Verlauf einer Probesession

Kl ist ein junger Mann von 32 Jahren. Er ist gross und gut gebaut, hat sympathische, weiche aber nicht sehr klare Gesichtszüge. Seine Stimme ist genauso weich
Er kommt „aus gutem Hause“, beide Eltern waren in akademischen Berufen tätig. Zunächst hatte er eine kaufmännische Lehre oder Studium (?) angestrebt oder beendet (?), war damit aber nicht glücklich, was ich ihm ansehen kann. Daraufhin hat er gewechselt in die Krankenpflege. Heute arbeitet er in einem Krankenhaus, dessen rigider Betriebsablauf ihn nervlich anspannt und innerlich unbefriedigt lässt.
In der Vorbesprechung erzählt er mir, dass ihm in letzter Zeit alles zu viel wird, dass er sich burned out fühlt. Freudlos wirkt er schon, aber nicht ohne Gefühl. Im Gegenteil: er berichtet mit den Tränen ringend von zwei brisanten Zwischenfällen im Krankenhaus und davon, die ihm wohl so nahe gegangen sind, dass er „die Nerven verloren hat“, was ein bisschen im Unklaren bleibt. Ausserdem ist vor einigen Monaten seine Verlobung geplatzt. Es sind eher die ihn überwältigenden Gefühle, die ihm zu schaffen machen.

Folgende Profil ist aus der Probesession ersichtlich:
Persönlichkeitsstruktur
Der zentrale und sehr interessante Aspekt ist das Verlassenheitsgefühl des „Schlüsselkindes“, verstärkt durch die Überforderung der Mutter. Denn hier entsteht das Gefühl Leere und Nicht-ich-keit , das ihm verwehrt, in eine gesunde Protesthaltung zu gehen, die ihm erlauben würde, Gefühle wie Wut und Frustration zu artikulieren und eigenes dagegenzusetzen. Er reagiert mit Traurigkeit. So wartet das Kind auf das Ende der Verlassenheit, auf die Rückkehr der Eltern. Warten ist eine Zeit ohne Tätigkeit, ohne Inhalt, einfach leer. Vielleicht ist sie sogar ohne feste Grenzen, irgendwann, irgendwie und irgendwer (häufig gebrauchte Ausdrücke) wird kommen. Kl kann somit nicht lernen, sich abzugrenzen, daher seine Weichheit, daher sein Unvermögen, bei dramatischen und tödlichen Vorfällen im Berufsleben, sich abzugrenzen. Das Kind erwartet für sich dennoch, dass am Ende der Wartezeit alles besser sein wird. Auch diese Haltung hat er bis heute beibehalten: irgendwo und irgendwie muss es etwas besseres geben. Die Eltern enttäuschen ihn aber wiederholt massiv (ich bleib einfach sitzen, weil ich enttäuscht bin). Denn wenn Eltern da sind, sind sie innerlich abwesend und nehmen ihm auch noch das, was er sich als seine eigene Welt aufbaut, weg. Die Gewichtigkeit des Wegnehmens der Platte ist nur aus dem gesamten Kontext zu verstehen. Die Unverbundenheit mit den Eltern, die Verlassenheit ist ein so starkes Muster, dass es immer wieder unverändert wiederkehrt. Mutter fordert, dass er sich ändert. Seine Veränderung auf dem Ball können beide Eltern jedoch weder anerkennen noch darauf positiv reagieren.
Da die Eltern ihn so wenig wahrnehmen, lernt er auch nicht sich selbst als anerkanntes Mitglied der Gemeinschaft wahrzunehmen. Die Gruppe geht an ihm vorüber und sieht ihn nicht, da er unsichtbar ist. Das wiederholt anfangs mit der Ballgesellschaft.
Die Leere in ihm lässt auch die Leere um ihn entstehen. Er findet wenig Kontakt, wenig Verständnis, der weise Mann spricht nicht mit ihm, mit den Menschen in der Oase kann er sich nicht verständigen. Das verstärkt sein Gefühl der Verlassenheit und verringert seinen Drang und Mut, auf Menschen, Dinge und Gegenden zuzugehen, sie zu erkunden. Wenn er in sich nichts sieht und findet, was und wie soll er bei anderen Menschen etwas entdecken? Daher gebraucht er sehr häufig die Wendung: „ich weiss nicht“, „ich kenne mich nicht aus“, weil er wenig fragt, wenig Interesse zeigt.
Seine Stärken
Seine inneren Bilder zeigen, dass er trotz allem ein starkes Durchhaltevermögen hat. Er gibt die Hoffnung auf etwas Besseres nicht auf, trägt buchstäblich den Hoffnungsschimmer immer vor sich her. Wiederholt muss er immer weiter. Allerdings fehlt die innere Richtung, auf die wartet er wieder, das verhindert ein echtes Vorwärtskommen.
Seine Vitalität zeigt sich auch im Löwen (Symbol für Kraft, Mut, Durchsetzung), der zwar spontan, wenn auch nur unklar auftaucht. Beim Gang mit dem Weisen geht er meist voran! Sehr schön konnte ich ihn abschliessend seine vorhandene, noch nicht gelebte fröhliche, lebenszugewandte starke Seite erleben lassen.
Therapieplan
Ich sehe es als sehr günstig, dass Kl jetzt sich zur Therapie entschlossen hat, denn ohne Behandlung droht ihm ein Abgleiten in eine Depression; bestenfalls könnte er sich ziemlich freud- und ereignislos durchs Leben treiben. Das wäre viel zu schade für diesen sympathischen Mann.
Kl. braucht zunächst stärkende Figuren, die ihm helfen können, die hartnäckigen Muster mit seiner Familie zu transformieren.
Anknüpfend an die Probesession arbeite ich mit Innerem Mann, Innerer Frau und Innerem Löwen, evtl. noch Weisem Mann, bevor wir uns an das Innere Kind wagen können und im weiteren an seine detaillierte Aufarbeitung.

Kommentierte Dokumentation der Probesession
Ein kurzer Teil des Beginns der Session ist leider nicht auf meinem Band enthalten. Die Session beginnt – nachdem ich ihn zum Kristall geführt habe (mit Rücksicht auf die depressive Gestimmtheit des Kl wähle ich nicht die klassische Treppe abwärts) - , dass Kl vor einer Sanduhr steht und das Gefühl der Leere (leere Zeit verrinnt) und des genauso leeren Wartens zum Ausdruck bringt. Hiermit drückt er seine momentane innere Verfassung aus.
Kl: Irgendetwas wird weggerissen ...
Th: Schau mal, was hälst du in deinen Armen ... in deinen Händen
Kl: ... eine Schallplatte
Th: Kannst du die richtig in deinen Fingern spüren?
Kl: Wie wenn da ein Zug drauf ist, ... weggerissen wird
Th: Schau dich mal um, wer da sonst noch ist, wer reisst denn an der Platte?
Kl: Ich seh jetzt nur noch zwei Hände ....
Th: Schau auf die Arme ... hinter den Händen ... die die Hände bewegen ... ( um Kl näher ins Bild zu bringen, mehr Information zu bekommen)
Kl: Das sind meine Eltern
Th: Wer steht da... deine Mutter, dein Vater? – Beide – Hälst du die Platte fest? (Verteidigt er seine Angelegenheiten? Fähigkeit zur Durchsetzung seiner Interessen?)
Kl: Ich kann sie nicht halten.
Th: Wie fühlt sich das an? Was ist das für eine Platte? Schau mal drauf.
Kl: Was ich nicht hören soll, Rock-Musik. (aha, Generationenkonflikt) .... irgendjemand sagt: das tut mir leid. Eine Stimme ... – wem gehört denn die Stimme? – zu meiner (verstorbenen) Mutter. (Das Numinöse in seiner Stimme lässt mich vermuten, dass hier Hemmung steckt, sich mit toter Mutter auseinander zu setzen, was zu überprüfen bleibt) – die kommt von einem anderen ... die kommt nicht von dem Zeitpunkt, kommt von später, diese Stimme.
Th: lass mal beide Mütter da sein, das macht nichts, wir sind hier in der Fantasie ... oder zeig der Stimme oder Mutter von später mal die Situation ... Du kannst hier alles machen, es ist alles erlaubt, vor allem ist alles möglich. – Pause - ... und du hälst die Platte fest? (das wäre ein Zeichen von Selbstbehauptung und Konfliktbereitschaft)
Kl: Ich hab sie nicht mehr, jetzt nicht mehr.
Th: Wie fühlt sich das an für dich? Deine Platte ...
Kl: Es ist nichts mehr da – was spürst du? – Die Leere, die Leere, die vorher da war, die Leere, als die Sanduhr aufhörte zu laufen. (Bestärkung des Eingangsthemas)
Th: Ja, alles leer, Hände leer ... deine Platte !!! (Scheibchen ziehen: ich provoziere)
Kl: zur Wut ist es zu machtlos. (hier zeigt sich seine mangelnder Durchsetzungswille sowie seine schwer gehemmte Aggression – auch durch Intonation zu erkennen)
Th: Dann sag doch mal deinen Eltern: ich fühle mich so leer ... Schau mal hin (Konfrontation)
Kl: Es ist alles weg, ihr habt mir das alles weggenommen ... und jetzt bin ich ganz leer und habe nichts mehr.
Th: Und horch auch noch einmal in dich hinein, was es mit dir macht? Was kommt da alles so hoch? (hier könnten Assoziationen kommen, ausserdem ist es eine Möglichkeit, ihm die Gelegenheit zu geben, damals sich nicht zugestandene Gefühle heute zu spüren.)
Kl: Traurigkeit ... – soll es seinen Eltern genau erzählen – ich bin so traurig, leer, frustriert, bockig, keine Lust auf nichts mehr.
Th: Ja, deine Eltern sollen mal hinschauen .... hören sie dich?
Kl: Ah, die Tür ist zu. – Kl fängt an zu weinen – (das Gefühl der Verlassenheit ist emotional stark besetzt)
Th: zeig ihnen mal, wie traurig du bist, wie alleine ....
Kl: ... wie ein Riegel vor. Die Tür, da kann man nicht durchsprechen, da hört keiner.
Th: Hast du es versucht? (Test seines gesunden Widerstandes)
Kl: Denke, ich muss sie aufmachen (Wille zur Änderung)
Th: Ja, das ist super, ein super Impuls. Ja, geh doch mal an die Tür, guck mal. Guck mal, was mit der Tür ist.
Kl: Sie geht schon auf... aber dahinter ist nichts. (Seine Handeln läuft ins Leere, findet keine Antwort. Eltern sind also innerlich nicht präsent in ihrer Elternrolle)
Th: Ruf doch mal., so wie du sie genannt hast, hallo Mama! Hallo Papa!
Kl: hallo! Ich geh jetzt erst mal durch den Gang durch. Sitzen im Wohnzimmer. Das war wahrscheinlich mein Zimmer. Sie läuft weg, wenn ich jetzt hinkomme. Sie läuft weg. (hier treffen wir auf eine gestörte Mutter-Kind-Beziehung: Mutter läuft weg!!)
Th: Frag sie mal ...
Kl: Es ist ihr zu viel, sie läuft weg.
Th: Sie läuft weg?? Weißt du, wovor sie wegläuft? - Es ist ihr alles zu viel. – Magst du sie fragen, was denn alles zu viel ist?
Kl: - mit wenig Energie - Was ist zu viel? - Keine Antwort ... – Ich müsste mich ändern.
Th: .... hast du einen Impuls, irgend etwas zu tun? (In Probesession lss ich das mal so stehen und versuche, ob es eine Erleichterung geben kann, indem Kl in Handlung geht)
Kl: Da ist immer wieder diese Leere ... das ist etwas, was in mir ist ...
Th: Ja, zeig es deiner Mutter doch mal: hier, da ... guck doch mal hin!
Kl: Guck doch, ich bin leer. Ich habe nichts. Ich habe nichts.
Th: Wo ist das denn hin, was da drin war? Weißt du, wer es genommen hat und wo es ist?
Kl: Nein ... weiss nur, dass ich wieder neu anfangen muss.... von vorne wieder. Aber mit was? (Kl fühlt sich nicht nur allein gelassen – seit Kindheit – sondern auch vor einem Neubeginn, den er sich nicht vorstellen kann, da er sich psychisch leer fühlt.)
Th: Kannst du mal deinen Vater herholen? (Scheibchen, ob Beziehung zum Vater tragender ist.)
Kl: Der ist weg, der ist jetzt gar nicht mehr da, der ist nicht da, er ist woanders, (kann nicht gerufen werden) Vielleicht auf der Arbeit.
Th: Was ist mit deiner Mutter? (Scheibchen: dann wieder zurück zur Mutter)
Kl: die ist mit dem Fahrrad weggefahren ... Ich weiss, ich bin jetzt allein und ich weiss jetzt nicht wohin und wie.
Th: Schau dich mal um, ist es dunkel .. oder hell ... oder kalt... oder warm...? (um allgemeine Gefühlsqualität des Kl. abzuchecken) Wie fühlt sich das an, wo du da bist?
Kl: Es ist dunkel ... es ist alles irgendwie ... ich weiss nicht, wohin ich gehen soll, ich bleib einfach sitzen. Weil ich enttäuscht bin. (hier kommt die ganze Rat- und Hilflosigkeit des Kl zu Ausdruck. Seine Verlassenheit rührt bereits aus Kindheitstagen. Kl ist Einzelkind. In Probesession gehe ich jetzt nicht tiefer hinein, sondern ziehe das Scheibchen Innerer Helfer, um ihn aus seinem Loch wieder raus zu bekommen)
Th: - erklärt Inneren Helfer -
Kl: - Pause – Da sehe ich ein Kreuz (Kl kommt aus christlichem Kontext)
Th: Ja, wie sieht das Kreuz aus? ..
Kl: da ist eine ganze Gruppe von Menschen... die sind alle in weiss. Sie sind ziemlich hell erleuchtet. .... Im Moment seh ich mich nicht.
Th: Magst du mal auf diese Gruppe näher zugehen? – leise Orgelmusik -
Kl: Sie läuft vorbei.
Th: Schauen sie dich an ... grüssen sie dich?
Kl: Ich sehe sie nur laufen, aber ich seh nicht, wo ich bin.
Th: Magst du dich bemerkbar machen? – lange Pause - ... oder ist dir lieb, wenn sie da an dir vorbeilaufen?
Kl: Ich weiss nicht, wo ich stehe. Ich seh mich nicht. Im Moment ist alles wieder dunkel. (das wiederholte: ‚ich seh mich nicht’ deutet auf gestörte Selbstwahrnehmung, Selbstschätzung hin, folglich treten wieder depressive Anteile in den Vordergrund)
Th: Was für ein Gefühl ist das: du bist gar nicht da! Dich gibt es gar nicht! (provokativer Check)
Kl: Nein, weitermachen ... weitermachen ... irgendwie zu wissen, irgendwann wird es wieder hell, immer auf der Suche nach dem Licht ... immer rennen, rennen. (Kl lässt sich nicht fallen, Wille ist da, weiss aber nicht wie)
Th: Guck dich doch mal um. Wer ist da hinter dir, der immer sagt: weiter, weiter!
Kl: das bin ich selber, weil es mir hier nicht gefällt.
Th: ... im dunkel, gefällt dir nicht? – Ja - .... Der da hinter dir, sieht der anders aus als du? (Scheibchen: gibt es da zwei unverbundene Persönlichkeitsanteile?)
Kl: Hinter mir ist niemand, ich bin allein.
Th: Ja, dann geh doch mal ganz schnell ... geh doch mal ... kommst du da vielleicht wieder in die Höhle mit dem Kristall? (da ich in Probesession nicht tiefer eingehen möchte, nehme ich die Gelegenheit, ihn praktisch ‚aus einem Raum in einen nächsten’ zu führen)
Kl: Es sieht aus wie eine Landschaft in der Nacht. Wie wenn man dem Tag entgegen geht, so ist das Gefühl. Da ist das Gras, auf dem man läuft und läuft ...
Th: ... aber es wird immer heller, oder?
Kl: Da sind immer noch die ganzen Sterne ... – lange Pause –
Th: schau mal, ist da ... schau dir mal die Sterne gut an ... den Himmel... vielleicht gibt es da ja auch anderes zu sehen?
Kl.: Da ist einfach immer das Gefühl von Warten ... zu wissen, es kommt, aber einfach nur warten. ... der Himmel, der grosse Wagen ... Da ist irgendwie noch ein Feuer dabei ... ein Lagerfeuer, das war vorher nicht.
Th: Magst du mal auf es zu gehen?
Kl: Ich sitze schon daneben.
Th: Sitzt du da ganz alleine?
Kl: - Pause – Irgend jemand sitzt da ... aber wer?n (Innerer Helfer?)
Th: Sprich ihn doch mal an, berühre ihn, tipp ihn an ...
Kl: Irgend jemand, den ich nicht so kenne.
Th: ja ... vielleicht fragst du ihn mal: wer bist denn du?
Kl: Er ist mitgezogen, die ganze Zeit. Aber trotzdem ein Fremder – direkt ansprechen –
Wer bist du? ... Wer bist du, der immer bei mir gewesen ist ...
Th: Du kannst auch näher an ihn ran gehen ... wie sieht er aus, was hat er an? (ihn näher ans Bild führen)
Kl: wie so ... komisch, er ist nicht mal fremd – sag ihm das – er ist irgendwie wie ein Schäfer ... Mantel ...
Th: Du machst mir den Eindruck wie ein Schäfer, du hast auch so einen grossen Mantel an ..
Kannst du erkennen, was für ein Gesicht er hat?
Kl: Es ist dazu dunkel, ich erkenne nur die Umrisse im Licht vom Feuer
Th: Macht er dir Angst? (welche emotionale Energie steckt hinter dieser Figur?)
Kl: Nein, jetzt nicht mehr.
Th: Du möchtest aber schon gern wissen, wer er ist, oder?
Kl: Ich weiss nur, er weiss den Weg. Ich kenn mich in der Gegend nicht aus, ... es sieht aus wie eine Savanne in Afrika. (braucht jemanden, der ihm seinen Weg aus seiner undurchsichtigen (Sinn?) Leere zeigt)
Th: ja, dann frage , nein bitte ihn....
Kl: Nein, er sagt: wir müssen warten bis der Tag kommt, wenn das Licht da ist, dann können wir weiter. – Da ist wieder das Gefühl des Wartens ... das Warten. Das ist wieder das gleiche, wie bei der Sanduhr.
Th: Schau mal, ob du ein paar Schritte vorwärts gehen kannst auf dieser Zeitskala und ... ob ihr beide euch dann tatsächlich auf einen Weg macht. (um ihn aus dem passiven Warten herauszuholen.) – lange Pause – geht das? Es kann auch sein, dass es nicht geht? (Kl immer die Wahl lassen, um freilaufenden Prozess zu gewährleisten)
Kl: Ich meine schon, aber .... ja, gehen tun wir ...
Th: geht er vor dir... geht er hinter dir ... geht er neben dir? (wer führt? Und enger ins Bild)
Kl: Ich bin meist vor ihm.
Th: weißt du wohin ihr geht ... oder weißt du das?
Kl: Nein. Wohin gehen wir? ER sagt nur: weiter!
Th: Sag ihm doch mal, was du gerne möchtest. (kann Kl in Aktivität gehen? Hat er Wünsche/Ziele) .... Geht das?
Kl: Da ist irgendwie so ein Ziehen, ein Vorwärtsziehen, aber ich weiss nicht was.
Th: Du, der alte Weise Mann .... vielleicht weiss er es?
Kl: Wohin zieht das? Was ist unser Ziel? ... Wohin? .... Wohin?
Th: Richtig gesprächig ist der auch nicht ...
Kl: Er ist still. ... Wir sind jetzt zusammen in den Tag gegangen .... wir sind jetzt irgendwie an ein Ufer gekommen. Ich weiss nicht, ob das eine Oase ist ... es sind Kamele dort
Th: Wie fühlt sich das jetzt so an, wenn du so in den Tag gegangen bist und auch angekommen bist ...
Kl: ... dass dieser Mann recht gehabt hat ... aber er ist jetzt nicht mehr da.
Th: er wollte dir auch den Weg zeigen.
Kl: es ist wie eine Oase .... ein Kamel..... als ob ich ihn jetzt nicht mehr bräuchte.
Th: Ist das ok für dich, dass er dich plötzlich verlassen hat?
Kl: Das ist in Ordnung, vielleicht war das irgendwie das Ziel.
Th: Schau dich noch einmal ein bisschen um, wie ist es da, wo du bist? (wie sieht das – unbewusste – Ziel aus?) ... Geh mal ein bisschen umher, vielleicht triffst du ja irgend welche Leute?
Kl: Kamele ... Leute sehe ich keine. Zu denen muss ich erst mal Kontakt kriegen.
Th: Wie machst du das? – Pause - Die sprechen eine andere Sprache - ? - Das sind jetzt Leute.
Th: Frag mal, wer die sind?
Kl: Die verstehen uns nicht - ehrlich? - Sie reden mit Händen und Füssen, aber es ist unsicher, ob sie mich verstehen. (Kl. begegnet wiederholt der Situation, dass er nicht gesehen bzw. nicht verstanden wird – fraktales Muster: wie in seiner Kindheit) Sie haben vielleicht ein Stück verstanden, aber nicht alles ... kann ich nicht nachvollziehen, weiss ich nicht.
Th: Wie fühlst du dich auf dieser Oase?
Kl: Ich versuch einfach weiter zu kommen.
Th: ... weiterkommen!! Merkst du was?
Kl: Es ist zwar ein Platz, eine Möglichkeit, aber man versteht sich nicht. Es ist erst mal so ein Ruhepunkt Aber wieder weiter! – Pause -
Th: Geh doch noch mal zurück in den Kristall, geht das? (da er nicht bleiben will, schicke ich ihn zurück in zurück, um noch andere Faszetten des Kristalls zu erkunden, Probesession!) ...
Wie ist die Höhle?
Kl: Die ist heller.
Th: sehr schön .... jetzt gehst du einfach mal zu einer anderen Faszette und guckst da mal hinein.
Kl: Da sehe ich einen grossen Tannenbaum, eine grosse Tanne.
Th: eine schöne Tanne? ... eine mächtige Tanne?
Kl: Es ist eine grosse Tanne
Th: Wie findest du sie ... sag es der Tanne selber.
Kl: Tanne, du siehst schön aus. Gleichmässig gewachsen ... steht auf einer Wiese.
Th: Magst du mal zu ihr gehen? (Versuch, ob Baum auch für Kl Stabilität geben kann)
Kl: Ich stehe direkt davor ...
Th: Geht es, dass du dich mal ganz fest an sie lehnst ... entweder umarmst ... oder mit dem Rücken an sie lehnst?
Kl: Die Zweige geben schon nach.
Th: Sie hat Zweige bis auf den Boden? - Völlig - Wie ist das, wenn die Zweige so nachgeben?
Kl: Verliere ich das Gleichgewicht ... muss ich aufpassen
Th: Kommst du denn an den Stamm ran? Lassen die Zweige das zu?
Kl: Es ist sehr dicht, sehr dicht.
Th: Sprich doch mal mit den Zweigen
Kl: Zweige, wenn ich euch wegdrücke ...ich möchte mal an den Stamm ran. – Jetzt geht es.
Th: Siehst du, wenn du etwas willst, dann geht das schon.
Kl: Jetzt steh ich vor dem Stamm, guck ihn an. Überall Zweige
Th: Sind es eigentlich abwehrende Zweige ... schützende Zweige .... streichelnde Zweige?
- regelmässige – Ja, wie fühlen sie sich an? Es kann auch sein, dass sie den Stamm verteidigen, dass sie nicht wollen, dass du da ran gehst. Oder sie sagen: komm ... Schützen sie dich dann auch gleich? Es ist ganz verschieden, spür mal, wie es ist.
Kl: Sie haben mich an den Stamm gelassen.
Th: widerwillig, weil du es wolltest? Oder ...
Kl: Nach der Bitte. – Jetzt fass ich den Stamm wieder an. Jetzt rüttel ich mal an ihm. Der steht kräftig fest.
Th: Frag ihn mal, wer oder was er ist.
Kl: Stamm, wer bist du? - Ich weiss nur, dass ich ihn jetzt umarme, so festhalte.
Th: Sag es dem Stamm, wie es sich für dich anfühlt. ... Vielleicht antwortet er auch etwas ...
Kl: da ist nur Ruhe – Stamm, du gibst mir Halt und Ruhe. - Ich bin froh, dass ich den Stamm gefunden habe. (hier ist eine innere Figur gefunden, die wir in die späteren Arbeit sehr gut einbinden können, sie ist ja gerade das Gegenbild zu Leere und seiner Unrast.)
Th. Möchtest du noch etwas tun oder zu ihm sagen? - Dann kannst du dich ja von ihm verabschieden und ihm sagen, dass du ihn bestimmt noch häufiger besuchen wirst.
Kl: Ich bin froh, dass ich dich getroffen habe, wir werden uns wiedersehen.
Th: schlägt vor: Ich gehe nämlich noch zu den anderen Faszetten und guck da auch noch mal rein.
Kl: Wir werden uns noch sehe, wir bleiben in Kontakt (das scheint Kl zu beruhigen)
Th: ja, ganz sicher. – Jetzt guck mal, was die Zweige machen?
Kl: sie schliessen sich, lassen nur einen Spalt offen.
Th:..... dass du wiederkommen kannst? – Ja – (gefühlvolle Musik und Pause, damit Kl diese positive Erfahrung etwas verankern kann)
Th: Magst du noch einmal zu dem Kristall gehen? – Ja – Wie sieht der Kristall jetzt aus, der Raum, indem der Kristall ist?
Kl: Wie vorhin auch, es ist nicht heller.
Th: Vielleicht magst du ein bisschen umhergehen, schaust dich um dabei, und das was dir interessant erscheint, da schaust du rein.
Kl: Da tanzen Leute ... – sind sie lustig? - ... Sie sind fröhlich
Th: Schau mal, ob es viele sind.... wo sie tanzen?
Kl: Es waren erst nur wenige, jetzt sind es immer mehr geworden.
Th: Wo tanzen sie denn?
Kl: Erst war es ein kleiner Saal, jetzt ist es ein grosser.
Th: vielleicht kannst du mal näher hinschauen, was sind das für Leute?
Kl: Ich kenne sie nicht.
Th: Schätz mal ab ... von ihrer Kleidung und ihrem Auftreten her ... was für Leute es sind?
Kl: Es sieht aus wie ein Ball!
Th: Schön gekleidet... wundervolle Kleider? Magst du mal auf sie zugehen?
Kl: Im Moment sehe ich mich nicht. (wieder nimmt er sich nicht wahr, fühlt sich als Niemand) Jetzt kommt ein Löwe angesprungen ...
Th: Das ist ja interesssant, ein kleiner Löwe ... ein grosser Löwe? (Löwe als archaische Figur für Mut, zumindest für Vitalität; checke mal, wie gross der Anteil ist)
Kl: Ein ausgewachsener. Ich weiss nicht .... er rennt, aber angreifen tut er nicht.
Th: Weißt du, was für ein Löwe das ist? Wieso kommt er jetzt? ... Gehört er zu den Leuten? Gehört er zu Dir? (für wessen Mut/Vitalität steht er denn?)
Kl: Er kommt einfach angerannt. Er rennt durch die Menge, die Menge macht ihm Platz. (Aha, möchte/kann er genauso unbekümmert Kontakt aufnehmen?)
Th: Aha, dann lauf du doch einfach hinterher, geht das? Merkst du was...?
Kl: Ich kann nicht so schnell. Aber ich guck hinterher, wohin er rennt.
Th: Ja, der rennt da einfach rein, und die machen ihm auch alle Platz!
Kl: Irgendetwas hat er im Visier. ... Aber mich nicht, mich hat er nicht im Visier.
Th: Ist er schon weit von dir weg?
Kl: Irgendetwas hat er sich geholt, aber was oder wen ...?
Th: Flieg doch mal hinterher, es ist alles möglich, du willst es doch wissen ...
Kl: - verwundert – Blumen hat der im Maul!
Th: Will er die fressen ... oder will er sie jemandem übergeben?
Kl: Jetzt verschwindet er wieder ... – na, du wolltest doch noch wissen ... halte ihn fest, es ist alles möglich. – Er rennt durch die Wand! Weg ist er.
Th: Na, das ist eine schöne Sache .... mit Blumen im Maul (verlasse diese Szene wieder)
Sag mal, was ist mit diesem Ball? Magst du mal da hineingehen?
Kl: Sieht aus wie ... – geradezu erstaunt - aber ich bin immer noch da! – Pause –
Th: Ja, magst du mal Kontakt aufnehmen ...
Kl: verwirrt sind die alle irgendwie ... seitdem der Löwe durchgelaufen ist.
Th: Woran erkennst du, dass die verwirrt sind?
Kl: die reden alle durcheinander ... die ganze Gestik...gucken sich jetzt alle fragend an
Th: Hast du einen Impuls, ihnen irgendetwas zu sagen
Kl: nein, wir wundern uns alle.
Th: Aber wie stehen die Leute zu dir? Empfangen sie dich freundlich?
Kl: Man gehört dazu. (hier treffe ich auf einen ganz anderen Persönlichkeitsanteil, seine frohe, dem kultivierten Umgang zugängliche Seite)
Th: Wie ist das denn, wenn du so dazu gehörst? Was ist das für ein Gefühl?
Kl: Man gehört da dazu, man ist gleich, - leise Walzermusik – Ist irgendwie eine Zusammengehörigkeit. Man gehört irgendwie dazu.
Th: Sag diesen Menschen mal, wie du es dort findest
Kl: Schön sie zu sehen. Man begrüsst sich gegenseitig, es ist so ein Rahmen, es ist Stil dabei, man versteht sich und kann da irgendwie auf einander zugehe. Da ist auch gegenseitige Anerkennung, keine Ablehnung. Man kann auch miteinander reden
Th: Ja, sage es ihnen doch mal.
Kl: Wir können miteinander reden, irgendetwas haben wir gemeinsam.
Th: Sag mal wie du dich fühlst, die machen doch ein tolles Fest
Kl: Das ist hier ein tolles Fest ... ich könnt viel mehr aus mir rausgehen – Kl blüht auf!! (hier hat Kl – wenn wir alle Details mal weglassen – sein bisher so nebulöses Ziel erreicht: er kann aus sich herausgehen, wird also auch gesehen, er wird verstanden und anerkannt, er ist glücklich!)
Th: Ja, dann tu das doch mal!! Schnapp dir mal eine davon – Walzer laut –
Kl: Bin ganz aufgeregt, Jetzt geht was ab. – Aaaaach - Geniesst in volen Zügen - l
Th: Zeig das kurz mal deinen Eltern (zurück zu Ausgangspunkt, auch eine Konfrontation mit neuen Voraussetzungen)
5 Minuten Walzer
Th: Wie war das mit deinen Eltern?
Kl: Sie wissen jetzt, dass ich nicht der bin, zu dem sie mich erzogen haben. (Muster hat sich verändert: aus dem vereinsamten Kind, das nicht im Stande ist, seine Rechte zu verteidigen ist ein schwungvoller, fröhlicher junger Mann geworden, der seinen Eltern sagt: ich bin ganz anders)
Th: haben sie das erkannt?
Kl: Ich hab es ihnen gesagt. (das ist ja noch besser: Kl handelt!)
Th: Wie haben sie darauf reagiert?
Kl: Gar nicht, so wie vorher auch nicht. (der gesamte Kontext ist nicht gekippt, das ist auch nicht die Aufgabe einer Probesession)
Th: - schlägt zum Abschluss vor, dass er irgend etwas mit auf den Ball nimmt, was ihm lieb ist, - vielleicht aus der Session den Stamm ... du kannst ihn ja in die Mitte stellen oder sonst etwas damit machen, lass deiner Fantasie freien Lauf ... vielleicht nimmst du auch deine Eltern und wirbelst sie mal richtig rum und sagst ihnen: nun macht doch mal mit ...
Kl: ... sind nicht mehr da.
Th: Mach dir jetzt ein wunderschönes Fest, ich lass dich jetzt allein, du kannst machen was du willst...
10 Min. Walzer volles Rohr.