm mal her! Komm mal Du her! Genau Du! Du bist nämlich
der Allerschlimmste! Du bist jetzt, oh ja, DU bist das Symbol für alle!
Dich kann ich her nehmen! Du drückst alle... Du bist alle! Du drückst
aus, was alle haben, das bist Du! Echt. Du bist es! In Dich kann ich alles rein
stopfen, weil Du hast es auch ausgedrückt! Weißt Du, was Du gemacht
hast, mit mir? Weißt Du, was Du gemacht hast? Du hast Deinen ganzen Hass,
Deine ganze... weiß ich nicht, Verzweiflung, alles, hast Du auf MICH abgeladen!
Du hast gesagt ICH wäre schuld! ICH wäre schuld, dass mein Vater säuft!
ICH wäre schuld! ICH! ICH! *wird laut* Ich wäre schuld gewesen! Das
hast Du gesagt! Ihr habt das gesagt, alle miteinander! Ihr habt gesagt, ich
wäre schuld! Ich! Ich! ICH! Oh man! Oh man oh man! Du hast gesagt ich bin
eine Hexe... ich wäre... keine Ahnung... die... pfff... genau wie Mutter,
ich wäre genau wie meine Mutter, die wäre auch schuld gewesen! Die
war auch schuld! Wir waren schuld! Ihr habt uns her genommen! Uns! Als Sündenbock!
Ihr habt einen Sündenbock gebraucht! Und WIR waren Euer Sündenbock!
Meine Mutter, und dann war sie weg, und dann ich! Ich war klein! Guck mal, wie
klein ich war! Ich war ein Kind! Ich war ein Kind, ich konnte das gar nicht
aushalten! Immer nur schuld zu sein, immer schuld zu sein, immer nur schuld
zu sein! Schuld, dass mein Vater trinkt, schuld, dass nix funktioniert, schuld,
dass wir kein Geld haben, schuld, dass.... weiß nicht, an was ich alles
schuld war!
Th: Frag ihn mal, warum er Dich als Kind schuldig gemacht hat! Frag sie mal!
Kl: Warum habt ihr mich schuldig gemacht? Du! Warum hast Du mich schuldig gemacht,
warum? Weil ich eine Frau bin.
Th: Ach? Selbst als Mädchen? Du warst ein Kind! Oder frag ihn mal, ab welchem
Alter hat er Dich schuldig gesehen?
Kl: Ab welchen Alter hast Du mich schuldig gesehen? „Schon immer.“
Th: Also liegt es nicht am Frau sein.
Kl: Was? Was? Was? Was macht mich schuldig? Was? Dass ich geboren bin, oder
was? Was? „Du passt nicht hierher!“, sagt er. „Du passt nicht
zu uns!“, *schreit* „Du bist so anders, wir wollen Dich nicht haben!“
Th: Ja. Und das hast Du als Kind gemerkt, genau wie Deine Mutter. Dann zeig
ihm, was aus Dir geworden ist, deshalb. Zeig ihm mal, welchen Leidensweg Du
hinter Dich gebracht hast, was Dir alles passiert ist, weil DIE DICH nicht wollten.
Zeig es ihm mal.
Kl: Oahhh.... hier sitzt der Schmerz! *zeigt auf die Brust*
Th: Ja, das kannst Du ihm auch zeigen. Vielleicht ist das der Schmerz auch,
frag ihn mal, der Dich zum Trinken gebracht hat, oder zum....
Kl: Hier ist der Schmerz, hier ist der Schmerz *fasst sich an die Brust*, das
ist der
S u c h t schmerz. Das ist der Suchtschmerz, der steht für alle Süchte,
für alle, auch fürs rauchen. Für alles. Für alles. Ooooaaah....
Th: Hast Du den schon mal so deutlich gespürt?
Kl: Ja, ansatzweise.
Th: Red mit ihm, sag es ihm!
Kl: Schmerz, ich kenne Dich! Ich hab Dich schon mal gesehen und ich hab Dich
schon mal gespürt! Ja. Du sitzt hier in meiner Brust! Du sitzt hier in
meiner Brust! Ooah.... oh... das ist so was ganz Lebenswichtiges hier drin!
Aber da tut es nur weh! Ah! Das Herz tut mir weh! Die Lunge tut mir weh! Ich
kann nicht atmen! Ich nur ganz schwer atmen. Ooooh... aaah... mmh...mmh, Schmerz,
mmmh... Du hast mir die Luft abgedrückt! Ja, das weiß er alles. Und
Du sitzt mir hinten im Genick und auf den Schultern und im Rücken, und
mein ganzer Oberkörper, weißte so, die Schultern, das tut alles weh
immer, und... oah.... *stöhnt*
Th: Ist das die Verspannung, die Du gespürt hast, so als 13jährige,
wo wir eben eingestiegen sind? Frag ihn mal! Oder spür mal die 13jährige.
Kl: Ja! Das ist die Verspannung, das ist genau das! Es ist ... der ganze Rücken
tut weh, ja, genau, jetzt krieg ich sogar einen Link dazu: Ich hab ja –
die sagt mir das gerade, ach, die ist gut, äh, Danke! – die sagt
mir gerade: „Ich bin ja damals sogar beim Orthopäden gewesen, und
ich hab ja so eine Wirbelsäulenverkrümmung, oder was die da als Erklärung
da hernehmen, ja? Hab dann so eine Liegeschale gekriegt, für mein Bett.
Th: Ja.
Kl: Und musste dann in dieser Liegeschale liegen, da...
Th: D.h. die hätten einfach nur tiefer fragen müssen: Was ist mit
Dir los?
Kl: Ich hatte immer so Schmerzen.
Th: Ja, klar. Du hast Deine Mama verloren.
Kl: Ich hatte immer so Rückenschmerzen.
Th: Du bist nicht angenommen worden, von Deiner Verwandtschaft, von Deinem Onkel.
Du bist schuldig gemacht worden.
Kl: Die Schmerzen hab ich heute noch! *stöhnt*
Th: Du hast damals schon quasi Deinen Suchtpanzer bekommen. Frag die 13jährige
mal, ob das stimmt!
Kl: Ute, was hast Du damals gemacht, mit Dir? Oder was hast Du.... war das damals
die Sucht, die schon los ging? Sie guckt so ganz betreten, irgendwie nach unten.
Guck mich halt mal an! Mir kannst Du es doch sagen, bin doch ich, hm? Ich kenne
es doch. Ich weiß doch alles. Und das ist auch nicht schlimm. Mhm, sie
nickt.
Th: Hat sie eigentlich ihre Mama gesucht? Oder Geborgenheit?
Kl: Sie war immer allein.
Th: Warum war ihr Papa nicht bei ihr?
Kl: Oh Gott, weil er so ein Gierhals ist, und weil er so... weil er seine Freundin
besteigen wollte und mit der sich gut vertragen wollte, und das war ihm wichtiger
als ich. Seine Freundin, mit der er Sex hat, das war ihm wichtiger als ich.
Th: Sag es ihm direkt!
Kl: Gell? Das stimmt! Ich hab Recht! Oder? Ich...das weiß ich jetzt...
sag Du es! Sag Du es! Stimmts? Ich hab Recht! „Ja, die war ihm wichtiger
als ich, weil das war ja schließlich seine Freundin.“ Und deswegen
hat er sich nicht auf meine Seite gestellt. Er ist bei ihr geblieben. Junge,
was die alles gemacht haben! Oh.
Th: Und was haben die mit Dir gemacht? Was hat er mit Dir gemacht? Sag es ihm!
Kl: Papa, weißt Du was ihr damals alles gemacht habt? „Ach, das
sind doch... Krämpf...Pföts..“, ja, ja, logisch, Du nimmst das
ja alles nicht ernst, ne? Mit so einem Kind, da kann man ja alles machen, das
nimmt es ja nicht... das ist ja nicht schlimm!
Th: Zeig es ihm, was in Dir rumort! Sag es ihm! Er muss das hören!
Kl: Weißt Du eigentlich, dass Du einen riesengroßen Teil dazu beigetragen
hast – wenn nicht sogar den Hauptteil – oder DEN Hauptteil überhaupt,
dass ich so lange Drogen genommen hab?! Und so lange getrunken habe? Und so
lange in irgendeiner Art und Weise versucht habe meine Gefühle zu verdrängen...
zu... nicht zu fühlen, das ich mich nicht fühlen wollte? Weil ich
mich nicht fühlen konnte, weil ich es nicht ausgehalten habe, mich zu fühlen!
*wird lauter*, weißt Du das eigentlich, dass Du, verdammt noch mal, schuld
daran bist, dass Du genauso viel Schuld hast wie ich! Man!
Th: Schau
mal, wie er reagiert!
Kl: Ha zumindest hörst Du jetzt mal zu! Jetzt hört er endlich mal
zu! *sehr wütend*, *knurrt*, er hat nie zugehört, nie, nie, nie!!!
Der kann ja gar nicht zuhören, der wusste ja gar nicht was zuhören...
Th: Sag es ihm! Sag es ihm!
Kl: Du hast gar nicht gewusst was Zuhören ist! Ja! Jetzt! Jetzt hörst
Du zu! Kannst Du Dich erinnern, was die gemacht haben? Weißt Du das noch?
Und Du hast nix getan! Die haben mir das Telefon abgestellt! Da war die Brigitte,
also Deine, Deine, Deine... ach Gott, wie nenne ich das denn jetzt? *hmpf* Die
Frau, die Du... mit der Du... mit der ihr... ihr halt... die, ihre Söhne,
also der Friedrich, ihr Sohn, das weißt Du ja, und ... ah, Du erinnerst
Dich, gell? Jetzt erinnerst Du Dich! Jetzt kommts langsam durch, erinnere Dich
mal! Da hat es geheißen: „Die telefoniert zu viel! Die telefoniert
zu viel!“, ja, klar, ich musste mit irgendwem telefonieren, obwohl es
gar nicht so viel war, ihr habt echt übertrieben, und... dann... hat der
Friedrich ins Telefon was eingebaut, irgendwie, das war damals dann möglich,
und dann konnten alle telefonieren. Nur ich nicht. Alle. Jeder hat gewusst wie
es geht, jeder konnte an dieses Telefon ran, nur i c h n i c h t . Und Du hast
gebrüllt, ich bin ein Miststück und ein ... und ein... und weiß
ich nicht was, und wenn ich so weiter mach, dann steckst Du mich ins Heim. Hast
Du bebrüllt damals, erinnerst Du Dich noch? Und was ich dann zu Dir gesagt
habe?! Ich hab Dich angeguckt, und zwar mit so einer Intensivität, dass
Du schwach geworden bist, und hab zu Dir gesagt: „Und wenn Du das machst,
dann bring ich mich um! Dann bist Du mich auch noch los!“, das Thema kam
nie wieder. Du hast nie wieder davon etwas gesagt, mich ins Heim zu stecken.
Hm. Erinnerst Dich, gell? Ja.
Th: Zeig ihm auch, wie das war, wenn er so was sagt!
Kl: Hm, wie das war?
Th: Er soll ruhig wissen, was in Dir vorgegangen ist.
Kl: Ich wollte nur weg da. Ich wollte nur weg.
Th: Sag es ihm! Sag es ihm!
Kl: Papa, ich wollte nur weg da. Ich wollte nur weg, von Euch. Das war grausam.
Es war grausam bei Euch. Buah, es war grausam. Du hast mich überhaupt immer
nur hin und her geschoben. Du hast mich ja gar nicht... genau Mensch, wisst
ihr das eigentlich? Oah, das fängt es ja schon an! Als ich 11 war.... also
zuerst haben wir zusammen gewohnt (im Alter zwischen 6 und 9), Du und ich. Du
weißt das noch. Und dann, ich war neun Jahre alt, hast Du diese Frau da
kennen gelernt. O.k. Ihr habt angefangen...hm.. rum zu machen, da war ich ungefähr
10 oder 11, habt Ihr Euch entschieden, dass ihr jetzt zusammen ziehen wollt.
So. „Na ja, und was machen wir jetzt hier mit diesem Anhängsel Kind
da? Was machen wir jetzt mit der da? Die können wir ja nicht mit nehmen,
gell? Die stört! Was machen wir mit der?“ Was habt ihr mit mir gemacht?
Ihr habt mich abgeschoben zu Oma und Onkel. Und da durfte ich dann mit meiner
Oma, mit meiner weiß ich nicht wie alten... 75 Jahre alten... nach weiß
nicht was stinkenden, schnarchenden, komisch schnaufenden Oma... im Ehebett
schlafen, mal wieder, im Ehebett, mit irgendwem, und irgendwo nebenan hat der
Onkel geschlafen und da musste ich dann sein! Das war dann... da bin ich dann..
da, da... da musste ich dann sein! Und Du hast Dich da eingenistet, da drüben,
bei Deiner Freundin! Jetzt bist sie beide los gewesen, die Kinder: Meinen Bruder
hast Du zur Oma gesteckt, zur einen Oma (die Mutter meiner Mutter), mich hast
Du zu der Oma gesteckt, zack, und Kinder weg. Und dann bin ich mit 12.. hab
ich Dich gebeten: „Ich will da raus! Ich will mein eigenes Zimmer und
überhaupt, ich bin in der Pubertät, mein Busen wächst, und ich
will nicht, dass mich mein Onkel da so anstiert, wenn ich mich da so umzieh!
Da hab ich keinen Bock drauf!“, hm, o.k. das war ein Argument.
Th: Du hast drei Jahre bei Deiner Oma gelebt?
Kl: Zwei. Und mein Onkel hat dann irgendwann mal angefangen, mich so lüstern
anzugucken... und ich hab gedacht... ich hab das nicht ausgehalten!
Th: Sag es ihm mal direkt: Lass ihn mal auftauchen und sag es ihm mal direkt!
Kl: Onkel, ich hab das Gefühl gehabt, Du guckst mich lüstern an. „Hm.“
Th: Der Bruder von Deinem Vater?
Kl: Ja. Ja, ich sah ja auch geil aus! So jung und unangetastet, mit dem Nachthemd
da, ich weiß ich hab keine großen... Ländereien hier, aber
immerhin, und das hat Dir halt gefallen. „Hm. So frisch und unverbraucht.
Gerade flügge werdend.“
Th: Erzähl ihm ruhig auch, dass Du Angst vor ihm hattest, oder vor seine
Lüsternheit oder was auch immer. Sag es ihm. Er soll das wissen.
Kl. Ich hab Angst davor. Ich hab Angst vor Dir. Ich hab Angst, wenn Du mich
nur anguckst, hab ich Angst.
Th: Ja.
Kl: Du hast auch so einen gierigen Blick drauf. Bist genauso ein Lustmolch...
so ein... so ein Triebtäter, würde ich schon fast sagen, Du bist auch
so ein potentieller Triebtäter. Und mit Dir will ich überhaupt nichts
zu tun haben! Du ekelst mich an! Und Du stinkst, und Du bist ekelhaft, und Du
bist einfach... bäääh! Iiiih, bäh, *schüttelt sich*,
ihgitt. Obwohl Du anders aussiehst als mein Vater, aber Du siehst auch nicht
besser aus, nein, ihr seid beide echt... also gut, mein Vater ist es irgendwie
nicht mehr, aber Du bist es noch, und Du bist irgendwie... nee, *verneint*,
Du musst mal schön die Finger von mir lassen, Abstand nehmen... und ich
finde Dich ganz abstoßend. Und deswegen will ich da raus und bin da raus.
Und dann hat mir mein Vater...
Th: Sag es ihm wieder.
Kl: Dann hast Du mir, genau DU, ha, jetzt sind wir wieder bei Thema, dann hast
Du „O.k., was machen wir?“, und so, „Brauchen wir ein Zimmer,
ja, o.k., was können wir machen?“, und dann war natürlich in
dem Haus bei Deiner Freundin, bei Dir Brigitte, genau, Du bist jetzt auch da,
bei Dir, da war kein Zimmer mehr frei, außer das Bügelzimmer, ganz
oben im Dach. So ein Miniaturzimmerchen. So. Das hab ich gekriegt. Ein kleines
Dachfenster... und irgendwie so viel Platz, dass man sich gerade einmal im Kreis
drehen kann und das war es dann! Und dann musste ich auch noch die Bügelmaschine...
ich konnte nicht abschließen, weil da stand ja die Bügelmaschine.
Und die muss ja jederzeit... Du musstest ja jederzeit an Deine Bügelmaschine
ran kommen. Ja. Und deswegen hab ich überhaupt gar nicht mein Zimmer gehabt,
das war gar nicht mein Zimmer, das war die Abstellkammer, ich bin in der Abstellkammer...
ich bin wie... deswegen war das mein... wie... wie heißt denn dieses Märchen
jetzt, verdammt? Aschenbrödel! So hab ich mich gefühlt! So richtig:
Die Stiefmutter, und das Aschenbrödel kriegt die Abstellkammer und wenn
irgendwas kaputt war im Haus, dann war ich es, dann kam mein Vater hoch: „Was
hast Du denn wieder gemacht?!“, zack, hab ich eine kriegt, wenn ich dumm
gefragt habe, wumm, hab ich noch eine gekriegt, und dann... ich war an allem
schuld, egal, was kaputt war, es war immer ich. Ihr seid mit den verrücktesten
Sachen zu mir gekommen! Mit den verrücktesten Sachen! Ihr habt mich für
Sachen verantwortlich gemacht... meine Güte, das ist kaum zu glauben, da
kannst... das ist.. das ist eine... das ist schon fast eine Comedy. „Es
liegen Nägel im Wohnzimmer herum. Hast Du im Wohnzimmer genagelt?“,
wenn ich jetzt erwachsen wäre, könnte ich sagen: „Haha, wie
meinst Du das denn jetzt?“, aber damals, da hab ich das natürlich
noch nicht gesagt, „Ich? Nee, wie jetzt, genagelt? Ich hab nicht im Wohnzimmer
genagelt. Soll ich jetzt Nägel in die Wände hauen? Oder was?“,
und sie: „Doch, Du hast im Wohnzimmer rum genagelt!“, „WAS
hab ich?“. Auf was für Ideen die kommen! Ich hab im Wohnzimmer herum....
was für eine abstruse, völlig aus der Luft geholte Idee! Klar, ich
gehe in den Keller, hole mir Nägel, und dann hau ich die wild in die Wände
rein oder... *lacht* was für eine bescheuerte Idee ist das? Echt! Wenn
das Bügeleisen kaputt war, wenn irgendwas nicht gestimmt hat, immer war
es ich. Immer. Immer. Das war so schön, das Spiel.
Th: Sag ihnen aber auch, wie Du Dich gefühlt hast.
Kl: Verzweifelt. Ich hab mich verzweifelt gefühlt, ich hab gegen alle gekämpft.
Verzweifelt. Völlig, völlig, total verzweifelt, absolut. Ich hab mich
gefühlt wie... das kann man gar nicht beschreiben, dafür gibt es kein
Wort, echt nicht, ein unglaublicher Schmerz. Das hat wahnsinnig weh getan, ich
hab geschrieen vor Schmerzen. Dann hab ich meine Tage... da hab ich geschrieen
vor Schmerzen. Geschrieen.
Th: Ja.
Kl: Ich hab geschrieen, ich bin in dem Bett gelegen und hab geschrieen, das
hat so weh getan, es hat sooo weh getan. Alles hat weh getan, alles, alles was
passiert ist. Das war ... *wäh*, *ist angewidert*
Th: Ja. Jetzt kannst Du die Verspannung von diesem 13jährigen Mädchen
besser verstehen. Sie hat alles gespeichert, sie hat alles festgehalten.
Kl: Ach und dann war noch die Sache mit dem Tagebuch. Da wollten sie... oah...
oh Gott ja, puuh, pfff... da hab ich gedacht, da hab ich...
Th: Rede mit ihnen!
Kl: Brigitte, hör mal zu, als Du das gemacht hast, da hab ich gedacht:
„Wenn das jetzt klappt, wenn der Plan von Dir klappt, dann bringe ich
mich wirklich um.“, weil ihr habt damals, Du hast damals... ich hab in
mein Tagebuch geschrieben - ich war auch voll hasserfüllt – und ich
hab in mein Tagebuch so ein hässliches Bild rein gemalt, von Dir, und hab
drunter geschrieben: Brigitte, die ... weiß ich nicht was... fette...
äh... sau...hab alles, was man so als, was man so an Kraftausdrücken
kennt, hab ich da rein und hab alles abgeladen und hab geschrieben: Das bist
Du. So. Diese Tagebuchseiten, die hab ich rausgerissen, hab dann ein neues Tagebuch
gekriegt, gehabt, und hab die rein gelegt, zu gemacht, weg gelegt. Und irgendwann
haben diese Seiten gefehlt. Hm. Ich hab gedacht: „Hm. Wo sind die? Weg.
Hm.“, ich konnte ja nicht wissen, dass Du die hast, natürlich, Bügelzimmer,
hm, natürlich, ich konnte ja nicht abschließen, aber damit... ich
bin zu gutgläubig! Da bin ich wieder bei meiner Gutgläubigkeit: Ich
traue es den Menschen gar nicht zu, dass sie Tagebücher lesen, oder sich
da was nehmen. Das traue ich den Menschen gar nicht zu. Das macht man doch nicht!
Das mach ich doch nicht! Ich geh doch nicht hin und lese irgend jemandes Tagebuch,
wenn ich nicht gefragt habe, ob ich das darf! Das ist doch ganz natürlich,
dass man das NICHT tut! Und deswegen rechne ich auch nicht damit. Ich habe nicht
damit gerechnet, dass Du das Tagebuch nimmst. Ich hab das da liegen gehabt,
in vollstem Vertrauen, dass Du garantiert da nicht rein guckst. Aber das konnte
ich ja nicht... Dir kann man ja offenbar nicht vertrauen! Du hast es genommen,
Du hast die Seiten raus genommen, und was hast Du gemacht? Vier Monate lange
gewartet, und sie dann meinem Bruder gegeben, denn Du wolltest meine Bruder
auf Deine Seite ziehen. Dann hat mein Bruder bei mir angerufen, und hat gesagt
– er war total aufgeregt – und hat gesagt: „Mensch Ute, was
hast Du denn gemacht?“, und angefangen mich zusammen zu scheißen.
Und ich: „Um was geht es denn? Was ist denn los? Was ist den Sache? Hallo!“,
äh, jetzt fängt der auch noch an, mich hier zu beschuldigen, wegen
irgendwas? „Wa..wa..was, was, was ist?“, und er dann, ich soll mal
kommen. Dann haben wir uns getroffen, dann hat mir die gezeigt: „Was hast
Du da getan?!“. Uoh! Uoh... bin ich... uoh, uoh, uoh! Ich bin mehr oder
weniger zusammen gebrochen, vor meinem Bruder, und hab ihm weinend gestanden...
Th: Sag es ihm!
Kl: Carl, Du weißt es noch, gell? „Ja.“ Ich bin vor Dir zusammen
gebrochen und hab weinend... Dich angefleht, mir bitte zu glauben: „Ich
hab diese Seiten der Brigitte nicht als Brief gegeben!“, die hat behauptet,
ich hätte sie ihr als Brief gegeben, das hab ich nie getan! Das hab ich
nie getan! Du hast es mir dann irgendwann geglaubt, gell? Und... ja, er hat
mir dann geglaubt, er hat gesehen, es war echt, er hat gesehen, ich fühle
echt. Ich hab wirklich...ich hab das nicht... so was kann man nicht spielen.
Ich hab es nicht gespielt... ich hab ihn angefleht: „Bitte, bitte, glaub
mir, ich hab ihr das nicht als Brief gegeben, das sieht man doch...“,
genau, und der Beweis war dann, siehst Du, dann hast Du... genau, mein Bruder
braucht immer, Du brauchst immer Beweise, gell? Ich hab ihm so diese Seiten
gezeigt, und da war so ein Rahmen außen herum, und oben ist so ein Gedicht
dran gestanden, und damit war es der Beweis: Das sind Tagebuchseiten! Es waren
Tagebuchseiten, keine Briefseiten, kein Brief! Und dann hat er es mir geglaubt,
dann hast Du es mir geglaubt? Ja, dann hat er mir geglaubt. So. Und dann hat
das nicht geklappt, ne, Brigitte, dass Du den auch noch auf Deine Seite ziehst,
weil dann hätte... dann... das wäre der Todesstoß gewesen. Das
wäre er gewesen. Das wäre er wirklich gewesen.
Th: Du wärst alleine gewesen.
Kl: Das wäre der Todesstoß gewesen, da hätte ich mich... da
wäre ich... ich wäre gegangen, ich wäre dann gegangen. Weil dann
wäre es mir gegangen wie meiner Mutter, die war allein. Die hat keinen
Bruder gehabt. Den hatte sie nicht. Sie hat zwar zwei Brüder, aber die
waren nicht so wie wir. Und wenn DIE mir den noch weg genommen hätte, wenn
das geklappt hätte, das weiß ich noch ganz genau...
Th: Sag es ihr mal ganz direkt, jetzt!
Kl: Wenn DU das geschafft hättest, und mir den weg genommen hättest,
weißt Du, was Du dann getan hättest? Du hättest mich umgebracht.
Das wäre ein... ja, das wäre Mord, fast schon, nicht ganz, aber Beihilfe
zum Selbstmord, nennen wir es mal so, und zwar ganz schön viel Beihilfe,
weil das wäre der Todesstoß gewesen, ich hätte ich umgebracht.
Das war ihr nicht bewusst!
Th: Ja.
Kl: Sie konnte ja nicht wissen, wie ich mich fühle, sagt sie.
Th: Hätte sie mal nachfragen sollen.
Kl: Hm. Hättest mal nachfragen können.
Sie war eifersüchtig, sagt sie. Na ja...
Th: Ja mit der Tochter zu konkurrieren ist ja Quatsch!
Kl: Das war... wir haben konkurriert!
Th: Dann sag das Deinem Papa, dass er da irgendwie offensichtlich nicht für
klare Trennung gesorgt hat. Sie ist die Frau und Du bist die Tochter, er hat
wieder alles vermengt.
Kl: Papa, guck mal! Du hast die ganze Scheiße fortgeführt! Du hast...
was hast Du eigentlich gemacht, dass das immer so war? Wir waren Rivalinnen!
Die hat um Dich gebuhlt!
Th: Er hätte Dich ganz klar als Tochter halte müssen! Ganz klar: Du
bist die Tochter! Und jedem klar machen müssen, dann gibt es kein Problem.
Tochter ist Tochter und Frau ist Frau, das ist ein riesiger Unterschied!
Kl: Das konntest Du nicht, stimmt es? Du konntest nicht „Tochter ist Tochter“,
das ging nicht, ne? Weil Du hast ja... was... er hat mir ja... genau! Sag es
ruhig! Er hat in mir meine Mutter gesehen: Ich sehe ihr doch so ähnlich.
Th: Ja. Und er hat Dich als Kind schon benutzt, das soll er jetzt endlich auch
mal sagen!
Kl: Du hast mich benutzt! Du hast mich benutzt, stimmts? Für alle Deine
Zwecke hast Du mich benutzt!
Th: Auch für seine Geilheit und alles...
Kl: Ja.
Th: Deshalb kann er Dich nicht als Tochter wahrnehmen, oder das nicht trennen.
Und er soll das jetzt mal seiner Frau sagen, wie heißt sie, Brigitte oder..
Kl: Brigitte.
Th: Ja, fordere ihn mal auf, dass er es ihr erzählt! Damit sie ein bisschen
wahrnimmt, wer Du überhaupt bist!
Kl: Klärt das jetzt mal miteinander! Kommt mal her... Du bist ja schon
da, Du bist auch da, o.k., sag ihr das mal! Sag ihr wer ich bin, wer ich WIRKLCH
bin! Nicht, wer Du gedacht hast, das ich bin, sondern wer ich wirklich bin!
Sag ihr das!
„Brigitte, das ist doch bloß meine Tochter. Die steht doch nicht
in Konkurrenz zu Dir.“
Ja, aber sie hat was anderes gefühlt, sagt sie. Sie hat die Konkurrenz,
sie hat gespürt das... was?? Sie wollte nicht, dass er mich so sehr liebt.
Th: Ja. Hm.
Kl: Du wolltest nicht, dass er mich so sehr.... Du hast doch auch ein Selbstwertproblem!
Mein Gott, echt, wenn man sich seiner Liebe sicher ist, dann muss man doch keine
Angst haben, dass jemand einen anderen auch noch liebt! Ihr seid alle völlig
verkorkst!
Th: Ja.
Kl: Also so ein verkorkster Haufen von Emotionskrüppeln!
Th: Und Dein Vater soll ihr mal sagen, dass er Dich offensichtlich als Kind
schon sexuell missbraucht hat. Vielleicht hat die gespürt, dass da mehr
ist, dass da unterschwellig was läuft, dass er gierig ist auf Dich - keine
Ahnung, die hat vielleicht was wahrgenommen. Die sollen mal miteinander reden
jetzt, und guck mal, was dann passiert!
Kl: O.k. Jetzt redet mal miteinander! Vater, Du sagst ihr jetzt mal alles, was
Du weißt, o.k.? Du weißt, was Sache war: Du hast mich benutzt, Du
warst geil, Du hattest niemanden, wo Du das leben konntest, dann hast Du Dir
mich genommen und dann warst Du geil und hast Dir da einen runter geholt...
oder ich weiß nicht, was Du gemacht hast, jedenfalls geschleckt und....
wahrscheinlich.... dann danach noch einen runter geholt, möglich, keine
Ahnung... jedenfalls: Sag es ihr! Sag ihr was war! Sag ihr, was Du gemacht hast!
JA, er war geil auf mich, sagt er! JA! Das hat sie schon immer gewusst! JA!
Th: Siehst Du, und das hat seine Freundin auch gespürt, dass das mehr ist
als Tochter. Also Dein Vater hat wieder den Trennungskeil zwischen Euch geschoben,
sonst hätte seine Freundin Dich vielleicht sogar als Mama nehmen können...
Mama für Dich sein können....
Kl: Deswegen musste ich WEG! Deswegen musste ich aus dem Weg geschafft werden!
Th: Ja.
Kl: Ich musste weg, sie hat mich raus geschmissen, DU hast mich raus geschmissen!
Deswegen?! Ja, deswegen, die hat mir raus geschmissen.
Th: Guck mal, ob sie nickt oder mit dem Kopf schüttelt.
Kl: Brigitte? Nick mal, oder schüttle mit dem Kopf: Wolltest Du mich los
werden, aus dem Grund? Jetzt drucks bitte nicht rum, ja! Ich hab eine klare
Frage gestellt, ich will eine klare Antwort! Bitte hör auf mit dem Herumdrucksen!
Die druckst gerade so rum.... ich WILL eine klare Antwort! Ja, ein langsames
Nicken, aber ein Nicken.
Th: Ja.
Kl: *schnauft schwer*, man, wir machen hier Krisensitzung, sitzen wir alle am
Tisch.
Th: Ja. Das wurde aber auch mal Zeit, dass die Probleme alle angeschnitten wurden.
Kl: Mhm.
Th: Sind die eigentlich bei Deiner Suchttherapie nie, nie so...mal auf den Tisch
gekommen? Habt ihr nie so darüber diskutiert? So kreuz und quer? Weil,
das ist ja eine ganze Menge Verwechslung, was Du als Kind tragen musst, mehr
oder weniger.
Kl: Hm, nie so konkret, das war alles eher so *wischiwaschi*. Nein, genau, jetzt
weiß ich es wieder: Bei meiner Suchttherapie ging es mehr um den Sandro
und die Trennung vom Sandro, dass ich das schaffe. In war so sehr in dieser
Beziehungsabhängigkeit drin, und es war das Wichtigsten, Forderste, Vorrangigste
Thema.
Th: Dich von Deinem Exmann zu trennen.
Kl: Mich von meinem Ex-Freund, das war Freund, mein Exmann ist der Micha, und
mit dem bin ich schon länger getrennt lebend, und mit meinem... dann hat
ich einen Freund, und der hat mich ja auch so schlecht behandelt und mich auch
schon mal gewürgt und... ja, ich das Opfer und er der Täter, so ungefähr,
ich hab aber auch getätet... *lacht*, also getan, *lacht*, hehe, „getätert“.
Und von dem musste ich mich irgendwie trennen, das konnte ich irgendwie nicht,
und dann bin ich immer wieder zurück zu ihm, das war alles ganz schrecklich,
und dann haben wir... mit Alkohol und so... hin und her, und das war das wichtigste
Thema.
Th: O.k.
Kl: Da bei der Therapie.
Th: Also ihr seid nicht tiefer gegangen?
Kl: Wir sind nicht tiefer gegangen, nee. Das ging auch gar nicht, weil die hatten
ja gar nicht die Mittel an der Hand.
Th: Na, guck mal: Was machen wir hier jetzt? Wir reden seit einer Stunde, mehr
machen wir auch nicht.
Kl: Hm, hast Du auch wieder recht! Ja, aber die machen das nicht so, die...
weiß auch nicht... die kratzen da nur so oben, an der Oberfläche
rum.
Th: O.k.
Kl: Deswegen bin ich auch mit Bulimie heim gefahren, von der Therapie.
Th: Ah ja?! Die Du vorher nicht hattest?
Kl: Genau.
Th: *lacht*, das ist ja heftig! Das ist schon...
Kl: *lacht*, ich bin trocken... also ich war... ich hab die Bulimie schon vorher
gehabt, in dem Sinne, aber nicht aktiv! Ich war praktisch symptomfrei. Und hab
dann, praktisch, dort das Trinken aufgehört, bin in die Therapie, und dann,
nach zwei, drei Wochen Therapie hab ich wieder angefangen mit Bulimie, ja, also
ich bin MIT Bulimie heim gefahren, ja, ich hab die mitgenommen.
Th: Wie lang warst Du dort in Therapie?
Kl: Vier Monate.
Th: *lacht*, schönes Souvenir!
Kl: *lacht herzlich*, ja, das war so *zack*, ist das wieder angesprungen.
Th: Ja, o.k.
Kl: Aber wir sind ja nicht auf die Ursachen, wir sind ja nicht tief gegangen,
ging ja nicht. *Pause* Damit hängt die Bulimie auch zusammen, kommt mir
gerade, mit dem ganzen, da hat es auch angefangen, in dem Haus da.
Th: Ja, ist klar. Wir haben auch eben diese 13jährige gefragt, und meine
erste Frage war – die ist ein bisschen unter gegangen, kannst ja noch
mal nachfragen: Wollte die nicht mehr leben? Weil „Nahrung verweigern“
ist ja „nicht mehr leben wollen“. Oder „raus kotzen“
= „will ich alles nicht“, oder auch Deine Reaktionen im Moment,
dass Du jetzt nichts essen kannst, nichts zu Dir nehmen kannst, das ist ja eine
ganz tiefe... Du bist in Kontakt mit Deiner Verweigerung. Und das kommt ja jetzt
auch alles hoch, Dein „Nicht angenommen worden sein“, „Weg
geschoben worden sein“, „Nicht wichtig sein“, das sind ja
alles Themen, die sind alle abgespeichert.
Kl: Ja, es war so eine tiefe Sehnsucht nach Liebe, die nicht erfüllt wurde.
Th: Ja.
*Pause*
Kl: Jetzt zeigt sie mir ihr Loch, in der Brust.
Th: Ja.
Kl: Na, das hatte ich schon mal, das ist schon lange her, mit/bei der Inge,
aber jetzt zeigt SIE es mir, das hatte ich jetzt noch nicht. Die 13jährige
macht ihr.. ihr Ding auf, und hier *zeigt auf die Brust* ist echt ein Loch...
Th: Ja.
Kl: Dann kannst Du rein greifen, da ist nix... das sieht nicht gut aus. Ja,
sie nickt: „Das sieht nicht gut aus.“, und macht es wieder zu.
Th: Sie soll es ihrem Papa zeigen.
Kl: Zeig mal...
Th: Er wollte wieder was gut machen, hat er gesagt.
Kl: Guck mal, Papa, komm mal her! Der weint schon, der fängt schon an zu
weinen. Guck Dir das mal an! Guck mal. Zeig es ihm jetzt mal! Trau Dich, zeig
es ihm! Er dreht sich weg und weint.
Th: Er soll ihr, der 13jährigen, seine Tränen zeigen! So viel Nähe
muss sein. Fordere ihn auf, er soll einfach seine Traurigkeit – die ist
wahrscheinlich wirklich echt im Moment – soll bitte ihr auch zeigen, damit
sie wahrnimmt, dass sie auch... vielleicht sogar ganz tief geliebt wird, von
ihm.
Kl: *atmet schwer*
Th: Schieb die zwei zusammen.
Kl: Zeig ihr das. Mach! Zeig es ihr! *weint*, er hat sich hingekniet, und hält
mir seinen Händen so ihre Beine, und macht den Kopf so drauf und weint
bitterlich... oder bitter... oder wie sagt man? Es tut ihm leid, das hat er
nicht gewusst. *weint*
*Pause* Was sollen wir denn jetzt machen? Ich möchte dem Kind helfen.
Th: Sag es ihm.
Kl: ich möchte Dir helfen, Du tust mir leid! *weint*
Th: Zeig ihr auch Deine Tränen, ist o.k.
Kl: *weint*
Th: Dann spürt sie, dass sie nicht allein ist.
Kl: Es tut mir leid! Es tut mir so leid! Mein Gott, Du hockst hier in Deinem
Zimmer... was hast Du alles auf Deinen Schultern, mit Deinen 13 Jahren?! Was
hast Du alles auf Deinen Schultern zu tragen! Was haben die Dir da alles drauf
gepackt?! *weint noch*. Das ist zu schwer.
Warum ich? Warum? Warum ich? Warum habt ihr niemand anderen genommen? Warum
habt ihr mich genommen?
Scheiße! Ich will nicht in dieser Opferrolle sein! Ich finde das total
scheiße!
Th: Dann sag es ihr.
Kl: Ich will nicht in der Opferrolle sein, das ist vorbei, ich will, dass es
vorbei ist! Das ist... Schluss jetzt, Schluss, aus, Opferrolle lange genug!
So geht es doch nicht mehr! Jetzt müssen wir aufhören damit! Aufhören!
Stop! Schluss! Wir haben uns geopfert... jaaaaaaaaaa! Lange genug!!!
Th: Guck mal, was sie sagt, die andere, die 13jährige. Die hat ein Loch
im Körper.
Kl: Sie konnte doch nix dafür, sagt sie. „Ich kann doch gar nichts
dafür!“
Th: Guck mal, ob Du ihr das zubilligen kannst. Das ist vielleicht gar keine
Opferrolle, es ist einfach so, wie es ist. Guck mal, ob Du sie annehmen kannst,
darum geht es. Vielleicht passiert damit der Frieden, wenn Du sie annehmen kannst.
Kl: *weint, schluchzt*
Th: Frag sie mal, ob sie von Dir angenommen werden will!
Kl: Da nickt sie schon. Ich bin sauer auf Dich!
Th: Sagst Du zu ihr?
Kl: Ja.
Th: Warum bist Du sauer auf sie? Sag ihr das auch!
Kl: Weil Du das Opferlamm bist! Und ich will nie das Opferlamm sein!
Th: Ja. Deshalb ist sie auch so alleine: Sie hat ihren Papa gegen sich und sie
hat Dich gegen sich. Weil wenn Du sie bist kannst Du ja kaum noch überleben.
Sag ihr das mal.
Kl: *schnief*
Th: Du hast Angst vor ihr. Ist o.k. Sag ihr das!
Kl: Ich hab Angst vor Dir... Du bist ja... Du bist ... Du bist... was bist Du?
Du bist so... Du hast ein riesiges Loch in der Brust! Du bist schon halb tot!
Ich hab Angst vor Dir, Du bist halb tot! Du bist... ich weiß nicht...
Du klein und Du nimmst das alles so hin.
Th: Sie hatte keine Chance mit 13. Sie musste durchhalten.
Kl: Du nimmst das alles so hin und trägst alles.
Th: Sie musste überleben. Sie hat Du dazu beigetragen, dass Du heute lebst.
Kl: Stimmt.
Th:.... (Text nicht verständlich, wegen der Musik), Du bist aus der Zukunft
gekommen und Du holst sie jetzt nach. Du hast es geschafft, zu überleben,
aber Du musst das jetzt auch erlösen und sie wieder zu Dir holen.
Kl: Ich möchte...
Th: Irgendjemand muss Dich lieben, mit 13.
Kl: Ich möchte Dir helfen. Ich möchte Dir helfen, ich bin jetzt groß,
guck, ich bin 33, ich kann Dir jetzt helfen, ich bin jetzt an dem Punkt, ich
kann es jetzt, und ich möchte es machen, ich möchte Dir helfen. Ich
weiß bloß nicht genau wie... und...
Th: Du weißt wie: Du musst sie nur lieben. Du musst sie nur annehmen.
Darauf wartet sie, und wenn nicht, frag sie.
Kl: O.k.: Was muss ich machen? „Mich lieben, so wie ich bin, MIT dem Loch.“
Th: Ja.
Kl: „So hilflos wie ich bin. So schwach wie ich bin. So traurig wie ich
bin.“
Th: Selbst die Opferrolle musst Du lieben, Du hast sie gehabt.
Kl: Puuuh. Ich muss Dich lieben mit dem Loch? Dich schwaches, kleines Ding?
„Wer soll mich denn sonst lieben?“, sagt sie.
Th: Dein Papa müsste Dich auch, müsste diese 13jährige auch lieben.
Kl: Sie sagt, sie hat niemanden mehr. Also wenn ich Dich lieben soll, dann...
dann musst Du auch was von mir nehmen. Dann musst mit mir zusammen arbeiten,
dann müssen wir was verändern... Ich liebe Dich schon, erst mal, grundsätzlich...
lieb ich Dich? Nee. Ich stelle hier Bedingungen. Ich will Dich aber bedingungslos
lieben.
Th: Ja... *lacht*
Kl: Sch...eiße...
Th: Du bist immer dabei, Dich auszutricksen.
Kl: Scheiße.
Th: Die ist sehr stark, die stellt die Bedingung dass Du keine zu stellen hast!
Punkt.
Kl: Aaaah!
Th: Ja, das ist ganz klar. *lacht*
Kl: Sie sagt, ich muss sie bedingungslos lieben.
Th: Ja, die ist stark, ne, die ist gut!
Kl: Ich muss sie lieben MIT Loch! Mit allem!
Th: Ja!
Kl: Scheiße.
Th: Nein, nicht scheiße, die ist toll! Absolut. Ute, das bist Du!
Kl: *weint wieder*
Th: Ute, Du bist das.
Kl: Das hab ich aber nie geschafft! Wie soll ich das jetzt machen?
Th: Sag es ihr!
Kl: Ich hab es nie geschafft Dich zu lieben so wie Du bist.
Th: Ja, deshalb sind wir ja jetzt wieder an dem Punkt.
Kl: Ich wollte Dich nie haben, Du warst mir immer zu schwach!
Th: Ja, klar. Das war o.k., Du hast es geschafft, bis heute, aber jetzt bist
Du zurück gekommen und sie wartet, so einfach ist das. Sie hat gewartet
bis heute, willst Du noch 20 Jahre warten?
Kl: Nee.
Th: Na also. *lacht*
Kl: *lacht*, puuh, also weißt Du was? Ich sag Dir jetzt mal was: ....
*schnauft tief*... Puuh... Du siehst echt nicht gut aus, wirklich nicht, mit
dem Ding da in der Brust, das ist nicht wirklich appetitlich, und Du bist ganz
blass und Du bist völlig... irgendwie so ein blasses Ding da... aber Du
hast irgendwo, in Dir drin, weiß ich ganz genau, dass Du ganz viel Power
hast, trotzdem, weil ich lebe nämlich noch, und... auch wenn Du da jetzt
so ein Loch hast, und auch wenn Du jetzt ganz blass bist, und auch wenn Du jetzt
irgendwie hier herum schwächelst, *weint*, Du kannst ja nix dafür!
Du kannst ja nix dafür, verdammt! Ja, ich lieb Dich! Ja, ja, ja! Ja! *weint
eine Weile*
Ich hab Dich trotzdem lieb! Oah.
„Jetzt hast Du ganz schön lange gebraucht!“, sagt sie. Du siehst
auch unappetitlich aus, sag ich Dir, ist gar nicht so einfach.
Th: Schau mal, was Dein Vater macht.
Kl: Guck mal, ich hab die Kleine auf dem Schoß! Hier, die mit dem Loch
da! Er guckt nur zu, er sagt nichts. Guck! Die sitzt hier bei mir... und guck
mal, wie die sich an mich schmiegt! Guck mal, wie die danach lechzt... dass
sie sich mal an jemanden schmiegen kann, der sie liebt! Guck Dir das mal an,
echt! So eine kleine, süße Maus... ich bin jetzt da. Ich bin da.
Er sagt, er möchte auch etwas tun.
Th: Ja, es wird Zeit, Du hältst seine Tochter.
Kl: Er fragt, ob sie es annehmen will. Das kann ich nicht sagen. Da musst Du
sie fragen!
Th: Das muss es riskieren, dass er abgelehnt wird, er kann nicht vorher eine
Garantie bekommen. Das geht nicht. Er kann nur sein Herz aufmachen.
Kl: Hast Du gehört, Papa? Du kannst nur Dein Herz aufmachen und es einfach
probieren, wenn Du abgelehnt wirst hast Du halt Pech gehabt, aber Du musst es
wenigstens versuchen, weil... willst Du es jetzt oder willst Du es nicht, sie
ist jetzt hier, siehst Du, die ist da! Und die hat lange drauf gewartet! So
lang! SO lang!
Th: 20 Jahre.
Kl: Also mach jetzt, oder lass es! Er geht in die Knie. Aah, ist das schön
*atmet erleichtert auf*, die ist jetzt auf ihn zugerannt und hat sich in seine
Arme geschmissen. Ah, ah... sie hängt sich an den hin wie so ein Äffchen...
Th: Das ist ihr Papa.
Kl: Ah... halt mich, halt mich, halt mich, halt mich.
Th: Guck mal, ob das auch der Teil ist, der diese Abhängigkeit hat, wenn
Du in Beziehungen bist, oder warst.
Kl: Ja. Puh. Ich hab versucht... äh, sag Du es mir! Ich will es wissen!
Kleine, helfe mir, sag mir das, ich will darauf jetzt eine Antwort. Stimmt das?
War es so? Hab ich... war da diese Abhängigkeit, die ich hatte?
Th: Du hast eigentlich immer Deinen Papa gesucht.
Frag doch Deinen Typ da, den Du hattest, wo Du schlecht los kamst.
Kl: Sandro.
Th: Wie heißt er?
Kl: Sandro. Ah, der Sandro, ja, o.k., ich frag ihn mal! Sandro, warum bin ich
nicht von Dir los gekommen, so lange? „Weil Du wolltest, dass man Dich
liebt.“ *Stille*, ja, aber Du hast mich ja gar nicht wirklich geliebt.
Das war ja genau das Muster.
Th: Frag mal, ob die Kleine bei ihm geklammert hat. Frag mal die kleine 13jährige.
Kl: Ja, das Bild ist sofort da. Aber Du, weißt Du was? Der hat genauso
ein Loch!
Th: Ja.
Kl: Und sie mit dem Loch und er mit seinem Loch, das funktioniert nicht. Die
klammert an ihm, aber da geht nix. Da kommt nix rüber. Der hat genauso
ein Loch! Der steht dran mit so einem dicken, fetten Loch da drin! Und die Kleine
hängt an ihm dran und will was kriegen, aber da kommt nix! Da kommt ja
nix raus, weil da ist ja auch nix! Da geht nix... nix, nix, nix! Die denkt immer
nur „Ja, kommt jetzt was? Kommt jetzt was?“, aber da kommt nix!
Th: Wie zwei Hungernde.
Kl: Ja, stimmt, genau wie zwei Hungernde. Zwei Liebeshungrige, die sich aneinander
klammern, und wollen, dass ihre Löcher geschlossen werden und keiner kann
es machen, weil es keiner hat. WOW! Was für ein Bild! Aber das hab ich
schon lange gewusst, dass Du auch so ein Loch hast, Sandro.
Th: Und dafür ist der Papa da, dass das Loch gestopft wird, weil das 13jährige
Mädchen den Papa braucht. Und das muss Papa verstehen! Das kann kein Mann
der Welt mehr ausfüllen, wenn das Loch da ist, das kann nur der Papa ausfüllen.
Kl: Papa, Papa... Du bist derjenige, der dieses Loch wieder ganz machen muss.
Th: Ja.
Kl: Das kannst nur Du, niemand sonst kann das. „Wie soll ich denn das
machen?“. Weiß ich auch nicht, ich weiß es nicht, Du musst
es halt machen. Tu halt irgendwas! Keine Ahnung.
Th: Vielleicht muss er sich wieder mit seinem „Symbolpapa“ verbinden.
Vielleicht muss er sich helfen lassen, vielleicht kann er das wirklich nicht,
muss das wieder lernen, vielleicht hat er selbst ein Loch. Vielleicht ist er
auch nicht geliebt worden, von seiner Mama, seinem Papa – keine Ahnung
– heraus finden.
Kl: Also, pass mal auf: Sag mir mal bitte, warum Du es nicht kannst und dann
gucken wir, was wir machen können. Er weiß nicht, wie man das anstellt,
er kann... er hat keine Ahnung wie man das macht. Er... o.k. gut, also, dann...
Th: Er soll sich vor den Spiegel stellen und soll sich mal angucken, ob er ein
Loch hat, ganz einfach.
Kl: Hast Du da auch ein Loch? Ja, klar, er hat auch eines.
Th: Dann soll er seinem Papa zeigen und seiner Mama zeigen.
Kl: Oh! „Hier guck mal! Ich hab das weiter gegeben!“, ja, die haben
auch alle Löcher oder was?! Das sehe ich jetzt zwar nicht, aber das hat
er jetzt gesagt. Also irgendwie... das muss ja mal aufhören. Also da gucken
wir jetzt... die Marlene: Marlene, Du hast aber jetzt kein Loch, oder? „Nö,
ich bin ganz.“, ja, Du hast ja auch einen Papa, der für Dich da ist.
Puh!
Th: Lass ihn mal auftauchen und sag ihm, wie das für Dich ist, dass er
für Deine Tochter da ist.
Kl: Micha, ich bin so froh, dass Du kein Loch hast und keines an die Marlene
weiter gibst, dass Du für sie da bist. Ja, das weiß er, das ist auch
gut. Er hat andere Sachen, die er an sie weiter gibt, aber das ist jetzt nicht
das Thema. Aber, das ist gut, das ist gut, das ist wunderbar. Das macht er gerne,
er macht es total gerne, er liebt sein Kind, er liebt es total, er liebt sie
so von ganzem Herzen. Von Anfang an hat er sie geliebt, wo er gewusst hat, dass
ich schwanger bin hat er sie schon geliebt. Ja, Du bist der beste Papa der Welt,
bin ich froh, dass es Dich gibt! *freut sich* Hach, unser Kind ist noch ganz!
Juhu! Buoh, bin ich jetzt erleichtert! Ah, Danke! O.k. zurück. *gähnt*
Th: Ich würde Dir folgenden Vorschlag machen – das mit Deinem Papa
dauert nämlich ein bisschen länger, weil das ist die ganze Familie,
die da bearbeitet werden muss, die ganze Verwandtschaft, weil das ist so ein
Verwandtschaftsthema, das wird weiter gegeben, wenn Du so willst, und Du hast
es halt auch heftigst abgekriegt, ich denke da brauchen wir ein bisschen Zeit
für – ich würde vorschlagen, Du machst mit Deinem Papa eine
Vereinbarung, dass wir in der nächsten Session auf die Suche nach Deinem
Loch gehen, die ganze Verwandtschaft bearbeiten und Du in der Zwischenzeit mit
dieser 13jährigen zusammen bleibst. Du mit ihr, weil das ist, glaub ich,
der allerwichtigste Schritt, weil wenn wir jetzt weiter suchen, dann reisen
wir andere Themen auf, und das ist momentan gar nicht sinnvoll.
Kl: Ja, das ist sehr gut, das ist ein sehr, sehr guter Vorschlag, bin ich total
damit einverstanden, fühlt sich auch voll gut an: Ich jetzt mit ihr. Das
ist ein ganz gutes Gefühl, das jetzt zu haben.
Th: D.h. Du bleibst bis morgen...
Kl: Sie hat das Loch noch und ich nehme sie jetzt erst mal so, wie sie ist.
Ich mach jetzt da noch gar nix, ich nehme sie jetzt erst mal so, wie sie ist.
Th: Das ist eine tolle Erfahrung für sie, dass ein Mensch für sie
da ist... und das bist Du.
Kl: Ja, fühlt sich auch ganz richtig an, ja.
Th: Und sag Deinem Papa, dass er ab morgen da... jetzt dran ist. Dann kann er
sich noch ein bisschen vorbereiten oder was auch immer, morgen ist er dran.
Kl: O.k. *gähnt herzhaft* Also Papa, guck mal, Du kannst das alles wieder
gut machen, die Chance kriegst Du, ähm, aber heute nicht mehr. Machen wir
das morgen? Bei der nächsten Session und Du kannst Dich jetzt schon mal
ein bisschen... ja, keine Ahnung... sammeln. Sammel Dich mal! Entspann Dich,
oder weiß der Geier, mach irgendwas. Bereit Dich darauf vor, dass Du jetzt
eine Aufgabe vor Dir hast, die Du erfüllen wirst und erfüllen willst,
ja erfüllen wirst und wir warten auf Dich, o.k.? Können wir das so
vereinbaren? Ich freu mich schon drauf. Aber wir wollen jetzt noch ein bisschen
alleine sein. *lacht* Ja, ist o.k. *gähnt*, oh bin ich müde.
Th: Das war auch viel heute. Du kannst ja ausruhen, das ist wichtig jetzt.
Kl: Oh ja.
Ute 4. Session – Onkel
Kl: (geht
eine Treppe runter)... die führt da in, ja, es ist da ziemlich dunkel,
aber ich hab keine Angst oder so, und geh da jetzt noch ein bisschen weiter
rein. Ja, jetzt bin ich da. Sind so Holztüren.
Th: Hast Du die schon mal gesehen oder sind die neu?
Kl: Hm, nee, das ist jetzt irgendwie so... da war so eine Wiese, da war wie
so ein Steinkreis und dann ging das einfach so in die Erde rein. So eine Steintreppe
in die Erde rein, und jetzt bin da unten, da ist so ein schöner langer
Gang, also ich fühle mich jetzt nicht... habe gerade keine Angst, da ist
nix. Und hinten die Tür, die will ich nehmen.
Th: Guck mal vielleicht steht was drauf, vielleicht auch nicht. Oder vielleicht
kommt Dir ein Gedanke oder auch nicht.
Kl: Hm, da steht nix. Holztür.
Th: Gut, bist Du bereit sie zu öffnen?
Kl: *bejaht* Hm, es ist dunkel.
Th: Geh mal rein und spüre, wie es sich anfühlt... oder guck mal links
neben der Tür ist ein Lichtschalter, schalte ihn ein.
Kl: Hm, wenn ich den einschalte, dann sehe ich jetzt den vorderen Bereich, also
das ist noch mal ein Gang. Hm. Ich muss da jetzt noch mal einen Gang dahinter
laufen. Einen gaaanz langen Gang, ah... ich bin aufgeregt, das merke ich.
Th: Ja, das ist doch toll, lebendig, genau, lass Dich mal überraschen,
was da kommt.
Kl: Hm. Das geht nach unten.
Th: Der Gang geht nach unten? Oder geht es da tiefer runter?
Kl: Ja, der Gang geht nach unten, so schräg. *gähnt* Kommt mir jetzt
vor, als würde das jetzt ewig so weiter gehen. Jetzt, wo komme ich hin?
Ins Innere. *stille*
Ha, wie so eine Wirbelsäule, tatsächlich, die ich da entlang gehen
kann. Jetzt, das sagt es mir gerade.
Th: Dann kannst Du gleich mal fragen, warum Du Schmerzen hast, das ist ja genau
das Thema dann.
Kl: *bejaht*, ins Innere von mir selbst. Also, jetzt, puh, jetzt wird es mir
ein bisschen döselig, also bin ich jetzt in der Wirbelsäule, ist das
richtig? Hm *bejahend*. Ist das so ein langer Gang oder was? Das ist ja äußerst
komisch. Das ist ja nur ein Bild. Also: Warum tust Du weh? Hallo? Sagt nix.
Jetzt merk ich gerade, das wird immer enger. Jetzt lieg ich auf dem Boden, oder
auf dem... was das eben ist hier, und bewege mich so fort wie eine so eine Eidechse
oder so. Ich krieche.
Th: Spür das ruhig mal, fühl das mal: Ist das angenehm da zu kriechen
oder warum?
Kl: Hm, ich bin geduckt, sagt das jetzt gerade oder... ich bin geduckt. Geduckt?
Th: Dann frag zurück: Wer duckt Dich? Und der soll mal auftauchen, oder
vielleicht kriegst Du ja eine Antwort oder der taucht auf.
Kl: Wer oder was duckt mich? Mein Leben. Ah, tolle Antwort.
Th: O.k. welcher Part Deines Lebens, kann ja sein, welches Alter... bist Du
geduckt?
Kl: Also ich krieche jetzt hier so da auf dem Boden rum! Warum? Krieche ich
jetzt da auf dem Boden... oder in dem Kanal da? Oder.. ja, ein Kanal. Ich möchte
jetzt gerne wissen, woher das kommt. Aha, jetzt bin ich, jetzt werde ich, jetzt
komme ich auf eine Wiese. Ah ja, o.k., oh, WOW! Jetzt stehe ich unter einem
Kreuz. Mhm. Unter einem riesigen Kreuz.
Th: Oh ja.
Kl: Ganz klein bin ich und das Kreuz ist riesig.
Th: O.k. dann spreche es doch mal an: Wer hat das da hin gestellt oder „Was
willst Du mir sagen?“ oder guck mal, was Du fragen willst.
Kl: Oach, buah, Kreuz, bist Du mächtig. „Mhm. Ja. Ich bin mächtig.“
Ich bin total klein, guck mal, wie so ein kleines Würmchen.
Th: Hast Du deshalb Kreuzschmerzen, weil das Kreuz so groß ist.
Kl: Hm, das kommt gut, ja.
Th: Frag mal!
Kl: Hat das jetzt was mit meinem Rücken zu tun? „Ja, klar, Symbol
Nummer 1.“
Das ist mein Kreuz. Aha! Jetzt verstehe ich! Jetzt sagt es: „Ich kann
mich als Deine Wirbelsäule zeigen oder als dieses Kreuz, das Du auf Dich
genommen hast. Hier das Kreuz, da ist Dein Kreuz. Du hast...“, buoh, pfff.
Th: Hängt da Jesus dran oder ist das ein Kreuz ohne?
Kl: Nee, nee, das ist eines ohne, das ist ja meines. Da hat Jesus nix zu suchen.
*lacht* Aber, ich muss Dir sagen, Kreuz, ich bin ganz schön klein, ne,
im Verhältnis zu Deiner Größe! Also wenn ich Dich tragen muss,
dann wundert mich gar nix! Dann ist mir ganz... dann wundert es mich null, dass
mir alles weh tut. Weil... bouh... huah... großes Teil!
Th: Was hat das so groß gemacht? Oder war das von Anfang an schon so groß?
Frag es doch mal so ein bisschen aus.
Kl: Hm. Also erst mal sagt es jetzt: „Guck Dir mal den Ort an wo ich stehe.“
Hm, ich weiß nämlich... ich sehe nämlich alles ganz klar. Ich
stehe auf unserem „Bergla“, so heißt das auf fränkisch,
und das ist das „Graatzer Bergla“, also da wo ich aufgewachsen bin,
Marktgraitz heißt, im Dialekt „Gratz“, und da oben auf dem
Berg ist dieses Kreuz und da guck ich jetzt auf dieses Dorf runter und das hat
ganz viel Bedeutung für mich. Ja. Das ist ganz...
Th: Sprech mal zu dem Dorf.
Kl: Hey, Du, Dorf - huah, und das Kreuz und das Dorf das gehört zusammen,
ah – Du bist für mich ein großes Symbol für das was ich
nicht will.
Th: Ah ja.
Kl: Das Dorf kann sprechen.
Th: Es sagt wohl was?
Kl: „Ja.“ Ja. Gut, also wenn ich jetzt schon mal da bin, dann kannst
Du mir ja mal zeigen, was jetzt da konkret dahinter steckt. Antwort: „Alles“,
ja, aber ich möchte halt mal ein bisschen so... hm... *wump*, jetzt bin
ich schon in der Mitte des Dorfes, aha, oh ja, unser Haus, mhm, unser verkauftes
Haus, aber jetzt ist es ja noch nicht verkauft, also jetzt da, in meiner Innenwelt.
Th: Wenn Du das so stehst, wie alt bist Du?
Kl: Ich bin 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10. So. In dem Alter. Aber jetzt bin gerade
10, sag ich mal, oder 8. Halt jetzt bin ich sogar 15... also ich bin da so...
Kindheit. Da hab ich mit dem Rauchen angefangen, kommt jetzt gerade. Hm. Grrr.
Puh. Was mach ich jetzt? Hm. Ich gehe jetzt mal in das Haus rein. Hallo Haus.
Oh, das Haus ist traurig.
Th: Sag es ihm.
Kl: Du bist traurig, gell? „Ja, ich bin traurig.“ Warum bist Du
traurig? „Weil ihr mich alle verlassen habt.“ Ja, pfff, war ja klar,
dass wir Dich alle verlassen, oder? Ich meine das, was wir da erlebt haben,
war ja wirklich nicht witzig. „Ja, aber da kann ja ich nix dafür.“,
sagt das Haus. O.k. stimmt, kannst nix dafür. Hm. „Komm doch mal
rein.“, sagt es jetzt. O.k. Ich komm rein, gehe rein. Oh, ich mag Dich
nicht, Haus.
Th: Guck mal, was Du nicht magst. Vielleicht gibt es da bestimmte Sachen, die
für Dich unangenehm sind. Schau doch mal hin, was taucht auf?
Kl: Also ich mag die Treppe... wie das aussieht, mag ich nicht, ich mag den
Boden... also ich mag die ganze Atmosphäre mag ich nicht. Und mein Zimmer
hinten, das mag ich sowieso nicht, ist ja klar, also... das Loch da hinten.
Das Bad! Bäh! Das Bad mag ich auch überhaupt nicht. Oh, nee, der ganze
untere Bereich ist voll unangenehm. Und dann oben das Dach, mein Rückzugsbereich,
und...
Th: Ist das jenes Haus, in dem Du in dieser Bügelstube gewohnt hast?
Kl: Nee, das war danach. Das ist das Haus...
Th: ... wo Deine Mutter noch gelebt hat.
Kl: Ja, und als sie dann tot war hab ich mit meinem Vater da allein gelebt.
Und dann, als mich die von dem Haus mit dem Bügelzimmer rausgeschmissen
haben, die haben mich ja rausgeschmissen irgendwann, da hab ich dann da auch
gelebt, allein, zwei Jahre lang. So im Alter zwischen 16 und 18. Und da war
auch der Selbstmordversuch meiner Mutter, als ich in der Badewanne war und alles
das.... war alles in diesem Haus.
Th: Dann ist es natürlich schwer mit Erinnerungen beladen.
Kl: Hm, das stimmt, das ist wirklich... oh, das sagt es jetzt auch, ja, es ist
gaaaaanz voll damit.
Th: Vielleicht sind wir ja deshalb heute dort gelandet, damit Du dort ein bisschen
aufräumst oder so. Bist Du Deiner Mutter in Deiner Innenwelt schon begegnet?
Kl: Ja, ja! Voll! Schon viel! Die ist jetzt auch gleich da, wenn ich an sie
denke.
Th: O.k. dann guck mal wie sie kommt. Wie kommt sie denn? Mit welchem Gesichtsausdruck,
oder wie geht es ihr jetzt?
Kl: Also meine Mutter, die kommt gerade ganz fröhlich und...
Th: Ja, rede mit ihr, sag es ihr.
Kl: Mama? „Ja.“, äh, Du siehst gut aus. „Ja.“ Die
ist ganz beschwingt. Du bist ganz beschwingt. „Ja.“
Th: Dann hast Du schon einige Sessions mit ihr gearbeitet.
Kl: Ja, mhm, wir sind total... wir haben viel schon miteinander gemacht, also
das ist richtig gut.
Th: Damals, als Du die Sessions alle gemacht hast (in Stuttgart).
Kl: Ja, genau. Da war Mutter, und da war all das... das war da alles schon.
Das ist auch gut, also die erscheint mir... Du erscheinst mir jetzt ganz locker.
Ja, sie ist locker, und sie kann mir auch helfen, wann immer ich sie brauche.
Th: Frag sie doch mal, ob sie das jetzt mit dem ganzen Missbrauch von Deinem
Papa jetzt so mitgekriegt hat und was sie dazu meint, oder ob das o.k. ist oder...
Kl: Mama? Du hast das doch jetzt bestimmt mitgekriegt, was da alles, was wir
da jetzt so aufgedeckt haben und all das. Mensch, genau, da kann ich Dich gleich
mal was fragen, ich hab da nämlich noch so ein... da wurmt mich noch...
oder was heißt wurmt...da ist noch so etwas, was mich beschäftigt.
Und zwar, wenn Du das jetzt so siehst und wahrnimmst, glaubst Du, das es passiert
ist oder findest Du, dass es egal ist. Hm, das ist eine schwierige Frage, sie
traut es meinem Vater schon zu, sie kann sich... AH! Guck mal! Sie zeigt mir
jetzt gerade, guck mal... ich hab doch für den immer... oh, oh... ja, stimmt,
ich erinnere mich! Uah, das ist ja echt heiß... ich hab für meinen
Papa immer – das hab ich mich heute Mittag schon erinnert, aber das war
jetzt gerade noch mal, zack, erinnere Dich noch mal – ich hab für
den die Praline immer holen müssen. Weißt Du? Kennst Du die? Das
ist so ein Sex... so ein Sexheftchen, so mit nackten, so nackten... mit so riesigen
Titten und so was, und da hat er mich immer los geschickt, und als er mich das
erste mal los geschickt hat, Mutter, das muss ich Dir jetzt erzählen...
weißt Du das überhaupt? Also, als er mich das erstemal los geschickt
hat, da hat er gesagt ich soll Praline holen. Und ich hab gedacht... Pralinen,
ich dachte Süßzeug und bin dann in die Drogerie gelatscht und hab
gesagt ich möchte Pralinen. Und bin dann mit... ich glaub ich bin mit Pralinen
heim oder hat der das dann gecheckt und hat mir dann dieses Heft in die Hand
gedrückt und ich war schockiert. Ich war völlig schockiert. Das war
es. Jetzt durfte ich hier die Sex-Zeitungs-Botin machen, und das hab ich ein
paar mal gemacht. Hast Du das gewusst? Sie meint gerade, ah, da soll ich doch
mal... das soll mir doch mal was sagen. Hm. Na ja, o.k. Ja, und was sagst Du
jetzt dazu? Was sagst Du jetzt zu dem Ganzen? Ja, also sie findet das alles
ziemlich, also sie hat ihn sowieso nie leiden mögen, das ist eh ein altes
A.... Arschloch *lacht*, Du darfst ruhig... sei ehrlich! Also ein altes... A....
ja, genau, Arschloch, und ... ach ja, sie findet das voll gut, dass ich das
so, dass ich den so, ja, dass ich diesen... „Racheakt“ oder wie
man das auch nennen will... also das hab ich gut gemacht. Das findet sie gut.
Da kann sie mich nur bekräftigen, damit, also da kann sie nur sagen: „Super!
Mach weiter!“, hm, danke, mach ich auch. Ich mag sie alle nieder *lacht*,
einem nach dem anderen. Hm. Ja.
Du, aber was soll ich denn jetzt eigentlich hier in dem Haus? „Ja, guck
Dich mal um!“ Ah, guck mal, jetzt merke ich wieder: Meine rechte Hand
wird taub. Und meine linke auch, meine beiden Hände.
Th: Gut, dann frag mal sofort die Hände: Warum reagiert ihr jetzt? Oder
was ist der Auslöser?
Kl: Hände, warum werdet ihr jetzt taub? Was ist jetzt der Auslöser?
Hände, ich frag Euch, warum ihr taub werdet, ich möchte das jetzt
gerne wissen, bitte sagt mir: Warum werdet ihr jetzt taub? „Wir können
nicht handeln, wir sind handlungsunfähig.“
Warum?
Th: O.k. Was macht sie handlungsunfähig? Sie sollen es Dir zeigen.
Kl: Warum? Was? Um was geht es jetzt? Bitte zeigt mir das jetzt... ich krieg
gerade überhaupt nix... mhm... die werden immer tauber, jetzt bis zum Oberarm.
O.k. Hände, gebt mir mal bitte einen Link, ein Bild, irgendwas, ein Wort,
ein Satz, irgendwas, was mir weiter hilft, warum ich das jetzt so fühle,
das ist jetzt ganz intensiv. Das hab ich schon ein paar mal gehabt und ich möchte
gerne wissen, was das ist. O.k. da muss ich tiefer gehen, sagen sie. Uah. „n
den Keller.“ O.k., ich gehe in den Keller. *atmet schwer*. In den Keller
von dem Haus oder was? Ah, o.k. „Ja, in den Keller von dem Haus.“
Gut. Hach, das ist sowieso ein ganz fürchterlicher Keller, ehrlich. Den
hab ich ja noch gar nicht erwähnt. Der hat so eine blöde Tür
und an der Tür sind lauter kleine Monsterbildchen... aber die waren da
schon, wir sind da eingezogen und die waren da schon, ich fand das aber immer
ganz doof. Und jetzt gehe ich da runter. Aha, meine Hände werden immer
intensiver... da unten stinkst nach Öl, da ist ein kleines Fenster, da
hinten ist ein Kartoffelkeller. Puh... *wird langsam immer aufgeregter*... puh,
jetzt passiert gerade was.
Th: Dein Körper reagiert.
Kl: Ja, da passiert was. *atmet heftig*, *bewegt sich*...
Th: Ist o.k., beweg Dich ruhig.
Kl: Was passiert jetzt? Oh, mir wird taub, mir wird schwindlig, mir wird alles.
Puh.
Th: Bleib einfach da. Bleib da.
Kl: Ah, was passiert jetzt, hallo? Ah, meine Hände, OH MANN, die werden
richtig taub, das sag ich Dir.
Th: Dann sag den Händen, sie sollen Dir zeigen, warum sie jetzt nicht mehr
handeln können. Fordere sie ruhig auf, mit Deinen Worten.
Kl: Zeigt mir jetzt mal was da geht. Das ist ganz intensiv.
Th: Ja.
Kl: Das ist ganz intensiv, ah, ganz intensives Gefühl, hier *zeigt auf
ihre Unterarme*, vor allem dir rechte Hand, vor allem die rechte, hier.
Th: Oder sag ihnen, sag ihr, sie kann machen was sie will, und dann guck mal,
was sie machen will oder guck mal, was sie macht.
Kl: Was würdest Du jetzt gerne machen? Puh. Ich muss noch tiefer da rein
gehen.
Th: O.k. dann geh rein.
Kl: Ho, da hinten in dieses Loch!
Th: Geh rein da...
Kl: Man, was ist denn da hinten?
Th: Geh einfach hin.
Kl: Buoh! Puh! Ah, Mensch Hand, kommt jetzt, was würdest Du denn jetzt
am liebsten machen? Hand? Man, ist das intensiv, das ist absolut der Hammer,
also so was unglaubliches?! Die ist richtig wie eingeschlafen oder wie... da
hinten rein fassen? Oh nee, hei, komm, was soll denn da sein?!
Th: Lass sie ruhig mal machen. Oder nur beobachten was sie macht.
Kl: Ah *klingt schmerzhaft*, da ist etwas ganz schleimiges, glaub ich. *angewidert*,
bäh, ich weiß nicht, die will da nicht rein fassen, das ist es. Mh.
Th: Guck doch mal hin.
Kl: Was ist denn da jetzt? Bin... ah.... meine rechte Hand, bitte hilf mir jetzt
mal, komm, helfe mir mal, oh, die Finger! Ich hab gar kein Gefühl mehr
in den Fingerspitzen. Meine Fingerspitzen sind komplett taub. Das ist der Hit.
Na ja, hm, mh, da ist irgendwas weiches, ekliges, schleimiges. Ich will aber
jetzt nicht, dass das irgendwas... ich wehre mich.
Th: Schau es Dir von Außen an. Guck mal, was da passiert. Oder guck mal,
wie alt Du bist. Guck als erstes mal Dich an, von Außen und sag mir mal
wie alt Du bist.
Kl: Ah ja, o.k., jetzt lässt es nach. Hm. Wie alt bin ich? Ja, es ist so
ein kleines Kind, hm, wie alt bist denn du? Sechs.
Th: Frag es doch mal aus, vor was es Angst hat da, was so schleimig ist. Vielleicht
weiß das Kind ja was.
Kl: Was machst Du denn hier überhaupt in dem Keller?! Guck mal! Hey, wir
sind hier in dem Keller, da hinten in dem Kartoffelkeller, das ist das Kartoffellager,
was machst Du denn da? Sie verkriecht sich, sagt sie. Ja, hm, aber ich bin jetzt
hierher geführt worden und ich soll jetzt da hinten in das Loch da rein
greifen und da ist irgendwas drin und... weißt Du, was da drin ist? Das
will sie nicht sehen.
Th: Aber sie weiß es.
Kl: Baby, komm, helfe mir mal! Komm! Echt! Es ist schon die ganze Zeit in meinem
Kopf, ich trau... ich will es aber nicht wahr haben! Es ist schon die ganze
Zeit da, aber ich will es nicht wahr haben.
Th: Dann spreche doch mal das kleine Mädchen drauf an, und guck mal, wie
sie darauf reagiert.
Kl: Weißt Du, wie es mir gerade geht? Ich hab die ganze Zeit... *stockt*
Th: Sprich es aus!
Kl:.... einen Schwanz im Kopf. Weißt Du, was das ist? „Mhm.“
Ich will das aber nicht wahr haben. Das will ich nicht wahr haben, ich hab den
doch gestern erstochen!
Th: Dann rede mit ihm.
Kl: „So weit sind wir nicht gekommen.“, sagt er. Hm. Ich bin noch
nicht mal wütend.
Th: Sag es ihm auch.
Kl: Ich bin gerade noch nicht mal wütend. Mich erschreckt überhaupt
nichts mehr, echt. Mich kann überhaupt nichts mehr erschrecken, bei Dir.
Null! Buoh! Weiß der Geier, was da noch kommt! Oder was ich mir da...
keine Ahnung, was das soll jetzt! Ich verstehe es echt nicht, ich kapier es
nicht... das, das, das... ich hab ja mit allem heute gerechnet, mit allem, mit...
weiß ich nicht... meiner ganzen Verwandtschaft, oder weiß der Kuckuck,
aber nicht damit! Damit hab ich nicht gerechnet! Echt nicht!
Th: Guck doch mal wer dran hängt. Zieh doch mal dran.
Kl: *schnauft angestrengt*, hm, BÄH, ich finde Schwänze eklig! Das
sag ich Dir! IHGITT! Mh, da ist nix schön dran, absolut nix, fand ich noch
nie! Hm. Gehört da noch eines.. *fängt an herzlich zu lachen* gehört
da überhaupt noch jemand dazu oder liegt dieses Teil da jetzt hier so isoliert
in der Gegend herum?! Aaah....
Th: Frag wer dazu gehört.
Kl: Wer gehört dazu? Zeig Dich, echt, mich schockt nichts mehr! Ich kann
vor nichts mehr, ich bin irgendwie total jetzt... keine Ahnung, mach, zeig Dich,
hopp!
Th: Genau, guck mal, ob Du wen siehst.
Kl: Er zeigt sich nicht, aber ich hab einen Namen im Kopf, aber das will ich
nicht. Ich will jetzt keinen Namen im Kopf, ich will ein Gesicht.
Th: Dann guck mal, ob Du ihn irgendwie provozieren kannst: Du kannst ja mal
zuquetschen, und guck mal, da muss jemand „Au“ schreien, oder so.
Kl: *lacht von ganzem Herzen*, also pass auf, gib mir mal die Zange!
Th: *lacht auch*, mit der Zange, o.k.!
Kl: JA! Komm jetzt machen wir... mach mal, das kleine Mädel soll das mal
machen, die kann das gut. Mach mal! Zwick den mal! Ah ja, doch, er ist es. Es
ist der Onkel. Es ist tatsächlich der Onkel. *atmet schwer* So, haben wir
Dich auch noch hier, ja?
Th: Schreit er „Au“?
Kl: Ja, ich sehe den ganz deutlich!
Th: Spreche ihn an.
Kl: Ich sehe Dich! Ganz deutlich vor mir.
Th: Frag ihn doch mal ob er das öfter macht. Oder frag das kleine Mädchen
ob sie das...
Kl: Jetzt hält er sich die Hände vor seinen Schwanz, so: *zeigt wie
er sich die Hände davor hält*
Th: Ja klar, der schämt sich.
Kl: *lacht*
Th: Du sollst nicht zupacken, da kriegt er Panik.
Kl: Oh nee! Onkel Helmut. Ich soll ihn in Ruhe lassen, sagt er.
Th: Ach, auf einmal?
Kl: Hm.
Th: Und warum hält er seinen Schwanz hin? Frag ihn ruhig, ganz direkt.
Kl: Ja, also das kapier ich jetzt auch nicht, hallo! Ich gehe hier runter in
den Keller, ja? Mir wird gesagt, ich soll da hinten in das Loch da fassen und
dann ist da sein Schwanz! Hey, hallo! Warum?! Wir ha... wa... WAS?
Th: Genau: Was sagt er?
Kl: „Du warst unser Spielball! Wir haben mit Dir gespielt!“. Sag
mal, seid ihr alle noch ganz dicht? Echt, seid ihr noch ganz dicht? Bist Du
noch ganz knusper?! O.k.!
Th: Wer hat noch mit gespielt, der soll mal auftauchen.
Kl: Wer? Wen meinst Du jetzt? „Na Dein Papa und ich.“
Th: Echt? Ah ja.
Kl: Aber ihr habt nicht irgendwie gemeinsam oder so? Nee, das nicht. Oder doch?
Sag jetzt mal!
Th: Frag ihn, er muss mit dem Kopf nicken oder schütteln.
Kl: Du musst jetzt, genau, Du musst mit dem Kopf nicken oder schütteln,
mach! Schüttle oder nicke: Habt ihr zusammen irgendwas... gemacht? Nee,
das glaub ich nicht, der nickt. Aber das glaube ich nicht. Das glaube ich jetzt
echt nicht.
Th: Dann sag ihm, dass Du das nicht glaubst.
Kl: Ich glaube das nicht.
Th: Dafür wäre er zu... ist er nicht mutig genug oder...
Kl: Mhm, nee, das traue ich Euch beiden nicht zu. Nein.
Th: Dann lass sie mal beide auftauchen, guck mal, wie sie aufeinander reagieren.
Kl: Jetzt brauch ich den... komm... also jetzt müssen wir erst mal hier
aus dem Keller raus, also... ich weiß schon, jetzt sind wir schon da,
wir sind schon da, wir sind in Deinem Zimmer! Wir sind im Zimmer vom Onkel Helmut.
Th: Hat er im Haus gewohnt?
Kl: Nee, der hat in dem Haus gewohnt, in dem ich auch mal gewohnt habe, zwei
Jahre lang, da sind wir jetzt.
Th: Ist das jetzt das Alter auch?
Ute 5. Session – Inneres Kind
Kl: *ist in
folgendem Bild: Südamerikanische Pyramide, Ute steht zunächst oben
auf der Pyramide und läuft dann dort die Treppe nach unten, und gelangt
so zu dem Eingang in die Pyramide.*
... da ist eigentlich offen, da kann man einfach rein gehen.
Th: O.k. Dann geh ruhig mal rein und lass Dich überraschen, was Du so wahr
nimmst, wenn Du rein gehst. Kannst aber auch im Vorbei gehen mal gucken, ob
da auf der Tür was drauf steht, wenn sie schon offen ist.
Kl: Da oben drüber ist ein Schild, ja, über dem Eingang. Da ist gar
keine Tür, das ist nur ein... was steht denn da? *lacht*, da steht: „Ich“,
o.k., gut. Also ich gehe jetzt mal da rein. So eine kleine Pyramide da, ist
ganz schön hier, also hier gefällt es mir gut.
Th: Wie ist so das Grundlebensgefühl, wenn Du das so wahr nimmst: Wie geht
es Dir?
Kl: Och, eigentlich geht es mir gut. Also ich bin noch draußen, ich bin
noch nicht drin! *ist amüsiert*, *lacht*
Th: Ach so.
Kl: Ich überlege noch. Mir gefällt es hier draußen total gut.
Es ist einfach schön, die Sonne scheint, Wiese ist grün und so. Und
es ist ein schöner Platz, irgendwie toll und jetzt soll ich da halt rein
und ... pfff, ja, o.k., ich geh da schon rein, aber jetzt muss ich mich erst
noch überwinden. Irgendwas ruft mich da, dass ich da rein gehen soll, also
so „Komm doch! Komm!“
Th: Ah ja.
Kl: „Komm rein!“ Jetzt gehe ich über die Schwelle, hm, bin
aufgeregt. Das ist ja schon ein bekanntes Gefühl, dass ich aufgeregt bin.
So. Jetzt hab ich das Gefühl, dass da irgendwas ist, also dass da irgendwas
auf mich wartet.
Wo komme ich denn da jetzt hin? Um die Kurve rum... *pause* Oooh! UAH! Jetzt
sackt mir aber mein Herz in die Hosentasche! Puh! Jetzt bin ich in einem Raum,
und da ist ein Sarg und auf dem Sarg da sitze ich, als kleines Kind.
Th: Ja.
Kl: *schnauft tief durch*
Th: Wie siehst Du denn aus?
Kl: Tot. Käsebleich, tot, und die sagt auch: „Ich bin tot.“
Th: Ja. Frag sie doch mal, woran sie gestorben ist.
Kl: Uah! Das ist heftig! Ah! Ich sehe mich selbst tot als kleines Kind –
das ist krass! Das ist richtig krass das Bild! Und das ist so ein Steinsarg,
also deswegen auch die Pyramide oder so, Symbol, keine Ahnung. Alles so Stein.
Th: Frag sie mal ob sie Dein inneres Kind ist!
Kl: Puh. Wer bist denn Du? „Ein Teil von Dir.“ Ich hab Angst vor
Dir, das sag ich Dir!
Th: Frag sie mal, ob Du das bist, von früher, in Deiner Kindheit, und ob
Du als Kind gestorben bist.
Kl: Bist Du ich? Sie nickt.
Th: Also wir bezeichnen das immer so als „inneres Kind“. Das was
Du früher mal warst.
Kl: Bist Du mein Inneres Kind? Uah, die guckt mich nur mit total verlorenen
Augen an.
Th: Ja.
Kl: Uah! Aber was für Augen! Gespenstisch ist das hier.
Th: Ja. Wenn Du so willst: So ging es Dir damals, als Du so alt warst.
Kl: Oh, ist das gruslig!
Th: Das ist nur ein ehrlicher Ausdruck, wie es Dir damals ging. Du bist damals
offensichtlich gestorben. Frag sie doch mal, was dazu beigetragen hat, oder
wie es ihr jetzt geht, dass Du auftauchst. Du kommst ja quasi aus der Zukunft,
wenn Du so willst, sie hat also quasi seit dieser Zeit auf Dich gewartet.
Kl: Puh. *zittert heftig am ganzen Körper* Uoh, Du wirkst so... grau. Das
einzige lebendige an Dir sind Deine Augen. Also pass mal auf, ich frag Dich
jetzt mal was *mit zittriger Stimme*, wie... erst mal... wie geht es Dir hier?
Es ist total still, sagt sie, es ist einsam, es ist ruhig, es ist leblos, es
ist... das einzige, was sie noch hat sind Augen, mit denen sie gucken kann.
Aber ansonsten ist alles tot.
Th: Wer hat sie getötet? Wer hat sie umgebracht? Was hat sie getötet?
Frag sie ruhig.
Kl: Uah, mir fällt es total schwer mit Dir... Dich überhaupt anzugucken.
Sie hat hier auf mich gewartet, sagt sie jetzt. O.k. So siehst Du auch aus,
Du sitzt hier so im Schneidersitz auf dem Sarg, wie wenn Du wartest. „Ja.“
Gut, woher, warum, wieso dieses ganze Symbol hier? Du sitzt hier auf einem Sarg,
Du sagst Du bist tot, warum? Was hat Dich umgebracht? Oder was... was ist es?
Zeit mir mal was, komm. Ich bin jetzt hier und ich will jetzt das alles wissen.
Bin hier am Aufräumen. Jetzt krabbelt sie runter vom Sarg. Uah, die sieht
aus! Wuah... *entsetzt*
Th: Sag es ihr! Rede mit ihr!
Kl: Du siehst aus! Du bist total dünn und grau und ausgemergelt und hast
einen riesigen Kopf! Was heißt riesig, das stimmt jetzt nicht, aber irgendwie
so einen großen Kopf. Wie so eine... wie so... ja, es sieht aber aus wie
ne Lei... wie so ein...hä, Du hast Ähnlichkeit mit, Du hast Ähnlichkeit
mit so einem... ja, wie nennt man das, Mensch, wenn so ein Pharao da irgendwie
einbalsamiert worden ist? Wie nennt man das? So eine Leiche?
Th: Mumie.
Kl: Mumie, genau! Ähnlichkeit mit einer Mumie schon, also so aus... also
der Körper! Nur die Augen sind lebendig.
Th: Sie wartet auch schon 30 Jahre.
Kl: Oh, sie nimmt mich jetzt an der Hand... und wir gehen jetzt da zu einer
Tür... auf der Tür sind alle möglichen Symbole drauf, das sieht
jetzt ein wenig, na ja, das ist jetzt ein wenig so... wie so ägyptisch,
bisle so, lauter so Geschichten drauf gemalt, keine Ahnung. Jedenfalls ist die
schön, die Tür, so eine goldene Tür, und da gehen wir jetzt dann
rein. Dann machen wir die mal auf... was ist denn da jetzt? Da ist alles rot.
Wo bin ich denn jetzt gelandet?
Th: Oder frag sie, was sie Dir zeigen will.
Kl: Ja, mach es mal ein wenig konkreter, ich sehe jetzt hier glaub bloß
rot, wie Feuer oder pff.... zeig mir mal konkret was, womit ich was anfangen
kann! Jetzt legt sie sich auf den Boden... bewegungslos. Sie ist beweg...wa...was
willst Du mir denn jetzt sagen? Ich verstehe das jetzt nicht! Die legt sich
jetzt bloß dahin und macht einen auf „Ich bewege mich nicht mehr.“,
mitten in dem Raum da.
Th: Sag ihr, sie soll Dir die Situationen zeigen, die dazu gehören, damit
Du mit ihr dort hin gehen kannst.
Kl: Jetzt! Jetzt hab ich eine Situation. O.k. jetzt sind wir wieder da, da war
ich schon mal, aber das hab ich irgendwie nicht... o.k. gut, wir sind jetzt
da, ich sag es jetzt einfach mal: Hier bin ich, bist Du, Du bist jetzt.... jetzt
sehe ich mich als kleines Kind, ich bin ungefähr sieben, sechs, sieben,
acht, pfff, keine Ahnung, ich weiß es nicht, doch so... und ich bin in
dem Bad wieder, ich bin jetzt wieder da in dem Haus von dem Onkel da, und ich
bin in dem Bad und da ist eine... und da ist... und da ist... und zieh mich
nackig aus – ich bin allein – und geh in den... und da ist ein Karton
- das Spiel hab ich gespielt, als Kind – da ist ein Karton und ich sitze
in dem Karton, voll zusammen gekauert, und werde irgendwie, spiel dass ich verkauft
werde und dann werde ich geschlagen. Dann nimmt man mich raus, schlägt
mich, misshandelt mich, keine Ahnung, ich spiele halt das Opfer. Das ist ein
Spiel, das ich gespielt habe, als Kind. Daran erinnert sie mich jetzt, an dieses
Spiel. In dem Bad. Und ich frag mich schon lange, was das zu bedeuten hat, dass
ich das gespielt habe.
Th: Frag das kleine Mädchen jetzt, sie weiß das.
Kl: Sie sagt, das hätte ich gespielt, also: „Ich habe es gespielt.“,
sagt sie. Ja, und was soll das jetzt bedeuten? Zeig mir mal noch mehr! Was geht
denn da jetzt? Jetzt führt sie mich... jetzt gehen wir aus dem Haus raus,
jetzt führt sie mich den Berg da runter... wo führst Du mich denn
jetzt hin? Jetzt gehen wir da durch das ganze Dorf durch. Jetzt führt sie
mich zur Kirche... gehen wir wieder weiter... was, was... ah, jetzt führt
sie mich über den Friedhof. Was willst Du mir denn jetzt sagen? Jetzt führt
sich mich da... die führt mich da rum! Im ganzen Dorf rum.
Th: Was ist das für ein Dorf?
Kl: Das Dorf wo ich auf... wo ich gestern auch schon war.
Th: Ah ja, wo Du aufgewachsen bist.
Kl: *bejaht* Wo das Grab meiner Mutter auch ist, da waren wir gerade, jetzt
gehen wir an meinem Kindergarten vorbei, jetzt gehen wir an meiner Schule vorbei,
jetzt gehen wir...
Th: Die zeigt Dir quasi Deine Kindheit.
Kl: Die zeigt mir mein ganzes Dorf! Ja! Genau! Die meint auch: „Es geht
hier um alles!“, mein Grundlebensgefühl, sagt sie. Ach, jetzt zeigt
sie mir meinen Lehrer, sogar! Der hat mich auch nicht leiden können.
Th: Sag es ihm mal direkt.
Kl: Meinem Lehrer?
Th: Ja.
Kl: Der Kliemann.
Th: Spreche ihn mal direkt an.
Kl: Kliemann, Herr Kliemann, Du konntest mich auch nicht leiden. „Nö.“
Th: Das heißt es gab niemanden, der Dich gemocht hat.
Kl: Der konnte mich nicht leiden... Du konntest mich nicht leiden, weil ich
nicht so war wie meine Mutter. Meine Mutter war immer so fleißig und hat
immer alles gemacht und ich, ich war immer so aufgeweckt und hab immer geschwätzt
im Unterricht, und dann musste ich ständig nachsitzen, und dann war ich
nicht fleißig, und war faul und hab nicht meine Hausauf... also ich war
einfach anders als meine Mutter, und das hat ihm nicht gepasst. Das hat Dir
nicht gepasst, gell, Kliemann! „Ja, richtig.“ Der konnte mich nicht
ausstehen.
Th: D.h. das kleine Mädchen zeigt Dir, dass Du in Deiner Kindheit eigentlich...
allein warst? Tot warst, dadurch?
Kl: Ja, mehr noch. Da ist... jetzt zeigt sie mir meine Onkel, meine Tanten,
jetzt sind wir bei der Tante Lotte da draußen, die zeigt sie mir jetzt,
jetzt laufen wir weiter, ins Dorf rein... meine ganze... alles, das ganze...
dass ich mich völlig... sie sagt: „Ich fühle mich total v e
r l o r e n.“
Th: Ah ja.
Kl: V e r l o r e n. Verloren.
Th: Ist das die Zeit wo Deine Mama schon tot war?
Kl: Ja.
Th: Frag sie mal, ob das vorher ein bisschen anders war.
Kl: Du, war das anders, als meine Mama noch gelebt hat? Hab ich mich da weniger
verloren gefühlt, oder... oder... äh... ähm, was äh... ja,
sag mal! Schüttle mal... tu mal mit dem Kopf nicken oder schütteln.
Ich muss die Frage noch mal stellen *lacht*, das war gerade zu verwirrend. Also,
noch mal: Ist das erst... fühle ich mich erst verloren seitdem meine Mutter
tot ist? Jetzt nickt sie.
Th: Ja. O.k. Dann hol mal Deine Mama herbei und zeig ihr mal das Kind, dieses
tote Kind.
Kl: Buoh, ja, jetzt zeigt sie mir die Szene, wo ich draußen auf der Bank
sitze. Aber ich hab gedacht, das hätten wir schon hinter uns? Da haben
wir doch schon dran gemacht! O.k., das ist jetzt egal, „Frag nicht nach!“,
sagt sie.
Th: Ja.
Kl: Na gut, dann frag ich halt nicht nach. Sie zeigt mir das jetzt, ich sitze
jetzt auf der Bank, jetzt hol ich mal die Mutter. Mutter, Du bist gerade gestorben,
und ich sitze jetzt hier auf der Bank – das ist jetzt genau das Gefühl!
Genau das ist es jetzt gerade: Ich fühle mich jetzt verloren.
Th: Ja. Da ist sie gestorben. Frag sie mal, das Kind!
Kl: Genau! Genau! Das wollte ich gerade sagen! Das wollte ich... ich wollte...
ich hatte es gerade, das kam gerade hoch: DA, da ist sie gest.... genau das
– Du hast es mir jetzt aus dem Mund genommen, das Wort, da ist dieser
Teil von mir gestorben, hat sie jetzt gerade gesagt, genau da auf der Bank!
In diesem Moment auf der Bank, als ich da gesessen bin.
Th: Der kam schon mal hoch, aber den habt ihr nicht bearbeitet, oder wie?
Kl: Das, da bin ich schon mal dran gewesen und da hab irgendwie dann mit meiner
Mutter rum gemacht, müsste ich jetzt nach gucken, weiß ich nicht
mehr genau, aber SO jetzt, wie jetzt, so kam es nicht. Also das ist jetzt neu.
Th: O.k.
Kl: Dieses ist jetzt, das hab ich... mir war nicht klar, das ein Teil von mir
gestorben ist, oder... so jetzt... auf dieser Bank, das ist genau identisch
mit dem Gefühl, sie hat gesagt „verloren“, und das ist jetzt
das Gefühl. Auf der Bank, da wo ich gesessen bin, DA ist etwas verloren
gegangen.
Th: Ja. Für immer. Dann hol jetzt Deine Mama herbei und sag es ihr.
Kl: Mama. Komm mal her, buoh, guck mal, ich sitze jetzt hier auf der Bank, oder
bzw. ich sehe mich jetzt hier sitzen, oder nee, ich sitze da, ich spüre
es ja, und jetzt merke ich, wie ein Teil von mir richtig abhaut, richtig geht.
Der geht weg! Der verliert... der verliert... ich verliere den jetzt, mit Dir!
Du bist... Du gehst, Du bist jetzt gegangen und Du nimmst den Teil mit! Und
jetzt bin ich... jetzt ist da ein Teil von mir... guck mal das Mädel da
an, wie die da aussieht! Die ist jetzt tot!
Th: Die Lebendigkeit ist mit Deiner Mama mit gegangen.
Kl: Irgendein Stück davon zumindest, also, irgendwas halt, ich weiß
jetzt nicht genau was oder wie, aber jedenfalls ist das jetzt das Bild.
Th: Schau mal wie Deine Mama reagiert.
Kl: Die guckt jetzt erst mal nur so... hkrm... hm... schuldbewusst? Bist Du
jetzt schuldbewusst? Man die sagt doch jetzt glatt sie hat den Teil mitgenommen?!
Th: Ja. Genau da ist es. Die hat die Lebendigkeit, Fröhlichkeit, dieses
„sich einfach freuen im Leben“, das toben, das „da sein“,
das war alles an Deine Mama gebunden und die ist weg gegangen, also ist hier
plötzlich die Energie weg gegangen. Ein Teil fehlt.
Kl: Die hat jetzt knallhart gesagt, das hat sie einfach... das hat sie halt
mitgenommen, das Kind, das... das Kind. Das hat sie halt an der Hand mit...
zack...
Th: Das lebendige Kind hat sie mit genommen. Kl: Ja. Richtig.
Th: Und das tote, traurige Kind ist...
Kl: ... das ist zurück geblieben.
Th: Ist klar, mit sechs Jahren die Mama verlieren, ist klar, das Kind geht mit.
Kl: *atmet schwer*
Th: Dann soll sie mal dieses lebendige Kind aufrufen, damit Du es wieder sehen
kannst, wie Du mal warst, was zu Dir gehört.
Kl: Ja! Hol mal, Mutter, hol mal das Kind! Hol mal das sechsjährige, lebendige
Kind, das ich bin, auch bin, war, was weiß ich, hol es!
Th: Ja.
Kl: Das hängt an der Mutter, das hängt an der Mutter wie fest geschweißt!
An dem Arm von der Mutter hängt es dran und hüpft und lacht und hängt
aber total an dieser Mutter fest! Wie wenn die untrennbar wären?!
Th: Ja. So hat sie es auch erlebt, wahrscheinlich.
Kl: Man, das ist ja jetzt mal heftig. *hält inne* Ich will das Kind zurück!
Th: *lacht*, ja sag es Deiner Mama! Sag es der Kleinen: Du gehörst zu mir!
Ich bin hier!
Kl: Mutter? Mutter, das ist meines, das gehört mir! Das ist mein Kind,
das gehört mir, das gehört nicht Dir, das ist meines, ich will das
zurück! Kind, Du, Dir sag ich es auch: Ich will Dich zurück! Du gehörst
nicht zu dieser Mutter da, die ist tot, Du gehörst zu mir! Ich brauch Dich
jetzt!
Th: Ja.
Kl: Das kann ich gar nicht mit angucken, dass Du an der so klebst! Die ist nämlich
tot, das ist der Punkt! Das nützt mir gar nix, wenn Du an der klebst!
Th: Ja. Und zeig ihr auch das andere tote Kind, was dadurch tot ist, dass sie
weg ist.
Kl: Ja, genau! Ja guck mal, das ist es ja! Guck mal hier: Das ist jetzt das,
was ich jetzt habe! Ich gehe jetzt da in meine Innenwelt und was finde ich?
So ein ausgemergeltes, graues, totes.... was weiß ich... mumienähnliches
kleines Kind, das mein inneres Kind ist?! *empört* Das.. das kann... das....
nee! Ich will Dich zurück! Du bist mein inneres Kind! Oder bzw. ihr seid
es meinetwegen beide, aber ich will Dich jedenfalls, ich will Dich!
Th: Es sind beide, ja.
Kl: *schnauft*
Th: Bring die beiden mal zusammen, ganz einfach. Und Deine Mama muss das Kind
los lassen und muss das Kind auch hier lassen. Irgendwie hat sie das Kind mitgenommen.
Kl: Wir machen jetzt eine Krisensitzung. So kommt mir das gerade... setzen uns
jetzt im Kreis da irgendwo hin. Setzen wir uns da auf die Wiese, vor die Pyramide,
oder was machen wir? Weil vor dem Haus da will ich das nicht machen, das ist
mir zu öffentlich. Ja, wir brauchen da jetzt einen Kraftplatz, also bitte,
hier, hocken wir uns da auf die Wiese.
Also Du bist jetzt da immer noch total fest geklebt an dieser Mutter, sehe ich.
Und ich bin hier festgeklebt mit dem grauen... mit dem grauen Wutzel da, Teil
hier... ist jetzt wie so „ich will es abschütteln“, so: *schüttelt
den Arm*, *lacht*, das hängt jetzt an MEINEM Arm! Oh.... *unangenehm berührt*
Th: Ja, das muss wenigstens von Dir angenommen werden.
Kl: Ja, schon, ich merke es auch, also das ist jetzt auch nicht...
Th: Rede mit ihr! Rede mit ihr!
Kl: Hey, ich hab jetzt gerade das Gefühl gehabt, ich will Dich abschütteln!
Th: Dann ist es ganz alleine, dann hat es sogar Dich verloren.
Kl: Will ich aber *gähnt*, nee, ich will Dich gar nicht abschütteln,
das war jetzt bloß geschwind so dieses „Ich will es doch gelöst
haben“. Ich, pass mal auf, komm mal her zu mir, setzt Dich mal auf meinen
Schoß – Du bist ja ein Teil von mir und Du bist ja nicht umsonst
da – setz Dich jetzt auf meinen Schoß! Genau, komm her. Irgendwie
kriegen wir das schon hin. Meine Güte bist Du dünn. Oh Gott bist Du
dünn! Bist Du dünn! Jetzt merke ich das auch... oh, heute morgen...
das warst Du, gell, das warst Du, stimmt es? Du warst das! Sie nickt?! Ich hab
heute morgen... da wollte ich frühstücken... ich erzähle das
jetzt mal Dir: Ich wollte frühstücken und... oh, ich konnte... ich
hab das Brötchen vor meiner Nase gehabt und das Obst und alles und es ging
NICHTS, ich hab gedacht „Ich hab keinen Hunger. Ich will nix essen, uäh,
buah, Essen? Iiiiih, ihgitt!“, und dann hab ich das so.. ich hab es richtig
rein gezwungen, das halbe Brötchen hab ich mir rein... weil mir hat der
Magen weh getan, so sehr hatte ich Hunger, mir hat richtig alles weh getan!
Und das warst Du! Du warst es, stimmt es? JA! Das war sie! Und dann hab ich
mich im Spiegel angeguckt und hab gedacht „Oh, bin ich dünn!“,
und: „Noch dünner will ich nicht werden!“, und „Ich will
nicht noch dünner werden.“, ich will eigentlich überhaupt nicht
noch dünner werden, ich bin dünn genug, noch dünner, dann sieht
man mich nicht mehr, dann bin ich ein Klappergerüst. Und... das ist alles
sie... das bist alles Du. Das bist Du!
Th: Frag sie mal, ob sie schon seit Jahren auch diese Nahrung verweigert, nicht
mehr essen will.
Kl: Immer wenn ich emotional nicht klar komme. Also wenn es ganz heftig wird,
dann ist sie... dann ist sie da und dann verweigere ich... und dann... äh...
kann.. das ist nicht, dass ich es verweigere, sondern ich KANN dann nicht mehr,
also ich bin dann nicht mehr in der Lage...
Th: Ja. Sie verweigert es – frag sie mal!
Kl: Sie! Du verweigert es, gell? Ja, ja, die nickt ganz kräftig.
Th: Ja, sie kam emotional nicht klar und deshalb ist das gekoppelt daran, und
wenn Du dann in diese Situation kommst, welche auch immer, dann geht essen gar
nicht mehr.
Kl: Oh ich muss jetzt mal meinen Körper halten. Ha, ich halte jetzt Dich!
Th: Ist sie auch für das Kotzen verantwortlich, frag sie mal.
Kl: Hast Du mit dem Kotzen auch was zu tun? Das ist die Vorstufe, sagt sie.
Hä? Das verstehe ich nicht. Na da hab ich noch Lust am Essen.
Th: Ah ja.
Kl: Aber ich will es dann nicht drin behalten, das ist dann sie.
Th: Ja. Und wenn Du das Essen ganz einstellst, also keinen Hunger mehr hast
und nix mehr runter kriegst, dann arbeitet sie total
Kl: Ja, genau, dann ist sie ganz da. Das ist das was danach kommt. Kotzen kommt
davor. Und wenn es richtig... wenn es richtig ans Eingemachte geht, dann kommt
sie, dann ist sie da und dann gibt es nichts mehr zu essen.
Th: Seid ihr mal in Euren Therapiegesprächen so ein bisschen tiefer gegangen,
was Dir passiert ist als Kind, Mama gestorben, oder der Hintergrund oder...
Kl: Ja, das sind wir schon ein bisschen... da haben wir schon drüber geredet.
Aber ich kann mich nicht mehr daran erinnern, was wir genau geredet haben. Und
wie und was so...
Th: Ist aber das innere Kind nicht angesprochen worden?
Kl: Nee, nicht wirklich, also das ist alles so, nur so... das war auch immer
nur eine Einzelsitzung in der Woche, und die ging immer ganz schnell rum und
irgendwie... ja, so richtig... ich hab auch während der ganzen Therapie
das Gefühl habt, dass mir... dass mir der Tiefgang fehlt. Das es mir fehlt,
dass ich nicht tief genug komme.
Th: Weil eigentlich wäre die Therapie ja dafür da, diese Hintergründe
aufzudecken, warum diese Lebens-Unlust da ist, die Essensverweigerung... was
ist passiert?
Wie lange war die? Vier Monate?
Kl: Vier Monate, ja.
Th: Wann war die?
Kl: Letztes Jahr, vom 9. Februar, ich bin am Aschermittwoch, hehe, am Aschermittwoch
bin ich los, hatte ich meinen ersten Tag, und das ging dann bis Juni, also bis
1. Juni.... bis 31. Mai... 31. Mai ist das Sterbedatum meiner Mutter, das war
der letzte Therapietag.
Th: Oh.
Kl: Mutter, genau, das muss ich Dir jetzt auch noch sagen, gell, Du hast auch
eine Therapie gemacht, aber Du hast sie nicht geschafft. Du hast Tabletten genommen,
Dich hat man dann da raus geschmissen.
Th: Oh.
Kl: Und das möchte ich jetzt gerne von Dir wissen: Und dann bist Du gestorben,
kurz darauf. Hat das damit auch was zu tun, oder? Sie hat... das ist dieses...
sie sagt jetzt gerade sie hat total aufgegeben. Sich selbst. Sie hat sich selbst
total aufgegeben.
Th: D.h. in der Therapie konnte ihr gar nicht geholfen werden, dass sie zu sich
findet.
Kl: Nee.
Th: Und das Ergebnis war, wenn Du so willst, sie hat sich anschließend
umgebracht.
Kl: Ja.
Th: Durch einen Autounfall.
Kl: Ja. Oh, und jetzt kommt mir, dass ich es gespürt habe. Ich habe es
gespürt, als sie gestorben ist, als Kind, ich war im Kindergarten. Und...
Du, Mama, das erzähle ich Dir jetzt mal, und Dir auch, und Euch allen erzähle
ich das jetzt mal, hört mal alle zu! Jetzt sitze ich da in dieser Runde
und erzähle es. Ich bin im Kindergarten gewesen.... Mensch ja, hör
mal Du zu! Ihr zwei Kleinen, ihr müsst ganz gut zuhören jetzt. Ich
bin sechs Jahre alt gewesen, und wir sind draußen gesessen und es war
so ein Frühlingstag. Und die hat irgendwie Geschichten vorgelesen, die
Kindergärtnerin, und auf einmal haben die Glocken angefangen zu läuten
„Bing, bing, bing, bing...“, und wenn die so läuten, dann,
hat die Kindergärtnerin gesagt, dann ist jemand gestorben. Und dann war
bei mir SOFORT, augenblicklich das Gefühl da: „Das ist meine Mutter.“
Und dann hab ich zu meiner Freundin, die Ina, die saß neben mir, zu der
hab ich gesagt: „Hey, Ina, das wird doch jetzt wohl nicht meine Mutter
sein?“, da hat die Ina gesagt: „Nee, Deine Mutter ist doch noch
viel zu jung!“. Und ich hab aber so ein Gefühl im Bauch gehabt, ich
hab irgendwie gespürt, dass Du das bist, Mutter. Und dann hab ich irgendwie
alles gewusst, dann war alles bloß noch wie im Film, ab da war alles bloß
noch wie ein Film, der abläuft. Das war wirklich wie Film. Weil ich hab
jetzt gewusst... ich hab gewusst, dass jetzt gleich der Pfarrer kommt, ich hab
gewusst, dass der Pfarrer mit der Kindergärtnerin rein gehen wird, ich
hab gewusst, dass die mich dann gleich rufen werden, ich gewusst, dass dir mir
sagen werden, dass ich jetzt mit dem Pfarrer mit muss.... und all das ist passiert!
Der Pfarrer kam, mit seinem Golf, ist mit ihr rein, haben sie mich geholt...
ich hab gewusst: Die holen jetzt MICH! Und ich hab gewusst, dann geht der mit
mir ins Auto und dann war der mit mir im Auto, und dann er jetzt dann irgendwann
was gefaselt von wegen meine Mutter wäre im Himmel und so, und ich konnte
das überhaupt nicht glauben, in dem Himmel, was für ein Himmel, und
überhaupt und so... ich hab aber ja gewusst, dass Du tot bist, und dann...
sind wir heim gefahren, und dann war da die Szene mit den ganzen Verwandten,
die mich alle genervt haben, und dann bin ich runter auf die Bank.
Und da bist jetzt Du entstanden. Und Du. Du hast jetzt... da bist... Du hast
die mitgenommen und Du bist zurück geblieben.
Th: Ja. Da ist so etwas wie eine Spaltung passiert. Eine Abspaltung. Dein inneres
Kind ist tot zurück geblieben und das lebendige ist mit Deiner Mama mit
gegangen. Und jetzt hast Du beide wieder vor Dir, und Deinen Mama auch, jetzt
musst Du irgendwas machen.
Kl: Hm, genau, ich muss jetzt was machen, das wollte ich auch gerade sagen,
jetzt was machen wir? Jetzt müssen wir... wir müssen jetzt gucken,
dass Du wieder zu mir kommst. Dass ihr wieder zusammen kommt. Dass dieser lebendige
Teil...ich will den wieder haben. Ich will wieder essen, Freude haben am Essen,
ich will wieder Appetit, Appetit will ich haben!
Th: Ja.
Kl: Appetit auf Essen! Auf ...was so da ist, das möchte ich gerne wieder.
Mach mal einen Vorschlag, Mama!
Meine Mutter sagt jetzt gerade, oder zeigt mir... sie redet jetzt mit dem kleinen
Kind da, und erklärt ihr, dass es sie los lassen muss. „Guck mal,
da ist die.. da bist Du aus der Zukunft, und da ist das innere Kind von der
aus der Zukunft, und dieses innere Kind sieht nicht gut aus und Du fehlst ihr!“,
sagt sie, „Und Du bist zwar mit mir mit, weil das war halt so, das haben
wir halt so... das ging nicht anders, aber jetzt, jetzt musst Du, hier, da ist
Dein Platz, da musst Du hin! Ich bin ja eigentlich immer da, weißt Du,
ich bin ja... wenn Du mich brauchst, dann kannst Du mich rufen. Ich bin Deine
Mama, und ich bin immer für Dich da, Du weißt, dass ich da bin, in
Deinem Inneren. Und Du musst Dich nicht an mir festhalten, krampfhaft, und mit
mir mit gehen. Du kannst jetzt hier bei der sein, die Dich braucht, bei der
Ute, die Dich braucht, zu der musst Du jetzt gehen.“, die guckt jetzt
noch ein bisschen so „Äh?“, die nickt aber, nickt, o.k., die
versteht das. Können wir das so machen? Kannst Du jetzt zu mir kommen?
Kannst Du jetzt zu ihr?
Th: Schau mal, ob die beiden sich annehmen können. Eigentlich müsste
das fröhliche Mädchen diesen toten Teil annehmen, der wahrscheinlich
todtraurig ist, die Verbindung muss hergestellt werden. Guck mal, ob das geht.
Kl: Jetzt hab ich gerade nur das Bild: Die setzen sich jetzt Rücken an
Rücken, erst mal. Die wollen sich jetzt erst mal so fühlen, ohne sich
zu sehen.
Th: Ja. Weil das für das lebendige Mädchen ist natür...
Kl: Oh, ich will das jetzt auch machen! Kann ich mich irgendwie, irgendwohin
setzen, an... an die Wand oder irgendwas?
Th: Ja, ja klar.
Kl: Ich will das jetzt fühlen, wie das ist!
Th: Du kannst Dich ja hierhin setzen.
Kl: Ja, das ist mir egal. Ah ja, o.k. (sitzt jetzt an die Wand gelehnt). Ah
ja, o.k. aha. Oh ja, mhm. Puuh... *atmet intensiv ein und aus*... puuuh....
Th: Du kannst ja mit Deinem Bewusstsein jeweils in die eine oder auch in die
andere Kleine hinein gehen. Einmal die todtraurig erleben, spüren, die,
die Mama verloren hat, und einmal die lebendige.
Kl: Oh, ich bin in dieser todtraurigen drin. Ha. Puh. Ah die... puh, puh, die
spürt jetzt diese Wärme!
Th: Ja. Zum ersten mal wieder Leben.
Kl: *lacht*, die spürt da in irgendwas... weiß nicht, in irgendwas
rein.... buoh.... *zittert heftig, Zähne klappern*, *atmet tief durch*,
oh jetzt kommt diese ganze Palette an Gefühlen... *atmet heftig*
Th: Ja, was spürst Du?
Kl: Jetzt kommt alles mögliche an Gefühlen, so dieses... mein Bauch,
mein Magen, der tut irgendwie dieses... der sendet ein Gefühl in den Kopf,
der macht Bewusstlosigkeit, der sendet Gefühle in die Arme, das ist irgendwie,
der macht... da kommen jetzt alle möglichen Sachen: Die Hände, die
taub werden, der Kopf, der weg sackt, die Beine... alles mögliche, irgendwie...
„bsst, bsst, bsst“
Th: Sind das Deine Körpersymptome, die Du auch bei der Bulimie hattest?
Kl: Puh.
Th: Das musste ja auch alles rein körperlich ablaufen, zwangsmäßig.
Merkst Du das?
Kl: Äh, kann ich jetzt noch nicht, kann ich noch nicht einordnen. Das ist
nur so, wie wenn gerade alles verknüpft wird. Wie wenn gerade irgendwie
„bsst, bsst, bsst“, alle möglichen Verknüpfungen statt
finden, in meinem Kopf. *Atmet entspannter*, o.k. Wir tasten uns hier mit den
Händen hier so... überhaupt mein Kopf, für meinen Kopf ist das
jetzt ganz schön was, hey, puh, da wird mir jetzt schwindlig. Ah ja, jetzt,
o.k., wenn ich zu wenig esse, dann wird mir schwindlig. Doch ja, das hat schon
damit... also das ist dieses... das hab ich oft herbei geführt, um das
zu fühlen. Damit es mir schwindlig wird, damit es mir schwarz vor Augen
wird, damit ich... damit ich... leblos werde.
Th: Damit Du diesen Teil spüren kannst? Frag ihn mal, ob das stimmt: Ob
er, dieser Teil, das herbei geführt hat, damit Du ihn wieder spürst?
Kl: Ja, stimmt das? Das nickt ganz heftig. *wird lauter* JA! Ich soll ihn spüren!
Das er da ist!
Th: Ja. Du wolltest ihn nicht mehr haben.
Kl: Ich soll
spüren, dass dieser Teil da ist! Die hat nach mir geschrieen, fast schon,
innerlich.
Th: Ja. Die wollte letztendlich angenommen werden, Du hast sie vergessen gehabt.
Du hast sie weg geschickt gehabt. Wie in der Pyramide, für ewig, für
Tausende von Jahren, hat sie sich gefühlt, alleine, keiner kommt.
Kl: Ja, sie sagt gerade ich soll mir das alles angucken! Die ganz Symbolik.
Das ist ganz wichtig. Das ist ganz, ganz grundlegend. Das ist etwas ganz grundlegendes
um das es jetzt hier geht. Sie ist ein Teil von mir! Und sie hat dieses Loch
in der Brust und sie hat dieses ganze... sie ist tot und grau und einsam und...
ich weiß nicht was alles?! Ein, ein, ein, ein, ein völlig.... und
das bin ICH! Es fällt mir total schwer, Dich anzunehmen, immer noch!
Th: Ja klar. Wenn Du den nicht abgeschnitten hättest, hättest Du möglicherweise
nicht überlebt und wärst auch gestorben.
Kl: Ssssss..... das fällt mir ganz schwer, das fällt mir wahnsinnig
schwer, ich hab wirklich Schwierigkeiten...
Th: Rede mit ihr!
Kl: Ich hab Schwierigkeiten, Dich so zu nehmen, Dich so zu... zu akzeptieren,
Dich so zu... auch dieses Gefühl hab ich immer abgelehnt, wenn dieses Gefühl
da war, das hab ich abgelehnt, mein Magen hab ich abgelehnt... dieses verlorene
Gefühl hab ich auch abgelehnt, oh ja, das sagt sie mir gerade: „Du
hast es auch abgelehnt, dass das passiert ist. Du hast abgelehnt, dass Du ein
Problem damit hattest. Du hast Dein ganzes Leben lang behauptet: `Das hat mir
ja überhaupt nix ausgemacht, dass meine Mutter gestorben ist.´“
Ich bin durch die Gegend gerannt und wenn dieses Thema zur Sprache kam hab ich
irgendwie gelacht und hab gemeint „Hey, Leute, bemitleidet mich mal nicht,
weil das ist ja alles nicht so schlimm, die ist halt tot, na und?“, und
hab so getan, als wäre das alles überhaupt nicht schlimm, sagt sie
mir gerade.
Th: Ja. Und Du hast das tun müssen, weil sonst hättest Du Dich auch
tot gefühlt und hättest es nicht geschafft.
Kl: Das sag ich Dir jetzt mal, das ist wahr, ich spüre, dass das stimmt:
Ich hab das tun müssen, weißt Du, das war nämlich alles ein
bisschen viel auf einmal. Und ich konnte das nicht, ich konnte da nicht auch
noch... das war unmöglich. Ich musste das weg schieben. Ich musste erst
stark werden. Ich musste erst groß werden. Und ich hab den Tod meiner
Mutter, den Todespunkt überlebt, und bin jetzt über 30. Das war immer
für mich ein Punkt, ich hatte immer Angst, dass ich sterbe, ich hatte immer
Angst, dass ich das irgendwie nach mache. Und... vieles hab ich nachgemacht,
aber ich bin jetzt... stärker und älter geworden und hab es überlebt
und bin jetzt an dem Punkt, wo ich merke: JETZT hole ich mir das Leben zurück.
Und jetzt bin ich erst so weit, dass ich das angucken kann. Dass ich das erst
mal so...
Th: Deine Mutter ist am 30.Mai gestorben?
Kl: Am 31. Mai. Hm. Und jetzt kann ich das erst mal angucken, was ich da für
ein Häufchen Elend überhaupt bin. Aber jetzt merke ich gerade, dass
ich mich jetzt so langsam damit versöhne. Ja, genau, Mutter, komm Du mal
her und helfe mal ein wenig mit! Die hat jetzt gerade gefragt, ob sie helfen
soll. Setz Dich mal mit dazu...
Th: Die hat immerhin ihr Kind zurück gelassen.
Kl: Die gibt uns jetzt ihre Hände. Eine links, eine rechts. Also: Sie gibt
jetzt jedem dieser Kinder eine Hand.
Ach, und die lebendige Ute da hinter mir, die sagt jetzt gerade, ich soll die
Energie von ihr nehmen.
Th: Das heißt, die lebendige will auch wieder diesen Teil annehmen. Ja,
die beiden gehören zusammen, oder ich drei gehört zusammen.
Kl: Oh, was ist denn das jetzt? Wieso wird denn mir so mulmig? Wieso wird...nicht
mulmig... mir wird ein...ich krieg jetzt gerade so ein...
Th: Ja, Du machst Integration von drei Anteilen.
Kl: Mein Kopf, meine Ohren, ich krieg so Ohren... ich hab so Ohrensausen...
Th: Ja, klar, Du, diejenige, die überlebt hat, die funktioniert hat, die
alles gemanagt hat, nimmst gerade den toten Teil, der zurück geblieben
ist, und den lebendigen Teil, der mit Deiner Mama mit gegangen ist, und Deine
Mama hilft Dir dabei. Du fängst gerade wieder an ein bisschen komplett
zu werden, ein bisschen ganz zu werden.
Du kriegst zwei Teile: Einen Toten und einen ganz lebendigen. Und das dreißig
Jahre später. Und in dem Sinne gibt es keine Zeit, Du hast so lange warten
müssen.
Kl: Ja.
Th: Bist Du bereit warst, fit warst, oder wie auch immer.
Kl: Ja, so empfinde ich das, also so fühlt sich das auch an. Ja.
(Kassette wechselt)
Kl: ... bejahend lustig an. Und Du willst tanzen, immer tanzen, tanzen. *lacht*
Und Du hast Spaß am Essen. Oh ja, die sagt mir gerade, sie hat Freude
und Spaß am Essen und Null Problem damit! *lacht*, haha, das ist genial!
Null Problem, sie sagt so: „Essen? Kein Thema. Was ist? Wie? Hast Du ein
Problem?“, ganz klar! So ganz natürlich ist das, Essen ist etwas
ganz natürliches, Du weißt genau die richtige Menge, Du weißt,
dann Du satt bist, Du weißt wann Du essen willst und wann Du wieder aufhören
willst, wann Du Süßigkeiten essen willst und wann Du wieder aufhören
willst Süßigkeiten zu essen, und Du weißt... oh, die weiß
alles! Die weiß alles übers Essen! Das ist fantastisch! Das ist fantastisch!
Ehrlich, ich bin total begeistert... ich bin... oh ja, genau den Teil brauch
ich. Jetzt beruhigt sich auch mein Magen, *lacht*, oh, der wird langsam war.
Mmmh, schönes Gefühl. Ah! Haaa!
Th: Ja.
Kl: Jetzt kann ich mich wieder hinlegen.
Jetzt sitzen die zwei nebeneinander, nicht mehr Rücken an Rücken sondern
Schulter an Schulter und gucken sich an, das ist wie dieses... wie meine kleine
Maus, also meine Tochter, das Bild mit ihrer Freundin. Sie hatte Geburtstag,
die Marlene und da hab ich ein Foto gemacht, von ihr mit ihrer Freundin zusammen.
Und da sind die so nackig auf dem Boden gesessen, Schulter an Schulter und haben
sich so angeguckt, irgendwie voll süß und haben Händchen gehalten.
Und dieses Bild hab ich gerade. Das die das jetzt gerade machen, die zwei von
mir hier. Meine zwei.
Die nimmt jetzt Farbe an. Und meine Mutter steht dahinter und hält die
Hände drüber. Ich guck einfach nur zu, was da passiert.
Guck Dir das an! Die werden jetzt beide... und jetzt schlüpfen die ineinander!
Bernd, die schlüpfen ineinander!
Th: Das nennt man Integration.
Kl: *lacht*, das ist cool.
Th: Die werden eins.
Kl: Ja, ja, die werden eines, die schlüpfen... die sind jetzt ineinander
geschlüpft, die sind jetzt schon eins, also jetzt ist es ein Kind.
Th: Jetzt ist es Dein inneres Kind.
Kl: Jetzt hab ich mein inneres Kind.
Th: Schau mal: Wie sieht es aus? Guck, was es tut, was es macht, wie es ihr
gefällt...
Kl: Die hüpft jetzt zwischen mir und meiner Mutter hin und her. Die ist
frei.
Th: Jetzt muss sie sich nur noch entscheiden. Ach so, die ist frei, a, klar,
Deine Mama ist...
Kl: Ja, klar, die ist frei. Die ist hier geborgen, in dem Kreis. Da ist meine
Mutter, da bin ich. Die hüpft jetzt da und es ist schön. Ja, komm
zeig mir doch mal jetzt... jetzt will ich noch mal in die Pyramide rein. Ist
jetzt so ein Gefühle gerade. Die Pyramide sieht ja schon von Außen
völlig anders aus. Viel einladender. Viel lebendiger. Du meine Güte:
JA! Die war vorher nur grau und wie so eine Grabstätte, wie so ein... und
jetzt ist die ganz bunt, gell, mit so einem Vorhang vorne... ist das überhaupt
noch eine Pyramide? Oder ist das jetzt ein Zelt? Jetzt muss ich mal gucken,
aus was das ist: Sieht jetzt eher aus wie Stoff. Scheint ein Zelt zu sein. Ist
jetzt ein Zelt und jetzt gehen wir da rein und da drin ist voll was los! *überglücklich*
Ha! Woah, wie im Zirkus! Was geht hier? Oha, WOW! Buoh, da sind ganz viele,
viele bunte Sachen?! Da sind Tiere und... das ist wie in so einem Zirkus. Da
geht richtig was ab, total lebendig! Weißt Du? So eine Manege und überall
ist Leben und da wird was gemacht und hier und die machen... da proben sie dies
und da jenes, und so, und... oh ah, voll, voll, das Leben pur! Leben pur! Genial!
Und die Kleine freut sich: „Juhu, wir gehen in den Zirkus!“, *lacht
von Herzen*, ha ist das schön! WOW! „Ja, Mama, Mama, ich will in
den Zirkus!“, sagt sie zu mir. Oder sagt sie das jetzt zu meiner Mutter?
Ist egal, ich bin jetzt beides. Ich bin beides. Ich bin einfach beides, ich
bin alles. Wir gehen jetzt in den Zirkus, Mäuschen, Zirkus ist schön,
gell? Da ist es total lebendig, und das ist auch einer, der Tiere gut behandelt.
*atmet erleichtert aus*
Die freut sich und hüpft rum. Mh. Ja. Gut. Prima! Das fühlt sich jetzt
super an. Das haben wir jetzt... gut, und jetzt? Was machen wir?
Th: Geh mal in Dein Leben, und schau mal, wie Dein Leben jetzt verläuft.
Geh einfach mal die nächsten paar Tage, nächsten paar Wochen vorwärts
auf der Zeitachse und guck mal: Wie verläuft jetzt Dein Leben? Wie ist
es jetzt?
Kl: Ich sehe mich jetzt, das erste was kommt, also der aller erste Gedanke,
Bild, dass ich mehr Freude hab am Einkaufen. Lebensmittel einkaufen, das hat
mich immer voll genervt. Ich hab immer gedacht: „Äääh,
ich muss noch einkaufen! Ätzend!“, und hab immer gedacht: „Was
kauf ich denn jetzt ein?“. Und das erste war jetzt gerade, dass ich Spaß
habe am Einkaufen, dass es mir Freude macht! Dass ich voller Freude und voller
Lust Lebensmittel aussuche.
Th: Ja.
Kl: Die ganz bewusst auch aussuche und sage: „Und das koche ich heute.“,
und mit Freude etwas zu Essen mache. Weil das war die letzten Tage ganz ätzend.
Bevor ich hier los gefahren bin: Ich hatte keinen Bock zu kochen, ich hatte
keinen Bock... gar nix... ich hab den Kühlschrank auf.... *uff*... das
war alles so... oooh, das ging ganz schwer, ehrlich, und es ist mir auch ganz
schwer gefallen für Marlene was zu machen, weil die muss ich ja irgendwie...
ich kann ja nicht... puh.
Und das sehe ich jetzt gerade, das war das erste. Was sehe ich denn noch? Sehe
ich noch was? Es geht jetzt eigentlich gerade nur um diese Ernährung. Das
ist gerade das Hauptthema. Thema Ernährung. Thema Ernährung. Thema
Ernährung, Ute! Und, dass ich JETZT mich total sicher fühle in dem
Bereich.
Th: Ja.
Kl: Ich kann mich ernähren. Ich fühle, oh, es wird jetzt ganz warm
in meinem Bauch, och, schön! Ich muss keine Angst haben, dass ich mich
überesse, ich muss keine Angst haben, dass ich jetzt irgendwie da so einen
Bauch krieg oder was? Weil meine Oma, die hatte so einen Bauch, die hat so dünne
Arme und so dünne Beine gehabt, aber so einen Bach, als wenn sie schwanger
wäre, das fand ich nicht so schön. Da muss ich keine Angst haben,
das ist Bewusstsein, das geht einfach von selbst. Und selbst wenn ich ein bisschen
zunehme und ein bisschen fülliger bin, dann bin ich nur weiblicher und
weiter gar nix. Und das ist völlig in Ordnung!
Th: Schau Dich ruhig mal an, schau Dich an und guck mal, ob Du Dich so annehmen
kannst.
Kl: Ja, vollkommen! Vollkommen! Ich kann mich ruhig ein bisschen weiblicher
noch annehmen, also damit hätte ich überhaupt kein Problem, wenn das
so wäre, dann wäre das absolut o.k.
Th: Guck mal, wenn Dein Busen wächst, ob Du ja dazu sagen kannst.
Kl: Ja. Ja.
Th: Guck mal wie Du wirkst.
Kl: Oh, ich wirke weiblicher. Ich wirke viel sinnlicher. Ich wirke sinnlicher.
Weicher.
Th: Erotischer?
Kl: Könnte auch sein. Weicher, sinnlicher. Sinnlicher, das drückt
es für mich aus. So... weiblicher, das ist es irgendwie.
Th: Ja.
Kl: Schön, das gefällt mir, das finde ich schön. Nicht mehr so
hart, weißt Du, so... kämpfen, *verkrampft sich, um es zu zeigen*
Th: Hast Du schon mal Deine innere Frau kommen lassen? Kennst Du sie?
Kl: *verneint*, nö. Soll ich die mal kommen lassen?
Th: Ja, o.k. Mach das mal. Ruf sie einfach mal auf.
Kl: Hallooo... innere Frau...*amüsiert sich* hey, hallo, komm mal! Mal
gucken wie die auftaucht, innere Frau, Dich gibt es ja bestimmt, Du bist ja
da, komm mal!
Th: Du kannst Dir sogar vorstellen – das ist auch am einfachsten –
Du bist am Strand und sie taucht von links auf, so ein kleiner Punkt, der immer
größer wird.
Kl: O.k.
Th: Und dann siehst Du ihren Gang und ihre Haltung und...
Kl: Ja. Äh, das ist jetzt, die muss nicht aussehen wie ich, oder?
Th: Keine Ahnung. Lass Dich doch überraschen wie sie aussieht.
Kl: Weil ich hab jetzt nämlich gleich das Bild gehabt, dass ich gemalt
habe, gestern. Ich hab ein Bild gemalt, einfach so, ich hab gedacht „Jetzt
mal ich einfach mal drauf los.“, und das wurde dann eine ganz schöne
Frau mit so einem schwangeren Bauch, die nackt am Strand liegt *lacht*, weil
Du das jetzt sagst, die nackt im Wasser liegt, also am Strand, das Wasser umspült
sie so. Und jetzt sagst Du das, und dann hab ich dieses Bild, dass ich gestern
gemalt habe. Gestern als ich abends so bereit war, dass Du dann irgendwann mal
auftauchst, da hab ich dieses Bild gemalt. Und das ist sie. Das ist meine innere
Frau. Jetzt weiß ich auch, was ich gemalt habe.
Th: Genau, dann lass sie mal auftauchen und guck mal, was sie sagt oder wie
sie auf Dich reagiert oder wie sie ausschaut.
Kl: Jaaa... die kommt jetzt. Musst Du unbedingt schwanger sein oder geht das
auch ohne? „Das ist egal.“, sagt sie. Die ist da. Die ist voll schön,
WOW! Hat lange Haare.
Th: Rede mit ihr!
Kl: Hey, Du bist voll schön. Du bist wunderschön. Du hast lange, lange,
lockige Haare und zierlich bist Du – irgendwie. Aber ganz weiblich. Volle
Kanne weiblich. Also zierlich, echt zierlich. Ach so, jetzt, jetzt sagt sie
mir gerade, ja, sie ist noch ein bisschen klein, weil ich sie immer nicht beachtet
habe. Deswegen ist sie so zierlich... ich sag zierlich, dabei ist sie ganz...
eigentlich klein.
Th: Ja.
Kl: Ja, o.k., das stimmt, Du bist klein, Du bist nicht wirklich groß.
Th: Frag sie mal, ob sie noch wächst.
Kl: Könntest Du vielleicht noch ein wenig wachsen? Ich meine, jetzt hab
ich hier so was schönes mit meinem inneren Kind und so... ich fände
es schön, wenn Du so groß wärst wie ich. Also nicht so klein.
Na ja, da müsste ich schon was dafür tun, damit sie jetzt wächst.
Th: Ah ja. Ja, soll sie doch mal sagen, was Du tun kannst.
Kl: Ja, was soll ich denn jetzt tun? Was muss ich denn tun? Oder was kann ich
tun? „Leg Dich erst mal hin!“, *lacht*, o.k., „Entspann Dich.“,
*amüsiert sich*. Puh.
Ich soll mich wahrnehmen, sagt sie.
Th: Du weißt, was sie meint? Wenn nicht lass es Dir zeigen.
Kl: Ich soll mich als Frau wahrnehmen.
Th: Dann mach doch mal folgendes: Dann geh doch mal in sie hinein und schau
mal aus ihren Augen heraus und damit siehst Du ja wie Weiblichkeit schaut.
Kl: Ah! Danke für den Tipp! Das ist eine super Idee, weil jetzt mach ich
das und dann sehe nämlich, dass Weiblichkeit unterdrückt wird! Deswegen
ist sie so klein. Jetzt! Jetzt verstehe ich das. Wenn ich jetzt in ihr drin
bin, nämlich, dann komme ich sofort in eine Szene, da bin ich bei meiner
Oma... und da sind so die Männer, und die hocken am Tisch, ne, und die
diskutieren über die wichtigen Dinge, und die Frauen, die müssen in
der Küche waschen und bügeln, äh, Quatsch, koche, abwaschen und
Kuchen backen und so was. Und das ist so dieses... dagegen hab ich mich immer
gewehrt! Und deswegen ist diese Frau so klein, das sagt die mir jetzt, das zeigt
dir mir gerade alles.
Th: Ja.
Kl: Hach. *genervt* Jetzt bin ich schon wieder in meiner blöden Vergangenheit!
Man!
Th: Ja, da ist sie entstanden: Deine Weiblichkeit durfte nie groß werden.
Kl: Ja, gut, o.k., ist ja auch in Ordnung, aber das geht mir langsam auf den
Keks!
Th: *lacht* Da kannste mal sehen, was alles so in Deiner Vergangenheit hängt!
Du bist Deine Vergangenheit.
Kl: *lacht mit*, also so was!
Th: Zeig mal Deiner Oma hier, was dabei heraus kommt, wenn die sich nicht traut
hier mal auf den Tisch zu hauen, oder was auch immer, oder sich einfach einzubringen
mit ihrer Qualität.
Kl: Ja. Das ist richtig. Ich finde dieses ganze... ich muss diese ganzen Männer
hier erst mal zur... hier mal: Also wisst ihr was? Ihr seid echt total Wichtigtuer,
ja?! Ihr seid richtige Wichtigtuer! Und ihr meint, Frauen... der sagt doch zu
mir, der Onkel sagt zu mir, der Onkel Willi ist das, der Polizeikommissar da,
der sagt zu mir: „Ich soll meinen Mund halten, weil...“, so auf
die Art, da käme eh nichts gescheites heraus, ich hätte doch keine
Ahnung von den wichtigen Dingen. Solche Sachen sagt der zu mir?! Solche Sachen
sagst Du zu mir! Du bist dumm das kracht! Du hast keine Ahnung von Gefühlen!
Du bist ein emotionsloses, weiß ich nicht was, so ein, so ein, so ein...
guck Dich mal an! Und Du sagst zu mir, ich wäre dumm? Du bist doof! Das
wollte ich Dir schon lange mal sagen: Du bist richtig doof. Du bist mehr als
doof. Du bist... als ich Dir den Brief geschrieben habe, hast Du überhaupt
nicht gewusst, wie Du reagieren sollst, weil Du zu doof warst, zu reagieren,
weil Du das nicht konntest, weil Du überhaupt nicht in der Lage bist emotional
zu reagieren. Und Du meinst es wäre viel wichtiger über Politik zu
reden, das kannst Dir mal ans Bein schmieren. Und da sitzt der Dings, der Freund
von meiner Oma, der Georg, „Frauen in die Küche!“, ruft der
hier!
Th: *lacht*
Kl: *lacht auch*
Th: Ja, klar, der will versorgt werden.
Kl: Ja! Der streckt den Arm hoch: „Frauen in die Küche, hinter den
Herd!“, und die Oma folgt. Die macht das. Oma in die Küche. Und ich
soll auch in die Küche und soll mithelfen, und ich hab mich dagegen gewehrt,
immer und jetzt werde ich... *atmet tief durch*, pass mal auf: Ich will Frau
sein, komplett, voll und ganz Frau sein, echt, von Kopf bis Fuß, mit Haut
und Haaren Frau, und trotzdem meinen Mann stehen! Kann das irgendwie in Dein
Hirn rein? Dass das geht?! Dass das möglich ist, dass man das miteinander
verbinden kann! Dass man es nicht so trennen muss: Da ist Weibchen, hinter dem
Herd, macht Essen und alles und so, Kinder und... hhhh.... und da ist der Mann,
und der darf kreativ sein, der darf sich entfalten, der darf alles und Frau
darf gar nix, und die muss immer nur machen, was Mann sagt – hier –
das ist veraltetes Gedankengut! Das ist das, was ihr gelebt habt. Die Zeiten
sind vorbei!
Schluss!
Th: Genau. Schick ihn in die Küche, er soll jetzt auch mal abwaschen.
Kl: Genau, jetzt fangen wir damit an. Die Zeiten haben sich nämlich geändert.
Oma? Du tust jetzt mal was für Deine... *fängt an zu lachen* Entfaltung!
Setz Dich ans Klavier! Du lernst jetzt Klavier spielen oder irgendwas, ich weiß
es nicht?!
Th: Oder sie liest Brigitte.
Kl: Genau. *g*, ach, weißt Du was die macht? Die geht zum Friseur, erst
mal so. Oh ja, sie macht mal was für sich, gute Idee, endlich mal. Genau.
Geh mal zum Friseur und mach mal was für Dich und mach mal hier Dein Dorftratsch
und Dein Freund hier, der Georg, der kann jetzt mal den Haushalt machen. Oh,
der weiß gar nicht wie es geht.
Th: Siehst Du!
Kl: Pass mal auf, das ist ganz einfach: Du siehst ja, was getan werden muss
und Du machst es einfach. Und wenn Du irgendwas nicht weißt, lässt
Du es halt stehen und fragst dann nachher, wenn Oma zurück ist, oder so.
Th: Ja.
Kl: Oah, der sieht ganz schön bedröselt aus, jetzt. Man, das ist Zeit
geworden! Und Onkel Willi, Du kannst gleich mithelfen: Du kannst jetzt hier
mal Socken stricken.
Th: *lacht*
Kl: *amüsiert sich sehr*
Th: Wenigstens ein paar Löcher stopfen.
Kl: Ja! Genau! Super! Onkel Willi strickt Socken! Ja, und was machen wir denn
hier noch? Und die Patin, das ist auch so eine alte Kämpferin, die mag
ich, die... weißt was wir jetzt machen? Wir Frauen? Wir machen jetzt „Urlaub“.
Wir lassen jetzt die Männer den Haushalt machen, und wir gehen jetzt Angeln.
Wir machen Urlaub, wir gehen jetzt an den See – so wie die es immer gemacht
haben: Die sind immer angeln gegangen und ich durfte nicht mit – und jetzt
machen wir das! So! Bitte! Ihr könnt jetzt hier mal alles versorgen, Haushalt
und ich weiß nicht... und wir gehen. Jawohl. Gute Idee. Super Idee. Hach.
Ach ja, ihr müsst uns noch was zu Essen einpacken! *lacht*.... ach, das
macht er jetzt gleich, er packt uns was zu Essen ein. Genau, echt, tauschen
wir mal die Rollen. *atmet erleichtert aus*
Jetzt wächst sie langsam.
Th: Oh ja!
Kl: Hm.... die wird größer... und stärker. Ja, genau, sie will
nämlich frei sein, sich entfalten können. Und nicht das tun, was andere
sagen: „So, hier, Du machst jetzt eine Ausbildung im Finanzamt und dann
heiratest Du und kriegst Kinder und bleibst brav.“ O.k. , jetzt bist Du
groß, gell? Ja, jetzt ist sie groß, jetzt ist sie so groß
wie ich. Ah... ja wir können uns jetzt am Meer hier ein bisschen vergnügen,
wenn ich will.
Th: Genau, geh noch mal in sie hinein und spüre noch mal, wie das ist,
weiblich zu sein, einfach Frau zu sein.
Kl: Genia, ah, ich bin nackt, ich bin wunderschön, ich liebe meinen Busen,
ich liege hier, ich möchte mich am liebsten... keine Ahnung... es ist super.
Es ist wunderschön: Ich bin Frau. Ah, ich bin Frau, das ist genial, echt!
Aaaaah.....
Th: Guck mal, wie die Männer auf Dich reagieren und ob Du damit klar kommst.
Kl: *atmet erleichtert aus*.... wie die Männer auf mich reagieren... der
Mann, der findet mich schön, der da jetzt gerade sitzt. Er findet mich
anziehend, er findet mich erotisch, er findet mich... pff... und der will mich
auch nicht einfach nur poppen, so „Hopp, drauf und durch und fertig.“,
sondern er will mich lieben, zärtlich, liebkosen, streicheln... und ich
will mich hingeben... mhm.... oh, und vor allem fühle ich jetzt meinen
Körper GANZ! Ich fühle ihn von der Fußspitze, Fußnagel,
bis hoch zum... weiß nicht... da irgendwo, Haaransatz. Ich fühle
ihn komplett, durchgehend, ganz. Oah! Und meine Hände kribbeln. *dehnt
sich*
Ach, und weißt Du was mein Körper jetzt sagt? Der sagt, dass ich
jetzt auch alles andere besser wahrnehmen kann, nämlich z.B. wenn ich irgendwo
liege, dann kann ich besser wahrnehme wo ich liege, und ich spüre die ,
und ich spüre die Wärme, und ich spüre jetzt mehr die Sonne auf
meiner Haut, und ich spüre, was weiß ich, den Wind... alles viel...
ich nehme jetzt bewusster wahr, sagt er. Alles. Alles. Meine ganze Umgebung,
alles auch was um mich herum ist. Ich rieche besser... ich fühle besser..
ich...
Th: Du bist mehr auf der Erde. Du bist mehr angekommen. Du bist mehr wieder
da.
Kl: Ja, genau, ja. *atmet tief und entspannt*, das ist schön.
Und ich muss aufs Klo.
Th: *lacht*, das ist eine Auswirkung davon.
Kl: Ja, das ist toll! Das ist richtig klasse, ich bin voll dankbar jetzt. Und
weißt Du, ich liebe das Meer eh voll, und das passt richtig gut, das Bild
gerade. Hier am Meer zu sein, das ist wunderschön, ich liebe es, ich liebe
es. Das drückt so viel aus, von dem, was ich fühle, so.... oh... ja...
und jetzt gehe ich am liebsten in das Wasser rein und fühle ganz das Wasser,
aah.... und wie das so wabbt... weißt Du... so wupp... Wellen...
Th: *Spielt Meeresrauschen ein.*
Kl: Oh ja! *genießt es, am Meer zu sein*, *streckt sich, dehnt sich*
Weißt Du, was mir für ein Gedanke gerade kommt? Mir kommt gerade,
dass ich erst jetzt, JETZT, jetzt bin ich erst offen für... für...
„richtig lieben“.
Th: Jetzt wirst Du auch Beziehungen ganz anders erleben.
Kl: Ja, das Gefühl hab ich auch. Dass ich total... ich bin viel mehr in
mir drin. Viel mir IN mir drin. Und das ist die Voraussetzung. Das ist die Grundvoraussetzung.
Th: Ja.
Kl: Mhm. Das ist supi. *gähnt*, darf ich das jetzt noch ein wenig genießen?
Th: Ja klar, natürlich, *lacht*, den Rest Deines Lebens.
Kl: *lacht*, der war gut! O.k. Mach ich.
Th: Soll ich Dich ein bisschen alleine lassen?
Kl: *bejaht*
Th: O.k. Guck mal, ob die beiden Kinder, also Dein inneres Kind jetzt, wo das
ist und wie das aussieht und was das sagt. Das gucken wir erst mal noch.
Kl: ... äh, lass mal gucken... das sitzt da auf dieser Wiese vor dem Zelt,
oder Pyramide, Zelt.... äh.... ah ja, das kann auch eine Pyramide sein,
das ist auch gar nicht schlimm, sagt mir das jetzt gerade, weil das wäre
dann so dieses... das ist in dem Zelt integriert, die Pyramide. Also die steckt
da drin, die kann ich da drunter schon auch vor gucken lassen, weil ich werde
auch irgendwann sterben usw., aber... ja, das muss ich jetzt ja nicht erklären,
so ist es halt. Und davor sitzt dieses Kind und spielt ganz friedlich da in
der Sonne.
Th: Gut. Und jetzt frag mal, ob es bei Dir bleibt oder ob es zu ihrer Mama will.
Ob es in Deinem Leben sein will.
Kl: O.k. Du? Ute, hm, jetzt muss ich erst mal in die Knie gehen, hör mal,
ich muss Dich was fragen, „Ja?“, ich möchte gerne, oder: Möchtest
Du mit mir zusammen sein? Das ist sie doch schon. Ja, aber möchtest Du
mit mir zusammen leben? Also ich... ähm... ich würde Dich gerne in
meinem Leben habe, ich hätte gerne, dass Du in meinem Leben dabei bist,
einfach zu mir gehörst, dass wir zusammen gehören, dass wir gemeinsam
Zeit miteinander verbringen. Dass wir z.B. miteinander in Urlaub fahren oder...
keine Ahnung... bist halt dabei.
Th: Mit der Marlene spielen...
Kl: Genau, mit der Marlene spielen. Das hatte ich jetzt eh schon die ganze Zeit
in meinem Hinterstübchen, dass das was mit der Marlene zu tun hat.
Th: Du kannst die beiden ja bekannt machen.
Kl: Ja, genau, Marlene guck mal: Das ist mein inneres Kind! Hey, die finde das
gut. Cool, die gefallen sich. Oh ja, oh ja, die würden gerne miteinander
spielen, oh, super gerne. Das ist ja toll. Gern, ja, super, die bleibt bei mir.
Auf jeden Fall. Auf jeden Fall. Wenn die hier miteinander spielen können,
auf jeden Fall.
Th: Guck mal, ob Deine Mama sich jetzt verabschieden könnte, wenn sie sieht,
was sie zurück lässt und ob sie damit einverstanden ist. Die kann
ja weiter in Dir leben, sie ist ja weiterhin Deine Mama, aber ob sie bereit
ist, sie los zu lassen.
Kl: Ja, also, genau, sie sagt jetzt gerade, sie könnte jetzt da in die
Gruft. In unsere Pyramiden-Gruft, da könnte sie sich mal rein legen und
auf uns warten, bis wir auch so weit sind. Also der Teil halt... ähm...
ja, sollen wir das jetzt machen? Sollen wir uns jetzt verabschieden? Dann gehst
Du jetzt da rein und wartest auf uns, wir kommen noch nicht, wir wollen noch
leben, und wenn wir irgendwann so weit sind, dann kommen wir. Und wenn wir zwischendurch...
ich meine, wir können uns ja immer treffen, hier in der Innenwelt, ist
ja überhaupt kein Thema. „Ja, so können wir das machen.“
Th: Schau mal, ob die Kleine damit einverstanden ist.
Kl: Ja, die ist damit einverstanden, die spielt mit der Marlene, die will hier
bleiben. Bei mir, im Leben.
Th: O.k.
Kl: Die will nicht mehr in die Gruft zurück.
Th: Dann soll sie das der Mama sagen und dann sollen die beiden sich trennen.
Kl: Jetzt: Sagst Du ihr das mal? „Du, ich bleib jetzt hier bei der Ute,
da gefällt es mir jetzt besser, die lebt und das ist lebendig, und das
ist schön, und überhaupt, und die hat eine Tochter und.. ich fühle
mich richtig wohl hier, das ist alles toll, ich will hier bleiben. Ist das o.k.?“,
„Ja, das ist o.k.“, „O.k., dann kannst Du jetzt in Deine Gruft
gehen und wir kommen dann irgendwann mal.“, „O.k.“., „Also:
Tschüß!“, noch mal die Hand geben, „Ah, wir können
uns noch mal umarmen...“, die umarmen sich jetzt noch mal: „Ich
hab Dich lieb.“, „Ich hab Dich auch lieb.“, *lacht*, die geht
jetzt. Ja, schön. „Tschüß!“, jetzt winkt sie. Die
lächelt. Die lächeln beide. Und die Mutter ist ganz beschwingt auch,
also es ist alles voll in Ordnung, wow, cool, schönes Bild. Und die Kleine,
die ist so im Jetzt, die geht jetzt zurück zu meiner Marlene – das
ist nicht meine Marlene, sondern sie geht zurück zu der Marlene –
und, ja, die sind im Jetzt. Die sind ganz im Jetzt zentriert.
Th: Ja.
Kl: Und die spielen, und die Sonne scheint, und „Hey, es ist Frühling,
und überhaupt, das Leben ist schön.“
Ah, und die ist bei mir *Freudenschrei*: Jahahaaa! Das ist super! Ah!
Th: Ja, so soll es sein: Dein inneres Kind ist da, lebendig, und Deine innere
Frau ist auch da, auch lebendig und freut sich.
Kl: JA! Man, genial, haben wir bald wieder ein Mannschaft! Schön! Ah!
Th: So fühlt es sich an. Normalzustand.
Kl: Das fühlt sich super an! Hey, WOW, echt, das fühlt sich richtig
klasse an! Ja! So muss es sein. JA! Leben! Das ist es! Das ist Leben! Das ist
lebendig sein. Oha. Ha. Ich bin richtig zufrieden. So zufrieden. So richtig.
Ah.
Th: Gut. Dann frag mal, ob man das für heute so stehen lassen kann.
Kl: *antwortet sofort* JA, sag ich da, ganz schnell. Auf jeden Fall lassen wir
das so stehen jetzt, das ist wunderbar.
Th: Gut, dann lass ich Dich noch ein bisschen allein.
Kl: Ja.