Polyarthritis (310)

Beziehungsprobleme als Hintergrund von Polyarthritis: Die Klientin versuchte in ihrer 20-jährigen Ehe mit aller Macht, ihren Mann nach ihren Vorstellungen zurecht zu biegen und zu formen. Die stark christlich geprägte Erziehung hat das seine dazu beigetragen, denn die Klientin betrachtet dies als ihre - von Gott gegebene Lebensaufgabe. Im Laufe dieser Sitzung erkennt sie jedoch, wie sie ihn und sich selbst dabei immer mehr einmauerte. Und wenn ihr Mann dann irgendwann mal keine Luft mehr bekam, mußte er sich gegen sie mit „Dolchstichen“ wehren, sie heftig zurückweisen. Und diese Wunden sitzen tief - jedes Herausziehen des Dolches hinterließ seine Spuren, die die Klientin als ihre Krankheit identifiziert. Die Hauptaufgabe besteht darin, diese selbst gebastelte Aufgabe endlich loszulassen. Die Klien-tin macht in dieser Sitzung einen großen Schritt in diese Richtung.

Th.: ... und wenn Du nun in diesem Gang bist, dann such dir heute eine Tür aus, neben der – wie wir besprochen haben – Sven steht. Sag mir, was du wahrnehmen kannst.

Kl.: Ich bin heute während der Tiefenentspannung so schön durchs Weltall geschwebt. ... bis jetzt und ich hab während dem alles weggeworfen, meine Arme, meine Füße, hab ich alles so weggeworfen ... und ein Schächtel-chen mit ‘nem Herz drin schwebt im Weltall. ...und ich hab dann die Treppe, die hat sich eben dann einfach gebildet, so fünfzehn Stufen, die bin ich dann mit dem ganzen Körper wieder runtergelaufen und jetzt steh ich da unten und es hat keinen Gang. Wenn ich jetzt einen Schritt mache, fall ich erneut wieder ins All.
Th.: Was willst du tun?
Kl.: Ja, ich seh auch ein Häuschen. Es hat keine Verbindung zum Häuschen. Von der Treppe zum Häuschen ist es zwar nicht weit weg, aber ich soll die Flügel oder irgendwas oder ‘ne Treppe oder einen Weg bauen. Also wenn ich so wie ich jetzt bin, versuch zu erreichen, fall ich runter.
Th.: Hm. Ja, jetzt gibt’s verschiedene Möglichkeiten. Entweder läßt Du dir Flügel wachsen oder baust ganz schnell einen Weg. In der Innenwelt ist alles möglich. Oder Du lässt dich mal fallen. Was willst Du machen?
Kl.: Ah, ich muss mich irgendwie fallen lassen. Ich muss mal noch weiter runtergehen. Also ich riskier es jetzt und mach die Augen zu und fall mal da runter. Ich hab jetzt auch wieder die ganze Gestalt von einem Menschen. Jetzt bin ich..., so weit war der Fall gar nicht. Das war jetzt relativ kurz und ein Netz hat mich aufgefangen, wie einen Hochseiltänzer. - Jetzt geht ‘ne Treppe hoch, zu einem schönen Baumhäuschen. Und ja, an der Tür steht Sven und ich hab aufgemacht... Mein erster Gedanke war: „Hier sitzt der böse Merlin drin!“ Und der sagt jetzt „Was willst denn Du hier?" Und er wirkt auf mich also, er zeigt mir jetzt total meine Schwächen, meine Unsicherheiten. Er bestätigt mich jetzt grad so richtig in dem Gefühl klein zu sein. Klein jetzt nicht in Gestalt, sondern unfähig was in die Hand zu nehmen. - Und ich sag jetzt zu ihm: „Du Arschloch, ich such Sven.“ ... Es ist schon irgendwie verwundert, dass das aus meinem Mund kommt. Jetzt sagt er, der sitzt im Nebenzimmer. Jetzt bin ich da auch drin im Zimmer und der Sven sitzt jetzt da und liest in einem Buch und ‘ne Kerze, da ist so ein schöner alter Holztisch. Ja, ich seh jetzt das Gesicht vom Sven, aber das ist jetzt irgendwie älter. Er hat jetzt voll graue Haare. Er ist jetzt so wie ein, wenn man sagt, dieser ist weise, also er hat Zeit, beschäftigt sich mit sich selber und wirkt so belesen und in sich gekehrt.
Th.: Wie ist das für Dich, wenn du ihn so wahrnimmst?
Kl.: Schön, ich nehme ihn gerade so wahr, wie ich ihn gern hätte.
Th.: Sag ihm das doch mal.
Kl.: Sven, ich seh Dich jetzt alt und grau vor mir und nehm Dich so wahr, wie ich Dich gern hätte. Muss ich warten bis Du 80 bist? Bis Du so ‘ne Erkenntnis hast, oder Dich selber so fühlst? Jetzt lächelt er wieder - sag ich mal - im jetzigen Zustand, oder wie er so aussieht. - kurze Pause - Jetzt kommt so: Kann sein. Jetzt würde ich gerne noch einmal zu dem Bild zurückgehen und da sind mir die Gedanken noch gekommen: Ach, Du bist doch die Claudia, mit der ich auch ein Stück in meinem Leben gegangen bin. Und ich sag zu ihm: Ja, ich hätte gern ein paar Antworten auf Fragen in meinem Leben und die könntest Du mir sicher geben. Also ich empfinde ihn jetzt da nicht als meinem Mann sondern als Weisen, bei dem man Rat holen kann. - Sven, warum hast Du mir vor Jahren das Leben so schwer gemacht? Und jetzt im Alter sitzt Du da da und brütest über einem Buch und ich hab Dich jetzt so vor Augen. Aber ich seh tatsächlich so. Du machst jetzt Sachen, was ich gerne vor dreißig Jahren von Dir gehabt hätte, oder vierzig Jahren. Er sagt, er hätte es jetzt erst zugelassen, sich zu finden.
Th.: Was macht das denn mit Dir, wenn Du ihn so wahrnimmst? Oder was stört Dich an ihm? Drück das doch mal aus. Denn Du sagst ja selbst, es ist ein Wunschbild. Warum kommst Du nicht klar?
Kl.: Es stört mich, es stört mich, dass er sich ... – Sie soll es ihm direkt sagen. – Es stört mich total, dass Du Dich zu 99 Prozent in Deinem Leben mit Sachen auseinandersetzt, alle, wo man wahrnehmen kann und fühlen kann. Das heißt mit festen Stoffen. Und dass Du so gut wie keinen Raum gibst, sich mit Sachen zu beschäftigten, wo man nur fühlen und Träumen, sich mit Gedanken erholen kann. Ich würde so gern mehr mit Dir schweben, in Gedanken, und ich kann mich fast ausschließlich nur in ganz wenigen Momenten mal abgesehen, das Große kann ich mich nur mit Dir austauschen übers Geschäft, übers Geld, über... Du hast immer „Ohren“ wenn ich sage, wenn ich jetzt irgendwas rede über ein Auto, über irgend so ‘nem Schweine-käse. Und Du hast nie „Ohren“, oder Du versuchst sie aufzumachen, wenn Du spürst, jetzt will sie darüber reden, aber ich spüre, Du gehst überhaupt nicht mit in diese Welt. Und wenn ich ganz ekelhaft wäre und Dich mit Gewalt da reinziehe, dann sagst Du: Ich kann gar nicht folgen wo Du hingehst, oder : Ich hab keine Antenne dazu. Und ich will’s nicht akzeptieren. Ich zieh und zieh und zieh an Dir, und mein einfach zu spüren, dass es in Dir das Innenleben gibt, dass es lebt und ich mein mit aller Gewalt ich müsst es in Dir anzünden. Und in den zwanzig Jahren, wo wir zusammen sind, wird mir immer mehr bewusst, dass ich es gar nicht in Dir anzünden kann. Dass Du darüber entscheidest, ob Du’s willst oder nicht oder ob Du’s kannst oder nicht.
Th.: Was macht das mit Dir?
Kl.: Ich will’s können. Ich setze meine ganze Energie von meinem Leben in dieses Problem rein.
Th.: Und Du siehst aber, Du kannst es nicht. Also was macht es mit Dir? Es geht nicht.
Kl.: Das regt mich auf bis zum Anschlag, Tag für Tag.
Th.: Tag für Tag, genau. Spür mal diese Aufregung, diese, ja, Wut.
Kl.: Ja, das da, spür ich ‘ne Wut.
Th.: Schau ihn an und atme mehr. Und erlaub dieses Gefühl. - Die Klientin atmet befreit aus.
Th.: Ja. Ja, lass es dasein, atme mehr. Ja.
Kl.: Ich hab ihn irgendwie zu meinem Lebenswerk gemacht. – Die Therapeutin fordert zur direkten Kommunikation auf. – Du bist mein Lebenswerk! Du sträubst Dich dagegen, oder du willst es so nicht akzeptieren und ich tu Tag für Tag - mauere ich an Dir, oder will Dich formen und ich hab jetzt total das Bild von mir, wenn ich jetzt vollends maure, dann hab ich Dich zugemauert und es ist gar nichts mehr von Dir da. - Ich hab Dich eingemauert mit meinem ständigen gnadenlosen Willen.
Th.: Und jetzt spür mal Deine Hände und Deine Füße. Deine Schmerzen. Haben die irgend etwas damit zu tun? Die Knoten?
Kl.: Ich hatte jetzt absolut nicht an die Knoten gedacht. Die waren jetzt grad unrelevant. Weil ich spür, ich schaff an dem Werk, scheißegal wie es mir geht.
Th.: Hm. So. Und dann spür noch mal ‘rein, ob sie irgendwas damit zu tun haben. Frag sie ruhig auch mal.
Kl.: Alle meine Knoten und Klumpen, seid ihr da nicht mit einig an diesem Werk, was wir schon seit zwanzig Jahren bauen, zu vollenden? Da kommt jetzt, sie sagen: Du machst ihn kaputt!
Th.: Hm. Haben Sie irgendwas damit zu tun? Also nicht mit dem kaputtgehen vielleicht, sondern eher Entstehung, hängt das mit dem „mauern“ zusammen?
Kl.: - kurze Pause – Da kommt jetzt so ein Rückspann oder so ein Versuchen, wo ist das Erste aufgetreten, wo ist das Zweite? Was waren das für Begegnun-gen mit Sven? Da kommt jetzt so ein Stück... Also immer wenn ich gedacht hab, jetzt schenke ich mich tief ihm und hab sozusagen meine ganze Lebens-energie, ich drücks jetzt einfach so in „mauern“ aus. Immer wenn ich gedacht hab, ich maure ganz positiv, ich, ja ich geh jetzt mal soweit: Ich erschaffe ihn! Dann hab ich jedesmal, wenn es so ganz für mich, wenn ich alles losgelassen hab und ganz tief mich zu ihm gestellt hab, mit der ganzen Energie, da ist von ihm so ein Dolchstoß gekommen, dass ich zurückgehen musste. ... und da mein ich, dass ... dass ich da, der Durchstoß hat sozusagen wieder beim Rausziehen eine Verwundung in Form von einem Geschwulst hinterlassen.
Th.: Hm. Ja. Schau Dir mal die Verwun-dung an. Was macht Dich wund? Was ist es genau, was Dich verwundet? Spür mal hin. Oder frag den Sven so einfach mal.
Kl.: - Kurze Pause, die Klientin atmet tief durch, seufzt. – Da kommt... Ich hab totale Energie in mir und ich tu die komplette Energie in die Beziehungskiste stecken. Weil der größte, der sehnlichste Wunsch in mir drin ist, das dies perfekt oder absolut gut ist, die soll ein Traumhaus sein wo man sich wohl fühlen kann. Und ich hab ‘ne genaue Vorstellung wie das sein soll oder vielleicht ist sie ... Ja, ich will jetzt nicht sagen „krankhaft“. Da ist so ein absolut riesiger Strom in mir, oder der komplette Strom in mir, wo nur auf das zentriert ist und da abzielt. Das muss stimmig sein und ich zieh ihn mit aller Gewalt in diese Richtung und mein ständig, er müsste es jetzt sehen, dass es richtig ist. So soll es aussehen und ich zieh ihn mit und mit und mit. Er muss mit. So! Und jetzt kommt gerade so, also so ‘ne Vorstellung, wie ein Haus in Form von einer Pyramide und meine ist mächtig, mächtig, riesengroß, und ich nehm ihn so am Schlawittchen und zieh ihn die Treppen hoch und sag: Komm rein, komm rein, da ist es toll, da ist es toll und des nur bis Du drin bist. Dann siehst Du, wie es da toll ist und es wird Dir bestimmt gefallen und ich mach alles und mein jetzt „schnackelts“ in ihm, jetzt, jetzt, jetzt „schnackelts“ in ihm, jetzt sieht er doch, dass doch mein Haus ganz toll ist. Und ich seh seine Pyramide. Sein Häuschen ist wesentlich kleiner als meines, steht da um die Ecke ... und er geht jetzt mit rein und schaut es an und sagt: Jaaa, schön. Und ich warte jetzt wieder genau, ich warte, dass er jetzt sagt: Genau das ist es, was ich gesucht hab und ich warte und ich warte und er sagt: Jaa, es ist nett, nett, so jaa. Jetzt geh ich aber wieder rüber in mein Häuschen, da kommt gerade eine tolle Sportsendung, die tät ich gerne ansehen. Bis irgendwann mal wieder.
Th.: Jetzt spürst Du: Er hat ein ganz anderes Häuschen als Du. Tja genau. Kannst Du ihm seins lassen? Der will nicht in Deines. Du versuchst es, wie sagst Du, seit zwanzig Jahren. Aber er will nicht in Dein Haus, in Deine Pyramide. Er will in seiner bleiben. Da gefällts ihm.
Kl.: Und da denk ich: Das ist so der Punkt, den ich mir nicht eingestehe.
Th.: Tu’s doch jetzt.
Kl.: War nett dass Du mich besucht hast, Sven. - weint, atmet tief – Es kommt so auch so ‘ne typische Situation. Er spürt jetzt, dass ich’s ehrlich meine. Er dreht sich noch mal um und nimmt mich so ganz tief und lieb in den Arm, was mir guttut und ich erschleich mir dann bereits den nächsten Gedanken. Wenn er mich jetzt so in den Arm nimmt, dann gefällt’s ihm doch in meinem Haus und irgendwann wird er doch da einziehen.
Th.: Du bist nicht bereit die Vorstellung loszulassen.
Kl.: Ja, ja genau das ist es.
Th.: Ja. Ja. Willst Du weiter nach Vorstel-lungen leben oder gucken wie die Reali-tät ist? Du hast ja eben gesagt: Ich leb meine Vorstellungen, ich versuch ihn umzumodeln, bis er sich irgendwann so stark wehrt, dass es mir weh tut und dann krieg ich einen Geschwulst. So ungefähr hast Du Dich ausgedrückt. Ja, guck mal wie stark er sich wehren muss. Und das verletzt Dich dann wieder. Also wie wärs? Lass doch die Vorstellung los, lass ihn wie er ist und freu Dich dran wie er ist. Ganz eigenständig. So ist er. Das ist der Mann den Du Dir ausgesucht hast.
Kl.: Und jetzt kommt auch so ein Bild, so im übertragenen Sinne. Er geht jetzt rüber und ich sag: Ja, ich geh ein Weilchen und ich geh mit zu Dir rüber. Und ... Und jetzt seh ich mich da. Es kommen mehr wie so Bilder, so wie Erlebnisse in einer Beziehung, wo man zusammen hingegangen ist und Sachen, was er sich ausgesucht hat, und ich fühl mich da nicht sonderlich wohl. Also ich geh dann mehr ihm zuliebe dahin, aber ich kann selber sehr wenig damit anfangen.
Th.: Was taucht denn da auf? Machs mal konkret.
Kl.: Also, er ist, er sagt, heut gehen wir mal zum Essen oder wir machen einen Ausflug und ja ich sag: Wo gehen wir hin, in welche Wirtschaft? Und er sagt so geheimnisvoll: Lass Dich überraschen. Und ich, naja, ich freu mich irgendwie total. Wo er wohl hinfährt? Und wir fahren in eine Richtung, da sind wir so noch nie gefahren und es wird immer interessanter und immer noch einen größeren Reiz, wo das wohl hingeht. Und wir kommen dann da an und dann und ich sag jetzt mal das ist von außen schon die letzte Lückenwirtschaft, gibt überhaupt keinen Flair ab, nichts. Jetzt kommt so der erste Widerstand und ich sag: Da, da willst Du rein? Ja, ja. Komm rein. Und wir gehen da rein und innen so absolut, so verraucht, so ähhh. Und es stellt sich dann heraus, da sind die alten Gastleute von unserem Ort, die vorher bei uns ‘ne Gastwirtschaft umgetrieben haben und jetzt weggezogen sind. Und ich sag dann: Ja, wieso, ahh. Also ich empfinde das dann wie so ‘ne völlig große Enttäuschung.
Th.: Sei doch mal in dieser Situation. Sei jetzt dort. Spürs mal. Jetzt.
Kl.: Sven, ich bin jetzt sooo dermaßen enttäuscht. Ich habe gedacht Du suchst für uns, für mich, ein Lokal aus zum, ja dass wir reden können und uns fallenlassen können. Und jetzt spür ich total Dich hat interessiert, wo die hingezogen sind und bist jetzt gerne mal die Strecke abgefahren, der Landkarte nach, oder zum Sehen, wo die sind. Obwohl ich empfunden habe, wir haben zu den Leuten überhaupt keinen Bezug. Und ich hab jetzt gedacht es entsteht für uns wie ein toller Park und ich spür jetzt so: Für Dich war interessant mit der Landkarte dahin zu fahren, Auto zu fahren, und irgendwie die Leute zu sehen, womöglich auch, dass das Essen dort dann billig ist, das Du eingespart hast und ich hab mir so einen tollen Tag vorgestellt.
Th.: Ja was macht das mit Dir?
Kl.: Und das macht schon ein Stück Wut und Enttäuschung.
Th.: Hm. Ja, spür mal die Enttäuschung und die Wut. Erlaub das mal in Dir. Atme mal. - Die Klientin holt tief Atem. – Spür mal, was hat Dich enttäuscht? Du musst Dich vorher getäuscht haben. Was enttäuscht Dich? Womit hast Du Dich enttäuscht?
Kl.: Ich hab mich getäuscht, an dem Sinn des Ausfluges oder an meinem Gefühl.
Th.: Beschreibs mal -worin besteht die Täuschung?
Kl.: Ich hab mir wieder ein anderes Bild ausgemalt wie die Realität dann geworden ist.
Th.: Genau. Was wolltest Du denn ...?
Kl.: Ich wollt mit ihm zusammen träumen, loslassen, sich gehen lassen. Auf einer Ebene, wo man so nicht zeigen kann.
Th.: Hm. Warum tust Du es nicht für Dich? Spürs mal. Was brauchst Du bei ihm? Was suchst Du da? Du könntest ja auch für Dich träumen, loslassen. Du willst was von ihm, was ist das?
Kl.: Ich hab nur so ‘ne Erwartungshal-tung, dass er sieht, was in mir vorgeht oder was ich will oder was ich brauch und er soll’s mit mir teilen. Und dann erwart ich auch noch...
Th.: Er soll für Dich dasein.
Kl.: Ja. Und dann erwart ich noch, er soll so fühlen, wie ich es fühle.
Th.: Bist Du für ihn da? Spürs mal. Du willst, dass er für Dich da ist, dass er Dich fühlt.
Kl.: - stockend – Da tut sich mir so auf, also ich denke, ich kann nicht immer von ihm erwarten und ich gebe ihm auf seine Seite so wenig. Da tut sich so der Alltag bei mir auf, also so das Bewusstsein, ich kann immer nicht nur von ihm fordern. Ich möchte ihm auch was geben und das empfind ich dann im Alltag so, also wenn ich sage ok., das weiß ich, das macht er gerne, oder so und ich geh da mit oder signalisier ihm, das ist auch ok. Ich, ja vielleicht bildlich gesprochen, jetzt sag ich mal, ich weiß er mag Chips. Und jetzt schenk ich ihm zwei Packungen Chips, weil ich weiß, er isst sie gerne, dann tut sich in mir so oft bildlich auf, wir essen jetzt nur noch Chips. Und das ist mir dann wieder zuviel, das will ich dann auch nicht. Da denk ich dann, jetzt sollte von meiner Kost jetzt auch mal wieder was gegessen werden. Also, da kommt jetzt vielleicht jetzt das auch noch ein Stück weiter, wo die Begegnung mit dem Walter da war. Und ich bin dann so wie der begossene Pudel wieder nach Hause gekommen und ich hab das dann auch dem Sven... Ich hab ihm vorher begründet, ich, ich werde oder ich muss jetzt gehen, weil Du hast auch nie Zeit für mich. Ich hab Dich in diesem Jahr gebeten, einen Tag von diesen 365, also einen komplett mir schenkst. Und es hat nicht mal den einen Tag, Du warst nicht fähig einen Tag von den 365 mir zu schenken, mal Handy und alles und Geschäft beiseite zu lassen und das hab ich ihm so hingeknallt. Das ist mir zu wenig. Und dann bin ich irgendwo nach dieser Begegnung mal wieder wie der begossene Pudel nach Hause gekommen und habe ihm dann gesagt, - mit Nachdruck - Also ich habs ihm dann so ehrlich gesagt, dass es nicht von meiner Seite aus in die Brüche gegangen ist, mit dem Walter, sondern ich hab gesagt er, er hat mich vor die Tür gesetzt. Ich hab also nichts beschönigt und hab dann gesagt: Ja, ‘nen Unterschlupf brauch ich jetzt eigentlich auch. Ich sollt mal weiter im Haus wohnen und er in seiner Art wie er ist, da ist nix gekommen irgendwie: Du blöde Kuh, jetzt bleib mal wo Du bist, oder: Du hast mir jetzt da weh getan. Er zeigte so Verständnis und sagte: Aja, auf das hätte er schon lange mal gewartet. Dass ich irgendwann mal ausbreche, sei ihm schon bewusst gewesen, oder hätte gedacht das kommt irgendwann mal. Ich hätte mich ja in dem Sinn noch nie ausgelebt. Und dann war für ihn bezüglich jetzt der Käse gefressen. Der war nicht anders zu mir, oder hat mir das so gut wie nie auf den Teller geschmiert: Aber da, da bist Du ja mit dem und Du hast das, einfach ... Und ich hab auch nicht das Gefühl gehabt, er hat mich da was spüren lassen. Aber jetzt kommts. Was hat er gemacht? Etwas hat er auch gemacht. Also, sein Tagesablauf hat bis dahin so ausgesehen, also er hatte das Geschäft, wo er einfach mehr als acht Stunden beschäftigt ist. Er ist in der Feuerwehr, wo auch ein paar Abende im Monat draufgehen. Er spielt aktiv Tischtennis, wo ein bis zwei Tage draufgehen in der Woche. Also es war da eben schon sehr wenig Zeit für uns, wo ich auch drunter gelitten habe oder die Sehnsucht mehr Zeit für uns zu haben. Und da hat eigentlich nach diesem, da waren Wahlen zum Stadtrat. Und er hat sich da aufstellen lassen und ich hab ihn angefleht und gebittet und hab gesagt, er soll das nicht machen, da wär ja noch mehr Zeit kaputt. War aber in dem Moment irgendwo auch schwach, weil ich jetzt grad von der – es liegen schon ein paar Monate dazwischen – von der „Schlappe“ da rausgekommen bin - vom Walter - und hab ihn gebittet und gesagt: Das war gerade das, warum ich Dich verlassen wollte unter anderem, weil das so stark in mir ist, weil wir so wenig gemeinsam miteinander Zeit verbringen. Und er hat dann gesagt: Ach, er, er wird ja da sowieso nicht gewählt und ich soll mich da nicht so umlassen. Und daraus ist entstanden, dass er gewählt wurde und er ist jetzt noch zusätzlich noch zwei Abende, oft drei, für diese Tätigkeit außer Haus. Das heißt, unser Gemeinsames hat sich jetzt beschränkt auf einen Abend, auf einen Donnerstag und der ist oft dann auch noch vollgepackt. Also es ist fast gar keine Zeit mehr da, wo wir uns begegnen.
Th.: Hm. Sag ihm das doch mal jetzt.
Kl.: - atmet tief durch – Sven, was ist in Dir vorgegangen, dass Du das zu dem Zeitpunkt auch noch gemacht hast? Da kommt jetzt: „Du hast mich erdrückt. Ich muss flüchten!“
Th.: Hm. Ist das der Mauerbau, oder dieses mauern?
Kl.: Mit Sicherheit.
Th.: Sag ihm das mal. Guck mal.
Kl.: Hasst Du es, dass ich ständig an Dir rummaure und ziehe? – kurze Pause – Jetzt kommt so: Ich hasse es, aber weil ich Dich liebe, flüchte ich mich dann in andere Sachen, dass ich’s Dir nicht ins Gesicht schreien muss.
Th.: Hm. Ja. Wenn Du das jetzt alles so wahrnimmst, wie wärs denn, wenn Du es bleiben lässt? Du nimmst wahr: Er muss sich wehren, das macht neue Geschwul-ste. Du nimmst wahr: Er flüchtet förmlich vor Dir. Warum lässt Du ihm nicht sein Häuschen?
Kl.: Da kommt jetzt auf der Zeitachse zurück, da kommt jetzt das Beginnerbild dieser Beziehung, - stockend – die, das so andere Bild, die Aufgabe von Gott und ich hab versagt, weil es funktioniert nicht.
Th.: Ja, Dein Mann will nicht. Der will nicht anders sein, wie er ist. Vielleicht solltest Du Gott seine Aufgabe zurück geben, mal krass ausgedrückt. Du siehst, Du wirst krank davon, Du siehst, Dein Mann zieht sich immer mehr zurück. Er möchte sein wie er ist. Er liebt sein Häuschen. Scheint irgendwie schief zu sein mit der Aufgabe, irgendwie hängt’s.
Kl.: Das hängt massiv.
Th.: Hm. Lass es los.
Kl.: - stockend – Jetzt sollt ich, bräucht ich da ganz was tiefes, ‘ne Bestätigung, dass ichs loslassen darf.
Th.: Dann sprich doch mal mit Gott. Lass ihn auftauchen. Zeig ihm mal Dein Dilemma.
Kl.: - weint verzweifelt – Ich will aber nicht, geh nur kaputt dabei. Es funktioniert nicht. Ich will wieder zurück und erlös mich davon. Ich kanns nicht anders. Ich bin so wie ich bin. Ich kann es nicht lösen. So wie ich die Fähigkeit hab zu lösen und ich hab Dich schon so oft darum gebittet. Ich kenne das Problem in mir und ich hab Dich gebittet, gib mir dann einen anderen Geist oder einen anderen Sinn oder zeig mir, dass ich loslassen kann und dass es auch in Ordnung ist. Aber ich empfinde Dich immer nur so schweigend. Ich hab das damals so tief gespürt, dass es, dass es so sein soll, das war so tief in mir, dass ich mir ganz sicher war, dass ich daran schaffen soll. Da war ich mir so tief sicher. Und den ganzen Weg bis hierher war das nur Scheiße. Oder es war, es hat ein paar Erkenntnisse dabei, dass es so nicht geht. Aber ich wollte, ich wünsch mir, ich würde zu Dir jetzt so ein tiefes Gefühl kriegen wie damals. So wie ich das Gefühl gehabt hab, es aufzunehmen. So würd ich‘s gerne wieder zurückgeben, wie ein Buch, wo ich jetzt ausgelesen hab. – weint heftig - ... und ich würds gerne wieder zurückgeben. Ich will irgendwie nicht mehr drin leben, weil ich kapier, ich kapier nichts mehr, ich hab das was ich kapieren kann, kapiert, aber mehr geht nicht. Ich konnte, ich konnte irgendwie in einer Beziehung oft gar nicht lieben oder leben, weil’s immer überschattet war von der Aufgabe, wie‘s sein sollte, wie so ‘ne Fertigstellung, wie mir das... Ich habe auch ständig, irgendwie, ich weiß nicht, ob aus der Kindheit, oder woher das kommt, so ein Bild, dieses und jenes muss man machen oder sollte man machen, dann geht‘s einem gut. Aber bei mir funktioniert’s nicht. Vielleicht funktionierts bei vielen die in die Kirche gehen, aber bei mir funktioniert’s nicht. Ich lüge mich an dabei.
Th.: Wie reagiert er da?
Kl.: - verzweifelt – Da kommt irgendwie nichts und ich warte schon zwanzig Jahre drauf und da tut sich nichts.
Th.: Und wenn das dringende Bedürfnis da ist, dieses Buch, wie Du es be-schreibst, zurückzugeben, dann mach es doch bewusst. Hm?
Kl.: Da tut sich jetzt so ein Stück weit die Angst in mir auf, dass ich irgendwie auch noch nicht loslassen will oder kann. Wenn ich das Buch zurückgebe, muss ich den ganzen Sven auch zurückgeben und ... – weint ganz heftig – irgendwie wollt ich ihn gerne noch so anschauen ohne die Aufgabe.
Th.: Sag’s ihm direkt. Guck mal wie Sven reagiert. Sag ihm, was Du empfindest.
Kl.: Gott, ich möchte Dir zuerst das Buch zurückgeben, das Aufgabenbuch. Du hast mich irgendwie nicht dazu geschaffen, dass ich diese Aufgabe packe. – schluchzt heftig – Ich würde gerne das Buch, die Aufgabe zurückgeben und dem Sven weiterhelfen. Und ich wollt ihn gern mal kennenlernen ohne das Buch.
Th.: Was ist mit Sven?
Kl.: - gefasst - Ja, der steht da und hört sich das Gespräch an. Er sagt gar nichts drauf, das macht er öfter, ...sieht an und sagt nichts drauf. So macht er‘s jetzt grad auch wieder. Es kommt nur so: Jetzt bist Du mir zum ersten Mal fremd.
Th.: Ja so kennt er Dich noch nicht. Ohne Aufgabe.
Kl.: Wir machen jetzt gemeinsam den Weg zurück und wir scheuen uns in die Arme zu nehmen, oder uns zu halten. Weil wir uns irgendwie fremd sind.
Th.: Jetzt müsst ihr euch erstmal kennenlernen. - Kurze Pause –
Kl.: Da ist der Wunsch, den Sven so kennen zu lernen. Da kommt jetzt - Du kennst ihn doch und ihr passt nicht zusammen. Bist Du jetzt nur feige, zu sagen, wir sind zu unterschiedlich. Lass uns getrennte Wege gehen. - Irgendwie ist es jetzt - ich weiß es nicht. – Kurze Pause - Da kommt jetzt irgendwie: Du kennst ihn ja eigentlich den Sven, mit Buch oder ohne Buch. Du kennst seine Wesensart. Und Du weißt doch, dass er schwierig zu Dir passt. Was tust Du jetzt da erneut noch mal rum?
Th.: Schau mal den Sven an. Schau ihm mal in die Augen. Geh mal dicht auf ihn zu.
Kl.: Er gefällt mir nach wie vor.
Th.: Schau ihn direkt an. Schau ihn direkt an. Sag‘s ihm.
Kl.: Sven, mir gefallen Deine Augen. – ergriffen – Ich denk, die haben mir immer gefallen.
Th.: Hm. Ja, spür das mal in Dir.
Kl.: Da kommt jetzt auch so was hoch, wo ich jetzt spüre, wo ich ihm viel mehr Rückendeckung geben muss, weil er in manchen Stellen einfach nicht so ist, wie ich geprägt bin, mit dem Kirchenplan, wie man sich verhalten muss. Es gibt auch Menschen, die ich da draus mag, die für mich auch ok. sind. Es gibt aber auch vieles, was ich nicht ok. finde und ich denk, ich hab ihm da auch oft das Gefühl gegeben: Ja Du bist schlecht, weil Du anders denkst. Das ist ein typisches Kirchenbild, so unterschwellig. Man spricht’s nicht aus. – Sie soll es ihm direkt sagen, was sie denkt. – Sven, ich finde, dass ich an vielen Stellen überhaupt nicht zu Dir gestanden bin. Ich hab Dir signalisiert: Nur wenn Du so und so Dich verhältst, dann bist Du Recht. Und ich spür jetzt so zum ersten Mal, wie gut Du doch Dein Inneres bewahrst im Vergleich zu mir. Mit Deinen „Wer geht und wer schützt“, trotz allen Bombardie-rungen, die ich in erster Linie Dir gegenüber gemacht hab. Wie fest Du doch in der Brandung stehst. Das ist, denke ich, auch ein Punkt, wo ich auf der anderen Seite an Dir schätze, wollte ich immer die Stärke in meinem Haus sehen. Und da ein bischen hobeln, und da und dann...
Th.: Und wie reagiert er auf Dich?
Kl.: Er atmet auch tief durch.
Th.: Hm. Guck noch was mit den Geschwulsten ist bei Dir.
Kl.: Es ist ganz schwierig. Die sind...Ich weiß es noch vom Kopf her, da müsst einer sein und da, da, da.
Th.: Aber?
Kl.: Sie sind irgendwie so lustlos oder...
Th.: Sind noch da?
Kl.: Sie stehen nicht so stark da drin.
Th.: - feststellend – Sind aber noch da.
Kl.: Ja. - Und es ist jetzt wie so, wie wenn man jetzt - ich sag jetzt mal - ich schau jetzt mal was an aus hundert Metern Entfernung und seh genau und jetzt, jetzt empfind ich das Bild wie ich schau’s von einem Kilometer Entfernung an und seh es dann nicht mehr so genau.
Th.: Dann geh jetzt mal dichter und schau, was dann passiert.
Kl.: Also, wenn ich jetzt den Fuß nehme, das ist jetzt in Form von einem Ball oder Gehirn. Ich muss jetzt wie in einer Schachtel spüren, dass ich‘s noch finde. Es ist kleiner geworden.
Th.: Wie fühlst Du Dich?
Kl.: Angenehm. – im gleichen Atemzug - Aber jetzt kommt raus, so in mir was hoch, wo ich Gott nochmal anschreie, er soll mir ‘ne Antwort drauf geben. ...mit der Aufgabe.
Th.: Ja, tu das!
Kl.:- genervt fordernd und mit Nachdruck in der Stimme – Er soll‘s nun endlich mal sagen ... - Direkte Kommunikation wird eingefordert. Die Klienitn schreit laut und verzweifelt: Gott, nimm mir‘s ab! Ja, dass ich erlöst bin.
Th.: Was passiert?
Kl.: Ich glaub, jetzt kann ich den Schlagstock gebrauchen.
Th.: Nimm ihn Dir, der liegt neben Dir. Und gib es zurück. Wart nicht, dass er‘s abnimmt, sondern gib es, wenn Du es weghaben willst.
Kl.: - wütend schreiend, schlägt mir dem Schlagstock - Hier hast Du’s. Nimm. Nimm‘s, ich will‘s nicht mehr haben. Nimm‘s zurück. Aber ich erwarte von Dir – stockend - Hör mich. Du hörst mich schon zwanzig Jahre nicht mehr! – immer lauter werdend – Du hörst mich nicht mehr. - Prozessarbeit wird eingespielt. – Du hörst mich nicht, hör mich, hör mich, hör mich!!!!!
Th.: Was passiert?
Kl.: - etwas ruhiger – Ich, ich will eigentlich das hier nicht mehr sehen, da kommt er so verstohlen daher und winkt das Buch oder das Schächtelchen und fliegt mit ihm weg.
Th.: Was macht das mit Dir?
Kl.: - schreit enttäuscht und wütend – Er hat mich noch nicht ausdiskutiert.
Th.: Sag’s ihm.
Kl.: - schreit entrüstet - Du diskutierst das mit mir aus. - Die Klientin schlägt mit dem Schlagstock erneut auf den Boden. - Komm zurück! Komm zurück! Red‘ mit mir, rede. Du hast vor zwanzig Jahren... – undeutlich - ... und Du redest nicht. Du lädst mir diesen Scheiß auf und redest nicht und ich will, dass Du mit mir redest. Scheiße! Du bist feige, ich sage zu Dir, dass Du feige bist. Ich getraue mir zu sagen: Du bist feige, bist richtig feige. Er geht, ja er fliegt mit dem Schächtelchen weg. Aber ich hab das Gefühl, - mit Nachdruck – ich hab mich gestellt. Und es ist jetzt an ihm mir daher ein Wort drauf zu geben, nicht ich. Er ist dran. – Direkte Kommunikation wird eingefordert. – Ich hab jetzt das Gefühl: Ich hab mich Dir gestellt. Ich habe meinen Teil erfüllt und jetzt bist Du dran, Du bist dran und nicht mehr ich, hoffe ich. Das schlechte Gewissen ist jetzt nicht mehr bei mir. Das ist bei ihm.
Th.: Spür mal in Deinen Körper rein, wie der sich anfühlt.
Kl.: Wesentlich stärker. Irgendwie jetzt das Gefühl, ich hab mich, ich hab mir‘s zugetraut mich da jetzt heute zu stellen. Ich hab mich gestellt. - Er ist fast etwas beleidigt, das Buch mitgenommen, aber er kann jetzt ringen. Er ist mir ‘ne Antwort schuldig. Nicht mehr ich ihm. Das kann ich jetzt auf alle Fälle mitnehmen.
Th.: Was ist mit den Geschwulsten?
Kl.: Da tut sich jetzt so ein Bild auf. Das ist das Buch, das Gespräch, das ich so viel trage in mir, dass mir grad die Geschwulste scheißegal sind. Ob die jetzt da sind oder weg sind. Das spielt irgendwie gar keine Rolle. Irgendwie, so wenn das, dieses zentrale Ding geklärt ist oder wäre, dann sind die Geschwulste auch geklärt.
Th.: Wie ist es für Dich? Was ist ungeklärt?
Kl.: - stotternd, nach Worten suchend – Ja die, die, so ‘ne klare Antwort drauf, egal wie sie auch ausgesehen hätte.
Th.: Du kriegst anscheinend im Moment keine.
Kl.: Die fehlt mir.
Th.: Ja. Spürs mal. Da kommt keine im Moment. Was macht das mit Dir? Was hast Du für Dich noch nicht geklärt?
Kl.: Die Beziehung mit Sven.
Th.: Ja, dann lass Sven da sein.
Kl.: Sag Sven, empfindest Du unsere Beziehung geklärt? Oder bist Du - Da kommt jetzt auch so der Alltag, weil diese Fragen hab ich ihm schon häufig gestellt – Wie bist Du zufrieden in unserer Beziehung, oder? Oder dass ich gesagt hab: Ich bin zum Teil nicht zufrieden. - Und da kommt in der Regel immer: Ich bin zufrieden. Du musst das für Dich klären.
Th.: Genau. Hat er vollkommen recht. Es geht nicht um ihn. Es geht um Dich. Du hast gerade wahrgenommen, wenn Deine Unklarheiten beseitigt sind, sind die Geschwulste weg. Du bist unklar in der Beziehung. Und Dein Mann sagt ganz richtig: Du musst es lösen. Er fühlt sich klar. Er hat auch keine Erkrankung. Du hast die. Er ist klar mit sich und mit Dir. Was ist mir Dir?
Kl.: - atmet tief durch. – Ich häng so da zwischen drin. Auf der einen Seite ist das Gefühl da, in der Beziehung ich sollte mich... ich sollte so wohlig sein, dass mir‘s gut dabei geht oder ich sollte so stark sein, dass ich gehen kann, wenn es nichts für mich ist. Ich hab so das Gefühl: Ich bin nicht stark genug zu gehen und ich fühle zu wenig wohlige Aspekte.
Th.: Was brauchst Du?
Kl.: Das Gefühl zieht mich mehr so: Ich würde gerne bleiben. Aber ich häng, ich häng, ich spür ich häng, ich hängs erneut an ihm wieder auf. Sven, ich sag jetzt wieder zu Dir: Kannst Du mir so ein bischen, ein bischen, so näher rücken zu mir?
Th.: Versuch näher zu ihm.
Kl.: Da tut sich jetzt wieder so: Ich... – kurze Pause – Sven, ich will Dir noch mal begegnen ohne Aufgabe. Noch mal versuchen so gut ich‘s kann Dich zu erforschen, Dich zu ergründen, wiederum ohne Aufgabe und will dann sehen, ob es mir genügt mich zu entfalten und meine Couch bei Dir hinzustellen. Und wenn es nicht funktioniert, will ich den Mut haben zu gehen und auch ein gutes Gefühl dabei zu haben.
Th.: Hm. Was sagt er dazu?
Kl.: So wie immer klar, sag ich ok., dann machst Du das. Er ist eigentlich zu fast 100 Prozent immer klar. Das wollt ich da auch noch sagen: Es wäre von Nöten, dass es so klar und schön, wie Du ja den ganzen Tag einteilen kannst, Deine Arbeit einteilen kannst, dass Du auch mal, oder dass Du öfters mal nach Hause kommen würdest und könntest ruhig mal Chaos machen, würde mir besser gefallen. Chaos in dem Sinne, dass oben das Licht brennt, man ausschalten müsste. Dass Du Dich mal ein bisschen mehr gehen lassen könntest.
Th.: Du willst ihn schon wieder verändern. Merkst Du’s?
Kl.: Ja. – leise lachend aber tief bewegt – Unmögliches Weib, ich! - Ok. Du, Sven. Du kannst Dich freuen, dass ich die R. (Therapeutin) kennengelernt hab. Wenn ich heimkomme,hoffe ich, dass die R. mir öfters in den Sinn kommt. Du freust Dich bestimmt darüber. Und ich freu mich darauf, wie es Dir dabei ergeht.
Th.: Wie fühlst Du Dich denn jetzt?
Kl.: Ich fühl mich, also ich kann zu mir sagen, dass ich die Energie, die ich heute hatte, auch genutzt hab. Aber die Fesseln habe ich irgendwie nicht ge-sprengt. Auf der anderen Seite kommen mir eher immer öfters mal die Gedanken, dass es auch gut sein kann, dass ich mir selber Fesseln gemacht hab, mich selber an die Kette gehakt, die es gar nicht gibt. Und ich mein, es hat immer Fesseln in mir.
Th.: Hm ja. Fesseln in uns selbst, die machen wir eh selber.
Kl.: Ja, aber das, ich mein, die Fesseln hat der Sven gemacht, die Fesseln hat Gott gemacht, und irgendwo mach ich sie mir selber.
Th.: Spür‘ mal, ob es für heute so ok. ist. Mit den Erkenntnissen, den Veränderun-gen?
Kl.: Ja, da ist jetzt auch wieder ein Stück in mir gesättigt. Jetzt bin ich wieder eher so wieder runtergefahren. Jetzt hätt ich auch Schwierigkeiten noch mal reinzugehen in irgendwas. Also ich denk für mich ist es jetzt auch ok.
Th.: Gut. Dann mach ich Dir noch ein bisschen Musik. - Die Therapeutin spielt Entspannungsmusik ein.
Kl.: - ruhiger und gelöst - Und dann denk ich, dass das wahnsinnig tief in mir ist, die Erziehung. Jetzt, ich sag jetzt mal, die Erregung wieder ein Stück abgefallen ist, kommt jetzt da wieder so einer, so wie jetzt mein Papa, wo sagt: So darfst Du doch nicht mit Gott reden. So hört er doch nicht.
Th.: Guck mal hin zu Gott. Schau ihn jetzt mal an. Schau mal hin. Schau ihn an. Was hast Du für ein Gefühl?

Kl.: Ja, er lächelt da gerade da oben runter und gibt mir jetzt das Bild oder die Begebenheit. Wie heißt denn der, der Hiob? Also dass der schon ihn auch massiv angeschrien hat: Warum tust Du mir das alles an? Da hat er gemerkt, er ist eigentlich mit dem zu weit gegangen. Also, der Hiob hat alles. Gut und Geld, Frau und Häuser, alles und irgendwie kommt‘s ihm in den Sinn und will ihn mal testen, wie gut er zu ihm steht, oder wie fest er zu ihm ist und er nimmt ihm die Kinder weg, die kommen um, die Häuser kommen um, die Frauen und dann macht er den Hiob aussätzig. Und der Hiob sagt immer: Der Herr hat es gegeben, der Herr hat es genommen, gelobt sei der Herr, alles weg, alles weg, alles weg. Und wo er dann kurz vorm Abkratzen ist, schreit er dann: Was tust Du mit mir? In dem Sinn: Du Arsch! Eh, ich hab Dir gedient, gedient und gemacht und jetzt vernichtest Du mich. Und erst dann lässt Gott ihn wieder los. Und da denk ich, dass hab ich doch jetzt auch fertiggebracht zu sagen, dass jetzt Schluss ist. Jetzt kommt das Bild noch und sagt: Ok. Ich schau Dir jetzt mal zu oder ich guck mal, was Du jetzt machst.

Th.: Sagt er zu Dir? – Klientin bejaht. – Schön. Ich lass Dich jetzt ein bisschen allein, ja?

Kl.: Ja.

- Wunderschöne Musik zum Ausklnag im Hintergrund.