„Gelten lassen“ oder die Heilung des Königs (219)
Wie geschiet wirkliche Heilung: Es gibt eine ganz konkrete Hand-lungsanweisung aus der Synergetik heraus. „Störe den Kontext“. Das heißt, laß die Wirklich-keit gelten und dann kannst du sie beeinflussen, aber nicht auf direkten Wege, indem du einen einzelnen Aspekt verändert haben willst - das ist Macht, das funktioniert nicht. Du kannst die Wirklichkeit verändern, indem du irgendwas reinbringst und guckst, wie verändert es sich denn? Und kann kannst du am Energiefluß ablesen, ob es was genützt hat, ob mehr Energie fließt oder weniger. Wenn du bereit bist, aus dem Muster auszusteigen und bringst was anderes rein, dann greift es schon nicht mehr. Das was du reinbringst, hat eine energetische Wirklichkeit und macht was. Der Inhalt ist unwichtig. Störe den Kontext und es funktioniert nicht mehr. -
Die Klientin wird durch die Tiefenentspannung an einen Meeresstrand geführt.
Dort entdeckt sie eine griechische Kapelle. Sie hat die Empfindung von ganz
viel Energie und Weite und spürt die archaische Kraft, wie sie es ausdrückt,
vom Meer, dem Wasser und dem Wind.
Kl: Das ist eine totale Hingabe. Ah, es ist so schön hier. Es ist sowas
Großes, sowas Unendliches und ich fühl mich euch so nah, euch Meer,
Wasser, Wind. So eins, ja das ist es. Das ist sowas wie Zuhause-sein.
Th: Ja, nimm es ganz in dich auf, es scheint sowas zu sein, wie, daß du
dich erinnern sollst, daß du diese Wahrnehmung, diese Qualität in
dir hast. - Meeresrauschen wird lauter
Kl: Ja, es ist einfach diese Weite und dieses Bewegte und dieses Ewige in diesen
Wellen. Und es hat sowas ganz Unbegrenztes. Einfach nur auf eine irgendwie gewaltig
weite Weise in Fluß und in Be-wegung sein.
Th: Ist das auch sowas wie, diese Qualität oder diese Erfahrung bräuchtest
du viel mehr in deinem realen Leben? Du müßtest mehr mit dieser Qualität
verbunden sein?
Kl: Ja, ich spüre das jetzt in meinem Körper, irgendwie so im ganzen
Brustbe-reich. Ja, ich spüre so ein „Mich da hindehnen wollen“.
Nee, es stimmt nicht ganz. Es ist so - hier ist das. Da ist eine ganz starke
Intensität. Aber es ist, als ob der Brustkorb das gar nicht ganz fassen
kann. Hier wird das irgendwie nicht so weit.
Th: Ist das dort in den Zwischenrippenmuskeln, wo du diese Entzündung hattest?
- Klientin bejaht. - Ah ja. Dann red doch mal mit diesen Bereich und frag ihn,
ob er jetzt bereit ist, das aufzunehmen, was da ist.
Kl: Sagt mal, ihr Zwischenrippenmus-keln, ihr fühlt euch immer noch irgendwie
zu klein an. Ich hab das Gefühl, mein ganzer Brustkorb ist zu klein. Du
bist zu klein. Du bist viel, viel kleiner als diese Weite, als diese Erfahrung
in dieser Landschaft. Das hat was Gewaltiges, das hat was von Urvertrauen und
von in Be-wegung sein. Und hier, das ist wie ein kleines Kind. Das fühlt
sich von innen an, als ob das so der Brustkorb von einem Kind ist. Das ist,
wie wenn ich meine Kinder anfasse. Die kommen mir winzig vor, wie so kleine
Mäuschen. Du bist so ein richtiges Brustkörbchen (lacht).
Th: Würden sie denn gerne mehr aufnehmen, größer sein? Weil
potentiell scheint es ja möglich zu sein.
Kl: Sagt mal ihr Rippchen, du Brustkörb-chen, würdet ihr denn gerne
da mehr von aufnehmen oder ausdrücken können - von dieser gewaltigen
Energie? - Mee-resrauschen wird lauter - Also, irgendwie ist das so wie ein
Anhängsel, also ich merk so, in dem Bereich, auch so in den Armen, in den
Schultern, das hat schon so eine Beweglichkeit, das hat schon so eine ähnliche
Qualität von Umfangen-Können, Halten, Tragen, Fließen. Ahhh.
Aber hier, das ist klein, das ist auch so zart. Das sind so zarte Zweige, aus
denen das gemacht ist, das hat was Filigranes.
Th: Ist es was Neues, was erst entstehen muß, wie bei einem Kind oder
ist ein Einschränkung da drüber?
Kl: Es fühlt sich an, wie noch zu zart. So wie, ja wie ein Kind, das so
einer gewaltigen Energie nicht gewachsen ist, das kann das nicht aufnehmen,
das hat irgendwie von der körperlichen Verfas-sung gar nicht die Kapazität.
Es ist wie Starkstrom und das sind Leitungen, die sind für Niedervolt -
zart einfach.
Th: Gut, dann wäre die Frage, entwickelt es sich von selbst oder mußt
du Unter-stützung geben? Auf was mußt du aufpassen.
Kl: Sagt mal, ihr zarten Rippen, auf was kann ich achten? Muß ich euch
irgendwie unterstützen? Gibt es irgendeine Mög-lichkeit, daß
ich was tun könnte oder wachst ihr von selbst? Da ist jetzt so ein Bild
von Weidenzweigen und irgendwie ist da ein sturmgepeitschtes Wetter, ein wahnsinniges
Unwetter, so ein Gewitter. Und diese Weidenzweige, die haben was ganz Elastisches.
Das ist sowas wie, es kommt gar nicht darauf an, wie dick oder stark die sind,
sondern, daß sie elastisch sind. Ach, und das erinnert mich auch dran
- Ich hab in der Zeit, als meine Ehekrise ganz heftig war, eine Session gemacht,
da tauchte eine Naturkatastro-phe nach der anderen auf. Das war so diese gewaltige
Energie. Und die war total beängstigend. Ich hab noch nie vorher ein stärkeres
Empfinden von einem Überwältigtwerden gehabt. Und das ist jetzt schon
ein Stück weit anders. Das ist diese Weide, da sind diese Zweige und da
kann das Unwetter darüber hinwegbrausen. Das macht der Weide gar nichts,
die biegt sich.
Th: Also, total für das Leben geeignet, egal wie stürmisch es ist.
- Sturmgeräu-sche werden eingespielt.
Kl: Ja, die Elastizität, das ist das Ent-scheidende. Da nicht starr irgendwas
entgegensetzen, sondern den Sturm einfach über mich hinwegbrausen lassen
und -ahh - dann macht das sogar Spaß. Dann ist das so wie, ja, diese Energie
einfach spüren, wie sie über mich hinwegbraust. So an mir zerrt und
so, ja Energie einfach hergibt.
Th: Ist das sowas wie die Erfahrungen der letzten Zeit in der Auseinanderset-zung
in deiner Ehe.
Kl: Ja, könnte sein. Also, ich sehe jetzt dieses Bild und das hat auch
sowas vereinzeltes, einsames. Es ist dieses eine Weidenzweiglein. Also, da stehen
schon auch andere Weiden drumrum. Aber ich hab so ein einzelnes Zweiglein immer
im Blickfeld mit so ein paar Blättern dran. Warte mal, ich red mal mit
dem. Sag mal, du Weidenzweiglein ... also, ich krieg jetzt direkt die Antwort,
also, es fühlt sich gut. Es ist sowas wie, allein stehen können und
dennoch nicht mit so einem - „ich muß jetzt durchhalten - Impuls“,
sondern einem „mich bewegen lassen“ von diesen Wahnsinns-Energien,
die da rumtosen. Ja, es ist mehr eine Lust daran, es ist eine Lust daran, mich
von diesen Energien bewegen zu lassen. (lacht) Das Weidenzweiglein lacht, sofern
das überhaupt kann. Es liebt den Sturm.
Th: (lacht) Oh ja, das ist natürlich heftig, das ist ja eine Einladung
an den Sturm.
Kl: (lacht) Ja, genau. ... Ich hab jetzt ein anderes Bild. Ich habe in der letzen
Zeit Traumfänger gemacht. Das sind so indianische, rituelle Gegenstände.
Das ist ein Zweig - und Weide eignet sich gut dafür - den man zu einem
Kreis windet und dann wird in der Mitte so ein Geflecht reingemacht aus Faden
mit so einer bestimmten Technik und es wird mit Federn geschmückt und in
der Mitte bleibt ein Loch. Ud die Idee ist, das hängt man sich ans Bett
und die guten Träume fangen sich im Netz und die schlechten, die gehen
in der Mitte durch. Das kommt mir jetzt so vor, als ob dieses Bild von dem Sturm
und dem Weidenzweig da irgendwie so gefaßter jetzt nochmal drin ist. Das
finde ich lustig, weil ich habe einen totalen Bezug dazu gehabt und habe ständig
diese Din-ger da gemacht, und hab mit großer Freude und Intensität
diese Formen gestaltet und mir diesen Zu-sammenhang vor Augen gehalten. Das
ist ja auch sowas wie, da entsteht kein Schmerz durch so einen Wider-stand,
sondern das, was Schmerz bereiten könnte, geht mit durch und das, was wohlig
ist, wird da so reinverwoben. Praktisch, Weidenzweiglein. Ich werde diese Traumfänger
weitermachen, aber ich werde sie mit der entsprechenden Gebrauchsanweisung jetzt
noch etwas differenziert rausgeben.
Th: Ja, frag doch mal die Weiden-zweiglein oder diesen Traumfänger, was
du verbessern sollst. Wie wäre die optimale Gestaltung, frag sie.
Kl: Erstaunlicherweise - das ist praktisch gar nicht machbar - aber erstaunlicherweise
verschwindet von diesem äußeren Kreis ein Teil, so daß das
gar nicht mehr so eine ganz abgeschlossene Form ist mit diesem Netz in der Mitte,
sondern daß´das irgendwie noch stärker durchlässig wird,
irgendwie noch mehr in so einem Lebenszusammenhang als Fluß drin ist.
Da ist außen gar kein Rahmen mehr - ja, der halbe Rahmen ist weg. Sieht
zwar nicht mehr so schön aus. Das ist vielleicht jetzt die Wirklichkeit.
Mein Leben sieht auch nicht mehr so schön aus, aber das pralle Leben fließt.
... Ah, jetzt ändert sich das so ein bisschen, als ob so ein sehr strömendes,
fast rei-ßendes Wasser, wie so ein Dammbruch diese Begrenzungen wegreißt,
den Rahmen wegreißt. Ich hatte vor kurzem schon mal so ein Bild, daß
so ein Deich, und ich hatte da so ein Bild von Bibern, die was gebaut haben,
daß das so weggerissen wird durch das strömende Wasser. Und daß
da aber auch Ver-letzung passiert. Das hatte so eine andere Qualität, wie
jetzt der Weidenzweig. Der Weidenzweig bleibt unbeschadet, der läßt
das wirklich so vorbeifließen. Und jetzt das Bild, von in diesem Strom
zu treiben, das hat schon was von Überschwemmung, von Hochwasser. Da wird
ganz viel zerstört und ich treibe in diesem Zerstörtem.
Th: Ist es sowas wie, es hat halt viel Widerstand gegeben, der jetzt einfach
abfließen muß?
Kl: Also, das Bild jetzt, da bin ich eher überrascht. Das ist so - huch,
was ist denn da passiert!? Und mich völlig neu in diesem Milieu, in dieser
Atmosphäre zurechtfinden müssen. Also, ich schwimme da und da treiben
Balken und Bruchstücke von Häusern, Hab und Gut, irgendwie so Habseligkeiten.
Es regnet ganz stark. Oh, es fängt an, ziemlich trostlos zu werden, aber
auch das Wasser wird mehr so eine karottengelbe Brühe und es kriegt so
einen Fluß. Also am Anfang war das eher so eine Überschwemmung, da
war das breiter und jetzt wird es mehr so wie Wild-wasser. Und jetzt hab ich
wieder mehr so das Gefühl, wie Wildwasser und mehr schon wieder so wie
- wow, ich vertrau mich dem so an. Es ist wieder mehr so diese Kraft, die mich
mitnimmt und ich laß mich so ziehen davon. Und es ist Lust, die dabei
entsteht, es ist einfach Genuß. Genuß, diese Kraft zu erleben. Und
es kommt jetzt in so eine Art Schlucht rein. Dieses Wasser wird jetzt zu so
einem Fluß in so einer Schlucht. Huch, Fels-wände rechts und links,
ganz hoch.
Th: Welches Gefühl gehört dazu?
Kl: Eng, es wird so ein bisschen eng. Es nimmt mir so ein bisschen den Atem.
Th: Ja, ich wollte gerade sagen - guck mal, ob du atmen kannst.
Kl: Ja, das ist, als ob ich mich mit dem Atem hochhebe. Jedesmal wenn ich einatme
ist es, als ob ich die Arme ausbreite und mich so hochhebe und oben aus der
Felswand rausgucke und da ist Sonnenschein und Weite. Und interssant ist, daß
ich so groß werde, dabei. Diese Felswand ist ja riesig hoch und wenn ich
so tief einatme, dann ist es so, als ob ich plötzlich wie ein Riese werde,
bis oben hin, mit den Armen so in die Weite. Und ich spüre auch, wie das
in meinem Körper ganz bizzelig wird, so energetisch. Und gleichzeitig spüre
ich, daß ich nicht so tief und ungehindert durchatmen kann, wie ich möchte.
Es ist immer so ein „mich dehnen“, wie so ein „aus dem Win-terschlaf
aufwachen“ (atmet tief durch)
Th: So als ob du zu deiner eigenen Ener-gie erst langsam findest. - Klientin
bejaht.- Solche Schluchtsituationen sind noch notwendig, du kannst sie aber
schon überwinden, wenn du einfach rausgehst und siehst, daß es da
die Sonne gibt.
Kl: Ja, genau, es ist wie so ein Konti-nuum. Ich kann da unten bleiben, kann
ganz tief unten in dieser Schlucht mich spüren mit diesen wahnsinnig aufragenden
Felsen und auch dieser Enge, die dadurch ensteht. So ein Gefühl, als ob
ich durch einen ganz engen Kanal von ganz weit oben her irgendwo die Luft saugen
müßte...
Th: Spür mal, könntest du die Felsen auch einfach auseinanderdrücken
oder was bräuchtest du, um das zu machen?
Kl: Ja, ich kann das unmittelbar. Ich kann das ganz ohne Aufwand. Also, ich
hab jetzt irgendwie dauernd darauf gewartet, daß der Widerstand entsteht
und mich furchtbar anstrengen muß. Aber ist keine Anstren-gung. Im Atmen
wird das weit und das Bild ändert sich und ich bin plötzlich in so
einer Berglandshaft und da sprudelt noch so ein Gebirgsbächlein. Und es
ist so eine urige wilde Land-schaft, nicht kultiviert, in dem Sinn, sondern
große Felsbrocken und es ist feucht und es hängt überall viel
Moos und es so eine sehr, sehr - ah, das ist irgendwie sehr viel Kraft in dieser
Landschaft, sowas wie, so Naturwesenheiten. Die hat was ganz Belebtes auf eine
nichtmenschliche Weise. Ah, und von der gan-zen Atmosphäre hat es so dunkelgraue
Felsen und es sind auch dunkelgraue Wolken. Es ist irgendwo ziemlich hoch oben
in den Bergen. Ich kenne solche Stimmungen aus Madeira. Und diese urweltliche
Vegetation, ja das ist noch so wie am Anfang der Schöpfung. Bah, ist das
toll. Es ist schön, hier zu sein.
Th: Wichtig scheint auch der Zusam-menhang zu sein - du hast Widerstand erwartet
und du warst überrascht, daß es geht. Aber du bist nicht auf die
Idee gekommen, daß es von selbst geht. Und wenn du es tust, kommst du
in eine Urenergie rein, in Urzustände wieder rein.
Kl: Ja, es ist fast wieder ähnlich wie zu Anfang mit dem Meer und mit dem
Wind. Nur hier hat es was Irdischeres. Hier ist es geformter, sowas wie wirklich
da drin auch leben und angeschlossen sein an diese Kraft.
Th: Gut, dann schau jetzt mal, ob du sie jederzeit bewußt einsetzen kannst.
Schau mal, was du damit machen möchtest, jetzt dort.
Kl: (atmet tief durch) Aha, das merk ich, ist mir neu. Das Empfinden, damit
verbunden zu sein, ist mir vertraut. Ein Teil davon zu sein, oder daß
das ein Teil von mir ist, das ist mir vertraut, aber das Nehmen und damit was
Machen, da muß ich direkt suchen. ... Ah, ich weiß schon was ich
mache. Eins fehlt hier, hier fehlt das Feuer, hier fehlt die Wärme. Also,
das ist von den Farben so tiefgrau, schiefern, sehr viel Feuchtes, tiefgrün,
üppig, saftig, aber mir fehlt sowas höhliges, feuerartiges. Das mach
ich jetzt mal. Ja, da entsteht auch gleich so eine Höhle und was ich jetzt
möchte, ist, das so Brauntöne mit dazukommen, so Erdtöne, so
Feuer-töne. ich möchte gerne, daß das auch so ... ach, das ist
interessant: Also, ich bin in dieser Höhle drin und da brennt auch schon
ein Feuer und das macht aus all diesen Farben so ein Farbenspiel von so Ockertönen
und so Rotbrauntönen und da sind da so Felle, ganz viele weiche, dicke
Felle und da sind auch so Stoffe und so Teppiche, die haben so orientalische
Muster, so daß die Formen irgendwie so ein bisschen aufgelöst sind.
Und was mir jetzt auffällt ist, ich möchte, daß´das mehr
zusammengehört, dieses Innen und Außen. Das ist jetzt irgendwie so
ganz stark so ein Innenraum und der hat was archaisch uriges, so ein Noma-dentum.
Da ist aber nix mehr von diesem üppig wachsendem. Also da muß jetzt
mal Wasser rein und ein bisschen Pflan-ze. Aha, das ist interessant: Jetzt fließt
da so ein kleines Bächlein durch und von den Wänden fängt an,
Wasser runter zu tropfen und es wachsen so große Farne und Orchideen an
der einen Seite. Aber irgendwie paßt das noch nicht zu-sammen mit meinen
Feuer und meinem Fellbereich. Wenn ich hier bin, an meinem Feuer, dann guck
ich da so raus. Nee, das ist mir noch zu weit auseinander. Da draußen
ensteht so Urwald-atmosphäre, so feuchte, warme Luft. Aber das ist auch
nicht so, wie ich mich da aufhalten möchte. Das mit dem Feuer, das ist
schon toll und mit diesem Holz-feuergeruch. ... Ah, das ist, eine Höhle
ist nicht das richtige zum drin wohnen. Das muß eine gebaute Behausung
sein.
Th: Ja, laß sie entstehen. Schau mal, ob es geht.
Kl: Ein Zelt, sowas wie ein Tippi. Obwohl, es ist kein Tippi, es hat keine konventionelle
Form. Das, was ich da jetzt baue, oder was da so entsteht, das nimmt diesen
Teil der Höhle als einen Raum und weiter nach vorne ist es dann weitergebaut
mit Hölzern, mit Bambus, mit so ge-schnürten Verbindungen und mit
Leder oder mit Stoffplanen, die aber in ganz unterschiedlichen Stoffbahnen gespannt
sind. Und da drunter steht ein trockener Bereich. Es ist nicht diese feuchte
Vege-tation, die da draußen überall ist - es ist überdacht,
genau. Und das Feuer da drin und Steine, die die Feuereinfassung bilden und
es ist klar, das ist eine Art Herd-feuer, darauf kann auch Essen zubereitet
werden. Und irgendwie so als Anmutung entsteht, da sind noch andere, da sind
noch Menschen.
Th: Dann schau mal, wer da ist, wie du dich fühlst mit ihnen.
Kl: Das ist noch nicht so deutlich. Irgend-wie ist da noch was dazwischen. Irgend-wie,
jetzt sitz ich im Urwald in irgendeiner Art von Boot auf einem Fluß. Das
ist, als ob sich diese Behausung auf einem Floß ist. Also diese eigenartig
schön ge-spannten Formen von diesen Fellen, das ist jetzt wie eine Überdachung
auf einem Floß. Und das Feuer ist auch noch da, es ist aber nicht mehr
die Erde.
Th: Ist das sowas wie ein Lebens-floß? Frag das Floß mal, was es
symbolisiert.
Kl: Sag mal Floß, bist du mein Lebensfloß? Irgendwas in mir schüttelt
und sagt, es ist eher sowas wie eine In-sel. Da ist schon sowas wie, ich will
da irgendwohin, ich bin unterwegs irgendwohin. Es ist das Gefährt, mit
dem ich unterwegs bin. Aber es hat nicht so eine Ruhe von mein Zuhause, sondern
so - es geht irgendwohin.
Th: ok., dann machen wir eine kleine Zeitreise. Schau mal, wo es hingeht.
Kl: Da wird es mir ganz schwindelig. Das hatte ich in der letzten Zeit öfters,
daß es mir so schwindelig wurde. ... Da kann ich gar nicht richitg ausdrücken,
was da entsteht als Bild - wie eine weiße Pyramide oder ein weißes
Dreieck. Irgendwas ganz Merkwürdiges, irgendwas ganz anderes als dieses
Archaische.
Th: Frag das Dreieck mal, ob es schon bereit ist, dir die Botschaft zu offenbaren.
Kl: Ah, das verwandelt sich dauernd noch weiter. Also, was auch immer du da
bist, du Form, jetzt bist du von diesem Dreieck zu einem Art geometrischen Körper
geworden, zu einem Vieleck - keine Ahnung Zehneck, Zwanzigeck - ganz merkwürdig.
Sag mal, was bist du denn? Kannst du dich ein bisschen deutlicher offenbaren,
was du bedeutest oder was ich hier soll oder in was für einem Zusammenhang
du stehst mit meinem „wo ich hin will“. Das wird jetzt ein bisschen
sowas wie ein Raumschiff und die Umgebung verwandelt sich in sowas ganz karges
und da weht wieder so ein Wind. Aber das hat was ganz unemotionales, was ganz
unmenschliches, unirdisches.
Th: Und schau mal, kannst du deine Fähigkeit, mitzugestalten in dem Prozeß,
auch dort noch anwenden? Kannst du dort per Wille oder per Einsicht oder per
Entscheidung irgendetwas verändern? Oder bist du dem, was da passiert ausgeliefert?
Kl: In dem Moment, wo du angefangen hast, das zu sagen, hat sich die geometrische
Form in eine Zeltform verwandelt, in ein mittelalterliches Zelt und ich bin
jetzt irgendwie völlig irritiert, in was für ein Bild ich jetzt eigentlich
einsteigen will, um zu gucken, ob ich was dran verändern kann oder mitgestalten
kann. Sag mal, jetzt laß ich euch jetzt beide mal nebeneinanderstehen
und ich möchte das jetzt erstmal sortiert haben. Also, hier auf der rechten
Seite ist dieses merkwürdige Gebilde wie im Weltraum, wie in einem Raumschiff
und hier links, du Ritterzelt, du hast dich daraus entwickelt. Und ich kann
jetzt in das eine Bild einsteigen, da entwickelt sich aber automatisch ein Film,
also da ensteht jetzt eine ganze Szenerie mit Pferd und mit Ritter, so eine
Art Mittelalterbild. Sag mal, du, ich will mal wissen, wer du bist. Was ist
denn das für eine Figur, kenn ich gar nicht. Sag mal, du machst hier so
ein bischen auf Marty Feldmann, mit Brille - wie so ein Komik siehst du aus,
als ob das hier so ein Slapstik, so ein Witzfilm sei. Und jetzt hab ich deine
Ritterrüstung jetzt mal aufgemacht, aber da ist jetzt kein Ritter drin,
wie das erwartet wird, normalerweise, sondern einer, der da so einen eigenen
Film spielt. Komm da mal raus. Jetzt kommt diese Figur da raus, ein bisschen
wie so ein armes Sünderlein. Wie wenn man Schnecken ißt und man holt
dieses Weiche aus diesem Gehäuse raus. Und das ist jetzt irgendwie so eine
kleine Figur. Sag mal, du siehst ja jetzt aus, als ob ich ein Riese wäre
und du bist so ein kleines Menschlein und ich hab dich da aus dieser Ritterrüstung
rausgeholt. Eigentlich brauchst du keine Angst haben vor mir. Ich wollte dir
nix tun. Ich wollte nur mal gucken, wer da drin sitzt. Du glaubst mir nicht
so ganz. Das ist sowas wie, ich bin so unendlich mal größer als du
und du hast nicht so das rechte Vertrauen, das etwas, das unendlich größer
ist als du, diese Macht nicht nutzt, nicht ausnutzt. Das ist es. Ja, das ist
es. (atmet tief durch) Ich bleib hier stehen, damit du mal ein bisschen Vertrauen
zu mir kriegst, ok.? Und du, du bleibst auf diesem Stuhl, da ist so eine Felswand
und da steht so ein großer, miteelalterlicher Stuhl davor. Und da setzt
du dich jetzt mal hin. Ja und jetzt? Du sitzt da, wie das Kaninchen vor der
Schlange. Aber ich kann dir ja nicht beweisen, daß ich dir nichts tue,
ich kann dir nur nix tun. Aber, ja, ich kenn sowas ähnliches aus einer
anderen Session, das ist sowas ähnliches wie, entweder es gibt Vertrauen
oder es gibt kein Vertrau-en. Paß mal auf, jetzt trainier ich dich einfach
mal ein bisschen, du kleine Figur. Du kannst einfach mal üben. Ich geh
jetzt mit meinem Be-wußtsein mal in dich rein. Jetzt ist das eine Figur,
die hat ganz viel Ähnlichkeit mit diesem Weidenzweig, von der Ener-gie.
Sowas ganz zartes, biegsames, fast mädchenhaftes. Und ich dreh mich so
um und da sitzt ein Riese. Ich seh nur sein Gesicht mit so einer knubbeligen
Nase und der hat sowas von, der klopft so mit den Fingern. Ja, du kannst alles
mit mir machen. Du kannst mit mir spielen, du kannst mit mir Katz und Maus spielen.
Und du hast auch was von einem König. Ja, und ich hab das Empfinden, du
könntest mit mir machen was du willst. Das ist reines Schicksal oder Glück,
ob du gut gelaunt bist oder schlecht gelaunt bist, oder wonach dir halt gerade
der Sinn steht. Im Augenblick bist du eher ein bisschen matt oder schläfrig.
Jedenfalls nicht wütend. Du brauchst im Moment keinen Prügelknaben.
Du brauchst niemanden, an dem du was auslassen kannst. Also, diese Konstellation,
wie sich das anfühlt, das kenn ich total gut, auch aus der letzten Zeit
mit meinem Mann. Und ich glaube auch aus einer grundsätzlichen Konstellation
mit Män-nern. Die Erfahrung, ich kann das so managen, daß die gut
gelaunt sind und das ist die Version, dann brauche ich keine Angst haben. Da
kommt mir gleich mein Vater in den Sinn. Ja, ich kann das managen, aber dann
muß ich es immer managen. Und wenn ich einfach loslasse, im Sinne von,
ich überlasse dich dir selbst, manage nichts, manipuliere auch nichts,
dann muß ich darauf gefaßt sein, daß du bösartig wirst.
Und das ist das, was ich mit meinem Mann auch so erlebt habe. (atmet tief durch)
Th: Guck mal, das heißt, entweder hast du die Macht, das heißt,
du bist ganz geschickt im managen oder er hat die Macht.
Kl: Ja, Willkür, Macht.
Th: Ok., es gibt da noch eine dritte Möglichkeit. Das bedeutet, du gestaltest
die Situation. Aber nicht, entweder hast du die Macht oder er hat die Macht
- das wäre ja, im System bleiben.
Kl: Ja, aber das hieße, da müßte erst mal ein gleichgewichtigeres
Kräfteverhältnis entstehen. Weil, wenn ich gestalte, so klein wie
ich bin, dann habe ich innerlich doch immer eine Antenne darauf - ist es jetzt
dem recht, wie ich gestalte. Weil so groß wie er ist, könnte er alles
wieder sabotieren.
Th: Ok., du mußt deine Gestaltung nicht an der Größe festmachen.
Du kannst auch klein sein und unsichtbar zum Bei-spiel. Guck mal, wie du gestalten
willst.
Kl: Das ist es, ich getraue mich gar nicht. Ich getraue mich nicht zu gestalten,
weil ich befürchte, in dem Moment, wo ich etwas mache, was dem nicht gefällt,
macht er es mir kaputt und das tut total weh.
Th: Du hattest diese parallele Situa-tion von dem Raumschiff, da solltest du
mitgestalten. Und dann hat dir dein Unter-bewußtsein eine Situation aus
der Ver-gangenheit gezeigt, aus dem Mittelalter, also mit alten Erfahrungen:
Entweder hast du Macht oder Ohnmacht. Jetzt gibt es die Möglichkeit, gestalte
es, spring da raus
Kl: Da muß ich mal richtig suchen. Es tauchen so Playmobilfiguren von
meinem Sohn auf. Der hat da so eine Burg mit so Rittern und der Drachen ist
dort im Felsenturm eingesperrt. Und es ist sowas wie, mit dem könnte ich
gestalten. Also, ich spiel das jetzt mit diesen Playmobil-figuren. Dieser Ritter,
das ist der Herr von diesem Drachen. Das ist so eine Art Ver-bündeter.
Th: Schau mal, dein Unterbewußtsein bietet dir Spielzeug an von deinem
Kind. Das heißt also, ein Kind gestaltet. Es kann sich da reinversetzen,
da reinversetzen, gleichzeitig Regisseur spielen und indentifiziert sein. Das
ist der Status Freiheit. Du machst es noch auf einer bewußten Kinderspielzeugebene.
Mach es doch mal direkt in deiner Innenwirklichkeit. Gestalte es doch mal dort.
Die Fähigkeit, zu gestalten, um die geht es.
Kl: Ich erlaube es mir nicht, weil ich Angst habe oder die Angst erlaubt es
nicht.
Th: Ok., sie hat es bisher nicht erlaubt, das ist der Status quo. Deshalb kommen
die Bilder hoch. Und jetzt kannst du es anders machen. Du könntest zum
Bei-spiel den Ritter nicht trainieren wollen, sondern ihm Vertrauen schenken.
Kl. Ja, warte mal, ich hab ja jetzt das Bild von dem Ritter und dem Drachen
gehabt. Der Drache ist gut. Ich könnte ja jetzt mal sehen, ob ich als kleines
Figürchen, die ich da bin, dieses mit der Qualität von dem Weidenzweig,
ob ich da nicht auch so einen realen Drachen habe. Ja, da gibt es noch einen,
aber der ist noch beängstigend. Ich kann mich auch erinnern, in frühen
Sessions hatte ich so einen Dra-chen, der in irgendeiner Höhle lebte. So
was ähnliches ist jetzt da. Das ist nicht mehr in der Höhle, er ist
schon an der Oberfläche und es ist eine riesige Energie, aber die, aber
dich emfpinde ich auch nicht so ganz als meinen Verbündeten.
Th: Aber schau mal, gestalten heißt für dich auch Verbündete
suchen. Mach es doch alleine. Du brauchst keine Verbün-deten - gestalte
doch einfach.
Kl: Da fällt mir auf, ich habe keinen freien Impuls zu gestalten, sondern
ich bin so in Beziehung irgendwie gebunden mit diesem „ich muß aufpassen,
ich muß erstmal den lahmlegen und erstmal dahingucken“, ja, das
ist das Gebundene daran.
Th: Deshalb kam jetzt möglicherweise als Hinweis dein Sohn hoch, wie er
spielt. Er ist gleichzeitg Regisseur und kann in jede Beziehung reingehen. Das
hat was sehr gestalterisches.
Kl: Das hat was frei für.
Th: Ja, genau.
Kl: Ja weißt du, ich sehe diese Ebe-nen auch paralell. Ich kann mich in
diese Kin-derebene, die mit Spielzeug spielt, total frei irgendwie reinbegeben.
Da merk ich auch, ah, da ist ein Thema und da ist das Spielmaterial und da kann
ich mit agieren. Und ich kann daneben sehen, so diese etwas realere Stufe, wie
ich gar keinen Impuls habe, irgendwas zu gestalten, sondern wie das in diesen
Beziehungen gebannt ist.
Th: Aber stell dir mal vor, du würdest die Fähigkeit oder Wahrnehmung
mitnehmen können und das andere auch als Spielzeug sehen. Ja, das ist es:
Diese Qualität, die ich auf der einen Ebene erfahre als „guck mal,
das ist frei, ich kann das oder das oder das“ ... Da tut mir mein Herz
ein bisschen weh. Ja, aber ich spüre, wie das was ändert (atmet tief
durch), wie der Riese Spielzeugcharakter bekommt. Nicht im Sinne von, er wird
klein, sondern er wird vefügbar. Also, daß ich überhaupt innerlich
die Möglichkeit mitnehme, als Perspektive, ich kann damit was machen.
Th: Gleichzeitig nimmst du immer mit: Das sind ja Spielzeuge - anscheinend.
Laß das doch zurück. Dein Unterbewußt-sein macht den Riesen
sofort zum Spielzeug.
Kl: Das heißt wieder, ich bin in der Macht.
Th: Ja, genau. Nimm also nur die Fähig-keit mit.
Kl: Da taucht dann jetzt ein Bild auf, ich gucke von oben runter in ein enges
Tal und da sitzt ein Ritter auf einem Pferd. Der hat sowas wie eine Standarte,
so einen langen Stab, wie eine Lanze, da hängt was rotes dran und dieser
Ritter ... du kommst mir vor wie Parcifal. Du bist auf der Suche nach was ganz
Heiligem. Und du hast aber auch was ganz mühevolles. Sowas wie schon einen
sehr, sehr langen Weg hinter dir zu haben. Und da ist der Riese und der interessiert
nicht mehr. Es ist sowas wie der ist da und der kann da sein und ich bin dieser
Ritter und habe eine Aufgabe. Und irgendwie hat das aber was mit „heilen
müssen“ zu tun.
Th: Frag den Ritter nach seiner Aufgabe.
Kl: Ritter, was hast du für eine Aufgabe? Irgendwas will er erlösen
- oder muß. Das ist gar kein Wollen, das ist ein Auftrag. Parcifal, du
bist ja in diese Burg gekommen zu diesem verletzten König, der hatte eine
Wunde, die nie heilte. Und du Parcifal hast die Frage nicht gestellt. ... Das
ist sowas wie: Ich bin jetzt als dieser Ritter in dieser Burg und da ist dieser
König mit dieser Verletzung und mir ist da ganz. ... Also, ich kenne diesen
Zusam-menhang, ich kenne diesen Text und ich möchte gerne, daß deine
Wunde heilt. Der Parcifal damals, ist, glaube ich, wieder weggeritten. Er hatte
die richtige Frage nicht gestellt. Die Frage war, glaube, was ihm fehlt, dem
König.
Th: Ja, stell mal die Frage.
Kl: Was fehlt dir? Was brauchst du, damit deine Wunde heilt? Das ist ganz merkwürdig
- es ist sowas wie, dadurch daß ich die Frage stelle, ist es schon passiert.
Dadurch daß ich die Frage stelle drücke ich mein „Annehmen
wollen“, mein „Be-reit sein, was auch immer nötig ist“
und damit ist die Wunde irgendwie überflüssig. Dadurch wird die dann
heilen, da brauch ich gar nichts weiter zu tun.
Th: Ja, das eine bedingt das andere. Weil der nicht gefragt hat, war es die
Wunde.
Kl: Genau, es ist sowas wie anerkennen, daß die da ist. Ausdrücken,
zeigen, es nicht tabuisieren. Der Parcifal hat die tabuisiert.
Th: Das war es, ja.
Kl: Der hat so getan, als ob da nichts sei. Es war alles peinlich und irgendwie
ein bisschen unheimlich und so. Ja, das ist wieder die Qualität von diesem
Weiden-zweig. Das ist was ganz zartes, was ganz reines und irgendwie sowas naives
- so ein, ich komm da hin, wie ein Kind, mit so einer kindlichen Offenheit und
da ist jemand, der ist verletzt. Und da ist nichts verwickeltes von mir damit
und ich muß da nichts tabuisieren. Das ist einfach: Was fehlt dir? Was
ist denn passiert? Was brauchst du? Und schon ist es passee. Da ist nix mehr
nötig. Ist ja merkwürdig.
Th: Die Qualität des Annehmens, so wie es ist.
Kl: Und gelten läßt, was ist. Also, daß man es erst mal gelten
läßt, so wie es ist. Punkt. Dann braucht nichts mehr verändert
zu werden. Ist ja verrückt.
Th: Ja, das ist die tiefste Qualität von heilen, der tiefste Wirkungsmecha-nismus
von heilen.
Kl: Einfach gelten lassen.
Th: Ja. Unheil sein heißt, nicht gelten lassen.
Kl: Irre, wie einfach. Oh Gott, ist das einfach. Ja, gelten lassen, was ist.
Th: Ja, ganz sein lassen, ist es auch. Du nimmst es nicht auseinander, es ist
ganz, also heil.
Kl: Das ist paradox, das ist richtig paradox, weil da ist eine Wunde und ich
sehe, wie der verletzt ist und ich mach gar nichts.
Th: Aber du bringst die Qualität „so ist es“ rein. Der andere
hat die Qualität reingebracht „da schau ich nicht hin, damit will
ich nichts zu tun haben, das kann ich nicht“ oder so. Zu dem gehört
die Wunde. Zu deinem gehört keine Wunde und deshalb löst sie sich
sofort auf. Das ist alles stimmig als Ausdruck.
Kl: Das ist ja verrückt. Also, ich merke, wie das minimales Umkippen ist
von „ich kann diese Wunde sehen und das tut doch weh und Oh Gott, das
ist doch schrecklich und schmerzhaft und eijeijeijeijei“ und schon ist
alles ganz Drama. Oder ich kann einfach sehen, da ist eine Wunde und „was
fehlt dir?“ Dann geht da irgendwie die ganze Ladung raus, dann ist das
wie abstrakte Kunst. Da sind rote Flächen und braune Flächen und da
fließt was - da ist kein Drama dran.
Th: Du gehst nicht mehr auf den Inhalts-aspekt.
Kl: Ja. ... Habe ich jetzt gestaltet?
Th: Zumindest scheinst du diese Qualität zu brauchen, damit du möglicherweise
gestalten kannst. Das scheint eine Vor-aussetzung zu sein, damit du überhaupt
gestalten kannst. Denn sonst scheinst du ja in gut und böse aufzuteilen,
in Taktik, in Managen.
Kl: Ja, in Macht und Ohnmacht, in fürchten müssen oder gefürchtet
werden.
Th: Also, das scheint eine Voraus-setzung zu sein und die hast du jetzt. Schau
mal, ob es funktioniert, jetzt.
Kl: Ja, ja, das ist es, jetzt ist alles möglich. Da sind keine Bilder mehr
die, wo irgendwie so Kräfte miteinander gebannt sind. Jetzt ist alles möglich.
Es ist das nichts oder das alles. Es ist die Leere.
Th: Du kannst alles malen.
Kl: Ja, genau. Es ist das Unmani-festierte. Ach, ist das irre.
Th: Du müßtest jetzt alles manifestieren können, halt mit den
dazugehörigen Konsequenzen.
Kl: Das ist so verblüffend.
Th: Das ist genau das, was ich immer auszudrücken versuche mit dem dritten
Weg. Der zweite Weg ist Anerkennen von dem, was fehlt und der vierte Weg ist
Wahrnehmen von dem, was ist. Und damit hast du alle Freiheit.
Kl: Ja, das ist ja das Verrückte, das geht wirklich nur, wenn ich es von
innen spüre. Weil, solange ich von außen draufgucke und sage, das
ist ein Weg und das ist ein Weg, bin ich eigentlich immer noch auf dem zweiten.
Th: Ja, ja, ist klar.
Kl: (lacht) Ich glaub’s ja noch gar nicht, doch ich glaub’s. Klar,
ich hab’s ja jetzt erfahren. Aber wie halte ich so etwas stabil. Ich kann
mich immer wieder daran erinnern, oder? Gelten lassen, was ist.
Th: Es wird sich immer mehr durchdrücken, weil wenn du es einmal erfahren
hast, ist es normalerweise immer wieder erinnerbar. Du müßtest zum
Beispiel jetzt den Ritter kreieren können und sofort taucht der Riese auf.
Weil das würde be-deuten, wenn was zusammenhängt, kreierst du immer
das andere mit.
Kl: Also, jetzt ist es so: Ich stehe da außerhalb. Ich sehe denn Ritter,
ich sehe den Riesen.
Th: Verändere mal den Ritter und guck, ob der Riese sich auch verändert.
Schau mal, ob das geht. Zum Beispiel, die Rü-stung ablegen lassen.
Kl: Ich steig mal vom Pferd und zieh mal deine Rüstung aus. Jetzt ist der
Riese weg. Wieso ist denn jetzt der Riese weg. (lacht)
Th: Siehst du. Zu einem Schutz gehört halt auch was Übermächtiges.
Und weil er sich nicht mehr schützt, ist auch der Riese weg.
Kl: Aha. Natürlich.
Th: Das ist die Wechselwirkung. Wenn das eine weg ist, hört das andere
auf zu existieren.
Kl: Ah, da geht die Sonne statt dessen auf. Ah, ist das irre!!! (lacht) Ist
das irre. Also, da steht jetzt der Ritter - das ist ein schöner Mann, so
ein Blondgelockter - und das war wie so eine Art Abbruch, dahinter war das Gesicht
von dem Rie-sen, so eine Art Felsen und der guckte da so hoch und da ist er
jetzt einfach nicht mehr da und da geht jetzt die Sonne auf. (lacht) und strahlt
so diesen Ritter an. Ah, der ist jetzt in so einem gleißendem Licht.
Th: Du kannst aber nur innerhalb der Ge-setzmäßigkeiten kreieren.
Kannst du es sehen? Du kannst jetzt nicht zwingenderweise diesen Riesen wieder
herbeikreieren - das geht nicht.
Kl: Na warte mal, das probiere ich jetzt mal. Woher willst du das wissen? Warte,
warte.
Th: Na, weil ich schon ewig so arbeite. Probier es aus.
Kl: (laut) Riese! Nee, er kommt leider wirklich nicht mehr. Statt dessen kommt
ein Lampion mit einer Fratze und so Licht drin.
Th: Weil das würde heißen, wenn du es könntest, daß deine
Vorstellung alles kreiert, und das stimmt nicht. Du kannst es nur kreieren,
solange es in der Wirk-lichkeit so vorhanden ist. Und da es im-mer eine Wechselwirkung
ist, mußt du die Wechselwirkung beachten. Und wenn du die kennst oder
wahrnimmst, kannst du innerhalb der Wechselwirkung alles kreieren, innerhalb
der Gesetzmäßig-keiten.
Kl: Das ist mir jetzt alles zu schwer zu begreifen, das werde ich mir dann im
Nachhinein mal klarmachen. Du hast sicher recht, ich verstehe das so halbwegs,
aber von Innen, von hier aus verstehe ich das nicht.
Th: Es gibt keine paradoxen Zustände in Wirklichkeit, weil die Welt ist
nicht paradox. Das ist nur die Auffassung da drüber.
Kl: Orakel, Orakel. (lacht) Also, ich bleib mal lieber hier bei meiner einfachen
Welt. Ich hätte das alles gerne mal ein bisschen übertragen auf mein
wirkliches Le-ben. Erzähl mir mal, wie mach ich denn das?
Th: Geh mal in dein wirkliches Leben und laß deinen Mann mal auftauchen.
- Die Klientin sieht ihren Mann mit haßerfüllten Blick, so nach dem
Motto „Dir werd ich’s noch zeigen“. - Die Botschaft ist, du
kannst nicht einen einzelnen Aspekt verändern, sondern du kannst etwas
anderes verändern und dadurch verändert sich der ganze Kontext. Und
was, das mußt du herausfinden. Also tu was hinein und dann guck mal, wie
sich der Kontext verändert. Du kannst jetzt nicht sagen, der Blick gefällt
mir nicht, den will ich anders haben - das geht natürlich nicht, das wäre
wieder Macht. Die andere Mög-lichkeit ist, bring du etwas anderes in den
Kontext hinein und schau dann, was sich im Kontext verändert. Was weiß
ich, mach einen Handstand und guck, was dann passiert.
Kl: Ja, wobei, ich merke jetzt auch, wie der Zusammenhang ist. Also, in der
Ana-logie zu dem, was vorher zwischen dem Parcifal und diesem König war:
Wenn ich das jetzt nicht nur als reine Anweisung nehme „mach mal irgendwas“,
muß mein Mann mir erst gleichgültig sein, d.h. er ist ein Teil in
diesem Bild, wie der Schrank da drüben und das Fenster auf der anderen
Seite. Und wenn das nicht so ist, dann ist wieder diese gebannt-sein in so einem
Kräfteverhältnis wirksam.
Th: Ja und nein, der Ritter hatte den Auftrag zu heilen, es war ihm nicht gleich-gültig,
zu heilen. Das ist richtig, bei Gleichgültigkeit funktioniert es natürlich
immer, weil dann hast du es ja verstanden. Aber der Ritter hat den Auftrag zu
heilen, das heißt also, du mußt den Auftrag haben, es heil machen
zu wollen, ganz tief in dir der Drang, es ist nicht gleichgültig, wie es
ist, aber dir ist der einzelne Aspekt genauso gleichgültig wie der andere
Aspekt in dem Bild. Und wenn du den einzelnen Aspekt veränderst, veränderst
du auch Bezüge zu den einzelnen Aspekten. Du müßtest die Wun-de
von deinem Mann akzeptieren als Wunde und im Sinne von „ich will das heilen,
ich will das verändern“. Dann kannst du was reinbringen, dann müßte
es sich verändern. - Die Klientin fängt an, die Wand zu bemalen, woraufhin
sich ihr Mann entspannt. In einem nächsten konkreten Beispiel wird deutlich,
daß es oft schon ausreicht, einfach nur das gelten zu lassen, was ist.
Allein da-durch verändert sich schon etwas.- Weißt du, im esoterischen
Weltbild würde man diesen haßerfüllten Blick gelten lassen,
weil er muß sein. Und damit manifestieren sie ihn. Wenn du ihn wahrnimmst
als Bestandteil - es ist jetzt so - du springst aus deinen Mustern heraus in
dem Moment. Durch die ganz klare Wahrneh-mung verändert er sich. Das ist
der Be-weis, daß du dich abgekoppelt hast aus deinen Mustern, das ist
der Beweis, daß es doch eine Freiheit gibt hinter dem schwarz-weißen.
Kl: Ja, und gelten lassen heißt, er kommt mit seinem haßerfüllten
Blick gar nicht mehr auf mein Muster drauf, sondern eben auf das „gelten
lassen“ und schon allein dadurch funktioniert es nicht mehr.
Th: Richtig, und das nenne ich immer den dritten Weg: Rausspringen aus dem Mechanismus.
Und das kannst du immer nur machen in deinem Mechanismus, in-dem du dich abkoppelst.
Und schon hast du die Freiheit und dann kannst du ge-stalten. Und das verändert
den Kontext.
Kl: Aber in Situationen, wo etwas auf ein eigenes Muster trifft, reicht das
dann schon, wenn ich raussteige oder muß ich das Muster auflösen.
Th: Es reicht, wenn du raussteigst. Das ist genau der kritische Punkt, um den
es geht. Du kriegst immer mit, ob es reicht, wenn du aussteigst und wenn nicht,
dann mußt du es tiefer auflösen, bis du aussteigen kannst. Eigentlich
ist es sowas wie - schaffst du es, dann hast du den Beweis - und wenn du es
nicht schaffst, dann bist du noch drin. Also, es geht nicht mit der Entscheidung,
ich steige einfach aus, das probieren viele Leute mit dem Bewußtsein zu
machen, wenn die Wirklichkeit sich nicht verändert, haben sie den besten
Beweis, daß es nicht geht.
Kl: Und komisch - weißt du, was verrückt ist - ich habe diese Tage
gedacht - wenn ich meine Haltung meinem Mann gegen-über in mir verändere,
dann wird der sich auch ändern. Und das ist genau das.
Th: Ok., jetzt bekommst du eine Freiheit rein. Jetzt mußt du nur den Kontext
stö-ren.
Kl: Aber irgendwie fühlt es sich noch angestrengt an. Ich habe richtige
Span-nungen hinten im Kopf.
Th: Es gibt eine ganz konkrete Hand-lungsanweisung aus der Synergetik heraus.
„Störe den Kontext“. Das heißt, du kannst die Wirklichkeit
beeinflussen, aber nicht auf direkten Wege, indem du einen einzelnen Aspekt
verändert haben willst - das ist Macht, das funktioniert nicht. Du kannst
die Wirklichkeit verändern, indem du irgendwas reinbringst und guckst,
wie verändert es sich denn? Und kann kannst du am Energiefluß ablesen,
ob es was genützt hat, ob mehr Energie fließt oder weniger. Wenn
du bereit bist, aus dem Muster auszusteigen und bringst was anderes rein, dann
greift es schon nicht mehr. Das was du reinbringst, hat eine energetische Wirklichkeit
und macht was. Der Inhalt ist unwichtig. Störe den Kontext und es funktioniert
nicht mehr. - Die Klientin versucht das wieder an einem konkreten Beispiel.
Der Therapeut führt sie anschließend wieder zu dem Bild mit dem Raumschiff,
welches sich mitlerweile in eine Raumkapsel verwandelt hat. Die Tür öffnet
sich und blinkende Kristalle kommen zum Vorschein. - Mein Sohn hat ein Computerspiel
und da kommt dieses Blinken immer vor, wenn die bösen Feinde ausradiert
sind. Und es erinnert mich - ich war mal in einer Kri-stallhöhle in einer
Session. Also, da waren auch so andere Edelsteine drin, die haben ähnlich
geblinkt und gefunkelt. Und es ist ein Bild aus Alladin und die Wunderlampe.
... Und was seid ihr jetzt? Das ist sowas wie - wow - da kann ich innerlich
hingehen und jeder von diesen blinkenden Edelsteinen enthält ganz viele
Informationen und wenn ich irgendwas wissen will, dann kann ich zu einen von
diesen Edelsteinen hingehen und höre das dann. Das ist sowas wie ein Sender,
so was Ähnliches wie ein Radio.
Th: Verbinde doch diesen Sender mit deiner Intuition, dann hast du ständig
alle Informationen, die du brauchst.
Kl: Ja ... Das ist schon der Empfänger, der Sender sitzt „Gott weiß
wo“, der ist völlig unsichtbar. Hier manifestiert es sich, in disen
Edelsteinen manifestiert es sich schon und das ist so eine Kristall und der
hat die Information. Jetzt weiß ich nur nicht, wie ich die so richtig
abfrage. Du Kristall, wie kannst du das jetzt so transformieren, daß ich
das auch mit meinen Denkstrukturen und mit meinen Wörtern auffassen kann.
Geht das? Oder was für eine Ebene ist da die Ausdrucks-ebene für?
... Hm, das verstehe ich nicht - der sendet sowas wie Schwingungen aus.
Th: Impulse? Spontane Einfälle, hab ich dauernd im Kopf.
Kl: Ja, das kann gut sein. Aber das hängt wieder mit meinem Vertrauen zusammen,
daß das, was dort auftaucht, wirklich von dort kommt.
Th: Genau, weil den Inhalt kannst du intuitiv nie analysieren und auseinandernehmen.
Du mußt diesem Einfall vertrauen, weil die Weisheit wird ja nur wieder
im Kontext sichtbar. Also mußt du die Ver-bindung zu deinen spontanen
Einfällen oder spontanen Bildern oder Ideen vertrauen, d.h. vertrauen auf
die Wirkung im Kon-text. Ach, mach das doch mal, das wäre schön, und
dann gehst du in die Situation und guckst, wie es sich auswirkt.
Kl: Schon während du gesprochen hast, ist ein eigenartiges Bild aufgetaucht
von einer Ballett-Tänzerin. Das ist eine, die hat schwarze Netzstrümpfe
an und sie macht Handstand auf dem Riesenrad. Also, das ist ein sehr absurdes
Bild. Und rote Schuhe hat sie an.
Th: Steht sie für spontane Einfälle, weil das wäre ja ein spontaner
Einfall?
Kl: Also, was mir kommt, weil es zuvor ja gerade um Vertrauen haben in spontane
Einfälle ging - auch wenn sie sehr verrückt scheinen - sie zu nehmen.
Ja, sie nickt. Du das kenn ich von mir, so scheinbar verrückte Einfälle.
Das ist ja toll - vielen Dank für die Erlaubnis (lacht) Ha, ha, das wird
das Leben sehr viel bunter machen. Weil, ich kenn das und den-ke dann oft, ach
das ist ja völlig absurd.
Th: Ja, aber genau das ist anscheinend der Punkt, wo am meisten Weisheit drinsteckt,
aus dem Kontext rauszufallen. Dann üb’ es nochmal. Geh nochmal in
diese letzte Situation mit deinem Mann.
Kl: Diese Ballett-Tänzerin kommt gleich mit und schlägt Rad über
den Tisch. Alle gucken hoch und staunen, es entstehen große Seifenblasen,
die durch den Raum fliegen ...
Th: Die energetische Wirklichkeit ... (Therapeut und Klientin lachen)
Kl: Genau und Luftschiffe, die durch die Luft fahren, so Raddampfer. Da ist
mords was los, in der Luft plötzlich, überall fliegen und fahren Dinge
und alle sind völlig erstaunt und gucken so hin und her: Meine Güte,
was ist hier der Äther erfüllt mit allem Möglichen, wo man imer
dachte, da wäre nichts. Ja, genau, und jetzt ist die Idee, jeder greift
einfach mal so in die Luft und das, was er dann in der Hand hat, das legt er
auf den Tisch. Also, ich hab zum Beispiel - merkwürdig - sowas wie ein
Schiff und da geht aber so ein Pfeil durch. Meine Mutter hat eine kleine Figur,
die schaut aus wie ein Bär, mit einem Vo-rschlaghammer über dem Kopf,
der hämmert so nach vorne. Und mein Vater hat Barbar, der Elefant in der
Hängematte. Der pflückt mit seinem Rüssel Blumen und läßt
es sich ganz wohl gehen. Und mein Mann hat einen Skispringer, der springt geradse
von der Schanze und macht einen Salto in der Luft.
Th: Ja, das sind die energetischen Bilder, der enrgetische Ausdruck für
alle Per-sonen.
Kl: Ja, und das sieht ein bisschen heikel aus, wie der A. da hängt. Aber
meins? Ein Schiff mit einem Pfeil durch. Das hat auch was von einer Armbrust.
Arm und Brust? Siehst du das ist das Problem mit den Intuitionen - sie sind
gelegentlich noch so verschlüsselt, daß es schwer wird.
Th: Sprech sie an, sie soll sich um-wandeln.
Kl: Sagt mal, wandelt euch doch bitte mal so um ... Oh Mann, jetzt wird es aber
heiß. Das wandelt sich um in - ich bin Wilhelm Tell und da liegt ein Apfel
auf dem Kopf meines Kindes. Der eine Sohn, Tommy, hat den Apfel auf dem Kopf
und er macht einen Joke draus. Und mein anderer Sohn, Klaus, steht da mit all
seiner Ernsthaftigkeit, die er hat und es geht um Leben und Tod. Und es geht
darum - bin ich bereit zu schießen? Das war auch die Probe, damals bei
dem Wilhelm Tell, gell?
Th: Genau - hat er so hohes Vertrauen?
Kl: Klaus hat das Vertrauen auch. Ich hab geschossen und der Apfel ist durch.
Er hat jetzt so die eine Hälfte aus der Luft geschnappt und fängt
jetzt an, ihn zu essen.
Th: Das heißt, er nimmt sich aus der Si-tuation alles, was er kriegen
kann als Nahrung.
Kl: Ja, und er hat das Drama nicht, was für einen Moment da war. Diese
Kinder sind klasse. Ihr seid total klasse, Jungs. Ihr seid so richtig im Leben.
Und ich erleb auch sowas, konkret auf die Kinder bezogen, weil das spiegelt
sich in diesen Bil-dern jetzt. Wenn ich innerlich es halten kann, im Sinn von,
wenn ich wirklich bei mir bleibe, geht es den Kindern auch gut. Da ist nicht
sowas wie „riesen Jammer, riesen Leiden“.
Th: Ok., erlaubst du deinem Mann, Salto zu springen?
Kl: Er kommt mit einem Crash auf, es schleudert ihn.
Th: Ja, kannst du es als Wunde des Königs annehmen?
Kl: Das schmerzt mich, aber ich kann’s. Es schmerzt mich, das merke ich
schon. Wobei ich auch merke, das ist immer mein Muster gewesen: In dem Moment,
wo der in eine Verfassung gerät, die ir-gendwie schwierig ist, war ich
sofort er-reichbar.
Th: Und damit hast du die Situation der Heilung vermieden.
Kl: Und ihn jetzt sich selbst überlassen, im Sinne von „gelten lassen“,
daß er so ist, wie er ist und daß dieser Sprung da passiert, ohne
daß ich jetzt gleich Netz und doppelten Boden ausfahre, das mer-ke ich,
ist die Unabhängigkeit.
Th: Und es ist die Heilung des Königs.
Kl: Ja, genau. ... Ja, da war alles sehr stimmig heute. Ich gucke jetzt gerade
nochmal nach der Weide. Da sitzt ein Vögelein drauf und der Vogel hat so
eine Aura aus Gold und trällert sein Lied. - Meeresrauschen wird eingespielt
Th: Ok., dann geh nochmal in das allererste Bild und spür mal, ob sich
was verändert hat.
Kl: Irgendwie, das ist nicht mehr relevant, dieses Bild.
Th: Es war das Bild deiner Sehnsucht nach Weite.
Kl: Ja, genau, und es hatte was Äußerliches. Und genauso fühlt
es sich an. Das ist jetzt hier, innen. Und es ist nicht diese Sehnsucht, es
ist dieses Da-Sein.
Th: Nicht im Urlaub sehen und spüren, oh, da fehlt mir ja was - jetzt seh
ich es, jetzt spür ich es.
Kl: Sondern gelten lassen, was ist.