Alkoholabhängig (221) Buddha und Pan

Der Klient ist alkoholabhängig. In der Sitzung wird seine Problematik sehr schön auf der Symbolebene sichtbar. Buddha, der meditiert, aber von der Welt abgewandt und abgehoben ist und Pan, der mit den Menschen fröhlich zusammen ist, aber den Alkohol braucht, um sich wirklich verbunden zu fühlen.
Die beiden stehen sich gegenüber und sind nicht miteinander vereinbar. Der Klient hat das Gefühl, sich zu beiden hingezogen zu fühlen, aber in beiden der Welten nicht bleiben zu können, weil immer dann der Drang in den anderen Pol ihn wegzieht. Er beschreibt sein Dilemma mit den Worten „Weglaufen will ich nicht, entscheiden kann ich mich nicht, verschmelzen läßt es sich nicht.“
In dieser Sitzung findet eine erste Annäherung der beiden Pole statt. Leider entscheidet sich der Klient dann aber doch für das Weglaufen. Er hat die Therapie nicht fortgesetzt.

Der Klient wählt eine Tür mit der Aufschrift „Entscheidung“.

Kl: Ich sehe sonnenüberflutete Weinfelder - überall ein wahnsinnig schönes goldenes Licht, wie goldener Oktober - un-wahrscheinlich angenehm. Jetzt sehe ich eine Gestalt, die ca. 10 m vor mir steht. Sie sieht aus wie Pan - wie ein Teufelchen, nicht unheimlich, sondern eher sympathisch - kleine Hörner, Pferdefuß, er wirkt lustig und freundlich und hält eine Weinrebe in der Hand, hält sie vor die Sonne - und goldene Lichtstrahlen kommen durch die Trauben. Die Szene wirkt friedlich und angenehm. ... Aber ich fühle mich auch irgendwie auf der Hut, weiß nicht, was es bedeuten soll jetzt - ambivalent.
Th: Ja, dann mache ich dir jetzt mal einen Vorschlag, schau mal, ob das für dich stimmt - geh mal näher auf diese Figur zu und spür mal, ob du mit ihr in Kontakt treten willst.
Kl: Ja, ich gebe ihm jetzt die Hand - der Arm ist mit Fell behaart - er lacht mich an und zeigt mir nochmal diese goldscheinenden Weintrauben und zeigt mit dem Finger runter ins Tal auf eine runde Wiese. Die wirkt wie ein Amphietheater, wie eine Arena. Auf der Arena sind Menschen, Frauen - hübsche Frauen - in durchsichtigen Gewändern, auch ein paar Männer. Sie tanzen einen Reigen. Ich sehe sie ausgelassen tanzen und sich freuen, und Pan weist mit seiner offenen Hand auf die Wiese und lädt mich so ein, da teilzunehmen. Ich sehe weiß gedeckte Tische mit goldenen Karaffen voller Wein. Dann zeigt er hoch auf einen Berg. Auf dem Berg ist es ganz kahl und ganz ruhig. Alles ist zerklüftet, Steine, wie eine Steinwüste, gebirgig, sehr hoch alles - und da auf der Spitze sitzt ein leuchtender Buddha. Er sitzt ganz alleine dort.
Th: Spür mal, ist das die Entscheidung, um die es jetzt für dich jetzt? Runter ins Tal oder hoch auf den Berg. Frag mal den Pan, ob das stimmt, wenn ja, soll er nicken.
Kl: Ja, er nickt. - Mich zieht es doch mehr ins Tal. Ich gehe jetzt runter zu der Wiese und sehe, daß da so eine gläserne Wand drumrum ist um diese Menschen - wie eine Glaskuppel, wie dieses Kinderspiel-zeug, in dem es schneit, wenn man schüttelt.
Th: Wie ist es für dich, das so wahrzunehmen?
Kl: Ja, ich fühl mich draußen, isoliert. Da ist eine Glaswand, die mich trennt von der Freude der Menschen dort.
Th: Kannst du ihnen das durch die Glaswand hindurch mitteilen?
Kl: Ja, ich hämmere jetzt mit den Fäu-sten drauf rum. Aber diese Wand ist wie aus Kaugummi. Die schwappt nach innen rein und schwappt wieder raus. Ich sehe aber jetzt, ein paar gucken zu mir und ein Mann mit einem weißen Gewand und langen Haaren zuckt mit den Schultern, so - kann ich auch nichts machen - und geht an den Tisch und hebt den einen Pokal hoch und deutet so hin. Jetzt seh ich auch da roten Wein drin. Es ist, als ob er mich auffordern würde, ich soll trinken.
Th: Welcher Impuls ist bei dir da, jetzt? Oder wie ist das für dich?
Kl: Ich weiß, daß ich das machen kann - der Pan ist irgendwie noch hinter mir - ich weiß, daß der mir sofort was geben würde, wenn ich möchte, gerne sogar. Ich hab auch das Gefühl, daß dann die Glasmauer oder diese Folie einreißt und daß ich dann auch teilnehmen könnte. Ich will das aber nicht.
Th: Sag das diesem Mann durch die Glaswand durch.
Kl: Ich will nicht trinken. Ja, jetzt seh ich wieder dieses Bild von diesem Buddha auf dem Berg. Der leuchtet schön und strahlt auch sehr magnetisch irgendwie.
Th: Magst du dich mal anziehen lassen?
Kl: Ja, mal gucken, wie es da so ist. Ich gehe jetzt mal in Richtung dieses Buddhas. Er stahlt wie ein leuchtender Kristall. - Der Therapeut fordert zur direkten Kommunikation auf - Du strahlst wie so ein leuchtender Kristall. Du strahlst sehr viel Weisheit und Liebe aus. Das zieht mich schon magisch an auch. Ich bin jetzt in seiner Aura, in seiner Aus-strahlung drin und seh mich aber selber jetzt wie so ein Silhouette, wie so ein Scherenschnitt. Aber selber bin ich gar nicht da, wie ein schwarzes Loch. Als ob man mich aus dem Raum rausnimmt und nur noch meine Silhouette ist da. Also, ich fühl mich wie ein Tor plötzlich, wie eine Tür. Als ob ich so dazwischen stehe. Ja, genau, ich fühle mich wie so eine Tür und diese Buddha-Energie fließt durch mich durch zu diesen Menschen, die dort feiern und umgekehrt auch. Diese Trink-energie strahlt auch so ein bischen durch zu dem Buddha, wird aber von seiner Aura irgendwie abgestoßen. Das ist eigentlich ein ganz schönes Gefühl so.
Th: Wo spürst du das in deinem Körper? Beschreib es mal näher.
Kl: Ja, das ist so eine angenehme Leere. Ich fühle es überall. Mein ganzer Körper ist ausgefüllt von dieser Tür, von dieser Leere. Ja, das ist ein Zustand von - Ich muß mich nicht entscheiden und ich bin gar nicht. Also dieser Wunsch nach Nicht-Sein, nach Tod oder nach Nichtvor-handen-sein, kein Bewußtsein haben. So ein Gefühl ist das irgendwie, als ob das im Moment gerade lebbar wäre mit diesem Bild.
Th: Hol jetzt mal den Pan mit dazu und beschreib ihm dieses Gefühl, denn er hat ja zuvor gesagt, du müßtest dich entscheiden. Hol ihn mal her.
Kl: Ja, ich kann ihn sehen. Ja, Pan, du hast ja eine Entscheidung von mir erwartet, aber im Moment hab ich gerade diese wunderbare Leere in mir, wo ich das Gefühl habe, ich muß mich gar nicht entscheiden. Kannst du mir jetzt irgendwas dazu sagen? Ja, er deutet jetzt auf den Buddha und lacht, also kriegt einen Lachanfall. - Ja, du kugelst dich ja vor Lachen, du kriegst dich gar nicht mehr ein, als ob du diese Buddha-Energie für einen Witz hälst. Die Buddha-Energie bleibt davon vollkommen unberührt. Das juckt den gar nicht.
Th: Sag das dem Buddha.
Kl: Buddha, du bist vollkommen un-berührt davon. Der lächelt nur weise. Du lächelst erhaben und weise und verklärt. Ja, in mir ist so ein Impuls, als ob ich diese beiden Energien am liebsten verschmelzen würde. Also, irgendwie ist das total ambivalent in mir und schizophren und es zeigt meine Lebenssituation und es ist, als ob ich das beides verschmelzen möchte. Ich bin ja dieser Durchgang, dieses Tor, wo die beiden sich begegnen könnten. Aber die wollen sich gar nicht begegnen. Das sind so Energien, die sich eher abstoßen. Du lachst Pan und du Buddha bist ganz abgeklärt und erhaben. Und da ist überhaupt kein Impuls von beiden Seiten, daß die sich verbinden wollen. Ich steh dazwischen irgendwie.
Th: Ja, schau doch mal, wie es ist, wenn sie sich begegnen. Laß die zwei sich mal aufeinander zubewegen. Fordere sie mal auf dazu.
Kl: Ja, geht mal aufeinander zu. Ja, das machen sie nicht. Der Pan lacht sich halbtot irgendwie. Und der Buddha mit seiner Aura, das ist auch wie so eine Glasmauer. Ja, Buddha, deine Aura ist wie eine Glasmauer und du Pan lachst dich halbtot - da scheint also keine Einigung möglich zu sein oder eine Verschmelzung.
Th: Und wie ist das für dich?
Kl: Ja, das ist ja das Dilemma. Ich will ja weder das eine noch das andere. Und verschmelzen läßt es sich auch nicht. Ja, ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich kann jetzt verharren im Zustand dieser Tür, dieser Leere, dann ist es ok., aber ich kann mich nicht entscheiden und es läßt sich auch nichts machen. Haa, ich schweb so in der Luft irgendwie. Oder ich müßte verschwinden aus der ganzen Szene, ich müßte weglaufen. Aber ich will ja nicht weglaufen, ich möchte mich auseinandersetzen. Also, ich fühl mich total in der Zwickmühle. Weglaufen will ich nicht, entscheiden kann ich mich nicht, verschmelzen läßt es sich nicht.
Th: Das spiegelt genau deine Situation wieder, in der du dich zur Zeit befindest. - Klient bejaht - Ich möchte dir mal einen Vorschlag machen. Wie wäre es, wenn du jetzt mit deinem Bewußtsein in den Pan reingehst. Denn du bist ja leer, du kannst ja beides sein. Und nimm diese Energie des Pan einfach mal in dich auf, schau mal aus seinen Augen.
Kl: Ja, das geht, ich bin jetzt der Pan mal und jetzt öffnet sich auch der Kreis dort und ich geh da rein zu den Tanzenden und komm zu dem Tisch und auf dem Tisch liegt so ein Messer und so ein Schriftstück, so ein Pergament und dieser Kelch mit Rotwein. Und ich lache und nehm das Messer und ritz mir in den Arm, tauch das Messer ein und schreibe auf dieses Pergament mit so ganz großen schrägen Buchstaben. Ich kann es nicht lesen, aber ich weiß worum es geht - also - „ich verkaufe meine Seele dem Alkohol“. Ich nehm das auch ziemlich leicht, mir macht das nichts aus. Ich hab das schon oft gemacht.
Th: Laß mal für den Alkohol so eine symbolische Gestalt auftauchen. Wie sieht die aus?
Kl: Wie ein Vogel. Er ist ungefähr so groß wie ein Schwan, aber so blau eher. Er ist ein blauer Vogel.
Th: Gut, dann sprich jetzt mal direkt mit dem blauen Vogel, sowas wie - hier ich verkauf dir jetzt meine Seele, hier hast du sie. Nimm deine Worte.
Kl: Ich will das ja gar nicht.
Th: Ja, dann sag ihm das auch.
Kl: Ich will das ja eigentlich nicht.
Th: Frag doch mal den Vogel, was du dafür kriegst.
Kl: Was krieg ich denn dafür, wenn ich es machen würde? Loslassen und Tod. Das mit dem Tod ist so eine ambivalente Sache. Ich hab schon manchmal auch Todessehnsucht, aber es ist ambivalent. Aber das Loslassen ist natürlich irre reizvoll.
Th: Ja, geh dann mal in eine reale Situation, wie es sich anfühlt, wenn du dich darauf einläßt.
Kl: Ja, das ist Realerinnerung jetzt. Ich wache morgens auf. Es ist sechs Uhr morgens. Mir geht es total schlecht. Ich habe wahnsinnige Angstzustände im Bauch. The morning was a shock. Totale Panik vor allem um mich rum. Ich halte diese Spannungszustände nicht aus, greife neben mein Bett, um was zu trinken, trinke soviel wie ich gerade trinken muß oder will. Die Angst läßt langsam nach und dann kann ich erst mal aufstehen, sonst könnte ich gar nicht aufstehen. Das ist jämmerlich, das ist einfach jämmerlich. Andererseits bin ich dann aber abends in der Lage, ohne die Glaswand zu spüren, mit diesen Menschen dort zu tanzen und zu feiern und mich wohl zu fühlen. Also, ich hab dann auch eher so ein Kontaktgefühl. Ein Gefühl von An-genommensein und Mitmachenkönnen. Ich fühl mich nicht so getrennt.
Th: Sei doch jetzt mal da in so einer Gruppe von Menschen, wo du gerne sein möchtest, wo du dich wohlfühlst und pick dir mal einen raus und sag das dem mal direkt. Wenn ich Alkohol trinke, fühle ich mich dir verbundener.
Kl: Ja, ich kann es der ganzen Gruppe sagen, die da tanzt. Wenn ich Alkohol getrunken habe, dann fühle ich mich verbundener mit euch. Dann kann ich mit euch im Kreis tanzen und loslassen und mir keine Sorgen machen. Ja, ihr lacht jetzt alle ganz freudig und nehmt mich bei der Hand und tanzt mit mir. Aber irgendwie lacht ihr jetzt plötzlich ganz schrill, so als ob ihr gleich durchdrehen würdet. Also, ihr habt scheinbar auch diesen Pakt geschlossen, ihr habt auch aufgegeben oder losgelassen. Das ist ein bisschen unheimlich jetzt, wie ihr so lacht. Das ist ein bisschen so, wie Geisteskranke vielleicht auch lachen. Der Pan ist mit dabei. Der feiert da auch ausgelassen mit. Ja, und jetzt spür ich irgendwie wieder diese andere Energie wie so ein Pendelaus-schlag. Als ob mein Pendel in die andere Richtung geht. Jetzt fühl ich mich wieder ein bisschen so wie der Buddha oder ich bin so bei ihm, in ihm oder so. Und ich fühle mich jetzt auf diesem Steinberg. Das ist so Meditation, das ist so Gottes-nähe und es ist auch so Weisheit und ich fühl mich in so einer ganz schönen göttlichen Energie, aber irgendwie total abgeschnitten von den Menschen und dem ganzen Leben.
Th: Ja, deshalb wollte ich sagen, laß doch mal den Buddha in dieser Menge von Menschen und dem Pan und euch allen zusammensein. Oder laß die beiden sich nochmal so gegenüberstehen, den Buddha und den Pan. Was ist zwischen den beiden? Ist es sowas wie hin- und hergerissen werden?
Kl: Also, das fühlt sich jetzt so an, als ob der Buddha eine riesige Kugel ist und rechts ist auch eine riesige Kugel, das ist der Pan und diese Leute und das Feiern und der Alkohol. Das ist wie zwei Pole, die sich so abstoßen, die auseinanderdriften wollen, die sich gar nicht berüh-ren. Und die Berührungsgrenze, die ist auch so eine Folie oder Glaswand und die bin ich eigentlich. Als ob diese beiden Energien in mir zusammenfließen, als ob meine beiden Körperhälften - als ob das so eine Trennung durch mich durch ist.
Th: Es scheint so zu sein, als ob diese beiden Figuren die beiden Welten repräsentieren, die so entgegengesetzt sind, so aufpolarisiert sind und da muß eine Vereinigung stattfinden. Das ist das Hauptproblem, also der Buddha muß weltlich werden und der Pan spirituell.
Kl: Also, irgendwie sitze ich total fest. Es zieht mich zu beiden hin und ich sitze in der Mitte fest. Ich kann auch manchmal eintauchen - wenn ich mein Leben so anschaue - in die eine Welt und das geht dann eine Zeitlang. Das gefällt mir auch eine Zeitlang und dann krieg ich es aber mit der Angst. Dann kann ich wieder austauchen in die andere Welt. Jetzt sehe ich wieder diese Tarotkarte, dieser Jongleur. Das ist genau dieses Bild, also ich kann manchmal rechts in den Kreis rum und manchmal links in dem Kreis rum, aber ich kann irgendwie nicht bleiben.
Th: Ja. Geh jetzt nochmal in die Situ-ation, wenn du morgens aufwachst und diese Spannungen sind da, diese Panik. Und laß jetzt dieses Spannung jetzt auch nochmal in Form einer Gestalt da sein.
Kl: Das ist ein Kreis mit Strahlen, so wie man eine Sonne zeichnet, nur daß diese Strahlen auf mich zuprallen mit der Spitze nach unten. Also, daß alles auf mich einströmt und ich keine Energie habe, nach außen zu strahlen. Also, ich seh dich jetzt als Symbol, als Kreis, wo Strahlen auf die Hülle prallen, so von allen Seiten Anforderungen, von allen Seiten Forderungen und das muß ich tun und das muß ich erledigen und da muß ich arbeiten und das und das, und ich erdrückt werde von dir und das bedeutet für mich so einen Druck und so eine Spannung, daß ich aufatmen will und dann etwas trinke, damit ich es aushalte. Das ist wie eine Folterkammer.
Th: Gibt es da konkret jemand, der etwas fordert von dir?
Kl: Nein, ich fordere viel von mir, sonst ist niemand da.
Th: Gut, dann stell dich dir mal gegenüber und höre mal, was er zu dir sagt.
Kl: Ja, er, also du überschüttest mich mit Befehlen, was ich machen soll. Ich soll aufstehen, ich soll mein Zimmer saubermachen, ich soll frühstücken, ich soll auf’s Amt gehen, ich soll zur Bank gehen, ich soll mein Auto reparieren. Ich merke gerade, daß mein Atem richtig ausgefallen ist, das war wie eine Lähmung eben.
Th: Sag das mal direkt.
Kl: Ja, ich hab gemerkt, das nimmt mir den Atem diese Forderung. Du lähmst mich mit diesen Forderungen. Und ich will überhaupt nicht. Ich will nicht. Ich will auch nicht leben. Lieber sterben, als diese Forderungen. Ich will das alles nicht.
Th: Hol doch jetzt mal den Buddha mit dazu.
Kl: Ja, der ist ziemlich unbeweglich. Du bist unbeweglich. ... Jetzt hab ich plötzlich ein völlig anderes Bild. Ich seh einen chinesischen Buddha mit so dickem Bauch, der läuft da so rum mit einer Weinflasche in der Hand und findet es total lustig alles und der Pan sitzt jetzt im Buddhasitz auf dem Berg und ist ganz abgehoben.
Th: Geh mal hin zu dem Buddha und schau mal, was du mit dem tun möchtest.
Kl: Umarmen, der ist mir sehr sympathisch. ... Du bist mir sehr sympathisch, gib mir mal einen Schluck zu trinken. Ich sehe sein Herz und das strahlt in einem klaren goldenen Licht, so wie damals die Weintrauben von dem Pan. Und das strahlt auf mich über und dieses Getränk schmeckt eigentlich nur so wie Trauben-saft. Wie sind auf so einem Pilgerpfad, ein Weg der von der Arena zu einem Wald führt.
Th: Und der Pan, was macht der jetzt?
Kl: Der sitzt da auf dem Berg im Schneidersitz und meditiert scheinbar.
Th: Magst du mal da hingehen mit dem Buddha? - Klient bejaht - Und wie ist das für den Pan, euch so zu sehen?
Kl: Ja, er sieht jetzt nicht mehr so klein und lustig aus, sondern er sieht jetzt riesengroß aus, monströs. Du siehst jetzt fast aus wie der Leibhaftige selbst. Du sitzt da in deinem Schneidersitz und verbreitest da eine ziemliche Nacht, eine ziemliche Kälte - Winter. Eine kalte Ener-gie, so schwarz. Ja, und wir kommen da des Weges und um uns rum leuchtet es, das taut das alles auf. Und wir kommen da jetzt hoch so langsam. Um uns rum ist es wie in der Hölle, überall Feuer, links und rechts. So Fontänen und Lava. Wie so eine explodierende Vulkanlandschaft. Ja, wir können da aber durchgehen. Ja jetzt sind wir auch oben, das ist so eine dünne Plattform und da sitzt du jetzt drauf, Pan. Du wirkst wie eine Steinsta-tue, also gar nicht mehr lebendig.
Th: Also, die beiden Pole haben sich durch die Konfrontation jetzt ein bisschen vermengt miteinander. Welches Gefühl macht dir dieser steinige Pan?
Kl: Ja, der macht mich, also du machst mich sehr lebendig. Ich hab jetzt das Bild, mit einem Katapult auf den los-zuschießen. Ja, und ich mach das jetzt mal. Das macht mir Spaß. Ich seh das jetzt wie im Zeitraffer, das geht alles ziemlich schnell, wie die da draufdonnern. Der erinnert mich jetzt an den Steinbeißer aus der unendlichen Ge-schichte. Also, jetzt, wo ich ihn beschossen habe, sieht er schon ein bisschen lustiger aus. Ja, der verwandelt sich wirklich in einen Steinbeißer. Der ist jetzt eine nette Figur plötzlich. Also, der braucht das scheinbar, daß ich ihn beschieße, damit er nett wird. Du brauchst es scheinbar, daß ich Aggressionen zeige, dir ge-genüber. Vielleicht brauchst du noch mehr Felsbrocken.
Th: Ja, wie wäre es, wenn wir das gemeinsam mal machen? Ich geb dir mal einen Schlagstock...
Kl: Ich mag das Klopfen nicht. - schlägt -Ich mag das nicht. So eine Scheiße. Scheiße! - schreit und schlägt. - Aber hat gut getan, war doch ganz schön. Ich fühl mich sehr lebendig jetzt, mit viel Energie in mir. - schlägt -
Th: Ja, was ist jetzt da?
Kl: Jetzt sind die Bilder wieder verändert. Ich seh wieder den normalen Buddha, nur daß er nicht mehr so groß ist und nicht mehr auf dem Berg sitzt mit so einer riesigen Schutzaura. Du sitzt so einen Meter von mir entfernt. Du hast immer noch eine sehr liebevolle Energie. Rechts sehe ich den Pan. Du bist auch wieder lebendig. Und ihr seid beide jetzt sehr ruhig, als ob ihr euch jetzt Gedanken macht über die Situation, über mich oder über euch, was weiß ich. Auf alle Fälle ist das jetzt sowas wie eine Besinnungs-phase, jetzt. Ja und ich nehme mich nicht mehr als diese Tür, als dieses schwarze Loch wahr, sondern ich nehme mich wieder mit meinem ganzen Körper wahr. Ich sitze zwischen euch und ich habe das Bedürfnis, euch an der Hand zu nehmen und einen Kreis zu bilden. Ich mach das jetzt auch mal einfach. Ich nehme euch an die Hand links und rechts. Und ihr müßt euch aber auch an die Hand nehmen, sonst geht das nicht. So, jetzt nehmt euch auch an die Hand. Ja, das wollt ihr nicht, ihr wollt den Kreis nicht schließen.
Th: Bist du in der Lage, das einzufordern? Wenn du es wirklich willst, dann sag es ihnen mit Nachdruck.
Kl: Also, ich will das unbedingt, daß ihr euch jetzt die Hand gebt, macht das jetzt mal! - Ja, jetzt kann ich es auch sehen, ich kann es sehen. Jetzt ist eine neue Energie dazugekommen, das ist ganz komisch. Jetzt ist es so, als ob wir plötzlich drei Energien wären, die auseinanderstreben. Pan und Buddha wollen nichts miteinander zu tun haben und ich will mit beiden nichts zu tun haben. Als ob so ein Dreieck ensteht, das sich jetzt so voneinander entfernt.
Th: Du mußt der Chef werden von beiden. Du mußt dir beide Energien zurückholen. Und für dich ist es auch eine Arbeit, die du eigentlich nicht willst, deshalb bildet ihr so ein Dreieck. Guck mal, was du jetzt machen kannst. Was kannst du jetzt schon einfordern?
Kl: Also, ich hab den Impuls, als ob wir jetzt zu dritt, wie eine Pyramide - also ich an der Spitze und die beiden links und rechts so als Stützen - als ob wir jetzt eine neue Person schaffen. Also, ich hab so einen Schöpferimpuls jetzt so plötzlich, daß ich mit euch beiden zusammen jetzt was Neues schaffen will, so eine neue Energie, eine Synthese praktisch, ein neues Wesen, eine neue Energie. Das möchte ich jetzt eigentlich von euch.
Th: Und schau mal, du hast zwar die Phantasie da drüber, aber du machst dich immer noch abhängig von den beiden. Also, du mußt erleben, du bist der Mittelpunkt und die beiden haben dir zu dienen, oder was auch immer. Du bist im Moment noch sehr abhängig von den beiden. Sie stützen dich und wenn sie wegkrachen, liegst du auf dem Boden. Mach dir mal eine Phantasie, was könnten die beiden jetzt für dich tun?
Kl: Ja, ich bin jetzt wieder an dem Tisch und sehe den Vertrag und das Messer und den Rotweinkelch und drei Kreuze, die der Pan da wohl gemacht hat. Also, Pan, das war ja eigentlich dein Vetrag, den du da gemacht hast. Ich mache jetzt selber einen Vertrag. Ich mache jetzt den Vertrag, daß ich mich loslöse, von allen Befehlen und Anforderungen, die der Alkohol mir einflößen will. Das ist der einzige Vertrag, den ich unterschreibe. So, jetzt nehm ich den alten Vertrag, der da noch liegt, ich zerreiße ihn und werfe ihn ins Feuer. Und dann nehm ich jetzt eine Feder und setz den Vertrag selbst auf. Ich formuliere den sogar selbst, ich laß mir den gar nicht vorschreiben. Ich schreibe: Hiermit unterzeichne ich im Vollbesitz meiner geistigen Fähigkeiten, daß ich mich ab sofort nicht mehr von irgendwelchen Süchten, Anforderungen, Verhaltensweisen oder sonstigen dämonischen Kräften des Alkohols verführen lasse, beherrschen lasse oder quälen lasse oder sonstiges in der Art. Punkt. Drei Ausrufezeichen. Das unterschreibe ich jetzt. Ich sehe sogar meinen Namen jetzt. Toll!
Th: Ja, und laß es den Pan auch unterzeichnen.
Kl: Pan, komm mal her. Du kannst da jetzt auch mal unterschreiben. Mach das mal. Ja, das will er eigentlich nicht, er wehrt sich so. Du wehrst dich. Ich schnapp ihn jetzt am Schlawittchen und zerr ihn jetzt da hin. Er ist eigentlich gar nicht so stark, wie ich dachte. Der wird jetzt sogar scheinbar immer dünner. Auf jeden Fall nehm ich jetzt seine Hand und rück sie so auf das Papier. Und jetzt los, schreib! Ja, er schreibt, er macht da sei-ne drei Kreuze. Und jetzt rollt sich der Vertrag zusammen zu so einer Perga-mentrolle und wird leicht wie eine Feder und schwebt hoch, schwebt immer hö-her. Eine Taube kommt und nimmt ihn in den Schnabel und trägt ihn weg zu so einer Sonne. Ah, das ist ein schönes Bild.
Th: Und der Buddha? Gibt es noch etwas, was du von ihm willst, jetzt im Moment?
Kl: Also, du bist so wahnsinnig menschlich geworden. Also, diese Heiligkeit, diese Göttlichkeit, diese Unnahbarkeit ist irgendwie von dir abgefallen und ich seh dich wie so einen lieben, weisen älteren Mann, aber du hast was sehr menschliches, was sehr herzliches. Und ich möchte, daß du in der Qualität mir auch zugänglich bist als Persönlichkeitsanteil und nicht dieses Abgehobene, Abge-grenzte bewirkst, wenn ich dich annehme und du mich annimmst. Und ich will das von dir und wenn du damit einverstanden bist, dann nick mal mit dem Kopf. Ja, er nickt und lächelt. Ah, hast du ein schönes Lächeln. - Jetzt seh ich die Tür wieder, wo ich reingegangen bin am Anfang, wo Entscheidung draufstand und da steht jetzt ein großes Fragezeichen drauf.
Th: Was bedeutet dieses Fragezeichen für dich jetzt?
Kl: Ja, daß ich irgendwie das Gefühl habe, daß sich was gelöst hat und daß ich zugleich wieder alles anzweifle. ... Zweifel, ich nehm dich an, du bist da. Ich brauche mich nicht gegen dich zu wehren und dadurch Energie zu verlieren, indem ich mich gegen dich wehre. Ich nehme dich an. Ich integriere dich und arbeite mit dir. Ich nehm dich als Anteil an und laß dich auch dadurch wieder los und gehe mit dir rein in meine Veränderung. Jetzt verwandelt es sich zum Ausrufezei-chen.
Th: Schön. Und hol jetzt diesen blauen Vogel vom Anfang nochmal herbei, der da für deine Sucht, für den Alkohol stand.
Kl: Ach, dich hab ich ja ganz vergessen. Ja, jetzt siehst du aus wie ein Marabu mit so einem langen Entenschnabel. Ich seh dich jetzt vor mir. Du siehst alt aus, du siehst sehr alt aus. Gar nicht mehr wie vorhin, wie dieser junge, blaue, kräftige Vogel, der sich da in die Luft geschwungen hat. Jetzt stehst du da, wie so ein Marabu auf einem Bein, bist schon sehr weise, aber du siehst so uralt aus.
Th: Also, er sieht gealtert, geschwächt aus. Die Kraft, die da drin lag, ist nicht mehr so massiv?
Kl: Ja, so spür ich das, ja.
Th: Ja, vereinbare mit ihm auch sowas wie, in der nächsten Session wirst du dich nochmal mit ihm treffen, dich mit ihm auseinandersetzen, einige Dinge mit ihm klären.
Kl: Ja, also Marabu, ich hab noch so einige Hühnchen mit dir zu rupfen und ich werde also demnächst mich weiter mit dir auseinandersetzen. Ja, ich vereinbare jetzt mit dir, daß ich mich weiter darum kümmern werde, mit dir klarzukommen und dich auch mehr oder weniger loszulassen. Ja, er ist einverstanden.

Th: Gibt es irgendwas, was du jetzt noch gerne ansprechen möchtest. Gibt es noch einen Wunsch, ein Bedürfnis?

Kl: Ja, Eis und Liebe wäre nicht schlecht.