Praxislizenzarbeit Gudrun Esser

Protokoll: Klientin H.

Klientin H. war am 8.11.2000 zu einem Vorgespräch bei mir. Aus dem Gespräch ergab sich folgendes Bild:
Klientin H. ist ca. 40 Jahre, sie hat 2 Söhne aus 2 Ehen.
1.Sohn(inzwischen 19 Jahre) lebt seit Eheschließung mit 2.Mann bei seinem Vater.
2.Sohn(inzwischen 15 Jahre) nach Trennung von ihrem 2.Mann bei ihr lebend, wollte mit 13Jahren zum Vater und lebt jetzt bei diesem, sein Kontakt zu ihr ist nur widerwillig und selten.
Klientin hat einen Hautausschlag, der weiße Flecken hinterläßt(Kinn und Mund, Hände und Füße). Sie hat viele Behandlungen, auch in einer psychosomatischen Klinik, mitgemacht. Sie ist depressiv, grübelt viel, leidet unter Konzentrations- und Gedächtnisstörungen.
Sie ist arbeitslos, hat selbst gekündigt, weil sie dem Druck(Mobbing) in der alten Arbeitsstelle nicht mehr aushielt.
Sie lebt jetzt in sehr eingeschränkten Verhältnissen, da sie von ihrem Exmann kein Geld bekommt und wegen ihrem Sohn nur eine Halbtagsstelle hatte.
Körperliche Beschwerden: Verfrühte Wechseljahre, leichte Schilddrüsen-Unterfuntion,
Am meisten belasten sie die weißen Flecke und der Ausschlag.
Sie sagt mir: So kann es nicht weitergehen! Ich brauche Hilfe! Ich bin total am Ende! Ich bin ohne Antrieb und sitze daheim und grübele!
Sie sprach sehr leise und mit leidender Stimme.

Probesitzung am 15.11.2000:

Da mein Aufnahmegerät defekt war, schrieb ich folgendes Protokoll:

Tiefenentspannung: Treppe

Gang mit 3 Türen taucht auf.
1.Tür: Sie nimmt die Tür geradeaus, sie ist aus Metall, der Raum ist dunkel, es gibt keinen Lichtschalter, sie hat Angst.
Ich lasse innere Helfer kommen.
Es ist ein alter Mann, er nennt keinen Namen, er grinst nur, er beleuchtet den Raum, das Licht ist hell und blendet. Sie bittet das Licht zu dämpfen.
Sie sieht ihre Eltern. Sie sind ansprechbar. H. bittet die Eltern sie dahin zu bringen, wo das Gefühl der Angst entstanden ist.
Die Mutter führt, H. ist ein kleines Mädchen. Die Mutter bestraft sie für Dinge, die sie nicht getan hat. Eine Annäherung an die Mutter ist H. nicht möglich. Sie trifft ein Abkommen mit der Mutter sich mit ihr in einer anderen Sitzung zu beschäftigen.
Der Vater bringt sie in eine andere Zeit, H. ist ca. 15 Jahre alt und hat Angst, sie wehrt ihn ab. (Ich habe das Gefühl, daß es sich um einen Mißbrauch handelt) Sie trifft mit dem Vater ein Abkommen sich noch mit ihm zu beschäftigen. (Aus ihrem Verhalten und ihrer Stimme entnehme ich, daß sie zuerst für diese Auseinandersetzung gestärkt werden mußte, z.B. innerer Löwe) Ihre innere Instanz blieb auf Abstand und war nicht einsetzbar.
Zurück in den Gang: 2.Tür: Die rechte Tür ist eine normale Zimmertür aus Holz. Vor der Tür das Gefühl von H.: Darin bin ich! Der Raum ist mit Kerzen beleuchtet, H. sieht sich auf einem Stuhl sitzen und grübeln, sie versucht sich anzusprechen, aber ihr Ich reagiert nicht. H. geht nach einiger Zeit auf ihr Ich zu und umarmt es. Sie sagt: Jetzt gehörst du zu mir, wir sind jetzt eins! Es ist schön. (Ich lasse ihr Zeit das Gefühl zu ankern) Sie trennt sich wieder von ihrem 2.Ich und verspricht wieder zu kommen und sich um es zu kümmern.
Zurück in den Gang: 3.Tür: Die linke Tür ist eine feste Holztür. Im Raum spielen ihre 2 Kinder, sie spricht sie an, sie sehen sie aber nicht, sie fragt ob sie mitspielen dürfe, sie lehnen ab. Auf die Bitte von H. sie dahin zu bringen wo ihre Ablehnung entstanden ist bringt der jüngere Sohn sie in eine Szene: Er ist 4 Jahre alt, er steht neben seiner Mutter(Klientin H.) seinem Stiefvater gegenüber, der Stiefvater lehnt ihn ab, er kann den leiblichen Vater des Jungen nicht leiden. Die Mutter sieht die Spannung, kann ihrem Sohn aber nicht helfen. Sie verspricht ihm, daß sie ihn beschützen wird. Sie will sich in einer anderen Sitzung mit ihrem Sohn und ihrem 2.Mann beschäftigen.
Sie geht zurück in den Raum wo ihr 2.Sohn allein spielt. Sie fragt ihn ob sie mitspielen darf. Er lehnt das ab und sagt: sie solle ihn in Ruhe lassen, er will sie auch nicht dahin führen wo seine Ablehnung entstanden ist. Sie geht in den Jungen hinein und sieht sich durch seine Augen; ihr Gefühl dabei ist, er will frei sein, er will nicht mehr von der Mutter festgehalten werden. Sie macht auch mit ihm ein Abkommen sich mit ihm zu beschäftigen.
Zurück in den Gang. (Ich lasse noch ein mal Innere Instanz - alter Mann - auftauchen, er hatte sich aus allen Szenen zurückgezogen) Auf die erneute Frage der Klientin H. wer er sei, sagt er nur, daß er ein innerer Helfer sei; dabei lächelt er sie an. Ihre Frage: Willst du mir in allen weiteren Sitzungen helfen? Er nickt mit dem Kopf.
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Dauer der Sitzung ca. 2 Stunden
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Die 2. Und 3.Sitzung habe ich auf Band bez. als Protokoll, da die Stimmen sehr schlecht verständlich sind.
Von der 1.Sitzung an fiel mir folgendes Verhalten von H. auf:
1.Sie sprach fast immer mit leiser, leidender, fast weinerlicher Stimme.
2.Sie war sehr unentschlossen. Auf y-Fragen kam meistens: Ich weiß nicht!(siehe Sitzung vom 9.1.2001) Um überhaupt an ein Thema heranzukommen mußte ich sehr viel vorgeben, sie also an die Hand nehmen. Ihr Verhalten entsprach genau ihrer Lebenssituation. Für
mich war klar, daß sie aus ihrem Tief heraus wollte, aber Angst vor einer Entscheidung hatte.
3.Schon bei der ersten Sitzung merkte ich, daß ihr jede Handlungskompetenz fehlte und sie vor allem Angst hatte. Ich versuchte sie zu stärken in dem ich ihren inneren Löwen und einen Inneren Helfer(Schutzengel) kommen ließ. Danach war es möglich an ein Thema heranzugehen und zum kippen zu bringen.
4.Eine Besonderheit von ihr war, daß sie fast immer auf der Realebene blieb. Durch wechselnde Entspannungstexte brachte ich sie zwar in verschiedene Szenen, aber sie war trotzdem sehr bald wieder bei der Wirklichkeit. Auch dadurch liefen die Sitzungen meistens schleppend, da von selbst kaum Bilder auftauchten.



Synergetik Therapie Institut
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Zuletzt aktualisiert am: 18-Dez-2002 13:53
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