3. Sitzung „Widerstand“

Die Klientin weint während der Tiefenentspannung und ist gleich in ihren Bildern. Sie nimmt ihren Partner wahr, wie er sie ablehnt. Auf die Frage wie sie das körperlich wahrnimmt antwortet sie: „Ich bin leer und wie tot und du denkst es hängt alles mit der…“ Sie nimmt zwei Pakete wahr, die auf ihr lasten. Der Th. lässt sie das größere beschreiben und ansprechen: „Ich habe das Gefühl, dass ich dich nicht tragen kann, dass du überhaupt nie ein Ende nimmst, dass du mich erdrückst.“ Der Th. unterstützt das Gefühl indem er Decken auf sie legt und mit den Händen den Druck verstärkt. Dadurch erinnert sie sich an einen Schmerz aus ihrer Kindheit und sie lässt die kleine M. da sein. Sie lässt sich zeigen wo der Schmerz herkommt (dadurch wird der „Kopf ausgeschaltet“) Die Kleine führt sie in die Kindheit in eine Szene wo sie lieb gewonnene Menschen aufgeben musste. Sie geht in Dialog mit denen die sie verlassen musste und erlebt den Schmerz noch einmal. Es ist eine Kriegssituation mit Feuer im Haus. „Da wird mir etwas weggenommen, da verbrennt was und das ist nachher nicht mehr da. Ich kann nur zugucken und bin machtlos“. (Der Th. unterstützt den Prozess mit Feuergeräusch von der CD.) Anschließend schlägt der Th. vor noch einmal in die Situation zu gehen. Der Onkel, den sie vorher verlassen musste, ist da und nimmt sie auf den Arm. Sie fühlt keine Angst mehr. (Aufgrund der noch einmal durch erlebten Situation, konnte die Spannung abfließen und der synergetische Prozess ins Rollen kommen, zu einer höheren Ordnung, immer für die Kl. positiv spür- und sichtbar) daraus entwickeln sich selbständig Onkel und Tante die ihr wieder alles geben was sie haben (Energie kehrt zurück)
Danach wird ihr spontan bewusst, dass auch ihre Mutter sie verlassen hat. Der Th. fordert sie auf die Mutter auftauchen zu lassen und sie damit zu konfrontieren. Wieder kommt sie dabei in ihr Muster, dass sie sich nicht befehlen lassen will. Der Th. fragt direkt woher sie das kennt und ihr Stiefvater erscheint wieder einmal und einher geht die Machtlosigkeit. Der Stiefvater wirkt friedlich auf sie (Veränderung des Musters durch die letzten Sitzungen) Der Th. spiegelt ihr ihren Widerstand: „Tja, das ist eine Möglichkeit, schau mal ob dir was einfällt. Weißt du, du machst es dir ganz einfach, du machst mich dafür verantwortlich weil ich dir einen vermeintlichen Befehl gebe, dass du nicht handeln musst. So einfach ist es.“ (Durch das Verhalten des Th. wird sie mit ihrer Vorgehensweise konfrontiert) Die Kl. wird nachdenklich und es wird ihr bewusst, dass sie sich selbst behindert. Dadurch fängt sie an ihrem Stiefvater Vorwürfe zu machen und kommt in eine Situation wo der Stiefvater ihre oben bereits erwähnten Tante und Onkel beleidigt hatte. Das war sehr schmerzlich für sie. Sie erlebt auch diese Situation noch einmal und kommt von selbst die Idee, dass der Stiefvater sich bei ihnen entschuldigen soll. Sie lässt ihn die Tat rückgängig machen was bei ihr zu einem Machtgefühl über den Stiefvater führt. Auf anraten des Th. lässt sie den Stiefvater noch einige verrückte Dinge tun. (Um Chaos zu erzeugen und gleichzeitig die neue Struktur zu stärken) Der Stiefvater wehrt sich noch ein bisschen, so dass die Kl. in ihre Wut kommt. Sie boxt ihn mit ihren Fäusten ins Gesicht. (Zur Unterstützung hält ihr der Th. ein Kissen hin, in das sie boxt. Dazu Musik um den Prozess zu begleiten.) Der Th. motiviert sie: „Nur wenn du ihn in dir total brichst, wenn du ihm alles zurückgibst was er dir angetan hat, dann ändert sich was.“ Sie holt die Kleine dazu, die ihrem Stiefvater die Faust zeigt (Der mutige und handlungswillige Teil in ihr)
Das Abschlussbild zeigt einen Stiefvater, „…steht auf als ob da gerade eine Verhandlung abgeschlossen wäre…“ der von selbst auf einen Abgrund rutscht (die gewonnenen Energie scheint sich zu verselbständigen) und völlig hilflos wird. (Hier erlebt sie die Polarität, aus Macht wird Hilflosigkeit und umgekehrt)
Es kommen noch immer Aggressionen hoch, die sie durch Schläge mit dem Schlagrohr ausagiert. Aufgrund eines weiteren Widerstandes gegen die Vorschläge des Th. sagt er zu ihr: „Vielleicht willst du ihn gar nicht aus deinem Kopf verschwinden lassen, weil dann würde sich dein Leben ändern. Wenn du ihn in deiner Innenwelt erledigst, dann ändert sich was. Aber vielleicht willst du tief in dir drin gar keine Änderung, vielleicht willst du so weiterleben. Immer wieder ihm begegnen.“ (Ein weiteres Scheibchen um der Kl. ihr Verhalten zu spiegeln und sie auch zu provozieren) Dadurch entstand folgender Dialog nach dem die Kl. die Sitzung beendete:
K. Ich merke in vielen Situationen im Leben, als ob ich selbst dafür sorge, dass es mir nicht gut geht. Das spüre ich auch oft.
T. Wenn du in dir die verursachenden Personen erledigst, dann hat es Konsequenzen für dein Leben.
K. Und ich kann doch nichts inszenieren, die Aggression muss doch echt sein.
T. Manchmal ist es andersrum, da kommt man übers schlagen, übers inszenieren in die Wut. Das ist auch möglich. Es geht darum das du die Entscheidung triffst, innerlich. Vielleicht willst du so weiterleben, dann hast du immer Argumente und Gründe, für dass das es dir schlecht geht. Solltest du das aber auflösen, gibt es keine mehr.
K. Ich fühle mich jetzt angeklagt, du bist selbst schuld und so weiter.
T. Ja wenn du das so empfindest ist es auch in Ordnung, ich möchte nur verdeutlichen, was geschieht.
K. Das heißt, auch inszenieren? Wenn ich auch nicht voll im Hass drin bin?
T. Ich habe schon erlebt, bei mir auch, ich musste lernen den Knüppel auch mal in die Hand zu nehmen um mal loszulegen. Aus dem raus kam dann die Aggression.
Es kann eben auch sein, dass da ein Teil in dir ist, der sagt, nein das will ich nicht. Dein Leben lang konntest Du Gründe anführen warum es dir schlecht geht, ich verstehe dich, aber die sind dann weg. Das Leben wird dann anders, ich kann mir vorstellen, dass du Angst davor hast.
K. Warum bekomme ich eine solche Aggression wenn du zu sagst, mach das oder jenes?
T. Das hast du erlebt mit deinem Stiefvater und du wolltest es nicht. Und jetzt kommt da ein Therapeut der aufgrund seiner Methode arbeitet und du verurteilst den Therapeuten für seine Botschaft.
K. Ja genau und dann vermeide ich auch noch mir selbst dabei zu helfen, weil ich damit in Problem habe.
T. Ja so ist es, du wirfst es auf den Therapeut zurück, sagst ihm ich will mir nicht befehlen lassen und entziehst dich deiner Verantwortung. Ringelpitz mit anfassen. Nur mir ist es nicht so wichtig, ich ziehe meine Register, aber letztlich ist es dein Widerstand.
K. Und ich überlege schon was ich als nächstes mache um deinen Befehlen zu entgehen und dann kommt da eine Aggression.
T. Darum geht es. Die schiebst du auf den Therapeuten, dabei gehört die an den Verursacher, den Stiefvater zum Beispiel.
K. Ich habe jetzt das Gefühl, du bist unzufrieden mit mir und das habe ich bei der letzten Therapeutin schon festgestellt….
T. Aufgrund deines Erlebens verwechselst du therapeutische, gut gemeinte Maßnahmen mit Befehlen…
K. Ja genau wie in der Beziehung, oder?
Der Therapeut und die Klientin beendeten an dieser Stelle die Session, die in ein Gespräch übergegangen war. Kein Ausgang nach Lehrmeinung, aber laut Klientin war dieser Austausch sehr erkenntnisreich für sie.