7. Sitzung: Dreifaltigkeit

In dieser Sitzung steigt sie gleich in eine Situation aus ihrer Kindheit ein, in der sie als 4/5jährige Angst hat ins Bett zu gehen, da sie von einem Mord erfahren hat und fürchtet der Mörder und die Leiche könnten unter ihrem Bett liegen. Sie steht lange Zeit wie angewurzelt vor ihrem Bett und die Th. fordert sie wiederholt auf in ihren Körper reinzuspüren. Sie erlebt Kälte, inneres Frösteln und bemerkt ihren Atem. Die Th. gibt kaum Interventionen sondern überlässt sie vollkommen ihrem Gefühl und dieser angsthaften, gruseligen Stimmung.
Ihr Bruder lacht sie aus, weil sie mal wieder ein Schisshase und Schlappschwanz ist. Sie will das nicht sein und erwartet Unterstützung, bekommt sie aber nicht. Er ist weiterhin desinteressiert an ihr. Nachdem sie erfolglos und resigniert mit ihrem Bruder in Kontakt gegangen ist, bringt die Therapeutin den Impuls sich mal eine Figur auftauchen zu lassen, die ihr das geben kann, was ihr fehlt.
Ein neuer Anteil taucht auf: die Tante Susi. Tränen der Rührung und des Schmerzes darüber was sie immer vermisst hat steigen auf. Sie spürt einen Kloß im Hals. Der Hauptanteil der Sitzung vergeht mit dem Fühlen, dass diese Figur für sie da ist, sie schützt, ihr Sicherheit und Wärme gibt. Sie fühlt sich verstanden, akzeptiert, dass sie ihre Ängste auch haben darf. Sie wird in den Arm genommen. Tante Susi zeigt ihr, dass niemand unter ihrem Bett liegt und führt sie geschützt dorthin.
Die Interventionen der Th. beschränken sich darauf, dass sie ihrem Gefühl nachgehen und ihre Bedürfnisse mitteilen soll und ihr den Vorschlag macht ihrer Familie mal zu zeigen, was sie bei ihnen vermisst.
Mamma, Pappa, Oma und Bruder verstehen sie nicht, die Mutter zeigt missbilligenden Blick, dass das alles Gefühlsgewäsch sei. Die Kl. schickt daher ihre Familie raus aus ihrem „Kreis, in dem sie sich geborgen fühlt.“
Anschließend fühlt sie Befreiung in Hals und Brust. Auf den Vorschlag der Th. hin, nimmt sie Tante Susi auch noch in eine Situation aus ihrem heutigen Leben mit, wo sie für eine Prüfung lernen muss und Angst hat zu versagen. Diese Figur gibt ihr die nötige Sicherheit und Vertrauen. Schließlich geht sie als Erwachsene auch noch in die Situation mit Tante Susi und der kleinen Ute, die sie auf dem Schoß hat, sich freut und glücklich ist. Die Th. macht ihr diesen Vorschlag, nachdem sie das ganze nur noch von außen sieht.
Sie kann sich auch an der kleinen Ute freuen und sie genießen zu dritt Vertrauen, Verbundenheit, Stärke, Schutz und Liebe. Sie stehen nachher im Dreieck und spüren die Dreifaltigkeit. Die Th. begleitet das ganze mit der entsprechenden Musik.
(Die Kl. hat hiermit eine starke Figur von Liebe, Schutz und Geborgenheit in sich entwickelt, auch wenn das noch nicht ihre Eltern sind, so ist diese Qualität sehr wichtig. Zudem konnte sie ihre Gefühle zulassen und genießen, was zuvor in dieser Länge nicht möglich war.)

8. Sitzung: Tor zur Hochzeit

Sie steigt mit der Szene der Grenzüberschreitung durch ihren Vermieter in die Sitzung ein und spricht den Kernsatz: „Ich musste mich immer wehren und hatte keinen Selbstwert, andere waren immer schlauer, intelligenter.“ Und landet durch den Ebenenwechsel woher sie das kennt in einer Szene als Jugendliche, in der sie immer den Abwasch machen muss und sich gegen Vater und Bruder nicht durchgesetzt hat.
Dieses Stichwort bringt sie wieder in die Situation ihrer Hochzeit, wo keiner fröhlich war und sie sich ebenfalls nicht durchgesetzt hat.
Sie wirft allen vor kein Gefühl zu haben und tobt und versucht die Szene zu verändern.
Diesmal gelingt ihr die Veränderung. Sie hat das alte Bild wie es war und auf der anderen Seite ist ein großes Tor. Sie überwindet ihre Angst durch das Tor zugehen und alles läuft dort nach ihren Vorstellungen ab. Der Großteil der Sitzung beinhaltet das Feiern, Fröhlichsein, Tanzen, bei dem die Th. sie dadurch begleitet, dass sie wirklich alle Details durchlebt und prüft, was ihr wichtig ist.
Der Druck den sie dabei im Kopf empfindet lässt sich in ein Bild umsetzen: das einer afrikanischen Figur, die arg zornig und wütend wird, wenn man sie nicht ernst nimmt. Mit dieser Hilfe schafft sie es, sich durchzusetzen und eine Schutzmauer aufzubauen, die ihr hilft sich genug die anderen abzugrenzen. (Erster Schritt zum Thema Grenzen setzen.)
Mit den neuen Qualitäten geht sie zum Abschluss zurück in die Situation des Abwasches. Auch hier schafft sei es, durchzusetzen, dass auch Vater und Bruder mal spülen müssen. Sie ist überrascht. Kl.: „Ich hab mich darauf eingestellt, dass ihr mich jetzt anmeckert!“ Doch statt dessen sind die Eltern jetzt freundlich, geben zu, dass es ungerecht ist und wollen was ändern. Sie hat zum ersten mal das Gefühl der Akzeptanz.
(Hier zeigen sich erste Veränderungen der elterlichen Innenweltfiguren)

 

9. Sitzung: Geburtstags-Freund
(Anlässlich ihres eigenen Geburtstages bricht bei ihr noch einmal ein Jucken aus, obwohl sie sonst die ganze Zeit erscheinungsfrei war, weshalb sie noch einmal wegen einer Sitzung nachgefragt hat. Zum ersten Mal gelingt der Einstieg über die Treppe nach unten in den Gang, was auch schon ein Zeichen der Bewältigung der Angst/Vermeidung sein kann.)
Sie gelangt in einem Gang vor eine Tür aus dunklem Holz und hat flugs sofort eine Situation aus ihrer Kindheit mit 4/5 Jahren vor Augen, wo sie durchs Schlüsselloch geschaut hat und durch die Bestrafung sich so erschreckt hat, dass sie jetzt noch den Schmerz in der Herzgegend und im Oberarm spürt. Sie geht in die Auseinandersetzung mit ihrer Mutter die sagt: „siehst du wohl, das kommt davon, wenn man durch’s Schlüsselloch schaut!“ Ihr kommt es schließlich vor, als stehe sie auf der einen Seite eines Flusses und ihre Mutter auf der anderen. Auf Vorschlag der Th. geht sie als Erwachsene nochmals, wie in der letzten Sitzung in die Situation hinzu. Sie sieht, wie die Kleine sich vor ihrer Mutter fürchtet und duckt. Die große Ute kann die Kleine trösten und ihr Schutz geben, als sie jedoch beide zusammen zur Mutter gehen wollen zögert die Kleine. Es stellt sich raus, dass ihr die offenen Arme der Mutter fehlen. Auf der körperlichen Ebene fühlt sie nun auch die Verkrampfung in den Armen und stellt fest, das sie sich wirklich nicht gut fallen lassen kann, und sie auch heute noch, wenn man sie umarmen will sie in Abwehrhaltung geht.
Kl.: „Ich merke, dass ich immer eine gewisse Distanz dazwischen schiebe.“
(siehe auch Sitzung 3)
Die Th. fordert sie daher auf mal die inneren Standpunkte zu wechseln: Mal ins Bewusstsein der Kleinen zu gehen und mal in ihrem Erwachsenen Bewusstsein mit ihrer Kleinen umzugehen. Der Hauptteil der Sitzung besteht aus der Gegenseitigen Bewusstseinswahrnehmung der Großen und der Kleinen. Die Kl. spürt in beiden Rollen Wärme, Verständnis und Geborgenheit. Vor allem die Kleine will mal rumgeschwenkt werden, hüpfen und springen. Beide genießen die Aussicht vom Deich und entfernen sich von der „Muttersäule“. Sie gelangen nicht zu ihr hinüber. Nach dem intensiven Austausch zwischen der Kleinen und der Großen hat die Kl. wieder das angenehme Gefühl im Körper, wie nach der Yoga-Stunde: warm, kraftvoll, gut durchblutet, entspannt. Die Th. begleitet sie dabei permanent die verschiedenen Qualitäten in groß und klein zu spüren und ihr Fröhlichkeit und Lebendigkeit wahrzunehmen. Das kann die Kl. auch genießen. Ihr wird schließlich bewusst, dass ihr eigentlich jemand fehlt, der zuhören und sich empathisch einfühlen kann. Auf die Anregung der Th. einmal eine Figur auftauchen zu lassen, gelingt ihr auch die Vorstellung einer solchen Figur: ein männliches Wesen mit warmen Augen, Güte, ruhiger Duldsamkeit, Weisheit und Verständnis mit dem sie eine Weile noch als Erwachsene über den Deich spazieren geht und nur redet und zuhört. Ein großes Gefühl von Einigkeit und Übereinstimmung wird für sie spürbar.
(Auch hier hat die Kl. wiederum einen neuen Anteil „zum Leben erweckt“, der ihr in der Außenwelt noch abgeht. Nach und nach entwickelt sie so verschiedene Qualitäten in sich.)
Zum Abschluss führt die Th. sie nochmals zurück in die Situation mit der Schlüsselloch-Guckerei: Hier tritt der „Geburtstagsfreund“ in der Rolle des Beschützers auf, der sie davor bewahrt zu verraten, was sie gesehen hat. Sie teilen dann dieses Geheimnis und sie empfindet als Kleine zu dem „Geburtstagsfreund“ das Gefühl vom guten Onkel.
In Bezug auf die Mutter zeigt sich folgendes: Die Mutter hatte am Anfang die Kleine Ute ermahnt, „dass man so was ja auch nicht macht!“ (durchs Schlüsselloch gucken). Jetzt kann die kleine Ute ihren „Faux pas“, ihr Fehlverhalten, für sich behalten und sich daran erfreuen, gegenüber der Mutter ein Geheimnis zu haben und sie kann einen normalen Kindergeburtstag erleben.
(Nun hat die Klientin bereits eine weibliche und eine männliche „gute Figur“ in der Innenwelt. Gestärkt durch diese beiden Figuren, kann sie sich weiteren Herausforderungen stellen.)

10. Sitzung: Sonnenkönigin

Sie landet in dieser, nächsten Sitzung vor einer Barriere, die sie aber nicht sehen will. Diese bleibt aber beharrlich in ihrem Blickfeld und wandelt sich zum schwarzen Tor. Sie wird sich bewusst, dass es wichtig ist, nicht auf Nebenschauplätze auszuweichen, fühlt sich aber „nicht so dolle“. Sie spürt ganz deutlich, dass sie wieder auf „Nebenschauplätze ausweichen“ will, weil die ihr ein „Sicherheitsgefühl“ vermitteln.
Kl.: Bei diesem anderen, ‚schwarzen Tor’, weiß ich nicht was kommt.... so wie: ich möchte gerne und kann nicht, will nicht!
Bei dieser Gelegenheit spiegelt die Th. ihr, dass sie einfach zwei widerstrebende Anteile in sich trägt und fordert sie auf, beiden mal Gestalt zu verleihen:
Der eine, der gerne möchte hat kein Gesicht, aber sie hat das ausgeprägte Gefühl gezogen zu werden.
Der andere, der nicht kann, nicht will hat wieder einmal Fleckenzwerg-Figur.
Diesen bearbeitet sie im folgenden: ihr wrid klar, dass sie ärgerlich ist, weil er sie zurückhält. Sie denkt sie müsste ihn verkloppen, findet ihn aber andererseits niedlich. Sie hält ihn für einen Teufel der ihr einheizt, weil sie Angst vor der eigenen Courage hat. Sie will ihn nicht erschlagen, aber ihn auch nicht bei sich haben.
Die Th. fordert sie auf, sich Hilfe kommen zu lassen in Anspielung auf die bereits bekannten Figuren, doch es tut sich nichts. Plötzlich taucht ihre Mutter als helfende Instanz auf. Die Kl. kann es kaum fassen.
(Hier zeigt sich wieder das Prinzip der Selbstorganisation: Es passieren von selbst Dinge, die der Klient nicht steuert.)
Die Th. fordert sie auf, sie zu fragen, wie sie helfen will und macht Vorschläge, was sie machen könnte, weil der Kl. nichts einfällt und keine Antwort bekommt.
Sie fragt daraufhin den Fleckenzwerg, ob er zu ihrer Mutter gehen will. Dieser zögert, doch die Mutter nimmt ihn an die Hand. Der Kl. fällt es schwer ihn ziehen zu lassen. Daraufhin fordert die Th. sie auf sich bewusst zu werden was ihn hält: ihr wird bewusst, dass er sie am Abheben und Vorpreschen hindert. Sie verspricht sich quasi selbst nicht übermütig zu werden. Nachdem sie das getan hat, scheucht sie den Fleckenzwerg weg und ermahnt ihn immer wieder nun zu verschwinden und mit der Mamma zu gehen. Sie malt ihm auch sehr positiv aus, was ihn dort, wo die Mamma jetzt wohnt, erwartet. Schließlich ziehen die beiden von dannen, doch es ist nicht leicht und kurz.
So landet sie wieder vor ihrem Schwarzen Tor und holt sich Hilfe beim Aufstoßen, nachdem ihr bewusst geworden ist dass dieses Tor für ihre Angst steht. Die Angst nicht zu wissen, was kommt, das bekannte und sichere Terrain zu verlassen.
(Die Kl. hat nun schon innerlich gelernt sich Hilfe zu holen, ein weiteres Muster ist mitbearbeitet worden.)
Gleißendes Licht erwartet sie hinter dem Tor. Als ihre Augen sich an dieses Licht gewöhnt haben, erkennt sie einen Thron mit einem weiblichen, schönen Wesen darauf: Die Sonnenkönigin. Sie nähert sich dem Thron und spürt wiederum Tränen der Rührung und Erleichterung als sie dieses liebevolle, gütige, annehmende Lächeln ihrer Tante Susi erkennt und wahrnimmt. Sie hat wieder das angenehme Gefühl von leicht und fließend und des Gezogenwerdens im Herzbereich. Die Th. leitet sie während dieses Prozesses vor allem an ihre Gefühls- und Körperregungen wahrzunehmen und zu äußern und in dem Gefühl der Stärkung und Annahme zu schwelgen. Die Kl. nimmt die Sonne, die hinter dem Thron erstrahlt und die Leichtigkeit und das Fließen wahr und lässt die wohlige Wärme und Liebe auf sich wirken.
(Hierbei kann die Th. ihr nur zur Ankerung die passende Musik einspielen und sich mit ihr freuen und genießen. Ansonsten erübrigt sich ein Kommentar J.)