Blasenproblem (314)

Die Klientin leidet seit Monaten unter einem Druck auf der Blase, der sich bisher mit Medikamenten nicht verändern ließ. In dieser Probesitzung wird folgendes Hintergrundthema aufgedeckt: Die Klientin hat Angst, von ihren Mitmen-schen abgelehnt zu werden, wenn sie „nein“ sagt und sich abgrenzt. Der tiefe Schmerz der Ablehnung, den sie ein Leben lang zu vermeiden suchte, stammt aus ihrer frühen Kindheit. Die Blase aber fordert mit ihrem Druck die Klientin nun ständig auf: „Lass diese Angst los, sag öfter mal „nein“ zu den anderen und „ja“ zu dir!“


Die Klientin steht in einem Flur mit mehreren Türen, hinter denen sie ihre inneren Themen auftauchen lassen soll. Die „Wohnzimmertür“ zieht sie ganz besonders an. Die Tür hat ein Schild, auf dem „Fernsehzimmer“ steht.
Th.: Bist du bereit, die Tür zu öffnen? Dann spüre mal deine Hand auf der Türklinke und öffne jetzt. Was nimmst du wahr?
Kl.: Primeln auf dem Tisch. Mein Mann sitzt im Sessel und liest Zeitung.
Th.: Wie fühlt sich das an für dich?
Kl.: Gemütlich. Der Zimmerbrunnen plätschert. Ich setze mich an den Schreib-tisch und schreibe Briefe an meine Schwestern
Th.: Lass dich mal überraschen, wie der Brief aussieht!
Kl.: Liebe Hilde, ich glaube, es wird endlich Frühling ... Heute war ich in R., um etwas für meine Blase zu tun. Ich möchte euch anbieten, dass Berta auch herkommt mit ihrem Problem... - Die Therapeutin fragt die Klientin nach ihrem Gefühl. - Ich habe ein gutes Gefühl, ich schreibe gerne an meine Schwester.
Th.: Hole mal deine Schwester her und sage ihr noch etwas Wichtiges.
Kl.: Weißt du, es ist schön mit meiner Enkelin, aber ich möchte heute mehr für mich tun. Ich habe früher viel mit meinen Kindern gespielt. Aber heute kann ich das nicht mehr so ausdauernd. Mal eine Stunde, ja. Es strengt mich an, dass die Karla da nebenan wohnt.
Th.: Wie reagiert deine Schwester?
Kl.: Sie fragt, wie oft kommt denn Karla? - Ja, wenn wir sie ließen, kommt sie jeden Tag. Und ich kriege sie kaum wieder los.
Th.: Rufe mal deine Enkelin dabei und sage ihr noch mal, was dir auf dem Herzen liegt und schau, ob sie dich verstehen und wahrnehmen kann.
Kl.: Da kommen mir schon die Tränen. - Sie soll etwas mehr atmen, die Therapeutin legt ihr zur Unterstützung die Hand auf. – Als ich so klein war, hat mit mir niemand so gespielt. Deswegen kann ich dich auch nicht wegschicken, Karla. Ich habe immer am Daumen gelutscht, und die Babysitter haben nur mit den anderen gespielt.
Th.: Schau mal, was Karla jetzt macht.
Kl.: Sie weint auch, ist zu ihrer Mutter gelaufen. Die tröstet sie.
Th.: Wie geht es dir damit?
Kl.: Traurig.
Th.: Schau mal, ob du zu den beiden hingehen und sie vielleicht in den Arm nehmen kannst.
Kl.: - Sie tut es und erzählt ihnen ihre Geschichte noch einmal. – Das war furchtbar für mich, diese Zeit.
Th.: Spüre jetzt mal zu deiner Blase hin und gehe mit ihr in Kontakt, vielleicht energetisch oder wie mit einer Funkver-bindung. Frage sie mal, ob sie bereit ist, sich mit uns zu unterhalten!
Kl.: Sie sagt ja. – Aber die Klientin spürt sie zu Zeit nicht, der Druck ist weg.
Th.: Frage sie, was sie will, was du wahrnehmen sollst.
Kl.: Ich soll die Angst loslassen.
Th.: Weißt du, welche Angst?
Kl.: Ja. Wenn ich Karla sage, dass ich jetzt nicht mit ihr spielen will, dass sie einfach wegläuft oder böse wird. – Sie wird aufgefordert, es ihrer Enkelin direkt zu sagen.
Th.: Wie reagiert sie?
Kl.: Sie ist gar nicht böse, sagt: Da rufe ich die andere Oma Kalle, vielleicht spielt die mit mir.
Th.: Wie ist das für dich?
Kl.: Ich bin froh. Da kann ich machen, was ich jetzt möchte. Und wenn ich mit dir spielen will, rufe ich dich an.
Th.: Vielleicht braucht sie ja genau diese Ehrlichkeit von dir. Frage sie mal.
Kl.: Soll ich dich anrufen? Und soll ich dir sagen, wenn ich nicht mit dir spielen will? Sie sagt ja, obwohl sie auch traurig ist, wenn niemand mit ihr spielt. Aber jetzt sagt sie, dann spiele ich eben mit Opa oder Papa.
Th.: Wie ist das für dich?
Kl.: Erholsam. – Das soll sie ihr direkt sagen. - ...ich bin nur noch skeptisch, ob sie das auch richtig versteht. – Das soll sie ihre Enkelin wieder direkt fragen. – Ja, sie guckt ein bisschen traurig, ganz glücklich ist sie nicht. Ist mir auch verständlich. Ich würde sie eben gerne zu mir holen, wenn ich richtig frei bin für sie.

Th.: Frage sie mal, was sie dir beibringen soll. Vielleicht weiß sie das.
Kl.: Ja, von dir kann ich eine Menge lernen. Wenn du keine Zeit hast, sagst du das einfach. Ich traue mich das nicht. Da sagt sie: Ist doch ganz einfach, Oma, sage es einfach und gut.
Th.: Ja. Jetzt nehme mal Verbindung zu deiner Blase auf und frage, ob es das ist, was sie drückt!
Kl.: Ja, das ist es. Das trifft auch auf andere Menschen zu, aber am schwersten ist es bei Karla.
Th.: Also deine Blase fordert von dir ein, dass du zu dir selbst stehst.
Kl.: Das ich bei mir bin und nicht nur an die anderen denke. Das übe ich ja schon Jahre lang. Das ist wohl meine schwerste Aufgabe, mich abzugrenzen und erst mich zu fragen, ob ich das will.
Th.: Rufe mal so eine Situation aus deinem Leben herbei.
Kl.: Vor einem halben Jahr hatte ich Grippe. Und meine Nichte, der es auch so schlecht ging, wollte zu mir kommen. Da habe ich ja gesagt, und als sie da war, hat es mich so angestrengt, dass ich die ganze Woche noch krank war.
Th.: Wann war das?
Kl.: Im Oktober.
Th.: Und wann fing das mit deiner Blase an?
Kl.: Im Dezember. Da wollte eine meiner Schwestern mit mir auf den Weihnachts-markt, aber es war so kalt. Ich hatte Bedenken wegen der Kälte, aber sie sagte: Rosemarie, du bist doch nicht aus Zucker. Das hat mich so geärgert, weil sie ganz anders ist und nicht so schnell friert. Dann ist auch noch mein Bruder auf mich sauer, weil ich damals mit 20 von zu Hause ausgezogen bin und er immer denkt, er muss sich alleine um unsere Mutter kümmern. Und meine zweite Schwester, die ich immer anrief, um mich von ihr astrologisch beraten zu lassen, sagte mir vor einem Jahr, ich soll nicht mehr anrufen, denn es werde ihr zuviel. Das hat mich sehr verletzt, denn wir waren früher soviel zusammen. Nun hatte ich Angst, dass ich wegen des Weihnachtsmarktes die andere Schwe-ster auch noch verliere. . .
Th.: Sage es mal der Schwester, die du früher anriefst. Rufe sie mal herbei.
Kl.: Ich war so traurig, als du mir den Brief geschrieben hattest. Ich habe Tage lang geweint. Mein Bruder hat sich schon zurückgezogen. Und du schreibst mir einfach einen Brief, statt mich anzurufen und mit mir zu reden. Warum hast du das denn so gemacht? – Sie hört von ihrer Schwester eine Antwort, dass ihr Thera-peut ihr so geraten habe. – Aber du arbeitest so lange schon an deinen Gefühlen, wie kannst du da so einen kalten Brief schreiben. Da habe ich ge-merkt, dass du doch noch weit entfernt bist von deinen Gefühlen. Es ist so schade für dich und für mich. Aber ich glaube, dass der Brief nicht aus dir heraus ge-kommen ist. Aber du hakst immer alle ab, die du nicht gebrauchen kannst. Und du tust es so endgültig, dass man gar nicht an eine Versöhnung glauben kann. - Dann wendet sie sich ihrer anderen Schwester zu.
Th.: Hole sie mal mit her und sprich sie direkt an!
Kl.: Du kannst immer nicht verstehen, dass wir anderen zu Therapeuten gehen. Aber so ist es eben, du hast da weniger Probleme mitbekommen, bist stabiler. Aber vielleicht kannst du ja mal versuchen zu verstehen, wie es uns ging, die wir im Krieg geboren sind, keinen Vater bei uns hatten. Es macht mich traurig, wenn du sagst, du kannst uns nicht verstehen. Ich habe Angst, dich auch noch zu verlieren. Du warst älter, als Krieg war. Und du warst wie eine Mutter für mich, weil sich unsere Mutter ja immer aus dem Staub machte.
Th.: Wie reagiert deine Schwester denn jetzt darauf?
Kl.: Sie sagt, sie werde mich nicht verlassen und umarmt mich.
Th.: Genieße ihre Umarmung jetzt mal. - ... mit einigen Minuten Musik. - Wie geht es dir jetzt?
Kl.: Gut. Das war längst fällig.
Th.: Wie geht es deiner anderen Schwe-ster?
Kl.: Die steht daneben und guckt, wie wir uns umarmen.
Th.: Schau mal, was sie braucht. Lasse dir mal eine Farbe einfallen für sie. Ganz spontan.
Kl.: Da kommen zwei Farben. Ein warmes Blau und ein Rot.
Th.: Zeige sie mal deiner Schwester, welche sie anzieht. – Rot – Jetzt stelle dir vor, dass diese Farbe aus dem Kosmos über dein Scheitelchakra einfließt und dich ganz ausfüllt. Spüre, wo es besonders stark hinfließt und teile mir mit, wenn du mit dieser Farbe ganz ausgefüllt bist. … Und jetzt lasse sie weiter zu deiner Schwester hinüber fließen, bis sie ganz ausgefüllt ist. … Schau jetzt mal, wie es deiner Schwester geht, wenn sie mit diesem Rot ausgefüllt ist.
Kl.: Sie lächelt, aber ist verkrampft. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie jetzt zu uns kommt, und uns auch umarmt. Das wäre so meine Sache.
Th.: Frage sie mal, ob sie möchte.
Kl.: Ja, sie möchte doch. Aber ich nehme sie an die Hand. Sie kommt nicht alleine. Jetzt umarmen wir uns alle drei, und nun kann sie sich auch fallen lassen. Sie braucht immer so einen Mittler. – Wieder wird Musik eingespielt.
Th.: Was ist jetzt da?
Kl.: Sie gehen beide wieder weg, ich bleibe stehen. Da sind Karla und meine Tochter und gucken zu. Und mein Mann sitzt unter der Lampe und liest. Ich kann jetzt aber gut mit mir alleine sein. – Das soll sie ihnen sagen. – Ja, ich habe genug Kraft getankt und will mit mir alleine sein.
Th.: Wie reagieren sie?
Kl.: Sie lachen, drehen sich um und gehen.
Th.: Wie geht es dir damit?
Kl.: Gut.
Th.: Dann kannst du jetzt das Alleinsein genießen, wenn du willst. Wo möchtest du denn sein?
Kl.: In der Badewanne, da bin ich immer am liebsten.
Th.: Dann stelle dir das so vor und lasse alles, was du jetzt gefühlt hast, in dir verankern. … Nach einigen Minuten: Wie geht es dir?
Kl.: Ich wäre jetzt gerne im Bett und könnte einschlafen.
Th.: Bleibe noch ein bisschen da. Ich möchte, dass du noch mal Kontakt zu deiner Blase aufnimmst. Frage sie, ob es dein Grundthema ist, dass du öfter mal zu anderen Nein und zu dir Ja sagen musst.
Kl.: Ja, sie nickt.
Th.: Dann ist noch eine Wahrnehmung von mir, dass du ganz oft, wenn du Nein gesagt hattest, tief verletzt wurdest und dich deshalb nicht traust, Nein zu sagen. Frage mal deine Blase!
Kl.: … Ja, sie sagt auch wieder Ja. Das passiert nicht ständig, aber hin und wieder.
Th.: Meldet sie sich deshalb immer wieder, damit du das wahr nimmst?
Kl.: Ja, da kommt Ja. Das tut mir so weh, wenn ich abgelehnt werde.
Th.: Frage sie, ob da noch mehr Situatio-nen bestehen, an die du dich nicht erinnern kannst.
Kl.: Sie zuckt mit den Achseln.
Th.: Frage sie mal, ob du noch mehr machen musst oder ob sie jetzt schon mit ihren Schmerzen aufhören kann.
Kl.: …sie meint, ich muss schon noch mehr machen. Da fällt mir gleich eine Lehrerin ein, die mich immer fertig gemacht hat. Ja, da gibt es noch mehr Situationen, weil sich gewisse Gefühle und Abläufe immer wiederholten. Ich komme mir immer ganz schnell abgelehnt vor, das ist ein Problem.
Th.: Frage mal deine Blase, ob sie die Schmerzen lässt, wenn du dir dieses Thema weiter anschaust.
Kl.: Ja, sie nickt.
Th.: Frage sie, ob sie auch jetzt schon dazu bereit ist, wenn du versprichst, weiter zu arbeiten.
Kl.: Ja, sagt sie.
Th.: Oh, sehr kooperativ. Kannst du spüren, dass sie eigentlich für dich ist?
Kl.: Ja. Sie ist mir auch sehr dankbar, dass ich sie nicht mehr mit Medikamen-ten belaste. Sie guckt ganz sonnig. Aber ich kann nur kleine Schritte tun. Doch damit kommt man ja auch vorwärts.
Th.: Dann gehe mal in den ersten Raum rein, den du anfangs gesehen hast.
Kl.: Jetzt ist der Rollladen hoch und die Sonne scheint rein. Mein Mann nimmt mich in seinen Arm und drückt mich, weil er auch froh ist, wenn ich keine Schmer-zen habe.