Praxislizenz 2. Sitzungsbeispiel - 11. Session, Anschlusssitzung) vom 3.6. 2003
Gedächtnisprotokoll

Klient berichtet von einem verlängerten Wochendene mit einem langjährigen Freund am A – See und daß er ihm seine Eheprobleme andeuten wollte. Dies sei jedoch nicht möglich gewesen, da sich der Freund v.a. für philosophische Fragestellungen und keineswegs für psychologische interessiere. Beim Frühstück in der Sonne der Morgenterasse sei ihm bewußt geworden, wie wichtig und interessant andere Gäste miteinander sprächen, während er sich klein und unbedeutend vorgekommen sei und eine Wand zwischen sich und seinem Freund gespürt hätte. Die Tage danach wieder zu Hause seien angefüllt gewesen von Selbstmordgedanken und der Überzeugung, daß auch Synergetik ihm nicht aus seinen seit dreißig Jahren währenden Depression heraushelfen koenne.
Ich verweise auf die eher seltenen Fälle, in denen ein Freund ein Hilfegesuch als solches erkenne oder gar richtig damit umgehen könne.
Desweiteren sei seine psychische Struktur durch die vorherige Sitzung destabilisiert, im Umbau begriffen, weshalb diese Selbstmordgedanken als „Verschlimmbesserung“ oder „Kurreaktion“, wie sie bei allen Naturheilverfahren, wenn sie greifen, auftreten. Sie seien daher prognostisch als günstiges Zeichen aufzufassen sind. Im Gegenteil, es wäre ein Zeichen von Starre, von Regulationsdefizit gewesen, wenn er auf die letzte Sitzung nicht erschüttert reagiert hätte.
Entspannungstext: Tranceinduktion
TH: wo sind Sie?
KL: ich bin furchtbar müde, möchte schlafen, mich nach hinten lehnen, in den Schlaf sinken lassen.......
TH: waren Sie gestern lange auf?
KL: nein, ich habe gestern tagsüber sogar eineinhalb Stunden geruht.
TH: Wenn es nicht am Schlafdefizit liegt, dann lassen Sie Morpheus da sein.
KL: er steht hinter mir. Habe das Gefühl, daß er mich umarmt und ich gleich das Bewußtsein verliere...... Da fällt mir mein Vater ein.
TH: lassen Sie ihn da sein.
KL: er hat samstags nachmittags, wenn er sich hinlegte, von mir verlangt, daß ich mich dazu lege und wollte, daß ich meine Beine zwischen seine Beine plaziere. Das hat mir aber nicht gepasst.
TH: Sagen Sie ihm das.
KL: ohne viel Überzeugung, eher pflichtbewußt: ich will das nicht, Vater, es ekelt mich an, dieses verrutschte Nachthemd, diese nackte Haut.....
TH: Da Klient nur von solch sozialem, nicht sexuellen Missbrauch weiss, wiederholt Therapeutin als Reiz den Zweifel des Klienten an der Therapie: „Synergtik wird mir auch nicht weiterhelfen“. Klient reagiert erschreckt.
KL: ich möchte mich in eine Höhle verkriechen...
TH: seien Sie in einer Höhle und beschreiben Sie, wie es Ihnen geht, wie alt Sie sind. (Vor 17 Jahren, als ich in meiner Therapiestunde mich in einer Höhle verkriechen wollte, wurde ich von meiner damaligen Therapeutin unsanft daraus vertrieben mit dem Hinweis, daß es in der Therapiestunde zu arbeiten gelte. Sie kannte leider noch nicht die Hypothese von der Selbstorganisaton der aufgerufenen Energiebilder, die sich unter richtiger Anleitung zu einem sinnvollen Geschehen organisieren.)
KL: ich bin etwa vier Jahre alt, ich sitze hier, nachts schlafe ich, Essen bringt mir jemand, es ist Popcorn. Ich spüre die Erde in meinem Rücken, das gibt mir ein Gefühl der Sicherheit.
TH: ja, spüren Sie den Schutz dieser Höhle. Eine Höhle bildete den Beginn der Trilogie „Herr der Ringe“: ein Hobbit saß in einem Erdloch.....
Erzählen Sie: was tun Sie so den ganzen Tag? Wie schützen Sie sich beispielsweise vor Kälte“?
KL: Stroh und Heu sind in der Höhle, das habe ich mir zurechtgemacht.......ja, jetzt streck´ ich mal den Kopf raus, hmmm......., es bläst ein kalter Wind, unangenehm.....
TH: was können Sie draußen wahrnehmen? (Aufforderung zur Anreicherung des Bildes)
KL: Grasbüschel, eine Ebene, keinen Baum, kein Gebüsch, nichts, wo ich mich schützend verstecken könnte. So ohne Schutz diesem pfeifenden Wind ausgesetzt, da bleibe ich lieber in der Höhle.
Überlegt, ob die Höhle ein Bild für den Bauch seiner Mutter sei.
TH: Was spüren Sie?
KL: so halb im Bauch meiner Mutter, so halb in der Höhle, ich weiß nicht recht....
TH: welchen Film verfolgen wir weiter, das Gebärmutter- oder das Höhlengefühl? Ich glaube, wir bleiben auf dem eingeschlagenen Weg in der Erdhöhle. (Auf diesem Bild scheint mir mehr Energie. Ausserdem fühle ich mich vom Thema „Mutterhöhle“, das sicher schon etlichen Therapeuten mit dem Klienten durchgearbeitet haben, überfordert.)
KL: ist erleichtert und beschließt, sich erst im Schutz der Dunkelheit rauszuwagen und jetzt eine Runde zu schlafen
TH: wie schaut´s am nächsten Morgen aus?
KL: komisch, jetzt bin ich erwachsen, ca. dreißig Jahre alt (Klient hat automatisch der Zeitraffer eingesetzt).
TH: Was tun Sie?
KL: die Sonne scheint hell, aber zu stark (Sonne als Bild für starke, zu starke Selbstreflexion?), in der Höhle sind Tiere, die auch dort leben......Eichhörnchen, Ratten, sie stören mich nicht. Ich nehme Stroh und Heu als Schutz gegen die Sonne...
TH: steht die zu helle Sonne als Bild für Ihr momentan zu helles Bewußtsein? Wenn ja, woher kennen Sie das?
KL: wirkt durch die Frage abgelenkt, bleibt beim Bild, nimmt keine Abzweigung.
Versorge mich mit Proviant und mache mich auf den Weg zu einer felsigen Anhöhe, es ist Spätnachmittag.
Habe jetzt Druck im Kopf, er ist sehr unangenehm.
TH: lassen Sie den Druck eine Gestalt annehmen ( Körperreaktion hat Vorrang).
KL: Er macht auf meinen Kopf, auf meinen Verstand aufmerksam, der auch gehört werden will.
TH: Sagen Sie ihm, daß Sie seinen Einspruch bemerkt haben, danken Sie ihm für seine gute Mitarbeit und dafür, daß er seinen Mund aufgemacht hat.Fragen Sie ihn nach seiner Meinung zu Ihrem Entschluss. (Ansprache des Verstandes-Ichs.)
KL: Ja, jetzt ist er zufrieden, daß ich ihn bemerkt habe und er klopft meinem Kopf auf die Schulter sagt, er wolle mich bei meinem Vorhaben unterstützen. Jetzt meldet sich auch die Intuition, die will als Ratgeberin auch gehört werden. Ich lasse mich von meinem Verstand und meiner Intuition begleiten.
TH: jetzt haben Sie zwei wichtige Gefährten. Wie wollen Sie sie nennen, Billy und Donald?
KL: Donald? nein, Donald war der erste Gspusi meiner Frau.... (telepathischer Volltreffer von mir.)
TH: Lassen Sie Donald da sein.
KL: ich kenne ihn nicht.........ich bekomme keine Wahrnehmung. Wirkt gereizt und abweisend.
TH: hilflos: bleiben wir auf dem Weg und lassen die Analyse beiseite.
KL: mein Verstand heißt Robinson und meine Intuition heißt Lisa. Sie begleiten mich jetzt zur Felsenanhöhe. Ich habe das Gefühl, daß ich mich beeilen muss, um vor Einbruch der Nacht beim Felsen zu sein. Jetzt jogge ich sogar locker........oh, das ist ein schönes Gefühl.
TH: Ja, spüren Sie den Rhythmus und die Kraft des Laufens (Aufforderung zum haptischen reloading – zur Ankerung.)
KL: jetz bin ich stehen geblieben und vollführe verrückte Drehungen und Sprünge wie Pippi Langstrumpf (ritualisierte Aggression gegen meine für ihn zu starke, vorwärtsdrängende Unterstützung, die der Klient öfters moniert? Oder sein Inneres Kind?)
TH: ja, probieren Sie sich in diesen Bewegungen aus.
KL: jetzt bin ich im Anzug und gehe gemessenen Schrittes die Straße entlang.....
TH: Neandertaler im Nadelstreifenanzug.....so hieß mal ein Buchtitel........
KL: ha, jetzt bin ich wirklich ein Neandertaler im Anzug, jetzt wieder Pippi......
nein, ich gehe jetzt wie Otto Waalkes, die gebeugten Kniee vorwärts schiebend und setze vorsichtig die Fußballen auf, dabei schiebe ich die flachen Hände vorwärts.....
TH: begeistert: stößt die spitzen Schreie von Otto dazu aus.
Ja, probieren Sie Ihre Lebensmöglichkeiten in diesen verschiedenen Fortbewegungsarten aus, seien Sie Otto, ein Jogger, ein Banker, ein Neandertaler............
KL: verspürt Traurigkeit vom Bauch hoch zum Herzen hin, Tränen kommen ihm, weiche Tränen füllen seine Augen, schnieft.
TH: „ja, all´ diese Ausdruckweisen des Lebens stehen Ihnen zur Verfügung“ stelle ich fest, anstatt zu fragen:“was kommt“? Dadurch Verhinderung einer Musterkippung?
KL: bestätigt meine Feststellung und beruhigt sich wieder – meine Vermutung, dass ich dadurch eine Kippung verhindert habe, scheint richtig. Klient ist irritiert und weiß nicht weiter, welchen Film er weiterezählen soll.
TH: Sie hatten ein Ziel, die Felsenanhöhe......
KL: ach ja, die hat sich jetzt zum Eyre Rock gewandelt, genau wie der in Australien, rot, rote Erde auch unter mir.
TH: suchen Sie dort hinzukommen und einen geschützten Platz zu finden, wo Sie sich in Ihrer Innenwelt ausruhen können, wir werden dann zum Schluss kommen.
KL: Bin jetzt am Felsen angekommen und setze mich mit dem Rücken an die Felswand. Vor mir ist ein Strauch als Sichtschutz, über mir sehe ich den Himmel.
TH: was brauchen Sie noch, um sich hier sicher fühlen zu können?
KL: Ich nehme Robinson an meine rechte Seite und Lisa zur Linken. So ist es recht und ich ruhe mich aus.
TH: Dann bleiben Sie noch eine Weile in Ihrer Innenwelt zum Ausruhen und zum Zurückkommen in die Aussenwelt. Spielt ausklingende Musik ein.
Ergebnis: Klient wagt sich aus seiner Höhle, erreicht schützenden Felsen, der rot ist. Wahrscheinlich zeigt diese Farbe an, dass in dieser Sitzung nicht sonderlich viel Energie transformiert wurde, da sie noch als Farbe rot im Untergrund steckt. Hat seine Verstandes- und seine Intuitions-Stimme kennengelernt. Ich bin als Therapeutin zu sehr in meinen Mustern (Müdigkeit, Höhle, Gebärmutter, Angst vor Hunger und Kälte) gefangen gewesen, als daß ich dem Klienten bei der Lösung seiner Muster hätte helfen können.