Praxislizenzarbeit Gudrun Esser

Sitzung: Mutter (25.1.2001)

Tiefenentspannung: Treppe
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Sie kommt in einen Raum, der vollkommen leer ist, sie kann nur einen Fußboden und Wände erkennen. Sie weiß nicht was sie da soll. Es kommt niemand den sie fragen kann. Ich versuche durch Scheibchen ziehen etwas in Gang zu bringen. Erst meine Frage nach der Lichtquelle, denn sie kann ja den Fußboden erkennen, bringt etwas in Bewegung. Sie sieht ein Fenster und da urch einen Garten und dann sieht sie die Glastür.
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Kl.: Da ist eine Tür – eine Glastür und da geh' ich raus.
Th.: Bis du dann direkt im Garten?
Kl.: Ja.
Th.: Ja, dann guck' dich mal im Garten um, was du da siehst. (Pause)
Gibt's da irgend etwas besonderes?
Kl.: Nein, eigentlich nicht.
Th.: Ist es Frühling oder was für eine Jahreszeit? Blühen die Blumen?
Kl.: Sommer. – Es ist Sommer.
Th.: Wie fühlst du dich?
Kl.: Ich fühle mich hier in dem Garten wohl.
Th.: "Ich fühle mich in dir wohl." – sprich den Garten direkt an, der versteht dich.
Kl.: Ich fühle mich in dir wohl. Mir gefällt es hier.
Th.: Du kannst ihm auch sagen, was für ein Gefühl du hast, jetzt in ihm zu sein. (Pause)
Was ist das so für ein Gefühl, in dem Garten zu sein jetzt – im Sommer – die Blumen blühen.
Kl.: Das ist ein angenehmes Gefühl. Ich genieße das. Es ist warm. Es ist alles grün.
Th.: Klar, das ist auch schön – so ein Garten. Das kannst du dem Garten ruhig sagen. Du kannst sagen: "Ich fühle mich wohl in dir."
Kl.: Garten, ich fühle mich wohl in dir.
Th.: Vielleicht kannst du ja jetzt den Garten mal fragen, was er dir sagen will. Warum er aufgetaucht ist. (Pause)
Kl.: Garten, kannst du mir sagen, warum du jetzt aufgetaucht bist. Was willst du mir sagen? (Pause)
Er will mir bloß sagen, daß ich mich immer wohl gefühlt habe in ihm. Daß ich es schön finde. Daß ich gerne draußen bin.
Th.: Das ist auch schön– in der Sonne – in der Wärme.
Guck' mal, ob du noch jemanden siehst, der vielleicht das gleiche Gefühl hat. Der auch den Garten genießt und die Wärme und die Sonne. – Vielleicht gibt es auch einen Nachbargarten, wo auch jemand ist. Guck' dich mal um.
Kl.: Es sind meine Geschwister, die klein sind. Die rennen auf der Wiese 'rum. Die fühlen sich genauso wohl.
Th.: Möchtest du da auch mit herum rennen? Fühle mal in dich hinein, ob du das auch gerne machen möchtest.
Kl.: Nein. – Möchte ich nicht. - Ich genieße das, denen zuschauen zu können.
Th.: Guck' mal an dir runter. Wie alt bist du jetzt? Was hast du für Schuhe an und du kannst ja vielleicht an deiner Kleidung sehen, wie alt du bist. (Pause) Bist du die H. von jetzt oder bist du die kleine H., die auch in dem Alter von ihren Geschwistern ist, die da auf der Wiese herumlaufen.
Kl.: Ich bin jetzt die kleine H.
Th.: Und die kleine H. steht da und schaut ihren Geschwistern zu?
Kl.: Ja.
Th.: Und was machen die Geschwister? Bemerken die dich nicht?
Kl.: Doch.
Th.: Sagen die nicht, H. komm' her und spiel' mit uns?
Kl.: Doch, die sagen das, aber ich möchte nicht.
Th.: Na gut, dann sag's ihnen.
Kl.: Ich möchte nicht mit euch spielen. (Pause)
Th.: Und was ist das für ein Gefühl: du möchtest nicht mit deinen Geschwistern spielen und die sagen: "Komm, H., komm spiel' mit uns." und die H. steht da und sagt: "Ich möchte nicht." - Hör' mal in dich rein. Ist das so richtig?
Was ist da, was da sagt: "Ich möchte nicht."?
Kl.: Das ist eigentlich kein schlimmes Gefühl, weil ich den Garten genieße. Ich genieße die Wärme. Ich genieße meinen Geschwistern zuzuschauen. Das ist kein schlimmes Gefühl. Ich genieße es.
Th.: Dann bist du zufrieden mit dem Gefühl, deinen Geschwistern zuzuschauen?
Kl.: Ja.
Th.: Gut. Jetzt machen wir mal eins: ................. die Zeit geht 'rum. Und es wird Abend. Und deine Geschwister müssen ja auch mal wieder nach Hause. Die Mutti ruft vielleicht – oder der Papa. Und was macht die H.? Steht die da immer noch und guckt da zu? Oder was macht die H. jetzt?
Kl.: Ich stehe immer noch da.
Th.: Und wo sind die Geschwister jetzt?
Kl.: Die haben gehört, daß wir 'rein sollen. Die Mutter hat gerufen. Die Zeit ist unheimlich gerannt.
Th.: Und du stehst immer noch da im Garten und willst gar nicht 'rein?
Kl.: Nein.
Th.: Fühl' mal da 'rein. Was hält dich ab so wie deine Geschwister jetzt auch ins Haus zu gehen? Das ist ja eigentlich normal, daß man dann gespielt hat und abends dann wieder heim muß, weil man ins Bett muß, Abendessen und waschen und was da so alles ist. Guck' mal, was fühlt die H. da, daß die da jetzt alleine im Garten bleibt.
Kl.: Ich möchte gerne da bleiben. Ich möchte noch nicht 'rein.
Th.: Gut. Dann sag's mal deiner Mutter. Oder demjenigen, der gerufen hat.
Kl.: Ja. Meine Mutter hat gerufen.
Th.: Dann laß deine Mutter noch mal auftauchen und sag' ihr: "Mutti, ich fühle mich hier im Garten wohl. Ich möchte nicht heim." – Willst du das machen?
Kl.: Ja.
Mutti, ich fühle mich hier so wohl im Garten. Ich möchte noch eine halbe Stunde draußen bleiben. (Pause)
Sie sagt ja.
Th.: Dann hast du ja eine verständnisvolle Mutter, daß die das akzeptiert, daß du gerne noch draußen bleiben möchtest.
Dann schau dich noch mal im Garten um. Was ist da jetzt? Deine Geschwister sind nicht mehr auf der Wiese. Und du bist jetzt noch da draußen. Was machst du da jetzt?
Kl.: Ich genieße, daß ich noch länger draußen bleiben darf.
Ich bin eben gerne draußen.
Th.: Was machst du da jetzt so lange?
Kl.: Ich sitze auf einer Schaukel.
Und freue mich, daß ich noch da sein darf.
Th.: Dann schaukle mal und genieße das mal. (Pause) (Musik)
Wir gehen jetzt mal ein bißchen weiter – die halbe Stunde ist jetzt 'rum. Was passiert jetzt?
Kl.: Meine Mutter ruft. Ich muß 'rein.
Th.: Macht das die H. jetzt?
Kl.: Ich muß ja.
Th.: Willst du deiner Mutter mal sagen; vielleicht: "Ich würde gerne noch draußen bleiben. Ich verstehe das ja, daß ich jetzt 'rein muß." Oder was du ihr sagen möchtest. (Pause) Oder du kannst ihr auch einfach sagen: "Ich möchte aber noch nicht. Ich möchte nicht 'rein. Ich fühle mich draußen viel wohler. Ich möchte nicht ins Haus." Was für dich stimmiger ist.
Kl.: Ich möchte noch nicht ins Haus zurück. Ich möchte noch draußen bleiben.
Th.: Du hast eben schwer geatmet. Da ist irgendwas. Du willst nicht ins Haus. Du willst draußen bleiben. Du fühlst dich draußen sicherer.
Kl.: Ja.
Th.: Sag' deiner Mutter das. Was ist das für ein Gefühl? Sag' ihr das, was du jetzt so fühlst. Warum du so schwer atmest. Warum du nicht in das Haus willst.
Kl.: Ich möchte da nicht ins Haus. Ich möchte noch draußen bleiben. (Pause)
Diese Hektik – dieser Streß. Das ist mir zu viel.
Th.: Ja. Sag' das deiner Mutter.
Sag's ihr!
Sag' deiner Mutter: "Nur wenn ich draußen bin, dann habe ich meine Ruhe." Sag' ihr das, was du jetzt fühlst.
Kl.: Ich möchte noch draußen bleiben. Da habe ich meine Ruhe. Es ist mir zu laut. Es ist zu stressig. Außerdem hatte ich nicht viel Zeit draußen zu sein.
Th.: ...habe ich nicht viel Zeit, draußen zu sein. Denn du bist ja jetzt die kleine H. Sag' das deiner Mutter.
Kl.: Ich habe nicht viel Zeit, draußen zu sein. Ich möchte noch ein bißchen draußen bleiben. (Pause)
Th.: Was sagt deine Mutter darauf?
Kl.: Schimpft.
Th.: Ist das so richtig, daß sie mit dir schimpft? Wie fühlst du dich, daß sie mit dir schimpft?
Kl.: Ich fühle mich nicht gut, weil die schimpft ja nur mit mir.
Th.: Sag's ihr.
Kl.: Du schimpfst ja nur mit mir.
Th.: Sag' ihr jetzt alles, was du ihr sagen willst. (Pause)
Kl.: (H.s Stimme wird fordernder) Du schimpfst immer nur mit mir. Ich will jetzt hier draußen bleiben. Ich habe den ganzen Tag nicht viel Zeit zum Spielen – zum Draußen-sein. Ich möchte noch nicht 'rein.
Es ist mir zu laut. Der Streß beim Abendbrot – das Geschreie. Das ist mir zuviel. (Pause)
Th.: Ja. Atme tief. Das ist richtig. Laß' das Gefühl ruhig zu.
Schau mal wie deine Mutter reagiert, nachdem du ihr das gesagt hast.
................. Schau' was sie macht. Wie sie reagiert.
Kl.: Sie ist genervt. Sie ist gestreßt. Sie hat nie Verständnis.
Th.: Sag' ihr das: "Du bist zwar genervt und gestreßt, aber du verstehst mich ja nie."
Kl.: Du verstehst mich nicht. Du bist nur genervt, gestreßt, hast nie Rücksicht auf mich genommen. Ich mußte immer nur auf alles Rücksicht nehmen.
Th.: "Du nimmst nie Rücksicht auf mich." Sag's ihr direkt.
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Ich unterstütze sie mit fordernder Stimme, damit sie in ihren Emotionen bleibt
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Kl.: Du nimmst nie Rücksicht auf mich. Immer muß ich Rücksicht auf dich nehmen.
Th.: Ja, genau.
Kl.: Und das pack' ich nicht. Ich will nicht. Ich kann's nicht mehr.
Th.: Ja. Sag's ihr.
Kl.: Ich will's nicht, Mutti. Ich kann nicht.
Th.: Ja, genau. Sag' du hast nie Zeit zum Spielen, du mußt immer arbeiten.
Kl.: Ja.
Th.: Du mußt für deine Geschwister sorgen, was sie eigentlich machen müßte. Du bist ein Kind. Du brauchst sie. Du brauchst deine Freiheit und das Spielen. Sag' ihr das.
Kl.: Ich brauche meine Freiheit. Ich möchte spielen. Ich möchte nicht immer nur aufpassen und Verantwortung haben. Ich brauche auch etwas Verständnis – Freiheit – Ruhe, all' das bekomme ich nicht.
Th.: Nur immer Pflichten...
Kl.: Ja. Immer nur Pflichten habe ich. Verantwortung.
Th.: Sag' ihr, das läßt du dir nicht mehr gefallen, das machst du nicht mehr mit. Kannst du ihr das sagen? – Atme, atme tief durch.
Kl.: Ich will mir das nicht mehr gefallen lassen. Ich lasse mir das nicht mehr gefallen. Ich will das nicht mehr mitmachen. Das ist zu viel.
Th.: Eben. Es bleibt dir nur übrig, in den Garten zu flüchten, damit du mal ein bißchen Ruhe hast. Sag' ihr das.
Kl.: Ich muß in den Garten flüchten, einfach damit ich mal ein bißchen Ruhe bekommen kann. Da fühle ich mich wohl, da will ich hin, da will ich 'raus. Ich will nicht mehr. Ich kann nicht mehr. Ich mache es nicht mehr.
Th.: Was sagt sie darauf?
Kl.: Sie schaut mich nur dumm an.
Th.: Sag' du machst es nicht mehr in Zukunft. Sie soll sich um ihre eigenen Sachen kümmern und du machst es nicht mehr. (Pause)
Schau sie mal an. – Versteht sie dich denn?
Kl.: Nein.
Th.: Was ist das für ein Gefühl in dir jetzt? Sie versteht dich noch nicht einmal.
Kl.: Ihr ist es nicht bewußt, was sie mit mir gemacht hat.
Th.: Das hast du ihr ja gesagt.
Kl.: Sie glaubt, daß sie alles richtig macht. Es ist aber nicht alles richtig gewesen.
Th.: Sag' ihr das. Es ist alles falsch, was du mit mir machst. Sag' ihr das. "Ich bin ein Kind. Ich bin deine Tochter. Und auch wenn ich die Älteste bin, ich brauche auch meinen Freiraum, ich will auch spielen." Sag' ihr das noch mal und sie soll das einsehen, daß das so ist.
Kl.: Ich bin dein Kind. Seh's doch ein: ich will auch meine Freiheit haben. Ich bin auch noch ein Kind. Ich will auch spielen; nur immer Pflichten, kein Verständnis, immer nur Druck, immer nur tun, immer nur machen – ich kann's nicht. Ich will nicht. Ich kann es nicht mehr. Seh's ein. Es geht nicht. Das ist mir alles zu viel. Ich packe den Druck nicht mehr. –
Und wenn was falsch ist: ich war immer die Böse – immer ich.
Th.: Ich bin immer die Böse.
Kl.: Ich bin immer die Böse. Ich mache immer alles verkehrt. Du machst nie was verkehrt. Du machst immer alles richtig glaubst du. Aber ich kann nicht mehr. Diesen Druck immer alles richtig zu machen, immer auf alles achten. Das kann ich nicht mehr. Ich schaffe es nicht mehr. Es ist zu viel.
Th.: Und sag' ihr, du traust dich nicht mal mehr ins Haus, weil das so schlimm ist für dich. Der ganze Kram und weil du immer Angst hast, daß wieder was neues auf dich zukommt. Und der ganze Krach. Sag' du bleibst lieber im Garten und hast Angst davor, überhaupt ins Haus zu gehen. Sag' ihr das.
Kl.: Ich bleibe lieber hier im Garten. Ich möchte nicht in die Wohnung. Ich habe keine Lust mit 'reinzugehen. Ich möchte nur mal meine Ruhe haben. Ich habe Angst – dieser Streß – diese Hektik. Ich packe das manchmal nicht. Ich will noch ein bißchen draußen bleiben, denn da habe ich meine Ruhe.
Th.: Was sagt sie darauf? (Pause)
Guckt sie dich denn wenigstens an?
Kl.: Ja. Sie guckt mich an. (Pause)
Th.: Aber nur mit angucken ist dir ja nicht geholfen. Sie soll dir mal versprechen, daß sie dich jetzt in Ruhe läßt, daß du so leben kannst, wie ein kleines Kind in dem Alter auch zu leben hat. Ob sie das macht? Guck' mal.
Kl.: Sie guckt mich an, als weiß sie nicht mehr weiter.
Th.: Ja, daß ist ja auch was vollkommen Neues, daß die Tochter sagt, ich mache da nicht mehr mit.
Kl.: Ich will einfach leben, wie ein Kind, ohne Pflichten, ohne Verantwortung. Das ist zu viel. Ich bin ja gerne bereit zu helfen, aber nicht so viel.
Th.: Du kannst ihr sagen, ich würde das machen, was ein Kind in dem Alter machen kann. Das ist ja auch okay. Ein paar Pflichten kann ja auch jedes Kind übernehmen. Aber du willst ja nicht alles machen. Du willst ja nicht für deine Geschwister verantwortlich sein und bekommst dann auch noch geschimpft, daß nicht alles richtig ist. Du hast überhaupt keine Kindheit. Sag' ihr das mal.
Kl.: Das ist mir alles zu viel. Die Verantwortung für die Geschwister. Meine Pflichten, die ich im Haushalt zu machen habe. Ich möchte auch mal Kind sein. Das ist alles zu viel. Ich bin überfordert damit. Ich kann nicht mehr. Ich will nicht mehr. Ich will auch Kind sein.
Th.: Sie soll dir das jetzt sagen, daß sie dich in Ruhe läßt, daß du jetzt Kind sein darfst. Und sie soll sich dafür entschuldigen, daß sie dir alles aufgehalst hat und für die ganzen Verletzungen, die sie dir zugefügt hat. Schau' mal, ob sie das macht. (Pause)
Oder vielleicht kannst du sie ja auch unter Druck setzen und sagen, du gehst überhaupt nicht mehr ins Haus. Schau mal, wie sie dann reagiert. Was möchtest du machen?
Kl.: Wenn sich das nicht ändert, gehe ich gar nicht mehr ins Haus. Dann bleibe ich draußen. (Pause)
Th.: Na, wie reagiert sie darauf?
Kl.: Sie tobt erst mal. Weil sie der Meinung ist, sie ist immer noch im Recht.
Th.: Dann kannst du ihr sagen, daß sie nicht im Recht ist, daß sie gar nicht zu toben braucht. Daß das die Wahrheit ist.
Kl.: Du brauchst nicht zu toben. Du weißt ganz genau, daß ich recht habe. Daß das zu viel ist. Da mußte ich alles auf mich aufhalsen, weil dir das alles über den Kopf wächst, daß ich das alles abkriegen muß. (Pause)
Du schiebst alles nur auch mich weiter. Ich bin dann schuldig, wenn dir alles über denn Kopf wächst. Du mußt es mir weitergeben. Das ist mir aber zu viel, ich schaffe es nicht. Ich bin ja bereit zu helfen, aber was zu viel ist, ist zu viel. Ich gehe daran kaputt.
Ich will einfach Kind sein – wie die anderen auch. (Pause)
Th.: Und? Wie reagiert sie?
Kl.: Sie tobt noch ein bißchen.
Th.: Du kannst ihr sagen, sie braucht gar nicht zu toben. Du hättest eigentlich den Grund, zu toben. Sie soll sich bei dir entschuldigen.
Kl.: Du brauchst gar nicht so lange 'rumzutoben. Du hast gar keinen Grund. Du müßtest dich normal bei mir entschuldigen. Du weißt ganz genau, daß du Fehler gemacht hast. (Pause)
Th.: ........... Was sagt sie? (Pause)
Kl.: Sie hat sich beruhigt.
Th.: Frage sie jetzt, ob sie dich versteht.
Kl.: Verstehst du mich? (Pause)
Th.: Sie soll mit dem Kopf schütteln oder mit dem Kopf nicken – je nach dem.
Kl.: Sie nickt und sagt, sie versucht mich zu verstehen.
Th.: Sie soll es aber wirklich verstehen. Denn nur zu Versuchen - das nützt nichts. Sie soll's wirklich ganz konkret einsehen, daß sie dir Sachen zumutet, die für ein Kind einfach zu viel sind.
Kl.: Hmm!? Meine Mutter ist stur.
Th.: Das ist ja auch für sie bequemer, alles auch dich abzuwälzen. Sag' ihr einfach, ich mache da nicht mehr mit. Ich lasse mir das nicht mehr gefallen. Ich will so leben, wie ein Kind in diesem Alter zu leben hat. Und daß du Streß hast, dafür kann ich ja nichts. Das ist deine Sache. Sag' ihr das noch mal.
Kl.: Daß du Streß hast, da kann ich nichts dafür, das ist deine Sache. Damit mußt Du fertig werden. Aber ich bin noch ein Kind. Ich kann nichts dafür, wenn du Streß hast. Ich möchte Kind sein.
Th.: Genau. Es geht jetzt um dich.
Kl.: Hier geht es ganz alleine nur um mich. Das mußt du einsehen.
Th.: Laß' sie jetzt nicht 'raus. Sie soll sich entschuldigen bei dir für alles und soll dir versprechen, daß sie dich auch wie ein Kind behandelt. Wie das ist für ein Kind in dem Alter. Sie soll sich bei dir entschuldigen.
Kl.: Ich möchte, daß du dich bei mir entschuldigst und mich auch ab jetzt wie ein Kind behandelst. So wie sich das gehört in meinem Alter. (Pause)
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H. hat schon einige Zeit die Hände auf der Brust.
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Th.: Fühl' mal in deinen Körper hinein. Wo fühlst du diesen Druck?
Kl.: Im Brustkorb. Wie ein Nadelkissen im Moment.
Th.: Sag' deiner Mutter das mal: "Du machst mir so einen Druck, daß ich das heute – viele Jahre später - noch spüre." Sag' ihr das.
Kl.: Du machst mir so einen Druck, daß ich das heute noch spüre. Daß ich einen Druck im Brustkorb habe, daß ich das heute noch nachvollziehen kann, wie es mir als Kind ging. Das spüre ich heute noch. So schlimm war das für mich.
Th.: Sag' ihr das: "Das ist so schlimm für mich, daß ich viele Jahre später noch den Druck spüre – noch die Stiche. Und ich will jetzt, daß du das einsiehst, daß du daran Schuld bist." Und zwar auf der Stelle. Nicht immer herausreden, sie hat auch Streß gehabt. Aber sie ist deine Mutter. Sie soll sich das mal anschauen, was sie mit dir macht.
Kl.: Schau' dir das an, was du mit mir machst – was heute noch in mir ist. Was ich als kleines Kind durchgemacht habe. Und daß du Streß hattest, dafür kann ich nichts. Aber was noch nach Jahren in mir ist, dieser Druck, daß es heute noch weh tut – nach den Jahren – was ich durchgemacht habe, dafür möchte ich, daß du dich entschuldigst bei mir.
Th.: Und zwar wirklich so, daß es glaubhaft ist. Nicht nur wieder so eine Schein-Entschuldigung.
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Mutter war in vorhergehenden Sitzungen rasch zu einer Entschuldigung bereit.Ich hatte dabei immer das Gefühl, daß H. dadurch das Thema beenden oder diesem ausweichen wollte. Ich will sie jetzt beim Thema halten um ein kippen herbeizuführen.
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Kl.: Sie tut sich sehr schwer damit.
Th.: Ja. Aber verlange es. Laß' es dir nicht gefallen. Du hast jetzt die Möglichkeit, den Druck loszuwerden, den sie dir macht.
Kl.: Ich möchte, daß du dich ehrlich und wirklich bei mir entschuldigst. Daß du es ehrlich meinst und nicht darum drückst.
Th.: Nicht nur verständnislos in die Gegend schauen...
Kl.: Ich möchte, daß du dich ganz ehrlich entschuldigst bei mir. Wenigstens das kann ich erwarten. Das was ich erlebt habe, kann man nicht mehr gutmachen, aber entschuldigen dafür, das kannst du.
Th.: Und daß sie dich in Zukunft in Ruhe läßt und wie eine Kind behandelt. Du bist ja die kleine H. Sie soll sich jetzt entschuldigen. Sie soll auf die Knie gehen oder soll 10 Kniebeugen machen. Schau mal, ob sie das macht. Sag': "Beweise mir das du das ernst meinst, entschuldige dich bei mir und gehe auf die Knie."
Kl.: Beweise mir, daß du das ernst meinst, wenn du dich entschuldigst. Ich möchte, daß du auf die Knie gehst und dich bei mir entschuldigst, daß es dir leid tut. (Pause)
Sie tut sich schwer, aber sie geht auf die Knie.
Th.: Ist das für dich okay? Sie soll dir jetzt ganz laut und deutlich sagen, ich entschuldige mich und ich werde das nie mehr tun. Oder ist das für dich jetzt nicht genug? Du mußt da jetzt mal in dich hineinfühlen, ob das dir den Druck nimmt, daß sie jetzt auf den Knien ist. Ist das für dich genug für all' das, was sie dir angetan hat, daß sie sich da nur hinkniet und entschuldigt?
Kl.: Ich weiß, daß das für sie unheimlich Überwindung kostet.
Th.: Das kannst du ihr sagen.
Kl.: Ich weiß, daß das für dich unheimlich Überwindung kostet, allein dich zu entschuldigen und das zu tun.
Th.: Ist das glaubhaft jetzt für dich?
Kl.: Ja. Weil ihr das auch schwer fällt.
Ich möchte jetzt, daß du dich laut und deutlich bei mit entschuldigst dafür. (Pause)
Sie entschuldigt sich bei mir.
Th.: Und was sagt sie?
Kl.: Daß es ihr leid tut. Sie entschuldigt sich deswegen bei mir. Und daß ich Kind sein darf.
Th.: Vielleicht kann sie dir auch irgend einen Vorschlag machen, daß sie dir die Arbeit jetzt abnimmt und daß du mit deinen Geschwistern spielen darfst. Sie soll dir was konkretes sagen. Oder du kannst ihr sagen, das und das mache ich nicht mehr – wie sie dann reagiert. (Pause)
Kl.: Sie will mir einiges abnehmen. Daß ich mehr Zeit habe.
Th.: Sagt sie das?
Kl.: Ja.
Th.: Gut. Du gehst jetzt ins Haus. Und schau mal, wie das jetzt ist. Vorher hattest du Angst, 'rein zu gehen. Deine Mutter hat gesagt, sie will dir einiges abnehmen. Ob sich das was geändert hat. – Wie du dich jetzt im Haus fühlst. Oder was ist da? Gehst du gerne ins Haus jetzt nachdem sich die Mutter entschuldigt hat und gesagt hat, sie will dir einiges abnehmen?
Kl.: Ja, ich gehe jetzt lieber 'rein. Ich bin wohl gern draußen – es ist ja auch Sommer. Es ist schön draußen. Und die Zeit geht so schnell vorbei. Und ich will abends nicht immer mit meinen Geschwistern zusammen 'rein. Ich bin ja älter wie die. Und da muß ich bei ihr immer kämpfen, daß ich länger draußen bleiben kann, weil ich's nicht einsehe, daß ich immer mit denen zusammen 'rein muß.
Th.: Das steht dir ja auch zu.
Kl.: Ja, das wollte sie aber nicht. Ich mußte immer mit den zusammen 'rein. Da muß ich kämpfen.
Th.: Sag' das deiner Mutter jetzt. Sag' ihr: "Ich bin älter als meine Geschwister und ich muß auch mehr arbeiten als die anderen und es steht mir auch zu abends länger draußen zu bleiben."
Kl.: Ich habe keine Lust, abends mit meinen Geschwistern 'reinzugehen. Ich bin älter wie die. Ich habe meine Arbeit gemacht. Und ich möchte länger draußen bleiben. Ich möchte nicht mit den Kleinen 'rein.
Th.: Und sag' ihr, in Zukunft bleibst du abends länger draußen. Das Recht hast du auch.
Sag' ihr das.
Kl.: Ich Zukunft bleibe ich abend länger draußen. Das Recht habe ich und das Recht nehme ich mir.
Th.: Was sagt sie darauf? Ist das okay für sie?
Kl.: Das scheint okay für sie zu sein.
Th.: Sie soll dir sagen, ob das in Ordnung ist.
Kl.: Ist das in Ordnung so? – Ja.
Th.: So. Dann kannst du vielleicht noch eine Weile draußen bleiben – so lange du Lust hast. Und wenn du Lust hast, gehe dann ins Haus. Schau mal, wie das so ist. Wie sich das dann anfühlt. (Pause) (Musik)
Du bist noch eine Weile draußen. Es fängt jetzt schon an, ein bißchen dunkler zu werden und kühler. Dann schau mal, wie das jetzt so ist. Ob du jetzt Angst hast, ins Haus zu gehen oder ob du jetzt denkst, ich könnte jetzt mal wieder 'rein gehen. Schau mal, wie sich das so anfühlt.
Kl.: Ich fühle mich jetzt besser.
Th.: Gut. Dann gehe mal ins Haus 'rein und schau mal, was da jetzt ist. Ob deine Geschwister noch da sind. Ob die noch laut sind.
Kl.: Die sind noch alle da. Es ist nicht mehr so laut.
Th.: Du kannst deine Geschwistern vielleicht auch sagen, ich sehe, ihr seid alle da, aber ihr seid nicht so laut, wie sonst.
Kl.: Ich sehe, ihr seid noch alle da, und ihr seid nicht so laut, wie sonst.
Ich war länger draußen, als ich dachte. Meine Geschwister sind schon im Schlafanzug.
Th.: Da schau mal, was anders ist als sonst, denn Deine Mutter hatte ja versprochen, dir nicht mehr so viele Pflichten zu geben. Ob da irgend etwas anders ist als sonst? Ob du jetzt was anderes machst? Oder wozu du Lust hast, was du sonst vielleicht nicht hättest machen können. Schau mal, ob dir irgend etwas einfällt.
Kl.: Zumindest bin ich in Ruhe und kann das tun, wozu ich Lust habe.
Th.: Schau mal konkret, was machst du denn jetzt? Was du sonst nicht machen könntest. Vielleicht kannst du noch ein bißchen lesen, ein Märchenbuch lesen oder irgendwas, oder was du sonst nicht machen darfst, weil du sonst deine Pflichten hast. Schau, was da abweicht. Und dann schaust du mal, wie die Mutter darauf reagiert, daß du was anderes machst wie sonst.
Teste sie mal. Laß' dir mal was einfallen. Es kann auch was ganz Verrücktes sein.
Kl.: Ich setze mich vor's Fernsehen und mache das Fernsehen an.
Th.: Und was macht deine Mutter?
Kl.: Die läßt mich in Ruhe. Meine Schwestern kommen jetzt und wollen natürlich auch mit schauen. (Pause)
Ich schimpfe, daß sie ruhig sein sollen, weil ich jetzt fernsehen möchte. (Pause)
Es kommt keine Reaktion von meiner Mutter. Sie ist still. Ich setze zwei von meinen Geschwistern in einen Sessel und schimpfe, daß sie jetzt still seien sollen. Und die schauen mich nur an.
Th.: Ja, so eine H. kennen die noch nicht.
Kl.: Nein. (Pause)
Th.: Fühl' mal in deine Brust. Wie ist das mit diesem Druck. Ist er noch da?
Kl.: Es sticht nicht mehr. Er ist zwar noch etwas da, aber er sticht nicht mehr so stark.
Th.: Na gut. So ganz geht das nicht auf einmal. - Wie ist das jetzt für dich, du sitzt jetzt vor dem Fernseher, deine Geschwister hören auf dich, daß sie nicht mehr so laut sind und deine Mutter sagt noch nicht mal etwas dagegen, daß du fernsiehst. Wie ist das für dich jetzt?
Kl.: Das ist vollkommen neu. Meine Mutter hätte wieder mit mir geschimpft.
Th.: Sag' deiner Mutter: "Ich genieße das jetzt so."
Kl.: Ich genieße das jetzt so. Du hast ja versprochen, daß ich mir auch mal herausnehmen darf, Kind zu sein, und da ich auch älter bin wie die anderen, daß ich auch mal das tun darf, was ich möchte. Und jetzt möchte ich mal ins Fernsehen gucken. – Sonst wenn ich es gemacht hätte, hättest du wieder herumgetobt, hättest wieder geschimpft, ich soll es ausmachen und ich darf jetzt nicht schauen. Und jetzt tue ich's!
Sonst durften meine Geschwister noch herumtoben und ich durfte nichts sagen und jetzt habe ich sie in den Sessel gesetzt und das nehme ich mir jetzt raus. Die sollen auch mal ein paar Minuten Still sitzen. Das will ich jetzt so. Außer dem gehen die auch bald ins Bett. Ich darf ja noch aufbleiben – ich bin ja älter.
Th.: Willst du vielleicht noch mal irgend etwas anderes testen? Vielleicht am nächsten Tag, wenn du aus der Schule heimkommst? Wo du sonst vielleicht immer Pflichten hattest. Wie das dann aussieht. Schau mal, was da kommt.
Kl.: Nach der Schule habe ich immer viele Pflichten.
Th.: Angenommen, du kommst jetzt aus der Schule heim und legst deinen Schulranzen hin. Schau mal, was da anders ist als sonst oder was du anders machen möchtest.
Kl.: Was ich anders machen möchte?
Th.: Oder schau dich mal um, was du sonst gemacht hast und was du jetzt nicht machst. Deine Mutter hat ja gesagt, du brauchst nicht mehr alles zu machen. Du machst vielleicht irgend etwas freiwillig.
Kl.: Ich schaue mich um. Ich sehe so viele Dinge, die ich tun müßte.
Th.: Die du bisher immer getan hast, weil deine Mutter dich dazu gezwungen hat oder es dir eben aufgehalst hat und die H. hat sich nicht getraut, etwas zu sagen.
Kl.: Ja. (Pause)
Th.: Ist deine Mutter auch da?
Kl.: Ja.
Th.: Schau mal, was deine anderen Geschwister machen.
Kl.: Die sitzen am Küchentisch. Wir essen. Und da bekomme ich ja normal gesagt, was ich alles zu tun und zu lassen habe.
Th.: Dann geh' mal in die Situation 'rein. Du sitzt jetzt mit deinen Geschwistern und deiner Mutter am Küchentisch und deine Mutter hat dir sonst während dem Essen deine Aufgaben mitgeteilt. Jetzt schau mal, was deine Mutter sagt. Was für ein Programm sie an diesem Tag für dich hat.
Denn sie hat dir ja versprochen, daß sie dich nicht mehr so belasten will.
Vielleicht kann sie das ja auch ein bißchen auf deine jüngeren Geschwister verteilen, wenn sie unter Druck ist. Vielleicht kann ja da auch der ein oder andere etwas übernehmen, was du sonst immer machen mußtest.
Kl.: Dafür sind die noch zu klein.
Th.: Gut, okay. Dann soll sich deine Mutter irgend etwas einfallen lassen. Das ist ja nicht deine Sache jetzt.
Kl.: Ich sage meiner Mutter, daß ich heute nachmittag verabredet bin.
Th.: Und wie reagiert sie darauf? (Pause) Sag': "Mutti ich bin heute nachmittag bei einer Freundin." oder irgend etwas, was du meinst. Dann kannst du mal schauen, wie sie darauf reagiert.
Kl.: Mutti, ich bin heute nachmittag verabredet. Ich möchte heute nachmittag weggehen. (Pause) Sie fragt mich, ob ich vorher noch etwas machen könnte.
Th.: Ist das in Ordnung für dich, daß sie dich fragt, ob du was machen kannst?
Kl.: Das sie mich da fragt, ist in Ordnung – nur – ich muß auch noch Hausaufgaben machen.
Th.: Dann sag' ihr das.
Kl.: Ich muß noch die Hausaufgaben machen. Ich weiß noch nicht, wie ich fertig werde.
Und ich möchte auch nicht zu spät zu der Verabredung kommen. Wenn ich es schaffe, mache ich es noch, aber ansonsten mache ich es heute abend.
Naja, sie findet es in Ordnung, aber dann muß ich es heute abend machen. Das ist ja kein Problem. Ich möchte aber heute mittag weg. Sie akzeptiert es.
Th.: Also hat sie das jetzt verstanden.
Gut. Dann schau mal, was mit deinen Geschwistern ist. Ob die jetzt die neue H., die sich nicht mehr alles gefallen läßt auch akzeptieren.
Kl: Ja, sie ist ganz still.
Th.: Geh jetzt noch einmal in den Raum zurück und sieh dich um. Und schau dich noch mal um. Wie sieht dieser Raum jetzt aus? Hat sich da was verändert (Pause)
Ist er heller oder dunkler geworden oder kannst du irgend welche Möbelstücke erkennen? Oder was hast du für ein Gefühl?
Kl.: Verändert? Das Gefühl in dem Raum jetzt, weil ich nicht weiß, was ich in dem Raum soll. Das ist noch da wie vorhin auch. – Verändert hat sich nicht viel. – Es ist noch eine große Fensterfront, da scheint jetzt die Sonne herein. Irgendwie ist es heller da drin. (Pause)
Th.: Gut. Dann hol' noch mal deine Mutter in diesen Raum mit hinein.
Schau mal, ob sich da jetzt was verändert.
Kl.: Ich habe meine Mutter geholt. (Pause) Es hat sich was verändert, ich weiß aber nicht was.
Th.: In deinen Gefühlen oder in der Umgebung?
Kl.: In meinen Gefühlen. (Pause)
Th.: Angenehmer oder unangenehmer? (Pause)
Kl.: Es ist nicht unangenehm. – Ich weiß nicht, wie ich mit ihr umgehen soll.
Th.: Sag' deiner Mutter das.
Kl.: Ich weiß nicht, wie ich mit dir umgehen soll.
Es ist sehr schwierig mit dir.
Th.: Ist das so ein Gefühl von Fremdheit?
Kl.: Ja.
Th.: Sag' ihr das.
Kl.: Ich spüre so ein Gefühl, daß du mir fremd bist.
Es ist auch sehr schwer, mit dir zusammen zu sein.
Th.: Das ist jetzt nur so eine Idee von mir: Ist da so was wie keine Herzensbeziehung zu deiner Mutter? Liebe und Zutrauen? So leer, wie dieser Raum ist. Ist da nichts drin?
Kl.: Ich weiß nicht. Das ist schwer zu erklären.
Th.: Willst du deiner Mutter dann vielleicht sagen: "Mutti, da steht noch etwas zwischen uns." – Nein, das ist nicht das Richtige. So was du da fühlst. Irgend etwas stimmt in der Beziehung noch nicht. Das ist zwar auf der äußerlichen Ebene aufgelöst, aber es ist nicht in der Tiefe aufgelöst. Du kannst auch deiner Mutter sagen, du möchtest gerne diesen leeren Raum auffüllen. Mit Gefühlen vielleicht oder was du meinst und ob sie dir dabei helfen möchte beim nächsten Mal. Schau mal, was für dich am stimmigsten ist. (Pause)
Oder wenn da nichts Konkretes ist, was du jetzt fühlst, dann frag' deine Mutter, ob sie dir helfen möchte in deine Gefühle zu gehen. – Oder ob du dich mit ihr noch mal beschäftigen darfst. Ich möchte dir jetzt keine vorgefertigten Sachen geben, sondern es muß jetzt wirklich deine eigene Sache sein. Denn der Raum ist immer noch leer.
Kl.: Ja. (Pause)
Ich kann mit meiner Mutter über Gefühle wenig reden. Das fällt mir so schwer.
Th.: Dann sag' deiner Mutter das.
Kl.: Ich kann mit dir über Gefühle oder über Zuneigung nicht reden, weil ich als ganz kleines Kind schon das Gefühl hatte, du bist kalt, gefühllos, nervös, gereizt. Das hing alles damit zusammen. Sicher verstehe ich, daß du es nicht leicht hattest.
Th.: Du hast als Kind nicht Verständnis für deine Mutter haben zu müssen.
Kl.: Richtig. Mußte ich nicht. Ich konnte damals kein Verständnis aufbringen.
Th.: Das ist auch in Ordnung so.
Kl.: Heute kann ich es. Aber damals nicht.
Th.: Du kannst deiner Mutter sagen: " Schau dir mal diesen leeren Raum an, in dem ich heute noch stehe, weil mir deine Liebe und dein Verständnis gefehlt haben."
Kl.: Mutter, schau dir diesen leeren Raum an. Wir stehen hier in so einem leeren Raum, weil ich einfach nicht fähig bin, Verständnis und Gefühle für die Situation aufzubringen, die ich als Kind erlebt habe. Das mich heute noch so hilflos, so fassungslos dastehen läßt.
Th.: Und sag' ihr, du möchtest gerne diesen leeren Raum, der um dich ist, wieder mit Leben füllen. Und du willst dich noch mit ihr beschäftigen, damit das geschieht. Ist das okay?
Kl.: Ich möchte diesen leeren Raum hier mit Gefühlen füllen und möchte mich mit dir noch mal beschäftigen. (Pause)
Th.: Gut, dann lassen wir das jetzt so stehen, denn das ist dann wieder ein neues Thema. - Ich lege dir jetzt Musik auf. Geh' noch mal in den schönen Garten, in dem du vorhin warst und laß' dich noch ein bißchen von der Sonne bescheinen.
< Hintergrundmusik >
Ende der Sitzung



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Zuletzt aktualisiert am: 18-Dez-2002 13:56
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