Praxislizenz Norbert Preusch
Thema:
Asthmaanfälle, Angstzustände, Beziehungsprobleme
Die 27jährige allein erziehende Klientin leidet unter Asthmaanfällen
und Angstzuständen. Sie lebt vom Vater ihrer kleinen Tochter getrennt.
Dieser neigt zu einer hohen Gewaltbereitschaft und hat die Klientin bereits
während der Schwangerschaft gedehmütigt und körperlich mißhandelt.
Die Klientin hat große Ängste, sich auch heute noch gegen ihren früheren
Partner nicht durchsetzen zu können, wenn es um das Sorgerecht und die
Besuchsregelung geht. In den folgenden Sitzungen gelingt es ihr aber, die Beziehung
zu diesem Mann in ihrer Innenwelt zu klären und dadurch ihr verlorenes
Selbstwertgefühl wieder zu finden. In der Folge gestalten sich die Treffen
mit ihm auch in der Außenwelt harmonischer, die Klientin kann ihm aufrecht
begegnen und ihm gegenüber ihren Standpunkt vertreten. Die Angstzustände
nehmen immer mehr ab und die Asthmaanfälle bleiben völlig aus.
Die folgenden 6 Sessions werden nicht in ihrem Lauf durch Kommentare unterbrochen.
Alle Erklärungen befinden sich im Anhang. Hier sind die Aussagen und verwendeten
Redewendungen im einzelnen dargestellt und kommentiert
Probesession
Eine 27. Jährige Frau, sie ist alleine lebend mit einem
Kind. Der Vater des Kindes macht erheblichen Ärger wegen des Sorgerechtes
und der Besucherregelung. Sie hat Angst dass er auf dem Jugendamt alles durchsetzen
kann was er möchte. Da sie das alleinige Sorgerecht hat, hat sie eine Besuchszeit
freitags von 13 - 15 Uhr eingeräumt. Allerdings immer in der Öffentlichkeit.
Der Vater des Kindes ist gewaltbereit und hat sie auch schon des öfteren
körperlich mißhandelt.
Sie hat schwere Herzrhytmusstörungen und massive Angstzustände. Das
Verlassen der Wohnung bei Dunkelheit bereitet ihr erhebliche Angstzustände
und Atembeschwerden.
Sie kommt um diese Zustände zu bessern und die Angst zu verlieren.
Es erfolgte eine lange Einführung.
Die Klientin wird gebeten sich eine Treppe vorzustellen, die nach unten führt.
Das Bild der Treppe erscheint und sie wird aufgefordert Diese zu beschreiben.
Kl: Dunkel und groß. Aus Beton
Th: Gehe die Treppe einmal nach unten. Schau wohin sie geht. Schau einmal wie
der Raum aussieht in den du dann kommst.
Kl: Schwarz.
Th: Ist da ein Lichtschalter ? - Klientin verneint - Ist da alles einfach nur
dunkel?
Kl: Ja, so ziemlich.
Th: Ist da etwas besonderes im Raum? Oder sind da Türen?
Kl: - Klientin antwortet sehr zögernd - Em ja 3.
Th: Gehe doch einmal zu der ersten und stelle dich davor. Und fühle einmal
was dich dahinter erwarten könnte.
Kl: Ich weiß es nicht. Das ist so komisch irgendwie. Also einerseits etwas
Dunkles wie eine Bedrohung. Aber dann sehe ich blauen Himmel.
Th: Ist es das was du hinter der Tür vermutest.
Kl: Das ist das was da hinter der Tür ist.
Th: Könntest du das in ein Wort fassen. Das Bedrohliche und auch die Helligkeit.
Kl: Ich könnte mir vorstellen das Vorwärts das richtige wäre.
Th: Gut, dann schreibe das doch einmal an die Tür. Und gehe jetzt einmal
zur nächsten Tür. Was könnte dich da erwarten.
Kl: Da ist es eigentlich nur noch dunkel. Irgend etwas was mich überrollt.
Es kommt auf mich zu. Aber ich weiß nicht was.
Th: Was könnte das für ein Begriff sein.
Kl: Ja, etwas Großes erdrückendes. Aber ich sehe jetzt keinen Gegenstand
oder Menschen oder So etwas. Etwas Großes das auf mir lastet.
Kl: Ja, genau das ist es. Druck
Th: Und du hattest ja auch noch eine dritte Tür. Was könnte dich da
erwarten.
Kl: Da sehe ich auch Druck. Aber noch heftiger wie bei der zweiten Tür.
Th: Ist das auch dunkel? - Klientin bejahrt - Was würdest du jetzt an die
Tür schreiben. Wenn es so heftig ist.
Kl: Ja Belastung wäre richtig.
Th: Welche Tür würde dich jetzt besonders neugierig machen.
Kl: Ich möchte in die erste gehen. Sie zieht mich an.
Th: Die Tür auf der Vorwärts steht. Dann stell dich vor
die Tür. Fühle noch einmal was dich erwartet.
Kl: Es ist angenehm.
Th: Gut dann öffne einmal die Tür. Und was ist da jetzt. Beschreibe
das einmal.
Kl: Es ist schön hell. Blauer Himmel. Es ist angenehm. So eine warme Luft.
Da ist Wasser. Ganz ruhig. Und ein heller Strand. Eine wunderbare Luft. Luft
du bist warm und angenehm.
Th: Bist du am Strand alleine. - Klientin bejaht. -. Was möchtest du da
jetzt am Strand tun.
Kl: Nur so daliegen. Die Sonne genießen.
Th: Dann lege dich doch einmal hin und genieße. Lege dich so hin wie es
dir am bequemsten ist. Ganz wie du möchtest. Ist da sonst noch etwas. Meeresrauschen
oder was auch immer. Beschreibe mir einmal die Situation.
Kl: Ja so ein bisschen rauscht es schon. Ein leiser Wind. Das Meer ist ganz
ruhig. Und die Luft ist auch ganz weich. Sonst ist nichts zu hören. Und
ich liege da und kucke in den Himmel hoch.
Kl: Da sind mehrere kleine Vögel wie so ein Schwarm.
Th: Rede doch einmal mit ihnen. Vielleicht haben die etwas für dich oder
wollen dir etwas zeigen. Begrüße sie einmal und erkundige dich bei
ihnen.
Kl: Ich soll mit den Vögeln reden ?
Th: Ja das kannst du machen. Und sie geben dir auch Antwort.
Kl: - Die Stimme klingt etwas verwundert und zögernd - Hallo Vögel
schön das ihr da seid.
Th: Wie verhalten die sich denn jetzt nachdem, du sie angesprochen hast.
Kl: Ja, sie zwitschern recht fröhlich über mir. Sie fliegen jetzt
im Kreis.
Th: Sprich mit ihnen. Sage, dass du das siehst, wie sie im Kreise fliegen und
dass sie zwitschern.
Kl: Ihr fliegt ja im Kreis und zwitschert. Und das wird immer heftiger. Ihr
seid gut drauf. Ihr habt ein helles Vogelgezwitscher. Ihr habt gute Laune. Das
ist schön. Ihr seit auch ganz bunt. Es sind so Regenbogenfarben. Ganz angenehm.
Nicht Grelles.
Th: Frage sie einmal, vielleicht haben sie eine Botschaft für dich. Oder
ob sie dir etwas zeigen könnten.
Kl: - Die Stimme klingt noch etwas zögerlich - Habt ihr eine Botschaft
für mich? Oder wollt ihr mir etwas zeigen?
Th: Und was passiert denn jetzt?
Kl: Ja die fliegen immer noch so. Ich habe für mich so das Gefühl,
als ob sie mir sagen wollten, dass ich ruhiger werde.
Th: Frage sie doch direkt ob dein Eindruck richtig ist.
Kl: Ist mein Eindruck richtig den ich habe, dass ihr mich beruhigen wollt. Ich
habe den Eindruck die nicken mit dem Kopf. - Etwas ungläubig - Die nicken
mit dem Kopf. Habt ihr noch eine Botschaft für mich? Oder wollt ihr mir
noch etwas zeigen. Jetzt nicken sie wieder mit dem Kopf.
Th: Dann sollen sie es tun.
Kl: Jetzt haben sie mich und fliegen mit mir.
Th: Was, sie fliegen mit dir. In deinen Bildern kannst du nun auch fliegen.
Was ist denn das für ein Gefühl, wenn du da so fliegst.
Kl: Es ist sehr schön. Ich bin da sicher, dass ich auch nicht runterfalle.
Oder so. Der Schwarm fliegt direkt über mir. Die halten mich nicht etwa
irgend wo fest. Ich weiß nicht wie ich das sagen soll. Da ist aber auch
wie eine Mauer über mir. Unter mir ist da nur einfach das Wasser.
Th: Könntest du dir vorstellen oder hast du eine Ahnung wo die mit dir
hinfliegen.
Kl: Ich habe keine Ahnung und die Frage auch nicht im Kopf. Ich lass es einfach
zu. Eben bin ich über unser Grundstück geflogen. Bei den Nachbarn
ist das auch so ein Grundstück. Das ist aber bepflanzt mit Gemüse
und Obst. Und das war hier total schön grün gewesen. Angenehm halt
auch. Aber auch die grüne Wiese. Auf der anderen Seite des Grundstückes
sind Häuser. So Wohnblöcke. Riesengroße Bäume. Oben in
einem Baum sitzt ein Storch. Den habe ich in Natura gesehen wie ich schwanger
war. Wie der sein Nest gebaut hat. Die Vögel fliegen mich als hin und her.
Zwischen Storch und dem grünen Grundstück.
Th: Begrüße doch den Storch. Sage ihm das du ihn schon kennst von
damals.
Kl: Hallo Storch ich kenne dich von früher. Er hat mir zugenickt. Er steht
in seinem Nest und nickt mir zu. Storch warum stehe ich denn jetzt vor dir.
Er sagt mir dass da alles angefangen hat.
Th: Frage ihn doch einmal was er damit meint, dass hier alles angefangen hat.
Kl: Jetzt kuckt er zum Haus rüber.
Th: Lass dir von ihm alle Informationen geben zu dem was angefangen hat. Er
weiß das.
Kl: Er kuckt zu Simon rüber.
Th: Sage Simon doch dass du ihn wahrnimmst. Dass du ihn siehst.
Kl: Simon ich sehe dich. Er steht auf dem Balkon und kuckt mich nur an.
Th: Frage doch den Storch was er meint, was jetzt passieren sollte.
Kl: Storch was passiert jetzt. Der kuckt wieder zum Simon rüber.
Th: Oder frage doch einmal Simon warum er jetzt in dieser Situation erschienen
ist. Was er vielleicht für eine Botschaft hat.
Kl: Das ist doch Wahnsinn. Warum bist du jetzt da. Jetzt bedeutet er mit dem
Kopf auf seine Wohnung. Ich soll mit reinkommen.
Th: Möchtest du mitgehen.
Kl: Nein, auf gar keinen Fall.
Th: In den Bildern kannst du ihn auffordern zu sagen was er will und nicht einfach
so mit dem Kopf winken.
Kl: Sage mir was du von mir willst. Ich glaube der will mit mir reden.
Th: Frage ihn doch. Er soll dir sagen was er will.
Kl: Simon willst du mit mir reden. Er nickt mit dem Kopf. Aber er kuckt böse.
Th: Sage es ihm.
Kl: Du kuckst böse. Jetzt kuckt er traurig. Du kuckst so traurig. Warum.
Er zieht die Schultern hoch.
Th: Bestehe doch darauf dass er dir das sagt.
Kl: Jetzt kuckt er in das Zimmer rein. Warum kuckst du so traurig in das Zimmer.
Er sagt jetzt, weil die Tochter weg ist. Du hast ja mich und Nadine rausgeschmissen.
Th: Wie ist das jetzt so für dich?
Kl: Traurig. Ein bisschen zum heulen.
Th: Dann lass es doch zu. Dann heule doch.
Kl: - Klientin kann nicht weinen, doch mit sehr belegter Stimme - Mir geht es
im Moment recht beschissen. So wie ein begossener Pudel stehst du da. Hilflos.
Vielleicht auch ein bisschen traurig. Ich weiß es nicht. Jetzt weint er
auch.
Th: Wie ist es für dich wenn auch er jetzt weint?
Kl: Hilflos. Traurig. Er tut mir voll leid.
Th: Möchtest du ihn vielleicht in den Arm nehmen.
Kl: Das habe ich gerade gemacht. - Klientin beginnt nun doch verhalten zu weinen
- Ich kann nur alleine richtig weinen. Nicht mit ihm. Stephan ich kann nicht
mit dir weinen - Der volle Vorname ist Simon Stephan - Nur für mich alleine.
Jetzt steht seine Mutter ein Stockwerk höher auf dem Balkon. Und kuckt
böse runter.
Th: Frage einmal warum sie jetzt erschienen ist.
Kl: Warum ist jetzt deine Mutter da? Ich glaube weil sie es nicht will.
Th: Frage doch die Mutter direkt.
Kl: Brigitte was willst du denn? Sie macht mir Handzeichen ich soll verschwinden.
Jetzt geht sie weg vom Balkon. Brigitte es ist mir so egal was du machst. Du
störst mich nicht. Es interessiert mich einfach nicht. Ob du winkst oder
nicht.
Th: Und was meint sie wenn du ihr das so sagst?
Kl: Erst war sie weg und jetzt ist sie wieder raus gekommen. Sie steht da und
kuckt mich böse an.
Th: Sage ihr doch direkt ob sie dich damit beeindrucken kann oder nicht.
Kl: Im ersten Moment war es etwas unheimlich. Aber so verbissen kuckt sie immer
wenn sie nicht weiter weiß. So kuckst du immer. Ich kenne diesen Blick.
Das ist der Blick wenn du alles von dir weißt. Nicht hören. Nichts
sehen. Nichts sagen. Abblocken wenn dir etwas nicht paßt. - Die Stimme
wird lauter und fester - Das ist mir egal ob du mit mir zurecht kommst oder
nicht. Jetzt hat sie geschnauft und ist wieder weg. Weg vom Balkon.
Th: Was möchtest du jetzt in dieser Situation tun.
Kl: Weg von diesem Grundstück. Simon ich möchte weg. Ich fühle
mich hier nicht wohl. Er winkt mir traurig zu. Ich bin jetzt wieder bei meinem
Storch. In dieser Baumkrone.
Th: Sage dem Storch einmal wie das jetzt alles für dich war.
Kl: Es war belastend, bedrückend und doch irgend wie befreiend. Es war
auch traurig, dass ich ihn so gesehen habe. Wenn er so da sitzt und heult.
Th: Und was meint dein Storch.
Kl: Das gehört dazu. Wo gehört das dazu. Jetzt sagt er zu meiner Befreiung.
Th: Frage ihn doch was Befreiung heißen könnte. Wenn das dazugehört
soll er dir genauere Auskünfte erteilen.
Kl: Er sagt von Simon und seiner Situation.
Th: Du kannst ihn ja auch nach dem nächsten Schritt fragen.
Kl: Wie sieht die Befreiung weiter aus? Wie ich das beste daraus mache. Was
ist denn das Beste für mich? Jetzt zeigt er wieder rüber zu Simon.
Der steht als noch auf dem Balkon.
Th: Frage doch was das soll oder ob vielleicht noch etwas fehlt.
Kl: Was soll ich machen? Was soll denn das? Der Storch sagt ich solle rüber
gehen. - Ich bin wieder da. Er nimmt mich in den Arm. Warum machst du das jetzt?
Er sagt es tut ihm leid.
Th: Kannst du diese Entschuldigung annehmen.
Kl: Nein das geht nicht. Er soll alles zugeben was er mir angetan hat. Schläge
und Demütigungen. Wie ich schwanger war, in den Bauch getreten. Kannst
du alles zugeben was du mir angetan hast. Wie du mich dauernd im Stich gelassen
hast. Und dass du das Kind nicht haben wolltest. Deine Drogenexzesse. Und dein
Verhalten vor anderen Leuten. Das Auf und ab wie es dir gerade gepaßt
hat. - Klientin atmet mehrmals tief durch - Dieses Runterschrauben meines Selbstwertgefühles.
So dass ich eine Null bin und du Gott. Du über mir stehst. Dass ich auch
wer bin.
Th: Sage den letzten Satz noch einmal laut und deutlich.
Kl: Ich bin auch wer Simon. Nicht nur du. Jetzt senkt er den Kopf. Und will
gehen.
Th: Ist das in Ordnung. Wenn nicht, sage ihm er soll da bleiben.
Kl: - Klientin spricht mit fester Stimme - Bleibe da, ich rede mit dir. Dreh
dich um, ich rede mit dir. Du weißt es ist für allemal vorbei. Ich
laß mir von dir nichts mehr bieten. Sieh zu wie du alleine klar kommst.
- Stimme klingt erbost und aufgebracht. Sie wird lauter - Immer dass ich für
dich Mitleid und Zeit haben muß. Wenn mir es dreckig ging warst du nicht
da. Im Gegenteil. Wie ich nachts in die Uni mußte weil ich Zahnschmerzen
hatte. Du warst ja auf Kokaintour. Eine Freundin mußte mich fahren. Zur
Geburt hast du mich auch nicht ins Krankenhaus gefahren. Einen Tag später
warst du dann da und hast die Kleine im Arm gehalten. Du der Welt bester Vater.
Hast dich wieder faul aufgespielt.
Th: Spürst du den Druck noch - Klientin spürte zeitweise ganz massiven
Druck im Kopf und im Bauch
Kl: Kaum noch. Immer mit den Geschichten, die du so hinbiegst wie du sie brauchst.
Und dann zu deiner Mama rennst und die dir den Rücken stärkt wenn
du nicht weiter kommst. Und die kuckt so bescheuert. So Eine wie du kriegst
mein Söhnchen nicht. Und eben hat sie wieder so gekuckt.
Th: Lass sie dazu kommen und sage ihr das einmal direkt.
Kl: Jetzt ist sie da. Brigitte du kannst mir in die Tasche steigen. Dein Söhnchen
will ich gar nicht mehr wieder haben. Den kannst du wieder haben. Sehe zu wie
du mit ihm zurecht kommst. Ihr seit euch auch nur grün wenn ihr es braucht
wie ihr es braucht. Selbst wenn ich ihn wieder haben wollte. Es ist vorbei.
Jetzt kannst du gehen. Tschüss ich habe dir gesagt was los ist.
Th: Und wie reagiert sie.
Kl: Ganz entrüstet. Sie ist kurz vorm Platzen.
Th: Und wie reagiert er.
Kl: Er steht noch da und hat ihr hinterher gekuckt. Aber nur gekuckt. Und er
weiß jetzt nicht was er machen soll. Und er will aber auch nicht dass
ich weg gehe. Auch du kannst dich verabschieden.
Th: Und was macht er? Geht er? Wenn er nicht geht soll er Stellung nehmen zu
dem was du gesagt hast.
Kl: Jetzt sagt er es tut ihm leid. Jetzt dreht er sich um und geht weg.
Th: Und wie ist das für dich? Kannst du das jetzt annehmen?
Kl: Mehr wie vorher. Aber auch noch nicht so hundertprozentig.
Th: Dann lass ihn noch einmal kommen. Dann war das noch nicht alles.
Kl: Simon komm zurück. Jetzt steht er vor mir und kuckt nach unten. Er
kann mich nicht ankucken. Simon nimm den Kopf hoch. Jetzt heult er Rotz und
Wasser. Und entschuldigt sich für alles was er gemacht hat. Ohne wenn und
aber.
Th: Kannst du es jetzt so annehmen.
Kl: Ja, jetzt geht es. Da ist nichts mehr.
Th: Sage es ihm das du es annehmen kannst.
Kl: Simon ich habe es jetzt angenommen. Deine Entschuldigung für Alles.
Und jetzt bitte ich dich gehe. Er ist weg. Er ist einfach weg. Jetzt stehe ich
alleine auf dem Balkon.
Th: Schau einmal was der Storch jetzt zu dieser Situation sagt.
Kl: Er nickt mir zu, so als wenn er mit der Situation einverstanden ist. So
wie sie jetzt ist. Storch bist du damit einverstanden wie es jetzt ist? Er nickt
ganz eindeutig.
Th: Und was möchtest du jetzt tun?
Kl: Ich verlasse das Grundstück ganz ruhig. Ich gehe zu dem Storch und
bedanke mich bei ihm. Dass er die ganze Zeit bei mir war. Und jetzt möchte
ich eigentlich nur noch nach Hause gehen. Alles hinter mir lassen.
Th: Ja dann gehe zurück und aus der Tür raus. Und schau dir die Tür
einmal von außen an.
Kl: Die Tür ist hell. Aber das Vorwärts steht auch noch
drauf.
Th: Siehst du, da hat sich ja etwas verändert. Möchtest du jetzt noch
in eine weitere Tür gehen und kucken was da ist.
Kl: Eigentlich nicht. Obwohl jetzt stehe ich vor der anderen Tür. Es ist
die mittlere.
Th: Die mit der Aufschrift Druck Möchtest du die einmal ganz
vorsichtig aufmachen.
Kl: Ja es interessiert mich doch jetzt. Ich empfinde aber keinen Druck mehr,
wie das vorhin war, wenn ich jetzt vor der Tür stehe.
Th: Da ist keiner mehr. Was hast du denn jetzt für eine Empfindung?
Kl: Ja ich stehe davor. Es ist zwar noch unangenehm dunkel. Aber der Druck ist
schon noch da, aber nicht mehr so schlimm wie vorher. Er ist erträglicher.
Th: Möchtest du einmal kucken warum das so ist?
Kl: Da steht der Simon und grinst.
Th: Frage ihn doch einmal nach dem Grund, warum er jetzt da ist.
Kl: Simon warum stehst du jetzt da und grinst. Ich höre das Wort Erleichterung.
Simon bist du jetzt erleichtert? Er nickt.
Th: Lass dir doch zeigen an welchem Punkt für ihn die Erleichterung eingetreten
ist.
Kl: Simon gehe einmal vor mir her und zeige mir was dich leichter gemacht hat.
Welcher Punkt. Da war die Eingangstür von dem Wohnhaus. Da stand er davor.
Da hat er mich angesehen und da kam das Wort Wir Ist es das was
dich so erleichtert hat. Das war die Haustür aus der er mich auch rausgeschmissen
hat.
Th: Frage ihn doch einfach.
Kl: Ist es die Erleichterung dass du mich rausgeschmissen hast? Da sagt er nein.
Was erleichtert dich denn Simon? Er zeigt mit dem Finger erst auf mich und dann
auf sich. Warum machst du diese Gestik. Er sagt, dass wir gesprochen haben.
Wir stehen aber immer noch an der Eingangstür. Jetzt macht er eine Geste
als wolle er zeigen dass durch die Tür etwas das Haus verlassen hat. Als
wolle er sagen, dass ich durch diese Tür gegangen bin. Bist du erleichtert
dass ich weggegangen bin? Mal nickt er. Mal schüttelt er den Kopf.
Th: Dann lass es dir doch genauer erklären.
Kl: Er redet nicht.
Th: Fordere es ein. Du hast die Möglichkeit dazu.
Kl: - Die Stimme wird aggressiv und fordernd. - Simon sprich mit mir. Er sagt
er ist froh dass ich gegangen bin im Bezug auf sein Drogenproblem weil es doch
immer nur gekracht hat. Dass seine Sucht eben größer war. Er gibt
auch zu, dass er ein Riesenarsch war so wie er mich behandelt hat, wenn er drauf
war. Aber dass es ihm doch leid tut das ganze.
Th: Kannst du die Entschuldigung annehmen?
Kl: Ja das kann ich. Ich nehme deine Entschuldigung an. Jetzt ist er erst durch
die Tür rein. Hat sie zugemacht. Ohne mich. Und er ist wieder rausgekommen
und steht wieder vor mir und zeigt, komm mit rein.
Th: Möchtest du mitgehen?
Kl: Simon ich möchte nicht mit rein. Das war ein Kapitel aus meinem Leben.
Ich möchte nicht mehr in dieses Haus. Da steckt mehr schlechte wie gute
Erinnerung und ich möchte es abschließen. Es ist dein Reich. Meines
ist in meiner Wohnung. Er hat einen Moment böse gekuckt , dann aber traurig
und ist ohne mich reingegangen. Hat die Tür zugemacht.
Th: Lass ihn doch noch einmal kommen und er soll dir seine Reaktion erklären.
Kl: Simon komm noch einmal raus und erkläre mir das. Er sagt ich will dass
du wieder zu mir kommst. Das kannst du vergessen. Nimm es so hin. Ich habe dir
verziehen und lebe dein Leben alleine weiter. Jetzt steht er wie ein begossener
Pudel vor mir. Den Kopf gesenkt und die Schultern hängen. Heult und geht
alleine in die Wohnung.
Th: Er soll wenn du es möchtest dir einfach noch weitere Erklärungen
geben.
Kl: Komm noch einmal raus. Lass mich nicht so stehen. Jetzt steht er vor mir
und erklärt dass er hilflos ist. Und dass er mich liebt und wieder haben
will. - Mit sehr Energie geladener Stimme - Das kann ja wohl nicht angehen.
Nein. Und jetzt sagt er doch. - Ich will das nicht.
Th: Und wie reagiert er auf deine Aussage.
Kl: Er versucht mich voll in seinen Bann zu ziehen. Wie? Wieder von vorne anfangen.
Ich möchte das nicht. Erstens ist die Liebe nicht mehr da. Und ich habe
kein Vertrauen mehr zu dir. Das ist mir alles noch so frisch und zu früh
und das würde eh nicht gut gehen. Ich habe das Gefühl der braucht
jemand der hinter ihm steht weil er Angst hat vor seinen Eltern die nie für
ihn da waren. Diese Mutter die hinter ihm steht die ihm nie gut gesinnt war.
Th: Lass doch die Mutter dazu kommen und sage ihr das.
Kl: Ach Brigitte komm einmal runter. Jetzt steht sie neben ihm. Du warst eh
nie für deinen Sohn da. Ob gut oder schlecht. Du hast immer nur an dich
gedacht. Auf die Juchhe gehen und dein Leben genießen und heute. Weil
du mit 19 ein Kind bekommen hast. Du hast dich nie darum gekümmert. Du
hast nur dein Leben genossen. In vollen Zügen. Und Simon hast du zu Opa
abgeschoben. Der hat ihn doch groß gezogen. Du hast dich nie um ihn gekümmert.
Und jetzt kommst du auch zu spät. Und jetzt sagt sie ganz schnippisch,
das mag ja sein. Jetzt dreht sie sich um und geht. Jetzt stehe ich wieder mit
ihm alleine da.
Th: Lass sie doch noch einmal kommen und sie soll dir vernünftig antworten.
Kl: Brigitte komm noch einmal hier her und rede normal mit mir. Und nicht so
schnippisch und zickig. Jetzt steht sie neben ihm. Genau so begossen und sagt,
du hast recht mit dem was du gesagt hast.
Th: Kannst du das so stehen lassen oder auch zustimmen.
Kl: So wie sie es jetzt sagt ja.
Th: Dann sage es ihr. Dass du ihr so zustimmen kannst.
Kl: So kann ich dir zustimmen Brigitte wie du es jetzt sagst. Jetzt lächelt
sie mich an und geht wieder in das Haus und in die Wohnung. Er steht immer noch
da und kuckt mich traurig an.
Th: Was möchtest du jetzt tun.
Kl: Ich möchte dich bitten mich loszulassen und daß du in deine Wohnung
gehst und über dein Leben nachdenkst was bis jetzt gewesen ist. Damit du
das beste daraus machen kannst und mich nicht mehr in dein Leben einbeziehst.
Ich möchte mein eigenes Leben leben. Und die Ruhe für mich selber
finden. Und auch ich will die Konsequenzen ziehen.
Th: Wie verhält er sich denn jetzt?
Kl: Er winkt mir zu und geht alleine ins Haus. Ich möchte nach Hause gehen.
Th: Ja dann gehe aus der Tür zurück und schau dir die Tür an
ob auch da eine Veränderung stattgefunden hat.
Kl: Sie schwankt zwischen Hell und Dunkel.
Th: Sprich sie an und frage warum sie denn so schwankt.
Kl: Tür warum schwankst du zwischen hell und dunkel. Die Tür sagt
mir, daß ich noch ein paarmal das Gespräch mit Simon haben werde.
Zwar nicht jetzt sofort. Dass es für jetzt so in Ordnung ist wie es war.
Dass wir uns noch nicht ganz ausgesprochen haben. Und daß da noch einige
Sachen kommen wo er auch ein Gespräch mit mir haben möchte. Und ich
auch bereit bin das Gespräch zu führen.
Th: Möchtest du das so stehen lassen? Wenn ja, dann sage es der Tür.
Und schau was noch wichtig ist für dich. Vielleicht auch noch die dritte
Tür. Schau was du möchtest.
Kl: Das kann ich so stehen lassen wie es war und zur dritten möchte ich
nicht mehr.
Th: Was möchtest du noch tun.
Kl: Wieder an meinem Strand liegen wo ich am Anfang war. Nur so daliegen und
mehr nicht. Das Wellenrauschen und die Sonne auf mich einwirken lassen und die
vielen bunten Vögel. Das sie über kreisen und zwitschern.
Th: Gut, dann mache das. Genieße die Situation.
Kl: Ich bin jetzt wieder da und auch die Vögel. Es ist alles herrlich und
bunt.
Ende.
Nachgespräch : Die Klientin fühlt sich leichter und
von einem Druck befreit. Sie meint das wäre genau das Richtige, denn sie
hat bereits mit der Psychotherapie so ihre Erfahrungen. Hier sei sie direkt
nach der Arbeit erleichtert und befreit.
Es war das erste Mal, wo sie ihre Ängste und Befürchtungen ihm gegenüber
äußern konnte. Wenn auch nicht unbedingt auf der realen Ebene so
doch in ihren Bildern. In der Realität hätte es bereits wieder handfeste
Argumente von ihm gegeben. Ja selbst in ihren Träumen hat er sie immer
wieder geschlagen. Und hier war sie das erste Mal Herr der Lage.
Ein Telefonat mehrere Tage später.
Sie konnte sich mit dem Vater ihres Kindes treffen ohne vorab Herz- und Kreislaufbeschwerden
zu haben. Auch sei ihr Asthma bis auf einen geringen unbedeutenden Grad verschwunden.
Sie will die Arbeit fortführen um für sich frei zu werden und zu sein.
Dieser Zustand blieb weiterhin stabil.
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Anhang
Die im Text verwendeten Ansprachen
und Redewendungen sowie bestimmte Passagen sollen hier erläutert werden.
Th: Sage es direkt.
Durch die Ansprache des Bildes ist ein intensiver Bezug hergestellt. Somit wird
auch die Zeit/Raumspange zwischen Bewußtsein und Unterbewußtsein
relativiert. Eine Beschreibung und somit eine Abschweifung vom Geschehen wird
vermieden.
Th: Und wie ist das für Dich.
Mit dieser Fragestellung verbleibt der Klient in seinen momentanen Gefühlen.
Er ist gezwungen in sich hinein zu fühlen. Dabei werden oft Gefühlsregungen
wahrgenommen, die sonst unbeachtet blieben.
Th: Dann lass es Dir zeigen.
Die Klientin ist aufgefordert sich mit ihrer Innenwelt zu beschäftigen.
Es werden weitere Verknüpfungen der Bilder hergestellt. Wege und Lösungen
können dadurch sichtbar werden.
Th: Möchtest Du jetzt noch etwas
fragen oder erfahren.
Hier ist der Klient aufgefordert in sich zu hören und zu fühlen ob
er alles so stehen lassen kann oder ob sich noch irgend etwas unstimmig anfühlt.
Th: Dann sage es den Beiden.
Die Klientin war mit dem Verhalten in ihren Bildern nicht einverstanden. Sie
hat hier die Möglichkeit ihres Widerspruches genutzt.
Th: Es sind Deine Bilder.
Die Klientin erwartete einen Kommentar zu ihren Bildern. Konkret fragte sie
ob das Einbildung ist. Oft besteht die Gefahr, dass sich der Klient von seinen
derzeitigen Bildern entfernt.
Th: Und kannst Du das annehmen.
In verschiedenen Situationen versprechen Gestalten aus ihren Bildern bestimmte
Dinge zu tun. Mit der Feststellung ob das auch annehmbar ist, wird die Klientin
aufgefordert ihr Gefühl zu überprüfen. Sollten Unstimmigkeiten
vorhanden sein, so ist noch Klärungsbedarf. Sollte jedoch zum Beispiel
eine Entschuldigung angenommen werden können, so wird sich auch die Situation
dauerhaft ändern können.
Th: Und schlage es einmal in den
Boden.
Auch das ist möglich um etwas zu wandeln. Die Rückgabe einer Sache
oder Person an die Mutter Erde ist eine Transformation, so wie das Feuer oder
das Licht.
Alle diese Sätze und auch die hier nicht beschriebenen hatten die Wandlung
von Bildern und Situationen zur Folge. Ob auf der Symbolebene oder
irgendwo tiefer - Es zählt nicht das Wo oder Wie, sondern der Klient und
seine subjektive Meinung und das Gefühl sind ausschlaggebend. Er bestimmt
immer. Ich leiste nur Unterstützung bei seiner größten Aufgabe.
Jedes Bild das er verändern kann ist ein Schritt für den Klienten
in Richtung Symtomfreiheit und Eigenbestimmung. Keines der großen Komplexe
verändert sich schlagartig. Es wurde manifestiert, Bild für Bild über
lange Zeit. Das bedeutet aber nicht, das sich ein oder mehrere Bilder in einer
Session nicht ändern würden.
Norbert Preusch.