Brustkrebs: Mutter-Kind-Konflikt (169)

Die Klientin bekam vor einiger Zeit die Diagnose Brustkrebs. In dieser Sitzung wird ganz deutlich, dass es sich um einen Mutter-Kind-Konflikt handelt. Die Klientin wollte ihre Tochter am Anfang der Schwangerschaft abtreiben mit der Folge, dass sie sie bis heute nicht loslassen konnte. Sie hat ständig Angst um ihre Tochter. In der Sitzung nimmt sie wahr, dass diese immer noch in ihrem Bauch sitzt, und nicht ins Le-ben, in die Eigenverantwortung möchte. Nachdem die Klientin ihre Tochter noch einmal gebärt, kann sie sie ganz tief gehen lassen und sich jetzt ihrem eigenen Leben, ihren eigenen unverarbeiteten Themen zuwenden - sich auf den Weg ihrer Selbstheilung machen.

Th.: Schau mal, wer da ist.

Kl.: Die Gerlinde und die Karin (ihre Töchter). - direkte Ansprache - Was wollt ihr denn von mir? Sagt es mir. - Klientin weint stark - Ich habe so viel geweint. Ich habe soviel geweint wegen euch, wegen dir Gerlinde, wegen dir. Ich mag diesen Streit nicht, ich mag nicht diesen Ärger und Kummer, ich will, daß es euch Mädels gut geht. Sie ist so zerfahren, immer handelt sie erst, bevor sie ihren Kopf in Gang setzt. - Therapeut fordert zur direkten Kommunikation auf. - Warum, warum setzt du erst deine Handlung in Gang und nicht zuerst den Kopf? Du machst es immer verkehrt herum. Du handelst erst und dein Bedürfnis zu helfen, das ist so stark, daß du dich selbst vergisst und uns allen Kummer machst, weil wir uns um dich sorgen. Ich bin so, sagt sie. Warum bist du so? Warum willst du uns allen Kummer machen? Sie sagt, sie will das nicht, sie will das nicht. Ihre Kinder halten ganz stark zu ihr.
Th.: Laß die auch mal da sein.
Kl.: Die sind da. Der Sven spricht mit ihr.
Th.: Horch mal hin, was er sagt.
Kl.: Der sagt, das ist blöd was du tust Mami.
Th.: Guck mal wie sie reagiert. Was passiert da?
Kl.: Sie schaut ihn an. Jetzt schüttelt sie den Kopf. An der Seite steht meine andere Tochter und schaut zu. Die Gerlinde, ich denke, sie will allen helfen.- direkte Ansprache - Du willst allen helfen, gell? Aber sie übernimmt sich dabei, sie macht zuviel. Jetzt nimmt sie ihre Kinder an die Hand, sie dreht sich um und geht mit ihren Kindern weg, das ist ihre typische Haltung.
Th.: Wie fühlst du dich?
Kl.: Ich werde ruhiger. - Nein, eigentlich nicht, ich möchte hinterher laufen.
Th.: Du möchtest hinterher laufen? - Klientin bejaht - Sage ihr doch sie soll bleiben.
Kl.: Bleib da, Gerlinde, bleib bitte da. Ich bitte dich darum, bleib da. - fängt an zu weinen - Komm bitte zurück. Warum willst du nicht zurückkommen? - lauter, bestimmter - Jetzt komm doch zurück, komm wieder.
Th.: Ja, zeig ihr, wie es dir geht.
Kl.: Ich habe doch so oft gebeten, ich habe es immer im Guten versucht.
Th.: Was macht sie ?
Kl.: Sie ist sehr stark, sie widersetzt sich.
Th.: Spüre mal, was das auslöst bei dir.
Kl.: Ich bin so traurig. - direkte Ansprache - Ich bin so unendlich traurig.Ich habe das so viele Jahre mitgemacht. Ich bin so unendlich traurig. Mein Kopf tut weh und mein Hals, ist alles ganz steif jetzt. - weint heftig -
Th.: Frag deinen Kopf mal.
Kl.: Kopf, was willst du mir damit sagen. Warum bist du so schwer und so steif? Er sagt nichts.
Th.: Spüre mal,was du festhältst.
Kl.: Mein Kind.
Th.: Mache es mal bewußt.
Kl.: Ich habe soviel Sorgen um das Mädchen. - direkte Ansprache - Ich mache mir so unendlich viele Sorgen um dich. Die bringen mich um den Verstand, diese Sorgen. Ich könnte nur weinen. Ich komme mir ganz alleine und ganz hilflos vor. - direkte Ansprache - Ich bin ganz alleine und ganz hilflos, siehst denn du das nicht. Du schimpfst immer bloß mit mir. Sie sagt, ich habe sie nicht lieb. Das Gegenteil ist der Fall. Das Gegenteil ist der Fall, ich habe dir das so oft gesagt. Ja, die Nadine und der Sven, das ist nicht wahr, ich habe die nicht mehr lieb als euch. Das ist nicht wahr, aber die beiden brauchen besonders viel Fürsorge. Ich muß denen genauso helfen. Das ist nicht wahr, daß ich die mehr lieb habe. Warum sagst du das immer? Sie behauptet, ich habe die Kinder mehr lieb. Die Omi sagt das auch, ja ich weiß es. Sie sagt es immer, die hat das in die Welt gesetzt, so lange mein Schwiegervater gelebt hat, sind solche Dinge nicht gekommen, der hat wenigstens dazu gestanden.
Th.: Guck mal, welchen Impuls du hast, was möchtest du am liebsten tun jetzt?
Kl.: Weglaufen.
Th.: Bleib mal da, bleib da und atme mehr. Spüre mal, welche Gefühle hochkommen.
Kl.: - weint heftig - Ich bin so traurig, ich bin so unendlich traurig.
Th.: Ja, laß die Traurigkeit da sein. Laß sie raus.
Kl.: Ich falle.
Th.: Erlaube dir das Fallen, darin liegt ein Loslassen. - Klientin beruhigt sich wieder - Schau mal, wo du hinfällst, wo du ankommst.
Kl.: Ich schwebe über einem Abgrund.
Th.: Das ist ok., erlaube es dir.
Kl.: Und es ist ganz dunkel. Vor dem Horizont ist es ganz hellblau. Ich weiß nicht, ist das der Mond, ich glaube es ist die Sonne, die ist ganz blass und es ist nicht zu unterscheiden, ob es die Sonne oder der Mond ist. Ich schwebe darüber, ich liege auf dem Rücken, aber ich will nicht hinschauen.
Th.: Spüre mal, ob du das Gefühl kennst, da ist der Abgrund, aber ich will nicht hinschauen.
Kl.: Ja, - fängt an zu weinen - ganz stark.
Th.: Spüre mal, woher du das kennst. Welche Situation taucht auf? Da ist der Abgrund und ich will nicht hinschauen.
Kl.: Da ist soviel.
Th.: Ja, nimm das Erste,was dir in den Sinn kommt, was am deutlichsten wird.
Kl.: Da ist wieder diese Gerlinde.
Th.: Ja, laß sie da sein. Guck mal, welche Situation da ist.
Kl.: Sie hat ihre Kinder und die Kleine hat sie auf dem Arm, immer bereit zu gehen. - direkte Ansprache - Warum wendest du dich immer ab wenn es schwierig wird? Du stellst dich nie der Situation, wenn es schwierig wird. Du willst nie zuhören. Du willst auch nie die Gefahr erkennen in die du hineinläufst. Du bist wieder dabei Dummheiten zu machen. Auf der einen Seite von ihr ist es ganz dunkel, da steht sie.
Th.: Zeig es ihr.
Kl.: Willst du nicht mal hinschauen, wie dunkel das da ist? Schau doch mal hin, sieh es dir mal an. Oh, mir schmerzt mein Hals und ist ganz steif.
Th.: Laß ihn mal sich integrieren in das Bild, den Schmerz.
Kl.: Sie steht da ganz nah am Rand. Sie steht ganz unbeweglich da und weint, hat ihre Kinder bei sich richtig umklammert.
Th.: An welchem Rand?
Kl.: An dem Rand des Abgrunds,wenn sie einen Schritt macht, fällt sie herunter. Ich kann sie nicht zurückhalten.Ich will nicht, daß sie darunter fällt. - direkte Ansprache - Ich habe so Angst, ich habe so Angst um dich, ich habe so unendliche Angst um dich. - fängt an zu weinen - Geh weg von dem Abgrund, geh ins Helle.
Th.: Bist du bereit sie gehen zu lassen?
Kl.: Ins Helle ja, aber ins Dunkle, in den Abgrund nicht.
Th.: Spüre mal, daß du sie festhältst,daß das dein Nacken ist, der schmerzt.
Kl.: Es verkrampft alles. - weint -
Th.: Ja, atme hinein.Tief atmen.
Kl.: Es zieht jetzt auf der Seite, die Schulter, es tut weh. Das ist so dunkel da unten, es wird immer mehr schwarz.
Th.: Schau mal, was deine Tochter machen will.
Kl.: Sie steht da und da ist es ganz dunkel, aber sie hat den Kopf erhoben, als würde sie über den Dingen stehen. Sie will es nicht wahrhaben, sie will die Gefahren nicht sehen. - direkte Ansprache - Siehst du die Gefahr nicht, in die du hineinläufst? Ganz, ganz, viele große Gefahren, ganz schlimm, ganz schlimm. Es wird immer dunkler. Vorher war es auf der rechten Seite hell, jetzt wird es da auch dunkel. Ich kann sie kaum noch sehen.
Th.: Bist du bereit sie da loszulassen, wenn sie da sein will?
Kl.: Ich habe doch so Angst um sie. - direkte Ansprache - Ich habe so sehr Angst um dich. Ich kann dich doch da nicht ziehen lassen, ich kann doch nicht zuschauen, wie du da runterfällst.
Th.: Spüre mal, was du alles tust, um da nicht hinschauen zu müssen.
Kl.: Ich schaue hin, aber ich sehe den Abgrund und sie sieht ihn nicht.
Th.: Zeige ihn ihr.
Kl.: Schau mal hin, schau mal runter und nicht immer nur hoch, du hast den Kopf immer nur oben. Nur ihr Kopf guckt über diese Dunkelheit weg. Schaue mal hin. Sie schaut nicht hin. Die Kinder stehen mit ihr im Dunkeln. Es wird immer dunkler, auch ihr Kopf ist da drin, es ist, als wenn der sich ablösen würde von dem Körper.
Th.: Atme mal mehr und schau mal, was weiter passiert.
Kl.: Der Kopf geht weg, der Kopf zieht von dannen. - fängt heftig an zu weinen - Ich habe so Angst.
Th.: Ja, laß die Angst da sein.
Kl.: Sie steht ohne Kopf da.- weint stark - Es kann doch nicht sein, du bist so kopflos. Das gibt es doch nicht, man kann doch nicht ohne Kopf leben.
Th.: Spüre mal, welches Gefühl das auslöst.
Kl.: Ich habe so Angst, ich spüre nur Angst.
Th.: Ja, laß mal die Angst da sein, ruf sie mal, guck mal wie die Angst aussieht, gib ihr mal eine Gestalt.
Kl.: Angst, wie siehst du aus? Es ist eine alte Frau.
Th.: Sprich mal mit der alten Frau.
Kl.: Du, alte Frau, wer bist du? Sie sagt, sie ist meine Angst. Laß mich doch los, gib mich frei, du Angst. Sie ist sehr unentschlossen.
Th.: Vielleicht kann sie dir zeigen, wo sie entstanden ist.
Kl.: Zeig mir mal, wo du entstanden bist, woher du kommst.Warum bist du bei mir? Sie sagt, sie will Schlimmeres verhüten.
Th.: Spüre mal, ob sie es kann?
Kl.: Kannst du das? Sie weiß es nicht.
Th.: Das ist dein Wunsch.
Kl.: Ich weiß, sie sitzt in meiner Brust.
Th.: Da wo der Tumor ist?
Kl.: Ja, da zeigt sie hin. Sie ist so groß, sie ist eine ganz große schlanke Frau.
Th.: Vielleicht kann sie dir zeigen, wann sie entstanden ist oder wann sie dort hineingegangen ist.
Kl.: Zeig mir, wann das war,als du da hineingegangen bist, was der Anlaß dazu war. Sie weiß es selbst nicht. Sie sagt, es gibt sehr viele Anlässe.
Th.: Ja, aber irgendwann ist es gekippt.
Kl.: Wann war das? Das ist schon lange her, sagt sie. Geh mit mir zurück, zeige mir das. Es ist ein weiter Weg, es ist ein Getreidefeld, ein Feldweg, ich laufe ihr hinterher, es ist ganz weit zu laufen. Ich komme gar nicht soschnell hinterher, so schnell läuft sie. Renne nicht so, ich kriege keine Luft mehr, ich komme nicht nach. Meine Augen wollen es nicht mehr sehen.
Th.: Spüre mal, ob du dich entscheiden kannst, hinzuschauen, jetzt.
Kl.: Ich will hinschauen, ich will es, ich muß.
Th.: Aber willst du wirklich?
Kl.: Ich denke schon, doch.
Th.: Dann sage es ihr.
Kl.: Ich will das sehen, zeige mir wohin du gehst und zeige mir wo der Anfang ist.- fängt an zu weinen - Ich bin wieder zu Hause.
Th.: Guck mal, in welcher Situation du bist.
Kl.: Ich bin zu Hause, mein Vater ist gestorben. - weint heftig - Und ich konnte ihm nicht helfen. Ich bin in der Leichenhalle, wo mein Vater liegt und ich wollte ihn noch mal sehen und ich durfte ihn nicht sehen.
Th.: Laß ihn da sein jetzt, rede mit ihm, stell dir vor, du kannst jetzt mit ihm sprechen.
Kl.: Vati, ich wollte dich doch noch sehen. Warum bist du damals nicht bei uns geblieben? Mutti wollte das nicht, sie wollte nicht an deine Seite, da bist du wieder weggegangen, aber jetzt wird es ganz hell. - beruhigt sich wieder -
Th.: Was nimmst du wahr?
Kl.: Sei nicht traurig. Er liegt da.
Th.: Spüre mal, wie du dich fühlst, wenn du ihn da so siehst.
Kl.: Ach, ich möchte ihn so gerne in den Arm nehmen.
Th.: Dann tue es.
Kl.: Er ist so kalt. Lebe doch wieder, sei wieder da, sei wieder bei mir. Warum bist du weggegangen, warum seid ihr alle weggegangen? Ich wollte nicht, daß du sterben mußt, ich wollte gerne, daß du meine Kinder siehst.
Th.: Zeige sie ihm jetzt.
Kl.: Guck, ich wollte das du die Karin siehst, die Gerlinde und den Axel.
Th.: Zeig sie ihnen jetzt.
Kl.: Guck, und das ist Nadine und Sven. - fängt heftig an zu weinen - Ich bin so traurig. Ich wollte so gerne, daß du zu uns kommst.
Th.: Nimm ihn mit zu dir.
Kl.: Komm mit zu uns nach Hause.Komm steh auf, komm geh mit.Wohin? Ich weiß ja auch nicht mehr wohin. - Musik wird eingespielt - Ich weiß nicht, soll ich in unser Haus gehen oder soll ich weggehen? Zeig mir doch einer, wo wir hingehen sollen. - weint stark - Will es mir denn keiner zeigen? Immer bin ich für alles verantwortlich. Ich mag es einfach nicht mehr, ich will nicht mehr für alles verantwortlich sein, das sollen doch mal die anderen machen und mich mal nehmen und mir mal zeigen, wo es hingeht.
Th.: Schau mal, wer es dir zeigen soll, wen möchtest du an deiner Seite ?
Kl.: Meinen Mann. - direkte Ansprache - Zeig mir, wo es hingeht, zeig mir es doch bitte. Er weiß es auch nicht.Warum wissen wir nicht wohin wir gehören? Jetzt stehen wir alle da, wie wenn da eine Versammlung wäre und keiner weiß wohin.
Th.: Spüre mal, ob du es einfach so sein lassen kannst.
Kl.: Alles kribbelt in mir. Mein ganzer Körper kribbelt, aber die Seite, die zieht ganz arg, nach links zieht es meinen Kopf ganz stark
Th.: Dann schau mal, was da ist. Was ist da links?
Kl.: Ich sehe gerade nichts, es zieht, ich vibriere, mich friert es, es wird ganz kalt.
Th.: Spüre mal was da ist, was ist da links, was nimmst du wahr?
Kl.: Da ist der Abgrund, den Kopf zieht es weg. Ich will nicht da herunter fallen.
Th.: Spüre mal, ob du bereit bist loszulassen. Guck mal, was dann passiert.
Kl.: Es tut so weh.
Th.: Ja, dann laß los.
Kl.: Ich kann nicht, ich kann nicht entspannen.
Th.: Guck mal, ob du bereit bist zu springen, wenn es dich in den Abgrund zieht, tatsächlich dich zu entscheiden zu springen.
Kl.: Ich kann doch nicht darunterspringen, dann bin ich doch tot.
Th.: Ja, das ist deine Vorstellung.
Kl.: Ich will leben.
Th.: Ja, aber du hältst alles fest. Erlaube doch mal und schau was dann passiert.
Kl.: Aber es ist dunkel da unten, ich kann doch nicht ins Dunkel springen.
Th.: Ich weiß es ist dunkel. Erlaube mal ins Nichts zu springen, ins Dunkel.
Kl.: Ich habe so Angst.
Th.: Ich weiß, atme mehr. Der Abgrund ist ein symbolischer Ausdruck für alles Unbekannte.
Kl.: Ich traue mich nicht, ich bin so feige, aber meine Schulter, das wächst alles zusammen, das ist ein Schmerz.
Th.: Laß dir von dem Schmerz zeigen, wo es langgeht.
Kl.: Schmerz, zeig mir wo ich hin soll, wo es langgeht. Ich muß noch mehr Schmerzen aushalten.
Th.: Will das heißen, du willst noch mehr festhalten bevor du losläßt?
Kl.: Jetzt tut meine Brust auch weh.
Th.: Atme dort hinein, in den Schmerz. Was ist mit dem Abgrund ?
Kl.: Er ist noch da und ganz dunkel. Ich mag nicht, ich bin feig. Ich mag nicht da hineinspringen.
Th.: Guck mal, ob du es jetzt machen kannst, hier.
Kl.: Soll ich ?
Th.: Es ist ein Ausdruck deiner Innenwelt, es zieht dich alles dorthin.
Kl.: Es ist so dunkel, ich habe so Angst. Ich will doch nicht immer Angst haben.
Th.: Die Angst ist die Spannung.
Kl.: Ich muß einfach fallen. Die ganze linke Seite ist wie gelähmt.
Th.: Atme in diese Seite hinein, tief atmen.
Kl.: Ich schwebe über dem Abgrund. Oh, die Schmerzen.
Th.: Laß los. Spüre mal, wie stark du festhältst, wie du alles in dir festhältst. Und spüre, daß du hier bist, daß dir nichts passieren kann, es ist ein Bild deiner Innenwelt.
Kl.: Ich falle auch nicht runter.
Th.: Ich weiß, du hältst immer noch fest, dein ganzer Körper zittert.
Kl.: Ich will mich frei machen davon.
Th.: Dann laß los, erlaube dir zu fallen, zu gucken was dann kommt.
Kl.: Da ist was so weit hinten, es ist ganz eigenartig, komisch, wie ein Polster. Es ist so dunkel da, ich will da nicht reingehen, ich will doch ans Licht.
Th.: Du willst nicht hinschauen, wie deine Tochter.
Kl.: Ich habe Angst vor dem Dunkel.
Th.: Sage das mal zu deiner Tochter.
Kl.: Hast du auch so Angst vor dem Dunkeln? Sie steht am Abgrund und ihr Kopf ist ganz weit weg und der ist im Licht. Es ist ganz kalt, der Abgrund ist ganz kalt. Ich will es warm haben. Warum ist es so kalt da? Es wird immer schlimmer. Ich falle ganz sachte, es geht ganz weit runter. Ich habe noch nie so etwas Tiefes gesehen.
Th.: Guck mal, was auftaucht.
Kl.: Unten wird es enger. - Klientin zittert am ganzen Körper -
Th.: Mehr atmen.
Kl.: - atmet tief durch - Es ist so dunkel da unten. Es ist wie in einem Burgverlies hier. Ich weiß nicht, ob ich da hineingehen soll. Ich habe Angst, ganz viel Angst. Meine Tochter steht ganz oben. Da ist ein ganz dunkler, kalter Gang. Soll ich da durchgehen? Es ist ganz komisch. Ich schwebe da rein. Das sind die Wände, die sind ganz eigenartig. Ich weiß nicht was da kommt. Der ist unendlich lang, da komme ich ja nie ans Ziel. Jetzt ist es nur noch eine Röhre.
Th.: Erlaube es mal.
Kl.: Ich schwebe da rein, mit den Füßen voran auf dem Rücken liegend, es ist komisch. So weit. Jetzt sehe ich Dächer, eine Ortschaft. Was soll ich da ?
Th.: Ich weiß nicht. Schau einfach mal was kommt.
Kl.: Eine kleine Straße, ich bin dort ganz fremd, ist ja komisch.
Th.: Ja schau mal, wo es dich hinzieht.
Kl.: Ich bin ganz fremd da, habe mich verlaufen.
Th.: Spüre mal, ob du das Gefühl kennst.
Kl.: Es ist kein Mensch da.
Th.: Kennst du das Gefühl? - Klientin fängt an zu weinen - Guck mal, was auftaucht.
Kl.: Es ist alles leer, stehen nur die Häuser da, kein Mensch da.
Th.: Woher kennst du das?
Kl.: Das kenne ich, so leer bin ich. Ganz leer.
Th.: Alleine?
Kl.: Ich bin ganz alleine. - weint - Ich muß die Straße lang gehen. Da wohnt keiner. Das ist wie neu gebaut und da wohnt keiner, es ist alles ganz neu. Es sind rote Dächer, nicht weiß, sondern so beigefarbende Wände und die Sonne scheint dort, es ist warm. Ich suche jemand. Hört mich denn keiner, sieht mich denn keiner? Wo seid ihr denn alle? Wo sind denn die Menschen hier? Der ganze Ort ohne Menschen, der wurde doch von jemanden gebaut, die können doch nicht alle weg sein. Da ist die Kirche. Vor der Kirche steht ein Pfarrer. - direkte Ansprache - Sind sie der Pfarrer hier? Ja. Ich habe mich verlaufen. Wohnt in dem Ort niemand? Er wartet auf die Leute, die da kommen. Bin ich die erste? Er blättert in der Bibel. Soll ich hier warten? Auf wen soll ich warten?
Th.: Spüre mal, wie du dich dort fühlst.
Kl.: Komisch, es ist niemand da, er spricht nicht mehr mit mir und macht seine Arbeit. Ich habe mich auf die Bank gesetzt. Jetzt kommen Leute, die haben keine Gesichter.
Th.: Schau mal, was du machen möchtest, welchen Impuls du hast.
Kl.: Weglaufen.
Th.: Bleib mal da. Was lösen die Menschen aus, die da kommen?
Kl.: Ich fühle mich bedrängt, ich fühle mich bedrängt. Sie werden immer mehr und rücken ganz dicht an mich heran.
Th.: Guck mal was auftaucht, woher kennst du das in deinem Leben.
Kl.: Ich bin da jetzt so einsam, da oben ist eine Burg.
Th.: Gehe mal dorthin.
Kl.: Ich bin zu Hause, das ist wie eine Kapsel.
Th.: Spüre mal, was diese Kapsel so auslöst, wenn du es wahrnimmst.
Kl.: Es ist ganz warm da drin. Ich kann nicht raus.
Th.: Guck mal, was du tun möchtest.
Kl.: Die Scheiben zerschlagen.
Th.: Guck mal, hier ist ein Schlagstock, du kannst es richtig machen.
Kl.: Ich möchte die Scheiben zerschlagen, mit dem Kopf durch die Wand möchte ich.
Th.: Spüre mal, da ist eine Menge Energie. Nimm mal den Schlagstock und hau richtig auf den Boden.
Kl.: - fängt an zu schlagen - Ich möchte die Scheiben zerschlagen. Die gehen nicht kaputt, die sind ja so stabil gebaut.
Th.: Die gehen nicht kaputt? Setz dich mal auf und dann nimmst du dir die Scheiben vor.
Kl.: - fängt an zu schlagen, Scheibenklirren wird eingespielt. - Ich kam raus.
Th.: Spüre mal, wie es sich anfühlt.
Kl.: Ich kann atmen.
Th.: Dann mache es mal ganz bewußt.
Kl.: Da sind meine Blumen. Ich möchte ausruhen, aber ich bin wieder alleine, es ist wieder keiner da.
Th.: Spüre mal, ob du es akzeptieren kannst, daß das auch dazugehört.
Kl.: Das ist schwer.
Th.: Ich weiß.
Kl.: Nadine und Sven kommen, sie sind noch so klein, viel kleiner als sie jetzt sind.
Th.: Guck mal, was sie machen.
Kl.: Sven packt seine Schulsachen aus und packt sie auf den Tisch, der will vorlesen, der will mir irgendetwas vorlesen.
Th.: Wie geht es dir damit?
Kl.: Gut.
Th.: Du bist nicht alleine. Spüre mal, ob du sie gerade gerufen hast um nicht alleine zu sein.
Kl.: Ich denke schon, ich habe es mir gewünscht. Nadine sagt, sie will zum Reiten. Jetzt kommt der Schmerz wieder auf der einen Seite, jetzt fängt der Hals wieder an.
Th.: Dann bitte ihn sich umzusetzen in ein Bild, er soll dir zeigen, was jetzt wehtut.
Kl.: Warum,warum tut der Hals so weh. Es ist alles verkrampft, als wäre ein Stock da drin.
Th.: Zieh ihn raus.
Kl.: Ich habe keine Hände.
Th.: Ja, was ist mit deinen Händen passiert. Geh mal rückwärts auf der Zeitaches, guck mal, was mit deinen Händen passiert ist.
Kl.: Ich kann sie nicht bewegen, ich liege da im Liegestuhl, das ist gar nicht meiner, das ist ein fremder Stuhl.
Th.: Was hat dich handlungsunfähig gemacht, schau hin.
Kl.: Ich sehe es nicht, ich bin wie gelähmt.
Th.: Geh weiter zurück auf der Zeitachse, bis dorthin, wo du noch nicht gelähmt bist.
Kl.: Ich muß gucken, daß ich da wegkomme. Jetzt tut mein Auge weh, ich habe dauernd andere Wehwehchen. Was ist denn das?
Th.: Ja, laß es sich umsetzen, dein Körper zeigt dir ja was er will.
Kl.: Ich sitze da in dem Liegestuhl und kann mich nicht bewegen. Ich bin ganz steif, wie eine Holzpuppe. Wie eine Marionette. Ich bin aus Holz.
Th.: Spüre mal, wer an den Fäden zieht.
Kl.: Da kann ich niemand sehen. Irgendwo ganz oben da sitzt jemand. - direkte Ansprache - Wer bist du, der da an mir herumzieht und zerrt.
Th.: Laß mal ein Gesicht auftauchen, jetzt.
Kl.: Ich kann niemanden erkennen, da ist jemand, aber ich kann ihn nicht erkennen. Jetzt friert es mich wieder.
Th.: Bist du bereit hinzugucken. - Klientin bejaht - Dann laß dir ein Gesicht zeigen.
Kl.: Ich will das wissen, wer an mir herumzerrt. Gesicht, komme mal her zu mir, ich will dich mal richtig sehen.
Th.: Guck mal, wer auftaucht jetzt.
Kl.: Es ist noch schemenhaft, es ist noch kein richtiges Gesicht. Laß dich mal se-hen, ich will jetzt hinschauen. Es versteckt sich vor mir. Da ist blauer Himmel und ich sitze da als Holzpuppe.Ich sehe aus wie Pinoccio mit einer langen Nase.
Th.: Zu Pinoccio ist die Fee gekommen, nicht wahr ? Da konnte er sich ohne Fäden bewegen.
Kl.: Ich habe Fäden dran. Warum läßt du dich nicht sehen? Da ist jemand, da sind mehrere. - flüstert - Ich will euch sehen, ich will euch sehen.
Th.: Fordere sie ein.
Kl.: Kommt raus aus eurem Versteck, kommt raus. Die verstecken sich.
Th.: Du kannst sie mit dem Schlagstock einfordern. Hau doch mal auf den Tisch damit.
Kl.: Also raus mit euch, ich will euch sehen. Muß ich denn erst böse werden? Ich will das doch nicht, kommt freiwillig raus, ihr solld freiwillig herauskommen, sonst werde ich wütend.
Th.: Ja, werde doch mal wütend, hau doch mal auf den Tisch. Nimm dir doch mal den Schlagstock.
Kl.: - haut kurz und zögerlich - Jetzt haue ich auf den Liegestuhl, versteckt euch nicht länger, ihr seht aus, wie lauter fröhliche Hexen.
Th.: Was machen die Hexen ?
Kl.: Die reiten auf dem Besen und lachen, ganz kitschig. - direkte Ansprache - Hey, ihr Hexen, was wollt ihr von mir? Warum lacht ihr mich aus? Weil ich mich so leicht manipulieren lasse.
Th.: Laß dir doch mal zeigen, wer dich da so manipuliert. Vielleicht können sie dir Situationen zeigen.
Kl.: Zeigt mir mal, wer mich manipuliert. Zeigt mir mal, was da dahintersteckt. Ich möchte es gerne wissen, zeigt es mir mal. Die fliegt mir voran, jetzt überfliegen wir einen See, jetzt geht es in die Lüfte, jetzt sind sie weg, sie haben mich alleine gelassen, jetzt schwebe ich da oben.
Th.: Wie fühlst du dich denn ?

Kl.: Ach, ganz leicht, viel leichter, ist eigentlich schön, so da oben zu sein und so darunter zu schauen. Da ist das Dorf wieder, jetzt sehe ich es von oben. Ist komisch, ich schwebe da und der Liegestuhl ist auch noch da und da sitzt Pinnoccio drin, aber das bin ich wohl nicht mehr, ich bin der Vogel, der da jetzt fliegt. Ich kreise über diesem Dorf, ist richtig schön. Jetzt habe ich mich zu Pinoccio hingesetzt, ist tatsächlich eine geschnitzte Holzfigur. Was willst du mir sagen? Pinnoccio, was willst du mir sagen? Er gibt mir keine Antwort, er sitzt da und grinst mich an. Soll ich weiterfliegen? Also fliege ich wieder weiter. Da ist der Kirchturm, ich weiß nicht wohin ich fliegen soll, ich habe schon wieder die Orientierung verloren. Ich bin ganz alleine da oben.
Th.: Spüre mal, ob das das gleiche Gefühl ist, wie in der Stadt, wo soll ich landen.
Kl.: Ja genau, ich schwebe da oben und strampel mich ab.
Th.: Ist das dein Gefühl im Leben? - Klientin bejaht -
Kl.: Ich strampel mich ab und komme nicht ans Ziel, ich weiß nicht wohin, das ist es, ich weiß nicht wohin. Ich weiß es jetzt, das ist, als wären meine Wurzeln gekappt.
Th.: Bist du mal bereit nachzuschauen, was mit deinen Wurzeln passiert ist? - Klientin bejaht -
Kl.: Das ist es, ich sehe meine Wurzeln, die sind irgendwo abgeschnitten. Das ist dieses Gefühl der Hilflosigkeit. Ich habe jetzt ganz doll Kopfschmerzen.
Th.: Frag doch mal, was mit deinen Wurzeln passiert ist. Bitte doch deinen Kopf mal, dir das Bild dazu zu zeigen.
Kl.: Zeig mir, warum habe ich so Kopfschmerzen, warum bin ich so verkrampft, ich bin total verkrampft, mein ganzer Oberkörper ist verkrampft, so als wäre ich verkrüppelt so ein Gefühl habe ich in mir. Dieser Schmerz, jetzt wird es wieder dunkel, es wird abend, es wird dunkel und ich schwebe immer noch da oben und weiß nicht wohin. Meine Wurzeln sind irgendwo ganz anders. So eine Hilflosigkeit. Ich fliege und fliege und fliege ohne Ziel. Warum gibt mir keiner ein Ziel vor? Doch ich weiß jetzt, ich sehe es jetzt, ich fliege wieder zu dem Abgrund wo die Gerlinde steht. Ich möchte ihr doch so gerne helfen. - stöhnt - Um so näher ich herankomme, umso größer versteift sich mein Hals. Ich möchte bloß weinen.
Th.: Dann tue es. Spüre mal, ob hier deine Wurzeln sind. - Klientin bejaht - Guck mal, wie sie gekappt wurden, was ist da passiert, schau hin jetzt.
Kl.: Ich glaube, ich weiß es jetzt. Ich habe damals Angst gehabt vor der Schwangerschaft. - fängt an zu weinen - Ich weiß auch warum. Ich hatte Hormonstörungen, ich habe bei der Karin neun Monate lang nichts essen können, ich habe nur Traubenzuckerspritzen bekommen und in dem Moment, wo das Kind aus meinem Körper raus war, war das wieder vorbei und dann wurde ich wieder schwanger und eigentlich hätte ich mich gefreut, aber von dem ersten Moment an, wo ich wußte, ich bin schwanger, wurde mir wieder schlecht und ich habe wieder angefangen zu brechen, wieder neun Monate lang und habe nur von Traubenzucker gelebt, von Spritzen. Ich sollte damals ins Krankenhaus und da haben sie gesagt, das kann man auch ambulant machen. Ich habe nicht essen können, das Einzige was ich vertragen habe waren Äpfel. - weint - Ich spüre sie in meinem Bauch.
Th.: Ja, geh noch mal in die Zeit, laß dich noch mal von deinem Bauch tragen.
Kl.: Ich habe versucht die Schwangerschaft abzubrechen, ganz am Anfang, ich habe nur heiß gebadet, aber ich wollte das Kind ja eigentlich. Ich habe noch nebenbei gearbeitet und dann mußte ich zum Vertrauensarzt und dann hat der wortwörtlich zu mir gesagt, es ist egal in welches Klo sie kotzen, schlecht ist es ihnen sowieso, da können sie auch arbeiten gehen.
Th.: Spüre mal, was der sagt, was löst das aus in dir ?
Kl.: Angst und Trauer. Ich bin so traurig, daß sie mit mir so umgehen, als wenn ich nichts wert wäre. - weint - Warum bist du so gemein mit mir gewesen, warum bist du so gemein zu Frauen?
Th.: Spüre mal, ob er dich auch wütend macht?
Kl.: Ich bin in erster Linie mal traurig.
Th.: Dann spüre mal, das dahinter auch Wut sitzt.
Kl.: Ich kann gar nicht wütend werden, warum weiß ich nicht.
Th.: Zeig ihm deine Gefühle.
Kl.: Ich bin so unendlich traurig gewesen, ich habe das alles erduldet. Ich habe das alles ertragen, bin jeden Tag, wenn wir Frühstück oder Mittagessen hatten, bin ich heruntergelaufen zum Arzt und habe mir die Spritze geholt. Ich war total zerstochen, zum Schluß gingen die Spritzen nicht mehr in die Arme rein, da habe ich sie in die Füße bekommen und da gingen sie in die Füße nicht mehr rein und dann haben sie in den Bauch gestochen.
Th.: Hole mal deine Tochter dazu, zeig ihr das mal.
Kl.: Komm mal her, guck mal, wie ich ausgesehen habe und wie schlecht es mir ging, aber ich wollte dich doch und ich wollte, daß du gesund auf die Welt kommst, deshalb habe ich auch keine Medikamente genommen. - weint stark - Und dann wollte sie nicht, dann wollte sie in meinem Bauch bleiben, sie wollte einfach nicht raus. - direkte Ansprache - Warum wolltest du nicht raus? Sie hat sich so geborgen gefühlt. Dann hat man sie geholt, mit drei Einläufen. Das war so schlimm für mich, von da an habe ich Rückenschmerzen gehabt, solange habe ich Rückenschmerzen und sie auch. Sie wollte in meinem Bauch bleiben, sie wollte nicht in diese Welt. - direkte Ansprache - Warum wolltest du nicht in diese Welt? Weil sie so hart und so grausam ist, aber die müssen wir alle bestehen, wir müssen da durch. Ich habe mich doch immer um dich gekümmert, habe dich immer versorgt und geflegt und du warst doch so ein lustiges Kind, so fröhlich und ein bisschen kratzbürstig gegen die anderen, aber weil du so lustig warst und so ein niedliches Gesicht hattest, haben sie dir alle verziehen, keiner hat geglaubt, daß du immer ein bisschen angestachelt hast. Sie ist in meinem Bauch, sie sitzt immer noch drin, sie sitzt immer noch drin in meinem Bauch.
Th.: Spüre mal, was sie da immer noch für eine Wirkung hat.
Kl.: Die fühlt sich pudelwohl da drin.
Th.: Spüre mal, ob du sie immer noch nicht abgenabelt hast.
Kl.: Ich dachte schon, aber sie nicht mich, die hält sich fest. Ich habe sie losgelassen, sie mich nicht, sie hält mich ganz fest in meinem Bauch.
Th.: Schau mal, was du tun willst.
Kl.: Sie fühlt sich so behütet da drin. Sie hat sich richtig eingenistet. Du kannst nicht immer in meinem Bauch bleiben.
Th.: Schau mal, welche Wirkung das heute noch immer hat in deinem Leben.
Kl.: Mein Bauch ist jetzt ganz groß. Der ist wie eine Wohnung.
Th.: Guck mal, was das für eine Wirkung hat in deinem Leben, in deinem Körper. Welche Auswirkungen hat das?
Kl.: Ich denke, das hat mit meiner Angst zu tun, mit meiner Unsicherheit.
Th.: Solange sie da drin sitzt, ist die Angst so groß?
Kl.: Ja vielleicht hängt das damit zusammen.
Th.: Hole mal die Angstfrau dazu.
Kl.: Ich bin ganz zitterig.
Th.: Hole mal die Angstfrau dazu, zeig ihr das mal. Frage sie mal, ob es da einen Zusammenhang gibt.
Kl.: - energisch - Komm mal her. Angst, komm mal her zu mir. Hast du was damit zu tun, daß die Gerlinde in meinem Bauch noch sitzt? Ja, sagt sie, ja. Und was wollen wir jetzt machen, das kann doch so nicht weitergehen, die muß sich doch loslösen. Die sagt, das ist ganz bequem und die fühlt sich da ganz wohl. Jetzt sagt die Gerlinde, ich bin an allem Schuld. Sie sagt zu mir, du bist an allem schuld.
Th.: Was hast du gemacht?
Kl.: Sage mir doch, was ich gemacht ha-be? Ich habe sie aus meinem Bauch vertreiben wollen. Das kann es doch nicht sein, du mußt mich doch loslassen, du mußt mich loslassen. Du hast mich im Griff, du hast mich vollkommen im Griff, du kannst mit mir schimpfen und alles, aber ich werde mir das nicht mehr gefallen lassen. - direkte Ansprache - Ich werde mir das nicht mehr gefallen lassen von dir. Du mußt lernen auf eigenen Füßen zu stehen.
Th.: Hole sie raus aus deinem Bauch, sie hat ihr eigenes Leben.
Kl.: Du mußt raus, es hilft nichts, du mußt zu deinem Leben und dem was du tust stehen und nicht alles auf mich schieben. Die hat alles in meinen Bauch reingestopft.
Th.: Ja, hole sie raus, du mußt sie wohl noch mal gebären.
Kl.: Ich denke, das wird eine schwere Geburt.
Th.: Bist du bereit. - Klientin bejaht - Dann atme, fang an zu atmen. - Klientin fängt tief an zu atmen und sagt das ihr ganz schwindelig wird. - Atme sie aus. - Atmen wird mit Geräusch unterstützt. - Drücke ruhig aus was passiert, was du wahrnimmst.
Kl.: Guck, das beherrscht mich immer noch.
Th.: Nimm ruhig den Schlagstock, du kannst dich auch aufsetzen.
Kl.: Alles kribbelt in mir, das ist wie wenn ich nur Haut wäre ohne Knochen und in mir alles vibriert.
Th.: Ja, lasse es vibrieren.
Kl.: Wie schwarz und weiß ist es in mir. Ich will dich loslassen, du mußt raus aus mir, du mußt dein eigenes Leben leben.
Th.: Ja, hol sie raus aus dir, mach ruhig Töne dazu.
Kl.: Sie will nicht, sie will nicht raus. - atmet tief - sie ist wie in meiner Gebärmutter drin, sie hält sich fest.
Th.: Übernimm du die Kraft wieder, übernimm du wieder deine Energie. Du kannst es auch ganz bewußt machen.
Kl.: - schlägt kurz , will liegenbleiben - Das hat mit meiner Brust zu tun, ich sehe den Hügel, ich sehen meine Brust, ich sehe den Hügel, ich sehe genau diesen Hügel, es hat damit zu tun. Warum will sie nicht herausgehen aus mir? Das ist, als wäre sie in dem Geburtsgang drin. Sie will nicht raus.
Th.: Spüre mal, da kommen die Press-wehen, laß sie raus.
Kl.: Das brennt richtig und mein Hals, mein Hals tut weh.
Th.: Und spüre mal, was aus deinem Hals auch raus will, da sind bestimmt Töne.
Kl.: - fängt an zu husten - Ist alles ganz trocken. Du mußt raus, ob du willst oder nicht, du mußt, du mußt dein eigenes Leben führen. Jetzt tut meine Brust ganz weh.
Th.: Bitte sie, sich in das Bild mit umzusetzen.
Kl.: Drücke dich im Bild aus, jetzt geht es in meine Beine, der Hügel wird kleiner. Geh weg, geh raus aus mir , das soll leichter werden, meine Brust soll weich werden wieder, das ist ganz fort, das hat mit der Gerlinde zu tun.
Th.: Zeig es ihr.
Kl.: Jetzt tut die andere Seite auch noch weh. Guck dir das doch mal an, was das ist, schau dir das doch mal an. Ich wollte es euch doch nicht sagen, ich wollte euch nicht beunruhigen, ich wollte nicht, daß ihr das seht, aber schau es dir an, hole mal deinen Kopf und schau dir das an. Du mußt deinen Kopf nehmen, du kannst nicht kopflos da stehen, du mußt den Kopf nehmen, dann muß ich ihn dir eben bringen, dann muß ich mich auf den Weg machen und den Kopf holen. Ich gehe da hin, ich laufe, ich renne und hole den jetzt. Ich packe ihn. Ich bringe dir deinen Kopf wieder, nimm ihn. Ich setze dir jetzt deinen Kopf da drauf, der ist viel größer. Nimm den Kopf und schau dir diese Brust an, wie die aussieht und mein Hals, warum ist das alles so verkrampft? Schau es dir an, du mußt nicht die Augen zumachen. Du guckst immer weg, schau dir das bitte an.
Th.: Schaut sie hin?
Kl.: Nein, sie macht die Augen zu.
Th.: Fordere sie auf hinzuschauen.
Kl.: Mach die Augen auf. - energisch, lauter - Mach die Augen auf, das ist jetzt ein Befehl von mir. Ich befehle dir, die Augen aufzumachen, die kannst du ruhig zukneifen, du mußt sie jetzt aufmachen, sonst nehme ich dich und tue dich mit dem Gesicht da drauf. Bitte, ich muß sie mit dem Gesicht da drauf tun. - fängt an zu weinen - Schau es dir doch an. Sie will es nicht ansehen. Schau es dir an, wie schlimm das aussieht, ich will das los sein, ich will leben. Guck es dir an, bitte, bitte, bitte, schau es dir an, da nützen dir auch die Zeugen Jehovas nichts, ihr könnt mich nicht retten. Du mußt umkehren auf diesem Weg, schau es dir an. Mach die Augen jetzt auf.
Th.: Fordere sie auf, auch ruhig mit dem Stock. Hau ruhig auf den Boden.
Kl.: Ich sag dir, - schreit - ich hau dich jetzt, ich schlag dich bis du die Augen aufmachst.
Th.: Ja, nimm den Stock, da ist soviel Wut da, laß sie raus.
Kl.: - fängt an zu schlagen - Ich hau dich jetzt, bis du endlich die Augen aufmachst und dein eigenes Leben in deine Hände nimmst und nicht immer mich vorschiebst. Hör auf damit. Guck das an, was das ist.
Th.: Und, schaut sie hin.
Kl.: Ein bisschen.
Th.: Dann noch mal, sie soll richtig hingucken.
Kl.: - schlägt weiter - Guck hin, guck richtig hin, du mußt jetzt hingucken, ob du willst oder nicht, du kannst dich nicht hinter diesen Zeugen verstecken. Das ist Unfug, du kannst dich nicht immer hinter anderen Leuten verstecken, mach das endlich, nimm dein Leben in deine Hände, laß nicht andere Leute für dich denken und für dich handeln. Mach die Augen jetzt auf, guck hin. Die ist so stur.
Th.: Ja, spür mal wieviel Energie da drin sitzt.
Kl.: Sie blinzelt nur so ein bisschen. Guck dir den Hügel an. - schlägt weiter - Es kommt schon langsam raus, so groß ist die Geschwulst. Ich will, daß du hinguckst und daß das weggeht, ich will gesund nach Hause. Ich ertrage das nicht mehr länger. Guck hin, ich will deine Augen sehen.
Th.: Schau hin. Schau in ihre Augen.
Kl.: Ihr Gesicht vernebelt sich. Du willst es nicht wahrhaben. Du willst mich nicht loslassen.
Th.: Laß sie los, laß du sie los.
Kl.: Ich habe sie losgelassen.
Th.: Dann tue es noch mal, ganz bewußt.
Kl.: Siehe deinen Weg, geh. Ich habe es dir immer gesagt, es ist dein Leben, du mußt dein Leben in deine Hände nehmen und nicht immer andere Leute vorschieben. Du mußt die Verantwortung tragen und nicht die anderen. Sich für sozial Schwache einzusetzen ist nur ein Vorwand bei dir die eigenen Unzulänglichkeiten zu verstecken. Ich sehe das ganz deutlich, du bist es.
Th.: Bist du bereit sie gehen zu lassen. - Klientin bejaht - Bist du bereit, sie in den Abgrund springen zu lassen? - Klientin bejaht - Dann lasse sie springen.
Kl.: Sie springt, sie springt in die Tiefe. Sie springt in die Tiefe, unendlich tief ist das, aber ich denke, das wird gut wenn du unten ankommst. Jetzt schau es dir an, guck her. Sie ist immer noch so zögerlich, es ist so schwierig. Schau mal hin. Jetzt kommt sie, jetzt schaut sie. Jetzt nimmt sie mich in den Arm und weint. Jetzt weiß ich, daß du das nicht wolltest, ich weiß es. Du mußt dein Leben in deine Hände nehmen, ganz alleine. Du hast immer gedacht du tust es, aber das ist nicht wahr. Du hast immer einen Vorwand gebraucht. Du machst so einen Quatsch, nur um dich selber zu bestätigen, um anderen zu zeigen was du für ein toller Kerl bist, was du alles machst. Lebe doch dein Leben, wie du es gerne möchtest, aber so wie du es tust, das ist nicht der richtige Weg, aber finden mußt du den selber, den richtigen Weg. - fängt an zu weinen - Ich bin so glücklich. Such ihn dir, such ihn dir.
Th.: Wie fühlst du dich jetzt.
Kl.: Ich fühle mich besser.
Th.: Spüre mal in deinen Bauch rein, ob sie raus ist oder ob sie noch dort ist?
Kl.: Da bin ich mir jetzt nicht ganz sicher, ob sie da ganz raus ist.
Th.: Helf ihr doch mal beim Umzug.
Kl.: - Klientin lacht - Ja, das ist eine gute Idee. Ich habe immer so Kopfschmerzen.
Th.: Dann frage deinen Kopf, er soll sich umsetzen.
Kl.: Kopf, was ist los mit mir? Zeig mir mal, warum du immer noch weh tust. Ich glaube das hat mit meinem Krebs zu tun.
Th.: Dann laß es dir zeigen.
Kl.: Zeig es mir, du hast dich schon soweit ausgebreitet gehabt. Das ist noch viel Arbeit hat er gesagt.
Th.: Was würde ihm jetzt helfen, als Unterstützung bis morgen?
Kl.: Sag mir was dir hilft? Ruhe. Es wird gut, hat er gesagt, es wird gut, ich glaube daran. Ich glaube dir, wenn du das sagst.

Das ist ein schönes Gefühl: .Das ist wie eine Blume die aufgeht.